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StefanieFreigericht

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Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2016
Mopsfluch / Holmes und Waterson Bd.3 (eBook, ePUB)
Richter, Martina

Mopsfluch / Holmes und Waterson Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Cozy-Krimi um Mops „Holmes“ als Ermittler (und ein paar Menschen)

Mops Holmes darf mit seinen Eltern sein Frauchen Marlene zu ihrer Schwester nach Frankreich begleiten, denn deren heißgeliebter wertvoller Zuchtstier ist spurlos verschwunden.
Als menschliche Verstärkung fahren Frauchens beste Freundin Jackie und deren Lebensgefährte mit, Detektiv Waterson.
Waterson und Holmes haben zusammen bereits vorher ermittelt – ich kannte keinen der anderen Fälle vorher und auch, wenn darauf gelegentlich angespielt wird, war das kein Problem bei der Lektüre.

Da Holmes ein Mops ist, „spricht“ er in Worten nur mit anderen Tieren – bei Menschen bellt er zustimmend oder versucht auf andere Art, sie auf etwas aufmerksam zu machen. Selbst bei den Tieren hilft diese Fähigkeit jedoch nicht immer, wie er anhand der Herde des Zuchtstiers feststellen darf: „Nach etwa einer halben Stunde hatte ich mir ein Bild vom Täter machen können: Er war groß-klein, blond-braun-schwarzhaarig, dick-dünn und fuhr ein blau-grün-schwarz-rotes Auto. Super, Kühe taugten als Zeugen etwa soviel wie Menschen.“ S 43.
Bald jedoch überschlagen sich in dem einsamen Ort die Ereignisse: auf dem Zaun des benachbarten Hotels hängt eine Leiche (blutiger wird es nicht, Details beschränken sich darauf, dass dem Dorfpolizisten schlecht wird; daher Einordnung als „Cozy-Krimi“), das Telefon fällt aus, es gibt Ressentiments gegen die Deutschen und zu allem Übel verschwindet plötzlich noch Holmes' Mama Nelly.
Sabotiert jemand das Hotel? Kam der Tote auf den Zaun durch Mord oder Selbstmord? Was bedeuten die seltsamen Gerüche im Hotelzimmer des Toten? Und wo ist der Stier, wo ist Holmes‘ Mama?

Ich hatte mir eine leichte Lektüre versprochen mit niedlichen Akteuren und nur eher „hygienischem“, wenig brutalen Verbrechen und genau das bekommen (sieht man einmal vom Geruch im Kuhstall ab oder der Tatsache, dass natürlich nur ganz böse Menschen einen Mops ängstigen würden). Gut gelöst fand ich, dass die Tiere ausschließlich untereinander sprechen können und mit den Menschen eher so interagieren, wie man das als Tierbesitzer gerne empfindet („ich war mit dem Hund draußen und wir haben uns unterhalten“). Ja, das ist sehr vermenschlicht und niedlich (und passend für die entsprechende Stimmung als Leser). Somit hätte ich 4 von 5 Punkten gegeben, wäre ich nicht wirklich reichlich genervt gewesen von den vielen Fehlern in meiner Ausgabe, beim nervigen „Francois“ statt „François“ angefangen über oft mehrfache Wortwiederholungen innerhalb weniger Sätze bis hin zu weiterem an Patzern; auch Sprache/Satzbau waren mir teils zu einfach (das allein hätte aber immer noch 4 Punkte bedeutet). Das wäre jedoch für mich kein generelles Argument gegen die Autorin, wie auch die Leseprobe vom ersten Band (im Anhang) belegt.

Bewertung vom 01.07.2016
Der kalte Saphir
Düblin, Michael

Der kalte Saphir


sehr gut

Beeindruckendes Kammerspiel mit Rückblicken; spannend und Studie über Branche und Menschen

Wieder ein Buch, das ich in ganz kurzer Zeit durchgelesen habe, weil es mich in den Bann zog. Wieder ein Buch, bei dem ich die Wendungen so nicht vorausgesehen hatte (bis auf eine, weil sie sich aus den ausgelegten Spuren für mich ergab). Wieder ein Buch, bei dem ich immer noch auf das Ende starre (das andere war „Nichts ist je vergessen“ von Wendy Walker ganz kurz vorher).


Ich bin mir wieder nicht ganz sicher, welchem Genre ich das zuordnen soll, ein Krimi ist das nicht wirklich, ein Hauch Psycho (Psycho- was?) ist da, viel Gesellschaftsstudie, viel psychologische Studie der Protagonisten - …ein Roman.

Der charismatische Frontmann der legendären Band Klarstein wurde vor über dreißig Jahren erschossen – die Journalistin Jule Sommer will im Interview mit dem damaligen Tontechniker der Band, Sebastian Winter, die Ereignisse aufklären – ein Tipp des damaligen Bandmitglieds Herb (man beachte: Sommer, Winter, und Herb st?).

Der Titel des Buchs bezieht sich auf den Bandnamen „Klarstein“, den sich der Gründer und Frontmann Jerome ausgedacht hatte – um damals Zed zu überreden, für die Band als Drummerin tätig zu werden, hatte er ihr einen Ring mit dazu passendem blauen Saphir geschenkt.

Das Interview in dem einsam gelegenen Haus von Winter mit Sommer gerät zum Kammerspiel, teils klaustrophobisch, teils zwanghaft, häufig mit bedrohlichem Unterton. Es wird früh klar, dass Winter vorhat, seiner eigenen Dramaturgie zu folgen; bei ihm hat fast alles eine tiefere Bedeutung, so denkt er zum Beispiel mit Blick auf Journalistin Sommer: „Wenn sie wüsste, was dieses Schwimmbecken für ihn bedeutet.“ S. 46 Der Eindruck entsteht, dass beide einander belauern, jeder vom anderen profitieren möchte.

Die Erzählungen des Tontechnikers geraten zur Reise in die Vergangenheit: „Ich erzähle Ihnen die ganze Story. Ungeschminkt. Aber nur, wenn sie mir versprechen, dass Sie sie auch so veröffentlichen werden, genau so, wie ich sie Ihnen erzähle“. S 22. Die Rückblenden sind atmosphärisch dicht, man kann fast die Geräusche im alten Haus hören oder den Alkohol und die Zigaretten in den Kneipen riechen. Nebenbei bekommt man eine Vorstellung, welche Härten es mit sich bringt, als junge Band bekannt werden zu wollen: die Reisen, der Geldmangel, lange aufeinander zu hocken, die Proben, die Improvisation, Feilen an Songs – aber auch die Businessmaschinerie, erste Anhänger. Durch den Kunstgriff des Wechsels zwischen den Zeitebenen bleibt eine gewisse Distanz zu den Figuren beim Leser durchaus bestehen, auf mich wirkt dadurch der Sog, der sich um die Mitglieder auftat inklusive des einsetzenden Erfolgstaumels surreal – genauso, wie sich so ein Triumph sicherlich für „betroffene“ Bandmitglieder darstellt.

Insgesamt ein wirklich gut und fesselnd geschriebenes Buch mit düsterer Spannung und viel Einblick in Branche, Menschen und Beziehungen. Der Schreibstil ist flüssig, mit einigen wenigen für mich ungewohnten Ausdrücken, so dem schweizerdeutschen Begriff für eine Obststiege (der Autor ist Schweizer). Manko war für mich vielleicht eine ungewöhnliche Wendung zu viel, die Tochter von Thérèse hätte es nach meiner Meinung nicht gebraucht. Genial dafür die „multimediale“ Einbettung des Buches: es gibt eine Webseite der Band und man kann sogar ihre Lieder hören (bzw., als Leser des Buches auch herunterladen!). Das Ende – ja, da schlage ich den Bogen zu meinen einleitenden Worten – wieder ein Buch, bei dem ich Idee und sicherlich Rückgrat des Autors bezüglich des Endes bewundere.


Übrigens ist der Autor Informatiker und hat vorher zwei Bücher geschrieben: eines ist ein Fußballroman, das andere ein Roman über einen Alpenflug, was ich im Zusammenspiel auch für reichlich bemerkenswert halte.
4 von 5 möglichen Sternen (einfach nur, weil noch ein Hauch Luft nach oben ist)

Bewertung vom 01.07.2016
Das Leben ist ein zotteliges Ungetüm
Wilke, Jesko

Das Leben ist ein zotteliges Ungetüm


ausgezeichnet

Super „Gute-Laune“-Buch mit witzig-realistischem Blick auf Management-Attitüden und -Plattitüden

Mir hat dieses Buch aber auch so richtig richtig Spaß gemacht. Das ist so ein Buch für vermutlich (fast) jeden, eines, das sich im Urlaub Mutter, Vater, Kind, Opa und Tante herumreichen können; nichts, um sich an tollen Formulierungen und Wendungen das Hirn zu verbiegen – aber auch nicht flach, die ironischen Einblicke in die Branche sind wirklich sehr gut (es gibt ein Glossar am Ende, ich bin erschreckt über mich selbst, da ich das wirklich nicht gebraucht habe). Die reinen Unterhaltungsbücher sind meist eher für Frauen, damit oft kitschig oder arg gefühlvoll – die für Männer sind meist in einer für Frauen unangenehmen Weise zotig. Krimis und Thriller sind vielen zu blutig. Der Autor schafft es hier, dass man das Buch mit einem Lächeln beiseite legt. Und, ja, natürlich ist da vieles überzeichnet, natürlich sind die Bösen böser und die Netten netter als in der Realität. Ich habe ja gesagt, U N T E R H A L T U N G. Schenken kann man das bestimmt (fast) jedem. Nein, für den griesgrämigen Onkel mit Hang dazu, nur bei der Tagesschau keine Spoiler dazwischen zu rufen, nehmen wir besser ein Sachbuch.

Der humorvolle, aber eher ironische als aufgesetzte Klappentext brachte mich dazu, dieses Buch lesen zu wollen: Der Ich-Erzähler Stefan Fischer berichtet von seinem Umzug samt Hund „Amok“ zu seiner Tochter, in die Wohnung über der Autowerkstatt, in der sie arbeitet. Der Vater ist gerade etwas klamm – und arbeitslos. Der Autor schafft es auch ohne Probleme, dabei vom schnodderigen Tonfall der Tochter zu dem „Denglisch“ in einer Werbeagentur zu wechseln: „Anyway, jetzt geht es darum, unsere Performance upzugraden. Kurz gesagt, wir brauchen einen Hungry Guy, der unser kleines Team so bald als möglich verstärkt.“ S. 22 . Fischer geht zu einem Bewerbungsgespräch als Türsteher – und verlässt den Raum als DER neue Werbemann – dabei hat er eigentlich nur alle Fragen so uminterpretiert beantwortet, dass die zu seiner Branche, der Überwachung, passen: „Dann arbeiten wir in drei Schichten“, sage ich. „Rund um die Uhr. Sicherheit ist unser Thema, nicht wahr? Also machen wir die Bank sicher. So sicher, dass keiner auf die Idee kommt, Scheiße zu bauen.“ S. 24 SO viel Einsatzbereitschaft hatte der neue Chef nicht erwartet bei den üblichen markigen Sprüchen. Der Junior Partner ist noch überrascht: "Das Talent des Junior Partners besteht im Wesentlichen darin, zu durchschauen, was Brokkoli [der Chef] denkt. Und dann damit zu punkten, dass er dies ausspricht, noch bevor der Boss es tut.".
Aufgrund verschiedener Umstände landet Stefan Fischer also in der Werbeagentur. Seine Bewährungsprobe kommt, als die Manager eines Klienten in der „Blitz-Zeitung“ abgelichtet werden, in Begleitung spärlich bekleideter Damen und dabei, mit zu Rollen geformten Geldscheinen Pülverchen vom Tisch zu saugen – wie soll man das erklären? Fischer hat ein feucht-fröhliches Wochenende hinter sich, so ist seine Idee, was denn Leute in ausgelassener Runde da zu sich nehmen können also… Salz! Salz mit Zitrone – und Tequila. Alles gaaaanz harmlos also. Nicht nur sein Chef fragt sich bald „Ist Werbung tatsächlich ein so billiges Geschäft, dass jeder x-beliebige Schaumschläger darin mitmischen kann?“
Während Fischer sich zwischenzeitig verheddert zwischen Selbstbild und Realität der Branche gerät ihm einiges außer Kontrolle, auch mit den Damen: „Theoretisch ist ein Mann in der Lage, nein zu sagen, praktisch eher weniger.“ . So entwickelt sich bald – auch dank der himmlisch skurrilen Nebenfiguren wie Ashanti und Opa Neunziger – aus der Situation ein veritables Roadmovie, bei dem ich auch durchaus etwas für’s Leben lernen konnte für den Kauf von Gebrauchtfahrzeugen: „..du legst den dritten Gang ein, lässt die Kupplung kommen und gibst Gas. Wenn sich der Motor abwürgen lässt, ist die Kupplung in Ordnung, schleift sie, ist sie durch.“
In diesem Buch „schleift“ nix. Klasse!

Bewertung vom 03.06.2016
Die Seele des Bösen - Blut, Angst und Tränen / Sadie Scott Bd.5 (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Blut, Angst und Tränen / Sadie Scott Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sadie Scott 5: Suche nach einem Serienmörder erlaubt nicht nur den Profilern keine Atempause

Dania Dicken stellt in ihrem Eingangs-Zitat und in ihrem Nachwort klar, dass sie die Sicht der Opfer von sexuellen Gewalttätern deutlicher in den Fokus stellen möchte. Das gelingt ihr in erbarmungslos heftig an die Nieren gehender, aber nie voyeuristischer Weise. „Jetzt bist du nicht mehr derselbe Mensch wie vorher.“ Das sagt in diesem fünften Band um Profilerin Sadie Scott der gesuchte Sexualsadist zu seinem neuesten Opfer.

Während Sadie ihren Verlobten Matt wegen dessen Ausbildung - ebenfalls beim FBI – schmerzlich vermisst, wird sie beruflich gefordert: zwei junge Frauen wurden ermordet aufgefunden, nach Misshandlung in vorangegangener Gefangenschaft. Gut die Darstellung der Polizeiarbeit, nicht spektakulär, sondern sicher oft langsam, mühselig, quälend – mit den daraus folgenden Zweifeln, ob hätte mehr getan worden sein können. Zu Beginn des Buches wird man als Leser noch etwas geschont – so wird verdeutlicht, warum manches an Sadies Verhalten definitiv anders ist als es sonst üblich wäre bei jungen Frauen ihres Alters, schließlich hat sie wegen ihrer Vergangenheit als einzige Überlebende des Blutrauschs ihres Serienmörder-Vaters so einiges in ihrer emotionalen Entwicklung erst spät nachzuholen begonnen. Als sie dann jedoch beschließt, auch endlich einmal Vertrauen zu anderen zu fassen, kann man sich als Leser dennoch des Gefühls nicht erwehren, dass sie – vielleicht? auch zu vertrauensselig sein kann. Doch es kommt viel viel schlimmer und zumindest für mich auch völlig anders als gedacht.

Ich möchte hier auf keinen Fall etwas verraten, aber was Dania Dicken da abliefert, ging mir heftig an die Nieren – und ich konnte das Buch trotzdem kaum aus der Hand legen, weil es nach den ersten paar Seiten wirklich praktisch keine Gelegenheit gibt, sich als Leser kurz zurückzulehnen, und die Handlung geradezu gnadenlos rasant vorangetrieben wird. Ja, es ist grenzwertig in der Direktheit der Gewaltdarstellung – aber die Autorin schafft es, auch die Stärke des Opfers zu vermitteln, schreibt jedoch ganz sicher nicht für schwache Nerven.

Für diesen nunmehr fünften Band der Reihe um FBI-Profilerin Sadie Scott gilt inzwischen, dass er sich nicht mehr als Einstieg in die Serie eignen dürfte, was zum Beispiel mit Band 3 noch durchaus ging: es wird zu vieles aus den vergangenen Romanen vorausgesetzt, speziell die Vorgeschichte Sadies und noch spezieller alles zu ihrem leiblichen Vater. Dafür dürften Fans der anderen, „älteren“ Profiler-Serie der Autorin sich freuen, eine „alte Bekannte“ wiederzutreffen, weil die Profilerin Andrea Thornton erneut hinzugezogen wird, wie auch schon in Band 4 (ich mag das und es funktioniert, auch wenn ich die genannte Serie noch nicht gelesen habe, denn warum auch sollten nur die TV-Serien-Schreiber so etwas dürfen? Es steht jedenfalls eine Neuauflage bei Bastei Lübbe zu Andrea Thornton ins Haus, auf die ich mich schon freue – jetzt habe ich ja endlich eine Grund, auch mit DER Reihe regelrecht beginnen zu „müssen“).

Bewertung vom 03.06.2016
Für immer in deinem Herzen
Shipman, Viola

Für immer in deinem Herzen


sehr gut

Gefühlvoller Frauenroman mit märchenhaftem Anklang, der zum Nachdenken und Nachempfinden anregt

... ein wunderbar gefühlvoller Frauenroman (eher KEIN Buch für Männer) um die drei Generationen von Frauen der Familie Lindsey: Großmutter Lolly, Arden, deren Tochter und Mutter von Lauren, der Studentin.

Die Handlung spannt sich auf um einen Aufenthalt der beiden jüngeren bei Lolly, die eine fortschreitende Form von Vergesslichkeit hat, die in Demenz münden kann, aber nicht muss. Es ist KEIN Demenzbuch, vielmehr ist die Sorge um den Verlust von Erinnerungen Antriebsmotor dafür, dass Lolly diese teilt. Sie erzählt ihre Geschichte und die derer, die ihr Leben berührten: ihre Großmutter, die einst aus Irland nach Michigan kam, ihre Mutter, die sie noch vor ihrer Jugendzeit an den Krebs verlor, ihr Vater, um den sie sich danach kümmert, ihre beste Freundin, die an den Brustkrebs starb, ihre große Liebe, ihr Ort. Der Originaltitel „The Charm Bracelet“ – altmodisch Bettelarmband – meint das Armband, das bei der Familie eine Tradition ist, jeder Anhänger ist verknüpft mit einer Person, einem Ereignis oder einer bestimmten Lebensweisheit, an diese knüpfen sich die Geschichten, die Lolly erzählt. Diese fand ich am schönsten am Roman, mit zum Teil weiten Rückblenden auf die Geschichte der Familie wie auf die der Einwanderung in die USA – teils sehr emotional gezeichnet und sehr berührend – Taschentücher dürften bei vielen Leserinnen nötig werden. Nicht kitschig, dafür mit vielen eingestreuten Lebensweisheiten: Speziell die mittlere Generation, Arden, ist unglücklich, geschieden, beruflich nicht erfüllt, mit finanziellen Sorgen. Als diese sich auf ihre Tochter Lauren auswirken, sagt dazu Lolly: "Menschen sind wie Dominosteine. Sobald wir umfallen, neigen wir dazu, alle anderen mit uns zu reißen." S. 135 Ihr Rat hingegen "Unglücklich zu sein kann dich völlig auffressen, ohne dass du es überhaupt bemerkst. Glücklich zu sein ist eine bewusste Entscheidung."

Da eigentlich typische Frauen- und Liebesromane nicht mein Genre sind, bin ich vermutlich kritischer. Jedoch hatte mir völlig unerwartet dieses Jahr schon Lori Nelson Spielmans „Morgen kommt ein neuer Himmel“ außerordentlich gut gefallen und eben diese Autorin lobt – auch auf dem Klappentext – nun Viola Shipmans Buch. Ja, der Stil ist ähnlich, auch hier geht um Lebensziele, Mut, sich selbst zu verwirklichen, die Familie, Freundschaft – also kein reiner oberflächlichen „Kitschroman“, das Buch regt wirklich dazu an, über vieles davon nachzudenken in all seiner Emotionalität.

Die Teile im Roman, die in der Jetzt-Zeit handeln, speziell zu Arden, die eigentlich kein Vertrauen mehr hat, in nichts, in niemanden, auch und gerade nicht zu sich selbst, sind mir jedoch ein wenig zu „rosarot“ gezeichnet, zu glatt, zu vorhersehbar (im recht kurzen Schlusskapitel ist doch plötzlich selbst der Exmann bei dieser einen Sache hilfreich). Schade finde ich, dass sie eher als die „kopflastige Spaßbremse“ in den Roman eingeführt wird – sie entwickelt sich zwar tatsächlich toll, aber gerade die Beschreibung, warum sie, die Schüchterne, sich von ihrer völlig extrovertierten Mutter oft in den Schatten gestellt und vorgeführt empfand in ihrer Jugend, kommt mir ein wenig zu kurz – Lolly meinte es zwar immer und gut und sie ist liebevoll, aber viele ihrer Aktionen überforderten schlicht die Tochter.

Insgesamt aber nur ein geringer Wermutstropfen, wenn man das Buch denn eher als wunderschönes gefühlvolles modernes Märchen einstuft, das nachdenklich macht und ermutigt, viele der angesprochenen Themen zu überdenken; insgesamt endlich wieder ein Buch auch aus diesem oft von mir vermiedenen Genre, das ich gerne behalten und auch verschenken werde. Ich empfehle ein Geschenk-Bundle mit einem kleinen Anhänger und/oder Bettelarmband – die Umsatzprovision bei diesen hätte sich die Autorin unbedingt vorher sicher sollen!!!

Bewertung vom 21.05.2016
Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4
Neuhaus, Nele

Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4


gut

Ein "Muss" für Fans, aber etwas zu viele Personen und Verwicklungen

Schneewittchen muss sterben“ ist der vierte Band der Reihe von Nele Neuhaus um Kriminalhauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Mitarbeiterin Pia Kirchhoff. Generell kann man die Bücher auch einzeln lesen.
Tobias Sartorius wird nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen und kehrt in sein Dorf Altenhain zurück. Er wurde kurz nach dem Abitur in einem Indizienprozess wegen Mordes an zwei Ex-Freundinnen aus dem Dorf verurteilt, die Leichen wurden nie gefunden, er kann sich an nichts erinnern. Das Dorf hat während seiner Haft seine Eltern quasi mit in Sippenhaft genommen, in dem kleinen Ort kennt jeder den anderen und weiß über die meisten Geheimnisse.

Zunächst aber stellt die Autorin zu Beginn des Krimis in für sie typischer Art einige Handlungsstränge in den Raum, die so noch nicht wirklich viel Sinn ergeben und die scheinbar unabhängig voneinander stehen.
Dabei soll es aber nicht bleiben: Glaubhaft baut die Autorin die Atmosphäre einer Dorfgemeinschaft auf, deren Stärke und Schwäche der unbedingte Zusammenhalt ist, in dem fein unterschieden wird zwischen denen, die dazugehören und anderen. Eine eifersüchtige Jugendliche erstellte Flugblätter mit dem Text „Schneewittchen muss sterben“ und die Kommissare bekommen Konkurrenz durch eine rebellische Teenagerin.
Grandios, wie Neuhaus hier immer noch eins draufsetzt: hielt ich einiges für vorhersehbar, was dann auch so eintrat, toppte die Autorin dieses mit immer noch einer weiteren Verkettung.
Als etwas problematisch empfand ich die doch sehr große Anzahl von Personen in diesem Buch.