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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Südhessen

Bewertungen

Insgesamt 103 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2021
Johanna spielt das Leben
Falk, Susanne

Johanna spielt das Leben


ausgezeichnet

Wunderbar erzählt

Die Geschichte beginnt in Wien Anfang der 60er. Johanna ist vor ein paar Monaten Mutter geworden und stellt fest, dass die Mutterschaft nicht das Glücksgefühl bei ihr auslöst, dass sie sich vorgestellt hat. Um glücklich zu sein, muss sie auf der Theaterbühne stehen. Dort lebt sich auf, dort findet sie ihre Erfolgserlebnisse und Selbstbestätigung.

Ihr Umfeld ist wenig begeistert, dass Johanna wieder arbeiten möchte. Für sie gehört eine Mutter zu ihrem Kind – für Selbstverwirklichung fehlt ihrem Mann und ihrer Familie jedes Verständnis.

Der Roman erzählt von der Zerissenheit Johannas. An einer Stelle heißt es „ich muss doch wenigstens etwas sein“. Ein Gefühl, dass Frauen auch heute oft nur zu gut kennen. Der Spagat zwischen Beruf und Familie und dass sie sich dabei selbst verlieren.

Ich fand es sehr spannend erzählt. Und gerade der zeitliche Aspekt – also den Zeitraum der 50er bis 60er Jahre – hat mir besonders gut gefallen. Für mich eine klare Leseempfehlung.

In den Vorgängerroman der Autorin „Anatol studiert das Leben“, in dem es um den Enkel von Johanna geht, musste ich dann auch direkt reinlesen. Kleiner Funfact: Beide Bücher beginnen im Garten der Döblinger Villa mit Johanna und Josef Meinard. Was für eine schöne Idee der Autorin.

Bewertung vom 09.03.2021
Sie haben mich nicht gekriegt
Kucher, Felix

Sie haben mich nicht gekriegt


ausgezeichnet

Geschichte erlebbar gemacht

Tina wächst in tiefster Armut auf. Früh schon muss sie die Schule verlassen und in der Weberei arbeiten, um die Familie durchzubringen. Gegen die Ungerechtigkeit, die sie schon in ihren jungen Jahren erlebt, wird sie ihr Leben lang als Kommunistin ankämpfen.

Das „Gegenstück“ ist Marie, die sehr wohlbehütet in Bayern aufwächst. Doch auch sie ist in ihren Entscheidungen nicht frei. Der Vater drängt sie zur Übernahme der eigenen Buchhandlung und ihre Träume, einmal als Ärztin in fremden Ländern zu arbeiten, zerplatzen.

Die Geschichte wechselt nach wenigen Seiten immer wieder von Tina zu Marie und wieder zurück. Das fand ich erfreulich abwechselnd und hat auch dazu geführt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Die Geschichte von Tina hat mich dabei wirklich gefordert. Hier wurden für mich völlig neue Aspekte der Geschichte beschrieben. Mit der mexikanischen Revolution oder den Bürgerkrieg in Spanien hatte ich mich bisher noch nie befasst. Zudem tauchten immer wieder Personen auf, deren Namen ich zwar schon einmal gehört habe, aber nicht immer richtig einordnen konnte. Daher habe ich hier des Öfteren im Internet recherchiert. Das empfand ich aber nicht als Nachteil – ganz im Gegenteil. Am Ende des Buches hatte ich das Gefühl, einiges gelernt zu haben und ich werde das ein oder andere Thema bestimmt noch weiter vertiefen.

Erst in der Mitte des Buches ist mir klar geworden, dass diese beiden Frauen tatsächlich gelebt haben. Der Autor hat natürlich vieles Ausschmücken müssen – aber dennoch fand ich die Tatsache, dass das Buch letztendlich auf wahren Begebenheiten beruht, ganz besonders bewegend und macht Geschichte für mich umso greifbarer.

Ein wirklich tolles Buch, dass hatte ich in dieser Form nicht erwartet. Geschichte und Roman in einem.

Bewertung vom 27.02.2021
Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
Connor, Leslie

Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)


ausgezeichnet

Was für ein wundervolles Kinderbuch

Mason Buttle ist ein ganz besonderer Junge. Aber wie es unter Kindern oft ist, diejenigen, die anders sind, werden ausgegrenzt und gemoppt. So geht es leider auch Mason Buttle. Und dabei bleibt er selber freundlich und geduldig. Und dass er ein paar Probleme mit dem Lesen und Schreiben hat, das weiß er selber. Aber dafür hat er ein sehr großes Herz.

Am liebsten hätte ich Mason umarmt und geknuddelt und ihm gesagt, was für ein wundervoller Junge er ist und das er, so wie er ist, genau richtig ist.

Die Autorin hat hier wunderbare Figuren geschaffen, die einem in Gedanken auch noch begleiten, wenn man das Buch zu Ende gelesen hat.

An „Die ganze Wahrheit“ werden nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene (bin selber Ende Vierzig) ihre Freude haben. Kein Wunder, dass das Buch schon mehrere Auszeichnungen erhalten hat – mehr als verdient.

Bewertung vom 15.02.2021
Lebenssekunden
Fuchs, Katharina

Lebenssekunden


ausgezeichnet

Als wäre man dabei gewesen

Zwei junge Frauen Mitte/Ende der 50er – eine als Leistungssportlerin in der DDR (Christine Magold) und die andere als angehende Fotografin in der BRD (Angelika Stein). Die Autorin hat die Geschichte der beiden Frauen so bewegend, bildhaft und mit geschichtlichen Details beschrieben – ich hatte das Gefühl, als wäre ich selber dabei gewesen. Mir hat der Roman unheimlich gut gefallen. Eine Schande, dass dies erst mein erstes Buch von Katharina Fuchs war. Ihr vorheriges Werk „Neuleben“ habe ich mir daher direkt auf meinen ebook-Reader geladen und wartet nun darauf, von mir gelesen zu werden.

Auf den letzten beiden Seiten – der Nachlese – habe ich mich gefragt, ob das nun eine wahre Geschichte ist oder eben „nur“ angelehnt an die damaligen Ereignisse. Da konnte mir auch die Internetseite der Autorin nicht weiterhelfen. Aber ich denke, die beiden Personen sind letztendlich fiktiv, wenn auch so lebensnah beschrieben, dass man am Ende das Gefühl hat, zwei Freundinnen dazu gewonnen zu haben.

Für mich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.02.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


ausgezeichnet

Das Buch macht wütend

Die Autorin beschreibt das Leben von Kim Jiyoung, geboren 1982, in Südkorea. Wir begleiten Kim auf ihrem Lebensweg, beginnend mit ihrer Geburt, dem Aufwachsen in ihrer Familie (als zweites Kind mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder), während ihrer Schul- und Studienzeit, bei ihrer Heirat und der Geburt ihrer Tochter, bis zum Jahr 2015.

Dieses Buch hat etwas in mir ausgelöst, dass ich so nicht erwartet habe. Ich wurde mit jeder Seite wütender. Nicht auf die Autorin oder das Buch, sondern auf eine Gesellschaft, die mit einer unfassbaren Selbstverständlichkeit die Frauen in eine festgelegte Rolle zwängt und jedes noch so kleine Aufbegehren durch Verständnislosigkeit und Strafen im Keim erstickt. Schon von Kindesbeinen an, wird hier Mädchen eingetrichtert, dass sie nicht den gleichen Wert haben, wie Jungs. Bei sexuellen Übergriffen wird die Schuldfrage beispielsweise sofort bei der Frau gesucht, da dieser Übergriff ja nur passieren konnte, weil sie (die Frau) sich nicht an die Regeln gehalten hat. Die Schuldfrage des Mannes steht nicht zur Debatte oder wird kleingeredet. Von Chancengleichheit im Berufsleben brauchen wir gar nicht erst zu reden.

Natürlich gibt es Länder, in denen Frauen einen noch schlechteren Stellenwert haben, gar um Leib und Leben bangen müssen, nur weil sie als Frau geboren wurden. Aber dass Südkorea als sogenannte Industrienation die Frauen derartig benachteiligt, war mir bisher nicht klar und ist für mich unfassbar.

Ein Buch das aufrüttelt und vielleicht dazu beitragen kann, dass sich in Südkorea (und auch in anderen Ländern) etwas ändert und Frauen endlich gleichberechtigt und wertgeschätzt werden.

Bewertung vom 06.02.2021
Das achte Kind
Grabovac, Alem

Das achte Kind


ausgezeichnet

Ein beeindruckendes Buch

Alem Grabovac (Jahrgang 1974) hat mit diesem Buch eine bewegende Autobiographie geschrieben. Ich bin selber Anfang der 70er geboren und konnte mich zumindest bei den „geschichtlichen“ Erinnerungen wieder finden. Doch die persönlichen Erinnerungen des Autors weichen so völlig von meiner eigenen Lebensgeschichte ab. Zwei Kindheiten im selben Land und doch so gänzlich unterschiedlich.

Ich fand das Buch spannend, berührend, musste oft den Kopf schütteln und habe mich immer wieder gefragt, ob ich selber so einen gefestigten Lebensweg beschritten hätte, wenn ich die gleichen (zum Teil recht schlechten) Voraussetzungen gehabt hätte. Schon als Kind eigenständig richtig und falsch zu begreifen, auch wenn es anders vorgelebt wird, ist beeindruckend und nicht selbstverständlich.

Ich hoffe, dass Alem Grabovac noch weitere Bücher veröffentlichen wird.

Bewertung vom 28.01.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Auf jeden Fall ein Jahreshighlight

Schön, wenn man im Januar schon ein Jahreshighlight lesen durfte. Denn ein Jahreshighlight ist das neue Buch von Kati Naumann für mich auf jeden Fall.

Doch worum geht es eigentlich? Die Geschichte wird uns auf zwei Erzählebenen geschildert. Zum einen gibt es den historischen Erzählstrang – beginnend mit 1910, in dem wir den Werdegang der Spielzeugfabrik der Familie Langbein begleiten. Besonders schön fand ich die kleinen geschichtlichen Details über das Leben zur damaligen Zeit. Ich hatte bisher z.B. noch nie etwas vom Anti-Kitsch-Gesetz gehört.

Der zweite Erzählstrang spielt in unserer heutigen Zeit und wir lernen die Urenkel Iris, Jan und Eva der Fabrikgründer kennen. Die drei räumen das Familienanwesen aus und zwar Zimmer für Zimmer. Dabei kommt das ein oder andere zum Vorschein – seien es Familiengeheimnisse, seien es besondere Familienbesitztümer.

Die beiden Erzählstränge wechseln sich bei ständig ab und als Leser erfährt man immer wieder, wie diese Geheimnisse entstanden oder die Besitztümer zur Familie gefunden haben, die die drei Enkel Jahrzehnte später entdecken. Dieses Wechselspiel hat mir wahnsinnig gut gefallen.

Zwischendrin gab es sogar einen kleinen Verweis auf ihr vorheriges Buch „Was uns erinnern lässt“. Trotzdem sind beides eigenständige Geschichten – aber die Schauplätze der beiden Bücher sind nicht weit voneinander entfernt.

Für mich eine klare Leseempfehlung für alle die Familienromane mögen.

Bewertung vom 31.12.2020
Der Mädchenwald
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald


ausgezeichnet

Absoluter Pageturner

Dieser, aus meiner Sicht, recht ungewöhnliche Thriller erzählt die Geschichte einer Entführung aus drei Perspektiven. Zum Einen lernen wir als erstes Elijah kennen. Seine Sicht ist die eines Kindes, der dem Leser die Vorgänge im Mädchenwald beschreibt. Gerade diese kindliche Sicht hat mir wirklich gut gefallen. In der zweiten Perspektive kommt das Entführungsopfer Elissa zu Wort, die mich mit ihrem Mut und ihrer Pfiffigkeit wirklich beeindruckt hat. Und zu letzt haben wir noch die Ermittlersicht, in Form von Mairead. Mit diesen drei Personen wird die ganze Geschichte erzählt. Dabei springen wir immer wieder zwischen der Vergangenheit und Zukunft hin und her. Aber mit den Tagangaben in den Überschriften kommt man als Leser gut damit klar.

Mir hat dieser Thriller wirklich sehr gut gefallen. Ich habe schon länger keinen solchen Pageturner gelesen und fand die Geschichte auch wirklich einfallsreich und ungewöhnlich. Die Twists haben mich immer wieder überrascht und das Ende habe ich so nicht erwartet. Das Buch hat also alles, was einen guten Thriller ausmacht. Für mich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.12.2020
Ungezähmt
Doyle, Glennon

Ungezähmt


gut

Ich war nicht die richtige Leserin für dieses Buch

Die Leseprobe hatte mich eigentlich überzeugt und so freute ich mich wirklich darauf, dieses Buch zu lesen. Und auch der erste Abschnitt hat mir richtig gut gefallen. Aber ab dem zweiten Abschnitt hat mich die Autorin leider Stück für Stück verloren. Es gibt zwar immer wieder mal Kapitel, die mir etwas geben konnten. Zum Beispiel das Kapitel „Ohren“, aber insgesamt war es sehr wiederholend und hat auch nicht zu meiner Lebenssituation gepasst. Wahrscheinlich bin ich einfach schon zu unangepasst, so dass für mich die Ein- und Ansichten der Autorin nichts Neues, nichts Weltbewegendes darstellen. Nichts, dass mir in meinem Leben weiterhelfen würde.

Ich glaube, ich bin für dieses Buch einfach nicht die richtige Leserin gewesen und habe es tatsächlich nach der Hälfte abgebrochen. Es ist aber kein schlechtes Buch und wird bestimmt andere LeserInnen begeistern.

Bewertung vom 17.11.2020
Das Eismonster
Walliams, David

Das Eismonster


ausgezeichnet

Was für ein toll aufgemachtes Kinderbuch

Wir befinden uns in London im Jahre 1899. Elsie lebt als Waisenkind auf der Straße und schlägt sich so durch. Eines Tages erfährt sie, dass ein seit 10.000 Jahren totes Mammut, eingefroren in einem großen Eisblock, gefunden wurde. Es soll im naturhistorischen Museum von London ausgestellt werden. Das muss sich Elsie natürlich ansehen und gerät dabei in ein großes Abenteuer.

Mir hat dieses Kinderbuch wirklich sehr gut gefallen. Herausragend war für mich vor allem die Aufmachung des Buches. Der fast 500 Seitenwälzer sprüht nur so von phantasievollen Illustrationen. Die für ein Kinderbuch typische große Schrift wird zusätzlich noch durch verschiedene Schriftarten und -größen aufgelockert. Man fliegt nur so durch die Seiten. Und für Kinder bestimmt ein großes Erfolgserlebnis, wenn sie ein solch dickes Buch am Ende mit einem zufriedenen Lächeln zuschlagen.