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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Südhessen

Bewertungen

Insgesamt 111 Bewertungen
Bewertung vom 13.05.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

Ein wundervolles Buch über eine starke Frau

Wir begleiten in diesem Buch Emmy auf ihrem Lebensweg. Aufgewachsen auf einer kleinen Nordseeinsel – unter mehr als ärmlichen und schwierigen Verhältnissen. Hunger, Krieg und Verlust prägen ihr junges Leben.

Mit 14 Jahren ist sie auf sich allein gestellt und es verschlägt sie als Dienstmädchen nach Berlin. Und in Berlin wird sie ihr Leben lang bleiben – und es wird ein langes und lebenswertes Leben.

Die Lebensgeschichte von Emmy wird dabei auf drei Zeitebenen erzählt. Zum Einen der Lebensabend von Emmy im Jahre 1994/95, dann in Rückblenden ihre Kindheitserinnerungen bis zum Ende des zweiten Weltkrieges und wir springen auch immer wieder mal in die 70/80er und lernen dabei auch die drei Kinder von Emmy immer besser kennen.

Mir hat dieser zeitliche Wechsel sehr gut gefallen. Dadurch kam nie Langeweile auf und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich immer gespannt war, wie es im nächsten Zeitabschnitt weitergeht.

Der wunderbare Schreibstil der Autorin hat mich in die Geschichte eintauchen lassen – nur das Ende hätte ich mir anders, irgendwie aufregender, gewünscht. Aber insgesamt ein wundervolles Buch, für das ich eine klare Leseempfehlung aussprechen möchte.

Bewertung vom 07.05.2021
Die Geschichte von Kat und Easy (eBook, ePUB)
Pásztor, Susann

Die Geschichte von Kat und Easy (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Als würde man zwei Freundinnen wiedertreffen

Nachdem die Autorin mich mit ihrem Buch „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ sehr begeistern konnte, stand ihr neues Werk „Die Geschichte von Kat und Easy“ natürlich ganz oben auf meiner Wunschliste. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Kat und Easy, die Anfang der 70er für ein Jahr beste Freundinnen waren, treffen sich fast 50 Jahre später auf Kreta für einen gemeinsamen Urlaub und der Aufarbeitung der Dinge, die damals passiert waren, wieder.

Wir springen dabei immer wieder zwischen Damals in Laustedt und dem Heute in Kreta hin und her und erfahren so, was damals passiert ist und wie die Geschehnisse das Leben der beiden geprägt haben.

Die Autorin hat es wieder geschafft, die Figuren so lebendig zu beschreiben, dass man denkt, man würde zwei Freundinnen begleiten. Und auch wenn ich selber 1973 erst zwei Jahre alt war, so konnte ich mich in den Beschreibungen der 70er noch gut wiederfinden und auch mir standen wieder so manche Erinnerungen aus meiner Jungend vor Augen.

Ein schönes und berührendes Buch. Und ich freue mich schon auf das nächste Werk von Susann Pasztor.

Bewertung vom 19.04.2021
Girl A
Dean, Abigail

Girl A


ausgezeichnet

Dramatischer Spannungsroman

Alexandra – kurz Lex genannt – und ihre Geschwister erleben unglaublich Schreckliches. Die Geschichte beginnt damit, dass wir Lex auf ihrer Flucht aus ihrem Elternhaus kennenlernen, in dem sie angekettet in einem kleinen Raum, angefüllt mit Müllsäcken, dahinvegetiert.

Als Leser ist man erst einmal schockiert und was sich zunächst nach einem Thriller anhört, entwickelt sich schnell zu einem dramatischen Spannungsroman. Denn wir lernen Lex und ihre Geschwister vor allem in ihrer Zeit nach der Befreiung kennen und sehen wie die Kinder und späteren Erwachsenen sehr unterschiedlich mit ihrer Vergangenheit umgehen.

Aber wir erfahren auch Stück für Stück, wie es zu dieser familiären Eskalation gekommen war. Denn anfänglich beschreibt die Autorin noch eine halbwegs normale Familie. Zwar in ärmlichen und wahrlich nicht kindgerechten Verhältnisse – aber die extreme Entwicklung, die diese Familie nehmen wird, würde man so nicht erwarten.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen – eine spannende und emotionale Leseerfahrung.

Bewertung vom 06.04.2021
Als wir uns die Welt versprachen
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


ausgezeichnet

Die Reise von Edna und Emil zu Jacob

Edna, eine Frau von über 90 Jahren, lebt alleine und zurückgezogen in ihrem kleinen Häuschen in Südtirol. Ihr einziger Begleiter ist Emil – ein Papagei.

Das wirkt erst einmal sehr idyllisch, aber Edna hat in ihrer Kindheit Schlimmes erlebt. Sie wurde als Schwabenkind regelrecht an einen Bauern in Deutschland verkauft. Dort mussten sie und die anderen Kinder schwere Arbeit leisten – ohne Lohn und waren dabei der Gewalt des Großbauern und seiner Knechte ausgeliefert.

Edna freundet sich auf dem Hof mit Jacob an und gemeinsam – und mit Emil – planen sie die Flucht aus diesem Dasein.

Im hohen Alter wird Edna nun von der Vergangenheit eingeholt und sie beschließt, sich – wie damals – auf die Reise zu dem Gehöft zu machen. Bei dieser Reise trifft sie auf viele hilfsbereite Menschen. Phasenweise ähnelte die Geschichte dem Buch „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“.

Das Buch wechselt immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Wobei ich gerne noch mehr aus der Zeit in Deutschland gelesen hätte.

Ein wirklich schönes Buch, absolut empfehlenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2021
Undercover Robot - Mein erstes Jahr als Mensch
Edmonds, David;Fraser, Bertie

Undercover Robot - Mein erstes Jahr als Mensch


ausgezeichnet

Was macht einen Menschen aus?

Dotty ist eine Androidin und soll ein Jahr lang unerkannt als normales Mädchen die 6. Klasse die Brussell-Akademie für außerordentlich Hochbegabte besuchen. Dabei soll sie so wenig wie möglich auffallen und vor allem Freundschaftspunkte sammeln.

Wie zu erwarten, klappt das „so wenig wie möglich auffallen“ nicht immer so ganz. Denn Dotty muss erst noch lernen, wie sich 11jährige Mädchen normalerweise verhalten.

Für mich geht es bei diesem Kinderbuch um die zentrale Frage, was einen Menschen ausmacht. Was ist am Menschsein so besonderes? Das Streben nach Glück? Das Gefühl der Liebe? Der Ehrgeiz? Dotty wird in diesem Jahr einiges über sich und über die Menschen lernen.

Mir hat dieses Buch außerordentlich gut gefallen. Hier wird ein philosophisches Thema kindgerecht und humorvoll dargestellt. Ein wirklich gelungenes Werk für Kinder ab 10 Jahren.

Bewertung vom 02.04.2021
Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15
Bergmann, Renate

Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15


ausgezeichnet

Ab ins Grüne

Ein neuer Renate Bergmann Roman ist für mich immer Pflichtlektüre. Nach dem Renate im vorherigen Band campen war, geht es nun wiederum ins Grüne. Das das Gärtnern im Schrebergarten mit viel Arbeit verbunden ist, ist klar. Aber davor scheut sich eine Renate Bergmann natürlich nicht.

Genauso klar ist es, dass uns liebenswerte und auch mal weniger liebenswerte Nachbarn in der Kleingärtnerkolonie erwarten. Besonders gefreut habe ich mit über Herrn Habicht – den wir ja schon vom Campingplatz her kennen – und seine Rolle also Kontrolleur der offiziellen und selbst gemachten Regeln, bei der sogar eine Drohne zum Einsatz kommt.

Ich habe mich wieder köstlich amüsiert und ahne, welches Thema das nächste Buch der Reihe haben wird. Ich hoffe, dass ich damit richtig liege, denn das verspricht wieder eine tolle neue Geschichte von Renate.

Bewertung vom 24.03.2021
Fritz und Emma
Leciejewski, Barbara

Fritz und Emma


ausgezeichnet

Emotionsreicher Lesegenuss

In einem kleinen Dorf in der Westpfalz, erblicken Ende der 1920er Emma und Fritz am gleichen Tag das Licht der Welt. Die beiden sind schon als Kinder unzertrennlich. Aber die Schrecken des zweiten Weltkrieges verhindern am Ende, dass aus den beiden ein Ehepaar wird.

Das gleiche Dorf im Jahre 2019. Der neue Pfarrer Jakob mit seiner Frau Marie übernimmt das Pfarramt. Jakob hat sich direkt in das Dorf und seine Bewohner verliebt. Marie dagegen findet es in Oberkirchbach trostlos und fühlt sich dort überhaupt nicht wohl. Doch Stück für Stück lernt sie die Einwohner und deren Geschichten kennen. Ganz besonders interessiert sie sich für Fritz und Emma, die seit fast 70 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen haben. Und sie will unbedingt herausfinden, was damals passiert ist und die beiden wieder zusammenbringen.

Das Buch hat bei mir tatsächlich einige Emotionen ausgelöst. Große Teile waren leicht und fluffig – so richtig zum Wohlfühlen. Und dann gab es immer wieder Ereignisse, die mir einen Kloß im Hals beschert haben. Vor allem in der Mitte des Buches, musste ich es mal kurz schließen und tief durchatmen, bevor ich weiter lesen konnte.

Die Protagonisten sind mir während der Lesestunden wirklich ans Herz gewachsen und ich habe sie am Ende des Buches nur ungern losgelassen. Vielleicht gibt es ja irgendwann mal eine Fortsetzung? Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen.

Bewertung vom 21.03.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


sehr gut

Erschreckende Zukunftsaussichten

Noah Richter beschreibt in seinem Buch „2,5 Grad – Morgen stirbt die Welt“ mittels sieben Erzählsträngen eine erschreckende Zukunftsvision. In naher Zukunft nehmen die Umweltkatastrophen immer mehr zu. Extreme Hitzewellen in südlichen Ländern, Dauerrregen und Überschwemmungen im Norden, Anstieg des Meeresspiegels weil die Permafrostböden auftauen usw. Und trotzdem ist die Menschheit immer noch nicht zur Einssicht gekommen, dass jetzt gehandelt werden muss. In den politischen und wirtschaftlichen Machtzentralen sitzen weiterhin Menschen, die an der Klimakatastrophe verdienen und sich privat für alle Fälle in einem geschützten Bereich eingemietet haben – ganz nach dem Motto: Nach uns die Sintflut.

Eine erschreckende Zukunftsaussicht, gerade weil sie nicht fiktiv ist. Die Frage ist nicht mehr ob das passiert, sondern nur noch wann und wie schnell.

Das Ganze ist einem spannenden Ökothriller verpackt. Auch wenn es sich in erster Linie um Unterhaltungsliteratur handelt, so ist dies auch ein Weckruf. Ein Buch, dass einem bewusst macht, dass wir unsere Zukunft auf diesem Planenten gerade verspielen, wenn wir nicht endlich anfangen zu handeln – und war konsequent und ja, dass wird weh tun.

Bewertung vom 14.03.2021
Johanna spielt das Leben
Falk, Susanne

Johanna spielt das Leben


ausgezeichnet

Wunderbar erzählt

Die Geschichte beginnt in Wien Anfang der 60er. Johanna ist vor ein paar Monaten Mutter geworden und stellt fest, dass die Mutterschaft nicht das Glücksgefühl bei ihr auslöst, dass sie sich vorgestellt hat. Um glücklich zu sein, muss sie auf der Theaterbühne stehen. Dort lebt sich auf, dort findet sie ihre Erfolgserlebnisse und Selbstbestätigung.

Ihr Umfeld ist wenig begeistert, dass Johanna wieder arbeiten möchte. Für sie gehört eine Mutter zu ihrem Kind – für Selbstverwirklichung fehlt ihrem Mann und ihrer Familie jedes Verständnis.

Der Roman erzählt von der Zerissenheit Johannas. An einer Stelle heißt es „ich muss doch wenigstens etwas sein“. Ein Gefühl, dass Frauen auch heute oft nur zu gut kennen. Der Spagat zwischen Beruf und Familie und dass sie sich dabei selbst verlieren.

Ich fand es sehr spannend erzählt. Und gerade der zeitliche Aspekt – also den Zeitraum der 50er bis 60er Jahre – hat mir besonders gut gefallen. Für mich eine klare Leseempfehlung.

In den Vorgängerroman der Autorin „Anatol studiert das Leben“, in dem es um den Enkel von Johanna geht, musste ich dann auch direkt reinlesen. Kleiner Funfact: Beide Bücher beginnen im Garten der Döblinger Villa mit Johanna und Josef Meinard. Was für eine schöne Idee der Autorin.

Bewertung vom 09.03.2021
Sie haben mich nicht gekriegt
Kucher, Felix

Sie haben mich nicht gekriegt


ausgezeichnet

Geschichte erlebbar gemacht

Tina wächst in tiefster Armut auf. Früh schon muss sie die Schule verlassen und in der Weberei arbeiten, um die Familie durchzubringen. Gegen die Ungerechtigkeit, die sie schon in ihren jungen Jahren erlebt, wird sie ihr Leben lang als Kommunistin ankämpfen.

Das „Gegenstück“ ist Marie, die sehr wohlbehütet in Bayern aufwächst. Doch auch sie ist in ihren Entscheidungen nicht frei. Der Vater drängt sie zur Übernahme der eigenen Buchhandlung und ihre Träume, einmal als Ärztin in fremden Ländern zu arbeiten, zerplatzen.

Die Geschichte wechselt nach wenigen Seiten immer wieder von Tina zu Marie und wieder zurück. Das fand ich erfreulich abwechselnd und hat auch dazu geführt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Die Geschichte von Tina hat mich dabei wirklich gefordert. Hier wurden für mich völlig neue Aspekte der Geschichte beschrieben. Mit der mexikanischen Revolution oder den Bürgerkrieg in Spanien hatte ich mich bisher noch nie befasst. Zudem tauchten immer wieder Personen auf, deren Namen ich zwar schon einmal gehört habe, aber nicht immer richtig einordnen konnte. Daher habe ich hier des Öfteren im Internet recherchiert. Das empfand ich aber nicht als Nachteil – ganz im Gegenteil. Am Ende des Buches hatte ich das Gefühl, einiges gelernt zu haben und ich werde das ein oder andere Thema bestimmt noch weiter vertiefen.

Erst in der Mitte des Buches ist mir klar geworden, dass diese beiden Frauen tatsächlich gelebt haben. Der Autor hat natürlich vieles Ausschmücken müssen – aber dennoch fand ich die Tatsache, dass das Buch letztendlich auf wahren Begebenheiten beruht, ganz besonders bewegend und macht Geschichte für mich umso greifbarer.

Ein wirklich tolles Buch, dass hatte ich in dieser Form nicht erwartet. Geschichte und Roman in einem.