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Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2019
Neue Geschichten von Vater und Sohn 2
Lizano, Marc;K., Ulf

Neue Geschichten von Vater und Sohn 2


gut

Ich bin ja nun wirklich nicht dafür bekannt, Comics zu lieben oder gerne eine Rezension darüber zu schreiben, aber die Geschichten von Vater und Sohn, die waren mir doch sehr vertraut. Als ich diesen Comic gesehen habe, war mein Gedanke, das muss ich haben. Die Geschichten von Vater und Sohn erinnern mich irgendwie noch an meine Kindheit. Ich weiß nicht mehr wo ich die gelesen habe, aber ich habe sie gelesen, denn die Figuren kamen mir merkwürdig vertraut vor.
Gesagt, getan, und was soll ich sagen, die Geschichten, die die beiden durchleben sind immer wieder voller Gefühl und Fantasie. Am Anfang dachte ich, dass es nur kleine Geschichten sind, aber dann kommt eine Situation, die aufgelöst oder weitergesponnen wird, die man vor ein paar Seiten schon angerissen hatte.
Dadurch, dass es keine Sprechblasen gibt, kann man seiner eigenen Fantasie immer wieder freien Lauf lassen. Man kann aber einiges aus der Mimik der beiden ablesen und vielleicht auch eine eigene Geschichte spinnen.
Besonders schön ist auch das Interview mit den beiden Autoren, welche erklären, wieso und weshalb sie die Geschichten von Vater und Sohn wieder haben auferstehen lassen.
Mein Fazit bei dem Comic ist zum einen sehr euphorisch, da es da es wirklich gelungene Geschichten sind, die irgendwie in mir sehr viel auslösen.
Zum andern ist es nun beim zweiten Durchgang des Comics nun doch etwas anders, da die Geschichten nach dem Interview mit den Autoren andere Nuancen zeigen. Aber vielleicht ist das auch so gewollt. Oder es ist nur bei mir so. Ich habe aber das Gefühl, dass ich diesen Comic noch einige mal in die Hand nehmen werde und immer wieder etwas anderes sehe.
Wer weiß, vielleicht ist es gerade das, was diesen Comic so besonders macht. Ich bin gespannt, ob die beiden Autoren noch oft die Chance bekommen. Mich würde es freuen, noch einige Comics in dieser Qualität erleben zu dürfen.

Bewertung vom 22.03.2019
Cheers
Suter, Martin

Cheers


ausgezeichnet

Martin Suter ist vielleicht er einigen ein Begriff, da ich mir ja schon mal „Alles im Griff“ von ihm gegeben habe, welches sich dann für mich zu einem Überraschungsbuch gemausert hatte. Deswegen kann ich an ihm irgendwie nicht mehr vorbeigehen. So geschehen auf der Frankfurter Buchmesse.
Dieses Buch (Cheers) lag also seitdem auf meinem SUB und wartete gelesen zu werden. Es war immer griffbereit und hat auf seine Chance gewartet. So war es dann auch gleich meine erste Wahl, nachdem ich mir gerade wieder etwas zugemutet hatte, was nicht gerade entspannend für meine Psyche war.
So nahm ich dieses Buch in die Hand und dachte, na ja, ein Kapitel mal so zum anlesen, nur mal so als Testballon. Die erste Erzählung ist dann auch gerade die Geschichte über Männer im Hotel. Da wurde von Martin Suter geschildert, dass man doch schneller in Unterhosen in einem Hotel auf dem Flur stehen und sich beim Nachtportier wiederfinden kann, als einem eigentlich lieb ist. Und wenn man sich auch noch besser und wichtiger als die anderen im Betrieb fühlt, wer erwischt einen dann? Na, ihr dürft mal raten.
Man kann natürlich sagen, das ist mir jetzt doch irgendwie zu platt, aber Martin Suter schafft dies mit einer feinen Prise Humor. Es sind 66 kleine Kolumnen, die immer wieder mit einem Hauch Wahrheit und mit kleinen Spitzen bespickt sind. Es gibt immer wieder um Missverständnisse, was aber an seiner eigenen Wahrnehmung liegt.
Das Buch ist in 5 Themenbereiche unterteilt, die eines gemeinsam haben, nämlich mit welchen Problemen man beim Feiern oder Urlaub machen in der Business Class stolpern kann. Überall gibt es kleinere und größere Fallstricke.
Was da alles passieren kann und wie das zustande kommt. Ich glaube das kann nur einer wirklich gut beschreiben ohne dass es Plump ist, und das ist Martin Suter. Es sind immer wieder Situationen wo man denkt ok, dies könnte auch mir passieren.
Es ist ein Buch, welches man gerne mal zwischendurch lesen kann. Aber eines als Vorwarnung, wenn die Wohnung hellhörig ist oder man im Zug oder Bus zur Arbeit unterwegs ist, kann es passieren, dass man schräg angesehen wird, da einige der Geschichten nicht nur ein Schmunzeln oder leises Lachen hervorrufen, sondern es kann passieren, dass man einfach mal laut loslacht. Aber man denkt auch immer wieder darüber nach, könnte mir das auch passieren.
Ich will für mich hoffen, und auch für andere, dass es noch mehr Bücher wie Cheers geben wird, denn ich will noch einige Male über die Business Class lachen.

Bewertung vom 20.03.2019
My Life in Circles
Colbert, Brandy

My Life in Circles


gut

Man stelle sich mal vor, man ist eine 17-Jährige Balletttänzerin, deren Freund vor vier Jahren verschwunden ist. Damit ist für sie auch der Freund verschwunden, der er heute wäre. Mit 13 Jahren glaubt man meist, dass es die große Liebe ist, die für ewig hält.  Vier Jahre nach seinem Verschwinden kommt Donovan wieder. Theodoras ehemals bester Freund schweigt. Er redet nicht mehr - weder mit ihr, noch mit seiner Mutter, oder irgendjemand anderem.Was noch erschreckender ist, ist das ihr Ex auf einmal 30 Jahre alt ist und ganz anders heißt. Die alten Gefühle zu ihrem Freund, der auf einmal einfach verschwunden ist, kommen immer wieder hoch. Damit kommt neben dem schlechten Gefühl auch ihre Magersucht immer weiter hoch. Sie isst immer weniger, konzentriert sich immer mehr auf ihr Ballett. Ihre Selbstzweifel werden immer stärker, auch gegenüber ihrer Affäre Hosea, in den sie sich immer mehr verliebt, der aber auch noch so ganz nebenbei eine Freundin hat. Was das Ganze nicht gerade einfacher macht, wobei er ihr ein Gefühl gibt, dass sie für Hosea etwas Besonderes ist.Man merkt aber, dass sie sich hauptsächlich nach der Nähe und den Gesprächen zu Donovan, ihrem Freund aus Kindertagen, sehnt. Sie will ihm helfen, kann ihm aber nicht nahe sein. Er wohnt zwar direkt nebenan, aber spricht nicht mit ihr, sondern lässt sie durch seine Mutter abwimmeln, oder geht nicht ans Telefon.So ist sie immer wieder mit ihren Gedanken ganz alleine, und geht zurück in die Vergangenheit. Sie sich die Schuld gibt, dass damals die „Beziehung“ zu Chris in die Binsen gegangen ist. Ihr dämmert auch, dass dieser etwas mit dem Verschwinden ihres Freundes Donovan zu tun haben könnte. Aktuell läuft es mit Hosea auch nicht, wie sie es gerne hätte. Und was macht die Ballettschule, wenn rauskommt, was sie damals mit ihrem Ex alles gemacht hat? Es geht ihr vieles durch den Kopf. Für sie ist nicht Chris schuld am Ende ihrer damaligen Beziehung, sondern nur sie allein. Sie sieht sich selbst als schlechten Menschen, was ihre Essstörung immer stärker macht. Man hat das Gefühl, dass sie zwar denkt, dass die Essstörung sie stärker macht und sie dadurch das alles durchsteht, aber das Gegenteil ist der Fall. Eigentlich will man schreien, und ihr klarmachen, dass sie sich jemandem anvertrauen sollte.Na ja, ich könnte jetzt noch einiges zu dem Buch schreiben. Es ist ein bewegendes Buch, welches viel Herz hat. Es gibt einige Situationen wo man denkt, Mensch Theo, jetzt mach den Mund endlich auf. Man wird dich nicht verdammen. Und dann, ja dann fällt mir als 44-Jähriger auf, ich mache auch nicht immer den Mund auf und ich habe sicherlich als 17-Jähriger des Öfteren meine Klappe gehalten und habe es in mich hineingefressen. Man tarnt als Teenager und auch als Erwachsener doch öfter seine Probleme. Man sucht eher die Schuld bei sich, als dass man sein Mund aufmacht. Der eine gerät dabei in eine Depression, wieder andere in eine Essstörung, und dies kann man beliebig fortsetzen.Es ist für mich ein Buch, was man ruhig als ein Mutmacher bezeichnen kann! Brandy Colbert schafft es, ein Buch voller Herz und Verstand zu schreiben, was eigentlich die Finger in eine Wunde der momentanen Gesellschaft legt. Jeder frisst einfach alles in sich hinein und gibt sich selbst die Schuld an allem, anstatt dass man einfach hingeht und sagt, ok sorry, ich muss dir da was sagen.Theo hat sich auch lieber in ihr Zimmer verschlossen und es mit sich selbst ausmachen wollen was sie bedrückt, statt einfach zu ihren Eltern zu gehen, und mit ihnen darüber zu sprechen.My Life in Circles ist ein gut geschriebenes Buch, welches, so glaube ich, auch eine gute Übersetzung von Nina Frey bekommen hat, da mir einige Redewendungen aufgefallen sind, die es so sicherlich nicht im englischen gibt. Es ist ein Buch, welches man als Teenager sicherlich lesen kann oder vielleicht auch lesen sollte, damit man vielleicht einfach ein wenig Mut bekommt zu sagen was man fühlt.

Bewertung vom 15.03.2019
Das Paket
Fitzek, Sebastian

Das Paket


sehr gut

Also manchmal frage ich mich, warum tue ich mir so gerne Psychothriller an? Sebastian Fitzek beschreibt ausführlich einen Menschen mit einer Angststörung hervorgerufen durch eine Vergewaltigung, die Emma aber niemandem abnimmt, da sie sagt, dass es in einem Hotelzimmer stattgefunden hat, welches nicht existiert.Ihr wurden die Haare abgeschnitten und sie wurde vergewaltigt. Zum selben Zeitpunkt ist der „Friseur“ unterwegs, welcher den Frauen die Haare abrasiert und sie umbringt - aber nicht vergewaltigt, weswegen man Emma auch nicht abnimmt, dass sie von dem „Friseur“ vergewaltigt wurde.Mehr oder weniger als Auswirkung des Verbrechens gibt Emma ihre Praxis auf, da sie sich nicht mehr aus dem Haus bewegen kann. Sie bestellt Dinge, welche sie nicht gebrauchen kann, hat Angst vor dem Postboten und vielen anderen Menschen. Sie entwickelt verschiedene Psychosen. Sebastian Fitzek beschreibt einfach, aber dennoch ausführlich genug, wie es in einer Person mit Angststörungen vorgeht. Die Schilderungen werden sehr intensiv als dann auch noch das Paket ankommt- adressiert an eine Person aus der Nachbarschaft, die sie nicht kennt und die angeblich im Haus einer Rentnerin wohnt, die sie eigentlich kennt und sehr schätzt.Als dann auch noch ihr Hund an einer Vergiftung erkrankt, ist für sie klar, dass der Friseur sie verfolgt, und dass in dem Paket ihre Haare sind.Ich könnte jetzt natürlich noch weitererzählen, was in dem Buch noch alles vorkommt, ob sie das Paket öffnet und ihre Vermutung überprüft, aber das würde mal wieder die Rezension sprengen, oder ich würde das Ende verraten, oder im schlimmsten Fall beides. Also lasse ich dies und beschreibe stattdessen meine Empfindungen und was ich von diesem Psychothriller halte. Das ist einfach gesagt. Ich hatte so ein paar kleine Probleme mit dem Buch und das nicht, weil es schlecht ist, sondern im Gegenteil, weil es so gut ist!Sebastian Fitzek beschreibt die Störrungen von Emma wirklich gut. Die Probleme eines Depressiven, oder von jemandem,  der eine Sozialphobie hat, sind schwer zu erklären, wenn man es noch nie erlebt hat. Der Autor hat dies ausgesprochen plastisch geschildert. Gerade das hat mich teilweise echt vor Probleme gestellt, weil es in mir einige Saiten angeschlagen hat, welche mich immer wieder zum Nachdenken auffordern und die mein Leben auch bestimmen könnten.  Niemand ist davor gefeit, durch traumatische Erlebnisse Psychosen zu entwickeln. Das macht es auch so grauenvoll.Das Buch ist im Allgemeinen sehr leicht geschrieben, regt aber auch zum Nachdenken an, so dass ich mir teilweise nur ein Kapitel gegeben habe, mich dann aber dazu gezwungen habe, darüber nachzudenken - so nach dem Motto: „Finde ich dies auch in mir?“. Wobei es mir beim Schluss dann doch etwas zu schnell ging und ich nicht unbedingt geahnt habe, dass dies des Rätsels Lösung ist. Ich hoffe nur, das Sebastian Fitzek noch einige Romane schreibt, und dass er noch mindestens so viele Thriller schreibt. Ich für meinen Teil möchte mehr davon lesen, auch wenn er meine Psyche aufwühlt - aber wozu sonst sind denn Psychothriller da?Also los! Geht in die nächste Buchhandlung und kauft euch das Paket. Es hat es verdient, in eure Wohnung geholt zu werden und ihr dürft es sogar auspacken - versprochen.

Bewertung vom 11.03.2019
Die unsterbliche Familie Salz
Kloeble, Christopher

Die unsterbliche Familie Salz


sehr gut

Das wird jetzt aber schwierig, hier eine Rezension zu schreiben. Das liegt sicher nicht unbedingt am Thema des Buches. Eine Familiengeschichte mag ich eigentlich sehr.Womit ich aber mittlerweile ein Problem habe, ist wenn eine Erzählung im 1. Weltkrieg anfängt, und dann über den 2. Weltkrieg ins Heute driftet - am besten noch mit etwas Flucht vor den Kriegswirren gewürzt.Sprich, man kann davon ausgehen, dass der 2. Weltkrieg wieder sehr viel Platz in dem Buch einnimmt und so war es dann auch. Gerade diese Passage in dem Buch hat mich am meisten angestrengt - wobei es spannend und mit Herz geschrieben ist und man gut auf die Reise mitgenommen wird. Man versteht, warum Lola mit ihrem Alfons geflüchtet ist, und warum sie nicht zu ihrem Vater nach Leipzig ins Hotel Fürstenhof geflüchtet ist.Landläufig nennt man dies wohl unüberbrückbare Differenzen, wobei gerade dieser Part des Warum und Wieso ihrer Handlungen für mich sehr interessant war.Ein besonderes Verhältnis haben einzelne Mitglieder der Familie Salz zu Schatten - insbesondere Lola sowie ihre Enkelin Emma, die Tochter von Kurt Salz und Margot Rübsam, Diese besondere Beziehung wird richtig gut erklärt. Es ist zwar etwas abgedreht, aber irgendwie auch richtig gut, da es das Ganze einfach abrundet, so dass man alles ein wenig besser versteht. Lola Salz ist eine sehr komplizierte Person, welche nur sehr schwer zu verstehen ist und ihren Kindern Kurt und Aveline das Leben mehr wie schwer macht.Es ist im Nachhinein betrachtet kein Buch, welches man als Pageturner betrachten kann. Ich habe mir mit diesem Buch doch teilweise etwas schwer getan. Es hat aber nichts mit der Qualität des Buches zu tun, sondern damit, dass man doch einiges zu verarbeiten bekommt. Die Familie Salz ist eine sehr in sich zerstrittene Familie, mit vielen Egoisten und auch Menschen, die ihre Gefühle nicht gerade klar ausdrücken. Ich denke, dass gerade dies dieses Buch für mich so schwer machte, da ich doch oft auch über meine Familie nachdenken musste.Ich glaube, dass auch andere Menschen bestimmte Züge ihrer eigenen Familien in diesem Buch finden werden. Da ist es egal, ob es um ein Hotel geht oder nur um ein kleineres Erbe. Es ist egal, ob da noch ein anderer Staat, in diesem Falle die DDR, die Situation noch zusätzlich etwas schwieriger gestaltete.Viele Familien haben ein Oberhaupt, welches die anderen klein halten möchte, ihnen das Leben etwas schwerer macht. Es ist häufig so, dass eine Person immer wieder kleinere Intrigen spinnt und so bestimmte Punkte in dem Leben der anderen zerstört oder schwieriger macht um ihre eigene Position zu stärken.Es ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss, was nicht unbedingt alles einfacher macht, da man sich selbst teilweise reflektieren muss. Es ist ein Buch zum Nachdenken mit vielen kleinen versteckten Botschaften.

Bewertung vom 04.03.2019
Katzenkönig / Kommissar Worstedt Bd.3
Weller, Charly

Katzenkönig / Kommissar Worstedt Bd.3


gut

Kommissar Worstedt wird international. Sprich, er ermittelt über die Grenzen von Gießen, oder besser gesagt Deutschland, hinweg. Man stelle sich einfach mal eine Kleinstadt, wie es Gießen nun mal ist, vor, wo an einem einsamen Ort ein Koffer gefunden wird, in dem dann auch noch der Torso eines Menschen gefunden wird. Ich kann euch sagen, dies würde in Gießen so schnell rum gehen, so schnell erscheint die Gießener Allgemeine oder der Anzeiger nicht (ich will ja keine Schleichwerbung machen, beide Zeitungen haben ihren Wert)!

Nun haben wir ja eigentlich zwei - Fälle zum einen der Torso und zum anderen der tote Hund von Worstedts Chef, der sich in der Wieseckaue vergiftet hat. Dazu muss ich sagen, das ist wirklich in Gießen schon mehrfach passiert, dass in dem Bereich Gift ausgestreut wurde. Also aufpassen, was die Hunde so zu sich nehmen. Charly Weller ist da hautnah am Geschehen.

Kommen wir nun zum Hauptfall, den unser allseits beliebter Worstedt ermittelt. Er vermutet als erster, dass in dem Koffer keine Bombe ist und dies bestätigt sich auch sehr rasch. Auch schafft er es relativ schnell aber logisch die Verbindung nach Wien zu ziehen, wo er zufällig einen anderen Gießener trifft.

Seine Kollegin Regina Maritz ist gerade mit ihrem Freund Guido in Wien, wo sie sich auf dem dortigen Marathon vorbereitet.  Die beiden haben keine Lust darauf, Worstedt zu helfen. Das kann man ja auch verstehen, wenn man Urlaub hat, dann hat man Urlaub und nichts anderes.

Worstedt kommt auch in Wien von einer schrägen Situation in die nächste. Er bleibt allen immer im Gedächtnis - mag es daran liegen, dass er mitten beim Friseurtermin zu dem Kofferfund gerufen wird und er mit dem halben Haarschnitt so aussieht, als wäre er unter einen Rasenmäher geraten, oder daran, dass er einiges an Wein verträgt.

Kommen wir zum Fazit, bevor ich noch irgendetwas verrate. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass „Worschtfett“ langsam erwachsen wird. Gut, es geht weniger um Gießen in diesem Band, auch ist das Manische eher weniger geworden, aber dafür ist die Story irgendwie besser geworden. Der Film, der sich in meinem Kopf abgespielt hat, war einfach runder. Es war spannender und es hat einfach Lust auf mehr gemacht. Es ist noch eine weitere Person hinzugekommen, die auch irgendwie in die Story passt. Ich kann seit diesem Band sagen, es ist nicht unbedingt nur noch etwas für Gießener und Umgebung, wobei es sicherlich noch immer Passagen gibt, wo ein nicht-Gießener erstmal nachschlagen muss, was der Autor denn damit meint.

Ich will mehr und hoffe, dass es noch einige Fälle werden. Ich möchte, dass Kommissar „Worschtfett“ noch einige spannende Fälle löst, wobei es noch immer etwas schwierig ist, bei jedem Kapitel nachzusehen, wer spricht den gerade da, aber wahrscheinlich macht genau dies diese Reihe aus. Also weiter Charly Weller! Die Welt braucht noch ein paar solche lustigen und spannenden Krimis.

Bewertung vom 25.02.2019
Feuer und Eis
Sigurdsson, Dagur

Feuer und Eis


gut

Wenn man aus einer Handballverrückten Familie kommt, dann muss man dieses Buch einfach lesen. So war mein Gedanke, als ich dieses Buch gesehen habe.Also gedacht – getan. Dann bekam ich aber doch Bauchschmerzen, da ich mir eigentlich bei (Auto-)Biografien, vor allem von lebenden Personen, immer etwas schwer tue. Da schwingt manchmal der Gedanke mit: „Jetzt muss der auch noch ein Buch rausbringen, um noch mehr Geld zu machen. Tut das Not?“Also habe ich das Buch doch nicht so schnell angefangen, wie ich es eigentlich vor hatte. Es lag dann doch 1 Woche auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Doch dann hat es mich nicht in Ruhe gelassen. Ich musste es einfach lesen.Und dann ging es noch schneller als ich eigentlich dachte. Normalerweise brauche ich bei Auto/Biografien sehr lange, aber diesmal nur zwei Tage und jede Störung war mir eigentlich eine Störung zuviel. Warum das so war, will ich jetzt mal schnell erläutern. Zum einen mag ich das Thema Handball, welches in meinen Augen viel zu wenig in den Medien beachtet wird.Zum anderen, und das ist wesentlich ausschlaggebender, ist das Buch gut aufgebaut. Es zeigt deutlich, dass Dagur Sigurdsson ein Mensch klarer Prinzipien ist, der sich aber selbst nicht so wichtig nimmt. Ihm sind seine Freunde sehr wichtig, und sein Land in dem er aufgewachsen ist.Er denkt immer wieder an seinen Heimatverein, in dem er groß geworden ist. Er ist ein Mensch der schnellen Entschlüsse, der an einem Samstag auf einer langweiligen Hochzeit ist und dann mit seiner Frau beschließt, am folgenden Freitag auch zu heiraten. Früher ging es einfach nicht. Sie tarnen das Ganze als Gartenparty. Noch nicht mal die Eltern des Ehepaares werden eingeweiht, so dass die Mutter direkt von einem Golfturnier kommend in bequemer Kleidung der Hochzeit der beiden beiwohnt.Das bedeutet nicht, dass er sprunghaft ist. Nein, er will etwas probieren und er hört immer auf sein Bauchgefühl, mag es nun bei dem Abenteuer Bundesliga als Spieler gewesen sein, oder als er mit seiner Familie dann nach Japan gegangen ist; oder als er als Spielertrainer in Österreich gearbeitet hat, auch als er dann die österreichische Handballnationalmannschaft übernommen hat. Bei alldem war es ihm immer wichtig, wie sein und das Gefühl war – und das seiner Frau.Am sympathischsten hat er aber auf mich gewirkt, als er schreibt, man weiß nie, ob es klappt was man anfängt. So eine Teambuildingmaßnahme oder ein Training kann auch nach hinten los gehen. Er stellt ganz klar heraus, dass auch er nicht die Weisheit mit Löffeln gegessen hat. Es wird erwähnt, dass er darüber nachdenkt, was ihm als Spieler alles Spaß gemacht und ihn weiter gebracht hätte.Es wird immer wieder klar, dass er ohne seine Freunde nicht da stehen würde, wo er momentan steht. Man spürt intensiv die Achtung, die er dem anderen entgegenbringt, auch den Spielern, die er z.B. nicht zur Europameisterschaft mitgenommen hat. Er gibt auch zu, dass er mal einen Fehler gemacht hat, zum Beispiel einen Spieler nicht wollte, der ihm und dem Team dann doch weiter geholfen hat.Alles in allem ist es ein Buch, welches man gerne lesen kann, wenn man sich für Handball oder Sport interessiert. Aber auch wenn man sich nicht speziell für Sport interessiert, geht es hier um einen Menschen, der egal was er tut, es mit Leidenschaft macht und so zum Erfolg gekommen ist. Ich hoffe für ihn, dass egal was er tut, er genauso gegenüber seinen Freunden, seiner Familie und den Spielern bleibt, wie er es bisher war, und dass er nicht die Bodenhaftung verliert. In dem Fall kann ich ihm den Tipp geben „Lies dein eigenes Buch“ und allen anderen kann ich sagen, dieses Buch ist lesenswert.

Bewertung vom 21.02.2019
Adolf total
Moers, Walter

Adolf total


gut

Zum Ende des Jahres habe ich mich mal in neue Gefilde begeben. Ich habe mich mal dazu durchgerungen, einen Comic zu rezensieren. Ich will ja immer mal was Neues probieren.

Und da kam mir „Adolf Total“ von Walter Moers gerade recht. Wir alle kennen doch sicherlich Walter Moers und Hitlerparodien finde ich immer wieder gut, weil man gelegentlich einfach mal über so jemanden wie Adolf Hitler lachen sollte. Dann verliert er auch ein wenig seinen Schrecken, bei dem was er so gemacht hat.

Mit „äch bin wieder da“, dem ersten Band, findet man einen gelungenen Einstand in die Trilogie. Mehr oder weniger zufällig treffen sich Hitler und Göring und man muss schon ein wenig lachen, da Göring zu einer Frau geworden ist.

Es ist immer wieder lustig, wenn Adolf mal Alkohol trinkt. Dann kann alles passieren, da er dann seine Wutausbrüche bekommt und alles unvorhersehbar ist.

Man erfährt aber auch, dass er eigentlich daran schuld war, dass Lady Di und Dodi verunglückt sind. Im zweiten Band will er verhindern, dass ein neuer Weltkrieg entsteht. Dabei machen ihm immer wieder andere Menschen einen Strich durch die Rechnung. Es ist einfach guter schwarzer Humor.

Herausragend ist natürlich der „Bonker“, also der dritte Teil in diesem Buch. Hier wird Hitler von Churchill auf die Schippe genommen, der ihn immer wieder auf dem Handy anruft.

Auch die Persönlichkeiten, die auf einen Chantré zu Besuch kommen, sind ein Brüller - mag dies nun Michael Jackson, Gandhi, der Tod oder auch Gott sein. Es ist einfach immer wieder zum Grölen, wenn mal wieder etwas Unvorhergesehenes passiert.

Ich finde den „Bonker“ sogar noch besser, als die ersten beiden Bände und eigentlich wünsche ich mir mehr davon.

Kommen wir zum Bonusmaterial, wo es um den Film geht, welcher leider keinen Finanzier gefunden hat. Man kann sich vorstellen, worum es evtl. gehen würde. Ich denke, dass es sicherlich ein lustiger Film wäre, wenn man Walter Moers eine Chance geben würde. Dies ist aber nur meine bescheiden Meinung.

Komme ich nun mal zu meiner Meinung zu dem Buch. Gut, man kennt die drei Bände sicherlich wenn man ein Walter Moers Fan ist. Warum sollte man eigentlich dieses Buch kaufen? Wegen des Bonusmaterials sicher nicht, dafür ist es etwas wenig, aber man bekommt ein gut gemachtes Buch. Von der Bindung, dem Druck und dem Papier es ist eine runde Sache und man kann das Buch auch einfach mal so rausholen um darin zu lesen. Für mich ist es wahrscheinlich so, dass immer wenn ich mal abschalten muss, ich mir dieses Buch rausholen werde, um darin zu lesen und zu lachen. Damit reiht es sich neben Asterix und Lucky Luke in eine ehrwürdige Reihe ein. Und ich denke genau dafür ist das auch gemacht – abschalten und lachen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2019
Ein Junge namens Weihnacht
Haig, Matt

Ein Junge namens Weihnacht


ausgezeichnet

Ok, Weihnachtsgeschichten gibt es viele und über den Weihnachtsmann gibt es auch mehr wie eine Geschichte, aber wie nun der Weihnachtsmann zu den Wichteln gekommen ist, davon gibt es eher weniger Geschichten - zumindest sind mir keine zwischen die Finger gekommen.

Stellen wir uns mal einen kleinen Jungen vor, der richtig arm ist, dessen Mutter schon gestorben und dessen Vater Holzfäller in Finnland ist. Die beiden leben in einer kleinen Hütte mit nur einem Zimmer und seine einzigen Spielsachen sind eine Steckrübenpuppe und ein Schlitten.

Sein Vater ist ein warmherziger Mann, der ihm immer wieder die Geschichte der Wichtel erzählt. Eigentlich ist Nikolas sehr glücklich - bis auf die Tatsache, dass sie sich keine Spielsachen leisten können.

Eines Tages geht Nikolas Vater mit anderen Männern auf die Suche nach Wchtelgrund, um einen Beweis zu erbringen, dass die Wichtel wirklich existieren, und somit viel Geld vom König zu bekommen.

Die Tante von Nikolas kommt deswegen zu dem Jungen, um auf ihn aufzupassen. Diese Tante ist alles - nur nicht gut oder liebenswert, weswegen Nikolas abhaut und sich auf die Suche nach seinem Vater macht. Und dann beginnt das eigentliche Abenteuer. Wir erfahren unter anderem, wie Blitz das Rentier zum Weihnachtsmann gekommen ist und warum es ein besonderes Rentier gerade für den Weihnachtsmann ist.

Aber wenn ich nun noch weiter erzähle, dann erzähle ich euch alles, also was noch bei den Wichteln geschehen ist, was mit Nikolas Vater passiert ist und noch einiges mehr.

Es ist eine Weihnachtsgeschichte, in der man die Unmöglichkeit als Möglichkeit in Betracht ziehen muss. Das Buch ist auch irgendwie magisch. Es ist eine Geschichte, welche einen sehr schnell in den Bann zieht, die eine gewisse Herzenswärme ausstrahlt und die sicherlich auch zum Vorlesen geeignet ist - vielleicht sogar vorgelesen werden sollte, oder die man einfach auch mal als Erwachsener lesen sollte, um ein wenig von der Magie von Weihnachten aufzusaugen.

Aber es ist nicht nur die Geschichte, die Matt Haig erzählt, sondern auch die wunderschönen Bilder von Chris Mould, die soviel Wärme ausstrahlen, obwohl sie nur in Schwarz/weiß gehalten sind und bis auf den Umschlag ohne Glitzer auskommen.

Ich kann mich nicht ganz dem Guardian anschließen, der sagt „Schon jetzt ein Klassiker“ Ich finde, ob es ein Klassiker der Weihnachtszeit werden kann bleibt abzuwarten, aber das Buch hat in meinen Augen das Zeug ein richtiger Klassiker zu werden, welchen man immer wieder gerne in der Vorweihnachtszeit, egal ob mit oder ohne Kind, herausholen kann, um so den Zauber von Weihnachten ein wenig einzufangen. Ich würde es dem Buch wünschen und glaube fest daran, dass es seinen Platz unter den Weihnachtsklassikern finden wird.

Bewertung vom 13.02.2019
Eure Dummheit kotzt mich an
Anders, Rayk

Eure Dummheit kotzt mich an


sehr gut

Ein Sachbuch als Pageturner, ist das möglich? Ich habe es eigentlich über Jahre nicht für möglich gehalten und dann kam Rayk Anders mit „Eure Dummheit kotzt mich an“!

Aber erstmal der Reihe nach. Wie kam es für mich zu diesem doch überraschenden Urteil? Rayk Anders beschreibt den „Bullshit“ in unserem Land immer wieder in unterschiedlichen Kapiteln. Es fängt mit der Ernährung an, wo der Autor einem Bio näher bringt, warum man Bio kaufen sollte, und was das auch für unsere Umwelt bedeutet.

Was mich in dem Kapitel echt bedrückt hat, ist wir durch unsere Überdüngung und Pestizide täglich große Flächen an gutem Boden verlieren. Natürlich werden auch die Bienen erwähnt und was manche Menschen oder Unternehmen uns trotz allem immer wieder weismachen wollen.

Dann geht es um das Thema Energie und Brückentechnologie. Anders erläutert, dass dies eigentlich nur eine Wortschöpfung der Atomindustrie sei. Auch klärt er auf, wo eigentlich die meisten Arbeitsplätze entstehen oder vielmehr schon vorhanden sind, dies ist nämlich nicht im herkömmlichen Energiesektor, sondern schon jetzt im Bereich der erneuerbaren Energie.

Geschockt hat mich der Bereich mit den Zwischenlagern für unseren Atommüll, aber ich sage euch eines liest es selbst und bildet euch selbst eine Meinung.

Kommen wir mal zu dem Thema Flüchtlinge. Auch hier in Gießen ein wichtiges Thema. Anders räumt mit den Taten auf, welche Flüchtlinge getan haben sollen, es aber bewiesenermaßen nicht gemacht haben. Wobei es mich ein wenig geärgert hat, dass er gerade ein Beispiel aus Gießen genommen hat. Aber da kann man nichts machen, er hat ja recht mit dem was er da geschrieben hat. In diesem Zusammenhang finden natürlich auch die Leute von der AfD und PEGIDA, mit ihren doch sehr schnell zu erkennenden Halbwahrheiten, Erwähnung.

Ein wichtiges Thema sind auch die Medien und da im Besonderen unsere öffentlich-rechtlichen Rundfunkstationen und ein gewisser Putin, der für viele ja hier immer wieder die Wahrheit sagt und nicht unsere eigenen Journalisten. Dieses Thema hatte ich letztens gerade in meinem eigenen Bekanntenkreis, dass die russischen Nachrichten die objektiveren und besseren Nachrichten seien und nicht die hier in Deutschland veröffentlichten. Ich habe da nur noch mit dem Kopf schütteln können und wäre das nicht auch in meinem Bekanntenkreis passiert, ich hätte das Kapitel als an den Haaren herbei gezogen empfunden.

Ich habe nun ein paar Kapitel mal schnell angeschnitten, aber das was dieses Buch für mich zu einem Pageturner gemacht hat, waren einfach immer wieder die Fußnoten und Erklärungen sowie die Sprache, die Rayk Anders anschlägt. Aufgrund der leicht schnoddrigen Sprache kann man trotz der Thematik immer wieder ein wenig schmunzeln - wobei es nie niveaulos ist, sondern einfach so wie wenn man sich unterhalten würde.

Für mich ist es ein Sachbuch, welches man unbedingt lesen sollte und welches für jeden der sich einfach mal über unser Land Gedanken machen will passend ist. Ich finde dies ist mal ein Sachbuch welches Intelligent ist und wichtige Themen anspricht, aber trotzdem beim Lesen nicht langweilig ist. Ich hoffe, in diese Richtung wird es noch viele Bücher geben und ich hoffe, dass es auch weitere Bücher von Rayk Anders gibt.