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Bellis-Perennis
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Wien

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2024
Ada und die Künstliche Blödheit - Ein Roboter auf der Flucht
Gehm, Franziska

Ada und die Künstliche Blödheit - Ein Roboter auf der Flucht


ausgezeichnet

Hilfe, meine Künstliche Intelligenz ist doof!

Dieses Buch ist der Auftakt zu einer neuen, urkomischen Buchreihe für Kinder ab ca. 10 Jahren von Franziska Gehm.

Mit Spannung wartet Ada auf ihre Lernfroindin, einen mit künstlicher Intelligenz ausgestatteter humanoiden Roboter, der ihr zu noch besseren Noten und vor allem zur Anerkennung ihrer Klassenkameradinnen, den Alpha-Girls, verhelfen soll.

Doch die Enttäuschung ist groß, als statt der Lernfroindin, ein männlicher Lernfroind Adas Haus stürmt, der augenscheinlich aus der KI-Fabrik geflüchtet ist. Ada will ihn sofort umtauschen als sich herausstellt, dass er keine KI ist sondern eine KB - künstliche Blödheit - ist. Doch Adas Opa, der selbst ein etwas schrulliger alter Mann ist, findet ihn recht unterhaltsam. Opa füttert KB mit Sprüchen und Melodien aus den 1980er Jahren, die KB bei jeder möglichen oder vielmehr unmöglichen Gelegenheit von sich gibt. Langsam freundet sich Ada mit KB an und versucht etwas über seine Herkunft herauszufinden, zumal er von einer Frau, die er wegen ihrer eigenartigen Frisur Frau Bienenkorb nennt, gejagt wird.

Meine Meinung:

Vordergründig scheint es sich hier, um eine lustige Geschichte rund um einen humanoiden Roboter zu handeln. Doch wer ein bisschen zwischen den Zeilen liest, kann noch etwas anderes erkennen. Nämlich Adas Sehnsucht nach Anerkennung und Freundschaft. Sie glaubt beides darin zu finden, eine Lernfroindin zu besitzen. Erst mit der Hilfe des tollpatschigen Blöd Bot erkennt Ada, was wirklich wichtig im Leben ist. Da hilft es auch nicht, dass die erwartete Lernfroindin doch noch geliefert wird, aber plötzlich verschwunden ist.

Adas Eltern kümmern sich ausschließlich um Adas zweijährige Schwester und fahren mit ihr von einem Lerntraining zum nächsten, um eine supertolle, hyperintelligente Tochter zu bekommen. Dabei übersehen sie, dass sie mit Ada bereits eine wundervolle Tochter haben.

Schmunzeln musste ich, dass KB des Rasenmähroboter quasi adoptiert und versucht, ihm Kunststücke beizubringen. Die Sprüche, die KB von Opa lernt haben mich manchmal hellauf lachen lassen.

Fazit:

Diesem rasanten und irrwitzigen Reihenauftakt um eine besondere Freundschaft für Kinder ab 10 Jahren gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 24.07.2024
Als Anders in mein Leben rollte
Grundies, Ariane

Als Anders in mein Leben rollte


ausgezeichnet

Just an dem Tag als Ronja erfährt, dass sich ihre Eltern trennen wollen, kommt Anders in ihre Klasse und die Klassenlehrerin schiebt ihn neben Ronja. Ja, schiebt, denn Anders braucht auf Grund einer Erkrankung einen Rollstuhl. Ganz in ihre eigenen Probleme verstrickt, nimmt sie Anders‘ Rollstuhl nicht recht wahr und macht kein Gewese um seine Beeinträchtigung. Als die persönliche Situation von Ronja eskaliert, ist Anders zur Stelle und es entwickelt sich eine tolle Freundschaft.

Das Buch hat mir deswegen sehr gut gefallen, weil es Inklusion so nebenbei einfließen lässt. Eigentlich sind ja Ronja und ihre zerfallende Familie die Hauptthemen hier.

Schmunzeln musste ich ein wenig über Ronjas Mutter, die Übergenaue, die im Laufe der Zeit mehrmals mit der Polizei in Konflikt gerät. Überhaupt entpuppen sich die Eltern als Menschen, die hohe Ansprüche, vor allem an andere, stellen, denen sie aber letztlich selbst nicht genügen.

Sehr interessant zu lesen ist, wie unterschiedlich Kinder und Erwachsene mit Anders umgehen. Die einen bemühen sich recht um ihn, andere übertreiben ihre Fürsorge ihm gegenüber und wieder andere trauen ihm nichts zu. Doch Ronja begegnet ihm ziemlich unbefangen, weil sie mit sich selbst zu tun hat.

Die Geschichte ist aus Ronjas Sicht geschrieben, die natürlich von ihren Eltern, die sich nicht an die von ihnen selbst aufgestellten Regeln halten, enttäuscht ist. Klar muss sie den neuen Freund der Mutter und dessen Kinder ablehnen. Dabei haben die auch nicht so die richtige Freude mit dem Familienzuwachs.

Fazit:

Eine Geschichte wie direkt aus dem Leben gegriffen, sehr emphatisch und liebevoll erzählt. 5 Sterne

Bewertung vom 20.07.2024
Madame Mozart. An der Seite eines Genies
Maatman, Verena

Madame Mozart. An der Seite eines Genies


ausgezeichnet

An der Seite eines Genies zu leben, ob es nun Mozart, Einstein, Picasso oder John Lennon heißt, ist selten einfach. Autorin Verena Maatmann erzählt in ihrer vierten musikalische Romanbiografie abermals von einer Frau, in deren Leben Musik eine große Rolle spielt: Constanze Nissen, geborene Weber, verwitwete Mozart (1762-1842).

Dazu entführt uns die Autorin in das Jahr 1828. Gemeinsam mit ihrem zweiten Mann, Georg Nikolaus Nissen (1761-1826), hat sie eine Biografie ihres ersten Gemahls Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) verfasst, die nun kurz vor der Veröffentlichung steht. Während sie einer Opernprobe lauscht, lässt sie ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen.

Das Buch ist ähnlich wie eine Oper in Overtüre, fünf Akte, die jeweils durch ein Intermezzi unterbrochen sind, um in einem Finale zu enden, gegliedert sind. Darin erfahren wir, nicht nur welchen Konventionen und Zwängen junge Mädchen und Frauen ausgesetzt sind, welche Rolle(n) Constanzes Mutter und ihre Schwestern spielen und welche Abhängigkeiten von Landesfürsten und Mäzenen bestehen, sondern auch vom ersten Kennenlernen Mozarts, der nach dem Verblassen seines Ruhms als Wunderkind, nun ein neue Geldgeber sucht. Geld ist in der Familie Weber wenig vorhanden, doch scheinen die Verbindungen, die Vater Weber unterhält, für Vater Leopold Mozart zunächst viel versprechend erscheinen. Niemand weiß, dass die Familie Weber Zimmer in ihrer Wohnung untervermieten muss, um über die Runden zu kommen, denn das Einkommen des Vaters reicht nicht aus, die vier Töchter standesgemäß zu erziehen.

Daran wird sich auch später, als Constanze und Wolfgang Amadeus verheiratet sind, nichts ändern. Obwohl Constanze versucht, das Geld zusammenzuhalten, gibt es ihr Mann mit vollen Händen wieder aus. Sie ist während der acht Jahre dauernden Ehe sechsmal (!) schwanger, aber nur zwei Kinder überleben die Kindheit.

Als Constanze mit knapp 30 Jahren Witwe wird, steht sie mit zwei kleinen Kindern und einem Berg Schulden da. Gemeinsam mit ihrer Schwester Aloisia, einer bekannten Opernsängerin, gibt sie Benefizkonzerte und beginnt geschickt eine PR-Kampagne, die ihr und den Kindern das Überleben sichert.

Mit ihrem opulenten Schreibstil, der uns vor allem durch die penible Recherche, tauchen wir tief in das 18. Jahrhundert ein. Es ist die Zeit Maria Theresias (1717-1780), ihres Sohnes Joseph II. (1765 - 1790), Louis XV. (1710-1774) sowie den vielen kleinen deutschen Fürstentümern, die oft, wie Salzburg, von einem Erzbischof regiert werden.

Im Nachwort erfahren wir, welche Quellen Verena Maatmann für ihre Romanbiografie verwendet hat und wann es ihr notwendig und opportun erschienen ist, Lücken mit ihrer Fantasie zu füllen. So mag ich das! Ein historischer Roman, der auf Fakten basiert, aber zur leichteren Lesbarkeit bzw. zur Erhöhung von Spannung und Darstellung der einprägsamen Charaktere durch fiktive Dialoge oder zusätzliches Personal aufgewertet wird.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Romanbiografie, die das schwierige Leben an der Seite eines Genies beschreibt, gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 20.07.2024
Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
Jaskulla, Gabriela

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen


ausgezeichnet

Nachdem es einige Jahrhunderte sehr still um die bekannte Barockmalerin Artemisi Gentileschi (1593-1654) ist zu ihrem 370. Todestag diese fesselnd geschriebene Romanbiografie von Gabriela Jaskulla erschienen.

Zunächst ist Artemisias Leben das eines Kindes ihrer Zeit. Das erste einschneidende Erlebnis ist der Tod der Mutter als sie elf Jahre ist und sie die Aufgaben der Hausfrau, Mutter und jene der Haushaltshilfe übernehmen muss, weil der Vater Orazio, ein bekannter Maler, wieder einmal knapp bei Kasse ist und die Haushaltshilfe entlässt. Artemisia muss auch dem Vater in der Malwerkstatt zur Hand gehen, das heißt Mineralien fein mahlen und die Farbpigmente mit Öl mischen. Dabei stellt sich heraus, dass auch sie begabt ist und erhält drei Jahre Unterricht durch ihren Vater.

Das nächste Ereignis, das die junge Artemisa beinahe aus der Bahn wirft, ist der Missbrauch durch den Freund und Malerkollegen des Vaters, Agostino Tassi. Das von Tassi gebrochene Eheversprechen wird im Mai 1612 zu einem Prozess führen, der für die damalige Zeit wohl einmalig ist. Orazio strengt ihn an, vermutlich um seine eigene Ehre zu retten. Allerdings verlangt das Gericht Artemisia so ziemlich alles ab. Denn Tassi bietet mehrere Zeugen auf, die Artemisia eines unzüchtigen Lebenswandels beschuldigen. Während Tassi großkotzig und ungestraft weitere Lügen verbreitet, wird Artemisia der Folter unterzogen, um die Wahrheit herauszufinden. Man schnürt ihr die Finger ab, doch sie bleibt dabei, dass Tassi sie vergewaltigt hat. Tassi wird schuldig gesprochen, doch der Schaden ist angerichtet. Orazio verheiratet seine Tochter kurz nach dem Ende des Prozesses 1612 mit Antonio Stiattesi, dem Sohn eines Apothekers mit dem sie nach Florenz zieht. Dort lernt sie einflussreiche Personen kennen und erhält zahlreiche Aufträge.

Mehrmals ist sie schwanger, aber nur ein Mädchen wird das Erwachsenenalter erreichen. Immer wieder steckst sie in Geldschwierigkeiten und reist unstet umher. Ihre Stationen werden abermals Rom sein, Venedig, dann wieder Florenz und reist sogar bis nach London sie als ihr Vater sie zu sich zitiert, ihren Lebensabend wird sie in Neapel verbringen wo sie 1631 den Ausbruch des Vesuvs erlebt. Über ihren Tod Anfang des Jahres 1654 ist nichts bekannt. Sie verschwindet in der Geschichte.

Meine Meinung:

Gabriela Jaskulla stellt den historischen Roman wie ein Gemälde in einen Rahmen. Nur, dass dieser Rahmen fiktive
Dreharbeiten zu einem Film sind. Wir können die Diskussionen rund um diverse Einstellung und vor allem um das Ende lautstark miterleben. Der ursprüngliche Plan, das Filmleben der Artemisia Gentileschi mit einem Showdown enden zu lassen, wird angesichts des Widerstand der Hauptdarstellerin verworfen.

Diese Rahmenhandlung finde ich ausgesprochen interessant. Damit kann Autorin all jene Lücken in Artemisias Biografie füllen, die den Roman zum Leben erwecken, aber nicht überliefert sind oder nur schwer nachvollziehbar sind. Die Prozessakten sind im Römischen Staatsarchiv aufbewahrt und dienen diesem historischen Roman als Grundlage. Ihr Leben lang und auch nach ihrer Wiederentdeckung wird Artemisia Gentielschi auf diesen Prozess reduziert.

Ihr Kunstschaffen, dessen Themen dem Zeitgeist des Barocks entsprechen, gerät in den Hintergrund. Bei Barockmalerei fallen den meisten Kunstinteressierten nur Namen wie Caravaggio oder van Dyck ein. Rund 50 Gemälde können eindeutig der Malerin zugeschrieben werden, einige sind verloren und wieder andere sind möglicherweise anderen Malern zugewiesen. Das Signieren von Bildern oder Plastiken ist (noch) nicht üblich.

Gabriela Jaskulla zeichnet ein interessantes Bild einer vielschichtigen, manchmal sehr modernen Frau, die sich immer wieder den damaligen Konventionen beugen muss. Andererseits erleben wir eine Frau, die, um ihre Leidenschaft ausleben zu können, nur wenige Kompromisse eingeht. Denn es gibt, neben Artemisia Gentileschi nur wenige Malerinnen im Barock wie z.B. Elisabetta Sirani (1638-1665), Sofonisba Anguissola (1531/32-1625) oder Lavinia Fontana (1552-1614).

Diese facettenreiche Romanbiografie ist eine gelungene Ergänzung zu Susanna Partschs Sachbuch: “Artemisia Gentileschi, kämpferische Barockmalerin, kompromisslose Geschäftsfrau, Künstlerin zwischen Florenz und Rom.“ das 2023 im Verlag Molden erschienen ist.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen und facettenreichen Romanbiografie 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.07.2024
Inside SEK
Kuni

Inside SEK


ausgezeichnet

Klappentext:

Soweit der Klappentext, der die Leser darauf vorbereitet, was sie in diesem Buch erwartet. Nein, keine Rambo-Action sondern beinhartes Training, gnadenloses Aussieben von Anwärtern, die es dann doch nicht schaffen, den Anforderungen gewachsen zu sein.

In 25 Kapitel erzählt Kuni von der Gründung des SEK nach dem palistinäsischen Terroranschlag bei den Olympischen Spielen in München 1972, dessen Weiterentwicklung sowie Ausbildung und Einsätzen.

„Du kannst nicht gegen jemanden gewinnen, der nichts zu verlieren hat.“

Das Buch ist gleichzeitig eine Bestandsaufnahme der deutschen Polizei, die sich aktuell immer schwierigeren Aufgaben gegenüber sieht. Seien es Demonstrationen oder Terrorismusbekämpfung oder der knappen Ressourcen an Personen und Material. Wenn die Bedrohungslage zu komplex, zu unübersichtlich erscheint, kommt das SEK, das Spezialeinsatzkommando, zum Einsatz.

In sachlichem Ton berichtet der ehemalige Polizist von seiner Ausbildung und seinen Einsätzen sowie von seinen Zweifeln und warum er letztlich den Dienst quittiert hat. Kuni verschweigt auch nicht, dass das SEK sowie die Polizei im Allgemeinen und die Bundeswehr seit Jahren kaputt gespart werden und das bei immer größeren Anforderungen
an Mensch und Material.

Fazit:

Ein sachlicher Blick hinter die Kulissen der Spezialeinheit. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 18.07.2024
Auf dem Schöckl
Jauk-Offner, Elke

Auf dem Schöckl


ausgezeichnet

„1 Berg - 4 Jahreszeiten - 100 Möglichkeiten“

So beschreibt das Autoren-Duo Elke Jauk-Offner und Harald Eisenberger den Hausberg der Grazer und bricht mit diesem Buch eine Lanze für den Schöckl.

Was den Wienern die Rax, Semmering oder Schneeberg sind, ist für die Grazer der Schöckl. Ein Hausberg, den man zu Fuß, dem Fahrrad, mit der Gondelbahn oder mit dem Auto erreichen kann, eine Oase der Vielfalt und Natur.

Bereits im Jahr 1147 ist der 1.445 Meter hohe Berg als „mons sekkel“ erstmals urkundlich erwähnt worden. Meine persönliche, erste Begegnung mit dem Schöckl ist neben einer Wanderung im Volksschulalter mit meinen Großeltern, die häufige Durchsage im österreichischen Rundfunk „Ausfall des Senders Schöckl wegen Gewitters“. Nun solche Ausfälle kommen aktuell, trotz gewaltiger Unwetter nur mehr selten vor.

In vier Kapitel, die in etwa den vier Jahreszeiten entsprechen, stellen uns die Autoren den Schöckl vor:

Der Schöckl - ein erstes Kennenlernen
Der Schöckl blüht auf
Der Schöckl erstrahlt
Am Schöckl wird’s still

Wir dürfen an Hand der tollen Bilder und der mit viel Liebe zusammengestellten Texte das ultimative Freizeitparadies der Grazer Bevölkerung kennenlernen. Dabei ist es ziemlich egal, ob wir uns als Adrenalin-Junkie outen oder gemütlich mit der ganzen Familie den Berg erleben wollen. Hier auf dem Schöckl ist für alle etwas dabei.

Als Vermesserin gefällt mir der O(rientierungs)-Park, der 2011 von Hannes Pacher, dem passionierten Orientierungsläufer und der Holding Graz ins Leben gerufen worden ist, sehr gut. Bewaffnet mit einer analogen (!) Karte läuft oder geht man die Strecke ab, findet die 32 Kontrollpunkte und freut sich, das Ziel erreicht zu haben.

Apropos Vermessung: 1820 wurde der Schöckl als Koordinatenursprung für die Landesvermessung des damaligen Herzogtum Steiermark festgelegt. Innerhalb von nur 5 Jahren wurde die Steiermark für den Franziszeischen Kataster vermessen. Heute erledigen moderne Messmethoden die Vermessungsarbeiten. Unter anderem dazu steht auf dem Ostgipfel der „Corner-Reflektor“, der im Zusammenspiel mit seinen „Kollegen“ am Flughafen Graz-Thalerhof und dem Observatorium am Grazer Lustbühel Daten für die Erforschung der Erdgestalt durch die Abteilung Fernerkundung und Geoinformation des Joanneum Research und der GeoSphere Austria liefern.

Doch nun genug der Wissenschaft!

Viel wichtiger sind die zahlreichen Einkehrmöglichkeiten mit ihren lokalen Köstlichkeiten, die uns hier Appetit aus eine Wanderung auf den Schöckl machen, der im Übrigen auch für barrierefrei gestaltet ist.

Also, lasst uns die Wanderschuhe schnüren, den Rucksack packen und nichts wie rauf auf den Schöckl!

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Hommage an den Hausberg der Grazer 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


sehr gut

Dieser Roman ist das Debüt von Maria Bidian, die sich dazu von ihrer eigenen Familiengeschichte inspirieren hat lassen. Genau wie Protagonistin Ana hat die Autorin einen rumänischen Vater und eine deutsche Mutter und eine große Familie in Rumänien.

Als Ana zwei Jahre nach dem Tod ihres Vaters erfährt, dass die unter der Ceaucescu-Diktatur enteignete Familie einen Teil des ehemaligen Besitzes zurückerhält, reist sie nach Rumänien. Ihr selbst geht es vordergründig nicht um das Haus, sondern um das sogenannte „Pfauengemälde“, von dem ihr der Vater häufig erzählt hat.

Doch das Vorhaben erweist sich schwieriger als gedacht, denn die Mühlen der rumänischen Bürokratie mahlen mehr als langsam. Obwohl scheinbar alles klar ist, muss Ana allerlei rumänische Dokumente vorweisen, die sie erst beschaffen muss. Sie nützt die Zeit, um ihre weitverzweigte Familie zu besuchen. Sie reist zu Onkeln und Tanten, trifft Cousins und Cousinen. Dabei erfahren sie und wir Leser einiges über das vergangene und das heutige Rumänien sowie die Hoffnungen, die man auf den zukünftigen EU-Beitritt setzt.

Meine Meinung:

Maria Bidian versucht in ihrem Debütroman uns den Umgang mit Trauer, Schuldgefühlen und die Traumata in unseren eigenen Familienbiografien (und was sie mit uns machen), näher zu bringen. Leider gelingt dies in meinen Augen nicht so ganz.

Zum einen wirkt der Roman ein wenig unstrukturiert und zum anderen ist die Geschichte Rumäniens bei den meisten Lesern nicht wirklich präsent. Ja, man weiß, dass der Diktator Nicolae Ceaușescu (1918-1989) und seine Ehefrau Elena das Land systematisch ausgeplündert haben, dass die Geheimpolizei Securitate andersdenkende Menschen gnadenlos verfolgt und getötet hat und dass das Ehepaar am 25. Dezember 1989 standrechtlich erschossen worden ist, pikanterweise durch ein Gesetz, dass Ceaușescu erst kurz zuvor erlassen hat.

Aber sonst weiß man recht wenig über Rumänien vor, während und nach der Diktatur. Das liegt vermutlich auch daran, dass im Nachkriegsdeutschland jeder mit sich selbst beschäftigt war und man - außer in der DDR - dem kommunistischen Land wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. Das muss auch Anas Vater erleben, der von als Gegner des Kommunismus verfolgt worden ist und dem die Flucht in den Westen gelungen ist. Allerdings hat seine Geschichte niemanden interessiert.

Während ihres Aufenthaltes muss Ana erkennen, dass sie mit vielem abschließen kann, „aber zu Ende war es nicht“.

Maria Bidian erzählt in einer bildhaften und schönen Sprache, die sehr gut dem ruhigen und melancholischen Grundton der Familiengeschichte entspricht. Allerdings geht das ein wenig zu Lasten der Spannung.

Fazit:

Dieser Roman ist nicht ganz leicht zu lesen, aber für alle jene, die sich gerne mit komplexen Familiengeschichten auseinandersetzen, ein gelungenes Debüt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 14.07.2024
Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum
Kara, Siddharth

Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum


ausgezeichnet

„Wir arbeiten in unseren Gräbern!“

Ein erschütternder Bericht des Wirtschaftswissenschaftlers, Meschenrechtsaktivisten und Professor an der University of Nottingham Siddarth Kara über die Zustände in den Kobalt-Abbaugebieten der Demokratische Republik Kongo.

„Wir arbeiten in unseren Gräbern!“ sagt einer der Abertausenden rechtlosen Kleinschürfer treffend, denn während am Weltmarkt Höchstpreise für das Erz erzielt werden, holen Männer, Frauen und Kinder im handwerklichen Kleinstbergbau ohne Schutzausrüstung und Sicherungsmaßnahmen, oft mit bloßen Händen aus einsturzgefährdeten Gruben und Stollen. Dabei atmen sie giftige und radioaktive Stäube ein. Anschließend wird das für die Industrie kostbare Erz in verseuchten Becken gewaschen - und das alles zu Hungerlöhnen.

Siddarth Kara hat sich selbst ein Bild dieser menschenunwürdigen Zustände gemacht. Er zeigt auf, dass die Erklärungen der Großkonzerne, „man achte auf Nachhaltigkeit und gute Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sowie die Zahlung von angemessenen Löhnen“ weder das Papier noch die Druckerschwärze wert sind. Gegen das neue Lieferketten-Gesetz der EU wird absichtlich und sträflichst verstoßen. Sanktionen? Nicht der Rede wert.

Für seinen Bericht bzw. das Buch hat Siddarth Kara zahlreiche Kleinschürfer, Vertreter von Bergbaugenossenschaften, NGOs, Regierungsvertreter und Zwischenhändlern interviewt.

Nach der Lektüre dieses Buches muss man sich schon fragen, ob und welchen Anteil Jeder oder Jede von uns an dieser Menschen verachtenden Ausbeutung hat.

Fazit:

Keine leichte Lektüre, trotzdem eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 14.07.2024
Mörderisches Santorin - Zoe und die tödliche Kreuzfahrt (eBook, ePUB)
Humberg, Christian

Mörderisches Santorin - Zoe und die tödliche Kreuzfahrt (eBook, ePUB)


gut

Dieser 2. Krimi rund um Zoe Dahlmann, Halbgriechin und Restaurantbesitzerin auf Santorin, ist ein netter Urlaubskrimi, der sich in wenigen Stunden am Pool eines Kreuzfahrtschiffes oder am Strand lesen lässt. Es muss ja nicht unbedingt Griechenland sein.

Die Überraschung ist gelungen, als Sonja, eine Freundin von Zoe aus Frankfurt im Restaurant erscheint und noch größer das Erstaunen, als Sonja wegen Mordverdachts festgenommen wird. Sonjas Kabinennachbarin auf dem Kreuzfahrtschiff ist erstickt worden.

Ausgerechnet Kommissar Spanos, der schon im ersten Fall für Zoe seine Unfähigkeit unter Beweis stellen durfte, ist Chefermittler. Deshalb bleibt Zoe und ihrem Freund Leon nichts anderes übrig, auf eigene Faust den Mörder zu finden ...

Meine Meinung:

Wie schon erwähnt, gehört dieser Krimi in das Subsubgenre Urlaubskrimi. Leicht zu lesen, ein dümmlicher und ignoranter Polizist und Laien, die ermitteln. Daneben lernen wir Land und Leute kennen, dürfen die kulinarischen Köstlichen und das Flair der griechischen Inseln genießen. Und ja, eine Katze, pardon, ein Kater darf auch nicht fehen.

Hier werden wenige Klischee ausgelassen wie allein reisende ältere Frauen, die von Toyboys angesprochen werden oder das Ambiente eines Kreuzfahrtschiffes.

Fazit:

Wer eine sommerliche Lektüre ohne allzu viel Tiefgang zu Entspannung lesen will, ist hier richtig. Von mir gibt’s 3 Sterne.

Bewertung vom 12.07.2024
Warten auf den Tod / Ein Fall für Alan Grant Bd.1
Tey, Josephine

Warten auf den Tod / Ein Fall für Alan Grant Bd.1


sehr gut

Während gefühlt halb London vor der Theaterkassa angestellt steht, um eine der begehrten Karten für die Vorstellung eines bekannten Musicals zu erhalten, sackt mitten Gedränge ein Mann tot zusammen. In seinem Rücken steckt ein Stilett. Inspector Alan Grant vom Scotland Yard wird mit der schwierigen Aufgabe betraut, den Mord an dem namenlosen Opfer aufzuklären. Der Fall ist wie eine mathematische Gleichung mit mehreren Unbekannten: Niemand hat etwas gesehen oder gehört und die Identität unbekannt. Die wenigen Fakten, die Waffe und die Kleidung, helfen vorerst nicht weiter. Dann stellt sich heraus, dass der Täter Linkshänder gewesen sein muss. Als endlich klar ist, wer das Opfer ist, gerät dessen Freund, der Linkshänder ist, in den Fokus von Grant und flieht. Ein Schuldgeständnis? Inspector Grant reist dem Flüchtigen bis nach Schottland nach ....

Meine Meinung:

Josephine Tey hat mit diesem ersten Fall für Inspector Alan Grant einen fesselnden Krimi, der very british daherkommt, verfasst. Es ist ein Krimi der leisen Töne, einer bei dem sowohl der Ermittler als auch die Leser viel nachdenken müssen. Immer wieder, wenn Grant glaubt, diese komplexe Geschichte endlich auflösen zu können, beschleichen Zweifel und er tut gut daran, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Zahlreiche Spuren erweisen sich als Sackgassen und lassen sowohl Grant als auch die Leser ins Leere laufen.

Der Spannungsbogen ist hoch, obwohl er in der Mitte ein wenig abflacht, bevor er durch eine letzten Wendung noch für eine überraschende, aber stimmige Lösung sorgt.

Üblicherweise achtet ja niemand, der nicht selbst davon betroffen ist, auf Linkshänder. Geschickt wird hier die Tatsache benützt, dass man nur das sieht, was man kennt. Selbst der erfahrene Inspector wird in die Irre geführt.

Schmunzeln musste ich, als Grant sich an Hand eines Messtischblattes sich mit der Landschaft in Schottland vertraut macht. Der Begriff "Messtischblatt" ist mir als Vermesserin ja gut geläufig, aber schon lange nicht mehr untergekommen. Im allgemeinen sagt man nun Katasterblatt dazu.

Die Charaktere sind sehr gut getroffen. Man kann sich die Figuren so richtig vorstellen.

Josephine Tey ist das Pseudonym der schottischen Autorin Elizabeth MacKintosh (1896–1952), die vor allem für ihre Kriminalromane bekannt geworden ist. Die Autorin Josephine Tey ist selbst auch eine Protagonistin in der Krimi-Reihe rund um Detective Inspector Archie Penrose, die aus der Feder von Nicola Upson stammt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Auftakt einer interessanten Krimi-Reihe 4 Sterne und freue mich auf die anderen Fälle.