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buecherwurm_01
Wohnort: 
Heinsberg

Bewertungen

Insgesamt 213 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2022
1799 - Die Schatten von Oldenburg
Kohn, Jörg

1799 - Die Schatten von Oldenburg


sehr gut

1799 – ein Jahr im Oldenburger Land

Die Suche nach dem Mörder der Eltern ist in die historischen Begebenheiten bestens eingebunden.

Johannes von Marburg wird zum Ende seines Studiums in Hamburg vom plötzlichen, gewaltsamen Tod seiner Eltern überrascht. Zusammen mit einem Doktoranden der Medizin begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder. Seine Reise führt ihn durch das Herzogtum Oldenburg und die angrenzenden Regionen. Fast beiläufig wird der Leser mit den geschichtlichen Ereignissen des Jahres 1799 in dieser Gegend vertraut gemacht.

Die Details zu Geschichte und Politik, den Lebensumständen, den Unterschieden zwischen Stadt und Land fließen authentisch in die Erzählung ein. Auch Mode wird thematisiert. Der Erzählstil lässt sich fließend lesen, der Spannungsbogen ist gut gesponnen und der Kriminalfall logisch aufgebaut. Die komplexe, gut recherchierte Handlung gefällt mir gut.

Ob Krimi oder historischer Roman, so ganz einfach lässt sich dieses Buch nicht kategorisieren. Für mich persönlich ist es eher ein historischer Roman. Das Glossar zur Erklärung von Ausdrücken der damaligen Zeit ist hilfreich. Aufgrund des Cliffhangers gehe ich davon aus, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Bewertung vom 29.11.2022
Der eiserne Herzog
Schiewe, Ulf

Der eiserne Herzog


ausgezeichnet

Hervorragend erzählter Roman um Wilhelm den Eroberer

Der Kampf um die Herrschaft in England findet im Jahr 1066 ihren Höhepunkt. Das Ergebnis ist bekannt, denn Wilhelm der Eroberer übernimmt nach der erfolgreichen Schlacht von Hastings die Regentschaft über das Königreich. Als Herzog der Normandie war er bereits erfolgreich. Neben dem Herrschaftskampf thematisiert dieser historische Roman auch die Ehen der beiden, die Gegenden, die Bevölkerung und die Lebensweisen. Die Beschreibungen zu allen Themen sind sehr bildhaft und lassen das Beschriebene vor dem inneren Auge entstehen.

Die Informationen zu den Personen sind sehr hilfreich für das Verständnis, gerade weil es auch so viele aus unterschiedlichen Familien sind. Gut gefällt mir auch, dass die Ortsnamen der damaligen Schreibweise entsprechen und alles an den Beginn des Buches gestellt wird. Die Charaktere sind authentisch beschrieben, man kann sich gut in sie hineinversetzen. Die Landschaften und Wege sind gut verfolgbar. Das liegt meines Erachtens am tollen Erzählstil, der sowohl Bilder als auch Gefühle bestens wiedergibt. Auch die Grausamkeiten der damaligen Zeit sind realitätsnah beschrieben.

Mit gefallen die Verbindungen von Fiktion und fundierter Historie, die Verknüpfungen sind gelungen. Die Recherche ist sehr fundiert. Gerne empfehle ich diese mitreißende Geschichtsstunde Fans historischer Romane und Geschichtsinteressierten.

Bewertung vom 30.10.2022
CATAN Bd.1
Teuber, Klaus

CATAN Bd.1


ausgezeichnet

Das Buch zum Spiel

Die Vorgeschichte zur Entstehung der Siedlung in Catan und deren Entwicklung.

Startend im Jahr 860 werden drei Halbbrüder aus ihrer Heimat verbannt; Grund hierfür war die Unterstützung der Flucht der Tochter eines Wikingerfürsten. Gemeinsam mit ihr und auswanderungswilligen Nachbarn starten die Drei ihre Seereise in unbekannte Gefilde. Ein Sturm lässt sie auf einer unbewohnten Insel stranden, der sie den Namen Catan geben. Hier gibt es viele Herausforderungen, die nicht immer im Einvernehmen bestritten werden. Eine spannende Entwicklung der Siedlung und ihrer Bewohner nimmt den Leser mit auf eine interessante Reise.

Mir gefällt die Idee, den Weg der Siedler nach Catan und deren Leben dort in ein Buch zu fassen. Die an die Zeit angepasste Sprache ist gelungen. Der Erzählstil führt den Leser mitten ins Geschehen. Es gibt viele Charaktere, die aufgrund ihrer Authentizität gut zu verfolgen und verstehen sind. Hilfreich ist hier auch das Personenregister, der Stammbaum der Hauptprotagonisten sowie zum Verständnis der Umgebung die Landkarte zu Beginn des Buches.

Der Start in diese Trilogie hat mir sehr gut gefallen, gespannt warte ich schon auf den nächsten Teil. Gerne empfehle ich sie Freunden des Spiels sowie Fans historischer Romane.

Bewertung vom 19.10.2022
Galatea (eBook, ePUB)
Miller, Madeline

Galatea (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Mythos – neu erzählt

Von Wünschen, deren Umsetzung und dem eigenen Willen einer Frau.

Es fällt mir nicht leicht, dieses Buch zu rezensieren, denn es ist so ganz anders als das, was ich sonst so lese. Das Streben nach einem eigenständigen Leben ist in der heutigen Zeit für Frauen selbstverständlich, aber noch immer wird es Männer geben, die sich in dieser Geschichte wiederfinden können. Die Statue aus der griechischen Mythologie erhält durch die Worte der Autorin neben einer Stimme vor allem einen Namen und eine Persönlichkeit.

Die Illustrationen sind sehr treffend, durch sie wird das Buch etwas verlängert, denn der eigentliche Text ist schon ziemlich kurz. Dennoch hat mir nichts gefehlt, denn das Wesentliche wurde erzählt. Zudem sind die anderen Teile: das Vorwort der Autorin, eine Übersetzung der Pygmalion-Geschichte von Ovid und ein Nachwort des Philologen Andreas Knabl informativ und tragen zum besseren Verständnis bei; sie runden das Ganze ab. Ich finde es sehr interessant, die Sagenwelt modern zu gestalten und eine Verbindung zur Neuzeit zu schaffen. Das ist der Autorin wirklich gut gelungen.

Bewertung vom 06.10.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


gut

Seichte Lektüre

Im Vordergrund steht die Liebesgeschichte, leider zu wenig Tiefgang hinsichtlich der Fliegerei und den historischen Aspekten.

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern gehören Marlene 50% des Familienunternehmens, das vor dem Krieg Wasserflugzeuge baute; sehr zum Leidwesen ihres Cousins, der deutlich weniger Anteile hält. Das Ferienhaus an der Ostsee bei Lübeck bietet ihr Rückzugsmöglichkeiten. Dem Unternehmen geht es in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg schlecht und Marlenes Idee zur Rettung der Firma stellt sie vor einige Herausforderungen. Zudem lernt sie einen mysteriösen Schwimmer kennen, der ihr Herz erobert. In allen Belangen stehen Probleme ins Haus.

Aufgrund des Klappentextes hatte ich etwas anderes als eine oberflächliche Liebesgeschichte erwartet. Deutlich mehr Details zum Flugzeugbau und dem Dasein einer Pilotin zur Zeit des Wirtschaftswunders hätten für den Tiefgang gesorgt, den ich doch sehr vermisst habe. Die Geschichte vereint viele Problematiken der damaligen Zeit, mir war das leider etwas zu viel. Der Schreibstil lässt sich flüssig und schnell lesen. Wer einen Liebesroman in der Welt des Wirtschaftswunders sucht, der für kurzweilige Stunden am Kamin sorgt, ist hier richtig.

Bewertung vom 03.10.2022
Die Farben der Welt
Wild, Johanna von

Die Farben der Welt


sehr gut

Einblick in ein Künstlerleben

Die Bedeutung der Kunst für eine Frau, die sich in der von Männern dominierten Welt durchzusetzen weiß.

Schon sehr früh verwaist, nimmt ihr Onkel sie auf und ermöglicht Ida eine gute Schulbildung. Schnell kommt sie mit Neid und Missgunst in Kontakt; diese Charakterzüge von Mitmenschen einschließlich unschöner Konsequenzen begleiten sie durchs Leben. Sie schließt aber auch eine Freundschaft, die durch Höhen und Tiefen Bestand hat. Ihre große Liebe wird die Malerei. Um ihr Talent zu verfeinern, führt ihr Weg sie nach Florenz; eine Stadt, die im 16. Jahrhundert schon die Künste zu schätzen und zu fördern wusste. Zurück in ihrer Heimatstadt, erhält sie die Chance, sich malerisch zu betätigen und Vorarbeiten für das Buch "Hortus Eystettensis" zu leisten. Aber auch alte Wunden werden aufgerissen.

Der Roman glänzt durch seine tollen Beschreibungen. Seien es die Städte Nürnberg und Florenz, die vor dem inneren Auge auftauchen oder auch die Protagonisten in ihren jeweiligen Lebensumständen, denen man nahe ist; die lebendige Sprache ist beeindruckend. Insbesondere rund um die Malerei, ihre Entstehung und fertig gestellten Bildern entstehen förmlich vor den Augen des Lesers. Die Geschichte ist in sich schlüssig und detailreich aufgebaut. In Anbetracht des Titels und, wie ich dachte, Hauptthemas des Buches, kam mir die Malerei leider etwas zu kurz. Ich kann aber natürlich eine Leseempfehlung aussprechen, denn ich habe das Buch gerne gelesen.

Bewertung vom 25.09.2022
Das Geheimnis des Pilgers / Pilger Bd.2
Schier, Petra

Das Geheimnis des Pilgers / Pilger Bd.2


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung der Reise ins Mittelalter

„Das Geheimnis des Pilgers“ ist der zweite Band einer Trilogie, die uns im 14. Jahrhundert nach Koblenz und Umgebung entführt.

Von der ersten Seite an begegnet man alten Bekannten, genauso fühlt es sich an. Die Geschichte rund um das Leben der Freunde Palmiro und Conlin mit ihren Familien gibt einen für mich authentischen Einblick in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, mit seinen typischen und auch nicht oft angesprochenen Aspekten. Neue Charaktere ergänzen die Vielfalt der Themen und sorgen für Abwechslung. Es gibt wieder verschiedene Erzählstränge, die gut miteinander verwoben sind und Intrigen, Familienbande, ein wenig Mystik sowie reichlich Gefühl zeigen.

Die aufgezeigten Szenarien überzeugen mich ebenso wie der bewährte Schreibstil der Autorin; aufgelockert durch humorvolle Formulierungen zaubert er beim Lesen oft ein Lächeln ins Gesicht. Die bildhafte Sprache schafft es, die einzelnen Szenen vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen und sich mitten im Geschehen wieder zu finden.

Das ausführliche Personenregister zu Beginn des Buches ist sehr hilfreich in Anbetracht der Vielzahl der Charaktere. Wie schon den ersten Band, empfehle ich die Fortsetzung auch gerne, würde jedoch vorschlagen, den Start in die Trilogie zuerst zu lesen, um allen Erzählsträngen problemlos folgen zu können.

Bewertung vom 13.09.2022
Jahre mit Martha (eBook, ePUB)
Kordic, Martin

Jahre mit Martha (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Weg zum Erwachsen werden

Die Erzählung eines Migranten, der in Deutschland Fuß fassen möchte und eine ungewöhnliche Freundschaft pflegt.

Ein 15jähriger Junge mit Migrationshintergrund namens Željko lernt eine 40jährige deutsche Professorin kennen und verliebt sich in sie. Der Einfachheit halber wird er Jimmy genannt. Schnell werden die kulturellen wie sozialen Unterschiede sichtbar. Sie hat, was er sich wünscht: Bücher, Bildung, Wohlstand. Über viele Jahre verlieren sie sich nicht aus den Augen. Hauptsächlich wird jedoch sein Weg in die Welt der Erwachsenen skizziert; er geht seinen Weg, auch wenn er auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft einige Umwege nimmt.

Diese außergewöhnliche Geschichte thematisiert soziale Ungleichheit, Migration und Bildungschancen in Verbindung mit einer Liebesgeschichte, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, aus heutiger Sicht aber durchaus als gewöhnlich bezeichnet werden kann. Der flüssige Schreibstil schafft eine teils idyllische teils tiefgründige Atmosphäre. Einfühlsam erzählt der Autor aus Sicht des männlichen Protagonisten eine erdrückende Wirklichkeit und die Möglichkeiten, daraus auszubrechen. Er schafft es, mit seiner meist direkten, manchmal humorvollen Sprache ein Mitgefühl zu erzeugen, aber auch eine kurzweilige Unterhaltung. Ich halte dieses Buch für sehr lesenswert.

Bewertung vom 10.09.2022
Mademoiselle Oppenheim - Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst
König, Mina

Mademoiselle Oppenheim - Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst


ausgezeichnet

Tolles Porträt einer interessanten Frau

Intensive Beschreibung der Kunstszene im Paris der 1930er Jahre am Beispiel einer leider fast vergessenen Künstlerin.

Meret Oppenheim rebellierte gegen das ländliche Leben im Südwesten Deutschlands und reist nach Paris, um dort ihre künstlerische Ader auszuleben. Zuerst noch unterstützt von ihren Eltern, steht sie peu à peu auf eigenen Beinen. Der Weg ist steinig, aber sie findet Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen ohne sich allzu sehr verbiegen zu müssen. Sie war eine starke Persönlichkeit, die leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Die Autorin zeichnet eine fiktive Geschichte im Rahmen ihrer nur unzulänglich bekannten Biographie. Geprägt und unterstützt wird die Protagonistin durch ihre in der Schweiz lebende Großmutter mütterlicherseits, die sie versteht, da sie selbst künstlerische Ambitionen hatte. Das Buch behandelt einen kurzen zeitlichen Ausschnitt aus dem Leben von Meret Oppenheim; eine Zeit, in der in Deutschland die politische Situation auch für ihre Eltern bedrohlich wird, denn ihr Vater ist Halbjude

Das Zitat „Die Freiheit wird einem nicht gegeben. Man muss sie nehmen.“ beschreibt Merets Lebenseinstellung auf eine direkte Art und Weise, und dazu äußerst treffend.

Mina Königs Schreibstil schafft eine realistische Atmosphäre rund um eine außergewöhnliche Künstlerin, die ihren Weg konsequent geht. Tolle bildhafte Beschreibungen, sowohl von Situationen als auch der Stadt Paris und der Personengruppe, mit der sie sich umgibt sorgen für eine Leseerlebnis. Sie zeichnet lebendige Charaktere. Dieses Buch ist aber auch ein Porträt der Kunstwelt und ihrer Künstler in den 1930er Jahren, insbesondere der Surrealisten. Sie bewegte sich im Kreise auch heute noch bekannter Künstler wie Pablo Picasso, Salvador Dali, Joan Miró, Alberto Giacometti, André Breton, Marcel Duchamp und Max Ernst. Gerne gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.08.2022
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


ausgezeichnet

Ein jüdisches Leben

Das Porträt eines Mannes, von seinen ärmlichen Anfängen in Galizien bis zu seinem bitteren Lebensende im Wien der Nazizeit.

Die Lebensgeschichte von Dr. Isidor Geller: geboren im ärmlichen Galizien hat er hart gearbeitet, um im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts anerkannt und respektiert zu werden. Er führte als Kommerzialrat und Berater des österreichischen Staates ein angenehmes Leben in den oberen Kreisen der Stadt und verlor nie den Kontakt zur ebenfalls emigrierten Familie jüdischen Glaubens. Als die Nationalsozialisten auch in Österreich stark werden, sind seine Errungenschaften schnell vergessen und verloren. Sein Leben findet ein brutales Ende.

Die Autorin mit israelischen Wurzeln hat ihre Familiengeschichte erforscht und widmet ihrem Urgroßonkel dieses Buch. Ein Stück Zeitgeschichte wird anhand eines Einzelschicksals eindrucksvoll erzählt. Ihre Recherche mit Zugang zu interessanten Unterlagen in Archiven und familieneigenen Belegen ist sehr fundiert, sicherlich war hier ihre Tätigkeit als Journalistin hilfreich. Ich finde den Schreibstil sehr gefühlvoll und angenehm zu lesen.

Dieses gelungene Debüt über eine schillernde Person, mit bewegenden Worten erzählt, ist sehr lesenswert. Den Stammbaum zum Ende des Buches gibt einen guten Überblick über Isidors Familie. Gerne empfehle ich die Lektüre dieser nahegehenden Geschichte.