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FrauSchafski

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2019
SOG / Kommissar Huldar Bd.2
Sigurdardóttir, Yrsa

SOG / Kommissar Huldar Bd.2


sehr gut

Hier ist der Titel Programm

Mit DNA hat mich die Autorin bereits völlig in den Bann gezogen und auch den zweiten Teil konnte ich kaum aus der Hand legen. Dabei kreiert sich die Spannung aus einem ganz einfachen Mittel: Unwissenheit. Denn der Leser tappt genauso im Dunkeln, wie es die Ermittler tun.

Ziemlich abstruse Dinge kommen hier zusammen: Der Fund abgeschnittener Körperteile sowie einer Zeitkapsel, die von Schulkindern Jahre zuvor eingebuddelt wurde. Dinge, die offenkundig nichts miteinander zu tun haben. Dennoch beschleicht den Leser dasselbe Gefühl wie Kommissar Huldar, da steckt mehr dahinter. Aber um das herauszufinden, müssen wir - wie soll es auch anders sein - ermitteln, prüfen, hinterfragen, rätseln. Das macht Spaß und ist verdammt kurzweilig. Kinderpsychologin Freya ist auch wieder mit von der Partie, ohne sie wäre die Story nur halb, allein deswegen, weil sie einen Erzählerpart übernimmt. Der wechselt nämlich wieder zwischen Hulda uns ihr, was ich als sehr angenehm und durchaus amüsant empfunden habe. Denn auf diese Weise baut die Autorin das Privatleben ihrer Figuren wie nebenbei in die Handlung ein, ohne dass es zu sehr im Vordergrund stünde, was bei anderen Büchern durchaus anstrengend ist. Was mir auch sehr gut gefällt, ist das Zusammenspiel der Figuren, welches authentisch und nicht erzwungen wirkt. Auch in diesem Punkt tun sich andere Autor*innen schwerer.

Fazit: Lange Rede, kurzer Sinn: Der Titel des Buches macht seinem Namen alle Ehre. Weniger inhaltlich, als viel mehr aufgrund der Sogwirkung, das es beim Lesen entfaltet. Das kann überzeugen und ist mir gute 4 Sterne wert.

Bewertung vom 06.02.2019
Totenfang / David Hunter Bd.5
Beckett, Simon

Totenfang / David Hunter Bd.5


sehr gut

In love with Dr. Hunter

Okay, okay, ich muss mich jetzt mal outen. Ich bin verliebt, verliebt in Dr. David Hunter. Ja, er hat einen komischen Faible für verrottende Dinge und Schmeißfliegen, aber hey, niemand ist perfekt.

Immerhin reist er gern und hat dabei ein untrügliches Gespür für unwirtliche Gegenden, in die sich sonst einfach niemand verirrt. Wenn er dann von diesen Gegenden erzählt, sie beschreibt, hänge ich an seinen Lippen und kann die salzige Luft förmlich riechen, das kalte Wasser spüren. Stets überläuft mich ein Schauer, wenn er von dunklen Orten spricht, oder ich entdecke durch seine Augen die kleinen Schönheiten des Lebens. Dann ist er auch noch so wahnsinnig hilfsbereit. Dümpelt irgendwo eine Leiche im fauligen Wasser, Dr. Hunter ist garantiert zu Stelle. Vielleicht ist auch eine junge Maid in Gefahr - da kann ich mir sicher sein, dass er zu ihrer Rettung schreiten wird, ohne Rücksicht auf Verluste. Denn sein eigenes Wohl kommt immer zuletzt. Durch diese Mischung aus Selbstlosigkeit und Neugier wird er regelmäßig zum echten Abenteurer, erklimmt windige Höhen oder durchwatet dunkle, feuchte Winkel. Dabei ist er auch noch sooo schlau, er merkt sofort, wenn irgendetwas nicht stimmt. Beginnt er erst einmal, eins und eins zusammenzuzählen, ist der Fall garantiert schnell gelöst, auch wenn er bis dahin manchmal schwer von Begriff ist. Okay, es gibt da viel Konkurrenz. An jedem neuen Ort trifft er auf eine neue Frau, die ihn fasziniert. Aber so ist das eben mit einem Womanizer. Bleibt abzuwarten, ob er denn jemals die Richtige findet. Ansonsten darf er sich gerne in meine unwirtliche Gegend verirren.

Fazit: Ich will mehr von Dr. Hunter. Wäre er nicht immer so schwer von Begriff, ginge manches bestimmt schneller, aber das stört mich nicht. So kann ich noch längere Zeit in seiner Gesellschaft verbringen. Vier Sterne und ein verliebtes seufzen ;)

Bewertung vom 03.02.2019
Kalte Seele, dunkles Herz
Walker, Wendy

Kalte Seele, dunkles Herz


sehr gut

Was seelische Grausamkeit bewirken kann

Das ist bereits mein zweites Buch von Wendy Walker. Schon „Dark Memories - nichts ist je vergessen“ konnte mich trotz des sperrigen Titels überzeugen. Das liegt vor allem daran, dass die Autorin ein gutes Händchen für psychologische Abgründe hat.

Dieses Mal widmet sie sich der Thematik „narzisstische Störung“, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen, die Eltern mit diesem selten diagnostizierten Krankheitsbild auf ihre Kinder haben. Das klingt jetzt schwer theoretisch, ist es im Prinzip ja auch, und mir würde dieses Hintergrundwissen ganz sicher fehlen, wenn die Autorin es nicht so geschickt in die Story einflechten würde. Die beteiligte Figur der Psychologin hat nämlich selbst zu der Thematik promoviert. Nein, das fand ich nicht zu plakativ oder unlogisch, ganz im Gegenteil schien es mir selbstverständlich, dass eine Expertin auf diesem Gebiet an dem Fall beteiligt ist. Der Fall ist schnell umrissen: Zwei junge Mädchen verschwinden spurlos, eines von beiden kehrt drei Jahre später unverhofft zurück und berichtet von einer Entführung. Sie konnte fliehen, während ihre Schwester immer noch gefangen ist. „Ihr müsst sie finden!“, lautet das Credo.

Cass, das zurückgekehrte Mädchen - oder besser gesagt die nun junge Frau, ist auch die Erzählerin, die in der Gegenwart spricht, aber regelmäßig in die Vergangenheit wechselt, um die einzelnen Puzzlestücke zusammenzuführen. Unterbrochen wird dies einzig durch Erzählpassagen der Psychologin, die parallel beginnt, Cass zu analysieren und dadurch auch Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer Aussagen streut. Immer wieder kehrt die Thematik der narzisstischen Störung zurück, wobei man sich als Leser hier schon seine eigenen Gedanken machen muss, selbst mitanalysiert. Darin liegt die große Stärke des Thrillers, dass es eben nicht ausreicht, ihn mal eben wegzulesen (was jedoch ohne Weiteres möglich ist), sondern sich die psychologische Tiefe nur ergibt, wenn man bereit ist, darüber nachzudenken.

Fazit: Psychologisch grausam und gut. Der Thriller regt zum nachdenken an, anstatt auf plakative Brutalität und Showeffekte zurückzugreifen. Ganz nach meinem Geschmack. Dafür vergebe ich dann auch gerne vier Sterne.

Bewertung vom 28.01.2019
Artemis
Weir, Andy

Artemis


gut

Fly me to the moon

Spielte Andy Weirs Erstling noch auf dem unwirtlichen, unerschlossenen Mars, nimmt er uns in „Artemis“ mit auf den mittlerweile besiedelten Mond. Auch haben wir es dieses Mal nicht mit einem galgenhumorigen Astronauten zu tun, sondern einer ausgefuchsten Schmugglerin, die von Kindesbeinen an auf dem Mond lebt. Das kann man nun loben, da eine taffe Frau im Mittelpunkt der Handlung steht, das ist für einen männlichen Autor durchaus nicht selbstverständlich. Problematisch ist nur, dass ihm seine Figur nicht so recht gelungen ist.

Warum? Jazz Bashara ist ein selbstbewusstes Mädel, das weiß, was es will und es sich auch nimmt. Und obwohl sie während des gesamten Buches kein einziges Mal Sex hat, hat sie den Ruf, ein „liederliches“ Mädel zu sein, das nur zu gerne sein Beine breit macht. Wehrt sie sich dagegen? Nein, ganz im Gegenteil lässt sie sich durch die andauernden sexistischen Bemerkungen einschüchtern und in Erklärungsnot bringen, was überhaupt nicht zu ihrem sonst so robusten Charakter passt. Was dem ganzen dann aber die Krone aufsetzt, ist die Tatsache, dass sie selbst an den unmöglichsten Stellen sexistische Bemerkungen dem Leser in den Kopf pflanzt, obwohl dieser gar nicht darüber nachgedacht hat. Ein Beispielt: Jazz zieht sich vor einem anderen Mann, schwulen (!) bis auf die Unterschwäsche aus, weil sie ihren Raumanzug anziehen möchte. Hier würde niemand etwas Merkwürdiges dran finden. Aber sie kommentiert dies mit einem süffisanten: „Was denn, hätte ich etwa in Gegenwart dieses schwulen Mannes verlegen sein sollen?“. Solche Beispiele finden sich zuhauf und sind auf Dauer echt nervig.

Hinzu kommt, dass die gesamte Story furchbar öde wäre, würde sie nicht auf dem Mond spielen. Einzig die Kulisse macht sie einigermaßen interessant, was für mich nicht ausgereicht hat. Spannungsbögen krieren sich nur selten, sodass es zeitweise eine echt zähe Veranstaltung ist. Und noch ein weiterer Aufreger zum Schluss: Es ist ein Unding, wenn der Klappentext, bzw. der Text auf der Innenseite, den Handlungsverlauf über mehr als hundert Seiten vorwegnimmt. Da kann man sich die Lektüre auch sparen - finde ich.

Fazit: Kurzum, mir erscheint die hier dargestellte weibliche Figur aufgrund der dauernden sexistischen Bemerkungen echt problematisch. Das mag der Autor sicher nicht bewusst gemacht haben, aber genau deswegen ist eine Bewegung wie #metoo sinnvoll, denn dieses Buch ist ein gutes Beispiel, warum eine Sensibilisierung für das Theman wichtig ist. Alles in allem gibt es enttäuschte drei Sterne.

Bewertung vom 27.01.2019
Stern des Nordens
John, D. B.

Stern des Nordens


gut

Nur ein böser Traum?

Wie viel weißt Du über Nordkorea? Wahrscheinlich fast nichts so wie ich auch. Nach diesem Buch wirst Du einiges mehr wissen, es wird Dir nur leider vorkommen, wie das, was es in diesem Fall auch ist: eine Geschichte.

Damit sind wir auch schon bei meiner Hauptkritik an diesem Spionage-Thriller. Klar könnte ich hier auch die Handlung nennen, die mir streckenweise ziemlich an den Haaren herbeigezogen vorkam. Insbesondere, was die Eignung von Jenna zur Agentin angeht. Aber darauf möchte ich mich gar nicht einschießen, irgendwie muss der Autor sein Wissen über die Zustände in Nordkorea ja verpacken und da muss eben eine konstruierte Handlung her. Nein, das eigentliche Problem liegt in meinen Augen ganz woanders: Der Leser bekommt keinen richtigen Zugang zu den Figuren.

Dabei gibt sich der Autor alle Mühe und lässt gleich drei unterschiedliche Erzählperspektiven aus unterschiedlichen Milieus zu Wort kommen, die letztlich alle ein grausames Schicksal teilen: Die furchtbaren Umstände in der totalitären Diktatur des Landes. Da wird rationiert, bis die Menschen reihenweise verhungern, es wird inhaftiert, gefoltert, zu Zwangsarbeit verurteilt, wahllos, wie es scheint. Streckenweise blickte ich fassungslos auf das Geschehen und war mir sicher, dass das alles bloß erfunden und mit schriftstellerischer Freiheit überspitzt sein muss. Doch die Anmerkungen des Autors zum Ende, in der er unter anderem auf seine Quellen (inklusive nachprüfbarer Angaben) verweist, belehrten mich eines Besseren. Nach einigem Nachdenken darüber, warum mir die Ereignisse so unwirklich vorkamen, wurde es mir dann klar: Die Figuren schaffen es nicht, sie emotional authentisch zu vermitteln, sodass ich mich die ganze Zeit fühlte, als würde ich in einer Blase über allen Dingen schweben.

Fazit: Ja, ich weiß nun mehr über Nordkorea. Dennoch scheint es, als würde das Land nur in einem bösen Traum existieren. Insgesamt habe ich keinen richtigen Zugang zu diesem Thriller gefunden, die Figuren sind farblos, die Spannungsbögen schwergängig, die Handlung konstruiert. Drei Sterne gibt es dennoch, weil der Autor sich redlich bemüht hat.

Bewertung vom 13.01.2019
Die Party
Day, Elizabeth

Die Party


gut

Eine Kopie des Kopierers

Martin, der Hauptcharakter dieses Romans (als Thriller würde ich das Buch nicht unbedingt bezeichnen), ist per se erst einmal nicht uninteressant. Vom Wesen her eher ein unauffälliger, strebsamer Typ, definiert er sich selbst allein durch die Beziehung zu seinem besten Freund Ben. Ben, der Überflieger, der Frauenheld, der reiche, verzogene Schönling. Doch für Martin ist Ben alles und er ist über die Jahre zu so etwas wie Bens „kleiner Schatten“ geworden.

Kommt euch das bekannt vor? Mir schon. Ich musste sehr früh und unweigerlich an den „talentierten Mr. Ripley“ denken. Denn auch wenn der Verlauf der Geschichte ein anderer ist, so ähnelt die Grundkonstellation schon arg dem Roman von Patricia Highsmith. Nun gut, das muss ja nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Ganz im Gegenteil konnte mich die Handlung durch den interessanten Erzählungsaufbau zu Beginn durchaus begeistern. Drei Erzählperspektiven kommen hier zusammen. Die eine folgt Martin in der Gegenwart, der gerade von der Polizei verhört wird und rückblickend von den Ereignissen „der Party“ berichtet, die zweite zeigt ebenfalls Martin, der in wesentlich größerem zeitlichen Abstand von der Entstehung seiner Beziehung zu Ben spricht und zuletzt sind da noch die Aufzeichnungen von Lucy, die als außenstehende Betrachterin von Martin, Ben und den Ereignissen bei der Party erzählt.

Etwa die Hälfte des Buches funktionierte das gut, Martin wird als Charakter gut ausgearbeitet und ist auf seine Art irgendwie gruselig. Doch dann bricht die Spanung ein, je näher wir der Party und den Ereignissen dieser Nacht kommen, umso zäher wird es. Der Autorin ist zum Ende hin einfach die Luft ausgegangen und es scheint, als hätte sie die Handlung künstlich in die Länge gezogen. Die eigentliche Auflösung ist letztlich völlig unspektakulär und genauso unscheinbar wie Martin ohne seinen besten Freund Ben: ein Schatten ohne Körper.

Fazit: Ein vom Aufbau her erst einmal spannender Charakter wird hier in einer zum Ende hin nichtssagenden Handlung verheizt. Da die erste Hälfte des Romans fesseln kann, vergebe ich insgesamt dennoch drei Sterne.

Bewertung vom 05.01.2019
Fünf plus drei / Berger & Blom Bd.3
Dahl, Arne

Fünf plus drei / Berger & Blom Bd.3


gut

Endet die Reihe hier?

Diese Reihe ist für mich ein ziemliches Wechselbad der Gefühle. Den ersten Band fand ich toll und er bekam knapp fünf Sterne. Band zwei war dann eine ziemliche Enttäuschung mit gerade einmal gut gemeinten drei Sternen. Tja, der nun dritte Band war besser, aber an den Reihenauftakt kommt auch er nicht ran.

Immerhin ist er nicht mehr so nebulös und verwirrend wie sein Vorgänger. Da wusste ich teilweise nicht mehr, wer wer ist, wer für wen arbeitet und was das alles soll. Hier ist der Auftrag recht klar - rettet die Welt. Okay, das habe ich jetzt leicht übertrieben, aber weit davon entfernt ist die Story nicht, was mich grundsätzlich erst einmal gähnen lässt. Ist Herrn Dahl hier wirklich nichts besseres eingefallen? Zugegeben, verpackt ist das Ganze ziemlich gut, er ist ein versierter Autor, das merkt man an annähernd jeder Zeile. Auch unvorhergesehene Twists kann er, aber muss es immer die große allumfassende drohende Katastrophe sein, die verhindert werden muss? Hätte hinter den Morden kein anderes Motiv stecken können? Halten wir fest: Hier findet der geneigte Leser gute Unterhaltung, die bis auf die Weltrettungsthematik (und das ist schon schlimm genug und mein Hauptkritikpunkt) nicht aus der Konservendose stammt. Der dritte Band schließt gleichzeitig auch den (ersten?) großen Fall von Berger und Blom ab. Bleibt offen, ob es weiter geht. Wenn wir aber dem Countdown glauben dürfen (s. Buchtitel der Reihe), sollten noch mindestens vier weitere Bände folgen.

Fazit: Besser als der zweite Band. Wegen der Weltrettungsthematik reicht es für mich dann aber doch nicht für mehr als drei Sterne. Kleiner Hinweis zum Schluss: Sollte unbedingt in der Reihe gelesen werden, sonst wird es sehr schwer mit den Zusammenhängen.

Bewertung vom 02.01.2019
Eden / Eden Archer & Frank Bennett Bd.2
Fox, Candice

Eden / Eden Archer & Frank Bennett Bd.2


gut

Zwischen den Stühlen

Der zweite Teil der Archer-und-Bennett-Reihe lässt mich etwas ratlos zurück. Denn so richtig gut fand ich ihn nicht, so richtig schlecht war er aber auch nicht. Weiterlesen möchte ich ebenfalls. Also sortieren wir ihn im breiten Mittelfeld ein.

Die alt bewährte Erzählweise - Vergangenheit vs. Zukunft - funktioniert auch in diesem Teil gut. Nur dass wir uns dieses Mal nicht mit Eden in ihre Vergangenheit begeben, sondern erfahren, wie Hades, ihr Adoptivvater, zu dem wurde, der er ist. Dass das keine leichte Kost sein kann, ergibt sich schon aus dem Charakter. Währenddessen ist Eden auf Undercovermission bei einer Art Kommune, die im Verdacht steht, mehrere junge Frauen getötet zu haben. Auch das ist harte Kost und es entsteht sogar zeitweise das Gefühl, die knallharte Eden gerät da an ihre Grenzen. Die vorherrschende Brutalität war ganz schön grenzwertig - und ich bin nicht unbedingt zart besaitet. Mehrmals kam während der Lektüre der Gedanke auf, ob das denn nun unbedingt sein muss. In den Augen der Autorin scheinbar schon, in meinen eher nicht. Manchmal reicht es aus, weniger plakativ zu beschreiben und der Vorstellungskraft des Lesers das Übrige zu überlassen. Zäh wurde es dann zwischenzeitlich auch immer mal wieder. Letztlich kamen mir die für mich interessanten Handlungsstränge dann zu kurz. Die Beziehung zwischen Eden und Frank, der Umgang mit dem Verlust geliebter Menschen, beide sind zugunsten des brutalen und somit wesentlich aufmerksamkeitsheischenderen Falls ins Hintertreffen geraten. Schade. Vielleicht wird das im 3. Band besser?

Fazit: Der Erzählstrang um Hades ist mit der interessanteste, die Entwicklung der Figuren kommt ein wenig zu kurz, dafür gibt es zu viel plakativ dargestellte Gewalt. Drei Sterne in der Hoffnung, dass der nächste Band besser wird.

Bewertung vom 01.01.2019
Tschick
Herrndorf, Wolfgang

Tschick


ausgezeichnet

Achtsamkeit mit Tschick

Das ist eines dieser Bücher, bei dem man sich nach der Lektüre fragt, warum zum Henker es so lange auf dem SuB rumgedümpelt ist, denn es ist absolut lesenswert. „Tschick“ ist ein abgefahrener und urkomischer Roadtrip durch ein Deutschland, das wie das absolute Niemandsland anmutet. Was kein Wunder ist, immerhin ist das Ziel der beiden Protagonisten die Walachei. Seine Bewohner sind verschroben, eigensinnig und manchmal engstirnig, aber immer hilfsbereit. Warum Mike und Tschick diesen Trip machen, ist einfach zu erklären: Weil sie es können! Und so werden die beiden Sinnbild des Ausbruchs aus einer Gesellschaft, die so sehr an Regeln, Vorgaben, Termin- und Zeitplänen orientiert ist, dass sie vergessen habt, etwas einfach zu tun.

Vor dem Hintergrund des Achtsamkeitshype, der in den vergangenen Jahren insbesondere über die Sozialen Medien in aller Munde ist, ist dieser Roman eine wunderbare Leseempfehlung: Achtsamkeit mit Mike und Tschick. Denn blendet man die Tatsache aus, dass die beiden gegen diverse Gesetze verstoßen und einigen Mist veranstalten, kann man vor allem eines beobachten: Wie sehr sie im Moment leben und dies genießen, ohne dass es überhaupt infrage gestellt wird. Ohne Plan, ohne Karte loszufahren erfordert Mut, aber darüber machen sich die Jungs keine Gedanken. Sie fahren einfach los, schlafen und essen, wie und wann es gerade passt, lösen Probleme erst, wenn sie auftreten, mit einer Ruhe und einem Einfallsreichtum, der seinesgleichen sucht. Davon können wir lernen - einfach mal loslassen und alles auf sich zukommen lassen, den Moment leben und genießen, wie er gerade ist.

Fazit: Mein Lesehighlight zum Jahresabschluss und ich habe hier nur eine Facette des Romans hervorgehoben, denn da ist noch so viel mehr zu finden. Ganz nebenbei ist er auch noch urkomisch und irgendwie herzerwärmend. Ohne Zweifel 5 Sterne.

Bewertung vom 31.12.2018
That Night - Schuldig für immer
Stevens, Chevy

That Night - Schuldig für immer


schlecht

Zäh und nervig

Bereits im vergangenen Jahr habe ich ein Buch von Chevy Stevens gelesen. Und das fand ich gar nicht mal so schlecht. Das Ende vielleicht etwas dick aufgetragen und vorhersehbar, aber sonst okay. Doch dieses Buch hat mich echt Nerven gekostet.

Eigentlich hätte mich schon der Titel abschrecken müssen. „That Night - Schuldig für immer“ klingt ganz schön melodramatisch und auch ein bisschen reißerisch. Wer denkt sich bitteschön solche Titel aus? Über lange Strecken fand ich das Buch furchtbar zäh, Spannung sucht man hier vergebens. Am allerschlimmsten war für mich aber die Protagonistin Toni. Boah ist mir die auf den Keks gegangen. Sie tritt einerseits als Teenager auf, andererseits als erwachsene Frau. Als Teenager ist Toni das vollkommene Klischee. Biestig, zickig, störrisch, stets auf Konfrontationskurs mit ihrer Mutter, es war kaum auszuhalten. Auch die Dialoge stammen aus einer schlechten Soap ... „Solange du unter meinem Dach wohnst ...“ , „Ich hasse dich ...“ etc. pp. Dann wird Toni auch noch gemobbt. Das ist schlimm, keine Frage. Aber sie ist dabei völlig hilflos, das perfekte Opfer, das schließlich sogar im Gefängnis landet für eine Tat, die sie nicht begangen hat. Für meinen Geschmack einfach zu dick aufgetragen. Und als sie nach 17 Jahren endlich aus dem Gefängnis kommt, fällt ihr nichts besseres ein, als wieder genau an den Ort zurückzukehren, an dem es ihr so schlecht ergangen ist. Da bleibt bei mir nur ein Kopfschütteln übrig.

Fazit: Einer der großen Flops des Jahres. Für mich ist klar, dass ich keine weiteren Bücher von Frau Stevens lesen werde. Ein enttäuschender Stern, mehr hat dieses Drama nicht verdient.