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Wedma

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Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2022
Endspiel Europa
Guérot, Ulrike;Ritz, Hauke

Endspiel Europa


ausgezeichnet

Ein sehr lesenswertes Buch, dessen Inhalte ernsthaft und sachlich ausdiskutiert gehören. Viel Wahres dran. Und es betrifft uns alle.

Mutig, diese (durchaus adäquate) Sicht der Dinge öffentlich zu vertreten, da sie außerhalb des durch Mainstream-Medien etablierten Erzählrahmens liegt. Die Dinge beim Namen zu nennen ist aber höchstnotwendig: Es geht ums Überleben Europas.

Die Autoren legen u.a. klar und überzeugend dar, dass der einstige Traum von geeintem Europa samt Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit usw. der Maxime „Amerika First“ zum Opfer gefallen ist. (Der Spruch an sich wurde erst vor paar Jahren bekannt gemacht. Die dahintersteckenden Aktionen liefen seit mindestens dem Ende des zweiten Weltkriegs.) Auch die Zeitpunkte und Politiker, die diese Entwicklung zu verantworten haben, wurden namentlich genannt. Bei all den Schilderungen taucht die Frage auf, ob der Preis dieser „Freundschaft“ nicht zu hoch ist., ob Europa den wirklich bezahlen möchte.

Die Zukunft schaut entsprechend nicht rosig aus. Ein Beispiel: Deutsche Wirtschaft hat bisher mithilfe der günstigen sibirischen Rohstoffe funktioniert. Mit dem teuren Fracking Gas der „besten Freunde von hinter dem großen Teich“ wird es wohl nicht so flott gehen, es rechnet sich einfach nicht. Das dürfte jedem klar sein. Und die ersten Anzeichen des Verfalls der ohnehin angeschlagenen Wirtschaft sind bereits da.
Europa droht, zum „failed state“ zu werden, wenn es weiter wie bisher macht und sich sicher und geborgen in den Händen der angloamerikanischen Eliten wähnt. Diese haben vor allem eigenen Weltherrschaftsanspruch vor Augen, den sie gerade auf europäischem Boden behaupten (Stellvertreterkrieg in der Ukraine, die durch Waffenlieferungen, die teuer bezahlt werden müssen, in die Schuldenfalle getrieben wird). Dass Europa insg. dabei zugrunde geht, scheint den Superreichen ohne größere Bedeutung. Kollateralschaden, sozusagen. Und: je schwächer Europa ist, desto stärker erscheint vor diesem Hintergrund das Land der „besten Freunde“. Teile und herrsche. Gilt nach wie vor.

All die schlimmen Überbleibsel aus dem kalten Krieg, die man als für immer überwunden glaubte, sind wieder da. Die künstlich herbeigeführte Entfremdung, Dämonisierung, Entmenschlichung etc. sind leider Teil der heutigen Realität. Am Anfang des Buches gibt es ein beeindruckendes Zitat der Lagebeschreibung aus dem Jahr 1914. Man denkt erst, es wurden die heutigen Verhältnisse beschrieben. Nach hundert Jahren macht man den gleichen Unsinn wieder mit.


Die Autoren plädieren auf der letzten Seite: „…einfach einmal ganz anders zu denken. Es gilt zu fragen, ob es für Europa nicht ganz grundsätzlich andere Möglichkeiten gibt…“.

Dieses Buch ist ein Weckruf, der erst genommen werden sollte. Gesamtgesellschaftlich. Gesamteuropäisch.

Hier gehört die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit hin.

Man kann noch viel und breit über diese Inhalte referieren. Es gibt noch mehr Themen und Aspekte. Besser: Selbst lesen und eigene Meinung dazu herauskristallisieren.

Fazit: Unbedingt lesen, diskutieren, neue, gute, gesunde Zukunft Europas ausarbeiten und gestalten. Geeint und mit geballten Kräften schafft man das.

Gekürzt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2022
Das Zeitalter der Resilienz
Rifkin, Jeremy

Das Zeitalter der Resilienz


ausgezeichnet

Aufschlussreiches Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Mit wenigen Worten wurde hier viel erreicht. Durchaus treffende Analyse des Ist-Zustandes und wie man dort hingelangt ist. Diese Herleitung, die unverbrauchte, aber zutreffende Sicht der Dinge fand ich bereichernd. Und vernünftige Vorschläge, wie es für die Allgemeinheit weitergehen könnte/sollte. Von der Effizienz zur Resilienz. Mehr Details im Buch.

Wohl durchdacht, prima strukturiert, überzeugend argumentiert. Unterhaltsam dargeboten noch dazu.

Diese Ausführungen haben nicht nur Spaß gemacht. Viele Anregungen, reichen Boden zum Nachdenken und Diskussionen geliefert.

Fazit:Sehr lesenswert! Mit wenigen Worten viel erreicht. Wohl durchdacht, prima strukturiert, überzeugend argumentiert. Unterhaltsam noch dazu.

Bewertung vom 18.08.2022
Lügen über meine Mutter (MP3-Download)
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter (MP3-Download)


ausgezeichnet

Die Buchbeschreibung hat mich neugierig gemacht. Ich dachte, es wäre ein Witz, dass der Mann seine Frau für sein berufliches Versagen verantwortlich macht, weil sie übergewichtig ist. Letztendlich liegt die Schönheit im Auge des Betrachters, wie man weiß. Und überhaupt, so etwas Absurdes. Kann nicht angehen.
Aber doch! Es war tatsächlich so. Der Roman erzählt eine schauderhafte Geschichte einer unglücklichen Ehe, erzählt aus der Sicht der Tochter, die damals noch klein war und vieles nur noch aus Erinnerungen weiß. Im Erwachsenenalter muss sie sich allerdings viele Fragen stellen, unter anderem, ob nicht sie, durch ihre schiere Existenz, der Grund war für das Unglück ihrer Mutter und all die Entwicklungen, die danach kamen. Diesen Psychoterror, dem sie Jahrzehnte lang ausgesetzt war, hat ihr Körper doch nicht mehr ausgehalten.
Kein Wohlfühlbuch. Da standen mir manchmal die Haare zu Berge. Erzählt aber eine Geschichte dieser Generation und die ihrer Eltern: Was ihnen wichtig war, welche Werte und Vorstellungen von Gut und Böse ihr Verhalten gesteuert haben.
Schön erzählt. In einfachen Worten. Um so eindringlicher wirkt das Ganze.
Großartig vorgetragen von Sandra Voss. Durch ihre Stimme, die gesamte Art hat die Geschichte an noch mehr Tiefe und Eindringlichkeit gewonnen.
Fazit: Eine Geschichte, die noch lange nachhallt. Sehr kennenlernenswert. Gerade als Hörbuch.

Bewertung vom 28.06.2022
New Wine Wave
Schumann, Janek;Staudt, Wolfgang

New Wine Wave


ausgezeichnet

Ein schönes, kluges, bereicherndes Buch über die Winzer Europas und ihre Weine.

Winzer aus Deutschland (29), Frankreich (13), Griechenland (3), Italien (11), Österreich (8), Portugal (4), Schweiz (6), Slowakei (4), Slowenien/Kroatien (2), Spanien (19), Belgien/Bulgarien (1) Antwerpen (1) wurden von den Autoren besucht und befragt.

Die Beschreibungen sind sehr gut gelungen. Nur paar Seiten lang, vermögen sie diese faszinierenden Lebensgeschichten so zu erzählen, dass man das Buch kaum aus der Hand legen, und nach einer Pause wieder aufschlagen und weiterlesen, mag. Die Leidenschaft fürs Weinmachen, für guten, wohlschmeckenden, authentischen Wein, für die gesunde Umwelt, in der dieser gedeihen kann, vereint alle Beteiligten. Und jede Geschichte spiegelt die Eigenheiten der Winzer und Winzerinnen, ihre eigene Sicht der Dinge, ihre Vorstellungen und Visionen. Und ihre Weine.

Die großartigen s/w Fotos von Anja Prestel liefern das Tüpfelchen auf dem i. Zu den spannenden Geschichten bekommt man die Abbildungen, ausdrucksstark und einzigartig, die man nicht so schnell vergisst.

Fazit: Ein sehr gut gelungenes Weinbuch, das die Herzen der Weinliebhaber und derjenigen, die es noch werden wollen, höherschlagen lässt. Hochwertige Ausstattung, passend zum Inhalt: Festeinband, angenehme Schriftgröße, hochwertiges Papier, leserfreundliche Gestaltung insgesamt. Schön als Geschenk.

Bewertung vom 22.06.2022
Bretonische Nächte / Kommissar Dupin Bd.11
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Nächte / Kommissar Dupin Bd.11


sehr gut

Diese Folge liegt in etwa in der Mitte, verglichen mit den früheren der Reihe. Zum Lesen fand ich sie eher müßig. Zu offensichtlich wird der Leser zwischen den Optionen A und B hin und her geschoben. Am Ende kommt die Option C überraschend wie ein Kaninchen aus dem Hut, nach Dupins genialem Geistesblitz. Aber zum nebenbei Hören fand ich das Ganze recht unterhaltsam. Ein nettes Wiedersehen mit Dupin und seinem Team.
Klappentext beschreibt den Fall sehr treffend.
Die Darbietung von Christian Berkel fand ich sehr gut, passend zu der Geschichte, in sich stimmig. Alle Figuren haben ihre eigenen Stimmlagen. Ihre unterschiedlichen Charaktere, ihre Emotionen, ob jemand aufgeregt etc. ist, hört man prima heraus. Beim Hören fühlte mich in die Geschichte hineinversetzt, alles war so real, so nah, wie ein Kleinurlaub, bei dem man Dupin und seinem Team über die Schulter schauen durfte.
Sehr atmosphärisch ist das Ganze geworden. Neue Facetten der Bretagne darf man kennenlernen. Hier die seltenen Pinguine, schöne Landschaften, da die lokalen Köstlichkeiten. Sie kamen auch diesmal nicht zu kurz. Auch dieser Fall ist ein weiterer Beitrag zur Lobpreisung des bretonischen Lebens.
Einzig der Handlungsaufbau war mir etwas einfältig. Man kaprizierte sich hpts. zwischen zwei Themen. Da konnte man sich denken, warum.
Ich vermisste auch ein wenig die Komplexität der früheren Folgen. Diese habe ich gerade gehört, um sich auf die neue Folge einzustimmen. Hier war mir das Ganze ein wenig einfach.
Als Hörbuch, zum Nebenbei hören, ist es angenehm, atmosphärisch, unterhaltsam. Wie die ganze Reihe.

Bewertung vom 19.06.2022
Konsequenzen des Kapitalismus
Chomsky, Noam;Waterstone, Marv

Konsequenzen des Kapitalismus


ausgezeichnet

Ein sehr lesenswertes Werk. DAS Highlight dieses Lesesommers in der Kategorie politisches Sachbuch. Hat Seltenheitswert. Definitiv. So etwas kommt nicht alle Tage.

Das Buch gibt grundlegende Werkzeuge in die Hand, die das adäquate Verständnis dessen, was heute in der Welt geschieht, erleichtert. Da sollte man hinhören. Im ureigenen Interesse.

Sehr zugänglich erklärt. Kann jeder lesen. Sollte man in den Schulen unterrichten, zumindest in den Hochschulen.
Solche Professoren wünschte ich mir in meinen Studentenzeiten. Erst viel später wurde klar, dass solche Hochkaräter einmalig sind. Frei nach Albert Einstein, bringen Chomsky und Waterstone komplexe Dinge einfach, griffig, mit nur wenigen Worten auf den Punkt. Das macht Spaß. Und nicht nur.

Das Buch kann für viele zum Augenöffner werden. In vielerlei Hinsicht.
Ein gutes Buch ist gut auf jeder Seite. Dieses ist hervorragend. So viel Wahres in geballter Form gibt es sehr selten. Das beeindruckt. Nachhaltig. Diese feine Ironie, insb. bei Chomsky, die seine Ausführungen durchdringt!

Fazit: Unbedingt lesen. Und im Bekannten/ Verwandten/Kollegenkreis diskutieren. Und endlich das Richtige tun.
Gekürzt.

Bewertung vom 28.05.2022
Wer schweigt, stimmt zu
Guérot, Ulrike

Wer schweigt, stimmt zu


ausgezeichnet

Unbedingt lesen! Viel Wahres dabei. Messerscharfe Analysen dessen, was in der Corona-Pandemie gelaufen war.
Nur wenige haben den Mut, die Dinge so schonungslos klar zum Ausdruck zu bringen.
Der Teil 3 ist besonders interessant. Was man tun müsste, um ein besseres Leben zu bekommen.
Lesen und darüber im Bekannten-, Freundes-, Familienkreis diskutieren. Anschließend die Taten folgen lassen. Das wäre was. Für uns alle.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2022
Bibliotheken
Campbell, James W. P.

Bibliotheken


ausgezeichnet

Von diesem Prachtexemplar bin ich restlos begeistert. Ein großartiges Geschenk an Bücherliebhaber und diejenigen, die es noch werden wollen.
Tolle Bilder, in Farbe und s/w, Graphiken, Zeichnungen auf jeder Seite. Begleitet von aussagestarken, griffig verfassten Texten, die, sowohl Bilder als auch Texte, Lust auf mehr machen.
Je mehr man sich mit dem Buch befasst, desto größer fällt die Begeisterung aus. Man kann nur ein Kapitel lesen oder einfach durchblättern und auf sich das Gesehene/ Gelesene einwirken lassen. Bereichert ungemein.
Ich habe bereits seit einigen Monaten das Vergnügen, diesen Band in meinem Bücherregal zu wissen. Es macht nicht nur Spaß. Man entflammt für die Bücher immer wieder aufs Neue.
Jede Bibliothek sollte diesen Band in ihrem Bestand, frei zugänglich zum Lesen vor Ort haben. Eine enorme Bereicherung für die Leser.
Das Buch gibt ein umfangreiches Bild der Bibliotheken von der Antike bis heute. Das dem Leser gegebene Versprechen ist hier zu voller Zufriedenheit gelöst. Man sieht sowohl die Fotos der Ruinen der antiken Bibliotheken z.B. in Pergamon, die Celsius Bibliothek in Ephesos in der Türkei, mit dazu gehörigen Zeichnungen der ursprünglichen Größe, als auch spätere Prachtbauten wie Bibliothéque de L’Assamblée Nationale in Paris, es ist das Foto, das auf dem Cover zu sehen ist; Stiftbibliothek St. Florian in Österreich mit ihren üppigen Deckenmalereien, Bibliothek von Kloster Wiblingen, Deutschland und noch viele andere. Was für eine Pracht mit all den Fresken, spiegelglatten Marmorböden, Skulpturen der Tugenden, Säulen mit vergoldeten Elementen, geheimen Türen uvm. Zum Schluss gibt es auch die modernen Bibliotheken mit ihren nüchternen Designs wie z.B. die Bibliothek der Universität Utrecht, Niederlande oder auch Chinesische Nationalbibliothek in Peking. So viel Atmosphäre, die durchaus jedes Mal anders ausfällt, je nach dem, in welcher Zeitperiode man gerade blättert, und eine schiere Unmenge an Büchern, wohin das Auge reicht.
Der Band hinterlässt einen bleibenden Eindruck, auch davon, wie die Menschheit ihre Bücher, ihr gesammeltes Wissen über die Jahrhinderte hinweg zu gestalten und aufzubewahren pflegte.
Wie auch paar Jahre zuvor, nach dem mich der Band „Dichterhäuser“ von Bodo Plachta begeistert hatte, kam der Wunsch auf, die Bibliotheken, zumindest einige davon, mit eigenen Augen zu sehen. Es wäre doch eine gute Idee, die Bildungsreisen zu den ausgewählten Bibliotheken für Schüler, Studenten auch für die Menschen im besten Alter zu organisieren. Dieser Band kann bei der Auswahl der Reiseziele sehr gut weiterhelfen.
Man kann noch viel über diesen Prachtband schreiben. Besser: genießen Sie selbst. Bereichert ungemein.
Fazit: Ein Highlight, das über Jahre hinweg begeistern kann. Tolle Idee, so ein Buch herauszubringen. Bitte mehr davon.

Bewertung vom 25.05.2022
Geographie ist Schicksal
Morris, Ian

Geographie ist Schicksal


sehr gut

Dieses Werk habe ich gern gelesen. Es hat einfach Spaß gemacht. Zumindest auf etwa 4/5 der Gesamtstrecke.
Der Autor kennt sich in seinem Fach Geschichte Großbritanniens bestens aus und weiß, sein Wissen bildhaft, sehr zugänglich und spannend zu präsentieren, und somit den Leser auf diese leichte und intelligente Art prima zu unterhalten.
Gerade diese Art der Stoffdarbietung hat auf weiten Strecken viel Lesevergnügen bereitet: diese Pfiffigkeit, der leicht ironisch-humorige Ton, wenn es um die früheren Zeiten in Teil I und II ging. Kapitel 7 im Teil II (Die Neuausrichtung: 1713-1815), auch Kapitel 8 (Weiter, immer weiter: 1815-1865), fallen sehr aussagestark aus: Sie beschreiben u.a. die Dinge, die damals zugrunde gelegt wurden, die wiederum das Geschehen in Europa heute plausibel erklären können. Der Autor liefert auch bestimmte Fakten, die einem auch historisch interessierten Leser bis dato nicht so geläufig waren. Spannende Vergleiche, z.B. Großbritannien im 16 und 19. Jh., wie sich das Land und Menschen entwickelt haben. Vergleiche der Könige, was der eine sich herausnahm und der andere nicht mehr konnte usw. setzen quasi ein Tüpfelchen auf dem i.
Die zahlreichen Karten, Fotos und Zeichnungen bereichern das Leseerlebnis ungemein. Geografie spielt (natürlich) eine große Rolle.
Leider, je näher die Erzählung zur Gegenwart rückte, desto öfter musste ich denken: So manches ist hier echt mit Vorsicht zu genießen, was mich das Ganze noch kritischer betrachten ließ. Die NATO-Denke machte sich auf der Strecke, die die Nachkriegszeit bis zur Gegenwart beschreibt, Teil 3, etwa hundert Seiten, deutlich bemerkbar. Mehrere Griffe der (plumpen) Meinungsmache traten zutage. (Lernen Sie mal bei Gelegenheit „Propaganda“ von Jaques Ellul kennen). Einiges wurde schöngeredet, anderes erst gar nicht erwähnt (Lesen Sie mal z.B. die Biografie von Leonid Breschnew aus der Feder von Susanne Schattenberg): Passte wohl nicht in den vorgegebenen Erzählrahmen. Das gezeichnete Bild geriet entsprechend stark verzerrt. Hier war vielsagender, was der werte Autor ausgelassen als das, was er gesagt hatte. Schade. Gerade diese leicht ironische Pfiffigkeit der ersten Hälfte, die das Werk aus der Masse gehoben hatte, fehlte im Teil 3. Klar, konnte man sich denken, dass ein Brite, der seit Jahrzehnten in den USA lebt und wirkt, wohl kaum was anderes bringen wird. Ich wollte mich aber nicht auf Vorurteile verlassen. Ich lasse mich diesbezüglich gerne mal überraschen. Es bleibt wohl dabei: „Wer die Wahrheit sagt, muss ein schnelles Pferd haben“, wie das alte Sprichwort sagt. Heute wagen nur wenige, die Dinge in aller Klarheit, den Tatsachen entsprechend zu beschreiben, und erst dann, wenn sie vom System nicht mehr finanziell und anderswie abhängig sind, wie Ulrike Guérot in ihrem sehr lesenswerten Werk „Wer schweigt, stimmt zu“ schreibt.
Dennoch ist „Geografie ist Schicksal“ ein durchaus kennenlernenswertes Buch geworden, das u.a. eine gute Erklärung abgibt, warum die Briten für Brexit gestimmt haben, und noch einiges mehr.
Das Buch ist hochwertig gestaltet: Festeinband, Umschlagblatt, Lesebändchen. Die vielen Karten, Fotos etc., Literaturverzeichnis, Register runden den guten Eindruck ab. Es ist schon ein dicker, recht schwerer Foliant geworden.
Für die Liebhaber der englischen Geschichte ein Muss.

Bewertung vom 22.04.2022
Côte d'Azur Reiseführer Michael Müller Verlag
Nestmeyer, Ralf

Côte d'Azur Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Ein informativer, knapp und präzise geschriebener Reiseführer mit allen wichtigen Infos, die man auf der Reise braucht. Ein sehr guter, verlässlicher Begleiter, ob bei der Reiseplanung oder bei der Durchführung.
Die Gegend kenne ich. Die Küste haben wir mal von unten nach oben, sprich von St. Tropez bis zu Autobahnausfahrt Richtung Deutschland nach Ventimiglia durchgefahren. Hier wurde die Reise in umgekehrter Richtung, von Menton runter in den Süden beschrieben. Beim Lesen habe ich mir gewünscht, dass wir diesen Reiseführer schon damals mithätten. Aber gut, wir wollten diese Tour nochmals durchführen. Und diesmal werden die im Reiseführer beschriebenen Städte und Anlaufpunkte in unserer Route nicht fehlen, z.B. Menton, die Stadt, die am Anfang und am Ende hier beschrieben wurde, werden wir bestimmt ausführlicher besuchen. Scheint ein Ort zu sein, den man kennenlernen sollte. Von solchen Tipps gibt es in diesem Reiseführer noch mehrere. Man sieht, dass der Autor sich prima auskennt. Diesmal werden wir nichts mehr Sehenswertes verpassen.
Die Infos über die Orte an der Route sind klar, präzise, mit wenigen Worten dargelegt. Darunter auch Kulturtipps im Sinne von Sehenswürdigkeiten und Ausflugsmöglichkeiten, und natürlich die guten Restaurants, Weinbars, Cafés, Hotels, Infostellen für Touristen, Öffnungszeiten usw. Oft sind auch die kleinen Karten auf der Seite dabei, die verdeutlichen, wo das jeweilige Ziel liegt, was sich als hilfreich und anschaulich erweist.
Nützlich und bereichernd sind die Infos ab Seite 238 zu Reisezeit, Flora und Fauna, Brauchtum, Festen, Veranstaltungen, Geschichte, Büchern, die in den Gegenden spielen, wie z.B. „Das Parfüm“ von P. Süskind. Auch „Reisepraktisches von A bis Z“ liefert so einiges, die man besser (woher) weiß.
Sehr schön finde ich die Wanderrouten ab Seite 290. 14 Wanderungen mit Karten, Sehenswürdigkeiten, Gehzeiten bis zur nächsten Station und anderen Dingen, die man auf der der Wanderung wissen muss.
Das alles ist leserfreundlich mit Seiten in anderen Farben hinterlegt, vorn ein ausführliches Inhaltsverzeichnis mit kleinen Karten, sodass man sich in dem Reiseführer prima orientieren kann und schnell die gesuchten Infos findet.
Hinten im Umschlag ist eine farbige Faltkarte hinterlegt, die im Süden bei Toulon anfängt und oben bei Ventimiglia und Bordighera in Italien endet. Praktisch zum Mitnehmen. Passt in jeden Rucksack oder auch Damentasche.
Fazit: Ich bin rundum mit dem Reiseführer zufrieden. Wenn ich an Reiseführer denke, dann denke ich an Müller Verlag. Und dort suche ich erst nach den Reiseführern aus der Feder von Ralf Nestmeyer. Seine Reiseführer über die Normandie, Languedoc-Roussillon und Paris möchte ich nicht missen. Ich wünsche noch viel Erfolg und weitere spannende Werke. Und den Lesern und Reisenden in die Regionen viel Spaß und angenehme Zeit.