Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 158 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2013
Frostblüte
Marriott, Zoë

Frostblüte


gut

Auf Saram mit den eisgrauen Augen liegt ein Fluch, der sie bei Gefahr in eine schnaubende Bestie verwandelt und mit der Axt ihres toten Vaters eine Schneise der Verwüstung als gefährlicher Wolf hinterlässt. Die Dorfbewohner fürchten ihre unkontrollierbaren Attacken und wollen sie dem Feuer überlassen, doch im letzten Augenblick kann sie entkommen und muss seitdem mit ihrer Mutter auf der Flucht sein. „Saram“ bedeutet Kummer und diesen trägt die verfluchte Frau in jeder Pore ihres Körpers, der die Kälte in ihrem Innern nur schwer überdeckt, sodass sie den Namen „Frost“ bevorzugt. Nach dem Tod ihrer Mutter schlägt sich das Mädchen alleine durch die Wälder auf der Suche nach der Feuergöttin, die sie erlösen kann, doch auf einer Lichtung wird sie Zeuge eines Hinterhalts und nach dem barschen Kampf mit den falschen Hirten Arian und Luca in deren Lager der Berggarde gebracht, um die Chance ihres Lebens zu bekommen und endlich verstanden und geliebt zu werden.

„Du warst für mich das tapferste Mädchen, das ich je kennengelernt habe, und seitdem ist nichts passiert, was meine Meinung geändert hätte. Ich liebe dich.“ (S. 245)

„Du bist ein guter Mensch. Und ich liebe dich.“ (S.257)

Die offensichtliche Dreiecksbeziehung hat für mein Empfinden in der Berggarde nicht gut funktioniert. Schon die erste, obige Liebesbekundung von Luca war holprig und keineswegs von der Leidenschaft einer jungen Liebe erfüllt, sodass es wie das Aufmuntern von Bruder und Schwester klang. Bis zum Schluss wurden daraus für mich keine glaubhaften romantischen Gefühle, da es von Frosts Seite mehr Dankbarkeit ähnelte und von Lucas Part mehr Faszination und Mitleid gleichkam. Arian war da eindeutig forscher und auch passender in seiner Rolle als liebestoller und gekränkter Freund, zumal ihre kleinen und großen Dispute doch viel eher zu einem neckenden Pärchen passten.

Auch Frosts Dämon hat sich anders entwickelt, als ich es nach der Leseprobe vermutet hätte. Ihre wölfische Gabe vollzieht sich nämlich nur innerlich, indem sie als Raserei und unbändige Wut hervortritt, ohne aber die Verwandlung zu einem „Werwolf“ abschließt. Dieses Element habe ich zwar nicht vermisst, weil das Berserkern ohne Rücksicht auf Verluste im Mädchenkörper mal eine gelungene Abwechslung war, allerdings verläuft mir die Ablösung vom tobenden Geschöpf mit spitzen Fangzähnen zu glatt und problemlos. Die dazugehörigen Träume, in denen Frost von dem Wolf gejagt wird und um ihre Seele bangt nehmen viel mehr Platz ein, als die doch eigentlich schwierig Trennung von der Last des Fluchs.

Zoe Marriott hat eine gute Geschichte mit teils poetischen Worten in einer Welt geschaffen, die mich in ihrer Wildheit an die Anfänge der Eisen- und Steinzeit erinnert und durch diverse aufgewirbelte Schneeflocken perfekt in diese Jahreszeit passt. Dagegen setzt die Autorin mit einer sehr tapferen und starken Protagonistin einen gelungenen Kontrast. Viele unsichere Momente von der Frostblüte waren nachzuvollziehen, aber in der Menge auch etwas erdrückend, sodass ich mit Livia, der mütterlichen Heilerin, mehr Sympathie aufbauen konnte und aufgrund genannter Schwächen nicht durchweg zufrieden bin.

Bewertung vom 01.12.2013
Desert Heaven
Haindl, Oliver

Desert Heaven


gut

Wenn der Mensch anfängt Gott zu spielen..

Desert Heaven ist ein kleines verschlafenes Nest mitten in der Wüste, deren Bewohner sich mit dem gemächlichen Trott des Lebens abgefunden haben. Die junge Journalistin Tina Caruso hat schon von Kindesbeinen an gegen das trockene Pflaster rebelliert und sich pünktlich zu ihrem 18. Geburtstag aus dem Staub gemacht. Als sie vom Tod ihrer Mutter erfährt, kehrt sie in die Einöde zurück und traut ihren ermüdeten Augen nicht, als sie nach einer langen Autofahrt plötzlich eine blaue Fontäne in den Himmel schießen sieht und kurz darauf über mehrere Leichen stolpert. Als sie dann noch an der Tankstelle von dem Gangster T-Rex mit einer Waffe bedroht wird, weiß sie, dass es nicht immer eine gute Idee ist in die Heimat zurückzukehren.

Warum liegt das Wüstendorf wie eine Geisterstadt zu ihren Füßen? Warum funktionieren weder die Notstromaggregate, noch Batterien oder Radios? Und was geschieht wirklich in der großen Lagerhalle über der stillgelegten Mine?

Für Oliver Haindl war dies das Erstlingswerk und sein Beruf als Ingenieur der Versorgungstechnik erklärt den Hintergrund für das sehr technik- und physiklastige Geschehen in der Abgeschiedenheit, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Insgesamt werden die Probleme mit den Maschinen der Quantenphysik und die daraus resultierenden Atomeigenschaften zwar anschaulich erklärt, trotzdem war dieses Wissen in einem Thriller für mein Empfinden fehl am Platze, weil die Handlung dadurch einen Touch zu fiktional wurde und ich mich mehr auf gruselige Momente in der Geisterstadt gefreut habe.
Beim Lesen wurde mein Gefühl immer deutlicher, dass ich Haindls Debüt in die Kategorie „Männerthriller“ einordnen würde – eben weil die Herren intensiver an der Dramatik rund um die Computern mitfiebern können und mit Tina sogar eine sehr attraktive Protagonistin zur Seite gestellt bekommen, die ihre Reize nur zu gerne einsetzt.

Die Liste der Personen ist überschaubar und somit sind alle auftretenden Personen auch gleichzeitig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, doch eine Verbindung zu ihnen konnte ich nicht aufbauen, da sie entweder zu flach (Tom, ein Automechaniker) oder naiv (Cindy, ein Teenager) bzw. zu unsympathisch waren, wodurch mir ihr Schicksal herzlich egal war. Mir hat in der Geschichte ein taffer Anführer gefehlt, der in seiner Komplexität zur Heldenfigur avanciert – T-Rex wäre ein guter Kandidat dafür gewesen. Dagegen waren die überlebenden Soldaten der US-Regierung für mich ein Störfaktor, deren Rolle mich bis zuletzt eher genervt hat, da sie die Devise „was ich nicht kenne, zerstöre ich“ blind und dümmlich verfolgt haben.

Ein Debüt ist für Leser immer eine spannende Lektüre und ich finde, dass der Autor trotz einiger Kritikpunkte meinerseits eine solide Arbeit geleistet hat, die durchaus ihre Spannungsmomente hat, aber mich nur zum Teil gewinnen konnte. Die Warnung, die hinter dem Unglück steht, macht es durchaus lesenswert und sollte uns immer wieder vor Augen führen, dass ein Fortschritt auch nach hinten losgehen kann.

Die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken sollte man vor dem Lesen nicht anschauen, denn es verrät bis auf den Ausgang ziemlich viel und sollte für eine Neuauflage eventuell noch einmal überarbeitet bzw. gekürzt werden!

Bewertung vom 29.11.2013
Die besseren Wälder
Baltscheit, Martin

Die besseren Wälder


sehr gut

Es waren einmal drei Wölfe, die wollten in eine bessere Zukunft aufbrechen. In der Heimat gab es für sie nur Gemüse und kein saftiges Fleisch, außerdem mussten sie immer frieren. Sie machten sich auf in die besseren Wälder, weil es dort Gerüchten zufolge Lammfleisch in Hülle und Fülle gibt. Leider vergaßen sie dabei, dass das Land von Schafen regiert wird, die sich ihre Feinde mit einem Zaun vom Wollleibe halten, sowie alles Fremdartige gnadenlos töten. So geschah es, dass nur das kleine Wolfsjunge die beschwerliche Reise überstand und wie eine Flocke dem kinderlosen Paar Frauke und Wanja vor die Füße fiel. Das Schafsehepaar nahm sich seiner als ihren ersehnten Sohn Ferdinand an und zogen ihn als vegetarischen Paarhufer auf. Als in der Nacht der heiligen Schur ein Lamm aus ihrer Mitte gerissen wird, muss sich Ferdinand seiner animalischen Vergangenheit stellen und das blökende Paradies zurückerobern.

Bei diesem Buch aus dem Beltz & Gelberg Verlag sticht zuerst die knallbunte Gestaltung ins Auge und man fühlt sich nach den ersten Seiten wie in einem Bilderbuch für junge Erwachsene, da uns beinahe nach jedem Umblättern ein neues Gesicht begrüßt. Die Zeichnungen, welche Martin Baltscheit selbst gestaltet hat, waren in meinen Augen nicht immer hübsch und ästhetisch, aber ihre Individualität und die stumme Botschaft umso schärfer. Denn diese sind ganz an der Idee einer Tierparabel orientiert. In einem Moment ist Ferdinand ein stattlicher Wolf mit düsterer Mine, dann ein lammfrommes Schaf als singender Musterknabe und dann wieder ein normaler Junge im Schoße seiner Eltern. Die Austauschbarkeit der eigenen Persönlichkeit, die sich an die Gegebenheiten anpasst, wird also schon mit der nonverbalen Kommunikation deutlich und genau hier liegt auch der Fokus bei dem Autor, der alle Bücher seiner Tochter widmet.

Nie war die Einwanderungspolitik aktueller und nie damit die Diskussion über fremde Kulturen und Ansichten lauter, die mit dem absonderlichen Wolf im Schafspelz ein Gesicht bekommt. Unweigerlich stellt man sich die Frage, ob das andersartige Raubtier seine raue Natur verlernen, sich als Bock eingliedern kann oder es gewollt hätte, wenn er vor die Wahl gestellt wäre. Ist Ferdinand ein besserer Wolf, ein besseres Schaf oder ein perfekt integriertes Wesen in beiden Welten?

Manche Szenen aus dem Mittelteil, die der Autor wohl für seine Zielgruppe aufgepeppt hat, einschließlich eines Dialogs über den Regelbruch waren für mich zu langatmig und haben das ansonsten sprachliche Parabel-Paradebeispiel minimal entzaubert.
Eigene Handlungsweisen werden, wie es solche Erzählungen versprechen, durch das tierische Gleichnis kritisch beleuchtet, wobei ich feststellen musste, dass ich im Herzen ein Schaf bin, denn Traditionen und Stabilität zählen für mich sehr. *mäh* ;-)

Zum Abschluss habe ich „Die besseren Wälder“ noch einmal mit Freude durchblättert und hoffe, dass alle Leser den deutlichen moralischen Grundsatz erkennen und im wahren Leben anwenden können, nur dann können wir alle gemeinsam unsere Freiheit ohne Angst genießen.

Bewertung vom 29.11.2013
Der gekaufte Fußball
Best, Benjamin

Der gekaufte Fußball


ausgezeichnet

„Fußball ist deshalb spannend, weil niemand weiß, wie das Spiel ausgeht.“ (Sepp Herberger)

Genau das ist der Grund warum Tausende Fußballfans jedes Wochenende bei eisiger Kälte oder schwüler Hitze in die Stadien strömen und dort ihre Vereine anfeuern bis nur noch ein heiseres Pfeifen aus dem Rachen kommt.

Benjamin Best zeigt nun in seinem Buch „Der gekaufte Fußball“ schonungslos auf, wie viel auf nationalen und internationalen Plätzen dieser Welt getrickst wird und dabei mit minimalem Risiko der maximale Gewinn in die Taschen der mafiösen Verbindungen fließt. Schließlich gibt es selbst nach dem schockierenden Hoyzer-Skandal, der mittlerweile acht Jahre zurückliegt, noch immer keinen eigenen Strafbestand im Sport, der sich dem Betrug widmet und es somit für die Richter beinahe unmöglich macht angemessene Strafen zu verhängen bzw. durchzusetzen, obwohl die Beweislage in einigen Fällen erdrückend und beschämend für die Moral der Betroffenen ist.
Die Spielsucht und die Gier nach Geld treiben beispielsweise die berühmt berüchtigten Sâpina Brüder mit kroatischen Wurzeln immer wieder direkt aus dem Gefängnis direkt zurück in die Wettbüros – ohne Reue.

Gewettet wird dabei auf alles, womit der Ball in Berührung kommt bzw. Spieler oder Schiedsrichter einen Einfluss haben und somit verschoben werden kann: Ecken, Tordifferenzen, Einwürfe, einfach alles.
Die Spielhalle des Bösen und damit der Kessel von kriminellen Machenschaften liegt im asiatischen Raum, speziell in Singapur, wohin der Autor auch unter anderem gereist ist, um uns betrogenen Fans aus erster Hand in Gesprächen mit den Drahtziehern der Geschäfte aufzuklären. Diese Interviews waren allesamt höchst brisant und bestätigen Bests Auszeichnung vom CNN zum „Journalist of the year 2011“ eindrucksvoll, da er kritisch hinterfragt und uns mit umfassenden Recherchewissen die harten, ungeschönten Fakten im Minutentakt um die gebeutelte Fan-Seele schleudert. Dabei blitzt aber auch immer die Leidenschaft des Autors für die schönste Nebensache der Welt auf, ansonsten könnte man sich vermutlich auch nicht mit diesem Herzblut in den gefährlichen Sumpf begeben.

Als treuer Anhänger der „Roten Teufel“ und ebenfalls häufiger Gast in der Berliner (Nord) Oberliga waren viele, wenn nicht sogar alle Kapitel schlichtweg unbegreiflich und jenseits meiner Vorstellungskraft, sodass mir an einigen Stellen der sprichwörtliche Schauer über den Rücken gelaufen ist. Vermiesen werde ich mir die Begeisterung an dem runden Leder trotzdem nicht lassen und solange die Partien der Bundesliga nicht eines Tages mit hohen zweistelligen Ergebnissen (70:1) wie bei gekauften afrikanischen Spielen enden, habe ich die Hoffnung nicht verloren, dass die Justiz das Problem in den Griff bekommt. Die Ansätze, die Benjamin Best als Lösungsweg vorschlägt, erscheinen mir als Laien durchaus plausibel und da sollten UEFA, FIFA und alle anderen Beteiligten, die ja auch gleichzeitig Geschädigte sind, den Kampf für das Vertrauen in den Fußball neu ausfechten.

Dieses Sachbuch hat bei mir teilweise mehr Emotionen freigesetzt, als gefühlvolle Liebesromane, deshalb bekommt es definitiv eine Kauf- und Leseempfehlung von mir – auch für unsportliche Couchpotatos! :-)

Bewertung vom 25.11.2013
Stumme Angst
Stein, Christina

Stumme Angst


sehr gut

„Ich habe Angst. Ich habe solche Angst.“ (S.5) wimmert Anna, die von Natan entführt wurde, mit dem sie vor einiger Zeit eine kurze Affäre hatte, die sie aber schnell beendete, weil ihr der junge Mann unheimlich war. Natan selbst ist besessen von der Idee durch die hübsche 18-Jährige mit den endlosen Beinen der Einsamkeit zu entfliehen und gemeinsam glücklich zu werden. Dafür nimmt er sich auch was er braucht, um sie zu dem Glück zu zwingen – schließlich ist er der Chef und ein Messer immer in greifbarer Nähe.
Liam, Annas aktuelle Eroberung, ist unterdessen außer sich vor Sorge und beschließt auf eigene Faust und der Hilfe der besten Freundin Marie die Liste der potentiellen Verdächtigen abzuarbeiten, denn die Polizei vertritt die Meinung, dass 80% der Vermissten nach einer Woche freiwillig wieder auftauchen – die Woche ist um und Natans Geduld ist es auch!

Die beklemmende Situation in der sich die Entführte befindet, wurde von der Autorin sehr anschaulich und glaubhaft durch kurze Sätze unterstützt, die den Eindruck erwecken, als würde Anna wie ein verängstigtes Tier unter einem ständiger Fluchtdrang stehen, aber von der Bedrohung durch den launischen und aggressiven Natan gleichzeitig zu Boden gedrückt.
Auf den ersten Blick kann dieser Stil abgehakt und unharmonisch wirken, doch die emotionale Distanziertheit, die daraus wächst, war für diesen Jugendthriller genau richtig, um uns Leser in die gleiche Panik zu versetzen. Die Seitenzahl war nicht so hoch ist und dadurch der Effekt positiv - bei längeren Büchern mit engerer Schrift wäre wahrscheinlich davon abzuraten.

Etwas unglücklich waren dagegen manche Perspektivenwechsel, bei denen von einem aktiven Dialog plötzlich übergangslos in die Gedanken an vergangene Situation abschweiften, aber nicht als solche gekennzeichnet wurden, weshalb der rote Faden abrupt und ohne Vorwarnung gerissen ist.

Als studierte Kunsthistorikerin hat es sich die Autorin nicht nehmen lassen auch einen ernsten Nebenstrang aus der Nazihochzeit einzuflechten, der Hand in Hand mit Annas Schicksal geht und für einen weiteren aufwühlenden Brennpunkt sorgt.

So furchtbar wie die Situation für das Opfer ist, so wenig Mitleid hatte ich zum Schluss bzw. nach dem Epilog mit Anna, da sie ihre Partner nach wenigen Wochen wie Müll entsorgt und vor unbequemen Situationen wie ein Kind davonläuft. Die mangelnde Stabilität auf diesem Gebiet lässt sich zwar mit dem frühen Verlust der Eltern entschuldigen, aber macht das Verhalten trotzdem nicht sympathischer und das Ende nicht erfreulicher.
„Stumme Angst“ ist damit eines der wenigen Bücher bei denen ich mit den Angehörigen mehr mitfiebern konnte, als mit dem eigentlichen Opfer und deshalb wird mir Christina Steins spannendes Thriller-Debüt definitiv im Gedächtnis bleiben. :-)

Bewertung vom 21.11.2013
Vier Pfoten und das Weihnachtsglück
Schier, Petra

Vier Pfoten und das Weihnachtsglück


sehr gut

Ho ho ho, hier kommt die Liebe deines Lebens

Es gibt die Dinge, die kann man nicht kaufen. Für alles andere gibt es den Weihnachtsmann und genau an den schreibt die 18-Jährige Sophie Lamberti im Vollrausch einen Wunschzettel mit der Bitte in genau zehn Jahren ihr den perfekten Mann samt Hund an die Seite zu stellen.
Nun ist Sophie 28 Jahre alt, gut gebuchte Fotografin, und weit weg mit ihren Gedanken von dem Mann, der Kinderaugen zum Strahlen bringt.
Santa Claus hat den unglücklichen Single allerdings nicht vergessen und sogar schon einen potentiellen Kandidaten im Blick: Carsten, Journalist und neuerdings unfreiwilliges Herrschen von Hundedame Lulu – blöd ist nur, dass das erste Treffen der beiden beinahe in Mord und Totschlag endet. Mit der Devise „Gegensätze ziehen sich an“ schickt er seine beste Elfe als tierischen Vermittler zu Lulu auf die Erde und hofft, dass Amors Pfeile treffen, wenn da nicht Carstens Geheimnis die besinnliche Stimmung im entscheidenden Moment zum Kippen bringt und damit das ganze himmlische Projekt.

Petra Schiers lauschige Winterromane mit fellschnäuziger Unterstützung sind mir zu einer lieb gewonnen Tradition geworden, die immer beschaulich auf das Familienfest einstimmen und mich ein Stück ausgeglichener in das Einkaufsgetümmel schauen lassen.
„Vier Pfoten und das Weihnachtsglück“ bleibt dem gewohnten Stil der Autorin treu, indem sie zwei Streithähne von der Leine lässt und mit einer gehörigen Portion Kerzenschein-Romantik langsam die Wogen glättet. Sophie und Carsten sind besonders kratzbürstige Vertreter ihrer Gattung, bei deren Disputen mir schon beim Lesen die Puste ausging. Zum Ausgleich kommt aber auch in regelmäßigen Abständen die Cockerhündin Lulu zu Wort, die mir besonders durch ihre Vernarrtheit in die Spielsachen „Püppi“ und „Kraki“ ans Herz gewachsen ist und mal lieb, wild oder eingeschnappt genau weiß, wie sie mit den Menschen umzugehen hat.

Der Hintergrund mit der zum Spenden animierenden Fotostory einer Sozialstation hat der Liebesgeschichte eine geerdete Basis verliehen, was bei mir aber ein wenig die Adventsstimmung gedrückt hat und ich mir mehr Besuche bei Sophies Schwester Tessa bei Kaffee und Kuchen während dichten Schneetreibens gewünscht hätte, um vollends den 24.12. herbeizusehnen.

Santa zückt unterdessen schon wieder sein Smartphone, was ihm Petra Schier netterweise als technische Stütze mit auf dem Weg gegeben hat, um uns für das nächste Jahr erneut von seinem harten, aber immer herzerweichendem Job zu berichten. :-)

Bewertung vom 15.11.2013
Leuchte
Bruske, Tanja

Leuchte


sehr gut

Lisa will nach der historischen Stadtführung, die sie in Marköbel in zeitgemäßer Tracht absolviert hat um den Touristen ein besseres Gespür für das Erzählte zu geben, nur noch nach Hause. Kurzerhand setzt sie sich in dieser Aufmachung in ihre alte Klapperkiste und düst durch den Wald, bis ihre Fahrt durch einen Aufprall an einem Baum jäh endet.
Unverletzt, aber ein bisschen eingeschüchtert von der Dunkelheit, nimmt die junge Frau eine Abkürzung durch den dichten Wald. Durch den plötzlich aufziehenden Nebel stürzt Lisa und starrt danach ungläubig in die aufgerissenen Augen einer Frauenleiche.
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr nicht, denn der Mörder ist noch am Tatort und will die unliebsame Zeugin aus dem Weg räumen.
Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, liegt sie in einer spartanisch eingerichteten Hütte – im Jahr 1792.

Grundlage von Tanja Bruskes Mystery-Krimi „Leuchte“ ist eine Legende aus Hessen, die über viele Jahrzehnte in den Dörfern umhergeisterte und mich gut unterhalten hat, da ich sehr empfänglich für jede Art von Gruselgeschichten bin, deren Wahrheitsgehalt zwar durchaus anzuzweifeln, aber auch nicht komplett auszuschließen ist.

Die Authentizität mit der die Autorin alte medizinische Untersuchungen beschrieben hat und der Aberglaube einiger Dörflerinnen, die bei Fieber lieber einen Bindfaden an einen Holunderstrauch binden, statt unbekannte Medikamenten einzunehmen, haben mich sofort mit der Protagonistin durch den Zeittunnel treten lassen. Auch die obligatorische Folterszene bei solch einer historischen Erzählung mit dem effektvollen Ausruf „Hört das Blutgericht“ vom Büttel war gelungen, obwohl die Protagonistin sehr zart besaitet war und in den schauderhaften Momenten geflohen ist.
Insgesamt war mir Lisa, die sich relativ sorglos, enthemmt und sogar interessiert in die getauschte Epoche stürzte, zu sarkastisch und einige Dialoge durch ihre Art nicht mehr so leicht und frisch. Das Ende ist für uns Leser prima zu akzeptieren, wenngleich andere (romantische) Möglichkeiten auch ihren Reiz, aber sicherlich das Seitenpensum gesprengt hätten.

Für Touristen der Hanauer Region ist dieses Buch eine schöne Möglichkeit viele Information über das Urlaubsziel vorab zu erfahren, anschließend den Schauplatz zu erkunden und vielleicht ein freches Leuchten im Wald aufzuspüren, welches eine Aufgabe z.B. die Aufklärung eines Mordes für denjenigen bereithält. Beim Lesen besteht die Gefahr nicht und deshalb wäre dies meine erste Wahl. :-)

Bewertung vom 11.11.2013
Die rote Pyramide / Kane-Chroniken Bd.1
Riordan, Rick

Die rote Pyramide / Kane-Chroniken Bd.1


ausgezeichnet

Sahad – Öffne dich (und tauche ein in das Alte Ägypten)

Die Familie Kane ist eine etwas ungewöhnliche Familie, denn nach einem tragischen Unfall von Mutter Ruby wurden die Geschwister Sadie (12) und Carter (14) voneinander getrennt. Die Großeltern hegen gegen ihren Schwiegersohn Julius einen immensen Groll, da sie ihn für den Tod der eigenen Tochter verantwortlich machen und einen Sorgerechtsstreit um die geliebte Enkelin, die Ruby wie aus dem Gesicht geschnitten aussieht, anzettelten und auch gewinnen – Sadie darf ihren Vater nur zwei Mal im Jahr sehen und damit auch ihren Bruder.
Am Weihnachtsfest ist es dann soweit und als Sadie erfährt, dass sie von ihrem Vater, der Ägyptologe mit Leib und Seele ist, in das Britische Museum geschleift wird, sinkt ihre Laune in den Keller. Als er von den Geschwistern aber verlangt die Sicherheitsleute in ihren Büros einzusperren, wird Sadie neugierig und die darauf folgende Explosion des Rosettastein (ein Artefakt von unschätzbaren Wert), die ihren Vater verschluckt und fünf bedeutende Götter freisetzt, verspricht doch noch spannende Feiertage und möglicherweise ein Ende der Welt, wie wir sie kennen.

Als Riordan Neuling war ich erstaunt über den brillanten Schreibstil, der wirklich ein Genuss war. Er zeichnet sich dadurch aus, dass die Kapitel abwechselnd von den beiden Protagonistin erzählt werden, indem sie ihre Erlebnisse auf ein Tonband sprechen und in manchen Situationen von flapsigen Bemerkungen des anderen in eckigen Klammern aufgelockert werden, die neckend und liebevoll die neu gewonnene Nähe erkennen lassen.

Ein weiteres Schmankerl ist der dichte Handlungsverlauf, der durch die rasante Entwicklung der magischen Kane-Nachkommen immer mehr gesteigert wird und selbst Anubis im Totenreich ins Schwitzen bringt. Die pfiffige und gleichzeitig kindgerechte Einarbeitung der ägyptischen Weltanschauung verdient alleine schon die Höchstpunktzahl, aber eingebettet in die geniale Idee einer Wiederbelebung der Gottheiten in menschliche Gefilde sprengt es die Wertungsskala für mein Empfinden und lässt auch die Tempelanlagen erzittern. Deutlicher kann ich meine Begeisterung nicht in Worte fassen!

Wenn Zeitreisen möglich wären, würde ich entweder in das Mittelalter oder nach Ägypten zu den Zeiten der stattlichen Pharaonen reisen wollen, da mich die Macht vom Nil schon immer sehr fasziniert hat und diese Kultur einmalig ist. Da dies allerdings nur ein Wunschtraum bleiben wird, muss ich mich eben auf literarische Reisen in das Land der Pyramiden machen und genau diese Möglichkeit hat uns Rick Riordan mit „Die Kane-Chroniken“ gegeben.
Der zweite Band „Der Feuerthron“ ist im März 2013 erschienen und Band 3 „Der Schatten der Schlange“ folgt pünktlich zu Weihnachten am 20.12.2013 – beide stehen definitiv auf meiner Wunschliste und nun Ha-wi – Schlagt zu (das Buch). ;-)