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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2017
The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
Reid, Iain

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum


sehr gut

Surreal und spannend

Im schneebedeckten Kanada ist eine namenlose Frau mit ihrem Freund Jack im Auto unterwegs, um dessen Eltern kennenzulernen. Schnell entwickelt sich ein Gespräch, das sich um ganz alltägliche Dinge und ihre junge Beziehung dreht. Und während am Anfang zwischen ihnen noch alles in Ordnung ist, schleicht sich ganz allmählich eine nicht zu erklärende Beklemmung ein, die die anheimelnde Atmosphäre kippen lässt. Denn nicht nur Jack weicht persönlichen Fragen seiner Freundin immer wieder aus. Auch die Frau nennt keinen Grund, warum sie ihrem Freund nichts von den eingehenden Handyanrufen eines unbekannten Stalker erzählt. Eine merkwürdige Situation, die immer seltsamer wird. Und schon bald erhärtet sich der Verdacht, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.

Aufgebaut wie ein Selbstgespräch, mit undurchsichtigen Andeutungen und Nachrichten von einem fremden Anrufer versehen, versteht es der Thriller auf surrealer Ebene gut zu unterhalten. Zwar passiert am Anfang nicht viel, da der Leser während der Fahrt in eine abgelegene Gegend erst einmal allerhand über die beiden Hauptfiguren, ihren Charakter und das Ziel ihrer Fahrt erfährt. Doch plötzlich unterbricht ein kurzes Kapitel das bis dahin ruhige Geschehen und es wird aus dritter Hand berichtet, dass etwas Schreckliches vorgefallen ist. Von nun an erscheinen die im Auto geführten Gespräche in einem völlig neuen Licht und das was, zunächst wie ein belangloses Geplänkel zwischen einem sich nicht besonders gut kennenden Pärchen anmutet, entpuppt sich als Vorbote einer grausamen Tat.

Iain Reid versteht es mit beiläufigen Bemerkungen, abgebrochenen Sätzen und bruchstückhaften Tatsachen eine Geschichte zu erzählen, die den Leser lange Zeit in die Irre führt. Dabei spielt er gekonnt mit dessen Neugier, lässt ihn wie ein Voyeur in fremde Leben schauen und sorgt dafür, dass er eigene Vermutungen anstellt. Und das alles, ohne zu merken, dass einem Trugbild erlegen ist. Denn erst ganz zum Schluss wird ihm klar, wie die undurchsichtigen Ereignisse zusammenhängen und warum sich das Pärchen im Auto so seltsam verhalten hat. Ein geschickt inszeniertes Psychospiel, das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Vorliebe aller Leser trifft, aber die, die den mit Horrorelementen gemischten Nervenkitzel mögen, werden mit diesem Buch spannende Lesestunden haben.

Fazit:
Eine Empfehlung für Horror- und Thrillerfans, die surreale Geschichten mögen.

Bewertung vom 09.11.2017
Der junge Inspektor Morse - Pilotfilm & Staffel 1
Junge Inspektor Morse,Der

Der junge Inspektor Morse - Pilotfilm & Staffel 1


ausgezeichnet

Rätselhafte Fälle, ein genialer Ermittler und viel britischer Charme

Wer kennt ihn nicht, den immer etwas in sich gekehrten Inspector Endeavour Morse, der bei der Mordkommission in Oxford seinen Dienst versieht und mit einem unglaublichen Gespür für knifflige Rätsel alle seine Fälle löst. Ein Publikumsmagnet, der während seiner Ausstrahlung ab dem Jahr 1987 hohe Einschaltquoten erreichen konnte. Deshalb wundert es auch nicht, dass mit seinem Assistenten Robert Lewis zunächst eine Spin-off-Serie erschien und nun mit dem jungen Inspektor Morse ein Prequel ins Fernsehen kam. Denn eines muss man der Figur lassen, die Colin Dexter, ein aus Oxford stammender Schriftseller ersann, sie ist einfach genial.

Beginnend mit dem Pilotfilm und seinem ersten Fall, in dem der Mord an einem Mädchen aufzuklären ist, überzeugt der hochintelligente und mit ungewöhnlichen Methoden agierende ehemalige Oxfordstudent vor allem durch seine Hartnäckigkeit. Auf der unteren Stufe der Karriereleiter befindlich, steht es ihm nur zu, Handlangertätigkeiten zu verrichten und den anderen Detektivs dienlich zu sein. Aufgaben, die Morse zwar ohne zu murren erfüllt. Aber trotzdem lässt es sich der hoch konzentriert arbeitende Constable nicht nehmen, eigene Beobachtungen und Schlussfolgerungen kundzutun. Vor allem das bringt ihn die Beachtung von DI Fred Thursday ein, der ihn kurzerhand unter seine Fittiche nimmt, während die als wundersam empfundene Kombinationsgabe Morses von anderen Kollegen gern ins Lächerliche gezogen wird.

Fünf spannende und vielschichtige Mordermittlungen erlebt der Zuschauer in der ersten Box, die geprägt von der kultivierten Atmosphäre in der altehrwürdigen Universitätsstadt Oxford, verblüffend viele Abgründe offenbaren. Sei es ein Serienkiller, dessen Morde auf bekannte Opern basieren oder ein altes Familiengeheimnis, das für den Tod bringende Ambitionen sorgt. Immer wieder wird der Zuschauer überrascht, wie erfindungsreich und clever die Verbrecher in Oxford sind und wie geschickt sie ihre Morde begehen. In den sechziger Jahren spielend, überzeugt die liebevoll arrangierte Krimiserie mit einem Setting, das angepasst an die damailige Zeit mit alten Autos und toupierten Frisuren aufwarten kann.

Fazit:
Rätselhafte Fälle, ein genialer Ermittler und viel britischer Charme. Eine gute Wahl für alle Liebhaber von „Inspector Morse“ und seinem ehemaligen Assistenten Lewis (Lewis – Der Oxford Krimi).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2017
Der kleine Teeladen zum Glück / Valerie Lane Bd.1
Inusa, Manuela

Der kleine Teeladen zum Glück / Valerie Lane Bd.1


sehr gut

Ein anheimelnder Wohlfühlroman mit kleinen Schwächen

In der Valerie Lane, einer romantischen Gasse in Oxford betreibt Laura Harper einen kleinen Teeladen, in dem ihre Kunden nach Herzenslust stöbern und probieren können. Aber nicht nur das Ausschenken von Tee bereitet der sympathischen Ladenbesitzerin viel Freude, sondern Laura ist auch immer mit dem Herzen dabei, wenn sie jemandem helfen kann. Nur mit der Liebe will es nicht so richtig klappen, obwohl Laura bereits seit einem halben Jahr von dem smarten Teelieferanten Berry träumt. Doch so unbeholfen, wie sie in diesen Dingen ist, gibt es kaum eine Chance, mit Berry glücklich zu sein. Ein Dilemma, dass ihre Freundin Orchid erkennt und für das sie auch gleich eine Lösung weiß.

"Der kleine Teeladen zum Glück" ist ein anheimelnder Wohlfühlroman, der am besten auf der heimischen Couch mit einer Tasse Tee zu genießen ist. Denn das erfrischende Getränk und jede Menge Herzensangelegenheiten bilden den Mittelpunkt des turbulenten Geschehens, das mit viel Gefühl, einer kleinen Portion Humor und mit einigen Lebensweisheiten in Szene gesetzt worden ist. So geht es in diesem Roman vor allem darum, Menschen glücklich zu machen und wenn es nur mit einer warmen Strickjacke oder einem Lieblingsessen ist. Denn neben Lauras Liebesproblem kümmern sich die fünf in der Valerie Lane ansässigen Ladenbesitzerinnen auch darum, dass ein Obdachloser ein Stück Heimat findet und eine alte Frau nicht mehr so einsam ist.

Als Auftakt einer neuen Reihe funktioniert "Der kleine Teeladen zum Glück" wunderbar. Bereits nach einigen Seiten fühlt sich der Leser in der Valerie Lane zu Hause und nimmt Anteil an den Ereignissen, die eine quirlige Geschenkeverkäuferin, eine aufopferungsvolle Antiquitätenhändlerin, eine als graue Maus zu bezeichnende Wolladenbesitzerin, eine begnadete Pralinenherstellerin und die bereits hinlänglich erwähnte Lauri als Teeladenbesitzerin erleben. Angenehm flüssig erzählt, mit sympathischen Charakteren und einer interessanten Geschichte über die Namensgeberin der Straße versehen, versteht es dieser Roman gut zu unterhalten. Allerdings dauert es etwas zu lange, bis die eigentliche Story in Fahrt gerät, die dann auch noch viel zu plötzlich ein Ende findet.

Fazit:
Mit vielen Gefühlen und der Aussicht auf weitere Besuche in der Valerie Lane hat es "Der kleine Teeladen zum Glück" verstanden, den Leser für sich zu gewinnen und mit einigen interessanten Teerezepten aus Laries Lädchen zum Nachkochen und Selberprobieren zu verführen.

Bewertung vom 25.10.2017
Ostfriesenkiller
Paul,Christiane/Erdmann,Christian/+

Ostfriesenkiller


ausgezeichnet

Ein emotional packender und wunderbar spannender Ostfriesenkrimi

In dem kleinen Ort Norden an der Nordseeküste geschieht ein Mord, der Hauptkommissarin Kathrin Klaasen Rätsel aufgibt. Denn das Opfer, das mit einem Kopfschuss getötet in der heimischen Küche liegt, ist der Leiter eines Vereins, der behinderten Menschen hilfreich zur Seite steht. Doch es bleibt nicht bei dem einen Mord. Und als ein weiterer Mitarbeiter des Vereins auf unnatürliche Weise stirbt, nimmt Kathrin Klaasen das Personal und die Schützlinge genau unter die Lupe. Dabei stößt sie auf einige Dinge, die bei genauerer Betrachtung seltsam sind.

„Ostfriesenkiller“ ist die gelungene Verfilmung eines Kriminalromans, der aus der Feder des deutschen Schriftstellers Klaus-Peter Wolf stammt, der genau wie seine junge Kommissarin aus dem Ruhrgebiet an die Küste gezogen ist. Hier bestreitet die „Neue“ im Team mit der Aufklärung einer ungewöhnlichen Mordserie ihren ersten Fall, während zugleich ihr wohlgeordnetes Privatleben den Bach runtergeht. Doch Kathrin Klaasen lässt sich nicht unterkriegen, weder, als ihr Mann Hero sie wegen einer anderen Frau verlässt, noch als alle glauben, mit dem Eigentümer eines Möbelgeschäftes den Mörder gefunden zu haben. Denn sie ist sich sicher, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt, und geht ihrem Bauchgefühl konsequent nach.

Düstere Bilder und eine beklemmende Atmosphäre wechseln sich mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen ab und vermitteln eine fühlbare Realität, die sich in der Krimihandlung niederschlägt. Aber nicht nur die gut in Szene gesetzten Kulissen tragen dazu bei, dass der Zuschauer das Geschehen am Bildschirm intensiv erlebt, auch die passend besetzten Figuren sorgen dafür, dass er die Handlung mit wachsender Spannung verfolgt. Wie Christiane Paul, die in ihrer Rolle als Mordermittlerin Ann Kathrin Klaasen vor allem dadurch überzeugt, dass sie intuitiv agiert und Fehler begeht. Oder Svenja Jung als gut aussehende und wohlhabende Sylvia, die aufgrund ihrer Behinderung nicht begreift, dass sie nur ein allzu williges Opfer sex- und geldgieriger Männer ist.

Fazit:
Ein emotional packender, abwechslungsreicher und wunderbar spannender Ostfriesenkrimi, dessen filmische Umsetzung mit einer stimmigen Atmosphäre und glaubwürdigen Figuren durchgängig zu überzeugen vermag.

Bewertung vom 16.10.2017
The Missing - Die komplette zweite Staffel DVD-Box
Missing,The

The Missing - Die komplette zweite Staffel DVD-Box


ausgezeichnet

Düster, wendungsreich und enorm spannend

Im nordrhein-westfälischen Eckhausen wird die 13-jährige Alice Webster auf dem Weg von der Schule nach Hause entführt. Elf Jahre danach taucht die Tochter britischer Armeeangehöriger in einem völlig desolaten Zustand wieder auf und das erste, was sie im Krankenwagen erwähnt, ist der Name von Sophie Giroux, die in Frankreich entführt worden ist. Ein merkwürdiger Fall, den die britische Offizierin Eve Stone übernimmt, bei dem sie aber nicht weiterkommt. Denn der schwangeren Frau fehlt die Besessenheit, die der im Ruhestand befindliche französische Inspektor Julien Baptiste besitzt, der nicht eher ruht, bis er weiß, was mit den Mädchen geschehen ist.

Nachdem im ersten Teil der britischen Krimiserie "The Missing" ein fünfjähriger Junge während eines Urlaubs in Nordfrankreich verschwand und nie geklärt werden konnte, ob er noch lebt, gibt es im zweiten Teil der von Harry und Jack Williams entwickelten Fernsehproduktion ein scheinbares Happy End. Denn die inzwischen erwachsen gewordene Alice Webster ist nach einem Jahrzehnt der Ungewissheit plötzlich wieder da und sorgt dafür, dass erneut ermittelt wird. Doch anstatt nun endlich den Täter zu stellen, fischt die verantwortliche Ermittlerin im Trüben, während die Familie von Alice arge Probleme hat, mit ihr und ihrem erlebten Trauma umzugehen.

Emotional ergreifend, mit einer düsteren Atmosphäre und sich langsam entfaltenden Handlungssträngen versehen, versteht es die Geschichte um zwei entführte junge Mädchen fesselt zu unterhalten. Dabei stehen im Mittelpunkt der dramatischen Ereignisse vor allem die Schicksale der Figuren, die in dem vielschichtigen Plot eine Rolle spielen. Da sind zum einen die Eltern der verschwundenen Alice, die in einem britischen Militärstützpunkt unweit von Hannover leben und mit der plötzlich eingetretenen Situation überfordert sind. Zum anderen kämpft ihr jüngerer Bruder Matthew darum, mit der ihm selbst auferlegten Schuld klarzukommen und gerät dadurch auf die schiefe Bahn. Und dann gibt es noch die beiden Ermittler, von denen eine viel zu eng mit der Familie Webster verbunden ist und sich deshalb im Dickicht der Ermittlungen verrennt, während der andere exessiv vorwärtstreibt und dadurch sein Leben riskiert. Und nicht zu vergessen die entführten Mädchen, deren unbeschwerte Kindheit durch die erlebten Qualen viel zu schnell beendet ist.

Verkörpert werden die völlig unterschiedlichen Charaktere durch Darsteller, die authentisch agieren, wodurch das beunruhigende Geschehen eine ganz besondere Glaubwürdigkeit erhält. Hinzu kommt ein Handlungsaufbau, dessen Abschnitte an unterschiedlichen Schauplätzen und zu verschiedenen Zeiten angesiedelt sind und die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers verlangt. So erlebt dieser am Anfang die Entführung und die Rückkehr von Alice mit, um danach zum Zeugen weiterer Vorkommnisse zu werden, die mit dem Schicksal des britischen Mädchens eng verbunden sind. Abwechselnd und mit dramatischen Wendungen erzählt, taucht er tief in ein Geflecht aus Verbrechen ein, das seine volle Tragweite erst spät offenbart.

Fazit:
Die zweite Staffel der britischen Krimiserie "The Missing" überzeugt mit einem außergewöhnlich vielschichtigen Vermisstenfall, der düster und wendungsreich in Szene gesetzt wurde und enorm spannend ist.

Bewertung vom 02.10.2017
Engelsschuld / Jana Berzelius Bd.3
Schepp, Emelie

Engelsschuld / Jana Berzelius Bd.3


ausgezeichnet

Ein temporeicher und spannender dritter Fall für Staatsanwältin Jana Berzelius

In der schwedischen Stadt Norrköping geht ein brutaler Serienmörder um. Ohne Skrupel zu hegen, trennt er seinen Opfern Körperteile ab, um sie dann an einen Stuhl gefesselt, verbluten zu lassen. Ein schrecklicher Anblick für das herbeieilende Rettungsteam, das trotz großer Bemühungen keinen der so vorgefundenen Menschen am Leben erhalten kann. Deshalb wundert es auch nicht, dass der Sanitäter Philipp Engström zu mehr, als der üblichen Dosis Beruhigungstabletten greift, um die Umstände seiner Einsätze verkraften zu können. Denn während seine Kollegin mit der derzeitigen Situation routiniert umzugehen versteht, ist ihm längst klar, dass er alle Opfer kennt und ein lang gehütetes Geheimnis auch ihm gefährlich werden kann.

"Engelsschuld" ist der dritte Band der Reihe um die erfolgreiche und hart arbeitende Staatsanwältin Jana Berzelius, die neben einem an die Nieren gehenden Fall auch noch mit persönlichen Problemen zu kämpfen hat. Denn völlig unerwartet ist ihre Mutter einem Herzinfarkt erlegen, während sie sich nun um den kranken Vater kümmern muss. Doch als wäre das nicht schon genug, tauchen die Schatten der Vergangenheit in Gestalt eines gesuchten Mörders bei ihr auf, der verlangt, dass sie ihm bei seiner Flucht hilft. Aber nicht nur sie muss erfahren, dass einst begangenes Unrecht nicht ewig ruht. Auch weitere Personen werden von ihren traumatischen Erlebnissen heimgesucht und müssen eine Lösung finden, um damit umzugehen.

Emilie Schepp erzählt ihren Thriller in einer Sprache, die nah an der Realität angesiedelt ist und nichts beschönigt. Auf den Punkt gebrachte Dialoge, Figuren mit Ecken und Kanten und Handlungsweisen, die nicht immer gesellschaftlichen Normen entsprechen werden hier in eine Atmosphäre gepackt, die düster und bedrohlich ist. Dabei wechseln sich unterschiedliche Handlungsstränge miteinander ab, während die Sicht der Ereignisse aus der Perspektive verschiedener Figuren heraus erfolgt. So erhält der Leser viel Informationen, taucht in das Leben der beteiligten Menschen ein und ist stets dabei, wenn Einsatzbesprechungen abgehalten und Tatorte besichtigt werden. Ein vielschichtiger Aufbau, der kombiniert mit einer Reihe an dramatischen Ereignissen und ausufernden Gefühlen, enorme Spannung erzeugt.

Fazit:
"Engelsschuld" ist ein wendungsreicher Thriller, der mit einem temporeichen Verlauf, einer brutalen Mordserie und schwer zu durchschauende Figuren spannend unterhält.

Bewertung vom 17.09.2017
Todesreigen / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.4
Gruber, Andreas

Todesreigen / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.4


ausgezeichnet

Ein nervenzerreißender Thriller

Eine Serie von Selbstmorden unter langjährigen Kollegen lässt Sabine Nemez stutzig werden. Aber nicht nur ihr unerklärliches Ableben sorgt dafür, dass die versierte Ermittlerin Interesse an ihren Fällen zeigt. Auch die Tatsache, dass immer einer ihrer Angehörigen kurz zuvor ermordet wurde, lässt sie an eine Verschwörung denken. Deshalb nimmt sie Kontakt zu ihrem ehemaligen Ausbilder und Kollegen Maarten S. Sneijder auf und bittet ihn um Hilfe. Sneijder, der aufgrund einer Suspendierung nicht mehr im aktiven Dienst verweilt, ist der einzige Polizist, dem Sabine wirklich vertrauen kann. Allerdings rät er ihr die Finger von weiteren Ermittlungen zu lassen und schon bald muss Sabine erkennen, warum sogar er diesmal einem Verbrechen nicht auf den Grund gehen will.

"Todesreigen" ist der vierte Fall für den Misanthropen Maarten S. Sneijder, der in seiner Freizeit Bücher klaut und Marihuana raucht und seine einstige Studentin Sabine Nemez. Zwei Ermittler, die eine ganz besondere Beziehung zueinander hegen. Deshalb sind sie auch diesmal wieder ein Team, das sich nicht scheut, bis zum Äußersten zu gehen und sogar ihr Leben dem anderen anzuvertrauen. Und das steht in diesem Fall ordentlich auf der Kippe. Geht es schließlich darum, einen seit Jahrzehnten existierenden Ring aus korrupten Kollegen auszuheben.

Ursprünglich als Trilogie geplant, wurde die erfolgreiche Serie um das ungewöhnliche Ermittlerteam von Andreas Gruber zur Freude aller Thrillerfans weitergeführt. Und auch diesmal werden sie nicht enttäuscht. So wartet der neue Fall mit einer überaus spannenden und gleichermaßen undurchsichtigen Handlung auf und lässt den Leser regelmäßig die Nackenhaare zu Berge stehen. Dabei ist es egal, ob ein Amokfahrer auf der Autobahn gestoppt werden muss oder die erhoffte Unterstützung in einer überaus brenzligen Situation ausbleibt. Andreas Gruber versteht es, mit knappen Worten und einer bildhaften Sprache das Grauen lebendig werden zu lassen und die Nerven aller Beteiligten bis zum Zerreißen zu spannen. Da stört es auch nicht, dass sich Sneijder oft merkwürdig und unrealistisch benimmt. Denn ein brillanter Fallanalytiker kann eben nicht gewöhnlich sein.

Fazit:
"Todesreigen" ist ein überaus spannender Thriller, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt und der die Hoffnung seiner Leser schürt, dass es noch weitere Fälle mit dem ungewöhnlichen Team des BKA Wiesbaden gibt.

Bewertung vom 13.08.2017
Die Moortochter  (Restauflage)
Dionne, Karen

Die Moortochter (Restauflage)


gut

Ein eigenwilliger und emotional ansprechender Thriller mit einigen Mankos

Helena Petrier ist in der Wildnis groß geworden. Als Tochter eines Mannes, der im Moor zu Hause war, hat sie es gelernt, aus wild wachsenden Pflanzen Nahrung herzustellen. Auch das Lesen von Fährten und das Jagen großer Tiere ist ihr ins Blut übergegangen. Deshalb ist sie es auch, die auf die Suche nach ihrem Vater geht, als dieser aus dem Hochsicherheitsgefängnis entfliehen kann. Denn dort hat er die letzten 15 Jahre verbracht, weil er ihre Mutter als junges Mädchen entführt und wie eine Gefangene gehalten hat. Erst Helena ist es gelungen, seine frevlerische Tat aufzudecken und nun fürchtet sie, dass er an ihr und ihrer Familie Rache nehmen will.

"Die Moortochter" ist ein düsterer Psychothriller, in dessen Mittelpunkt die zweifache Mutter Helena Petrier steht und ihr Leben als Tochter eines Psychopathen. So wundert es auch nicht, dass sie als Icherzähler fungiert und vor allem ihr Werdegang unter Einbeziehung von Gefühlen und Gedanken sowie die Suche nach dem entflohenen Vater die Handlung bestimmt. Dabei erlebt der Leser zum einen die gegenwärtigen Ereignisse mit, in denen Helena trotz bestehender Furcht versucht, den Vater aufzuspüren. Zum anderen taucht er tief in ihre Vergangenheit ein und erfährt, wie es ist, ein einsames Leben in der Wildnis zu führen. Wobei die Beschreibungen über ihre Kindheit einen wesentlich größeren Raum einnehmen, als die dramatischen Vorkommnisse in der Gegenwart, was angesichts der unerwartet verlaufenden Entwicklung vor allem zum Ende des Buches hin schade ist.

Karen Dionne erzählt sehr lebendig und weiß, worüber sie schreibt. Schließlich lebte sie selbst gemeinsam mit Mann und Tochter in der Wildnis der Upper Peninsula, einer Halbinsel oberhalb von Michigan. Ihre dortigen Erlebnisse und Erfahrungen fließen in den Thriller ein, wobei vor allem die Beschreibungen des Moors und der in ihr zu findenden Fauna und Flora manchmal etwas zu detailreich geraten sind. Dadurch kommt die Handlung immer wieder einmal ins Stocken, was aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass es sehr umfangreiche Einblicke in frühere Erlebnisse gibt. Trotzdem weiß der Thriller vor allem auf emotionaler Ebene zu bewegen und zeigt deutlich die in ihm thematisierten menschlichen Abgründe auf.

Fazit:
"Die Moortochter" ist ein eigenwilliger Thriller, der trotz einiger Mankos vor allem durch seine glaubwürdige und emotional ansprechende Darstellung gut unterhält.