Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Aenna (www.buecherspleen.blogspot.com)
Wohnort: 
Niedersachsen

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2011
Arthur und die vergessenen Bücher / Arthur Bd.1
Ruebenstrunk, Gerd

Arthur und die vergessenen Bücher / Arthur Bd.1


ausgezeichnet

Der 14-jährige Arthur verbringt schon seit Jahren seine gesamte Freizeit beim "Bücherwurm" in dessen Antiquariat.
Zu gerne sitzt er dort still in einer Ecke und schmökert in aller Ruhe in einem der vielen Bücher.
Doch diese Ruhe findet ein jähes Ende, als der alte Buchhändler Arthur in die Geheimnisse der "vergessenen Bücher" einweiht. Wer diese magischen Bücher besitzt, erhält unvorstellbare Macht... Deshalb dürfen sie auf keinen Fall in falsche Hände geraten, doch genau diese Gefahr droht!
Mit Larissa, der Enkelin des Bücherwurms, geht Arthur auf die Jagd nach dem "Buch der Antworten".
Eine abenteuerliche Reise beginnt...

Wer "Arthur und die vergessenen Bücher" in den Händen hält, ist schon aufgrund der schönen Aufmachung neugierig auf den Inhalt. Das grüne Cover mit den geprägten, goldenen Ecken sowie der Buchrücken sind äußerst ansprechend gestaltet und geben dem potentiellen Leser das Gefühl, dass sich dahinter ein kleiner Schatz verbirgt...
Ich gebe zu, dass ich anfangs unsicher war, ob "Arthur" wirklich ein Buch für mich ist. Ein Jugendbuch...
Aber Gerd Ruebenstrunk hat es tatsächlich von der ersten Seite an geschafft, mich zu fesseln und in die Geschichte hineinzuziehen. Er nahm mich mit auf die spannende Jagd nach einem geheimnisvollen Buch, ließ mich wie ein Schatten hinter Arthur und Larissa herlaufen!
Der Schreibstil des Autors ist sehr anschaulich und wird auch dem Erwachsenen gerecht. Es werden zahlreiche städtische Schauplätze sehr lehrreich beschrieben, aber keineswegs so ausartend, dass es langweilig geworden wäre.
Die Protagonisten, vor allen Dingen Arthur und Larissa, werden von Ruebenstrunk liebevoll dargestellt. Arthurs Gedanken, seine stille, geheime Zuneigung zu Larissa werden sehr einfühlsam und warmherzig, teils auch mit einem Funken Humor geschildert, was mir gut gefallen hat. Es sind Jugendliche aus der heutigen Zeit, die mir ganz automatisch ans Herz gewachsen sind.
Die Geschichte an sich ist eine gelungene Mischung aus Magie und Wirklichkeit, welche den Leser schnell fasziniert und seine Fantasie anregt. Dies wird zudem durch die schönen Illustrationen im Buch unterstützt!
Mich persönlich hat "Arthur und die vergessenen Bücher" überzeugt, und ich bin sehr gespannt, wie sich die Geschichte fortsetzt...
Die beiden Folgebände "Arthur und der Botschafter der Schatten" und "Arthur und die Stadt ohne Namen" sind bereits erschienen!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2011
Gute Nacht, Liebster
Hummel, Katrin

Gute Nacht, Liebster


ausgezeichnet

In meinem Beruf habe ich oft Kontakt mit Demenzkranken. Der Umgang ist nicht selten problematisch und vor allen Dingen zeitaufwändig. Man ist extrem auf die Erfahrungen und Hilfe der Angehörigen angewiesen, man stößt an seine persönlichen Grenzen...
Demenz. Was ist das eigentlich wirklich? Und was ist der Unterschied zu "Alzheimer"?
Was bedeutet die Krankheit für den Betroffenen, und was bedeutet sie für die Angehörigen?

Mit der Lektüre des Buches "Gute Nacht, Liebster"von Katrin Hummel erhoffte ich mir die Beantwortung aller meiner Fragen.
Der Roman basiert auf den tatsächlichen Begebenheiten und Erfahrungen der Protagonistin (welche im Buch den Namen Hilda Dohmen bekommen hat). Die Journalistin Katrin Hummel hat aus vielen Gesprächsaufzeichnungen mit ihr vorliegendes Buch geschrieben.

So begleiten wir Hilda und Hans durch ihr Leben. 1955 lernen sich Beide kennen, Hilda ist erst 14. Aus der Jugendfreundschaft wird Jahre später Liebe, sie heiraten und gründen eine Familie. Zwei Töchter werden geboren. Hilda ist Lehrerin, Hans ein erfolgreicher Unternehmer. Finanziell geht es ihnen gut. Das Leben scheint perfekt.
Bis sich Hans, erst 53 Jahre alt, verändert. Ganz langsam, fast schleichend. Er wird vergesslich, verliert immer öfter die Orientierung. Er wird gleichgültiger. Er verliert das Interesse an seinen Hobbies und später auch an seiner Familie.
Bis die Diagnose "Demenz" gestellt wird, haben Hilda und Hans eine Odyssee an Arztbesuchen hinter sich. Plötzlich hat Hilda einen Ehemann, dem bereits die Pflegestufe 2 zugeordnet wird.
Aber sie gibt den Mann, den sie liebt, nicht auf. Auch, wenn dies immer schwerer wird...

"Gute Nacht, Liebster" ist ein bewegender Tatsachenroman.
Aus Hildas Sicht nimmt der Leser an Hans' Schicksal teil und vor allen Dingen auch an ihrem eigenen. Wir sehen die Veränderungen, die mit Hans passieren, mit ihren Augen, erleben hautnah mit, wie Hans sich selbst verliert. Und für seine Familie verloren geht.
Dabei stellt sich immer wieder die Frage, was Hans selber davon mitbekommt. Merkt er seinen Verfall? Wenn ja, bis zu welchem Punkt? Und ab wann nicht mehr?
Das sind quälende Fragen auch für Hilda, die uns immer sehr ehrlich an ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben lässt, uns eine große Nähe erlaubt. Wir erleben so ihr Entsetzen, ihren Schmerz, ihre Hilflosigkeit.
Einige Dinge werden wiederholt geschildert, was für mich aber ein Indiz dafür ist, wie präsent die entsprechende Problematik für Hilda gewesen sein muß, wie sehr ihre Gedanken davon beherrscht waren.
Ganz vordergründig spüren wir ihre unermessliche Liebe zu ihrem Mann, den Partner, den sie so vermisst! Nur mit der Kraft dieser Liebe bringt sie die enorme Energie auf, ihn zu pflegen und dabei auch seine Würde zu bewahren.
Und sie bringt die Kraft auf, sich mit dem unweigerlich Nahenden auseinanderzusetzten...
"...doch sein Schicksal ist unausweichlich, und meines ist an seines gebunden. Er wird untergehen, und ich werde zuschauen, wie er ertrinkt, und an Land zurückbleiben."
Hilda ist eine nach außen hin starke Frau, die uns Lesern mutig auch ihre Schwächen zeigt.
Aber sie steht immer wieder auf, schafft es, sich aus der Isolation zu befreien und ihre Zukunft zu planen, an ein Leben, eines Tages, ohne Hans zu denken.

"Gute Nacht, Liebster" hat mich unglaublich berührt. Ich musste das Buch des öfteren zur Seite legen....diese nahen Schilderungen erst einmal verarbeiten.
Als ich die letzte Seite beendete, hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert...

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.01.2011
Schweigt still die Nacht
Yovanoff, Brenna

Schweigt still die Nacht


gut

Mackie Doyle ist anders.
Fast jeder merkt das, denn natürlich fällt es auf, dass er Metall meidet und beim Anblick von Blut schwach wird. Aber niemand spricht darüber.
So wie sich die ganze Stadt Gentry in Schweigen hüllt über die schrecklichen Ereignisse, die sich seit ewigen Zeiten in regelmäßigen Abständen wiederholen. Kleine Kinder verschwinden nachts aus ihren Bettchen und kehren nie zurück. Die "Attrappen", die stattdessen bei den betroffenen Familien zurückgelassen werden, sterben nach kurzer Zeit...
Mackie möchte unbedingt sein wie alle anderen und ein ganz normales Leben führen, vor allen Dingen, als er sich in Tate verliebt. Doch er fühlt sich immer mehr hin-und hergerissen zwischen zwei Welten...Der Welt über der Erde und der geheimen Welt unter dem Schlackenberg.
Als Tates Schwester Natalie verschwindet, muss Mackie sich entscheiden...

Als ich das Cover von "Schweigt still die Nacht" zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss...Der nostalgische Kinderwagen mit den hängenden Utensilien darüber in dieser düsteren Umgebung hat sofort meine Neugier geweckt!
Letztendlich hält das Cover aber nicht ganz, was es verspricht, leider. Das erste Drittel des Buches war mühsam zu lesen. Den Schreibstil empfand ich etwas monoton, und mir wurde nicht so recht klar, um was es eigentlich geht. Etwa bei der Hälfte des Buches kam dann etwas Spannung auf, die aber durchaus noch steigerungsfähig gewesen wäre.
Einige Dinge in der Geschichte bleiben unklar, so geht beispielsweise nicht deutlich hervor, wie viel die Bewohner Gentrys eigentlich von dem wissen, was um sie herum vorgeht. Wie geheim ist die Welt unter der Erde wirklich? Und was wissen oder ahnen Mackies Mitschüler, insbesondere sein bester Freund Roswell?
Die Geschichte wird ausschließlich von Mackie erzählt. Ich hätte es schön gefunden, auch Einblick in die Sichtweise von Freunden und Familie zu bekommen. Das hätte der Geschichte sicherlich mehr Lebendigkeit und Tiefe verliehen, den Charakteren mehr Gesicht gegeben....
"Schweigt still die Nacht" ist das Erstlingswerk von Brenna Yovanoff. Mit der Grundidee ihrer Geschichte hat sie einen Volltreffer gelandet, die Umsetzung wäre allerdings noch ausbaufähig gewesen!

0 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2011
So sollst du schweigen
Salaman, Clara

So sollst du schweigen


ausgezeichnet

Caroline Stern wächst in einer sektenähnlichen Glaubensgemeinschaft in London auf. Schon früh rebelliert sie gegen die strengen Regeln , was Bestrafungen zur Folge hat. So muss sie sowohl körperliche Züchtigungen als auch in zunehmendem Maße seelische Grausamkeiten ertragen.
Bis sie 13-jährig schließlich ausbricht und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Doch von den Fesseln ist sie noch lange nicht befreit...
"Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."
Und Caroline Stern schweigt.
Mehr als 20 Jahre lang hütet sie das Geheimnis ihrer Vergangenheit, versteckt sich hinter dem Mantel der Normalität. Das geht so lange gut, bis sie eine Freundin aus Kindertagen wiedertrifft...

"So sollst Du schweigen" erzählt uns die teilweise autobiografischen Erlebnisse der Autorin Clara Salaman.
Durch 10 Kapitel begleiten wir abwechselnd die 13-jährige und die erwachsene Caroline, die uns aus ihrer Sicht berichten, und nehmen teil an ihrem tragischen Schicksal.
Dieses wird so anschaulich geschildert, die Gefühle der Caroline so authentisch dargelegt, dass der Leser unweigerlich merkt, dass die Autorin ihr eigenes Erleben verarbeitet.
Während der gesamten Lektüre hatte ich das Gefühl, dass Caroline mir erzählt. Haarklein, ohne Beschönigungen, ohne Tabus und aus tiefem Herzen.
Ja, ich habe mitgelitten mit dem kleinen Mädchen, als es Maßregelungen ausgesetzt war, die an Folter grenzen...Was kann ein so junger Mensch alles aushalten, ohne Rückhalt durch die Eltern?
Und ich habe auch gelitten mit der erwachsenen Caroline, die sich jetzt Lorrie nennt, deren neues Leben mit Joe auf einer Lüge aufgebaut ist und trotzdem immer noch von der Vergangenheit gesteuert wird.
Aber es gab auch viele Stellen im Buch, an denen die Autorin mich mit ihrem trockenen Humor und durch witzige Äußerungen zum Lachen brachte.
Trotzdem hier ein ernstes Thema behandelt wird, ist "So sollst Du schweigen" kein düsteres Buch!
Letztendlich werden wir Zeuge, wie aus Lorrie Schritt für Schritt wieder Caroline wird, ein langer Weg voller Schmerz und Verletzungen, aber auch Hoffnung.
"So sollst Du schweigen" gewährt uns Einblicke in den Alltag einer Sekte aus Sicht eines Kindes. Diese Eindrücke sind beklemmend und für "normal" denkende Menschen unvorstellbar.
Mich hat dieses Buch sehr berührt. Caroline ist mir immer noch nah...
Clara Salaman arbeitet bereits an ihrem zweiten Roman, auf den ich schon jetzt ungeduldig warte...

Bewertung vom 23.01.2011
Blume des Satans
Spindler, Erica

Blume des Satans


sehr gut

Auf Key West im sonnigen Florida passiert nie etwas. Eigentlich...
Denn nun wird bereits seit Monaten die Pastorin Rachel Howard vermisst. Da die Polizei ihr Verschwinden nicht weiterverfolgt, kommt ihre Schwester Liz Aimes auf die Insel, um die Suche aufzunehmen.
Dann geschehen mysteriöse Todesfälle. Ein Banker begeht anscheinend Selbstmord, ein junges Mädchen wird nahezu rituell abgeschlachtet, weitere Frauen verschwinden...
Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen?
Liz, getrieben davon, das Schicksal ihrer Schwester zu ergründen, findet Unterstützung bei Rick Wells, einem ehemaligen Polizisten. Gemeinsam verfolgen sie die Spur eines satanistischen Jugendkults. Doch bald sieht sich Liz selbst bedroht...

"Blume des Satans" von Erica Spindler zieht den Leser gleich zu Beginn mit einem äußerst spannenden Prolog in seinen Bann. Man kann gar nicht anders als weiterlesen...
Doch dann sorgen die Vielzahl der Charatere und Handlungen an unterschiedlichen Schauplätzen erst einmal für dezente Verwirrung. Zusammenhänge sind überhaupt nicht erkennbar und auch nicht zu erahnen. Parallel dazu stellt sich eine spannungsvolle Erwartung ein, was wohl dahinterstecken mag...

Durch viele geschickt eingebaute Details wird der Spannungsbogen aufrecht erhalten und zum Schluß noch einmal enorm gesteigert.
Bis dahin hat sich der Leser mit den Protagonisten angefreundet, was nicht besonders schwerfällt. Die Autorin hat es ausgezeichnet verstanden, jedem sein Gesicht zu geben.
Als Leser ist man mittendrin im Geschehen, wird auf unterschiedliche Fährten mitgenommen, sieht plötzlich nicht nur einen Verdächtigen....
Ist gebannt bis zum Schluß, an dem die Geschichte sich zusammenfügt und schlüssig endet.
Die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Liz und Rick lockert die Story auf und rundet sie letztendlich ab...

An wenigen Stellen hatte das Buch die eine oder andere kleine Länge sowie unnötige Wiederholungen (die aber auch durch eine unglückliche Übersetzung zustande gekommen sein könnten).
Kleinigkeiten die man aufgrund dieser überwiegend spannenden und mitreißenden Story durchaus verschmerzen kann....
Wer Thriller mag und auch vor blutigen Details nicht zurückschreckt, ist mit "Blume des Satans" bestens beraten!

Bewertung vom 23.01.2011
Geschändet
Mofina, Rick

Geschändet


ausgezeichnet

Jack Gannon ist der Star-Reporter des Buffalo Sentinal.
Als die grausam verstümmelte Leiche einer Prostituierten gefunden wird und eine weitere junge Frau verschwindet, wittert er Zusammenhänge und eine heiße Story.
Er begibt sich auf die Spur des vermeintlichen Mörders. Doch dieser ist eine hoch geachtete Persönlichkeit der Stadt, und Jack verliert seinen Job.
Trotzdem gibt er nicht auf und bald ist er der Polizei immer einen Schritt voraus...

Rick Mofina hat mit"geschändet" einen rasanten Thriller vorgelegt.
Der Leser kommt schnell in das Geschehen rein und dann aber auch nicht mehr davon los!
Mofina beschreibt seine Figuren und Handlungen so anschaulich präzise, dass sich vor meinem Auge ein typisch amerikanischer Film abspielte und ich mir bereits die Darsteller für die Hauptrollen überlegte.
Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven beleuchtet, so erleben wir die Geschichte u.a. mal aus Sicht von Jack Gannon, der ermittelnden Beamten, der Opfer und auch des Täters.
Der Autor spart nicht mit Gefühlen, jede Position, auch die der Nebencharaktere, ist deshalb für den Leser durchaus nachvollziehbar, an keiner Stelle in diesem Buch kommt Langeweile auf.
Im Gegenteil - die Spannung steigert sich kontinuierlich bis zum atemlosen Finale, das diese gut durchdachte Story beendet!

Ich habe "geschändet" in kürzester Zeit geradezu verschlungen. Dies wird ganz sicher nicht mein letzter Roman von Rick Mofina bleiben...
Ein Thriller ganz nach meinem Geschmack!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2
Löhnig, Inge

In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2


sehr gut

Mit "In weisser Stille" liegt nunmehr der Nachfolgeroman von Inge Löhnigs Erstling "Der Sünde Sold" vor.
Wieder ermittelt das Team um Hauptkommissar Konstantin Dühnfort.
Zunächst steht der Mord an Wolfram Heckeroth, einem gutsituierten Kinderarzt im Ruhestand, im Vordergrund.
Heckeroth wurde in seiner Hütte am Starnberger See, an einen Heizkörper gefesselt, seinem Schicksal überlassen und ist elendig verdurstet.
Er hinterlässt drei erwachsene Kinder, wobei einer der Söhne sich bald als Hauptverdächtiger erweist.
Bei Dühnforts Ermittlungen zeigt sich, dass der Tote nur der Öffentlichkeit seine liebenswürdige Seite offenbart hat. Es tun sich erschreckende Abgründe auf, nach und nach kommt die Wahrheit ans Licht, die sich bis weit in die Vergangenheit erstreckt.

Detailgetreue Beschreibungen der Protagonisten und deren Lebensumstände lassen den Leser schnell mittendrin im Geschehen sein.
Inge Löhnig schreibt sehr flüssig, die Geschichte fesselt von Anfang an. Dies liegt sicherlich auch daran, dass dem Leser vor Augen geführt wird, dass auch der nette Doktor von nebenan ein Doppelleben führen kann...
Die Autorin leitet uns auf verschiedene Spuren und lässt uns dann langsam die Wahrheit erkennen.
Die Spannung reißt dabei zu keinem Zeitpunkt ab.
Nebenbei erhalten wir Einblicke in die Beziehung zwischen Konstantin und Agnes, welche sich als komplizierter erweist als von manchem Leser gewünscht.

Fazit: Ich habe den Roman regelrecht verschlungen! Da der Schluss gewissermassen offen bleibt, erwarte ich mit Spannung Teil 3!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Blutstein
Theorin, Johan

Blutstein


sehr gut

Per Mörner zieht in sein Ferienhaus auf Öland, um dort das Frühjahr und den Sommer zu verbringen. Doch sein Alltag ist nicht sorgenfrei...
Da ist zum einen seine 13-jährige Tochter Nilla, die dem geschiedenen Vater von Zwillingen großen Kummer bereitet.
Zum anderen muss er sich um seinen Vater Jerry kümmern, mit dem er aufgrund dessen unrühmlicher beruflicher Vergangenheit kaum Kontakt pflegt. Doch nun wird Jerry in mysteriöse Unfälle verwickelt, Menschen sterben, und auch er selbst wird vor den Augen seines Sohnes Opfer eines Mordanschlages!
Trost findet Per bei seiner Nachbarin Vendela, die an den alten Legenden von Elfen und Trollen festhält....

Nach "Nebelsturm" habe ich mich sehr auf Johan Theorins Folgeroman "Blutstein" gefreut. Wieder ist dem Autor ein ganz besonderer, eigener Krimi gelungen.
Dies zeichnete sich allerdings zu Beginn der Lektüre noch gar nicht ab. Nach einem rasanten und superspannenden Prolog "plätscherte" die Handlung so dahin, der Gruselfaktor von "Nebelsturm" blieb ganz aus, und ich war enttäuscht. Trotzdem las ich an einem Tag mehr als 300 Seiten....
Denn Theorin vermag allein durch seinen Stil zu fesseln. Durch seine Erzählweise tauchte ich vollends in das Leben Per Mörners ein und teilte mit ihm wie ein stummer Beobachter Gedanken, Sorgen und Angst. Ich stand mitten in seinem Leben, in dem es kein Hauptthema gibt, keinen Leitfaden, sondern viele kleine und große Fragen...
Zwischendurch begleitete ich Vendela, sah sie aufwachsen, vollzog ihre Gefühle nach und ließ mich in die faszinierenden Geheimnisse ihrer Kindheit einweihen.
Und ich traf Gerlof wieder, den alten Seemann, den ich schon in "Nebelsturm" kennen lernte, und der auch diesmal wie eine unumstößliche Festung seinen Platz in der Geschichte innehat.

Mich hielt "Blutstein" wie in einem Sog gefangen, obwohl, wie auch im Vorgängerroman, die Krimihandlung an sich gar nicht so präsent ist. Wieder kommt die Auflösung erst mit den letzten Seiten und in großem Tempo, wieder spannungsreich und (für mich) nicht vorhersehbar.
Mir hat das Buch, nach zugegeben anfänglichem Befremden, gut gefallen.
Für diejenigen, die Johan Theorins Stil mögen oder sich damit anfreunden können, ist "Blutstein" unbedingt empfehlenswert.

Bewertung vom 21.01.2011
Nebelsturm / Jahreszeiten Quartett Bd.2
Theorin, Johan

Nebelsturm / Jahreszeiten Quartett Bd.2


ausgezeichnet

Joakim Westin und seine Frau Katrine lassen das laute Stockholm hinter sich und ziehen mit ihren Kindern Livia und Gabriel aufs Land.
Auf Öland lassen sie sich auf Hof Aludden nieder und beginnen mit der Restauration des über 150 Jahre alten, sagenumwobenden Anwesens.
Die Familienidylle wird getrübt, als es zu einem schrecklichen Todesfall kommt.
Offiziell ein Unglück, ... aber ist es das wirklich?
Die junge Polizistin Tilda will dem auf die Spur gehen, wird aber durch eine Einbruchserie in umliegende Sommerhäuser in Anspruch genommen.

"Nebelsturm" ist das erste Buch, das ich von Johan Theorin gelesen habe.
Theorin erzählt flüssig und verleiht seinen Protagonisten auf wundervolle Weise Charakter, indem er sie mit ganz starken Eigenschaften ausstattet. Man glaubt, sie tatsächlich zu kennen oder gerade eben mit ihnen gesprochen zu haben.
Ich war schnell gefangen in dieser Geschichte, die so gar keine typische Kriminalgeschichte ist...

Der Leser nimmt teil am Leben der Familie Westin. Er erlebt die Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen, das Bewältigen und Fortführen des Alltags. Ein Alltag, in dem unheimliche Dinge geschehen.
Ja, und dann ist da das Haus, um das sich Legenden ranken, das zu leben scheint, wenn alles dunkel ist, und die alte Scheune, die ein Geheimnis birgt...
Parallel dazu wird uns in Zeitsprüngen die Geschichte Aluddens und seiner Bewohner erzählt. Durch Aufzeichnungen von Katrines Mutter, die selbst einmal vor vielen Jahren dort gelebt hat, erfahren wir von immer wiederkehrenden Todesfällen, immer wieder hat sich der Nebelsturm seine Opfer geholt!

Bis fast ganz zum Schluss müssen wir uns gedulden, um die wahren Umstände des Todesfalles zu erfahren. Die sind beinahe schon Nebensache, trotzdem hat mich die Aufklärung mehr als überrascht und war für mich nicht voraussehbar.

Nein, dies ist kein gewöhnlicher Krimi. Und trotzdem habe ich beim Lesen vor Spannung die Luft angehalten. Fenster und Türen verrammelt, da ich plötzlich Geräusche hörte...
Selten habe ich mich so gegruselt!
Theorin bedient mit seinem Roman mehrere Genres, die Kombination macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem!
Einfach großartig!!!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Man down
Pilz, André

Man down


sehr gut

Es geht mir gut.
Wie gut, wird mir klar, als ich die Geschichte von Kai lese, die uns André Pilz in seinem Roman "Man Down" erzählt...

Kai wird durch einen Betriebsunfall arbeitsunfähig. Sein Arbeitgeber lässt ihn fallen und bleibt ihm auch seine letzten Gehälter schuldig. So wird Kai schuldlos zum Hartz IV-Empfänger. Er rutscht immer mehr ab, verliert sich im Alkohol-und Drogenkonsum. Letztendlich lässt er sich auf kriminelle Machenschaften ein, um seine Schulden begleichen zu können.
Dann verliebt er sich in Marion, doch auch die Beziehung zu ihr verläuft nicht ohne Probleme...

Wer "Man Down" liest, sollte nicht allzu zart besaitet sein! André Pilz führt uns in eine andere Welt, allerdings nicht im positiven Sinne...Er zeigt uns menschliches Elend, und das ausgesprochen offen und schonungslos!
Der Autor bedient sich, hauptsächlich in den Dialogen, einer sehr lockeren, umgangssprachlichen Ausdrucksweise, das Wort fi..en taucht unzählige Male in allen Variationen auf. Ein bisschen weniger Fäkalsprache hätte dem Buch sicher nicht geschadet, zumal André Pilz es auch so versteht, Kais Situation des sozialen Abstiegs, mit allen damit verbundenen Emotionen wie Angst und Hoffnungslosigkeit, deutlich zu machen.
Außerdem droht die Gefahr, den Hartz IV- Empfänger automatisch auf ein niedriges Niveau herabzusetzen, statt mit Vorurteilen aufzuräumen. Es kann jeden treffen...
Glücklicherweise bekommen wir Gelegenheit, hinter Kais betrunkener und zugedröhnter Fassade den wahren Menschen kennenzulernen, nämlich einen intelligenten und liebenswerten, zudem sensiblen jungen Mann.
In Briefen, die er an seinen Bruder verfasst, kehrt er sein Inneres nach Außen.
Er beschreibt seine Hoffnungen, Sehnsüchte und seine Gefühle wie Angst und Scham.

"Man Down" hat mich sehr berührt, hat mich schockiert, hat mir Angst gemacht...
Das Buch zeigt, wie nah der Abgrund ist und wie schnell man fallen kann!
Ich kann jedem nur empfehlen, den Mut dazu aufzubringen, sich auf diese Lektüre einzulassen.