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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
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Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 450 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2019
Küstenhandbuch Italien
Heikell, Rod

Küstenhandbuch Italien


ausgezeichnet

Ausgezeichneter nautischer Führer mit vielen Italien-Informationen

2,4 Kilogramm Gewicht im Format 21,6 x 30,6 cm, 840 Bilder, 460 Karten und Hafenpläne, 500 Seiten, das sind die „gewichtigen“ Eckdaten dieses wirklich sehr umfassenden nautischen Reiseführers in der fünften Auflage.

Das Buch beginnt mit rund 50 Seiten Informationen, was ein Fahrtensegler so für einen Törn in italienischen Gewässern wissen sollte oder muss. Diese beginnen mit einer zweiseitigen Erklärung der Karten und deren Symbole, da diese sehr detailliert ausgeführt sind. Erklärungen zu Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten umfassen fast vier Seiten, u. a. über Wasser, lokale Kontrollen oder Aufslippen. Sehr genau sind die Einreiseformalitäten auf rund drei Seiten beschrieben. Selbst dem wohl bekannten Essen und Trinken in Italien widmen die Autoren drei Seiten und leiten über zu den Kapiteln „Wale und Delfine“ sowie „gefährliche Meerestiere“ (die durchaus auch im Mittelmeer nicht zu unterschätzen sind). Die Autoren erklären die italienischen Fischfangmethoden und Fischfarmen (Zitat „Unglücklicherweise muss der Standort für eine Fischfarm dieselben Kriterien erfüllen wie eine gute Ankerbucht.“). Auch der Navigation ist viel Platz gewidmet. Eine Tabelle, die eine ganze Seite füllt, gibt Auskunft über Windrichtungen und -häufigkeiten samt einer Übersicht meteorologischer Ausdrücke im Italienischen, insgesamt vier Seiten. Dann folgen sechs Seiten zum Thema Seewetterberichte inkl. einer einseitigen Auflistung der Radiostationen, deren Sendezeiten und Vorhersagegebiete für Wettervorhersage und Warnungen einschließlich Radio Monaco sowie eine Liste der NAVTEX-(N4)-Sender. Im Abschnitt Sicherheit und Seenotrettung (SAR) gibt es Details zu den Küstenradios UKW und MF/HF und eine Seite mit allen Seenotsignalen von Schiffen, Flugzeugen und Personen in Seenot.

Ist schon die Detailvielfalt und -genauigkeit der allgemeinen Informationen beeindruckend, so sind auch die folgenden Beschreibungen der Küstenabschnitte, deren Häfen und -einrichtungen sowie interessante geschichtliche Exkurse und Ausflugstipps sehr gut recherchiert und vielfältig. Im Detail sind es die Abschnitte der Ligurischen Küste (55 Seiten), der Toskanischen Inseln und angrenzenden Festlandküste (55 Seiten), des Tyrrhenischen Meeres von Civitavecchia bis zum Golf von Neapel (100 Seiten), der Insel Sardinien (95 Seiten), der Insel Sizilien (85 Seiten) sowie des Ionischen Meeres mit Überfahrt nach Griechenland, der südlichen Adria und der Insel Malta (zusammen rund 50 Seiten). Am Ende des Buches gibt es noch ein vierspaltiges Register der Häfen, Inseln und anderer Orte über vier Seiten.

Ich nehme das Kapitel der Ostküste Siziliens zur Erklärung des Aufbaus der Kapitel heraus. Zunächst wird die Straße von Messina in der Übersicht auf einer Karte dargestellt, dann eine Ausschnittkarte um Messina, in der das Verkehrstrennungsgebiet, die Küstenverkehrszone, der Ort des stärksten Gezeitenstroms u. a. seemännische Daten eingezeichnet sind. Der Text beginnt, wie bei vielen Kapiteln, mit einem Zitat (in diesem Fall von Homer) und einem einleitenden Text. Es folgen zwei Infoblöcke (die immer gelb unterlegt sind) über den Schwertfischfang und ‚Skylla und Charybdis‘. Im Text geht es mit Ansteuerung, Tidenströmen und Verwirbelungen sowie den Winden in der Straße von Messina weiter. Bei den einzelnen Häfen und Buchten kommen dann noch Beschreibungen der Liegeplätze, Versorgung und Wissenswertes dazu. Zwischendurch gibt es einem Infoblock über den Ätna und die Meeresschutzgebiete der Insel Ciclopi (mit Detailausschnitten). Wie überhaupt sehr viel über Wasserschutzgebiete in diesem Buch zu lesen ist. Bei größeren Abschnitten, z. B. Sardinien gibt es noch eine Liste von Wegpunkten für die Törnplanung und „Tipps für die schmale Bordkasse“. Und überall finden sich praktische Hinweise der Autoren, die sich offenkundig ausgezeichnet in diesen Revieren auskennen, was sich auch aus der Einleitung der beiden herauslesen

Bewertung vom 11.06.2019
Octopus & Co.
Hanlon, Roger;Vecchione, Mike;Allcock, Luise

Octopus & Co.


ausgezeichnet

Ein wissenschaftliches Fachbuch mit ausgezeichneten Bildern

Dieses hervorragende Fachbuch entführt den Leser in eine farbenfrohe und interessante Welt unter Wasser. Wer nicht unbedingt Interesse an den unzähligen Beschreibungen der einzelnen Tiergruppen und Tiere hat, der wird sich staunend durch das Buch blättern. Da leuchtet ganzseitig ein 15 Zentimeter großer (kleiner) warziger Gallertkalamar dem Leser entgegen oder die das Titelbild zierende Schmarotzerkrake, prähistorische Giganten wie der Riesenkalamar, dessen Tentakel bis zu zwölf Meter lang sein können oder der große blaue Krake, der am Bild ganz braun ist, da dieses Tier während seiner bis zu vier Stunden dauernden Beutezüge 150 Mal seine Hautfarbe wechseln kann.

Abgesehen von den unzähligen ausgezeichneten Farbfotografien, die die kleinsten Härchen zeigen, bietet das Buch natürlich auch eine wissenschaftliche Struktur: Anatomie der Kopffüßer, Stammesgeschichte und Evolution, charakteristische Lebensweise, Verhalten, Kognition und Intelligenz (ausgesprochen interessantes Kapitel über z. B. den schnellen Farbwechsel, Kämpfe um Partnerinnen und die Intelligenz an sich) sowie Kopffüßer und Mensch. Am Ende des Buches gibt es die Abschnitte Glossar, weiterführende Literatur und Register.

Ob Leuchtkalamar, gewöhnlicher Krake oder Riesensepie, ich bin von der Anzahl und Qualität der Bilder begeistert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2019
Mythos Untersberg
Limpöck, Rainer

Mythos Untersberg


sehr gut

Ein Buch für fortgeschrittene Kenner des Alpenschamanismus und des Autors

Um den Inhalt und Limpöck richtig zu verstehen sollte man ein „Fortgeschrittener“ in Sachen Schamanismus und Limpöck sein. Dieses Buch stellt keine Neuauflage seines ersten „Mythos Untersberg“-Buches aus dem Jahr 2011 dar, sondern eine Interpretierung als „12 Mysterien“. Wie Limpöck in seiner Einleitung schreibt, ist es „ein umfangreiches Gesamtwerk, das Neues und bisher Bekanntes integriert, ergänzt und in einer neuen Sichtweise beschreibt. In einer Mischung aus Roman mit autobiografischen Zügen und Sachbuch ergibt sich ein zusammengesetztes Mosaik seiner Mysterien“.

Damit beschreibt Limpöck sehr gut den Inhalt. Mit der Bezeichnung „Roman“ darf er auch seine eigenen Interpretationen der Mysterien beschreiben und lässt manches als Frage offenstehen. Oft nimmt er erhaltene Schreiben als Beschreibung oder Deutung eines der Mysterien zur Hand. So im Kapitel der Untersbergmandl. Darin schreibt Limpöck über die barocken Steinfiguren im Salzburger Zwergelgarten im Mirabellgarten. Ein zitiertes Schreiben eines Bekannten nennt diese Figuren „Untersbergmandln“, was aber nicht mit der tatsächlichen Geschichte dieser Zwerge übereinstimmt. Andere Beispiele sind die Kapitel über den Untersbergpfarrer Herbert Schmatzberger, in dem er den Pfarrer sich selbst beschreiben lässt, sowie das Kapitel „Resonanzen. Der Berg ruft“. Darin kommen gleich mehrere Personen mit ihren Erfahrungen in Bezug auf Resonanzen mit dem Untersberg zu Wort. Überhaupt finden sich in diesem Buch viele Erlebnisberichte von ihm persönlich oder ihm zugetragene Geschichten.

Limpöck erscheint in diesem Buch geläuterter gegenüber seinem ersten Untersberg-Mythos-Buch. Er schreibt sachlicher, nicht mehr so aggressiv und belehrend, wie ich sein erstes Buch empfunden hatte. Nach dem ersten Kapitel hatte ich das Gefühl, dass Limpöck wieder ein wirres Buch schrieb, was sich aber mit zunehmendem Weiterlesen als unrichtige Annahme herausstellte. Ich finde sogar, dass er in diesem Buch einen weiteren Blickwinkel hat als er im ersten Buch hatte. Limpöck schreibt so wie er ist und redet, bedient sich keiner gekünstelten Sprache, verwendet aktuelle Bilder, die aussagekräftig sind.

Da sich Limpöck immer wieder auf seine früheren Bücher bezieht, ist es empfehlenswert, auch diese zu kennen. Denn sonst fehlt dem Leser doch manchmal der Zusammenhang oder die Erklärung zu jenen Dingen, die er in dieser Ausgabe oft nur kurz anreißt. Aber grundsätzlich finde ich das Buch interessant, mit einigen neuen Ansätzen, und ich fand es beim Lesen – fast – spannend.

Bewertung vom 10.05.2019
Die Traun
Pfarl, Peter

Die Traun


ausgezeichnet

Eine sehr gut bebilderte, geschichtlich-kulturelle interessante Entdeckungsreise

Kann man über die Traun, einen 153 Kilometer langen Fluss der steierischen Berge und der oberösterreichischen Voralpenlandschaft ein interessantes Buch schreiben? Ja, man kann und sogar ein sehr interessantes!

Das hängt mit den Landschaften zusammen, die dieser Fluss streift. Und so ist auch das Buch aufgebaut und beginnt bei seinem Ursprung, beim „Traun-Ursprung“ im steirischen Salzkammergut, dem Ausseerland. Es führt weiter an den Hallstätter See, über dem sich das Dachsteingebirge erhebt. Pfarl schreibt in einer angenehmen Art mit gut recherchierter Information. Viel gibt es über Bad Goisern zu lesen und über „Widerständiges im Trauntal“. Also Personen und Personengruppen, die im Lauf der Jahrhunderte sich der Obrigkeit widersetzten. Zuletzt einem Bezirkshauptmann, der am Hallstätter See ein Chemiewerk genehmigen wollte.

Dann erreicht das Buch Bad Ischl, den zentralen Ort des oberösterreichischen Salzkammergutes. Im Kapitel über des Kaisers Jagden kann man nachlesen, wie eines seiner unehelichen Kinder entstanden war. Eine dunkle Zeit war der Nationalsozialismus, in der man das Salzbergwerk in Altaussee sprengen wollte. Das Buch führt den Leser weiter traunabwärts nach Ebensee am Traunsee, wo es einerseits ein KZ-Außenlager gab, andererseits eine traditionelle Faschingskultur lebendig ist. Sakrale Kunst bietet sich in mehreren Orten: beginnend mit der Pfarrkirche in Bad Aussee, Hallstatt, über eine dramatische-realistische Kreuzungsdarstellung in St. Agatha in Bad Goisern und natürlich der Kirche von Traunkirchen, dessen Nonnen des dortigen Klosters einst mächtig waren, bis hin zu Altmünster am Traunsee, der Dreifaltigkeitskirche in Stadl-Paura, dem Benediktinerstift Lambach und der Pfarrkirche von Schleißheim bei Wels.

Auch das Kapitel über Burgen und Schlösser informiert umfangreich beispielsweise über die Burg am Pflinsberg in Altausse, die Villa Toscana und Schloss Cumberland, Schloss Lichtenegg und andere. Ein Literaturverzeichnis sowie ein Register schließen das Buch ab.

Die beiden Mayerhoffer liefern dazu zahlreiche stimmungsvolle und aussagekräftige Bilder, ganzseitig und kleiner, jedenfalls abwechslungsreich und informativ. Sehr gute und schöne Bilder! Zusammen mit dem interessanten Text von Pfarl ist dieses Buch ein angenehm lesbares, interessantes und optisch sowie bildlich bestens gestaltetes Buch über einen eigentlich unbedeutenden Fluss mitten in Österreich.

Bewertung vom 09.05.2019
Unsere schönsten Hütten
Pärsch, Sissi

Unsere schönsten Hütten


gut

Irgendwie falscher Titel, weil mit interessanten Beschreibungen der Hüttenwirte

Ich bin nicht recht schlau aus diesem Buch geworden. „Unsere schönsten Hütten“ – welche Kriterien wurden für „schön“ angelegt? Bei der Gollinghütte in den Schladminger Tauern schreibt Pärsch, dass diese Hütte weder durch ihre Lage noch durch ein besonderes Panorama „sich anbiedert“ und schon gar nicht durch „Holladrio-Gemütlichkeit“. Am Ende derselben Seite steht dann aber „geradezu paradiesisch mutet die Gollinghütte dagegen heute an – in erster Linie auch wegen ihrer Lage“. Also was nun: Gar nicht schön wegen ihrer Lage oder doch schön?

Ich bleibe noch bei der Gollinghütte, weil dieser Beitrag charakteristisch für viele weitere Beschreibung ist: Acht Seiten, davon eine Seite mit einem Pferdebild, zwei Seiten Landschaftsbilder (wahrscheinlich in der Umgebung, denn es fehlt ein Bildtexte wie bei der überwiegenden Zahl der Bilder), ein doppelseitiges Bild, auf dem man die Lage der Hütte sieht, eine Seite mit Bildern vom Hüttenwirt und seinem nepalesischen Koch und schließlich auf zwei Seiten Text. Text, der über die Geschichte der Hütte informiert, über nepalesische Teigtaschen und einige philosophische Betrachtungen des Hüttenwirts.

Was gänzlich fehlt sind weiter Hütten-, vor allem Innenaufnahmen – wie bei fast allen Hütten. Also nochmals die Frage, welche Schönheitskriterien wurden da angelegt?

Lese ich weiter, so ergibt sich fast immer dasselbe Bild: Es werden die Hüttenleute mehr oder weniger ausführlichen beschrieben (oder ihr Lebenslauf), das eine oder andere kulinarische Hüttenschmankerl erwähnt und viele ganzseitige Bilder mit Landschaften ohne nähere Beschreibungen (wobei z. B. ein Almboden mit Kühen wohl austauschbar ist mit jeder Bergregion).

Bei einigen „Hütten“ habe ich den Eindruck, sowohl beim Text als auch bei den Bildern, dass es sich mehr schon um Hotels (Lindauer Hütte, Österreich, über 100 Betten in Zimmern, neben Matrazenlager) oder edlere Restaurants (z. B. Pralongià, Südtirol) handelt als um „Berghütten“.

Es fiel mir auch auf, dass etliche Hütten mit fünf oder mehr Seiten präsentiert werden (wenngleich viele Seite mit allgemeinen Landschaftsbildern gefüllt sind), aber auch einige nur mit ein paar Zeilen, dafür einem großen Bild. Bei diesen Hütten fehlen auch die Tipps „das ist besonders“ und der „Kulinariktipp“, die bei allen ausführlich beschriebenen Hütten zu finden sind. Diese sehr kurz und allgemein präsentierten Hütten scheinen als Füller für das Buch verwendet worden zu sein, da sie inhaltlich komplett von den anderen Hüttenbeschreibungen abweichen. Übrigens bei vielen Kulinariktipps wundere ich mich über die fast schon haubenküchenartigen Gerichte und über den Umstand, dass einerseits oft steht, es gäbe kaum Wasser, andererseits aber diese Kulinariktipps auf umfangreiche Küchen- und Abwascharbeiten schließen lassen.

Aber ich möchte nicht verabsäumen zu schreiben, dass das Buch nicht uninteressant ist. Es hat vielleicht nur den falschen Titel. Die Geschichten über die Menschen, die diese Hütten betreiben, sind durchaus lesenswert. Sie geben auch einen guten Einblick in das – teilweise – harte Leben in den Bergen („Duschen kann man bei uns nicht“, „Wenn das Schmelzwasser aufgebraucht ist, gibt es eben kein Wasser mehr“). Am Buchende werden noch die Mitwirkenden Personen (zwölf) erwähnt und bei welcher Hüttenbeschreibung mitgewirkt haben. Dann folgt eine Kurzbeschreibung jeder Hütte (Lage, Hüttenwirt, Anschrift, Zustieg, Touren).

Wie eingangs geschrieben, werde ich aus diesem Buch nicht recht schlau. Nett zum Blättern mit netten Geschichten, aber es hat sich mir nicht erschlossen, weshalb es „unsere schönsten Hütten“ sein sollen.

Bewertung vom 09.05.2019
African Waters
Wagner, Florian

African Waters


ausgezeichnet

Eindrucksvoller Bildband mit interessanten Beiträgen zum Thema Wasser

Hinter dem schlichten Titel verbirgt sich ein sensationeller Bildband mit eindrucksvollen und interessanten Texten über die Bedeutung des Wassers in zehn Ländern des südlichen Afrikas : Südafrika, Namibia, Angola, Botswana, Sambia, Simbabwe, Ruanda, Tansania, Malawi und Mosambik.

Nach 15monatiger Vorbereitungsarbeiten brachen Florian Wagner als Fotograf, Sandra Vartan (Texte) und Captain Slade Healy, Pilot des Helikopters, zu einer 66tägigen Flugreise auf, bei der die drei 22 000 Kilometer zurücklegten.

Dem Kunstprojekt „African Waters“ liegt der Gedanke zugrunde, die Wichtigkeit des Elements Wasser in Afrika zu dokumentieren und Gefährdungen von Quellen, Flüssen und Seen in diesen zehn Ländern aufzuzeigen. Jedem Land geht ein fünf- bis siebenseitiger Text voraus, der den Reiseverlauf beschreibt und sich mit dem Wasser beschäftigt. So etwa beschreibt Vartan die Probleme des drittgrößten afrikanischen Sees, dem Malawi-See und darüber, dass es Angola keine staatlichen Regelungen was Besitz und Nutzung von Land und Wasser betrifft, gibt. Sie schreibt über die Victoria-Fälle, die als die größten Wasserfälle der Welt gelten. Sie berichtet auch von der Eigenwilligkeit mancher Grenzkontrolleure bei der Einreise mit dem Hubschrauber und über überhöhte Park- und Sprit-Gebühren. Doch nicht alles erleben die drei aus der Luft. Einmal mussten sie auf dem Landweg ein Land bereisen, weil ihnen die Behörden das Fliegen untersagten. Bei Übernachtungen in Lodges nahmen sie an Wildtier-Beobachtungen teil. Dann gibt es eine Geschichte, in der für einen Adler ein Fisch gekauft wird oder den Beitrag über Ruanda, das Land, das Plastik verboten hat.

Was aber den Hauptteil und das Beeindruckende dieses Buches ausmacht sind die Bilder. Bei einer Seitengröße von 36 x 24 cm ergibt das bei doppelseitigen Bildern eine Breite von 72 cm! Eine der absolut eindrucksvollsten doppelseitigen Aufnahmen ist jene vom Vulkan ‚Ol Doinyo Lengai‘ in Tansania. Es ist der heilige Berg der Massai. Die Crew startete bei starker Bewölkung, um jungen Massai-Kriegern den Wunsch zu erfüllen, ihren heiligen Berg einmal von oben sehen zu können. Dann brach plötzlich die Sonne durch die Wolken und es bot sich ihnen ein völlig unerwartetes eindrucksvolles Panorama. Aufgrund der hohen Bildauflösung, die auch im Druck hervorragend umgesetzt wurde, erkennt man auf diesem Bild einerseits den feinen Wellengang am danebenliegenden Tanganjika-See, andererseits die Strahlen der Sonne sowie die Weite kahle Landschaft rund um den Vulkan.

Unter all diesen herrlichen Bildern habe ich mir über 20 besonders eindrucksvolle Aufnahmen als „noch schöner“ notiert: auf ihnen sieht man dahin pirschende Tiere im Wasser, Elefanten im Abendlicht, Felder in Streifenkulturen, Schiffe in grüner Wildnis, Mondlandschaften, endlose Sanddünenufer …

Aber nicht nur Texte zu den Ländern und die großformatigen Bilder (insgesamt 210 auf den 230 Seiten) findet man in diesem absolut sehenswerten und informativen Buch. Am Ende werden auf rund 20 Seiten nochmals die einzelnen bereisten Länder präsentiert: links jeweils 20 kleine Bilder, die den Reisealltag im Hubschrauber und zu Land dokumentieren, rechts die Beschreibungen zu diesen Bildern. Das finde ich eine ausgezeichnete Idee. So bekommt der Leser auch einen Einblick vom Reisealltag und den Menschen in diesen Ländern. Auf den letzten Seiten werden dann noch das Team, „Supporters“ und Protagonisten vorgestellt sowie die Lodges gelistet, in denen das Team übernachtete.

Ich bin sehr beeindruckt von den Texten, der Auswahl und Druckqualität der Bilder und der Gesamtgestaltung. Es gibt sicher nicht viele Bücher in dieser Qualität!

Bewertung vom 08.04.2019
Zug der Schafe
Girón, Susana

Zug der Schafe


gut

Der Inhalt hält bildlich nicht das, was das Titelbild verspricht

Die einleitenden Worte der mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Dokumentarfotografin Girón lässt auf spannende Geschichten und Bilder hoffen. Zwei Mal im Jahr wechselt Familie Alarcón mit ihrer Schafherde, 600 Schafen, einige Ziegen, ein paar Hunden und drei Pferden, zwischen den Sommer- und Winterweiden in Andalusien hin und her, rund 200 Kilometer in acht Tagen. Girón hatte den Zug der Schafe bereits mehrere Jahre lang in beide Richtungen begleitet, als der Journalist Stührenberg den Auftrag erhielt, diesen Zug der Schafe, die sogenannte Transhumanz, zu begleiten und darüber ein Essay zu schreiben.

Er schreibt dann auch auf 14 Seiten einige seiner Erlebnisse nieder. Es sind Alltagsgeschichten, die einen kleinen Einblick in das harte Leben der Schafhirten - die Eltern Alarcón, ihrer beiden Söhne und einen Neffen - gibt. Einen kleinen Einblick allerdings nur, manches bleibt angerissen, nicht detailliert beschrieben. Von der Fotografin gibt es aber gar keine Erlebnisse zu lesen, die sie in ihrer Einleitung anreißt. Aber sie schreibt in ihrer Einleitung, dass sie mit ihren Bildern Stimmungen einfangen möchte.

Macht sie auch, aber da scheiden sich nun die (Fotografen)-Geister. Die ersten elf Bilderseiten sind dunkle, blaue Landschaftsbilder – sie sollten wohl die sehr zeitige Stunde des täglichen Aufbruchs darstellen, einige allerdings sehr ähnliche Bilder, dunkel, eben in der Zeit vor der Morgendämmerung. Dann folgen Bilder vom Schäferehepaar, manche dunkel, manche nur ein Viertel die Seite füllend, in einem Eck, der Rest der Seite ist leer. Weitere Stimmungsbilder, die die Tristheit bei Regen zeigen: Pferdehufe im Schlamm, zwei Pferdeohren (scharf) mit Stirn des Pferdes (unscharf). Auf einem doppelseitigen Bild bricht die Sonne durch die Wolken, doch der Zug der Schafe bleibt blaugrau dunkel. Endlich helle Bilder vom Zug der Schafe. Irgendwann wieder Bilder vom Schäferehepaar, klein, in eine Ecke gestellt, Schäfer von hinten, eine Mauer mit einem Loch in der Mitte, ein doppelseitiges, komplett unscharfes, verwackeltes Bild – Kunst? Möglich, mir gefällt es nicht. Dann ein doppelseitiges Bild eines Pferdes im Galopp, diesmal aber scharf. Es folgen kleine Ausschnittbilder von Pferdemähne, Pferdeauge, immer ein einziges, kleines Bild auf einer ganzen Seite. Wieder eine dunkles Schafherdenbild. Da wären dann zwei sonnige Bilder, wie der blaue Himmel und das Licht auf den Schafen zeigen, aber die Aufnahmen sind dunkel, wie unterbelichtet. Ein Eisenzaun mit Eisenverbindungspfosten im Abendlicht, doppelseitig, keine Schafe, doppelseitiges Lagerfeuerbild ist wieder etwas, was ich mir erwartet habe. Das fast doppelseitige unscharfe Bild bei Nacht von einem sich wegdrehenden Pferd wieder nicht. Auf einem anderen doppelseitigen Bild ist der Nachthimmel zu erkennen, in den Funken des Lagerfeuers als Lichtspuren zu sehen sind.

Kunst? Möglich. Erwarte ich mir bei einem Herdenbild als Titelbild des Buches überwiegend dunkle Bilder, die überwiegend nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem Buchtitel „Zug der Schafe“ stehen? Nein. Exakt 24 Bilder, teilweise doppelseitig, inkl. Titelbild und der unscharfen Doppelseite, zeigen Schafe oder Dinge, die man mit Schafen in Verbindung bringt. Irgendwie schade, denn die einleitenden Texte versprechen mehr. Die Fotografin mag sicherlich künstlerisch gut sein, aber ob sich Leser solche Bilder erwarten? Zumal es ja wohl nicht alle Jahre bei beiden Zügen geregnet haben wird. Es fehlen die schönen Seiten des Hirtenlebens, die sonnigen Tage. Ein sehr melancholisches Buch, das mit dem „Zug von Schafen“ eher weniger zu tun hat, mehr mit der Verwirklichung einer spanischen Fotografin.

Bewertung vom 04.04.2019
Bremen MM-City - mit Bremerhaven Reiseführer Michael Müller Verlag, m. 1 Karte
Bremer, Sven

Bremen MM-City - mit Bremerhaven Reiseführer Michael Müller Verlag, m. 1 Karte


ausgezeichnet

Lebendig geschrieben von einem gebürtigen Bremer mit vielen Tipps

Eine alte Streitfrage ist, ob ein Fremder oder ein Einheimischer eine Stadt besser beschreiben kann. Die eine meinen, der Fremde könne es besser, weil er eine Stadt mit anderen Augen sähe als ein „abgestumpfter“ Einheimischer. Andere wiederum sagen, Einheimische können einfach mehr Atmosphärisches schildern, Dinge, die ein Fremder vielleicht gar nicht kennen kann. Und so ist es offensichtlich bei Sven Bremer, einem gebürtigen Bremer, und seinem Bremen-Führer der Fall.

Ich war noch nie in Bremen und ich habe mich trotz 30jähriger Reisebürotätigkeit nie mit Bremen beschäftigt. Ich kenne die Bremer Stadtmusikanten dem Namen und der Geschichte nach und weiß, dass von Bremerhaven einst viele Auswanderer nach Amerika reisten. Mehr aber nicht.

Nach dem Lesen dieses in meinen Augen sehr erfrischend gehaltenen Reiseführers kommt richtig Lust auf, einmal auch Bremen und Bremerhaven zu besuchen. Sechs abwechslungsreich und informativ geschriebene Touren mit sehr guten Bildern bietet Bremer: Rund um den Marktplatz, Bremens gute Stube; Bremens heimliche Hauptstraße, die Böttcherstraße und Schlachte; durch Bremens ältestes Viertel, das Schnoorviertel; Ostertor und Osterdeich, Bremens Szeneviertel; Zum Bürgerpark und Universum, der grünen Lunge Bremens sowie Bremens jüngster Stadtteil, die Überseestadt; es folgen Beschreibungen von fünf Ausflugszielen in Richtung Nordsee, darunter die Künstlerkolonie Worpswede. Bremens kleiner Schwester, Bremerhaven, sind zehn Seiten gewidmet, inklusive einer Doppelseite mit Kartenausschnitt des Zentrums von Bremerhaven.

Bremer informiert seine Leser u. a. über die sogenannte Schaffermahlzeit, dem ältesten, alljährlich ausgetragenen Brudermahl der Welt, an dem bis 2007 keine Frauen teilnehmen durften, über den Ratskeller mit seinem Apostelwein und das Affenfass, wie das Gesamtkunstwerk Böttcherstraße den Krieg überlebte, über SV Werder Bremen und vieles mehr. Ein Übersichtsplan der öffentlichen Verkehrsmittel, ein Stadtplan mit Straßenverzeichnis, sowie alle sonst üblichen Kapitel wie Stadtgeschichte, Essen, Wohnen usw. komplettieren diesen sehr ansprechend gestalteten Stadtführer.