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Nina [libromanie.de]
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Medienstudentin :: 20something :: verschlingt alles, was aus Buchstaben besteht und schreibt darüber

Bewertungen

Insgesamt 115 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2009
Der Erdbeerpflücker / Erdbeerpflücker-Thriller Bd.1
Feth, Monika

Der Erdbeerpflücker / Erdbeerpflücker-Thriller Bd.1


gut

Jette, Tochter einer erfolgreichen Krimiautorin, wohnt mit ihren beiden Freundinnen Caro und Merle in einer WG in der kleinen Stadt Bröhl - bis Caro einen geheimnisvollen Mann kennen lernt und einige Zeit später ermordet wird. Da die Polizei im Dunkeln tappt, versuchen Jette und Merle auf ihre Art und Weise, den Mörder zu finden. Doch nachdem Jette auf Caro’s Beerdigung Rache geschworen hat, ist der Mörder ihr bald näher, als sie ahnt…

Monika Feth erzählt in 'Der Erdbeerpflücker' nicht nur die Geschichte des Mordfalls, sondern schildert auch die Gefühle der hinterbliebenen Freundinnen, das schwierige Verhältnis zwischen Jette und ihrer ständig arbeitenden Mutter und die Sorgen des ermittelnden Kommissars Melzig, dessen Beruf sich auch auf sein Privatleben auswirkt. Einerseits sind diese verschiedenen Sichtweisen sehr interessant, weil sie einen tiefer gehenden Eindruck in das Gefühlsleben der Charaktere bieten und diese authentisch und lebendig machen. Andererseits nehmen die ständigen Perspektivenwechsel und die teils verhältnismäßig langen Ausführungen auch ein wenig die Spannung aus der Geschichte.

Obwohl man eigentlich von der ersten Seite an weiß, wer der Mörder ist, ist das Buch durchaus unterhaltsam und interessant zu lesen. Allerdings hätte ich aufgrund der Einordnung als Thriller etwas anderes erwartet, denn der Mord an Caro passiert erst relativ spät und die eigentliche Handlung und vor allem der Showdown am Ende kommen deutlich zu kurz. Zudem wirkt das Zusammentreffen mit dem Mörder zu konstruiert und Jette handelt einfach unglaublich naiv und erkennt – völlig blind – keine Parallelen zu Caro’s Tod, die eigentlich auf der Hand liegen. Ohnehin blieb Jette, obwohl Hauptfigur, im Vergleich zu den anderen Personen erstaunlich blass. Zwar wird öfter betont, Jette sei zwar nicht hübsch, sondern hätte stattdessen eine besondere Ausstrahlung, bei mir als Leser kam dies aber einfach nicht an und so fiel es mir schwer, mir ein Bild von ihr zu machen.
Ein weiterer Punkt, der mich etwas gestört hat, ist, dass die Stadt, in der die Mädchen wohnen, Bröhl (statt Brühl) heißt, obwohl andere Städte ihren jeweiligen Originalnamen behalten durften.

Der Grund, weshalb ich das Buch aber trotzdem ganz gerne gelesen habe, ist der angenehme, bildhafte Schreibstil der Autorin, die es einfach wunderbar versteht, eine dichte Atmosphäre zu schaffen. So meint man fast, die brennende Sonne auf der Haut zu spüren und den süßen Duft der Erdbeeren selbst zu riechen. Auch Caro’s Gedichte sind sehr schön und stimmungsvoll zu lesen, so dass das Buch insgesamt eine mittelmäßige Bewertung erhält.

FAZIT: Nicht langweilig, aber auch nicht so fesselnd wie erwartet. Irgendwann werde ich wohl auch die Fortsetzungen lesen, aber eilig habe ich es damit nicht.

3 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Göttin in Gummistiefeln
Kinsella, Sophie

Göttin in Gummistiefeln


ausgezeichnet

Mit dem ihr eigenen Witz und Charme erzählt Bestseller-Autorin Sophie Kinsella in 'Göttin in Gummistiefeln' die Geschichte der erfolgreichen Anwältin Samantha Sweeting, die kurz davor steht, jüngste Partnerin aller Zeiten in einer der größten Kanzleien Londons zu werden. Doch dann kommt alles anders.
Samantha erfährt, dass sie einen millionenschweren Fehler gemacht haben soll und flieht in völliger Panik aus dem Büro. Am Ende des Tages findet sie sich in einem kleinen Dorf außerhalb Londons vor der Haustür der Geigers wieder, welche die junge Frau fälschlicherweise für eine Bewerberin auf ihre Stellenanzeige als Haushälterin halten. Statt das Missverständnis aufzuklären, nimmt Samantha, die sich unter Einfluss von Alkohol und Kopfschmerztabletten in einem tranceähnlichen Zustand befindet, das Jobangebot an, obwohl sie als moderne Karrierefrau von Haushaltsführung nicht die geringste Ahnung hat. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf…

Zum einen ist es herrlich amüsant, wie sich Samantha immer wieder aus schier aussichtlosen Situationen, in denen ihr Doppelleben aufzufliegen droht, retten muss und dabei Hilfe von Gärtner Nathaniel erfährt. Zum anderen hat das Buch aber auch eine nachdenkliche Seite, denn die Protagonistin - von Kind an zum Ehrgeiz angetrieben - muss lernen, dass es neben dem beruflichen Erfolg andere Dinge gibt im Leben, die man nicht vernachlässigen sollte, zum Beispiel sich selbst.

Sophie Kinsella’s Sprache ist wie immer flüssig und angenehm zu lesen, die Charaktere sind glaubwürdig und sympathisch. Vor allem die chaotischen Geigers sind stellenweise zum Brüllen komisch. Das Ende ist vielleicht nicht allzu überraschend, aber das ist für dieses Genre ja auch nicht ungewöhnlich. Was zählt, ist der Weg dahin.

FAZIT: Rundum gelungene, leichte Unterhaltung!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Kein Keks für Kobolde
Funke, Cornelia

Kein Keks für Kobolde


ausgezeichnet

Die kleinen Kobolde Neunauge, Feuerkopf und Siebenpunkt, die in der Nähe eines Campingplatzes leben, haben ein Problem: Als der Winter schneller als erwartet vor der Tür steht, sind die Drei nicht vorbereitet und die Vorratssuche gestaltet sich alles andere als einfach, vor allem wenn man bevorzugt Gummibärchen und Kekse hamstern möchte. So gerät das Trio von einer brenzligen Situation in die nächste. Als ihnen dann auch noch eine raubende Bande fremder Kobolde in die Quere kommt, scheint alles verloren…

Bereits nach den ersten paar Sätzen ist klar: Das ist wieder so ein typisches Wohlfühlbuch aus der Feder von Cornelia Funke, in dessen heimelige Atmosphäre man einfach völlig eintaucht.
In einfacher Sprache lässt die Autorin klare und lebhafte Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen und nimmt ihn mit auf die wohl größte Abenteuerreise im Leben der süßen Kobolde. Die Geschichte ist – ideal für jüngere Leser – auf harmlose Art spannend und die drolligen Charaktere wachsen einem sehr schnell ans Herz. Neunauge, das schlaue und mutige Koboldmädchen, Feuerkopf, der coole Draufgängerkobold und der verfressene und eher gemütliche Siebenpunkt, der für den ein oder anderen Schmunzler sorgt.
Wie gewohnt vermittelt die Autorin ihren jungen Lesern nebenbei auch noch einige Werte. So werden Freundschaft und Zusammenhalt groß geschrieben und es stellt sich heraus, dass in jedem von uns ein kleiner Held steckt. Außerdem lernen Kinder, dass es oft die Menschen sind, die Tieren (oder eben Kobolden) den Lebensraum und die Nahrung nehmen, so dass sich aufgeweckte Leser sicher auch ein paar Gedanken um ihre Umwelt machen werden.
Abgerundet wird dieses ohnehin schon tolle Buch durch die unglaublich schöne Aufmachung, mit kleinen bunten Koboldzeichnungen bei den Kapitelanfängen und vielen weiteren zauberhaften Illustrationen, die sich teilweise über eine ganze Doppelseite erstrecken.

FAZIT: Ein wunderschönes Kinderbuch, an dem ganz bestimmt auch ältere Leser Gefallen finden.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Die Frau mit den Regenhänden
Fleischhauer, Wolfram

Die Frau mit den Regenhänden


ausgezeichnet

Während die letzten Vorbereitungen zur Pariser Weltausstellung 1867 laufen, wird in der Seine eine Babyleiche gefunden. Polizei und Justiz halten den Fall für die typische Verzweiflungstat einer allein erziehenden Mutter aus dem Armenviertel. Die angeklagte Marie Lazés behauptet hingegen, ihr Kind ins Krankenhaus gebracht zu haben. Aber dort kann sich niemand an die Frau erinnern.
1992 sammelt der deutsche Architekturstudent Bruno in Paris Informationen über die Weltausstellung. Dort verliebt er sich in eine Französin, die ebenfalls Nachforschungen über das Jahr 1867 anstellt – speziell über einen Kindsmord, der sich zu dieser Zeit ereignet hat. Gibt es einen Zusammenhang zwischen ihr und dem Fall?

Bereits auf den ersten Seiten fesselte mich die dichte Atmosphäre der Geschichte und schon bald konnte ich mich nicht mehr entscheiden, welchen der beiden Handlungsstränge ich nun lieber verfolgte. Einerseits rätselte ich, ob Marie tatsächlich die Mörderin ihres Sohnes sein kann, andererseits beobachtete ich Brunos teils flapsige Annäherungsversuche und wunderte mich über das mysteriöse Verhalten seiner Angebeteten.
Ohne dabei den Bogen zu überspannen führt Wolfram Fleischhauer den Leser auf falsche Fährte und so hat mich das Ende nicht nur völlig überrascht, sondern auch mit einer solchen emotionalen Wucht getroffen, dass es mir tagelang nicht aus dem Sinn ging. Wahrheit und Fiktion sind so geschickt miteinander verwoben, dass man sie kaum noch zu trennen vermag.
Auch die klare, feinsinnige Sprache des Autors ist ein Genuss. Es entstehen detaillierte Bilder, die mir das Gefühl gaben, mitten im Geschehen zu sein. Hierzu tragen auch die sympathischen und glaubhaft gezeichneten Charaktere bei.
Ein weiterer großer Pluspunkt sind die vielen lebhaft beschriebenen historischen Erklärungen, die der Autor in den Roman eingebracht hat, ohne dass diese den Lesefluss stören oder den Leser gar langweilen. So hat man am Ende nicht nur ein wunderbares Buch gelesen, sondern nebenbei auch noch sein Wissen ein wenig aufgebessert.

FAZIT: Schnell gelesen, aber nachhaltig in der Wirkung. Eine Geschichte, die beim Gedanken an sie Tage später immer noch eine Gänsehaut hervorruft, kann nur die volle Punktzahl erhalten.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Die englische Erbin
Omari, Laila el

Die englische Erbin


gut

Der Engländer Alec Delany gerät mit 17 Jahren unverschuldet in die Fänge der indischen Justiz. 10 Jahre seines Lebens verbringt er unter unmenschlichen Bedingungen in einem Gefängnis in Kalkutta und steht nach seiner Entlassung vor dem Nichts. Einige Jahre später führt ihn sein Schicksal nach London, wo er auf Lady Helena Ashington trifft, die Tochter des Mannes, der damals die Strafe über ihn verhängt hat.
Anders als der Klappentext suggeriert, geht es nun weniger um Alec’s Rache, sondern um seine Beziehung zu Helena, die auch unter anderen Umständen unter keinem guten Stern stünde. Helena ist als Frau des viktorianischen Zeitalters und Dame von Stand völlig dem Willen ihres herrischen Vaters unterworfen, der für seinen guten Ruf über Leichen geht. Eine Beziehung zu Alec ist eigentlich unvorstellbar, besonders als Helena den selbstverliebten und gewalttätigen Matthew heiraten muss. Dennoch kommt sie nicht von Alec los, der sich seinerseits stark von der schönen jungen Frau angezogen fühlt…

Gleich zu Beginn werden auf wenigen Seiten sehr viele Personen eingeführt, so dass man hier etwas konzentrierter lesen muss, um einen Überblick über die Familienverhältnisse zu bekommen. Anschließend liest sich das Buch aufgrund der angenehmen, einfachen Sprache der Autorin jedoch sehr flüssig. Bildhafte Beschreibungen versetzen den Leser in die Szenerie; die strenge, prüde Atmosphäre der damaligen Zeit wird sehr anschaulich geschildert. Einzig die teils häufigen Wiederholungen bestimmter Formulierungen empfand ich – auf der sprachlichen Ebene - als etwas störend.
Die Figuren sind klar gezeichnet und agieren zumeist glaubwürdig. Obwohl ihr Charakter nicht durchweg vielschichtig ist, wecken sie durchaus Emotionen – wenn auch nicht immer positiver Art. Selbst Personen, von denen man es erwartet hätte, bleiben nicht dauerhaft Sympathieträger.
Die Handlung ist spannend und folgt durchgehend einem roten Faden. Dabei wird jedoch nicht das Schicksal etlicher Nebenfiguren vergessen, was die Geschichte noch lebendiger macht.
Leider kommt die versprochene Exotik Indiens jedoch viel zu kurz. Zu 90 % spielt das Buch in London. Erst zum Ende hin kommen häufigere Szenenwechsel zwischen England und Kalkutta, was die Geschichte wieder ein wenig auffrischt, denn das ständige Hin und Her zwischen Helena und ihrem Ehemann und ihr und Alec ist im Mittelteil auf die Dauer etwas zermürbend.
Dafür nimmt das Buch im letzten Drittel gehörig an Fahrt auf. Ein bewegender Schicksalsschlag folgt dem nächsten und nicht selten war ich über die ein oder andere Wendung erstaunt. Auch das Ende bietet – in seiner Gesamtbetrachtung – noch eine Überraschung, kam allerdings etwas schnell.

FAZIT: Eine netter historischer Schmöker mit viel Liebe, Tragik und vor allem einer authentischen Darstellung des Lebens im goldenen Käfig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz
Isau, Ralf

Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz


gut

Als der zurückhaltende Karl Konrad Koreander eine Zeitungsannonce entdeckt, in welcher der alte Thaddäus Tillmann Trutz einen neuen Inhaber für sein Antiquariat sucht, ahnt er nicht, dass Thaddäus während des Vorstellungsgesprächs plötzlich verschwinden wird und Karl sich bald in einer anderen Welt wiederfindet, die vom Untergang bedroht ist…

Wer ‘Die unendliche Geschichte’ gelesen hat, weiß, dass es noch unzählige Geschichten aus dem Land Phantásien gibt, die „ein anderes Mal erzählt werden sollen“.
Im Rahmen der Reihe ‚Die Legenden von Phantásien’ haben sich einige deutsche Autoren dieser Aufgabe angenommen und die Geschichte rund um Phantásien und seine Bewohner weitergesponnen. Ralf Isau hat sich dabei für ein Prequel entschieden, in dem der geneigte Leser erfährt, wie die unendliche Geschichte ihren Weg in Karl Konrad Koreanders Antiquariat gefunden hat, wo sie später dem Jungen Bastian in die Hände fällt.

Auch wenn das Prequel moderner wirkt und im Unterschied zur unendlichen Geschichte zeitgeschichtliche Bezüge aufweist, ist es Ralf Isau hervorragend gelungen, die Atmosphäre von Phantásien einzufangen und wiederzugeben. Er lässt den Leser auf bekannte Figuren treffen und auf alten Pfaden wandern, erschließt aber auch viele neue Wege und erfindet interessante Wesen, die sich größtenteils nahtlos in Michael Ende’s Welt einfügen.

Die Sprache ist relativ einfach gehalten, sodass sich die Geschichte schnell und angenehm lesen lässt. Leider fehlt ihr allerdings auch etwas an Tiefe. Während auf manche Dinge sehr genau eingegangen wird, werden einige wichtige Entwicklungen eher kurz gefasst.

Die Hauptfigur des Karl ist anfangs kein großer Sympathieträger; einerseits schüchtern, andererseits aber auch sehr egoistisch. Mit der Zeit macht er allerdings eine tolle Entwicklung durch. Als störend empfand ich jedoch, dass ich ihm als Leser gedanklich häufig schon einen Schritt voraus war.
Dafür war die witzige Art des Thaddäus Tillmann Trutz eine schöne Bereicherung für die Geschichte, die insgesamt betrachtet eher ruhig dahin fließt. Manchmal allerdings etwas zu ruhig, denn richtig spannend wird es erst zum Ende hin, was auf das gesamte Buch bezogen einfach zu wenig ist.

FAZIT: Eine nette Hommage an Michael Ende, der jedoch der Schwung fehlt.

Bewertung vom 17.05.2009
Flüsternde Schatten / Libri Mortis Bd.1
Schwindt, Peter

Flüsternde Schatten / Libri Mortis Bd.1


gut

Rosalie lebt mit ihrem Vater, einem angesehenen Psychologen in einer kleinen Wohnung in Paris. Ihre Mutter ist bei der Geburt der Tochter ins Koma gefallen, aus dem sie wahrscheinlich nie wieder erwachen wird.
Rosalie’s Abenteuer beginnt an ihrem sechzehnten Geburtstag, an dem sie einen Mann auf dem Schulhof entdeckt, den sie zunächst für den neuen Gehilfen des Hausmeisters hält. Doch außer ihr nimmt ihn niemand wahr. Keiner hört die Stimmen, die Rosalie plötzlich vernimmt und die sie in die Katakomben unterhalb von Paris locken, die irgendeine geheimnisvolle Rolle im Leben ihrer Familie spielen. Rosalie macht sich auf die Suche und stößt dabei auf Rätsel, die sich mit logischem Menschenverstand nicht lösen lassen…

Bevor es in die Stadt unterhalb der Stadt geht, werden Rosalie und ihr Alltag umfassend vorgestellt, sodass man zunächst das Gefühl hat, einen normalen Jugendroman in den Händen zu halten, in dem ein Mädchen sich mit Schuldgefühlen gegenüber ihrer Mutter plagt und gegen das Gewöhnliche und ihren Vater rebelliert. Die Mystery-Ebene kommt erst später ins Spiel, die traumartigen Geschehnisse werden von Rosalie zunächst für ein Hirngespinst gehalten. Ihre Sorgen, den Verstand zu verlieren, waren mir jedoch nicht eindringlich genug geschildert, als dass ich sie hätte nachempfinden können. Ohnehin hatte ich lange Zeit Probleme, mit den Charakteren warm zu werden, da ihr Handeln für mich auch nicht immer nachvollziehbar war.
Das Setting hingegen wird sehr gelungen und glaubwürdig geschildert. Sowohl Paris als auch die Katakomben werden sehr bildhaft beschrieben, sodass die trübe, düstere Atmosphäre sehr gut rüberkommt und mir in manchen Szenen sogar eine kleine Gänsehaut verpasste. Sprachlich ist das Buch in keiner Hinsicht zu bemängeln und besonders in den Dialogen hat der Autor einen realistischen jugendlichen Tonfall getroffen.
Leider ist jedoch auch zum Ende hin noch nicht klar, welche konkrete Rolle die Katakomben im Leben von Rosalie und ihrer Familie spielen und warum die Bösen, die es zweifelsohne gibt, überhaupt böse sind. Zwar erwarte ich am Ende des ersten Teils einer Trilogie nicht, dass allzu viele Fragen bereits beantwortet werden, aber da die grundlegende Thematik noch nicht ganz geklärt ist, fühlte ich mich zum Schluss doch ein wenig zu sehr in der Luft hängen gelassen.

FAZIT: Spannend und entsprechend flott zu lesen. Meine Neugierde auf die weiteren Teile ist trotz kleinerer Defizite durchaus geweckt.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Der Historiker
Kostova, Elizabeth

Der Historiker


sehr gut

Ausgangspunkt in Elizabeth Kostova’s Debütroman ist die schockierende Tatsache, dass Vlad Tepes, blutrünstiger Herrscher der Walachei im 15. Jahrhundert und historisches Vorbild für die Dracula-Legende, wahrscheinlich noch immer sein Unwesen treibt – und zwar als Vampir. Aus verschiedenen persönlichen Gründen machen sich zu unterschiedlichen Zeiten die Mitglieder einer Historikerfamilie, die durch ein geheimnisvolles Buch auf Dracula’s mögliche Existenz aufmerksam geworden sind, auf die Suche nach ihm bzw. nach seinem Grab sowie nach den Personen, die bei der Jagd auf den Untoten im Laufe der Jahre verschwunden sind.
Den Rahmen hierzu bietet die Erzählung der (namenlosen) Tochter, die Jahre später zurückblickt auf die unglaublichen Geschehnisse, welche anhand von unzähligen Briefen, Postkarten, Berichten und Abhandlungen belegt werden, in denen auch die weiteren betroffenen Personen wie ihr Vater, dessen Doktorvater Professor Rossi und ihre tot geglaubte Mutter zu Wort kommen. Durch die verschachtelten Erzählstränge erhält das Buch eine gewisse Komplexität, die es aber glücklicherweise dennoch nicht besonders schwer macht, sich zu orientieren.

'Der Historiker' ist kein typischer, blutiger oder gar actiongeladener Vampir-Roman, sondern ein sehr atmosphärisches, ruhiges Buch, das mich mit subtilem Grusel in seinen Bann zog. Man merkt dem Roman an, dass die Autorin knapp zehn Jahre an ihm geschrieben hat, denn Mythen, Legenden und historische Fakten werden so geschickt miteinander verwoben, dass man zwischenzeitlich gar nicht weiß, ob man einen Mystery-Roman oder einen historischen Schmöker in den Händen hält. Hierzu trägt besonders auch die wissenschaftliche Betrachtungsweise der Figuren bei.
Als Leser begleitet man sie auf ihren Reisen, gelangt an ungewöhnliche, interessante Schauplätze und lernt viel über die Geschichte Osteuropas, was denjenigen, der eine spannende Horrorgeschichte erwartet hat, wahrscheinlich eher enttäuschen wird. Zwar gibt es immer wieder unheimliche Szenen, weil die Figuren bei ihren Nachforschungen beobachtet werden, aber insgesamt verbringt man die meiste Zeit auf Spurensuche in wunderbar detailliert beschriebenen Bibliotheken, Archiven und Klöstern und tauscht sich mit anderen Gelehrten über das Thema aus. Ich selbst habe mich dabei keinesfalls gelangweilt, sondern war von den verschiedenen Quellen, die immer näher zum Ziel führten, überaus fasziniert; auch wenn etwas negativ auffiel, das nicht selten der Zufall eine große Rolle spielte, wenn die Figuren gleich an die richtigen Ansprechpartner gerieten.
Die Lösung des Rätsels sorgt dann noch mal für richtige Gänsehaut, wobei aber leider ein eigentlich wichtiger Aspekt recht schnell abgehandelt wird.

FAZIT: Ein fesselndes Buch, das mir – trotz seiner 825 Seiten – nicht an einer Stelle zu lang vorkam.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.