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sabatayn76

Bewertungen

Insgesamt 244 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2010
Verdammnis / Millennium Bd.2 (8 Audio-CDs)
Larsson, Stieg

Verdammnis / Millennium Bd.2 (8 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte

Inhalt:
Mikael Blomkvist erhält ein verlockendes Angebot: ein junger Journalist hat umfassend recherchiert und kann dem Magazin Millennium eine brisante Story liefern, in der es um Menschenhandel geht und an der Amts- und Würdenträger der schwedischen Gesellschaft beteiligt sind. Doch dann wird Mikaels Informant getötet, und der Verdacht fällt sehr schnell auf Mikaels ehemalige Partnerin Lisbeth Salander.

Mein Eindruck:
Das Hörbuch ist trotz der Länge von 610 Minuten stark gekürzt. Wer das Buch bereits kennt, wird vieles vermissen. Wer das Buch noch nicht kennt, wird meiner Meinung nach dennoch gut folgen und Zusammenhänge verstehen können.
Das Buch/Hörbuch ist spannend und unterhaltsam, die Geschichte um Mikael und Lisbeth fesselt, und so vergehen die 610 Minuten wie im Fluge. Man kann Dietmar Bär gut folgen, doch die Aussprache englischer Wörter ist ein Graus. Dafür gefällt mir die Aussprache schwedischer Namen und Begriffe umso besser, obwohl ich hier die Richtigkeit keinesfalls beurteilen kann.

Mein Resümee:
Trotz kleinerer und bisweilen auch etwas größerer Ungereimtheiten bietet 'Verdammnis' einen großen Hör- und Lesespaß und kann uneingeschränkt empfohlen werden.

Bewertung vom 29.10.2010
Tod in den Anden
Vargas Llosa, Mario

Tod in den Anden


ausgezeichnet

Huayco, Huánuco, Huancas, Huancayo

Inhalt:
Drei Menschen sind in den peruanischen Anden spurlos verschwunden: der stumme Pedro Tinoco, der Albino Casimiro Huarcaya und Demetrio Chanca, der Vorarbeiter der Sprengbohrer. Korporal Lituma und sein Amtshelfer Tomás sollen das Verschwinden dieser Männer aufklären und sitzen aus diesem Grunde in Naccos fest. Dort ist das Leben nicht gerade einfach: die Dorfbewohner sind misstrauisch, Terroristen machen die Umgebung unsicher und unheimliche Geschichten werden erzählt.

Mein Eindruck:
Sprachlich exzellent und psychologisch fundiert berichtet Mario Vargas Llosa von der allgegenwärtigen Gewalt in den peruanischen Anden: die maostische Gruppierung des 'Leuchtenden Pfades' (Sendero Luminosa) verbreitet Angst und Schrecken, steinigt Touristen, eliminiert jeden, der ein Feind ihrer Bewegung zu sein scheint; der Staat schlägt mit ähnlicher Gewalt zurück, im Irrglauben, dem Terror dadurch Einhalt gebieten zu können; die Dorfbewohner massakrieren einander; und die Indios versuchen, mit Gewalt und brutalen Opferungen die gewalttätige Natur zu besänftigen. Die Gewalt, die Trostlosigkeit und die düstere Stimmung ziehen sich durch das gesamte Buch und entwerfen dadurch ein ebenso beängstigendes wie beeindruckendes und faszinierendes Bild Perus.
Auch stilistisch ist Vargas Llosa ein Meisterwerk gelungen, bei dem durch die vermischten Dialoge im Sinne einer Parallelmontage, wie man sie aus Filmen kennt, die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart verwischen.

Mein Resümee:
'Tod in den Anden' lässt den Leser mit Lituma und Tomás in den Anden sitzen und auf den Überfall der Guerrilleros warten. Fesselnd, düster, sprachlich und stilistisch meisterhaft.

Von Mario Vargas Llosa kann ich außerdem 'Das Fest des Ziegenbocks' empfehlen.

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2010
Der Schatten im Wasser
Frimansson, Inger

Der Schatten im Wasser


sehr gut

Über verschwundene Menschen und misshandelte Frauen

Inhalt:
Vor sechs Jahren sind zwei Menschen plötzlich verschwunden: Berit und Nathan. Beide hatten unmittelbar vor ihrem Verschwinden Kontakt mit Justine Dalvik - Berit hat ihre alte Schulkameradin Justine, die damals von ihr und ihrer Freundin Jill geärgert und gemobbt wurde, mehrmals besucht und mit ihr über ihre Eheprobleme mit Tor gesprochen; Nathan verschwand während einer Dschungeltour, die er mit seiner Geliebten Justine unternommen hatte. Sechs Jahre später ist Tor noch immer verzweifelt und hat seinen Halt im Leben verloren. Auch Nathan's Sohn Micke weiß nicht recht, wohin ihn sein Weg noch führen soll. Und Justine fühlt sich verfolgt und lebt in Angst und Schrecken.

Mein Eindruck:
Bis zur Hälfte des Buches habe ich mich oft zum Weiterlesen zwingen müssen. Einige der Handlungsstränge waren durchaus spannend, andere jedoch eher langatmig. Nach 200 Seiten entfaltet das Buch dann jedoch sein ganzes Potenzial und wirkt bisweilen sehr befremdend und verstörend. Die Protagonisten sind durchweg sehr gut charakterisiert, lebhaft und authentisch dargestellt. Besonders die Beschreibung der Gedanken- und Gefühlswelt von Ariadne, der von ihrem Mann misshandelten Frau, ist der Autorin hervorragend gelungen und sorgt für den ein oder anderen Kloß im Hals.

Mein Resümee:
Komplex und überzeugend. Sehr gut!

Bewertung vom 17.10.2010
Machandels Gabe
Geyersbach, Ulf

Machandels Gabe


weniger gut

Über zutschelnde Zwerge

Inhalt:
Im Jahre 1769 wird Ignaz Machandel in ärmlichen Verhältnissen geboren. Bereits als Säugling verhält er sich sonderbar und erkundet die Welt, indem er alles in den Mund steckt und an allem saugt, was er erreichen kann: Spinnen und Falter, Baumrinde und Erde, Pfannen und Lederriemen. Nachdem er seine gesamte Familie schließlich durch Krankheit, Irrsinn und Hunger verliert, macht er sich auf den Weg ins Kloster Neuzelle, in dem er mehr als 6 Jahre lebt. Sein großes Ziel ist jedoch Paris und der berühmte Koch Baffour, bei dem er seine Kunst und sein Talent, die erstaunlichsten Speisen zu kreieren, zur Perfektion bringen möchte.

Mein Eindruck:
Von der ersten Seite an erinnert 'Machandels Gabe' an 'Das Parfum', und dies hat mich von der ersten Seite an enttäuscht. Insgesamt empfand ich das Buch als zu einfallslos, denn die Parallelen zu Süskinds Buch sind zu offensichtlich, 'Machandels Gabe' wirkt abgekupfert. Obgleich alles ein ganz klein wenig anders ist, sind die Grundzüge beider Bücher ähnlich, Schilderungen wirken vertraut, Wendungen sind vorhersehbar.

Die Sprache in 'Machandels Gabe' wirkt zudem oft künstlich, betont metaphorisch, doch leider gerade aus diesem Grunde häufig sinnfrei und beinahe lächerlich (z.B. [...] und wie die gespreizte Klaue eines Bären hatte sich Nebel über den Fluss gesenkt').

Gefallen haben mir die sehr plastischen Schilderungen der Hungersnot und von Paris zum Ende des 18. Jahrhunderts/Anfang des 19. Jahrhunderts.

Mein Resümee:
'Machandels Gabe' könnte ein sehr schönes und innovatives Buch sein - wenn es 'Das Parfum' nicht bereits gäbe. So wirkt leider vieles abgekupfert und auch bei gelungenen Schilderungen bleibt das Gefühl, das alles bereits anderswo in ähnlicher Form gelesen zu haben.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2010
Tiere Essen
Foer, Jonathan Safran

Tiere Essen


ausgezeichnet

Über Vernichtungskriege und Anthropozentrismus oder 'Wenn nichts mehr wichtig ist, gibt es nichts zu retten'

Inhalt:
Jonathan Safran Foer beschreibt in 'Tiere essen' einerseits seinen eigenen Weg als temporärer Vegetarier und seinen (bisher) endgültigen Entschluss, auf Fleisch zu verzichten, andererseits die Ursachen, die Fakten sowie die komplexen und weit reichenden Konsequenzen der Massentierhaltung.

Mein Eindruck:
Ich habe vor 2 Monaten - also vor der Lektüre von 'Tiere essen' - den Entschluss gefasst, mich in Zukunft fleischlos zu ernähren. Ich hatte jahrelang darüber nachgedacht, doch da ich Fleisch gern esse, habe ich das Thema 'Tiere essen' stets emotional ausgeblendet. Nach der Lektüre von 'Tiere essen' KÖNNTE ich kein Fleisch mehr essen - nicht weil Foer missioniert und manipuliert, sondern weil er Fakten auf den Tisch bringt, über die sich der Leser selbst Gedanken machen kann und die starke emotionale Reaktionen in mir hervorriefen. Foer bietet sehr plastische Beispiele, die es ermöglichen, dass man sich explizit vorstellen kann, wie viel Platz beispielsweise ein Huhn in einer Legebatterie hat, und bringt den Leser zum Nachdenken über paradoxe Ansichten über Hundeliebe und Massentierhaltung. Zudem zeigt er komplexe Zusammenhänge auf: Vegetarismus ist nicht nur der Verzicht auf Fleisch und auf die Ermordung von Tieren, sondern Massentierhaltung hat auch Auswirkungen auf Armut, auf die Gesundheit der Konsumenten, auf die Umwelt.

Insgesamt kann ich Foer und sein Buch nur bewundern, da er es nicht nur geschafft hat, ein gut lesbares Buch zu schreiben, sondern zudem hervorragend recherchiert und dafür gesorgt hat, wichtiges Wissen auf sachliche (wenn auch berührende, doch nie manipulierende) Art und Weise zu vermitteln.

Mein Resümee:
Mir ist klar, dass eingeschworene Fleischesser wenig Interesse daran haben werden, dieses Buch zu lesen. Wer sich jedoch traut, 'Tiere essen' zu lesen, wird viele erschütternde Informationen zu Massentierhaltung und deren Folgen lesen, die vielleicht eine Verhaltensänderung bewirken - vielleicht aber auch nicht. In diesem Buch geht es nicht darum, den Leser einer Gehirnwäsche zu unterziehen, sondern dem Leser bewusst zu machen, was er isst, was das für ihn und für Millionen von Tieren bedeutet und was man anders machen kann.

Zum Abschluss ein Zitat Foers, dem ich mich bedingungslos anschließen kann: 'Ich liebe Sushi, ich liebe Brathähnchen, ich liebe ein gutes Steak. Aber meine Liebe hat Grenzen.'.

16 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.10.2010
Winterkartoffelknödel / Franz Eberhofer Bd.1
Falk, Rita

Winterkartoffelknödel / Franz Eberhofer Bd.1


weniger gut

Na, bravo. Weil: So witzig fand ich es halt nicht.

Inhalt:
Jemand schleicht um das Sonnleitnergut und ängstigt die dort lebende und gut aussehende Dame mit dem Hündchen. Der Dorfpolizist Franz Eberhofer ermittelt in dieser Angelegenheit und muss sich bald noch um ganz andere Dinge kümmern: Die Familie Neuhofer stirbt unter sonderbaren Umständen und Franz Eberhofer glaubt nicht an Unfälle und Zufälle. Der noch lebende Neuhofer-Sohn ist nämlich urplötzlich zu Geld gekommen, da er das Elternhaus verkauft hat, nachdem der Rest der Familie keinen Einspruch mehr erheben kann. Steckt er hinter all dem?

Mein Eindruck:
Ich hatte mich auf ein witziges Buch gefreut, denn in allen anderen Rezensionen wurde betont, wie oft bei der Lektüre gelacht wurde. Ich habe ein einziges Mal gekichert und zwar auf Seite 36. Es war wohl einfach nicht mein Humor, dafür waren mir die Protagonisten zu stereotyp und klischeehaft. Man könnte argumentieren, dass es sich um eine Satire handelt und die Charaktere deshalb überspitzt dargestellt wurden. Ich hatte jedoch das Gefühl, die Liste einer xenophoben Person zu lesen, die sich die Mühe gemacht hat, zu sämtlichen Kulturen/Nationalitäten/Regionen Vorurteile zusammen zu tragen. Diese Vorurteile charakterisieren die Protagonisten - und nichts anderes. Die Beschreibung der Personen ist somit lediglich plakativ und geht nicht in die Tiefe. Die Rumänin hat nur große Brüste und ist Nymphomanin, der Albaner lügt und zückt sofort sein Messer - sonst haben diese Personen keine Eigenschaften. Sprachlich war mir das Buch zudem oft zu flapsig, inhaltlich zu vorhersehbar.

Mein Resümee:
'Winterkartoffelknödel' plätschert so vor sich hin, ist meiner Meinung nach nicht witzig und zeichnet sich durch allzu stereotype Charaktere aus.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2010
Die dritte Lüge
Kristof, Agota

Die dritte Lüge


ausgezeichnet

'Alles vergeht.'

Inhalt:
Ich finde, jede Zeile über den Inhalt des Buches ist zu viel, verrät zu viel, nimmt Überraschungen und Wendungen vorweg. In aller Kürze: nichts ist so wie es schien.

Mein Eindruck:
Agota Kristof zieht den Leser regelrecht in ihre Geschichte - der Leser glaubt alles und bezweifelt alles, hofft und gibt auf, freut sich und leidet mit den Protagonisten. Kristof's eindringliche Sprache und der befremdliche Inhalt sorgen dafür, dass man am Ende verstört und bewegt das Buch zuschlägt und am liebsten die ganze Trilogie noch einmal lesen möchte.

Mein Resümee:
'Die dritte Lüge' (und damit die ganze Trilogie) ist ein Muss für all diejenigen, die eine fesselnde Geschichte mit ungewöhnlichen Protagonisten und einem verstörenden Inhalt lesen möchten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.10.2010
Der Beweis
Kristof, Agota

Der Beweis


ausgezeichnet

Über Verluste und Verlorene

Inhalt:
'Der Beweis' setzt da an, wo 'Das große Heft' geendet hat: Die Zwillinge haben sich getrennt - Lucas ist im Haus der verstorbenen Großmutter geblieben, während Claus über die Grenze geflohen ist, das Land verlassen hat.
Lucas lebt an der Realität vorbei, vernachlässigt seine Aufgaben und Verpflichtungen, fühlt sich nicht mehr als ganzer Mensch, seit er von seinem Zwillingsbruder getrennt lebt. Auch die sich langsam wieder einschleichende Routine und die neu errungenen Kontakte zu anderen Personen ändern nichts an seinem chronischen Gefühl von Einsamkeit und Leere, dem Lucas ohne seine andere Hälfte Claus nicht entfliehen kann.

Mein Eindruck:
Vieles an 'Der Beweis' ist anders als bei 'Das große Heft': die Protagonisten haben Namen, sind weniger anonym, Lucas ist nicht mehr nur die harte und emotionslose Person, die man aus dem ersten Band der Trilogie kennt, sondern entwickelt Beziehungen, kümmert sich um Hilfesuchende. Auch formal gibt es Unterschiede: die Kapitel sind deutlich länger, die Sprache weniger distanziert. Insgesamt ist der zweite Band meiner Meinung nach weniger verstörend und befremdend als der erste, sorgt auf den letzten 30 Seiten jedoch dafür, dass der Leser überrascht, erschüttert und verwirrt zurück bleibt - und dem dritten Band entgegen fiebert.

Mein Resümee:
Eine Geschichte von Verlusten und persönlichen Tragödien. Ich kann Kristof's Trilogie ohne Einschränkung empfehlen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2010
Das große Heft
Kristof, Agota

Das große Heft


ausgezeichnet

Übungen zur Abhärtung des Körpers und des Geistes oder Vom Überleben

Inhalt:
Die Zwillinge werden eines Tages von ihrer Mutter zu ihrer Großmutter in die 'Kleine Stadt' gebracht. Dort gibt es zwar mehr zu essen als in der 'Großen Stadt' und es fallen (noch) keine Bomben, doch wird den beiden Kindern keinerlei Liebe und Zuneigung von der Großmutter entgegengebracht. Sie beschließen, dass sie sich körperlich, geistig und emotional abhärten müssen, um ihr neues Leben ertragen zu können, und beginnen, verschiedene Übungen auszuführen, die sie irgendwann kalt, skrupellos und dumpf werden lassen.

Mein Eindruck:
Ich habe Agota Kristofs Trilogie (Das große Heft - Der Beweis - Die dritte Lüge) bereits vor einigen Jahren mit Begeisterung gelesen und bin auch nun wieder beeindruckt, wie überzeugend die Autorin in aller Kürze den moralischen Verfall und das dahinter liegende Leiden der beiden Jungen darlegen kann. 'Das große Heft' entsetzt, schockiert und zeigt dem Leser die dunkle Seite des Menschen und die psychologischen Folgen von Krieg und Gewalt. Kristof spricht eine klare und direkte Sprache, bringt Dinge auf den Punkt, ohne sich mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten. Die fesselnde Thematik und Kristofs Schreibstil mit prägnanten Sätzen und kurzen Kapiteln sorgen dafür, dass man dieses bewegende Buch in weniger als 2 Stunden ausgelesen hat – und bestürzt zurück bleibt.

Mein Resümee:
Großartig! Ich empfehle die Lektüre der gesamten Trilogie.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.