Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Arambol

Bewertungen

Insgesamt 84 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3


ausgezeichnet

Jüsteringer Engel

"Dieses Mal geht es darum, dass wir einen Wal retten - und ich finde, das schulden wir ihnen."

Nordseeidylle in der friesischen Provinz; das Leben ist beschaulich auf der Hallig Midsand an der Küste vor Jüstering.
Der Alltag verläuft gemächlich und in geregelten Bahnen, die Vorbereitungen für das jährliche Biikebrennen laufen auf Hochtouren.
Bis plötzlich ein rätselhafter Giftmord jäh die Ruhe stört. Gleichzeitig verirrt sich ein Pottwal in die seichten Gewässer und droht bei Ebbe zu stranden.

Alle Hände voll zu tun für Kommissarin Minke von Hoorn...
Und zu allem Überfluss läuft es gerade jetzt in ihrem Privatleben auch nicht wirklich rund.

Die erzählte Geschichte ist spannend und unterhaltsam, ein leicht und flüssig zu lesender Krimi für den Sommer. Am Anfang verwirrt die Anzahl der vielen verschiedenen Charaktere etwas, nach und nach werden aber die zahlreichen Erzählstränge logisch zusammengefügt.
Im letzten Drittel des Buches hält die Erzählung einige sehr überraschende Wendungen bereit.

Liebes Tagebuch...
Zwischen den einzelnen Kapitel sind Tagebucheinträge einer unbekannten jungen Frau eingestreut. Wer ist die rätselhafte Verfasserin und was hat sie mit den aktuellen Entwicklungen zu tun?

Mit "Halliggift" ist Greta Henning erneut ein wendungsreicher und atmosphärischer Nordseekrimi mit sehr liebevoll gezeichneten Protagonisten gelungen. Die Lösung überrascht und war so nicht vorhersehbar; das Ende ist vielleicht etwas kitschig, aber "einmal ist schon okay".

Leseempfehlung: rundum gelungen!

Bewertung vom 15.04.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


sehr gut

Die Kunst des Scheiterns

"Nichts macht die Welt erträglicher als eine gute Geschichte."

Eine bunt zusammengewürfelte sukrille Truppe aus fünf liebevoll charakterisierten Originalen, die etwas abseits aller Normen stehen; dazu kommen ein Hund namens Hund und ein Eichhörnchen das aus dem Nest gefallen ist: das ist die Besatzung der neu gegründeten Hausbootdetektei.

Erfrischend anders mit einem ganz eigenem und sehr warmen Erzählstil. Eine humorvolle Sprache die sehr genau meinen Geschmack trifft.
Die Dialoge sind äußerst witzig, der Umgang der fünf "Detektive" untereinander ist herzlich. Jeder Charakter ist liebenswert und hat seine ganz speziellen Eigenheiten, die nicht nur respektiert, sondern im Team geschätzt werden.

Der eigentliche Kriminalfall ist da schon fast eine Nebensache und braucht ziemlich lange bevor er so recht in Fahrt kommt. Prickelnde Hochspannung sucht man in diesem Buch vergebens, es sind mehr die zwischenmenschlichen leisen Töne, die im Vordergrund dieser sensibel erzählten Geschichte stehen. Langeweile kommt beim Lesen, trotz des eindeutig fehlenden Spannungsbogens, jedoch niemals auf.
Einige unerwartete Wendungen und eine recht unkonventionelle Aufklärung des Verbrechens tragen zur sehr abwechslungsreichen Handlung des Buches bei. Das Ende kann überraschen...

Wohlfühlkrimi mit ganz viel Herz für ganz besondere Menschen: unbedingt lesen. Ich freue mich schon jetzt auf den "Tödlicher Grund", meinen nächsten Besuch in der Hausbootdetektei.

Bewertung vom 12.04.2023
Der Riffgeist
Hahn, R. P.

Der Riffgeist


sehr gut

Rügen wohnt ein Zauber inne

"Aber irgendwann kapiert man, dass Geld ein Blender ist."

Es läuft nicht wirklich richtig rund bei Kommissar Jens Lackner von der Kripo Stralsund. Bei den Ermittlungen zum mysteriösen Mord an einer jungen Frau in Binz kommen die Ermittlungen nicht so recht voran und drehen sich in Kreis. Dann unterläuft Lackner zudem ein folgenschwerer Fehler, der zu seiner Suspendierung führt.
Auch privat gibt es Themen: nach einer Fehlgeburt ist seine Frau Susanne völlig aus der Bahn geworfen und sucht vermehrt Trost im Alkohol. Bis sie in die dramatische und geheimnisvolle Geschichte rund um das junge syrische Flüchtlingskind Yslei verwickelt wird.

Der Riffgeist startet mit zwei parallelen starken Handlungssträngen. Intensiv und mit viel Tiefgang werden die verschiedenen Charaktere eingeführt.
Dabei gelingt es dem Autor R.P. Hahn hervorragend, dass der Leser sich sowohl mit Jens als auch mit Susanne schnell identifizieren kann. Aber auch die weiteren Protagonisten wie der Expolizist Mike, Lackners Teamkollege Freddy, sein ehemaliger Klassenlehrer Richard, der Filmproduzenten Josef, aber auch Arvid "King" König sind detailreich gestaltet und bringen viel Dynamik in die Geschichte.
Der Spannungsbogen ist durchgängig angenehm hoch, leider wirkt die Handlung teilweise sehr konstruiert und realitätsfern.

Was passiert an Bord der "Kaiphas" vor der Küste Kaliningrads?

Mit stets hohem Erzähltempo steuert die Handlung zielstrebig auf das fulminante Finale zu, und gipfelt schlussendlich in einem schier aussichtslosem Himmelfahrtskommando.
Das schockierende Ende wird - rasant, äußerst brutal und krass - eher einem Thriller als einem Kriminalroman gerecht.

Leseempfehlung für alle, die keinen "Rügen-Kuschelkrimi" erwarten und mit Thriller-Elementen etwas anfangen können. Spannend

Bewertung vom 07.04.2023
Träume aus Eis
Winkler, Franziska

Träume aus Eis


ausgezeichnet

Viel Spaß mit JOPA-Eiskrem

"Heute Neueröffnung: Eine Kugel Eis bezahlen, eine geschenkt bekommen!"

Deutschland in der Zeit der Weimarer Republik, München 1929: Josef und Erna Pankofer erfüllen sich zusammen mit ihren Töchtern Frieda und Lotte ihren großen Lebenstraum: eine eigene kleine Eisdiele. Zunächst läuft alles sehr zufriedenstellend an, doch mehr und mehr muss die kleine Eisdiele im Schatten einer übermächtigen Konkurrenz ums Überleben kämpfen.
Auch für die älteste Tochter Frieda werden die Zeiten zunehmend schwermütiger: ein Schicksalsschlag in ihrer Familie lässt sie große Schuld verspüren und eine Liebe, die nicht akzeptiert wird, bedrückt sie.
Und dann ist da noch das dunkle Geheimnis aus der Vergangenheit, das Josef schwer belastet.

Der Roman lässt uns in die Zeit und die Atmosphäre zum Ende der Goldenen Zwanziger Jahre eintauchen. Eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und der Blüte von Kunst, Kultur und Wissenschaft. München wirkt sehr lebendig: Schauplätze sind u a. das Hofbräuhaus, der englische Garten und auch der Viktualienmarkt.
Mit dem sehr leichten und teilweise beschwingten Schreibstil der Autorin wird ein Stück Lebensgefühl dieser besonderen Jahre in einer besonderen Stadt eingefangen.

Doch äußerst brutal endet der wirtschaftliche Wiederaufschwung mit dem Börsencrash am Schwarzen Freitag, dem 25. Oktober 1929, und der damit ausgelösten Weltwirtschaftskrise.

Man lebt und leidet mit der Familie Pankofer und erlebt die sehr anrührend erzählte Geschichte der "Träume aus Eis". Ein wunderbarer historischer Roman: Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.03.2023
Südlich von Porto lauert der Tod
da Silva, Mariana

Südlich von Porto lauert der Tod


sehr gut

Bauchgefühl

"Nur bei einem gemeinsamen Essen war man so richtig zusammen."

Eine olfaktorische und kulinarische Reise in das spätsommerliche Portugal.
Torreira, ein kleiner verschlafener Küstenort südlich von Porto, Ende September. Die Sommer Saison ist fast beendet, es wird ruhig: Jeder kennt in Torreira jeden, das Leben geht einen beschaulichen Weg. Bis die Leiche einer Kunstgutachterin in einem Ferienhaus gefunden wird und diese sogleich wieder verschwindet: wo ist Raquel Martins de Souza? Was steckt hinter ihrem Tod?

Eine sehr entspannt und gemächlich erzählte Kriminalgeschichte vor einer Postkartenidylle fernab von Hektik und Stress. Mit sehr viel Gelassenheit und Ruhe wird die Handlung langsam entwickelt und die einzelnen, liebevoll gezeichneten Charaktere vorgestellt.
Der etwas naive Dorfpolizist João, die Stuttgarter Polizistin und Urlauberin Ria Almeida, sowie ihre Cousine Mariposa, der Inhaber des örtlichen Bestattungsinstituts Nuno, aber auch der cholerische Comissário Joaquim Baptista. Das emotionale Beziehungsgeflecht zwischen diesen Protagonisten wird vorsichtig geknüpft ist zeitweise aber durchaus auch gespannt.

Die Lektüre lässt direkt Urlaubsstimmung aufkommen: der Schreibstil ist äußerst unaufgeregt, flüssig und gut zu lesen, ohne jemals Langeweile aufkommen zu lassen.
Die Lösung des Falles kommt ohne größere Überraschungen aus und ist in sich schlüssig.

Auch das Buchcover mit den blau-weiß
gemusterten Keramikfliesen, der bunten Häuserfassade und den traditionellen Fischerbooten hat mich direkt sehr positiv angesprochen.

Ein lohnenswerter Trip an die portugiesische Atlantikküste: Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.03.2023
Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Einfach mutig sein!

"Aber hier drin", sie tippte ihm an die Schläfe, "da bist du immer noch der kleine arme Junge, der glaubt, dass er nichts wert ist."

Nach der überragenden Tom Babylon Reihe nun der Auftakt in eine neue Thriller-Serie: das ziemlich ungleiche Ermittlerteam Artur Mayer (ehemaliger Ex-BKA-Beamter) und Nele Tschaikowski (Kommissaranwärterin) arbeiten gemeinsam an ihrem ersten Fall.

Berlin im eisigen Winter kurz vor dem G20-Gipfel: An der Siegessäule wird eine Leiche gefunden und ein sehr konkreter Hinweis deutet auf den Kanzler der Bundesrepublik Deutschland...

Von Beginn an wird man mit enormen Tempo in eine ultra spannende Geschichte katapultiert. Man mag das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Spuren aus der Vergangenheit: Durch Rückblenden in ihre Jugendzeit erfahren wir viel zur Vorgeschichte der Protagonisten. Zunächst kann man aber nur rätseln wer aus der Jugend-Clique Jahre später wie in die aktuellen Entwicklungen verstrickt ist.

Marc Raabe erschafft sehr glaubhafte Charaktere mit ihren ganz eigenen, individuellen Stärken und Schwächen.
Art und Nele haben mich vollends überzeugt, ein neues Ermittlerduo, das absolut authentisch und sympathisch daher kommt. Unterschiedlicher könnten die beiden eigentlich nicht sein und dennoch verbindet sie ein immer stärker werdendes emotionales Band aus Verständnis und gegenseitigem Vertrauen.

Eine fast 600 Seiten lange wilde Achterbahnfahrt; ein Buch, das schon jetzt einen der vorderen Plätze meiner Liste zum Buch des Jahres 2023 einnimmt. Die Lösung des Falles ist überraschend, lange nicht vorhersehbar und gipfelt in einem dramatischen Finale.

"Der Morgen“ ist der perfekt gelungene Start in Marc Raabes neue Thrillerserie.
Ich freue mich sehr auf die angekündigte "Dämmerung" im Frühjahr 2024.

Bewertung vom 24.03.2023
Windstärke Tod / WaPo Cuxhaven Bd.1
Storm, Bente

Windstärke Tod / WaPo Cuxhaven Bd.1


gut

Was würde Agatha tun?

"Die Möwen hatten sich heute früh scheinbar zum Wettschreien verabredet."

Ein Krimi von der Nordsee mit einer gehörigen Portion maritimen Flairs und einer touristischen Führung durch Cuxhaven inklusive: die Kugelbake, die Aussichtsplattform "Alte Liebe", der Steubenhöft, das Feuerschiff Elbe ...
Gut gemacht: Der Stadtplan im Inneren der vorderen Klappen-Broschur erleichtert die Orientierung in Cuxhaven.

Die von Beginn an recht hohe Anzahl an handelnden Personen sowie der sehr schnelle Wechsel zwischen den Schauplätzen haben mich anfänglich leicht verwirren können. Wer war jetzt nochmal genau was und welche Funktion hatte er oder sie?

Der Schreibstil ist recht unkompliziert, das Buch hat sich zügig lesen lassen.
Die vielen Charaktere erscheinen dabei etwas farblos, die Identifikation mit den Protagonisten fällt schwer.

Die Handlung ist durchaus interessant, abwechslungsreich und hat Potential; leider hat mich die Erzählweise nicht wirklich fesseln können. Auch der vereinzelt eingestreute Humor hat nicht immer meinen Geschmack getroffen:
"Lars' Unterlippe bewegte sich wie die Nordsee bei Windstärke 7."

Zum Ende wird alles schlüssig aufgelöst, größere Überraschungen gibt es dabei nicht. Es ist eine eher ruhig erzählte Geschichte, ich hatte mir etwas mehr Spannung erhofft.
Ein finaler Cliffhanger lässt auf eine geplante Fortsetzung schließen.

Vielleicht sehen wir uns wieder in Cuxhaven?

Bewertung vom 20.03.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Schuld vergeht nie

"Manchmal verschwinden hier Menschen und tauchen nie wieder auf. "

Was ist vor über zwanzig Jahren in Klotten wirklich passiert? Fallanalytiker Max Bischoff ist wieder im Einsatz und macht sich wenig beliebt bei den Einwohner des kleinen Moseldorfes, wie auch bei den ermittelnden Kriminalbeamten des KK Koblenz.
Geheimnisse sind in Klotten gut aufgehoben: niemand erzählt irgendwas. Max dreht sich im Kreis: das kollektive Schweigen behindert mehr und mehr seine Ermittlungsarbeit.

Unterstützt wird Max v.a. von seinem Expartner und Freund Horst Böhmer aus Düsseldorf, sowie auch von einer ehemaligen Studentin von ihm: Jana Brosius, inzwischen Kriminalkommissarin auf Probe.
Und schließlich steht ihm der forensische Rechtspsychologe Dr. Marvin Wagner zur Seite; dessen äußerst sprachgewaltige Ausdrucksweise mir sehr gefallen hat. Es macht Spaß ihm wieder "zuzuhören".

Die Handlung des Thrillers ist klar strukturiert und dadurch angenehm flüssig zu lesen. Arno Strobel liefert mit dem neuen Mörderfinder einmal mehr bewährte, routinierte Lesekost ab.

Zwischen einzelnen Kapiteln gibt es mehrfach in kursiver Schrift gehaltene Abschnitte, die Gedanken und Beweggründe aus der Sicht des Täters oder der Täterin schildern.

Größere Wendungen und Überraschungen gibt es nicht, teilweise ist die Handlung durchaus vorhersehbar und hat einige ungewohnte Längen. Zum Ende hin wirkt die Handlung zunehmend konstruiert. Insgesamt ist Band 3 mehr Krimi als Thriller: für den nächsten Mörderfinder ist in puncto Spannung noch Luft nach oben.

Mich hat das Buch dennoch gut unterhalten, ich möchte gerne weiterhin mit Max Bischoff auf Mördersuche gehen. Aber unbedingt (nur) zusammen mit Dr. Wagner:
"Gehaben Sie sich wohl. Auf bald."

Bewertung vom 18.03.2023
Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1
Janz, Tanja

Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1


sehr gut

Eine Liebe im Strandcafé

"Die eigene Familie darf man nicht im Stich lassen."

Deutschland in den späten 50er Jahren: der Discounter heißt noch Kolonialwarenladen, anstatt bei Amazon bestellt man beim Otto Versand Hamburg. Schalke 04 spielt in der Glückaufkampfbahn, der Bikini steht gerade hoch im Kurs. Es ist heiß im Sommer 1959 und das Leben geht seinen Weg.

Viele träumen von Bella Italia und einem Urlaub am Gardasee. Auch das junge Fräulein Sabine aus Gelsenkirchen-Bismarck, doch das Schicksal hat andere Pläne für sie: die deutsche Nordseeküste.

Sprachlich wird man von der Autorin Tanja Kanz ganz wunderbar und einfühlsam in die Mentalität und das Lebensgefühl der Jahre 1959/1960 mitgenommen. Die Lektüre versprüht viel Zeitgeist und der bildhafte Erzählstil läßt die große Kulisse St. Peter Ording präsent sein und lebendig werden. Fast hört man das Geschrei der Möwen und kann die Kraft der Brandung spüren.

Es ist eine sommerleichte Geschichte um wahre Gefühle, eine erste große Liebe, aber auch Sehnsucht, Enttäuschung und Kummer.
Das Schicksal zweier junger Menschen zu einer Zeit, in der Entfernungen noch schier unüberbrückbar scheinen.

Familäre Verpflichtungen zwingen die Hauptcharaktere immer wieder, ungeliebte Entscheidungen zu treffen und einen gänzlich anderen als den erträumten Lebensweg einzuschlagen.

Locker leichte Sommerunterhaltung:
Der Auftakt in die große St.-Peter-Ording-Saga ist gelungen, ich habe mich sehr wohlgefühlt und bin gespannt was die Dünen verheißen und die Gezeiten versprechen...

Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.03.2023
Wo ist die Mitte des Weltalls?
Cham, Jorge;Whiteson, Daniel

Wo ist die Mitte des Weltalls?


sehr gut

Jeder Mensch hat Fragen

"Nun ja wir leben in einer seltsamen Realität..."

Es ist sehr lange her, dass ich das letzte Mal ein populärwissenschaftliches Buch in der Hand gehabt habe, das so viel Spaß gemacht hat. Selbst die Fußnoten sind extrem unterhaltsam und sehr witzig geschrieben.

In den 60er Jahre geboren, habe ich die Anfänge der Raumfahrt bis hin zur ISS miterlebt. Deshalb interessieren mich Astronomie und Astrophysik von jeher.

Das Prinzip von Ursache und Wirkung: im Buch werden Fragestellungen behandelt, die wir uns sicherlich alle schon mal gestellt haben. Wieso sind Reisen in der Zeit nicht möglich? Wenn es unendlich viele Planeten gibt, auf denen intelligentes Leben möglich ist, weshalb ist die Erde dann immer noch nicht von Außerirdischen besucht worden?

Die Themen sind alles andere als trivial (die Lektüre setzt ein gewisses Interesse im Fach Physik voraus), die Erklärungen erscheinen immer schlüssig; viele AHA-Momente inklusive. Natürlich liefert die Lektüre aber keine allumfassende Weltformel die unser Universum erklärt. Leider etwas zu oft lautet die Erklärung: was die moderne Physik nicht ausschließen kann, ist demnach faktisch möglich und somit sogar mehr als wahrscheinlich. Auch wird mir zu oft mit unendlich großen (alternativ unendlich kleinen) unvorstellbaren Dimensionen und Zahlen argumentiert.

Trotzdem schafften es die Autoren mehrfach, mich bei der Erläuterung von komplexen Sachverhalten mit viel Wortwitz zu verblüffen. Es macht einfach Spaß den Gedankens zu folgen und sich auf die formulierten Thesen einzulassen.

Aber mal ehrlich: Spielen eigentlich ehrlich Bananen und eine sehr bekannte Nuss-Nougat-Creme eine so entscheidende Rolle bei der Erklärung unserer Welt? Und wie viele Liter Kaffee haben die Autoren beim Schreiben dieses Buches tatsächlich verschüttet?

Den mehr als 300 Cartoons hätte ich gerne - im wahrsten Sinne des Wortes - mehr Platz eingeräumt. Sie sind gut gelungen, nicht nur Zugabe, aber teilweise unscheinbar klein.

Eine Leseempfehlung für alle, die sich zumindest ansatzweise für Physik interessieren (sollten) und ganz weit über den Tellerrand hinaussehen möchten. Sie sollten bereit sein, viel Vorstellungsvermögen und Fantasie mitzubringen