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Sternzauber
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Düren

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Schönheit in vielfältigen Gedanken und sprachlicher Ausformung

Ich mag das schlichte Cover von „Der Trost der Schönheit“ von Gabriele von Arnim sehr gerne. Mit seiner abstrakt organischen Darstellung und den beiden aufeinander abgestimmten Farben wirkt es absolut stimmig und sogar ein wenig edel – schön eben!

Im Text erzählt die Autorin sehr persönlich und subjektiv vom Trost und der Notwendigkeit von Schönheit, von ihrem Weg aus dem kindlich erlebten und eingetrichterten „Bloß nicht fühlen!“ hin zu ihrer ganz eigenen Emotionalität und ästhetischen Empfindsamkeit. Sie beschreibt Zweifel, Ängste, Unsicherheiten, aber auch pure Glücksmomente und Trost in schweren Zeiten, so dass ich als Leserin vielen verschiedenen Aspekten und Einsichten begegnen konnte.

Dabei haben mich viele Aussagen zum Nachdenken oder Einfühlen gebracht, ich konnte mich in verschiedenen Abschnitten und Beschreibungen selbst wiederfinden und mancher Satz hat mir noch mal eine andere Sichtweise auf den Sachverhalt ermöglicht. Ich stimme natürlich nicht mit allen Aussagen überein, aber es war immer interessant. Und ganz besonders hängen geblieben ist bei mir zum Beispiel der Satz: „…wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume.“

Sehr begeistert hat mich der Schreib- und Erzählstil von Gabriele von Arnim. Ihr Umgang mit Sprache war für mich absolut lustvoll, denn sie spielt mit Wörtern, setzt Neuschöpfungen zusammen, wo es kein geeignetes Wort für ihren erdachten Inhalt gibt und baut zum Teil wunderschöne Sätze. Wirklich eine sprachliche Schönheit für mich!

Daher kann ich dieses Buch all jenen LeserInnen empfehlen, die Lust haben sich mit dem Thema Schönheit und dem Trost, der aus dieser hervorgehen kann, sowie vielen anderen Aspekten und Gedanken zu Thema auseinanderzusetzen und die auch sprachliche Schönheit zu würdigen wissen!

Bewertung vom 02.08.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


sehr gut

Drei Leben in der Eifel zu Zeiten der Industrialisierung

Das Cover von „Perlenbach“ gefällt mir mit seinen zurückhaltenden Farben und dem matten Papier grundsätzlich sehr gut. Auch die Bilder sind stimmig, alleine die Daseinsberechtigung der spielenden Jungen erschließt sich mir nicht, denn eine solche Szene gibt es im Buch nicht…

Die Geschichte erzählt von drei sehr unterschiedlichen Leben in der Eifel, die alle in der Kindheit miteinander verknüpft wurden und die sich bis weit ins Erwachsenenalter hinein aufeinander auswirken. Da gibt es die Arzttochter Luise, den Fabrikantensohn Jakob und den Bauernsohn Wilhelm. Alle haben ihre eigenen Träume und Vorstellungen von der Zukunft, die sie zu verwirklichen suchen und dabei viel erleben.

Es werden sehr unterschiedliche Themen angesprochen und in die Geschichte der drei HauptprotagonistInnen eingeflochten, was ein breites Spektrum an Ansichten aus der Zeit der Industrialisierung erfahrbar macht. Größtenteils wirkte das Geschehen für mich dabei stimmig, es gab jedoch auch Wendungen, in denen mir einfach zu viele Zufälle aufeinandertrafen oder sich die Handlungsweise der Charaktere zu plötzlich zu sehr änderte, was ich etwas schade fand. Auch die emotionale Tiefe der Personen hat mir manchmal etwas gefehlt, so dass ich leider nicht in vollem Maße mitleiden oder mitfiebern konnte…

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir ansonsten aber sehr und der Text ließ sich für mein Empfinden sehr angenehm und flüssig lesen. Gut gefallen hat mir auch, dass die Geschichte immer wieder aus den unterschiedlichen Perspektiven der drei HauptprotagonistInnen erzählt wurde und ich so immer wieder ganz verschiedene Einblicke erhalten habe. Die Drei werden von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleitet und nebenher habe ich als Leserin viel vom Zeitgeschehen in der Eifel, durch Tagebucheinträge einer Lehrerin aber auch aus der Welt erfahren. Das fand ich sehr interessant.

Auch, wenn es für mein Empfinden durchaus noch Ausbaupotenzial gäbe, hat mir die Lektüre viel Freude gemacht und mir neue Einsichten in das Leben in meiner Nachbarschaft zu Zeiten der Industrialisierung geboten. Allen Interessierten kann ich dieses Buch somit guten Gewissens ans Herz legen!

Bewertung vom 21.07.2023
Toto und der Mann im Mond Bd.1
Sasha;Röntgen, Julia

Toto und der Mann im Mond Bd.1


sehr gut

Zauberhafte Weltraum-Abenteuer

Das Cover des Kinderbuches „Toto und der Mann im Mond“ von Sasha und Julia Röntgen, kann den Bildern im Inneren meiner Meinung nach nicht gerecht werden. Außen wirkt es bunter und ein wenig überladen, im Inneren sind die Bilder jedoch zarter, feiner, stimmiger und einfach fantastisch! Dem Illustrator Matthias Derenbach sind wirklich zauberhaft magische Bilder gelungen, die das Geschehen der Geschichte wunderbar aufgreifen und ergänzen!

Das Buch erzählt von dem Jungen Toto, der mit seiner Freundin Mimi und dem Meerscheinchen Luna jede Nacht ein Abenteuer erlebt, denn die drei fliegen (im Traum) mit einer Rakete zum Mond, wo sie auf den Mann im Mond, seine Frau Belatrix, das Glühwürmchen Glow und das allsehende Fernrohr treffen. Den Erlebnissen dieser außergewöhnlichen Gemeinschaft dürfen kleine LeserInnen in 10 einzelnen Geschichten folgen, so dass es sich wunderbar anbietet, jeden Abend eine weitere Geschichte vor dem Schlafen zu lesen und die Protagonisten über mehrere Tage zu begleiten.

Zu Beginn des Buches werden die Darsteller der Geschichte einzeln vorgestellt, was ich grundsätzlich gut finde, ich glaube jedoch, dass es schöner gewesen wäre, wenn diese Vorstellung schon in der Geschichte stattgefunden hätte. Und zu Beginn war meiner Nichte nicht so wirklich klar, ob Toto, Mimi und Luna „in echt“ zum Mond reisen, was sie gestört hat. Später wurde jedoch deutlicher, dass Toto einschläft und die Abenteuer träumt, so dass sich die Situation für sie geklärt hat. Sehr schade fanden wir, dass das Buch sehr plötzlich und ohne jeglichen Abschluss einfach endet – das hat uns im ersten Moment etwas ratlos zurück gelassen.

Toll finde ich, dass jedes Erlebnis durch einen Vers beendet wird und das abendliche Vorlesen so einen wundervoll rituellen Abschluss erhält. Außerdem sind die Geschichten sehr vielfältig und behandeln unterschiedliche Themen sowie Gefühle, was einen breiten Identifikationspielraum öffnet. Auch sprachlich hat mir das Buch gut gefallen und wir mochten es sehr, dass tatsächliche Fakten z. B. über das Universum oder das Verhalten bei Gewitter eingeflochten wurden.

Ein schönes Vorlesebuch für alle Weltraum-Abenteurer, zum Kuscheln und Wegträumen!

Bewertung vom 17.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Eine ganz besondere, unaufgeregte Geschichte über den Übergang ins Jenseits

Das Cover von „Die Erinnerungsfotografen“ von Sanaka Hiiragi gefällt mir sehr. Es wirkt durch den blass gelben Hintergrund mit den schwarz glänzenden Motiven und Schriftzeichen sehr edel und die rosafarbenen Elemente geben dem Ganzen etwas „Pepp“. Ein tolles Highlight ist der dazu passend rosa gefärbte Schnitt, wenn ich auch gestehen muss, dass es mir noch besser gefallen würde, wenn er schwarz wäre.

Der Text erzählt die Geschichte von Herrn Hirasaka, der an der Grenze zum Jenseits ein Fotostudio betreibt und die Menschen beim Übergang vom Leben in den Tod begleitet. Die Verstorbenen dürfen mit seiner Unterstützung aus den Fotos ihres Lebens ihren eigenen Film zusammenstellen und er ermöglicht es ihnen sogar eine wichtige Begebenheit ihres Lebens erneut zu erleben und ein Foto davon zu machen. Doch was ist mit seinen eigenen verschwundenen Erinnerungen?

Zu Beginn des Buches habe ich mich, abgesehen von einer netten Geschichte, etwas schwer damit getan das Buch wirklich zu mögen. Doch mit der Zeit hat die Geschichte für mein Empfinden viel mehr an Tiefe, Sinn, Emotionen und guten Zusammenhängen erhalten, so dass ich immer lieber weiter gelesen habe und am Ende ganz begeistert war! Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich wohl erzählen, dass ich verschiedene Verstorbene auf ihrer Durchreise bei Herrn Hirasaka begleiten und sehr interessanten Verknüpfungen auf die Spur kommen durfte.

Die Idee von einem Fotoatelier auf dem Weg ins Jenseits gefällt mir sehr und meiner Meinung nach ist es der Autorin gelungen ihr Szenario stimmig zu präsentieren. Die Charaktere, allen voran Herrn Hirasaka, mochte ich sehr und ich fand es toll, dass die Gäste im Atelier sehr unterschiedlich sind.

Die sprachliche Darstellung ist ebenfalls gut gelungen und es war angenehm für mich, wie ruhig die Geschichte erzählt und wie langsam das Tempo gehalten wird. Allein bei spezifisch asiatischen Inhalten hätte ich mir gewünscht, dass die Übersetzerinnen diese zum Verständnis im Anhang erläutert hätten.

Für LeserInnen, die Lust auf Spannung und Action haben, ist dieses Buch nicht geeignet, Menschen, die aber auch die leisen Töne mögen und sich auf eine ungewöhnliche Geschichte einlassen können, möchte ich „Die Erinnerungsfotografen“ jedoch wärmstens ans Herz legen!

Bewertung vom 11.07.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


sehr gut

Jeder Mensch hat eine Geschichte…oder mehrere?

„Das Glück der Geschichtensammlerin“ von Sally Page erzählt von Janice. Sie ist Putzfrau und sammelt Geschichten, denn bei der Arbeit beginnen die Menschen ihr von ihren Erlebnissen zu berichten, doch ihre eigene hält sie sicher verborgen und behauptet sogar, sie hätte gar keine. Ob die 92-jährige Mrs. B sie vom Gegenteil überzeugen kann?

Von der Covergestaltung dieses Buches bin ich ehrlich gesagt nicht so begeistert, denn es ist mir zu unruhig und zu willkürlich. Ansonsten wartet das Buch aber mit einem Highlight in der Gestaltung auf, denn es verfügt über einen Umschlag, der auch den Schnitt des Buches schützt und es auf eine angenehme Weise aufwertet.

Die Geschichte an sich hat mich sehr positiv überrascht, denn ich hatte ehrlich gesagt nicht mit einer solchen Fülle an Themen und Ereignissen gerechnet. An Hand des Klappentextes hatte ich mir eine ruhige Geschichte vorgestellt, in der eine Frau von den Lebensgeschichten anderer berichtet. Das ist auch definitiv so, dazu kommt aber eine sehr umfängliche Entwicklung und Veränderung der Hauptperson, die dem Text eine weitere Dimension und einen spannenden Verlauf schenkt. Ich war wirklich „drin“ in den Geschehnissen und interessiert daran, wie es im Leben der Charaktere – die meiner Meinung nach gut gezeichnet sind – weiter geht. Die Geschichte ist angenehm ruhig erzählt, es gibt aber auch spannende Stellen und interessante Wendungen, die das Lesen zu einem Vergnügen gemacht haben!

Dabei spielt auch die angenehme sprachliche Gestaltung eine Rolle, denn Sally Page erzählt in einer flüssigen Art und Weise, die sich leicht lesen lässt. Viele innere Dialoge geben den LeserInnen die Möglichkeit sich noch intensiver in die Personen einzufühlen und bereichern das Geschehen sehr. Ich hatte eine gute Lesezeit und kann dieses Buch jenen LeserInnen empfehlen, die gerne Wohlfühlromane lesen!

Bewertung vom 07.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Erinnerungswürdig!

Ich liebe das Cover von „Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley! Dieser magische Sternenhimmel mit dem Blick aufs Meer und den Leuchtturm zieht mich fast in das Bild hinein und es gefällt mir zudem sehr, dass die Darstellung wunderbar zur Geschichte passt.

Sie erzählt von Will und Rosie, zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die sich trotzdem unwiderstehlich voneinander angezogen fühlen. Gerade als sich ihre Leben zu verflechten beginnen, ereilt sie ein harter Schicksalsschlag und zerbricht ihre jeweilige Welt… Dennoch kommen sie nie ganz voneinander los, finden sich immer wieder, verlieren sich erneut und können sich einfach nicht loslassen… oder doch?

Als LeserInnen begleiten wir das Leben dieser beiden Liebenden (hier passt dieser Begriff für mich einfach perfekt) über viele Jahre und erleben ihre Annäherungen, ihre Verletzungen, ihre Lebensentwürfe mit. Dabei ist es der Autorin meiner Meinung nach hervorragend gelungen ihre besonderen Charaktere authentisch zu zeichnen. Ich habe die Emotionen, die Beweggründe für ihr Verhalten nachvollziehen können und den Schmerz, die Freude, die Verlorenheit, Trauer, Glück, Zuversicht und viele andere Gefühle von Rosie und Will spüren können. Dabei konnte ich ganz eintauchen und es ist mir oft schwer gefallen eine Lesepause einzulegen, weil ich so in der Geschichte gefangen war!

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm. Grundsätzlich mag ich sprachlich zartere, poetischere Texte besonders gerne, zu dieser teilweise rauen Geschichte, mit all ihren Brüchen und Schicksalsschlägen, passt die angewandte Sprache jedoch hervorragend und ich mochte sie sehr.

Diese Geschichte ist keine leichte Sommerlektüre, aber eine sehr dichte und berührende Liebesgeschichte, die mit Dunkelheit und Schmerz, aber auch mit einer ganz besonderen Bindung aufwartet und die mir lange in Erinnerung bleiben wird. Ich kann dieses Buch absolut empfehlen und wünsche allen LeserInnen emotional berührende Stunden bei dieser außergewöhnlichen Lektüre!

Bewertung vom 03.07.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


sehr gut

Eine beeindruckende Persönlichkeit!

Das Buch „Greta Garbo – Die einsame Göttin“ von Kristina Lüding erzählt die Geschichte der berühmten Filmikone. Von ihren Anfängen als Hutverkäuferin in Schweden über ihre großen Erfolge, bis hin zu ihrem Ausstieg aus der Filmbranche können wir als LeserInnen das Leben dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit in Romanform begleiten.

Dabei legt die Autorin großen Wert auf die Darstellung von Greta Garbos Persönlichkeit und skizziert deren Zerrissenheit und Unsicherheit, die Orientierungslosigkeit und gleichzeitigen selbstbewussten Stärke, ihre kompromisslose Zielorientierung, ihre Entwicklung und ihre beeindruckende Präsens. Immer wieder wird deutlich welch besondere Ausstrahlung der Schauspielerin zu Eigen gewesen sein muss und das hat mich sehr fasziniert. Überhaupt mochte ich die Darstellung der Lebensgeschichte als Roman sehr, aus irgendeinem Grund konnte sie mich nur emotional nicht so richtig erreichen … Vielleicht ist Greta Garbo dafür einfach zu unnahbar und selbstbezogen beschrieben, als dass sie mir als Mensch so richtig sympathisch gewesen wäre.

Die Geschichte lässt sich sehr gut lesen, denn sie ist enorm flüssig geschrieben und ich bin quasi durch die Kapitel geflogen. Es hat mich aber auch immer gereizt zu erfahren, wie es wohl weiter gehen würde. Schade fand ich es, dass die Geschichte mit Greta Garbos Rückzug aus der Öffentlichkeit sehr plötzlich endet. Hier hätte ich mich über ein paar weiter Seiten und Anekdoten gefreut. Sehr angetan bin ich dagegen von dem Nachwort, in dem Kristina Lüding vom Wahrheitsgehalt ihrer Geschichte berichtet und die historischen Geschehnisse korrekt einordnet. Dies hat den Roman für mich perfekt abgerundet!

Auch das Cover mag ich sehr! Es strahlt mit den zarten, aufeinander abgestimmten Farben eine unaufgeregte Eleganz aus, die meiner Meinung nach gut zur Geschichte passt. Greta Garbo vor dem Hollywood-Schriftzug verrät zudem bereits einige Detail aus der Geschichte.

Dieses Buch gehört zu einer Reihe von Roman-Biografien über „Ikonen ihrer Zeit“ und es hat mich definitiv neugierig auf die anderen Titel gemacht, so dass ich mit diesen sicherlich noch die ein oder andere Persönlichkeit näher kennen lernen werde! Allen LeserInnen, die Lust darauf haben in ein ganz besonderes Leben einzutauchen, wünsche ich ganz viel Spaß bei der Lektüre!!

Bewertung vom 29.06.2023
Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?
Imlau, Nora

Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?


sehr gut

Wertvolle und anregende Geschichte über Gefühle

Bevor ich irgendetwas von meiner Meinung zur Qualität dieses Bilderbuches sage, möchte ich betonen, wie toll und wichtig ich es finde, dass es ein solches Buch, das die Bedürfnisse und Verhaltensweisen von sehr feinfühligen und sensiblen Kindern thematisiert und in den Vordergrund stellt, gibt!! Meiner Meinung nach wird immer noch viel zu viel auf die „Norm“, auf den Durchschnitt geschaut und all die wunderbaren Besonderheiten und Einzigartigkeiten werden oft nicht berücksichtigt – deshalb finde ich solche (Bilder-)Bücher enorm wertvoll!!

„Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?“ von Nora Imlau erzählt vom keinen Krokodil, das sehr viel weint und zwar nicht nur aus Traurigkeit, sondern auch vor Schreck, aus Wut, aus Freude, wegen Mitleid, aus purem Glück, wenn es sich wohlfühlt, Streit hat… Es weint immer dann, wenn es große Gefühle verspürt und nicht alle in seiner Umgebung gehen achtsam mit diesem Ausdruck um. Doch zum Glück ist da Papa Krokodil, der sein kleines Krokodil ernst nimmt und unterstützt, so dass es mit all seinen Tränen und Gefühlen über sich hinauswachsen kann!

Ich bin ganz begeistert davon, dass Tränen in dieser Geschichte als „völlig in Ordnung“ und als „normaler Ausdruck“ angesehen werden, ihnen sogar Stärke innewohnt und von „Indianer weinen nicht“ Gott sei Dank keine Rede ist. Tränen sind einfach der Ausdruck von Gefühlen, genau wie das Lachen, das Runzeln der Stirn usw. so dass den Kindern hier ein positives Gefühl dazu vermittelt wird. „Denn ganz egal, ob sie es sollen, die Tränen rollen, wie sie wollen!“ wird erklärt und deutlich gemacht, dass weder große noch kleine Krokodile diese verstecken müssen. Ein wunderbarer Ansatz!!

Die Bilder von Lisa Rammensee sind wunderschön, liebevoll und ausdrucksstark gestaltet und dabei zudem kindgerecht bunt ohne grell und überfrachtet zu wirken. Besonders wichtig finde ich die bildliche Darstellung der Gefühle und die ist wirklich gut gelungen. Sprachlich wird die Geschichte in Reimform dargeboten, was noch mal einen ganz eigenen Reiz und (Vor-) Lesespaß beinhaltet.

Als Lesealter wird auf dem Buchrücken ab 24 Monate angegeben, was ich als zu früh empfinde. Das Thema ist meiner Meinung nach noch viel zu abstrakt und komplex, als dass Kinder diesen Alters diese Geschichte wirklich verarbeiten können. Und auch die Texte sind meiner Ansicht nach zu lang, so dass die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder für den Umfang noch nicht ausreicht. Dennoch kann es den Kindern bestimmt Freude bereiten die einzelnen Tätigkeiten des kleinen Krokodils zu begleiten und wenn sie dann älter sind, wird ihnen auch der Inhalt und dessen Bedeutung bewusst werden.

Besonders wertvoll finde ich dieses Buch auch für Kindergruppen, um besondere Verhaltenswiesen zu erklären und Unterschiedlichkeit im Umgang mit Gefühlen zu thematisieren. Wichtig finde ich in jedem Fall beim Erleben dieser Geschichte, dass Kinder intensiv und behutsam von Erwachsenen begleitet werden, ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle Gehör finden und die Verschiedenheit angesprochen wird – denn nicht nur Tränen können ein Ventil sein, auch andere Gefühlsäußerungen! Toll gefunden hätte ich es, wenn dieser Ansatz noch erwähnt worden wäre, um das Thema universeller und mit noch mehr Identifikationsmöglichkeiten für die Kinder darzustellen.

Ein weiterer Pluspunkt ist meiner Meinung nach das angehängte Nachwort für Erwachsene, welches den Vorlesenden noch mal auf anderer Ebene deutlich macht, wie „normal“, sinn- und wertvoll Tränen sein können, warum manches Kind sehr viel weint, ein anderes einen anderen Ausdruck für seine Gefühle gefunden hat und wie wir damit umgehen können.

Für mich eine wertvolle Geschichte, um ins Gespräch zu kommen und Gefühle – egal welcher Art und Ausdrucksform auch immer – wertschätzen zu lernen!

Bewertung vom 21.06.2023
Lenny Hunter - Die magische Sanduhr (Bd.1)
Thilo

Lenny Hunter - Die magische Sanduhr (Bd.1)


sehr gut

Wunderschöne Gestaltung mit toller, aber ausbaufähiger Geschichte!

Das großformatige Bilderbuch „Lenny Hunter – Die magische Sanduhr“ von THILO und Silvio Neuendorf wartet mit wunderschönen Bildern auf! Sie sind in realistischem Stil gezeichnet, sehr detailreich, aber nicht überladen und auch die Farbgestaltung finde ich sehr gelungen. Besonders angetan haben es mir die ausdrucksstarken Gesichter der tierischen ProtagonistInnen, sowie die abwechslungsreich aufgebaute Seitengestaltung.

Ganz besonders faszinierend finden meine Nichte und ich zudem, dass es auch tolle Besonderheiten gibt: so ist der Brief von Opa Romulus „abgedruckt“, sein Notizbuch der größten Geheimnisse ist vorhanden und es kann darin geblättert werden und eine Klappe offenbart beim Umschlagen das Geheimnis des Wasserfalls…. Das Cover bietet neben den bereits gelobten Illustrationen außerdem tolle und aufwendige Veredelungen, die auch haptisch erlebbar sind. Und die Vorsatzpapiere sind auch noch gestaltet! Sie liefern zusätzliche Informationen zum Inhalt und sind wie Pinnwände aufgebaut.

In der Geschichte geht es um die drei Freunde Lenny Hunter, Marvin und Cleo, die zur „Mystery Crew“ werden und versuchen mit Hilfe des alten, aber ganz besonderen Flugzeugs Rusty, die magische Sanduhr zu retten. Diese ermöglicht es dem Besitzer die Zeit einen Moment zurückzudrehen und es wäre unaussprechlich gefährlich, wenn diese in die Fänge der Verbrecherbande „Rote Pfote“ gelangen würde, die ihr bereits auf der Spur sind … Ob die drei Abenteurer das wertvolle Artefakt in Sicherheit bringen können?

Die sprachliche Darstellung der Geschichte gefällt mir sehr und ich mag vor allem die eingebauten Wortspielereien, die das Lesen (auch für Erwachsene mit Sprachaffinität) zusätzlich würzt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich das angegebene Lesealter mit drei Jahren viel zu früh finde, da die Geschichte meiner Meinung nach zu komplex und textlich zu lang ist um Kinder diesen Alters glücklich zu machen. Ich würde das Buch für ältere Kinder einsetzen, denn diese sind zusätzlich auch bereits in der Lage die einzelnen Aspekte der Geschichte zu hinterfragen uns Andeutungen aufzufassen.

Beim Vorlesen ist mir aufgefallen, dass meine Nichte häufiger Hintergrundfragen gestallt hat, ganz in der Geschichte involviert war und richtig mitgefiebert hat – wirklich toll! Allerdings merkte man auch, dass es ihr manchmal ein wenig zu schnell ging und sie gerne noch einen Moment verweilt und mehr aus dem Text erfahren hätte, bevor es weiter ging. Zum Beispiel wäre es bei der Szene in der Zentrale von Vorteil gewesen, wenn es dort eine kleine „Verschnaufpause“ und mehr Vorbereitungszeit für die Abenteurer gegeben hätte. Generell hat die Geschichte ein sehr hohes Erzähltempo, viele Ortswechsel und Details, so dass es ihr meiner Meinung nach gut getan hätte, wenn den einzelnen Handlungen mehr Raum zugestanden worden wäre.

Aus pädagogischer Sicht finde ich es gut, dass die Schurken zwar bösartig dargestellt werden, jedoch keine direkte Gewalt gezeigt wird. Das Ende, von dem ich hier nicht zu viel verraten möchte, ist für mich dagegen etwas fragwürdig und zu offen gestaltet.

In der gesamten Gestaltung bin ich von diesem Buch sehr begeistert, die Geschichte an sich hat für mich jedoch einzelne Punkte, die ausbaufähig sind und sie ist meiner Meinung nach eher für Kinder ab dem Vorschulalter geeignet – ich wünsche allen jungen und älteren AbenteurerInnen viel Spaß bei der Lektüre!

Bewertung vom 19.06.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


ausgezeichnet

Starke Frauen, große Gefühle und eine Zeitreise!

Da ich Lübeck als Stadt sehr liebe, hat mich das Holstentor auf dem Titelbild neugierig gemacht und ich muss sagen, dass mir das Cover mit dem natürlich matten Papiereinband und dem glänzend hervorgehobenen Titel sehr gefällt. Einzig die durchs Meer laufenden Mädchen passen in ihrem Tun nicht wirklich zum Inhalt, in ihrer Konstellation jedoch schon.

Denn die Geschichte handelt von 4 Mädchen – Grafentochter Nora, Kaufmannstochter Agnes, Senatorentochter Lotte und Stipendiatin Fanny – die sich 1899 im Pensionat am Holstentor kennen lernen und Freundinnen werden. Als „Frühlingstöchter“ schwören sie sich gegenseitige Unterstützung und Zusammenhalt und erleben, neben dem Alltag im Pensionat, der sie auf das gesellschaftliche Leben und die damit einhergehenden Erwartungen vorbereiten soll, zwischenmenschliche Abenteuer. Eine Verbündete und Vertraute finden sie in der jungen und unkonventionellen Lehrerin Gesche Petersen, die jedoch ebenfalls mit den Tücken der damaligen Zeit zu Kämpfen hat….

Mich haben die Beziehungen, Schicksale und gesellschaftlichen Voraussetzungen in dieser Geschichte sofort erreicht und berührt. Ich mag die Personen, die teilweise sehr charakterstark und individuell, teilweise an die damaligen Erwartungen angepasst gezeichnet werden und die dadurch eine spannende Dynamik in den Beziehungen verursachen. Sie wirken auf mich authentisch, wenn ich auch nicht in der Lage bin einzuschätzen, wie realistisch die Verhaltensweisen und Voraussetzungen wirklich dargestellt sind. Nichtdestotrotz bekomme ich als Leserin einen guten Einblick in die ganz andersartige Welt um 1900 und konnte, wie in einer Zeitmaschine, ganz in das Geschehen eintauchen, was mir sehr gefallen hat.

Immer wieder erschreckend finde ich dabei die Tatsache, dass, obwohl die Zeit der Geschichte „nur“ 120 Jahren zurück liegt, ein ganz anderes Bild der Gesellschaft und vor allem der Frau herrschte. Wie anders waren doch die Möglichkeiten, Voraussetzungen und Erwartungen und wie glücklich können wir uns heute schätzen, dass sich so viel geändert hat, wenn auch leider immer noch nicht überall von Gleichberechtigung gesprochen werden kann… Solche „Erkenntnisse“ schätze ich an historischen Romanen sehr!

Die sprachliche Ausdrucksweise der Autorin hat mir ebenfalls sehr zugesagt, denn der Text liest sich flüssig und sehr angenehm, ist gut strukturiert und ansprechend. Gefallen hat mir auch sehr, dass die Geschichte sowohl auf der Ebene der jungen Mädchen spielt und von deren Erfahrungen, Bedürfnissen und Sehnsüchten berichtet, als dass durch Gesche Petersen und Noras Familie aber auch Erwachsene ProtagonistInnen eine wichtige Rolle spielen und Einblicke gewähren.

Wissen sollten alle potentiellen LeserInnen vielleicht noch, dass es sich bei diesem Buch um den ersten Band einer Reihe handelt und die Geschichte quasi „mitten im Geschehen“ endet. Im Herbst wird dann der zweite Teil erscheinen, der sicherlich mehr über das weitere Leben der Roman-Personen verraten wird – ich freue mich schon sehr darauf!

Mich hat diese Geschichte in eine ganz andere Zeit mit ganz anderen Lebensentwürfen und –Voraussetzungen entführt und ich habe das sehr genossen! Mir hat das Buch eine tolle Lesezeit geschenkt und ich kann es allen LeserInnen empfehlen, die Lust auf starke Frauen-Geschichten, eine Zeitreise und große Gefühle haben!