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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 177 Bewertungen
Bewertung vom 13.11.2023
Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Kosuke Kindaichi ermittelt wieder!

Gestaltung:
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Titel und Titelbild sind passend zur Reihe in schwarzen und roten Tönen gehalten. Die Silhouette des Mädchens von oben macht sehr neugierig. Der weiße Kreis in der Mitte bietet Wiedererkennungswert. Insgesamt ist die ganze Gestaltung wie bei Band 1 sehr hochwertig. Der Umschlag ist wieder ungewöhnlich: vorne wie ein Hardcover, innen durch zwei Klappen die Andeutung eines Schutzumschlags. Insgesamt ist die Gestaltung auch hier wieder sehr gelungen.

Inhalt:
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Japan im September 1946: Seit dem ersten Fall "Die rätselhaften Honjin-Morde" ist einige Zeit vergangen. Detektiv Kosuke Kindaichi wurde indessen im Zweiten Weltkrieg eingezogen und kehrt nun zum Glück unversehrt zurück. Bei seiner Rückkehr macht er einen Umweg über die Insel Gokumon. Der Name bedeutet "Höllentor". Er soll dort Familienangehörigen von Chimata, seinem Freund aus Kriegstagen, mitteilen, dass dieser verstorben ist. Chimata hatte ihn vor seinem Tod darum gebeten. Des weiteren bat er Kosuke darum, Chimatas drei Schwestern davor zu bewahren, ermordet zu werden. Kaum hat Kosuke den Angehörigen seine Botschaft übermittelt, fällt bereits die erste Schwester einem Mord zum Opfer. Ihr Tod gibt Kosuke einige Rätsel auf und bei diesem einen Mord bleibt es leider nicht.

Mein Eindruck:
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Zu Beginn empfängt den Leser ein umfangreiches Personenregister, das durch sein Volumen auf mich erst mal etwas abschreckend wirkte. Doch beim Lesen kam ich nach und nach rein und fand mich zwischen den Charakteren immer besser zurecht.
Die Geschichte beginnt sehr ruhig und auch nachdem der erste Mord geschehen ist, steigern sich die Ereignisse nur in mäßigem Tempo. Dennoch empfand ich es nie als langweilig, weil ich beim Lesen die ganze Zeit miträtseln konnte. Zudem vermag der Detektiv mich mit seinem trockenen Humor und seiner Art wie Columbo immer wieder zu amüsieren. Die Auflösung des Falles war überraschend, vielleicht etwas zu sehr konstruiert und wirklichkeitsfremd, aber dies ist bei japanischen Krimis wohl so üblich. Da tickt die japanische Kultur anders als die europäische. Dennoch hat mir der Schluss gut gefallen, bei dem sich alle Puzzleteile zu einem Ganzen fügten.
Ich hatte bereits den ersten Band mit Genuss gelesen und mochte sowohl den ruhigen Erzählstil eines unbekannten Ich-Erzählers als auch die Tatsache, dass ähnlich wie bei Agatha Christie eher das Rätselraten im Vordergrund steht und man nebenher einiges über die japanische Geschichte und Tradition erfährt. Diesem Stil ist der Autor auch im zweiten Teil treu geblieben.
Am Ende des Buches gibt es ein Glossar, in dem die japanischen Begriffe sowie einige historische Hintergründe erläutert werden. Dies empfand ich als sehr aufschlussreich, auch wenn es den Lesefluss etwas gehemmt hat. Fußnoten wären m. E. hier die bessere Wahl gewesen, aber das ist leider außerhalb wissenschaftlicher Publikationen aus der Mode gekommen.
Insgesamt hat mir die Fortsetzung genauso gut gefallen wie Band 1. Die Übersetzerin hat auch hier tolle Arbeit geleistet und ich freue mich auf die weiteren Fälle.

Fazit:
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Auch der zweite Fall von Kindaichi konnte mich überzeugen!

Bewertung vom 13.11.2023
Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1
Tsokos, Michael

Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1


gut

Erster Fall für Sabine Yao

Inhalt:
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Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao hat vorher an der Seite von Dr. Fred Abel gearbeitet und tritt nun seine Nachfolge an. In ihrem ersten eigenen Fall befasst sie sich zunächst mit dem Tod der Ehefrau des Schönheitschirurgen Roderich Kracht. Da dieser ein sehr einflussreicher und angesehener Mann ist, ist der Fall besonders heikel. Alles deutet zunächst darauf hin, dass Kracht nichts mit dem Tod zu tun hat. Doch dann ergeben sich Unstimmigkeiten bei der Bestimmung des Todeszeitpunkts und auf einmal merkt Yao, dass es möglicherweise auch bei anderen Todesfällen Zusammenhänge mit Kracht geben könnte. Doch dies gerichtsfest nachzuweisen ist nicht so einfach. Und während der Ermittlungen merkt Yao nicht, dass sie sich selbst in tödliche Gefahr begibt.

Mein Eindruck:
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Ich hatte schon viel über Michael Tsokos und seine Gerichtsthriller gehört. Dennoch war dies der erste Roman, den ich von ihm gelesen hatte. Somit musste ich mich erst mal mit der Protagonistin Sabine Yao vertraut machen und auch ihr Chef Prof. Paul Herzfeld und ihr Ex-Kollege Dr. Fred Abel kommen dieses Mal wieder vor. Diesbezüglich ist es Herrn Tsokos gelungen, mich abzuholen. Die Charaktere werden ausreichend beschrieben und ich kam schnell in die Handlung hinein.
Eigentlich lese ich gerne Krimis mit realen Hintergründen und bin auch an rechtsmedizinischen Themen sehr interessiert. Obwohl der Fall sehr raffiniert ist und man dabei viel über Todesstarre und deren Beeinflussung sowie über Gifte und Möglichkeiten der Strangulation erfährt, empfand ich viele Passagen als zu ausführlich und vor allem zu nüchtern ausgeführt. Der Lesefluss wurde durch zu detaillierte Beschreibungen der Tatorte und der medizinischen Details immer wieder unterbrochen. Es wirkte, als wäre der Autor einen Tick zu bemüht, sein umfangreiches Fachwissen unbedingt in die Handlung einbringen zu müssen. Durch die Einschübe, in denen die Handlung sich mit der Schwester von Sabine Yao befasst, die in einer psychiatrischen Klinik verweilt und um die sie sich sehr sorgt, hätte es meiner Ansicht nach auch nicht bedurft. Sie ziehen die Handlung unnötig in die Länge.
Sabine Yao wirkt auf mich wie der perfekte Mensch, der seine Emotionen immer unter Kontrolle hat und für den Arbeit stets an erster Stelle steht. Es mag solche Charaktere geben, aber für mich ist sie dadurch einen Hauch zu perfekt und unnahbar und ich konnte wenig Empathie für sie aufbringen.
Alles in allem ist dies für mich weniger Thriller als gerichtsmedizinischer Krimi. Erst gegen Ende nimmt die Spannung stark zu, aber das betrifft nur geschätzt das letzte Viertel des Romans.

Fazit:
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Ein Krimi mit zu viel Detailverliebtheit und Szenen, die die Handlung unnötig in die Länge ziehen. Gerichtsmedizinisch sehr aufschlussreich!

Bewertung vom 27.10.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Schweigen ist nicht immer das Beste!

Inhalt:
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Die 33-jährige Silvia hat vor kurzem ein Kind bekommen. Der Mann hat sich direkt nach der Bekanntgabe der Schwangerschaft getrennt. Silvia fühlt sich in ihrer Berliner WG eingeengt und hat angesichts der Geburt ihrer Tochter Hannah den Wunsch, mit ihrer Mutter Evelyn zu reden. Seit sie vor vielen Jahren ihre Heimatstadt Ildingen verlassen hat, hatten sie keinen Kontakt zueinander. Es gab zu viele unausgesprochenen Verletzungen und einige Geheimnisse, die bis heute unbeantwortet blieben. Wird es Silvia gelingen, mit ihrer Mutter, ihrer Vergangenheit und auch mit sich selbst ins Reine zu kommen?

Mein Eindruck:
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"Kurz hatte Silvia den Impuls, Hannah zu schnappen und sie Evelyn in die Arme zu legen. So wie an ihrem ersten Tag zu Hause in Ildingen. Wie eine Wärmflasche, aber für den Gefühlshaushalt. Vielleicht würde dieser Eisberg ja doch ein bisschen antauen. Vielleicht würde dann ja doch etwas ins Rutschen geraten. Es wäre allerhöchste Zeit."

Die Geschichte beginnt in der Zeit kurz vor dem Mauerfall 1989, die Aufbruchstimmung ist spürbar. Die Handlung wird dabei abwechselnd von der Zeitebene erzählt, in der Evelyn ihren Mann kennenlernt und eine Familie gründet (1950er-Jahre) und der, in der Silvia wieder auf ihre Mutter trifft. Die Perspektiven wechseln hauptsächlich zwischen Silvia und Evelyn, aber auch andere Perspektiven wie die von Silvias Tante Betti, Silvias Vater und einigen Nebenfiguren werden eingestreut. Die Erzählstränge der unterschiedlichen Zeitebenen sind so gestaltet, dass permanent Spannung aufgebaut wird. Spätestens ab dem ersten Drittel konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es gab so viele Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt wurden und die vielen Fäden fügten sich am Ende auf überraschende Weise schlüssig zusammen, dass das Buch von Anfang bis Ende eine Sogwirkung auf mich ausübte.

"Als Silvia später wieder in ihrem alten Kinderzimmer auf dem Bett saß und ihre schlafende Tochter betrachtete, fasste sie einen Entschluss. Wenn sie das nächste Mal Frau Hagerle besuchen würde, wollte sie Hannah mitnehmen. Und auch wenn sie noch nicht wirklich wusste, was für ein Leben sie sich für sich und ihre Tochter vorstellte, war sie doch wild entschlossen, ihr Kind nicht in Sprachlosigkeit und Stille aufwachsen zu lassen. Hannah sollte sich niemals zur Nachbarin flüchten müssen, um ein bisschen Chaos und Lebendigkeit und Wärme zu erleben."

Mir gefiel der Sprachstil sehr gut. Die Autorin verwendet treffende Worte, um die Sprachlosigkeit in der Familie, die unausgesprochenen Erwartungen und die Konsequenzen der betroffenen Personen zu beschreiben. Besonders das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg wird gut eingefangen: Traumata der Kriegsrückkehrer, der Zwiespalt der Frau, einerseits Hausfrau und Mutter sein zu müssen, gleichzeitig aber durch Berufstätigkeit nach mehr Anerkennung und Karriere zu streben oder lieber ohne Mann das Glück zu versuchen. Auf dem Land deutlich schwieriger als in der Stadt, da hier gilt, das man von den Nachbarn stets beobachtet und be- oder gar verurteilt wird. Das mag an mancher Stelle klischeehaft scheinen, aber ich denke, dass es tatsächlich häufig so der Tatsache entsprach.
Durch Zufall habe ich durch die Leseprobe am Ende des Buches entdeckt, dass dies der 2. Teil der Borowski-Familienerzählung ist, also der Nachfolger von "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid". Diesen kenne ich noch nicht, aber nachdem ich die Geschichte um Silvia und ihre Mutter verschlungen habe, werde ich mit Sicherheit auch die von Hannah, ihrer Großmutter und deren Mutter in Erfahrung bringen wollen. Die Reihenfolge ist dabei sicherlich egal, denn es stehen unterschiedliche Beziehungsebenen in den Romanen im Fokus.

Fazit:
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Fesselnd erzählte Geschichte über unausgesprochenen Erwartungen, Sehnsüchte und die Neufindung einer Mutter-Tochter-Beziehung

Bewertung vom 27.10.2023
Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


ausgezeichnet

Anna und Fritz ermitteln wieder!

Inhalt:
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1914: Nach ca. 2 Jahren hat sich Anna gut in der Münchner Gerichtsmedizin eingearbeitet. Aber dann landet ein toter Säugling auf dem Obduktionstisch und der Fall geht Anna näher, als sie möchte. Die Mutter ist nicht auffindbar, und als sie mithilfe von ihrem Freund Fritz Nachtwey die Ermittlungen aufnimmt, stößt sie auf unerwartete Geheimnisse der Münchner Gesellschaft und es gibt weitere Tote.

Mein Eindruck:
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»Auch die Aussetzung eines Kinds ist schließlich strafbar. Die Zahl der Kindstötungen steigt in letzter Zeit leider an. Weil die Männer im Krieg sind, wissen viele Frauen anscheinend kaum noch, wie sie die Kinder ernähren sollen, die sie haben. Geschweige denn, wie sie ein weiteres Mäulchen stopfen könnten, das sie noch dazu daran hindert, eine Stelle anzunehmen. Das wird in den nächsten Monaten sicher noch schlimmer werden.« Er lächelte bitter. »Einmal ganz abgesehen davon, dass sicher viele Verlobte in der Nacht, bevor sie sich den Tornister auf den Rücken schnallten, von ihren Mädchen zärtlichen Abschied genommen haben. Mit manchen unerwünschten Folgen.«

Nachdem ich den ersten Teil bereits verschlungen habe, musste ich unbedingt wissen, wie es mit Fritz und Anna weitergeht. Dabei stand im ersten Band das Verbrechen zugunsten der Beziehungsgeschichte der beiden anfangs eher im Hintergrund. Mir gefiel vor allem, dass sich trotz der vielen Plänkeleinen der beiden eher eine feste Freundschaft anbahnt als eine Liebesbeziehung. In diesem Band ist diese Freundschaft bereits gefestigt und mir gefiel auch, dass sich die Beziehug zwischen der Polizei und dem privat ermittelnden Duo Anna und Fritz gebessert hat. Auf diese Weise bieten sich für den Fall noch bessere Ermittlungsmöglichkeiten. Diesmal hält der Fall den Leser durchgehend in Atem. Bis fast zum Schluss tappte ich im Dunkeln, wer der tatsächliche Täter und das Motiv bei all dem ist. Es werden einige falsche Spuren gelegt und erst nach und nach fügen sich die Puzzleteile zueinander.

"Und ja, Friedrich hatte sie genutzt. Seit Johann Senftls Firmen einen großen Teil ihrer Produktion auf Erzeugnisse für die Armee umgestellt hatten, akzeptierte man höheren Orts offenbar, wenn die gesamte Familie der Ansicht war, ihre Schuldigkeit fürs Vaterland getan zu haben. Weynand war freigestellt worden, ohne auch nur darum ersucht zu haben. Sehr zur Beschämung seines Vaters, dem das Deutsche Reich über alles ging, selbst über das Königreich Bayern, und seines Bruders Otto, der als Kavallerieoffizier irgendwo unter dem Oberbefehl des Kronprinzen Rupprecht in Belgien stand."

Neben dem Kriminalfall gibt es noch einiges Interessantes aus der Gesellschaft der damaligen Zeit zu entdecken. Auch das Kriegsgeschehen und die persönlichen Einschläge, die es bei den Protagonisten hinterlässt, sind spürbar.
Ich finde diesen Teil fast noch besser als den ersten. Da ich aber keine sechs Punkte geben kann, gebe ich auf jeden Fall gerne die volle Punktzahl und kann den nächsten Teil kaum erwarten!

Fazit:
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Ein gelungener historischer Krimi vor der Kulisse des Ersten Weltkriegs in München: Noch fesselnder als Band 1!

Bewertung vom 24.10.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


sehr gut

(Über-)Leben in den Hamptons

Cover:
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Das Titelbild wirkt nüchtern mit der ausgestreckten Hand vor grünem Hintergrund. Leider kein Eyecatcher.

Inhalt:
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Alex ist eine getriebene junge Frau. Sie wohnt in der Stadt in einer WG. Ihr Leben scheint von allen möglichen Drogenarten durchzogen, die allergrößte Droge sind jedoch Affären mit Männern, die ihr als Unterhalt dienen und die nie eine dauerhafte Beziehung versprechen. Sie verschwinden genauso schnell, wie sie in ihr Leben traten. Das ändert sich, als Alex Simon kennenlernt. Er ist attraktiv und erfolgreich und lädt sie ein, zu ihm in die Hamptons zu kommen, ein Wohlhabendenviertel außerhalb der Stadt. Er möchte sie als Gast bei einer großen Party, die eine Woche später stattfinden soll. Für Alex scheint es der Sprung raus aus ihrem bisherigen in ein besseres Leben zu sein. Doch dann gibt es Streit, Alex wird rausgeworfen und ein Mann aus ihrer Vergangenheit ist plötzlich hinter ihr her. Doch Alex klammert sich an die Einladung von Simon. Ihr Ziel: Durchhalten bis zum besagten Tag der Party, in der sie Simon sicher wieder in seine Arme nehmen wird.

Mein Eindruck:
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"Sie hatte schon früh gelernt, dass es notwendig war, eine gewisse Distanz zu wahren. Ein paar Unwahrheiten aufrechtzuerhalten. Es war einfach und wurde immer einfacher. Und war es nicht besser, den Leuten zu geben, was sie wollten? Ein Zwiegespräch als reibungslose Transaktion geführt - ein seidenweiches Hin und Her ohne Einbruch der Realität. Fast alle bevorzugten die Geschichte. Alex hatte gelernt, sie zu liefern, hatte gelernt, wie man die Leute in den Bann zog mit einer Vision ihrer selbst, erkennbar, aber zehn Stufen höher gedreht, verstärkt zu etwas Besserem. Hatte gelernt, auf ihre eigenen Begierden anzuspielen, als wären es gemeinsame Begierden. Irgendwo, tief in ihren Hirnen, feuerten die Synapsen und tuckerten in die Richtung, die sie vorgab. Die Leute waren erleichtert, dankbar, sich einzuklinken in etwas Größeres, Leichteres.
Und es tat gut, jemand anders zu sein. Zu glauben, und sei es nur einen halben Moment lang, die Geschichte sei anders. Alex hatte sich ausgemalt, was für eine Person Simon gefallen würde, und das war die Person, die Alex ihm vorgab zu sein. Alex' ganze abgeschmackte Vergangenheit wurde herausgelöst, bis es sogar ihr selbst allmählich so vorkam, als wäre nichts davon je passiert."(S. 26)

Dieser Roman hat von Anfang an einen großen Sog auf mich ausgeübt. Dabei ist der Schreibstil beschreibend und nüchtern. Alex selber ist mir unsympathisch, schon aufgrund ihres Lebensstils. Und dennoch fieberte ich von Kapitel zu Kapitel mit ihr. Zum einen liegt das an ihrem Durchhaltevermögen. Sie klammert sich mit aller Kraft an die Vorstellung, dass sie mit Simon wieder vereint wird und ein besseres Leben führen wird. Zum anderen ist es immer wieder überraschend und auch amüsant, wie sie von einer Situation in die nächste rutscht, Menschen der höheren Gesellschaftsschicht kennenlernt und mit den unausgesprochenen Gepflogenheiten und Erwartungen der anderen spielt. So schafft sie es immer wieder, ihren Aufenthalt in den Hamptons zu verlängern. Ich fieberte die ganze Zeit mit, was als nächstes kommt und vor allem erwartete ich das Finale mit großer Spannung.

"Mh", machte Alex, ein hinreichend wertneutraler Lückenfüller, und dies schien völlig akzeptabel. Unglaublich, wie wenig man tatsächlich geben musste. Die Leute wollten einfach nur sich selbst reden hören, und die Reaktion des Gegenübers war ein Komma zur Gliederung ihres Monologs. (S. 52f)

Besonders gefiel mir an diesem Roman der scharfe und oft ironische Blick der Autorin auf unsere Gesellschaft bzw. vielmehr auf die "High Society" Amerikas. Da werden so viele Klischees aufgedeckt und damit gespielt, dass ich oft schmunzeln musste. Leider war genau zum erwarteten Ende plötzlich die Luft raus und das Ende des Romans ließ mich enttäuscht zurück. So als hätte man die Luft plötzlich aus einem Ballon entweichen lassen. Sehr schade, dafür gibt es einen Punkt Abzug.

Fazit:
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Gesellschaftskritischer Roman über die High Society Amerikas mit hoher Sogwirkung, aber enttäuschendem Ende

Bewertung vom 13.10.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


sehr gut

Familienbande

Gestaltung:
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Das Titelbild wirkt altmodisch mit dem Kaffeegedeckt und der Tischdecke mit Blümchenmuster. Alles gehalten in Farbtönen, die an die 70er-Jahre erinnern. Wirkt auf den ersten Blick nicht sehr attraktiv, erfasst aber genau die Stimmung, die man mit einem Besuch im Elternhaus verbindet, finde ich. Als Hardcover mit Lesebändchen ist das Buch sehr wertig gestaltet.

Inhalt:
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Die Eltern der drei Schwestern Sanne, Petra und Gitti sind nicht mehr so rüstig wie früher. Sanne als Älteste hat das Elternhaus überschrieben bekommen. Sie ist nun Besitzerin des Hauses und auch diejenige, die sich am meisten um die Eltern kümmert. So beschließt sie, dass es besser ist, die Eltern in eine barrierefreie Wohnung umziehen zu lassen und das Elternhaus zu verkaufen. Die anderen Schwestern sind dagegen und mit dem Umzug der Eltern zeigt sich für alle, wie kompliziert familiäre Beziehungen sein können und doch ist das Elternhaus der zentrale Punkt für alle.

Mein Eindruck:
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"Wie lange in seinem Leben brauchte man ein Elternhaus? War es nicht beinahe natürlich, dass es gebrechlich wurde. Wie die Eltern. Dass es irgendwann verschwand. So wie die Eltern irgendwann nicht mehr da sein würden." (S. 298, Sanne)

Der Schreibstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive von Sanne als Älteste der Drei und von Petra, der mittleren Schwester erzählt. Die jüngere Schwester Gitti spielt nur am Rande eine Rolle. Vorwiegend wird dabei die Beziehung der beiden älteren Schwestern in den Mittelpunkt der Handlung gestellt. Die eine nimmt als Älteste die Rolle der vernünftigen, sich um die Eltern kümmernden ein. Sie heiratet, bekommt Kinder, baut ein Haus in der Nähe der Eltern. Petra dagegen studiert, will sich nicht binden, zieht immer wieder um und hält eher Abstand von der Familie. Gitti als Jüngste läuft eher so mit, heiratet, lässt sich scheiden, bekommt ein Kind und hat mehrere Beziehungen.
In diesem Roman kommt sehr stark zum Vorschein, wie sehr das Elternhaus einen Menschen prägen kann. Elterliche Erwartungen spielen eine Rolle, aber auch die Erwartungen und unterstellten Erwartungen der Geschwister untereinander. Mich betrifft das Thema aktuell sehr, da ich mich in einer ähnlichen Situation befinde. Zwar konnte ich mich mit keiner Schwester komplett wiederfinden, aber hatte Verständnis für beide, da ein Teil Sanne und ein Teil Petra in mir steckt.
Es ist interessant zu sehen, wie sich durch die Auflösung des Elternhauses auch ein Teil des bisherigen Lebens beider Schwestern auflöst bzw. verändert. Zwar empfand ich die Veränderung von Sanne teilweise als sehr drastisch und nicht ganz glaubwürdig, aber am Ende führt sie doch dazu, dass sich beide Schwestern einander annähern. Das Ende jedoch empfand ich als abrupt und unbefriedigend.

Fazit:
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Berührender Roman über die Beziehung von Schwestern und die prägende Rolle des Elternhauses

Bewertung vom 29.09.2023
What the Fake!
Asllani, Etrit

What the Fake!


ausgezeichnet

Unterhaltsame Sensibilisierung

Mein Eindruck:
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Der Psychologe Etrit Asllani betreibt mittlerweile selbst einige Kanäle auf sozialen Medien, auf denen er über Fake News aufklärt. Hier beschreibt er umfassend und leicht verständlich, wie es zu diesem Buch kam, was Fake News sind, auf welche Weise sie zustande kommen und warum sie so gerne verbreitet werden. Er räumt mit den am häufigsten verbreiteten Mythen auf, widmet sich dem Thema Verschwörungstheorien und welches Rezept für einen "Verschwörungskuchen" benötigt wird.

Dabei duzt er seinen Leser und geht auch auf die Geschichte der Fake News ein, die nicht erst mit Social Media entstanden sind, sondern schon viel früher. Aber man merkt auch, dass er dabei ein eher jüngeres Publikum anspricht, das mit Social Media groß geworden ist und daher vielleicht auch weniger sensibilisiert für Falschmeldungen. Dennoch ist der Ton nie flapsig oder besonders "cool", sondern verständlich und mit vielen Beispielen arbeitend. So kann auch der nicht mehr so jugendliche Leserkreis (zu dem ich zähle) davon profitieren.

Mir gefiel der umfassende Aufbau sehr gut. Es wird auf alle Aspekte des Themas eingegangen, angefangen von der Historie bis zum Entstehen, dem Verbreiten, dem Erkennen und schließlich dem Vermeiden von Fake News. Wichtige technische Begriffe werden ebenso erklärt wie psychologische. Durch Infokästen und Grafiken werden die Fakten gut veranschaulicht und am Ende werden noch hilfreiche Tipps genannt, um sich weiter zu informieren oder über aktuelle Fake News auf dem Laufenden zu halten.

Obwohl ich mich schon aus beruflichen Gründen mit dem Thema befasst habe, habe ich einiges Neues gelernt, vor allem die psychologischen Aspekte betreffend, aber auch bei den Aufklärungen war einiges Spannendes für mich dabei. Herr Asllani versteht es trotz vieler Fakten den Leser durch seine bildhafte Sprache und guten Erklärungen bei der Stange zu halten. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch verschlungen, was bei einem Sachbuch sehr selten ist.
Am Ende bekommt der Leser einen Impfpass ausgestellt, damit er zukünftig besser vor Fake News geschützt ist. Diese kleine Anspielung auf Corona (in der Zeit ist das Buch auch entstanden) hat mir gut gefallen. Der Autor versteht es, Sachverhalte fesselnd zu formulieren. So macht Sensibilisierung Spaß! Ich hoffe auf weitere Bücher von ihm und werde seine Tätigkeiten auf Social Media weiter verfolgen.

Fazit:
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Unterhaltsame und sehr umfassende Aufklärung zum Thema Fake News

Bewertung vom 07.09.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


gut

Charakterstudie eines Fans

Cover:
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Das Cover hat mich nicht angesprochen. Im Nachgang betrachtet passt es, da die Frauengestalt mit den blondierten Haaren verschwommen dargestellt ist und die Cover-Farben in den Farben des Idols gehalten sind. Vom Titelbild her hätte ich das Buch ignoriert, es sieht eher nichtssagend aus.

Inhalt:
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Die Teenagerin Akari ist Fan des Idols Masaki Ueno, dem Sänger eine J-Pop-Band. Während sie sonst im Leben nicht viel auf die Reihe bekommt, sich beim Lernen schwertut, keine Freunde hat und mit sich selbst nicht viel anzufangen weiß, widmet sie ihren ganzen Lebensinhalt Masaki. Als bekannt wird, dass er eine Frau geschlagen habe, gerät seine Karriere ins Wanken und bröckelt. Und mit dem Niedergang der Karriere wird auch Akaris Leben immer schwieriger.

Mein Eindruck:
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Mich hat die Beschreibung fasziniert. Ich kann mit der asiatischen Kultur, vor allem mit der japanischen, nicht viel anfangen. Ich bin jedoch regelmäßig fasziniert, welche Extreme sich in der Kultur bilden. Vor allem die Fankultur um die Idole scheint mir noch stärker als in anderen Ländern ausgeprägt zu sein.
Gerade weil ich selber nicht zu solchen Extremen neige und nicht verstehen kann, wie man blind sein Geld für eine Person ausgeben kann, hat mich diese Geschichte fasziniert. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, Akari als Person zu skizzieren. Sie entspricht dem erwarteten Klischee eines Fans: Ihr ganzes Leben und ihre Finanzen drehen sich um Masaki.
Dabei ist ihr bewusst, dass er im "echten Leben" sicher anders ist, aber sie will ihn auch gar nicht wirklich kennenlernen, sondern nur den Fankult leben:

"Ich wünsche mir keine Beziehung, bei der wir beide etwas füreinander empfinden, wahrscheinlich, weil ich so, wie ich jetzt bin, gar nicht von ihm gesehen oder akzeptiert werden will. Es ist ja nicht gesagt, dass er mich im echten Leben mag, und ich weiß auch nicht, ob es mir Spaß machen würde, ständig mit ihm zusammen zu sein. Das ändert natürlich nichts daran, dass ich vor Aufregung platze, wenn ich mich bei einem Event ein paar Sekunden mit ihm unterhalten und ihm die Hand schütteln kann.
Aber ich finde, dass in der Distanz, die durch einen Handy- oder Fernsehbildschirm oder Abstand zwischen Bühne und Publikum entsteht, etwas Rücksichtsvolles und Tolerantes liegt. Unsere Beziehung wird niemals durch irgendetwas, das wir sagen, enger, sie geht aber auch nicht kaputt, weil ich etwas falsch mache. Die Anwesenheit einer Person auf eine gewisse, immer gleiche Entfernung zu spüren, kann meiner Meinung nach ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Aber vor allem fühle ich mich am glücklichsten, wenn ich mein Idol anhimmele, wenn ich ihm alles gebe, wenn ich ganz darin aufgehe, selbst wenn die Beziehung völlig einseitig ist." (S. 63f)

Obwohl Akaris Gedanken so treffend skizziert sind, bleibt der Rest von Akari dem Leser fremd. Welche Krankheit sie hat, dass sie nicht gut lernen kann und sich im Alltag und mit sozialen Dingen schwertut, wurde nicht explizit genannt. Die Beziehung zu ihren Eltern und der Schwester ist auch sehr distanziert. Vermutlich liegt es daran, dass man dort Gefühle nicht so zeigt wie bei uns und Menschen mehr über Leistung wahrgenommen werden.
Auf der einen Seite reflektiert Akari ihre Handlungen und registriert ihre Andersartigkeit. Auf der anderen Seite tut sie nichts, um das zu ändern und flüchtet sich in ihre Welt.

Angesichtes des Klappentextes hatte ich etwas mehr, einen "großen Knall" erwartet, aber der blieb aus. Die Charakterstudie hat mir gut gefallen. Sie zeichnet ein realitätsnahes Bild der Idol-Industrie in Japan und was sie mit ihren Fans macht. Dennoch bleibt die Handlung seicht, ohne Spannung und mit einem unbefriedigenden Ende. Man hätte mehr draus machen können. Auch die Hintergründe des Idol-Systems sind nur angedeutet. Hier hätte man noch mehr in die Tiefe gehen können.

Fazit:
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Abhängigkeit eines Fans von der Karriere seines Idols - authentisch, aber wenig spannungsreich erzählt

Bewertung vom 05.09.2023
Die Zeitreisende
Lemper, Ute

Die Zeitreisende


sehr gut

Zeitreise durch 60 Jahre eines (Weltstar-)Lebens

Gestaltung:
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Die Frau auf dem Cover strahlt Sinnlichkeit und etwas Geheimnisvolles aus. Diese Mischung ganz in schwarz-weiß wirkt anziehend auf den Betrachter und macht neugierig auf das Buch.
Im Inneren des Buches spiegelt sich die Mischung aus schwarz-weiß und rot vom Titelbild wieder. Des Weiteren findet man in jedem Kapitel Fotoaufnahmen der Autorin, die das Geschriebene veranschaulichen und unterstreichen. Als Hardcover ein sehr schönes und wertiges Buch!

Mein Eindruck:
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"Nur wenn man zu weit geht, kann man herausfinden, wie weit man gehen kann. Ich schiebe meine Grenzen weiter nach vorn. Es sollte kein Tabu geben. Nichts bleibt unmöglich, wenn man es möglich macht." (S. 17)

Ute Lemper schreibt hier anlässlich ihres 60. Geburtstages über ihr Leben, angefangen von ihren beruflichen Anfängen bis zur aktuellen Zeit. Die Kapitel sind dabei in verschiedene Zeitabschnitte eingeteilt, sodass man als Leser im wahrsten Sinne des Wortes eine Zeitreise macht. Auch deshalb, weil sich persönliche Anekdoten mit Erzählungen zur Zeitgeschichte abwechseln.

Ich muss gestehen, dass ich Ute Lemper bisher eher dem Namen nach kannte und ich nur einige Filme zufällig von ihr gesehen hatte. Mit ihrer Person und ihrem Werdegang hatte ich mich bis dato noch gar nicht befasst. Aber das Cover und die ersten Zeilen haben mich sofort neugierig gemacht. Beim Lesen faszinierte mich ihre Weltanschauung, die Fähigkeit, die richtigen (oft poetischen) Worte für ihre Gefühle und Erlebnisse zu finden sowie ihre Disziplin und ihr Durchhaltevermögen. Sie hat nicht nur in der Schauspielerei, im Tanz und im Gesang ihren Beruf, sondern ihre Berufung gefunden und trotz vieler Widerstände eine beachtliche Karriere gemacht. "Nebenbei" hat sie auch noch vier Kinder bekommen und trotz dem hektischen Berufsleben und vielen Reisen ihre Familie zusammengehalten.

"Ich verabscheue Lügner, Wegrenner, Mitläufer, Verräter, Intriganten, Narzissten, Angeber, Übertreiber und aggressive, launische, ständig urteilende Besserwisser. Wer bleibt übrig? Die Stillen, die nach geheimen Dingen suchen." (S. 17)

Ich fand auch ihre Toleranz und ihr Mitgefühl bemerkenswert. Sie ist eine kluge und einfühlsame Frau. In ihrer Biografie hat sie auf ihrem ersten Werk aufgebaut, dass sie zu ihrem dreißigsten Geburtstag veröffentlicht hatte. Stellenweise zitiert sie ganze Passagen und fügt nur ab und zu ihre aktuellen Gedanken dazu ein. Besonders diesen älteren Teil fand ich etwas anstrengend zu lesen. Zum einen, weil er in Schreibmaschinenschrift wiedergegeben wurde, zum anderen, weil der Stil sachlicher als der Rest des Buches war und sich mir manchmal zu detailreich mit historischen Fakten beschäftigte oder dem Hintergrund von künstlerischen Werken, die ich nicht kannte und die mich weniger interessierten.
Frau Lemper ist in ihrem Leben mit vielen bekannten Personen zusammengekommen und solche Begegnungen sind natürlich zeitgeschichtlich relevant und spannend. Doch wer sich mit dem Künstlerleben nicht so gut auskennt, wird mit solchen Passagen nicht viel anfangen können.
Aber abgesehen davon fand ich dieses Buch sehr inspirierend und spannend zu lesen. Besonders die enge Bindung zu ihren Kindern hat mir sehr gut gefallen. Dazu passt, dass ihre Tochter im letzten Teil das Leben ihrer Mutter aus Tochter-Perspektive geschildert hat.

Fazit:
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Die neue Biografie von Ute Lemper: klug, inspirierend und ermutigend!

Bewertung vom 01.09.2023
Die Verborgenen
Geschke, Linus

Die Verborgenen


ausgezeichnet

Unbekannte Mitbewohner

Inhalt:
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Sven und Franziska leben mit ihrer Teenager-Tochter Tabea in einem Haus an der Nordseeküste. Nach außen sind sie die perfekte Vorzeigefamilie. Aber jeder hat seine Geheimnisse und die kommen nach und nach ans Licht, während seltsame Dinge im Haus geschehen. Und dann wird auch noch eine vermisste Schulkameradin von Tabea tot aufgefunden und die Angst, dass der Täter in der Nähe des Opfers zu suchen ist, lässt die Gerüchteküche hochkochen und das gegenseitige Vertrauen infrage stellen.

Mein Eindruck:
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"So sind Menschen eben. Sie haben Geheimnisse, selbst vor denen, von denen sie behaupten, sie zu lieben. Gerade vor denen." [S. 70]

Ich hatte bisher noch nicht von Phroggern gehört. Das sind Menschen, die sich heimlich in ein Haus schleichen und dort für einige Tage unerkannt von den Bewohnern leben. Sie durchstöbern dabei persönliche Dinge und bedienen sich aus den allgemeinen Vorräten. In diesem Fall ist es noch extremer, denn der Phrogger hat ein persönliches Motiv, sich in dem Haus einzunisten und das macht es zusätzlich spannend.
Die Handlung ist abwechselnd aus Sicht von Sven, Franziska, Tabea und dem/der Phrogger geschrieben. Besonders die Phrogger-Sicht machte mir immer wieder Gänsehaut und trieb mich beim Lesen voran, weil ich wissen wollte, welches Motiv dahintersteckt und wie das Ganze letztendlich ausgeht.
Aber auch die Perspektiven der anderen Protagonisten sind aus psychologischer Sicht spannend. Man kann gut nachvollziehen, aus welchen Gründen sie sich plötzlich gegenseitig misstrauen. Und man rätselt beim Lesen, welche Wahrheit letztendlich hinter allem steckt.
Im Verlauf der Geschichte gibt es mehrere überraschende Wendungen und die Auflösung war unerwartet und hat mir gut gefallen. Ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen und werde sicher noch andere Werke des Autors lesen. Besonders gefiel mir das Schlusswort von Herr Geschke, in dem er ein paar Erklärungen zu den Phroggern und seinen Recherchen preisgibt.

Fazit:
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Psychologischer Thriller über das Phrogger-Phänomen mit vielen überraschenden Wendungen und einem überzeugenden Schluss