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Glücksklee

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2018
Der Kreidemann
Tudor, C. J.

Der Kreidemann


ausgezeichnet

Spannend bis zur letzten Seite

Zur Handlung
Eigentlich fängt alles ganz harmlos an. Mit einem Kinderspiel unter Freunden, einem geheimen Code, durch den Eddie und seine Freunde miteinander kommunizieren. Durch Kreidezeichnungen teilen sich Eddie, Fat Gav, Mickey, Hoppo und Nicky geheime Botschaften mit. Es ist ein Spiel. Bis es das nicht mehr ist. Jahrzehnte später holen Eddie die Ereignisse jenes Sommers wieder ein.
Meine Meinung
Man kann zum Inhalt kaum mehr sagen, ohne zu viel von der Handlung vorweg zu nehmen. C. J. Tudor schafft es, durch den Aufbau ihrer Erzählung (die Kapitel, die im Jahr 1986 und 2016 spielen, wechseln sich ab), dass sich die Handlung erst nach und nach entfaltet. Die Kapitel aus 1986 enthalten neben den Erlebnissen der Kinder/Jugendlichen auch Anmerkungen des erwachsenen Eddie aus der heutigen Sicht (also 1016). Es ist interessant, wie die Ereignisse nicht nur aus damaliger Sicht beleuchtet werden, sondern dieselbe Person, die das alles damals wirklich erlebt hat, auf die eigenen Erinnerungen und Erlebnisse zurückschaut.
Im Mittelpunkt der Handlung steht weitestgehend Eddie, seine Freunde werden nicht annähernd so ausgearbeitet dargestellt wie er. Allerdings hat das meinem Leseerlebnis keineswegs geschadet. Eddie ist ein faszinierender Charakter, der auf spannende Art und Weise durch die Geschichte führt. Das Buch hält einige unerwartete Wendungen bereit, die die Spannung aufrechterhalten.
Von mir erhält Der Kreidemann fünf von fünf möglichen Sternen und eine Leseempfehlung für alle Fans spannender Literatur.

Bewertung vom 20.05.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


sehr gut

Faszinierender Auftakt

Zum Inhalt
In einer Welt, in der Frauen keine Wahlmöglichkeit haben, egal, um welchen Bereich ihres Lebens es geht, in der es ihnen bei strengster Strafe verboten ist, Lesen zu lernen, beobachten die Leser von Iron Flowers – Die Rebellinnen die beiden Schwestern Nomi und Serina dabei, wie sie sich in dieser Welt zurechtfinden und jede der Schwestern, zumindest zu Beginn der Geschichte, anders mit den Beschränkungen ihres Lebens durch Männer umgeht.
Meine Meinung
Tracy Banghart ist es gelungen, dass ich in die Welt von Viridia eingetaucht bin. Zusammen mit Nomi habe ich mich darüber geärgert und aufgeregt, dass es Frauen untersagt ist zu lesen. Mit Serina bin ich, ehrlich gesagt, erst nach und nach warm geworden, da sie sich, zumindest zu Beginn der Geschichte, voll und ganz den Regeln dieser Welt unterworfen zu haben scheint. Dass die Geschichte abwechselnd Serina und Nomi auf ihren Wegen verfolgt, hat für Spannung und Tempo in der Handlung gesorgt. Mir jedenfalls hat die Entwicklung beider Schwestern am Herzen gelegen und ich wollte unbedingt erfahren, wie es weitergeht. Daher fiebere ich schon dem nächsten Band entgegen. Was mir an dem Buch nicht so gut gefallen hat, war auf der einen Seite die rasante Entwicklung von Serina. Das ging mir eindeutig zu schnell. Auf der anderen Seite hat sich Nomi, die doch eigentlich sehr intelligent ist, immer wieder sehr naiv und leichtgläubig verhalten. Unter Einbezug der Kritikpunkte an dem Buch komme ich zu einer Bewertung von vier Sternen.

Bewertung vom 08.05.2018
Kleine Feuer überall
Ng, Celeste

Kleine Feuer überall


ausgezeichnet

Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Nach „Was ich euch nicht erzählte“ legt die Autorin Celeste Ng mit „Kleine Feuer überall“ ihren zweiten Roman vor. „Was ich euch nicht erzählte“ zählt zu meinen absoluten Lieblingsbüchern, daher war ich entsprechend neugierig auf den „Neuen“ aus der Feder von Celeste Ng und meine Erwartungen entsprechend hoch.
Zur Handlung
Worum geht es in „Kleine Feuer überall“ eigentlich? In einem malerischen Vorort, so scheint es, führt Celeste Ng ihren Lesern eine augenscheinliche Bilderbuchfamilie vor Augen: Die Richardsons. Vater, Mutter, vier Kinder. Nur die Jüngste rebelliert offensichtlich und sichtbar gegen die starren Regeln und Konventionen, die das Leben in Shaker Heights ausmachen. Und dann tritt eine ganz und gar unkonventionelle Familie in das Leben der Richardsons. Die neuen Mieter der Mutter (die Künstlerin Mia und ihre Tochter Pearl) sind für nahezu alle Familienmitglieder auf die eine oder andere Art faszinierend. Während diese beiden Familien sich erst näherkommen, entwickelt sich aus der Unterschiedlichkeit der beiden Lebensmodelle und vor dem Hintergrund wohlgehüteter Geheimnisse eine Anspannung, die sehr wohl zu Feuer und Rauch führen kann…
Meine Meinung
Auch wenn die Handlung relativ einfach klingt, fasziniert es mich, wie es der Autorin gelingt, dass man so unglaublich gefesselt ist von den Charakteren, den Situationen und Bildern, die einem vor Augen geführt werden. Es ist eine Kunst, wie die Autorin gezielt einzelne Puzzleteile Stück für Stück zusammenfügt und emotional fesselnd eine Geschichte von Familie, von Träumen und Hoffnungen, von Selbstbild und Fremdbild, von Schein und Sein und noch vielem mehr erzählt. Eindringlich werden einem die verschiedenen Charaktere und deren Beweggründe nähergebracht, sodass einen die Ereignisse wirklich erschüttern und mitnehmen. Von mir erhält „Kleine Feuer überall“ daher definitiv fünf von fünf Sternen und eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.04.2018
DUMPLIN'
Murphy, Julie

DUMPLIN'


sehr gut

Nachdenklich stimmendes Jugendbuch

Für mich ist “Dumplin” ein sehr gelungenes Buch, das sich mit Themen wie Schönheit, Selbstvertrauen, Selbstzweifeln und Selbstakzeptanz und vielem mehr beschäftigt. Das Buch hat mir sehr gut gefallen und regt definitiv auch über die letzte Seite hinaus zum Nachdenken an.
Willowdean, die Protagonistin des Romans, ist übergewichtig. Eigentlich akzeptiert sie sich selbst so wie sie ist. Sie hat kein Problem damit, dick zu sein. Meistens wenigstens. Es gibt aber auch Momente, in denen Will eben nicht mit sich im Reinen ist. So entstehen für sie z.B., als sie sich in Bo verliebt und ihrem Schwarm tatsächlich näherkommt, widersprüchliche Gefühle im Bezug zu sich selbst und ihrer Beziehung zu Bo. In manchen Momenten ist Will unglaublich selbstbewusst, dann wieder wird sie von Selbstzweifeln geplagt. Das Verhältnis zu ihrer Mutter, einer ehemaligen Gewinnerin des Miss Teen Blue Bonnet Schönheitswettbewerbs von Clover City, ist zum Teil sehr angespannt. Auch in der Beziehung zu ihrer besten Freundin Ellen kriselt es. Dass Will nicht konsistent vor Selbstbewusstsein strotzt und eben auch manchmal, aufgrund der Reaktionen ihres Umfeldes auf ihr Gewicht, arg zu kämpfen hat, macht die Geschichte für mich so glaubhaft und rührend und Will zu einer sehr menschlichen Protagonistin. Sie ist, wie alle anderen Menschen auch, eben nicht perfekt, für manche Aktionen und Reaktionen möchte man sie am liebsten zur Vernunft rufen. Ich jedenfalls habe bis zum Schluss mit ihr mitgefiebert und kann „Dumplin‘“ daher sehr empfehlen. Vier Sterne von mir für den Roman von Julie Murphy.

Bewertung vom 19.04.2018
Über das tiefe Meer / Die drei Opale Bd.1
Driver, Sarah

Über das tiefe Meer / Die drei Opale Bd.1


ausgezeichnet

Schöner Reihenauftakt

Für Maus besteht ihre Familie aus ihrer Großmutter, ihrem kleinen Bruder Sperling, der Schiffsmannschaft der Jägerin und ihrem Vater, der allerdings zu Beginn des Romans nicht gemeinsam mit seinen Kindern auf der Jägerin unterwegs ist. Als etwas, das Maus für ein Märchen gehalten hat, sich tatsächlich als wahr herausstellt, beginnt für das junge Mädchen ein Abenteuer, wie sie es bisher noch nicht erlebt hat. Liegt es etwa an ihr, Trianukka vor dem sich ausbreitenden Eis zu retten? Und welche Rolle spielt der neue Steuermann, den ihre Oma mit an Bord genommen hat bei der ganzen Geschichte? Während Maus spannende Abenteuer erlebt, begegnet sie Meergeistern, magisch begabten Landschleichern und dem einen oder anderen fantastischen Tierwesen.
Zuerst einmal möchte ich die wirklich liebevoll ausgestattete gebundene Ausgabe von „Die drei Opale – Über das tiefe Meer“ erwähnen. Neben einer Weltkarte, die es dem Leser ermöglicht, von Anfang an ein Gefühl für die Dimensionen und Orte von Triannukka zu gewinnen, enthält das Buch auch eine detaillierte Zeichnung der Jägerin, wodurch man sich auch das Schiff von Maus‘ Familie sehr gut vorstellen kann. Und dann ist da natürlich die von Meergeistern und Terrodylen bevölkerte Welt, in der Maus lebt. Sarah Driver skizziert mit Trianukka eine interessante, fantastische Welt, über die man in den nachfolgenden Bänden sicher noch mehr erfahren kann. Liebenswerte Charaktere, ein flüssiger, zum Alter der Protagonistin passender Schreibstil und eine spannende Erzählweise runden das Leseerlebnis für mich zu einem gelungenen Gesamtbild ab. Ich bewerte „Über das tiefe Meer“ daher auch mit fünf von fünf Sternen und freue mich auch den nächsten Band!

Bewertung vom 02.04.2018
Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2
Shusterman, Neal

Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2


ausgezeichnet

Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Zum Inhalt
„Scythe – Der Zorn der Gerechten“ ist nach „Scythe – die Hüter des Todes“ der zweite Band in Neal Shustermans utopischer Trilogie, in der es der Menschheit gelungen ist, den natürlichen Tod oder den krankheitsbedingten Tod hinter sich zu lassen. Aus der Cloud heraus hat sich hat eine intelligente künstliche Intelligenz gebildet, der Thunderhead, der alle regionalen Regierungen und politischen Instanzen ersetzt hat und dafür sorgt, dass alle zur Erhaltung und dem Schutz menschlichen Lebens auf der Erde notwendigen Maßnahmen ergriffen werden. Einzig eine Institution entzieht sich der Regulatorik des Thunderheads – das Scythetum. Die Scythe sind die Hüter des Todes, die dafür Sorge tragen, das Bevölkerungswachstum einzudämmen. Doch was geschieht, wenn diese durch eigene Regeln gebundene Gruppierung beginnt, die Regeln und Beschränkungen der eigenen Handlungsweisen in Frage zu stellen und abzulehnen?
Meine Meinung
Im ersten Band der Reihe hat Neal Shusterman seine Leser bereits in die Welt eingeführt, in der die damaligen Scythe-Lehrlinge Rowan und Citra leben.
Dieser zweite Band fokussiert sich neben Citra und Rowan, die nach wie vor zu den Hauptcharakteren zählen, sowohl auf einen neu eingeführten Charakter (Greyson Tolliver) und den Thunderhead selbst. Bis auf wenige Ausnahmen spielte der Thunderhead als künstliche Intelligenz mit Bewusstsein im ersten Band eigentlich allzu aktive Rolle. Das ändert Neal Shusterman in „Der Zorn der Gerechten“ grundlegend.
An Stelle der Auszüge aus den Scythe-Tagebüchern, die der Autor im ersten Band zwischen die Kapitel einflocht, kommt nun der Thunderhead selbst zu Wort. Ich fand es unglaublich faszinierend den Überlegungen und Ausführungen zu folgen, die der Thunderhead, der alles Wissen und alle Erfahrungen der Menschheit in sich vereint, anstellt. Für mich verschwamm dabei relativ früh die Grenze, bis zu der der Thunderhead als eine reine „Maschine“ angesehen werden kann. In einigen Momenten des Romans wirkt er unglaublich menschlich. Auch Greyson Tolliver ist ein faszinierender Charakter, der einem sehr schnell ans Herz wächst.
Neal Shusterman macht grundsätzlich eine Kunst daraus, dass einem die Hauptcharaktere alle gleichermaßen am Herzen liegen. Manchmal, wenn eine Buchreihe mehrere Hauptpersonen besitzt, deren Perspektiven sich abwechseln, ertappe ich mich dabei, dass mich die Erlebnisse einiger Charaktere mehr interessieren. Das ist bei „Der Zorn der Gerechten“ nicht so. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Rowan und Citra weitergeht, aber mindestens genauso sehr wollte ich wissen, wie sich die Dinge für Greyson entwickeln, wie sich der Thunderhead verhält… das sorgt dafür, dass der Perspektivenwechsel den Spannungsbogen konstant sehr hoch hält, da es keine Passagen gab, die für mich weniger von Bedeutung oder weniger interessant waren. Hinzu kommt, dass Neal Shusterman einen unglaublich tollen und flüssigen Schreibstil besitzt. Auch aktuelle Themen und Sachverhalte lässt er so in die Handlung einfließen, dass man einen Bezug zu den Ereignissen hat und die Entwicklungen, die zu diesem Utopia, das an der Schwelle zu Chaos und Zerstörung zu stehen scheint, nicht als komplett unwahrscheinlich, sondern beinahe denkbar wahrnimmt.
Trotz der beachtlichen Seitenanzahl hat sich das Buch sehr schnell gelesen – und jetzt heißt es angespannt darauf warten, dass der nächste Band erscheint. Von mir erhält „Scythe – Der Zorn der Gerechten“ volle fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.03.2018
Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
Bognanni, Peter

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente


gut

Rührend, aber etwas oberflächlich

Zum Inhalt
Der Klappentext verrät ja schon einiges darüber, worum es in „Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ von Peter Bognanni geht. Tess trifft der Selbstmord ihres Freundes Jonah unglaublich hart und wirft sie aus der Bahn. Über seinen Tod erfährt sie über das gewählte Medium ihrer gemeinsamen Kommunikation – das Internet. Denn Jonah und Tess haben ihre Beziehung durch digitale Kommunikation aufgebaut, nach einem zufälligen Treffen auf einer Party. In der digitalen Welt besteht für Tess weiterhin die Möglichkeit, Nachrichten an Jonah zu versenden und auf diese Art und Weise zu versuchen mit ihrem Schmerz, ihrem Verlust und ihrer Trauer umzugehen. Doch als sie ihn eine Antwort auf eine ihrer Nachrichten erhält, gerät das Leben von Tess erst recht ins Wanken.
Meine Meinung
Grundsätzlich hat mir „Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ ganz gut gefallen, auch wenn für mich dieser Beginn einer neuen Liebesgeschichte für Tess ein bisschen erzwungen wirkte. Peter Bognanni schafft es, einen ganzen Haufen interessanter Charaktere zu präsentieren – allen voran Betty, die ehemalige Burlesque-Tänzerin und Tess Vater, der auf seine verschrobene, schrullige Art und Weise liebenswert ist, obwohl er einige fragwürdige Entscheidungen getroffen hat. Die Geschichte von Tess und Jonah ist eine traurige Geschichte, von Anfang an steht eigentlich schon die Feststellung im Raum, dass es für diese beiden kein Happy End geben wird. Man beobachtet als Leser, wie Tess versucht mit ihrer Trauer umzugehen und schließlich (mit Hilfe und Unterstützung anderer Charaktere) einen Abschluss zu finden, Jonah loszulassen und sich einzugestehen, dass es Seiten von Jonah gab, die ihr fremd bleiben. Dass die digitale Form der Kommunikation es ermöglicht hat, bestimmte Teile seines Lebens außenvorzulassen, ja Tess sogar bewusst zu täuschen.
„Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ setzt sich mit dem Tod, Verlust, Trauerarbeit und dem Loslassen auseinander, ist dabei aber in manchen Punkten vielleicht etwas oberflächlich. Ich hätte mir gewünscht, etwas mehr über Jonah zu erfahren, oder über Daniel, der trotz seiner Rolle innerhalb der Geschichte eher blass und eindimensional blieb. Daher vergebe ich drei von fünf Sternen für diesen Roman.

Bewertung vom 10.03.2018
Die Herzen der Männer
Butler, Nickolas

Die Herzen der Männer


ausgezeichnet

Emotional anrührende Momentaufnahmen

„Die Herzen der Männer“ ist mein erstes Buch aus der Feder des amerikanischen Autors Nickolas Butler. Neugierig auf die Geschichte hat mich vor allem der Klappentext gemacht – spätestens nach der Leseprobe war ich mir sehr sicher, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Der Klappentext verspricht eine Geschichte von drei Generationen, die das emotionale Innenleben der Männer beleuchtet, die Nickolas Butler uns vorstellt. Und genau das ist es auch, was Nickolas Butler seinen Lesern liefert.
Die Geschichte selbst ist in vier Teile eingeteilt, wobei der erste Teil im Jahr 1962 spielt und der letzte Teil im Jahr 2019 angesiedelt ist. Dabei nimmt uns Nickolas Sparks mit zurück in die Kindheit von Nelson, der die Geschichte von Anfang bis zum Ende begleitet. Berührend schildert der Autor dabei den Außenseiter Nelson, der sich eigentlich nichts mehr wünscht, als echte Freunde zu gewinnen und die Anerkennung seines Vaters zu erringen. Neben den bewegenden Ereignissen, die Nelson selbst wiederfahren, lässt uns Nickolas Butler auch bruchstückhaft und eher als eine Ahnung im Hintergrund wahrnehmbar, daran teilhaben, wie Nelsons Vater mit seinen Dämonen und Emotionen zu kämpfen hat. Und obwohl der Vater sich sowohl Nelson als auch dessen Mutter gegenüber sowohl in verbaler als auch physischer Gewalt vergreift und dieses Verhalten in keiner Weise akzeptabel ist, versieht Butler den Vater mit grauen Schattierungen, sodass er nicht ausschließlich der Vater ist, der seinen Sohn im Stich gelassen hat, sondern der selbst nicht wirklich offen und positiv mit Empfindungen umzugehen vermag. Nickolas Butler zeigt dem Leser dabei mehr leicht angedeutet, was in den einzelnen Charakteren vorgehen mag und überlässt es dem Leser selbst, eigene Rückschlüsse zu ziehen. Ein schönes Beispiel findet sich auf S. 78 der Printausgabe: „Nicht lange nachdem der Junge eingeschlafen ist, könnte er vielleicht geträumt oder sich eingebildet haben, erneut zu spüren, wie sich eine warme Hand auf seinen Kopf und seine Schultern legt, und zu hören, wie ein erwachsener Mann leise zu weinen beginnt.“
Generell finde ich, dass Nickolas Butler, so schonungslos er manche Erlebnisse aus dem Leben der auftretenden Männer schildert, auch immer wieder leise und nachdenkliche Passagen anstimmt und dem Leser die Handlung zeigt, Emotionen durch die Auswahl der präsentierten Szenen aus dem Leben von Nelson, seinem Freund Jonathan, dessen Sohn Trevor und wiederum dessen Sohn Thomas für den Leser zeichnet und dabei eigenen Interpretationsspielraum zulässt. Ich denke, gerade dadurch ist die gesamte Geschichte zu berührend, weil der Autor nicht nur beschreibt, wie sich jemand fühlt, sondern den Leser selbst herausfordert, sich in die Situation hineinzudenken und die dazugehörigen Emotionen heraufzubeschwören.
„Die Herzen der Männer“ ist zwar keine leichte Kost, keine seichte Unterhaltung für zwischendurch, aber definitiv ein wunderschön geschriebenes Buch, das einen als Leser auch noch beschäftigen wird, nachdem es gelesen wurde. Die Geschichte lebt dabei weniger von actiongeladener Handlung als vielmehr von der gekonnten Beleuchtung einzelner, relevanter Stationen im Leben der Männer und den dazugehörigen Emotionen. Von mir erhält „Die Herzen der Männer“ daher auch fünf von fünf Sternen und eine Leseempfehlung für alle, die auf der Suche nach einer Lektüre sind, die aufgrund der emotionalen Tiefe (Ohne ins Kitschige abzudriften, wohlgemerkt!) fesselnd und spannend ist und durchaus auf Action und rasante Erzählstränge verzichten kann.

Bewertung vom 22.02.2018
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


ausgezeichnet

Schrecken einer Kreuzfahrt

„Woman in Cabin 10“ ist bereits der zweite Thriller der Autorin Ruth Ware, den ich gelesen habe. Bereits „Im dunklen, dunklen Wald“ fand ich sehr gut, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an „Woman in Cabin 10“. Und eines muss man Ruth Ware definitiv lassen – sie schafft es durch eine geschickte Erzählweise und einen eindringlichen Schreibstil von Anfang an einen Spannungsbogen aufzubauen. Was genau hat Laura, genannt Lo, in ihrer Nachbarkabine gehört und gesehen? Der Klappentext des Buches verrät schon einmal, dass diese Frage einen zentralen Bestandteil der Handlung ausmacht. Weitere Informationen zur Handlung und zu Laura selbst, ihrer Glaubwürdigkeit als Erzählerin der Handlung, die aus der Ich-Perspektive wiedergegeben wird, werden nach und nach enthüllt, sodass man als Leser lange Zeit über gemeinsam mit Laura über das grübelt, was in der Nachbarkabine auf dem Kreuzfahrtschiff geschehen ist. Und Ruth Ware ist es dabei gelungen, dass ich Lo’s steigende Verzweiflung und Angst geradezu fühlen konnte, während ich ihrer Geschichte folgte. Die Stimmung der Handlung wird von Abschnitt zu Abschnitt düsterer und düsterer – Lo, die sich von dieser Jungfernfahrt der Aurora Borealis, einem neuen Luxuskreuzfahrtschiff, eigentlich etwas ganz anderes erwartet hat, findet sich in einem wahrgewordenen Alptraum wieder, der psychologisch geschickt erzählt wird. Die Erwartungen, die der Klappentext und meine Leseerfahrung von „Im dunklen, dunklen Wald“ beim mir geweckt hatten, wurden jedenfalls voll und ganz erfüllt. Gerade das letzte Drittel gewinnt noch einmal richtig an Fahrt, sodass es mir sehr schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen. Das Gesamtpaket aus einem packenden Schreibstil, einer spannenden Handlung und einer Protagonistin, mit der ich mitfiebern konnte, hat mich voll und ganz überzeugt – daher vergebe ich auch fünf von fünf Sternen für diesen neuen Thriller von Ruth Ware und freue mich auf weitere Werke aus der Feder der Autorin.

Bewertung vom 18.02.2018
Die silberne Maske / Magisterium Bd.4
Black, Holly;Clare, Cassandra

Die silberne Maske / Magisterium Bd.4


ausgezeichnet

Gelungener vierter Band

Zur Handlung
Mit „Magisterium – Die silberne Maske“ hat das hochkarätige Autorenduo, bestehend aus Holly Black und Cassandra Clare den vierten Band der Magisterium-Reihe rund um Callum Hunt und seine Freunde. Nachdem Callum zu Beginn des Bandes erst einmal in Panoptikum, dem Gefängnis für Magier, gefangen gehalten wird, weil er die Seele von Constantin Madden besitzt, dem Feind des Todes, gerät er nach einem filmreifen Ausbruch in noch schlimmere Schwierigkeiten. Nicht zuletzt muss er sich mit der Frage auseinandersetzen, ob er, sofern sich für ihn die Möglichkeit ergeben würde, darauf verzichten wird seinen verstorbenen Freund Aaron von den Toten zurückzuholen.
Meine Meinung
Die Hauptperson Call, der seine eigene Kriegstreiberpunkteliste führt und verzweifelt versucht den Punktestand auf dieser Liste möglichst niedrig zu halten, sein innerer Konflikt und die Angst davor, so zu werden wie Constantine Madden macht meiner Meinung nach einen Großteil der Geschichte aus und trägt dazu bei, dass man beim Lesen so emotional in das Schicksal von Call mit eingebunden wird. Dabei verwenden die Autorinnen eine sehr jugendliche Sprache, die zum Alter von Call und seinen Freunden passt. Der Konflikt, in dem Call sich plötzlich befindet, wird passend beleuchtet und das Aufdecken einiger Geheimnisse bringt Licht ins Dunkel rund um die Experimente von Constantine Madden, dem Feind des Todes.
Die Ereignisse überschlagen sich in dem mit 253 Seiten langen Buch hin und wieder ein wenig, wodurch der Spannungsbogen kontinuierlich aufrechterhalten wird, einige Ereignisse hätten für meinen Geschmack jedoch ruhig auch etwas ausführlicher beschrieben werden können. Gerade der letzte Abschnitt des Buches wirkt ein wenig gehetzt, endet aber einfach unglaublich spannend, sodass ich mich schon sehr auf den nächsten Band freue und hoffe, nicht allzu lange darauf warten zu müssen.
Insgesamt hat mir „Magisterium – Die silberne Maske“ sehr gut gefallen und ich vergebe daher auch fünf von fünf Sternen.