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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2015
The Game - Das Original

The Game - Das Original


sehr gut

Ständiges Rauf und Runter - Spaß und Ärger für alle
98 Zahlenkarten – ja und … da wird man nicht viel damit machen können, oder? Das könnte man meinen. Das Entscheidende ist die Regel von Steffen Benndorf. Denn durch die Anweisung, die Karten einerseits auf zwei Stapeln von 1 an aufwärts und auf zwei Stapeln von 100 abwärts abzulegen, so dass nach Möglichkeit am Ende keine oder nur wenige Karten übrig bleiben, hat schon etwas Herausforderndes, zumal sich die Mitspielenden nicht absprechen dürfen. Gut - nicht konkret absprechen dürfen. Der Hinweis „lass‘ mal den Stapel hier offen“ ist da schon mal erlaubt.

Doch auch das nützt nicht immer etwas, denn theoretisch wissen ja alle, was zu tun ist aber wenn die passende Karte einfach nicht da ist. Kann man die Zahlenkarten üblicherweise in die eine Richtung eben immer etwas höher oder auch umgekehrt etwas niedriger als die bisher oben liegende Karte legen, so wird das schwierig, wenn die Karten auf der Hand auch durch die nachgezogenen nicht passender werden. Mindestens zwei Karten müssen jedes Mal abgelegt werden, auch wenn das bisweilen Zahlensprünge von 40 oder sogar größeren Differenzen bedeuten kann. Das treibt die Anderen schnell mal fast in den Wahnsinn, wenn ihnen um eine Zahl eine gute Ablage versaut wurde.

Zum Glück gibt es die Option, auf den aufsteigenden Haufen eine genau zum Zehn geringere Karte oder auf den absteigenden Haufen eine genau zehn Punkte höhere Karte abzulegen und so für die Ablegenden etwas „Luft“ zu schaffen. Irgendwann geht aber nichts mehr und meistens gewinnt das Spiel „The Game“. Die Spielenden können sich glücklich schätzen, wenn die gemeinsam noch auf der Hand befindlichen Karten möglichst wenige sind. Das ist dann schon ein Sieg in diesem mehr oder weniger kooperativen Spiel.

Die als Spielprinzip benannte Kooperation findet allerdings nur sehr marginal und zurückhaltend, da es eben keine oder nur geringste Absprachen geben darf. Aber es gibt keinen Wettbewerb unter den Spielenden. Insofern passt die Einordnung. Gestalterisch finde ich das
Spiel wenig ansprechend und fast unangenehm düster. Wie aber soll man schon Zahlen gestalten? Das Spiel selbst gewinnt in vielerlei Hinsicht, wie durch die knappe Spielregel, das einfache und doch niveauvolle Prinzip, die trotz allen Nachdenkens schnelle Spielweise und den hohen Wiederspielreiz, da eben alle Beteiligten es erneut versuchen wollen, das System zu knacken. Das macht doch ein gutes Spiel aus, oder?

(c) 9/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2015
Mord in der Josefstadt
Urban, Milos

Mord in der Josefstadt


gut

Atmosphärische Stadt-Geschichte

Das so pittoreske und historische,aber in manchen Vierteln auch etwas düstere, geheimnisvolle und schmutzige Prag Ende des 19. Jahrhunderts ist Schauplatz der Morde an Prostituierten. Der kranke, promiskuite und Drogenabhängige Adelige Graf Arco – genannt Adi – ist durch die Vorfälle in gewisser Weise angeregt. Als schließlich seine Geliebte ebenfalls Opfer des Mörders wird, begibt er sich auf die Jagd nach dem Verbrecher.

Dabei wird er auch mit einer geisterhaften Gestalt, dem so genannten „Kleinfleisch“, , einer hässlichen und brutalen Figur der jüdischen Mythologie, konfrontiert, soll dieser doch sein Todbringendes Unwesen im Assanierungsgebiet der Stadt treiben. Vorgeblich der hygienischen und sozialen Entwicklung geschuldet, betreiben Investoren und Bauunternehmer ihr falsches Spiel.

Gelungen lässt der Autor das Wesen und den Geist der Stadt erzählerisch nachspürbar werden und man kann sich gut die Atmosphäre des Wandels, den Alltag und die Lebensumstände der Moldaustadt vorstellen. Die Kontakte der Protagonisten bewegen sich im Wechselspiel von Vertrauen und Dramatik, Kampf und Zukunftsvisionen, Macht und Verrat.

Leider verliert die vermutete Kriminalgeschichte sehr an Bedeutung und Kraft, so dass das Buch eher als spannende historische Stadt- und Lebensanalyse zu werten ist, denn als Kriminalroman.

(c) 4/2011, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

Bewertung vom 04.08.2015
Fränkische Schweiz MM-Wandern, m. 1 Buch
Nitsche, Angela

Fränkische Schweiz MM-Wandern, m. 1 Buch


ausgezeichnet

Gelungene Motivation zum Nachwandern in einer der besten Wanderregionen

Bekannt für gut recherchierte und attraktive Reiseführer bietet der Erlanger Verlag mit dem Wanderführer „Fränkische Schweiz“ – nicht mit dem Reisehandbuch gleichen Titels verwechseln – einen hervorragenden Begleiter außergewöhnlicher Qualität.
Das praktische Buch im handlichen 20x11x1,5 cm Format hat nicht nur einen abwischbaren Umschlag, eine ausgezeichnete Bindung, die auch das komplette Umschlagen der Buchdeckel nach hinten erlaubt, sondern eine Reihe von hilfreichen Besonderheiten, welche folgend vorgestellt werden sollen.

Am Buchanfang gibt es eine Legende zu den verwendeten Symbolen in den Karten. Nach Himmelsrichtungen geordnet finden sich dann die Touren mit Titel, Streckenlänge und Gehdauer im Inhaltsverzeichnis. Hier kann man schon das erste Mal eine Wahl treffen. Da die Kapitel (Lage der Routen) farblich unterschiedlich und sogar nach Schwierigkeitsgraden gekennzeichnet sind, findet sich alles sehr schnell. Kinderfreundliche Wanderungen sind ebenfalls eigens gekennzeichnet. Die abgedruckten Karten werden entweder im Maßstab 1:25.000 oder 1:50.000 dargestellt und die Übersichtskarte zeigt nach dem dreifachen Auffalten das Gebiet samt platzierter Tourennummern im übersichtlichen Maßstab 1:220.000.

Einleitend liefert die Autorin sowohl Informatives über Entstehung, Geologie, ein bisschen Fauna und Flora der Fränkischen Schweiz als auch einige hilfreiche und wohlgemeinte Tipps zum Wandern im Allgemeinen, zur Ausrüstung, zur Verpflegung (samt Hinweis auf die gastronomische Initiative „Gscheit gut“) und zur Vorbereitung samt Kontaktdaten zu wichtigen touristischen Einrichtungen und Angeboten wie Bademöglichkeiten oder Museen. Schon dabei wird die akribische Recherche der Wanderbegeisterten Autorin deutlich, denn diesen Hinweisen wurden die jeweiligen Tourenbezifferungen zugeordnet.

Allen dann beschriebenen Wanderrouten gemein sind neben den anregenden und Wanderlust weckenden, das 230 Seiten starke Buch gut auflockernden Farbbildern eine übersichtliche und sehr feine Karte nach den neuesten Regeln kartographischer Kunst, allesamt GPS-erstellt und zudem klar mit den Ziffern im Fließtext beschriebener Besonderheiten und auch weiteren touristischer oder kultureller Details versehen. Die Gehanleitungen in lockerer ermutigender Weise formuliert lassen einen nahezu blind den beschriebenen Wegen und Abzweigungen folgen und es ist schwer vorstellbar, sich einmal zu verlaufen. Stets gibt es Hinweise auf erkennbare Zeichen, Schilder, Gebäude oder Ansichten, an welchen man sich orientieren kann. Im Text selbst findet sich so manche verschmitzte oder alltagskulturkundliche Bemerkung.
Eine hervorragende Beigabe sind die zu jeder Tourenbeschreibung abgedruckten Weg-Zeit-Höhendiagramme vom Feinsten, denn an diesen lässt sich ablesen, wie viel Zeit im „Normalgang“ für eine bestimmte Strecke benötigt wird, an welchen Stellen des Weges sich die beschriebenen Sehenswürdigkeiten oder Besonderheiten befinden und wie viele Höhenmeter dabei zu überwinden sind. Das ist wahrlich eine hervorragende Service-Beigabe.

Weiter weisen alle Kapitel Informationskästen auf, in welchen Hinweise zur Qualität und Schwierigkeit der Strecke, Einkehrmöglichkeiten samt Rufnummer und Öffnungszeiten oder auch Anreisebeschreibung, Vorbereitungstipps, Abkürzungs- oder Verlängerungsmöglichkeiten gegeben werden. Auch die eine oder andere Erfahrung der Autorin oder kleine Nebengeschichte gibt es nachzulesen. Technikaffine erhalten alle Touren auch als App für i- und Smartphone oder als Dateien zum Download auf ein GPS-Gerät. Da fehlt ehrlich gesagt nichts, was zu verbessern wäre. Die vollmundige Andeutung auf die Qualität des Wanderführers aufgrund der Haupttätigkeit der Autorin ist somit voll und ganz erfüllt und ohne jeden Zweifel gerechtfertigt.

(c) 8/2015, Redaktionsbüro Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2015
Broom Service (Kennerspiel des Jahres 2015)

Broom Service (Kennerspiel des Jahres 2015)


sehr gut

Mut ist gut aber manchmal auch wie verhext

Sieben Spielrunden lang versuchen die 2 bis 5 Mitspielenden mutig oder auch mal feige die gestellten Aufgaben zur Auslieferung bestimmter Zauber- und Heiltränke zu erfüllen. Sie dürfen jeweils zu Beginn einer Runde vier Karten aus ihren Kartensets á zehn Rollenkarten mit Gewürze-, Früchte- oder Tränkesammlern, Heide-, Hügel-, Wald- oder Berghexen, Berg- beziehungsweise Tal-Druiden oder einer Wetterfee auswählen und entscheiden dann nach Gutdünken, wann sie welche der gewählten Karten ausspielen.
Spielen weniger als fünf Personen mit, werden von den Rollenkarten eine, zwei oder drei je nach Mitspielendenanzahl zu Beginn als „verwunschen“ ausgelost, was bei deren Einsatz im Spiel allerdings Punkte kostet.

Die Rollen können sich mutig oder feige verhalten, was sich im Risiko niederschlägt, die angegebene Handlung vollziehen zu können, also beispielsweise gibt es für einen mutigen Sammler zwei Zaubertränke und einen Zauberstaub, für den feigen hingegen nur einen Trank, den aber sicher. Die Mutigen brauchen hingegen noch das Glück, dass niemand Nachfolgendes die gleiche Karte ausspielt, denn dann geht die Aktion an diese/n Spieler/in über. Ausgewählte Ereigniskarten beeinflussen das Spiel durch kleine Regelveränderungen.

Der Spielplan zeigt unterschiedliche Landschaftsflächen wie Hügel, Heide, Wald oder Berge sowie nicht betretbare Wasserflächen und zwei Burgen als Startorte für die Holzfiguren, wovon je zwei alle Mitspielenden in ihrer Spielfarbe erhalten. Weiter finden sich bewegliche Wolkenplättchen mit unterschiedlicher Blitzeanzahl (später gibt es für die aufgedruckten Blitze Siegpunkte, je mehr Blitze, desto mehr Punkte) abgelegt und verteilt im Gelände zeigen sich eine Anzahl nummerierte und farblich markierte Türmchen. Sie entsprechen den Zielorten für die jeweiligen Zaubertrank-Lieferungen, welche durch Plättchen in den Trankfarben lila, orange und grün symbolisiert werden. Wird der passende Trank im Spielverlauf geliefert, gibt es unterschiedliche Belohnungen in Form von Siegpunkten und Zauberstäben dafür. Manche Türme können mehrfach beliefert werden, andere nur ein mal. Die Wetterfee kann die ausliegenden Wolken weg hexen, sofern man die entsprechende Anzahl an Zauberstäben abgeben kann.

Besonders schön an diesem Spiel ist der spannende Kitzel bei der Planung der eigenen Aktion und dem Hoffen und Bangen, ob die gewählte Rollenaktion „durchkommt“ und man die avisierten Punkte auch erlangt. Da man mit verschiedenen Rollenaktionen Siegpunkte ergattern kann und sogar die „verwunschenen“ Rollen – wenngleich teurer - einsetzbar sind, sorgt das für ein bereicherndes Überraschungsmoment. Bluff- und Ärgerelemente erfreuen auch etwas anspruchsvolle Mitspielende. Einige Varianten vor allem für die etwas komplexere Spielplanrückseite und weitere Zusatzplättchen (Sturmwolken, Amulette) sorgen für weiteren Reiz in dem interaktiven Spiel. Das etwas „gehobene“ Familienspiel „Broom Service“ (Besen-Dienst) wurde zum „Kennerspiel des Jahres“ gekürt, hat Spannung und der Wiederspielreiz ist ganz sicher gegeben.

(c) 7/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2015
Gnadenlose Gier
Forester, C. S.

Gnadenlose Gier


ausgezeichnet

Dramatische Entwicklung rücksichtslosen Erfolgs

Ein als Korruption und unlautere Wettbewerbsvorteilserschleichung einzuordnendes Vergehen dreier Mitarbeitender in einer Werbeagentur sorgt für den unaufhaltsamen Weg ins Verderben der drei Männer. Subtil und immer drauf bedacht, keinen Hinweis auf seine mörderischen Pläne aufkeimen zu lassen, geschweige irgendwelche Spuren zu hinterlassen, quält sich die Hauptfigur Charlie Morris vom Ereignis zur unaufhaltsamen Tat.

Mangelnde Empathie und fehlende Gabe zur kritischen und realistischen Selbsteinschätzung vergrößern nach und nach den menschlichen Abgrund, in dessen Tiefe sich der nach dem für ihn zwangsläufigen Mord zum Büroleiter avancierten Morris kaltblütig und gewissenlos stürzt. Zunächst noch von der Solidarität der Mitwisser Reddy und Oldroyd gestützt, wackelt dieses Podest vermeintlicher kollegial getragener Sicherheit bald. Charlie Morris muss handeln.

Angespannt verfolgt man das skrupellose und einzig individuellen Vorteilen dienende wahrlich perfide Handeln des moralisch verdorbenen Emporkömmlings. Drohend bauen sich für den zum Mörder gewordenen und extrem ehrgeizigen Kreativen immer wieder Hemmnisse auf, droht der erste Mord und die diesen ausgelösten Verfehlungen aufgedeckt zu werden, was Existenzbedrohende Folgen nicht nur für sich, sondern auch für seine kleinbürgerliche Familienwirklichkeit hätte.

Die psychologisch feinsinnige und präzise Darstellung des emotionalen und psychischen Zustands der Protagonisten lässt die Lesenden gut eintauchen in die 1920er Jahre eines konservativen und christlich-moralischen Englands. Insofern heißt es auch, das krude vom Autor verbreitete Frauenbild der Geschichte nicht als stete Anfechtung des emanzipatorischen Fortschritts zu empfinden.

Es ist C. S. Forester eine wirkliche treffende Zustandsbeschreibung damaligen gesellschaftlichen Alltags und Denkens gelungen. Die Spannung baut sich stufenweise und bedächtig in einer bis zum Schluss ansteigenden Linie auf und doch bleibt dem Autor genügend literarischer und kreativer Freiraum, eine nicht erwartete Wendung zum Schluss zu erdenken.

(c) 7/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.07.2015
Kalter Hund / Martin Nettelbeck Bd.2
Wittkamp, Rainer

Kalter Hund / Martin Nettelbeck Bd.2


ausgezeichnet

Skurrile Trauer sorgt für richtig viel Ärger

Allein der Start ließ schon vermuten, dass dieser Krimi etwas skurriler ist, als es vielleicht üblich ist. Selbst wenn man relativ schnell merkt, um wen es bei der ersten Leiche geht, hat das schon einen gewissen Witz. Als der neben der Hauptfigur LKA-Ermittler Martin Nettelbeck heimliche Protagonist Bilal Gösemann für eine ungewöhnliche Bestattungsidee eine Menge Geld benötigt, nimmt die Geschichte „Fahrt auf“.

Die aufgrund verschiedener Handlungsstränge leicht verwirrende Geschichte bereitet neben der sich aufbauenden Spannung auch ein gewisses Maß an Spaß. Alles spielt in Berlin, wenngleich der Handlungsort letztlich unbedeutend ist und man auch in keiner Weise von einem Regionalkrimi sprechen kann. Das soll jedoch in keiner Weise wertend sein.

Einzig typisch für Berlin wirken die kulturellen Unterschiede welche sich beispielswiese in der verrückten Heiratsorganisation Bilals Onkel Walid Sharif für dessen Tochter oder verwegene Drogengeschäfte ausdrücken. Auch die weiteren kleinen Nebengeschichten über einen gerissenen Anwalt oder Hasso Rohloff, einen alternden Dandy, welcher – mehr oder weniger versehentlich - seine Frau ins Jenseits stürzt bereichern den kurzweiligen und doch spannenden Plot.

Der lockere, ehrliche Schreibstil gefällt und so war das Buch während einer Hin- und Rückfahrt zwischen Nürnberg und Berlin komplett ausgelesen.

(c) 7/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.06.2015
Feder, Draht und Pinsel
Regelski, Katrin;Schwarz, Susanne

Feder, Draht und Pinsel


sehr gut

Lust und Kraft eigener Ideen

Fast scheint es eine Gegenbewegung zu sein, wenn Kinder sich künstlerisch betätigen. Die doch sehr medial von virtuellen Realitäten beeinflussten Mädchen und Jungen müssen motiviert werden, das Eigene zu entfalten. Gelingt das, werden sie Zeit und Raum vergessen, sich lustvoll und kreativ betätigen und ihre Selbstwirksamkeit entdecken. Voller Gestaltungskraft und Phantasie entstehen nach einer anfänglichen Ideenfindung wundervolle Objekte und Ergebnisse, welche von ihren Schöpferinnen und Schöpfern erzählen.

Das Buch ist eine ideale Hilfe, derartige Gestaltungs- und Schaffensprozesse mit Kindern anzugehen. Die zahlreichen Bilder der von Kindern und Jugendlichen gestalteten Objekten, Gebilden, Skulpturen, Gemälden, Drucken, Reliefs, Gerätschaften und sonstigen Kunstwerken zeugen nicht nur von der möglichen Vielfalt sondern auch der unglaublichen Phantasie der Beteiligten.
Zu den verschiedenen Materialien finden sich kurze, durchaus ausreichende Materiallisten und Angaben zur Umsetzung von Gestaltungsvorschlägen, so dass schnell mit der eigentlichen „Arbeit“ begonnen werden kann. Dabei werden auch viele sehr ungewöhnliche und neuartige Arbeitstechniken vorgestellt und erläutert. Das Buch dient der Anregung, sich mit den so vielfältigen Möglichkeiten des Gestaltens mit in der Regel Kostenlosen oder günstigen Materialien zu beschäftigen und etwas ganz Neues daraus entstehen zu lassen.

Pädagogische Hinweise gibt es keine, so dass Leserinnen und Leser sich selbst Schritte überlegen müssen, auf welche Weise Mädchen und Jungen angeregt und inspiriert werden können, selbst künstlerisch aktiv zu werden. Auch zeigt sich, dass das Buch kein Lehrbuch darstellt und auch keine detaillierte Bauanleitungen bietet. Neben der offenen Aufgabe, wie mit dem Ideenspender umgegangen werden kann, sind auch die Fragen der Sicherheit im Umgang mit Werkzeugen oder Materialien individuell zu klären und anzusprechen.

Das Buch regt jedoch ohne Druck und pädagogische Leitorientierung zu künstlerischem Arbeiten an und weckt die Lust zum Selbsttun.

(c) 6/2015 Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.