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Benutzername: 
Angela.Bücherwurm
Wohnort: 
Wülfrath
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 243 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2014
Sirius
Crown, Jonathan

Sirius


gut

Sirius - Ein kleiner " großer Hund "

Sirius kommt als Welpe - damals hieß er noch Levi - in die Familie des Planktonforschers Professor Liliencron. Er lebt in einer schwierigen Zeit, genauer gesagt zur Zeit des 2. Weltkrieges mitten in Berlin... und die Liliencrons sind jüdischer Abstammung. Schließlich müssen sie fliehen und landen in Amerika, in Hollywood. Dort wird Sirius entdeckt und gelangt unter dem Namen Hercules zu einigem Ruhm als Hunde-Filmstar. Eine neue aufregende Zeit beginnt und auch die Familie profitiert davon. Auf den pfiffigen Hund aufmerksam geworden, bucht ihn schließlich ein Zirkus für eine Tournee. Doch unglückliche Umstände lassen Sirius verschwinden und er landet wieder in Berlin, mitten in den Wirren des Krieges.

Bei diesem Buch bin ich hin- und hergerissen.

Das Cover erinnert mich an ein Kinderbuch oder Filmplakat aus alten Tagen ( wie z.B. Lassie ), was zwar ganz gut zur Handlungszeit passt, mich aber so gar nicht angesprochen hat. Auch der Schreibstil erinnert häufig eher an ein Kinderbuch, was vermutlich zu dem eher schlichten Gemüt eines Hundes passen soll .( ? ) Es überwiegen die kurzen, knappen, oft sehr einfachen Sätze. Andererseits gibt es auch immer mal wieder wirklich schöne Sätze, die herausstechen und irgendwie nicht so richtig zum Rest passen wollen.
Auch der Klappentext hat mich eher skeptisch gemacht, allerdings auch immerhin so neugierig, dass ich mich auf die Leseprobe eingelassen habe. Und diese hat mir dann auch wider Erwarten ganz gut gefallen. Dieser erste Teil des Buches reißt recht gut das Schicksal einer jüdischen Familie während des 2. Weltkrieges an und nimmt einen teilweise auch emotional mit, obwohl auch hier in meinen Augen vieles eher oberflächlich bleibt.

Der zweite Teil, Sirius Zeit in Amerika, passt für mich danach nicht mehr zum Anfang. Hier geht es nur noch um die Welt des Films und der Stars. Eine Aneinanderreihung von " großen" Namen taucht auf. Die Handlungen wirken auf mich nicht mehr nur oberflächlich, sondern beinahe banal und vollkommen emotionslos. Ich hatte den Eindruck, diese Zeit hätte man auch mit ein paar wenigen Sätzen abhandeln können.

Der dritte Teil dann schließlich beinhaltet Sirius erneuten Aufenthalt in Berlin, im Umfeld Adolf Hitlers. ( Hier wechselt der Name des Hundes abermals; er wird nun Hansi genannt. ) Dieser Abschnitt erschien mir besonders abstrus und abwegig, stellenweise regelrecht albern. Zwar wird dem Leser/der Leserin hier auch wieder - ein allerdings abermals oberflächlicher - Einblick in diese Zeit gegeben, aber die Handlung selbst, d.h. Sirius Erlebnisse, kamen mir sehr an den Haaren herbeigezogen vor.

Auch zu den handelnden Personen, wie z.B. der Familie, habe ich keinerlei Zugang gefunden. Gedankengänge und Gefühle wurden mir nicht ausreichend vermittelt.

Letztendlich habe ich mich gefragt, welche Intuition der Autor mit dem Buch hatte. Sollte es eine Art Märchenbuch sein? Für Kinder oder Erwachsene? Eine Parodie oder Satire? Ich habe nichts von dem wirklich überzeugend wiedergefunden. Auch die Anmerkungen auf der Rückseite ( " atemberaubend erzählt, zauberhasft poetisch, zutiefst anrührend" ) konnte ich nicht nachvollziehen.

Mir fällt es wirklich schwer, dieses Buch abschließend zu bewerten. Da mir die Grundidee dieser Geschichte und auch der Anfang einigermaßen gut gefallen hat, vergebe ich " neutrale " 3 Sterne. Ich könnte mir vorstellen, dass es aber durchaus Leser /Leserinnen gibt, die mit dieser Art Humor mehr anfangen können als ich.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2014
Ein Mann namens Ove
Backman, Fredrik

Ein Mann namens Ove


ausgezeichnet

Ein Mann wie Ove

Ove ist 59 Jahre alt und wurde vor kurzem in den Vorruhestand geschickt. Ove redet wenig und ist ein äußerst pedantischer, prinzipientreuer Mann, dem alles Neue suspekt ist. Er hält nicht viel von der modernen Technik, sondern hält lieber an Altbewährtem fest. Ove ist bärbeißig, griesgrämig, kauzig. Er ist der Schrecken in der Nachbarschaft und der Alptraum aller Verkäufer. Jeden Morgen dreht er seine Runde durch die Siedlung, kontrolliert, ob Autos ordnungsgemäß parken, Fahrräder richtig abgesteltt wurden oder auch, ob der Müll richtig sortiert ist. Störungen seiner geliebten Routine, Änderungen und Neuerungen jeglicher Art verabscheut er. So stört ihn die hässliche Katze, die eines Tages auf dem Weg vor seinem Haus sitzt, genauso wie seine neuen Nachbarn. Doch weder die Katze, noch die quirlige junge Familie lassen sich von dem mürrischen, unfreundlichen Verhalten Oves abschrecken. Denn schnell ist klar, Ove meint es nicht böse. Er ist einfach nur ein schrecklich einsamer Mann und des Lebens überdrüssig.

Obwohl Ove auf den ersten Blick alles andere als sympathisch wirkt, konnte ich ihn sehr rasch in mein Herz schließen. Das Schicksal hat es ihm nicht leicht gemacht und er kann einem eigentlich einfach nur leid tun. Letztendlich wünscht man ihm so sehr, dass es ihm wieder gelingt, einen Sinn in seinem Leben zu finden. Denn dieser seltsame Kauz ist absolut liebenswert.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend. Die Geschichte wird sehr humorvoll und mit einem Augezwinkern erzählt. Ich habe Tränen gelacht, aber genauso konnte ich aus Mitgefühl weinen und bin häufig recht nachdenklich geworden. Denn trotz des großen Spaßfaktors bleibt auch eine gewisse Ernsthaftigkeit bestehen und man kann großes Verständnis und Mitgefühl für diesen einsamen, grundehrlichen Mann aufbringen. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, warum er zu dem Menschen geworden ist, der er ist.

Ich habe dieses absolut wundervolle Buch mit großer Freude gelesen und die Geschichte wird sicher noch lange in mir nachhallen. Ich könnte mir vorstellen, dass es vielleicht auch das ein oder andere Mal dazu beitragen kann, dass man unleidliche Zeitgenossen mal mit anderen Augen betrachtet und hinter die Fassade schaut. Manche missmutige Menschen brauchen vielleicht ja einfach nur mal etwas Zuwendung und Verständnis.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2014
Der Klang der Lüge
Winterberg, Liv

Der Klang der Lüge


gut

Unter Katharern

Anfang des 14. Jahrhunderts gelangt die junge Alissende, vertrieben aus der Heimat und seit langer Zeit auf der Flucht, in das kleine ( fiktive ) Pyrenäendorf Sériol. Sie und ihre beiden Begleiter werden dort freundlich aufgenommen. Das Leben hier ist zwar eher bescheiden, aber die Dofgemeinschaft inklusive Pfarrer scheint sehr harmonisch und durchaus zufrieden zusammen zu leben. Alissende fühlt sich hier von Anfang an wohl, verliebt sich sogar in einen der Hirten. Als Säugling von der leiblichen Mutter ausgesetzt und schon frühzeitig den Tod ihrer Ziehmutter betrauert, bedeutet dieser neue Lebensabschnitt ein großes, unerwartetes Glück für die junge Frau. Offenbar hat sie hier endlich eine neue Heimat gefunden.

Doch nach und nach muss Alissende erkennen, dass es auch hier Probleme gibt. Sie ist in eine Gemeinschaft von Katharern geraten, die von der katholischen Kirche immer noch verfolgt werden. Und irgendjemand scheint die Einwohner verraten zu haben. Aber wer? Wem kann sie trauen? Abermals stellt sich ihr die Frage, ob es nicht besser wäre, erneut zu fliehen? Oder soll sie um ihr Glück kämpfen?

Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, der Schreibstil ist angenehm, zuweilen recht bildhaft und man kann dem Geschehen gut folgen. Das gewählte Thema und der historische Hintergrund sind recht interessant.

Allerdings habe ich von der gesamten Ausführung mehr erwartet. Das Buch hat einen sehr spannenden, etwas mystisch angehauchten, vielversprechenden Einstieg. Danach flacht die Spannung aber leider über längere Strecken hinweg stark ab und von Mystik gibt es keine Spur mehr. Ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte nur noch so vor sich hinplätschert. Erst zum Ende hin gewinnt sie wieder etwas mehr an Fahrt. Obwohl mir auch hier schon früh klar war, wer zu den Verätern gehört.

Die einzelnen Charaktere sind zwar ganz interessant angelegt, sind mir insgesamt aber eher zu oberflächlich geblieben. So richtig mitfühlen konnte ich mit keiner der handelnden Personen. Alissendes Wunsch nach Geborgenheit und einer Heimat konnte ich zwar nachvollziehen und verstehen, aber stärkere Emotionen konnte ihr Schicksal bei mir nicht auslösen. Hier wäre sicher noch mehr Potential vorhanden gewesen, um dem Ganzen mehr Tiefe zu geben.

Auch über die Lebensweise der Katharer hätte ich mir noch detailliertere Informationen gewünscht.

Mein Fazit zu diesem Buch ist also: es bietet durchaus ein paar angenehme, unterhaltsame Lesestunden zum Entspannen, geht aber für mich nicht genug in die Tiefe. Insbesondere in Hinblick auf die beiden ersten Romane der Autorin ( " Vom anderen Ender der Welt " und " Sehet die Sünder ), die mir beide sehr gut gefallen haben, wurden diesmal meine Erwartungen nicht voll erfüllt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2014
Wie ein Stern in der Nacht
Hannah, Kristin

Wie ein Stern in der Nacht


ausgezeichnet

Traurig, tragisch und doch so schön

Die erfolgreiche Fernsehmoderatorin Tallulah Hart, von den meisten einfach nur Tully genannt, liegt seit einem schweren Autounfall im Koma und kämpft ums Überleben. Oder war es gar kein Unall ? Und will sie wirklich weiter leben ?

Seit geraumer Zeit, genauer gesagt seit dem Tod ihrer allerbesten Freundin Kate, hat sie ihr Leben nicht mehr richtig im Griff. Zwar hat sie Kate versprochen, sich um deren Familie zu kümmern, aber ihre eigene Trauer und ihre eigenen Probleme stehen dazwischen. Sie bemüht sich wohl mit aller Kraft, insbesondere für ihr Patenkind, Kates Tochter Marah da zu sein und sie aufzufangen, aber im Laufe der Jahre entgleitet diese ihr immer mehr, bis die Situation schließlich eskaliert.

Aus verschiedenen Blickwinkeln und wechselnden Zeitebenen wird nun das Schicksal von Tully, von Marah und auch von Tullys Mutter Dorothy aufgerollt. Man erfährt als LeserIn sehr intensiv was geschehen ist und wie es soweit hat kommen können. Die Hauptprotagonistinnen erinnern sich und haben schwer mit ihren Schuldgefühlen zu kämpfen. Auch Tullys Unterbewusstsein hat manche " Schlacht " zu schlagen und wird dabei von Erinnerungen an Kate eingeholt.

Die Geschichte, die sich hier offenbart, ist sehr emotional, in weiten Teilen sehr traurig und tragisch. Es gibt eine Menge ernsthafte Probleme, bei denen es keinen Ausweg zu geben scheint. Es scheint kein Lichtstreif am Horizont zu geben. Nur die tiefe Freundschaft zwischen Kate und Tully leuchtet " Wie ein Stern in der Nacht " und gibt Anlass zu Hoffnung.

Der Titel dieses bewegenden Romans ist in meinen Augen äußerst treffend gewählt und passt perfekt. Auch das Cover passt hervorragend.

Die einzelnen Charaktere sind für mich sehr greifbar dargestellt. Ich konnte ihre Gefühle und Gedanken meist sehr gut nachvollziehen. Die wechselnden Sichtweisen ermöglichen ein anschauliches, mehrdimensionales Bild der beteiligten Personen.

Allerdings muss man sich auf diese häufigen Wechsel der Perspektive auch einlassen und sich darauf konzentrieren, sonst könnten sie evt. zu Verwirrungen führen.

Ich habe dieses Buch sehr genossen, auch ohne den ersten Teil ( "Immer für dich da " )vorher fertig gelesen zu haben ( Dies werde ich nun aber schnellstens nachholen ).

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2014
Sommer der Wahrheit / Sheridan Grant Bd.1
Löwenberg, Nele

Sommer der Wahrheit / Sheridan Grant Bd.1


sehr gut

Nele Neuhaus mal anders

Sheridan Grant ist ein Mädchen an der Schwelle des Erwachsenwerdens, ein Mädchen auf der Suche nach der eigenen Identität. Sie hat viele Fragen und nur wenig Antworten. Ihr Weg zu sich selbst ist von vielen Unwägbarkeiten und Stolpersteinen geprägt.

Als Kleinkind wurde sie von der Farmer-Familie Grant adoptiert. Sie wächst dort zusammen mit ihren vier älteren Adoptivbrüdern auf und führt dort lange Zeit ein geregeltes, von den strengen Regeln ihrer Adoptiveltern geprägtes, relativ zufriedenes, wenn auch nicht übermäßig glückliches Leben. Doch je älter sie wird, desto bewusster wird ihr, dass sie irgendwie nicht so richtig hierher passt, weder in diese Familie, noch in diese abgelegene, von Landwirtschaft dominierte und eher eintönige Gegend Nebraskas. Ihre Wissbegier, ihr Faible für Bücher und ihre Liebe zur Musik stoßen weitgehend auf Unverständnis und Missbilligung. Immer mehr hat sie insbesondere unter dem harten Regime ihrer Adoptivmutter und deren Gehässigkeiten und Schikanen zu leiden. Auch ihren Adoptivvater kann sie immer weniger verstehen, hat dieser doch in ihrer Kinderzeit zumindest versucht, ihr das Leben ein wenig zu erleichtern. Doch diese Unterstützung wird immer seltener, Sheridan hat sogar den Eindruck, dass ihr Adoptivvater Begegnungen mit ihr meidet. Warum?

In ihrem Bedürfnis nach Verständnis und Liebe sucht sie immer wieder nach dem "richtigen" Mann und Partner. Doch auch hier muss sie manch bittere Erfahrung einstecken.

Immer häufiger stellt sich ihr die Frage nach ihren eigentlichen Wurzeln. Wer waren ihre leiblichen Eltern? Warum ist sie so "anders"? Auf der Suche nach Antworten findet sie eher zufällig eine Spur ihrer leiblichen Mutter und verfolgt diese allmählich immer weiter. Schließlich entdeckt sie dabei eine erstaunliche, beinahe unglaubliche Wahrheit, die so manches erklärt, insbesondere das Verhalten ihrer Adoptiveltern.

Die Geschichte wird in Ich-Form aus Sheridans Sicht erzählt. Sie gibt uns einen anschaulichen Eindruck ihrer Lebensumstände, besonders während ihrer aufreibenden Zeit des Erwachsenwerdens. Man kann sich sehr gut in ihre Wünsche, Hoffnungen und Träume, aber auch in ihre Nöte, Ängste und Zweifel hineinversetzen.

Auch die anderen Charaktere sind gut "greifbar" dargestellt und so entsteht größtenteils ein recht klares Bild von ihnen, zumindest ein Bild, wie Sheridan es sieht.

Der Schreibstil ist wie in den Krimis der Autorin wieder sehr lebendig, bildhaft, ansprechend und zeitweise regelrecht mitreißend. Der Spannungsbogen wird überwiegend bis zum Schluss aufrechterhalten, auch wenn man zum Ende hin immer mehr ahnt, was vorgefallen ist. Stellenweise konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Immer wieder sind überraschende, spannende Momente eingebaut und es werden Spuren gelegt, die man auch als LeserIn bis zum Ende verfolgen möchte.

Allerdings sind meiner Ansicht nach die Schilderungen und Erfahrungen Sheridans mit Männern doch ein wenig übertrieben. Das ein oder andere Mal habe ich schon gedacht, so gutgläubig und naiv kann ein 16jähriges, intelligentes Mädchen unserer Zeit doch gar nicht sein. Hier wäre meines Erachtens weniger mehr gewesen.

" Sommer der Wahrheit " ist für mich alles in allem ein lesenswertes, spannendes Buch, das gut unterhält und welches ich gerne weiterempfehle.

12 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2014
Alles Liebe oder watt?
Matisek, Marie

Alles Liebe oder watt?


gut

Sommer, Sonne, Strandlektüre

Silke Denneler ist Pastorin, gerade frisch geschieden und muss sich neben ihrem Job um ihre beiden Kinder im Teenageralter, Hund und Haushalt kümmern. Dies alles wächst ihr allmählich immer mehr über den Kopf .

Das Angebot einer neuen Pfarrstelle in Horssum auf Sylt kommt ihr daher wie ein " Geschenk Gottes" vor. Sie hofft dort auf einen Neuanfang, der ihr bisweilen recht chaotisches Leben wieder in ruhigere, geregeltere Bahnen lenkt. Der friedlich wirkende Ort scheint wie geschaffen dafür zu sein.

Doch wie sie nur allzu schnell feststellen muss, trügt der Schein. Auch in dieser augenscheinlichen Idylle geht es offenbar alles andere als harmonisch zu. Es gibt einen Streit um das Grundstück eines ehemaligen Hubschrauberlandeplatz, der die Einwohner in zwei Lager spaltet. Der eine Teil möchte auf diesem Areal einen Sportpark errichten, der den Ort für Touristen attraktiver machen soll, der andere Teil würde es lieber sehen, wenn hier ein Naturschutzgebiet entstehen würde.

Ommo Wilkes, der äußerst attraktive Naturschützer, wirbt um Silkes Gunst. Aber auch Lars Holm, auf den ersten Blick ein eher arroganter, selbstgefälliger Bauunternehmer, versucht, Silke zu beeinflussen. Silke nimmt sich zwar vor, sich aus alldem herauszuhalten, aber so ganz gelingt ihr das dann doch nicht. Denn zu alldem scheint auch ihre resolute Haushälterin, Oma Grete, irgendwie in diese Angelegenheit verwickelt zu sein. Was versucht die alte Dame vor Silke geheim zu halten ?

Das Buch beginnt sehr witzig und lebendig und die ersten Seiten setzten bei mir ein regelrechtes Kopfkino in Gang. Die leicht chaotisch veranlagte Pastorin, die von einem Mißgeschick ins nächste stolpert, ist eine sympathische Person, deren Alltag man gerne begleitet.

Auch die anderen Charaktere der Protagonisten sind vielseitig und abwechslungsreich angelegt, allen voran die selbstbewusste, manchmal etwas grummelig wirkende Oma Grete.

Leider nimmt der Spannungsbogen im weiteren Verlauf deutlich ab. Vieles ist vorhersehbar, die Spritzigkeit des Anfangs lässt etwas nach und es gibt kaum Überraschungen. Schade, ich hatte mir nach der Leseprobe deutlich mehr versprochen. Ich hatte auf einen Unterhaltungsroman gehofft, der sich doch mehr von anderen Büchern dieser Art absetzt..

Trotzdem ist dieser Roman natürlich eine prima Urlaubs- bzw. Sommerlektüre, die sich gut für den Strandkorb eignet und ein paar entspannte Lesestunden bietet.

Ich vergebe daher gute 3 Sterne mit kleiner Tendenz zu 4 .

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2014
Als wir unsterblich waren
Roth, Charlotte

Als wir unsterblich waren


sehr gut

Lebendige Geschichte

Das Buch beginnt am Tag des Mauerfalls im November 1989. Die junge Studentin Alexandra lebt zu dieser Zeit zusammen mit ihrer Großmutter Paula in Ostberlin. Ihr Leben dort verläuft in geordneten, eher ruhigen Bahnen. Eindringlich und sehr bewegend wird geschildert, wie die junge Frau diesen geschichtsträchtigen Tag erlebt.

Und an ebendiesem Tag begegnet ihr Oliver. Es ist Liebe auf den ersten Blick.

Kurze Zeit später stellt Alexandra den jungen Mann ihrer Großmutter vor. Doch deren Reaktion fällt so ganz anders aus als erwartet. Die alte Dame ist regelrecht schockiert und erleidet einen Zusammenbruch. Alexandra ist äußerst verwirrt und ratlos. Sie versteht das alles nicht. So sucht sie nach Antworten und stellt Fragen, die sie sich bis jetzt nicht getraut hat zu stellen. Nach und nach kommen die Zusammenhänge und ein tragisches Schicksal ans Tageslicht.

Rückblickend wird nun Paulas Geschichte ab dem Jahre 1912 bis zu Hitlers Machtergreifung erzählt. Paula ist für ihre Zeit eine selbstbewusste, mutige Frau, die sich mit aller Kraft für Frauen in Not einsetzt. Ihre große Liebe ist Clemens, ein junger Studentenführer, der seine charismatische Ausstrahlung dazu benutzt, für die Rechte der Arbeiter zu kämpfen. Nicht immer sind sich die beiden in ihren Ansichten und Anschauungen einig, was immer mal wieder zu Spannungen führt. Dennoch scheint ihre Liebe unzerbrechlich. Können sie dem Schicksal trotzen und diese schwierigen und politisch brisanten Zeiten überstehen ? Und was hat das alles mit Alexandra und Oliver zu tun ?

Der Rückblick auf Paulas Geschichte ist immer wieder mal unterbrochen durch verhältnismäßig kurze Sequenzen, die Alexandras Versuche, die einzelnen Puzzlestücke zusammenzusetzen, schildern. Insgesamt hatte ich hier jedoch erwartet, noch mehr über Alexandra und Oliver selbst zu erfahren. Diese Teile waren für mich deutlich zu unergiebig und wirkten eher wie schmückendes Beiwerk.

Das Hauptaugenmerk dieses Romans liegt also sehr stark auf Paulas Leben in dem bereits erwähnten Zeitraum. Es sind die Jahre, die Paula mehr oder weniger gemeinsam mit Clemens verbringt.

Als Leser gewinnt man hier einen bewegenden, tiefen und recht ausführlichen Einblick in eine Zeit voller Unruhen und politischer Brisanz. Eindringlich werden die Lebensumstände der Protagonisten, d.h. von Paula, ihrer Familie und ihren Freunden dargestellt. Die Autorin schafft es, ein klares, anschauliches, ausdrucksstarkes und berührendes Bild ihrer Figuren zu erschaffen. Ich habe regelrecht mitgehofft, -gebangt und -gelitten.

Aus der Zeit nach 1933 bis zum Jahr 1989 erfährt man dann leider wieder so gut wie nichts. Ich fand das ein wenig schade, aber vermutlich hätte dies sonst den Rahmen des Buches doch gesprengt.

Insgesamt war der Roman unterhaltsam und sehr informativ und ich empfehle ihn gerne weiter. Allerdings sollte man schon ein gewisses Interesse an dieser bewegenden Zeitepoche mitbringen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2014
Mörderische Côte d Azur / Kommissar Duval Bd.1
Cazon, Christine

Mörderische Côte d Azur / Kommissar Duval Bd.1


gut

Solide, aber verbesserungsfähig

Kommissar Léon Duval hat sich von Paris nach Cannes, seiner früheren Heimat, versetzen lassen, um Abstand von seiner Ehe zu bekommen. Noch vor seinem offiziellen Arbeitsbeginn wird er mit den Ermittlungen zu einem brisanten Mordfall beauftragt.

Mitten im Trubel der Filmfestspiele wurde ein bekannter Filmmacher für Naturfilme während seiner eigenen Filmvorführung erschossen. Die Ermittlungen verlaufen zunächst recht zäh und sind schwierig. Und das, wo doch Duvals Vorgesetzte auf eine rasche, unkomplizierte und wenig Aufsehen erregende Aufklärung drängen. Die Filmfestspiele und damit die VIPs dürfen nicht gestört werden, alles muss reibungslos weiter laufen.

Doch als Duval erste Spuren entdeckt, gibt es Interessenten, die deren Weiterverfolgung verhindern wollen. Warum ? Was soll unter den Tisch gekehrt werden und vor allem in wessen Interesse? Mit Hilfe seines Kollegen Villier und einer jungen Journalistin deckt er schließlich Ungeheuerliches auf.

Die Krimihandlung als solches ist eher ruhig und gemächlich, regelrecht unspektakulär. Die Geschichte kommt meines Erachtens nur langsam in Schwung und richtige Spannung habe ich bis zum Schluss vermisst.

Eigentlich mag ich diese Art von unblutigen Krimis sehr, wenn das Hauptaugenmerk auf der Ermittlungsarbeit und in den Charakteren der Hauptprotagonisten liegt. Nur leider erschien mir gerade dies in diesem Buch auch eher durchschnittlich.

Kommissar Duval kommt zwar recht sympathisch herüber, mit kleineren Ecken und Kanten, aber insgesamt ist mir die Darstellung der einzelnen Personen noch zu oberflächlich geblieben.

Die Ermittlungsarbeit selbst ist zwar ganz solide geschildert, aber Überraschungen gab es auch hier nicht. Vieles ist vorhersehbar und läuft nach vielbewährtem Muster ab.

Dennoch sehe ich in der Gesamtanlage dieser neuen Krimi-Reihe durchaus Potential, welches sich in weiteren Fällen hoffentlich noch entwickelt. Gerade in der Figur des Kommissars könnte meines Erachtens noch viel mehr stecken.

Auch beim Schreibstil lässt sich sicher noch das ein oder andere verbessern. Es gibt sehr viele, sehr anschauliche und detaillierte Beschreibungen. Zwar vermitteln diese eine gute Vorstellung des Ambiente – insbesondere hinsichtlich der Einblicke in die Filmfestspiele -, aber andererseits waren diese minuziösen Schilderungen teilweise einfach zu lang. Da das Buch insgesamt ja nicht besonders umfangreich ist, nehmen derartige Betrachtungen ( zu Lasten der Spannung ) einfach zu viel Raum ein.

Ich hoffe der Autorin gelingt es, dies in evt. Folgebänden zu verbessern. Dann könnte sich in meinen Augen eine durchaus lesenswerte Krimi-Reihe entwickeln. Ich würde einem 2. Teil auf jeden Fall eine Chance geben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.