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Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 803 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2023
Die Verborgenen
Geschke, Linus

Die Verborgenen


ausgezeichnet

Wie habe ich mich schon im Vorfeld auf den neuen Thriller von Linus Geschke gefreut! Und bin natürlich nicht enttäuscht worden. Über 360 enggedruckte Seiten habe ich innerhalb von knapp zwei Tagen regelrecht verschlungen. Immer wieder ein paar eingestreue Kapitel mit winzigkleinen Einblicken in das "jetzt", dem Finale, alles andere wird in der Rückschau chronologisch erzählt. Dabei schafft es der Autor mal wieder geschickt den Leser auch auf falsche Spuren zu locken. Es ist immer eine große Grundspannung vorhanden und ein großer Sog weiterzulesen, um natürlich auch mehr über den Ausgang zu erfahren.

Vor allem die Vorstellung, dass es jemand schafft heimlich unter einem fremden Dach zu wohnen, die Hausbewohner auszuspionieren, nachts im Schlaf zu beobachten, die Geheimnisse jedes Familienmitglieds auszukundschaften (hier hat auch jeder eines) und vor allem absichtlich beängstigende Spuren zu hinterlassen.....und damit eine scheinbar perfekte und normale Familie an ihre Grenzen und darüber hinaus zu bringen, ist beunruhigend und vor allem beängstigend. Dazu kommt noch ein Mord im Umfeld der Familie und die Geduldsleitung der einzelnen Familienmitglieder wird nicht nur strapaziert, sondern bis zum Zerreißen gespannt.....

Spannende Unterhaltung also mit so einigen überraschenden Wendungen! Kein blutiger Thriller , sondern einer, der das Nervenkostüm (auch des Lesers) strapaziert.

Bewertung vom 11.06.2023
Ein seltsamer Ort
Yoshimoto, Banana

Ein seltsamer Ort


sehr gut

Ein modernes Märchen, Fantasie gepaart mit Science Fiction, fernöstliche Kultur gepaart mit teils ungewöhnlichen Figuren, wie Abziehbilder aus Anime-Serien oder teilweise auch aus Horrorfilmen. Figuren, wie z.b. ein ungewöhnliches Wahrsagerpaar, gefährliche Roboterhunde oder ein riesiger, behaarter, aber sympathischer Nachfahre von Außerirdischen. Eine Geschichte, die, so beschreibt sie die Autorin in ihrem Nachwort, ohne besondere Höhepunkte und ohne Spannungsbogen auskommt und trotzdem ist man irgendwie fasziniert und gefesselt. Ich habe die Ich-Erzählerin Mimi gerne auf ihrer Suche nach ihrer verschwundenen Zwillingsschwester begleitet. Yoshimoto hat viele Querverweise zu japanischen Animes oder Mangas mit in die Geschichte eingebaut, die die Übersetzeein dankenswerter Weise in Fußnoten erklärt hat.

Und was passiert eigentlich?
Mimi kehrt zurück in ihre Heimatstadt in die Berge zurück, in der seit etlichen Jahren ihre Mutter in einem Schlafzustand im Krankenhaus liegt und in der ihre Schwester verschwunden ist. Auf der Suche nach ihr entdeckt Mimi die Stadt wieder neu, lernt außergewöhnliche Mitbewohner kennen und macht sich Gedanken über Vergangenheit und Zukunft, über das, was man vom Leben erwartet und über das, was das Leben ausmacht und erlebt ungewöhnliche Situationen. Daher passt auch der Begriff der Autorin von einem Buch über "philosophischen Horror". Dabei empfand ich den Horror aber weniger als gruselig, eher wie bereits anfangs beschrieben, wie ein fernöstliches Märchen. Die Geschichte hat trotz der auch tragischen Ereignisse eine positive Grundstimmung, die irgendwie bezaubert.

Es war für mich mal ein ganz anderes Genre, dass zwar nicht zu meinen Highlights gehört, aber interessant und zumeist auch sehr kurzweilig zu lesen war.

Bewertung vom 11.06.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


ausgezeichnet

Die Geschichte über die Erfindung der Kleinbildkamera und die der Familie Leitz aus Wetzlar zwischen 1914 und 1945.

Autorin Sandra Lüpkes hat mir mit diesem Roman nicht nur fesselnde Lesemomente geschenkt, sondern vielmehr auch mein Wissen über die Erfindung und Entstehung der weltberühmten Kamera Leica in Verbindung mit dem Erfinder Otto Barnack und der dahinterstehenden Unternehmensfamilie Leitz auf sehr interessante Art und Weise ausgeweitet.

Der fiktionale Roman besticht durch die gründliche Recherchearbeit der Autorin und spiegelt daher ein sehr gutes Bild dieser Zeit wieder. Im Anhang hat die Autorin historische und fiktionale Figuren des Romans noch Mal mit ausführlichen Informationen dargestellt. Die meisten dargestellten Ereignisse haben so oder so ähnlich stattgefunden.

Sandra Lüpkes hat einen besonderen Schreibstil, der für mich zu dieser Zeit und zu den Figuren sehr gut gepasst hat. Die verschiedenen Erzählstränge vermitteln zudem Einblicke in die verschiedenen Familien, die alle in der Stadt Wetzlar lebten und auf irgendeine Weise mit der Familie Leitz und untereinander in Verbindung standen.

Egal, ob es über die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, die Zeit während der Weltwirtschaftskrise (in der Ernst Leitz II. es gewagt hat mit der Kleinbildkamera Leica ein neues und teures Produkt zu produzieren) oder insbesondere die Zeit der Machtergreifung und des zweiten Weltkrieges ging, man konnte mitfühlen, mitleiden und die Zeit wie hautnah miterleben.

Ein toller Roman, der ganz nebenbei Geschichte wieder lebendig macht.

Bewertung vom 11.06.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

𝗗𝗮𝘀 𝗖𝗮𝗳é 𝗼𝗵𝗻𝗲 𝗡𝗮𝗺𝗲𝗻
ʀᴏʙᴇʀᴛ sᴇᴇᴛʜᴀʟᴇʀ, 2023

..ist ein Ausflug in den Wiener Bezirk Leopoldstadt der 60-70er Jahre. Robert Simon, bislang Gelegenheitsarbeiter, wagt einen Neuanfang: er pachtet eine leerstehende Gastwirtschaft und eröffnet ein Café. Dort treffen sich die verschiedensten Menschen und sie alle haben ihre ganz eigene Geschichte. Autor Robert Seethaler lässt den Leser mit kleinen Einblicken eintauchen in das Leben in Wien zu dieser Zeit, diese reihen sich aneinander, sind miteinander verwoben, sie versprühen Charme, zeigen dunkle und helle Seiten des Lebens, erzählen vom Aufbruch und Niedergang, vom Glück und Leid, von Sehnsüchten und Hoffnungen, von Liebe und Eifersucht, von kleinen und großen Begebenheiten.

𝘚𝘪𝘮𝘰𝘯 𝘥𝘢𝘤𝘩𝘵𝘦 𝘢𝘯 𝘴𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘎ä𝘴𝘵𝘦. 𝘌𝘴 𝘸𝘢𝘳 𝘮𝘦𝘳𝘬𝘸ü𝘳𝘥𝘪𝘨, 𝘸𝘪𝘦 𝘸𝘦𝘯𝘪𝘨 𝘦𝘳 𝘷𝘰𝘯 𝘪𝘩𝘯𝘦𝘯 𝘸𝘶𝘴𝘴𝘵𝘦 𝘶𝘯𝘥 𝘸𝘪𝘦 𝘨𝘶𝘵 𝘦𝘳 𝘴𝘪𝘦 𝘥𝘰𝘤𝘩 𝘬𝘢𝘯𝘯𝘵𝘦.(Seite 92)

Dies war mein erster Roman des Autors, ich bin eingetaucht in diese stimmungsvolle Erzählung, habe das Viertel und die Menschen vor Augen gehabt, habe dem bunten Treiben aufmerksam und mit großem Interesse gefolgt und habe die Akteure am Ende mit Wehmut wieder losgelassen, sie sind mir ans Herz gewachsen. Besonders der Sprach- und Schreibstil Seethalers hat mir gefallen. Er hat es verstanden die verschiedenen Blickwinkel, die Figuren, aber auch die Geschichte des Cafés ohne Namen zu einem wunderbaren Zusammenspiel mit Tiefgang zu verknüpfen. Es ist wie ein kleines, sehr interessantes Zeitzeugnis dieser Zeit, wenn auch ein rein fiktives.

Bewertung vom 03.05.2023
Wenn ein neuer Tag anbricht
Turansky, Carrie

Wenn ein neuer Tag anbricht


ausgezeichnet

England, 1898: Bei einem Bootsunglück verliert die 17jährige Maggie ihre Eltern und ihre ältere Schwester. Nur ihre kleine Schwester Violet kann sie noch retten. Ihr Leben verändert sich grundsätzlich, sie ziehen von dem Landsitz, auf dem ihr Vater Landschaftsarchitekt war, weg in das nahegelegene Dorf zu ihrer Großmutter.
Vier Jahre später trifft sie Nate, den Sohn des Gutsbesitzers, mit dem sie seit ihrer Jugend bis zu dem Unglückstag befreundet war, das erste Mal wieder. Dass er sich nach dem Unglückstag nie mit ihr in Verbindung gesetzt hat, hatte sie zusätzlich getroffen. Die alten Wunden werden wieder aufgerissen und als sie nach all den Jahren das erste Mal im Tagebuch ihres Vaters liest, kommen bei ihr Zweifel auf, ob der Unfall wirklich nur ein Unglück war, oder ob mehr dahinter steckt.

𝗖𝗮𝗿𝗿𝗶𝗲 𝗧𝘂𝗿𝗮𝗻𝘀𝗸𝘆 hat ein fesselnden Roman geschrieben, der mich mit der Mischung aus Spannung, historischem Ambiente, romantischen Verwicklungen, abwechslungsreichen Entwicklungen und dem gut in die Geschichte integrierten christlichen Botschaften überzeugen konnte. Die über 400 Seiten waren schnell gelesen. Die Protagonisten entwickeln sich glaubhaft, es geht um Vertrauen, Verzeihen, Wahrheiten und Liebe. Maggie ist anfangs sehr eigenwillig, unversöhnlich und geht nicht immer den moralisch akkuraten Weg, um mehr über die Vergangenheit ans Licht zu bringen. Nate hingegen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem aufrichtigen, gläubigen und vor allem engagierten jungen Mann entwickelt, der sich für Maggie und auch für sein Erbe, dass er nun angetreten hat, mit aller Kraft einsetzt. Aber auch er muss seinen Stolz überwinden lernen.

Fazit: Eine bewegende christliche Geschichte mit Herz und Gefühl, die zudem im historischen Setting mit spannenden Elementen fesselt.

Bewertung vom 21.03.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


sehr gut

Fast fertig mit dem Jura-Studium, weiblich, Mitte zwanzig....und frisch getrennt vom Ehemann. Was erwartet man vom Leben, vom (Ex-)Partner, wie verarbeitet man überhaupt eine zerbrochene Ehe? Wer hatte Schuld,wenn es überhaupt eine Schuldfrage gibt? War es richtig so früh zu heiraten? Wie soll es nun privat und auch beruflich weitergehen?

Das sind alles Fragen, die sich die junge Protagonistin stellt. Als Leser begleiten wir sie durch ihren Alltag, der Versuch, diese Wendung in ihrem Leben zu verstehen, damit zu recht zu kommen, neu anzufangen, aber auch den Schmerz, die Schmach nicht nur mit Alkohol zu betäuben. Sie will der Leere nicht nur in ihrer Wohnung entfliehen und versucht diese mit Feiern und Ablenkung zu übertönen. Aber es gibt ja noch mehr, die Ausbildung, die Kommilitonen, die Familie. Wir lesen über ihre Selbstweifel, ihre gedanklichen Rückblenden und Vorstellungen über das Geschehene, die nicht immer objektiv sind, sie redet sich einiges schön, vor allem was sie selbst und den "Ehemann" betrifft, der die allermeiste Zeit des Romanes namenlos bleibt, genau wie sie selbst.

Ein ungewöhnlicher Schreibstil, der einen dennoch packt und einen das Bild des "dabei seins" vermittelt, vor allem was die Gefühle und Gedanken der Protagonistin angeht. Scheinbar ohne roten Faden, dennoch wirkt gerade dadurch alles authentisch. Alles geschrieben aus der Ich-perspektive, das vergrößert die Authentizität und vielleicht fragt man sich auch deshalb oft, wieviel autobiografisches der Autorin steckt dahinter?
Wir begleiten die junge Frau nach der einschneidenden Trennung und ihrem Versuch irgendwie damit klar zu kommen. Man spürt ihre Zerrissenheit, ihre Verletzlichkeit, ihre Einsamkeit, ihre Suche nach einem Anker und dem Wunsch irgendwie, irgendwo dazu zu gehören. Im privaten wie im beruflichen Leben. Es gilt eingeschlagene Wege zu hinterfragen und neue einzuschlagen, nicht immer einfach in einer Welt voller Chancen, aber auch Tretminen.
Am Ende des Romanes dann überraschende Wendungen, die auch dem Leser zeigen, dass es immer zwei Seiten im Leben gibt und die die Lektüre rund abschließen und dennoch Stoff zum Nachdenken geben.

Bewertung vom 21.03.2023
Frauenmord in Venberg
Stein, Ella

Frauenmord in Venberg


ausgezeichnet

Norbert erschießt in der fiktiven österreichischen Kleinstadt Venberg seine Ehefrau Ursula hinterrücks, während diese am Kaffeetisch sitzt nach über 20jähriger Ehe. Grundlos? Nein, Gründe gibt es immer, auch hier. Während er aus seiner Sicht die Ehe und die Tat reflektiert, steht im zweiten Erzählstrang der junge Polizist Manuel im Blickpunkt, der gerade erfahren hat, dass er Vater werden wird und der sich auf der Venberger Polizeiwache, zu der er erst neu dazugestoßen ist, erst einen Platz erkämpfen muss. Es ist mehr als "nur" ein Krimi, es geht vielmehr um Recht und Gesetz und wie der Einzelne sich im Gemeinschaftsgefüge verhält.

Im MIttelpunkt steht auch ein neues Gesetz, das erlassen wurde. Auch dadurch muss sich jeder Einzelne im Roman damit beschäftigen, wie weit er Gesetzen folgt, was er bereit ist zu hinterfragen und wo auch persönlich Grenzen gelten, und das Hinterfragen gilt für alle Bereichen, die hier angeschnitten und beleuchtet werden. Hier wird nicht bewertet, hier werden Fragen über wichtige Themen aufgeworfen. Und die sind vielfältig und laden auch den Leser zur Reflexion ein, denn nie ist etwas nur schwarz oder weiß.

Alles ist rein fiktiv und dennoch gibt es meistens reale Hintergründe und Geschehnisse, die als Vorlage dienten. Ella Stein schafft es, dass man die Gedankengänge der Protagonisten versteht, sogar Konturen zwischen Opfer und Täter, Polizei und Gesetzen, sowie Männern und Frauen verschwimmen scheinbar. Das sorgt für ein Gedankenkarussell beim Lesen und dazu, dass man selber Stellung beziehen muss, gedanklich sich damit auseinander setzt.
Trotz aller Ernsthaftigkeit fehlt es auch nicht am trockenen Humor. Ella Steins Schreibstil ist bildhaft, man kann sich die Protagonisten sehr gut vorstellen, sind es doch typische Ebenbilder unserer Gesellschaft. Ein tiefgründiger Krimi, bei dem es um so viel mehr geht, als um die Suche nach einem flüchtigen Täter.

Bewertung vom 14.03.2023
Über Carl reden wir morgen (MP3-Download)
Taschler, Judith W.

Über Carl reden wir morgen (MP3-Download)


sehr gut

Ü𝘣𝘦𝘳 𝘊𝘢𝘳𝘭 𝘳𝘦𝘥𝘦𝘯 𝘸𝘪𝘳 𝘮𝘰𝘳𝘨𝘦𝘯

Die letzten Wochen hat mich ein Hörbuch bei vielen Gelegenheiten "begleitet". Fast 15 Stunden konnte ich eintauchen in die fesselnde und vielschichtige Dreigenerationen-Geschichte der österreichischen Autorin Judith W. Taschler. Der Roman erstreckt sich von Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1922 , spielt u.a.im österreichischen Mühlviertel, Wien und Amerika und ist an die eigene Familiengeschichte der Autorin angelehnt.

Gerade beim hören muss man anfangs lernen die Protagonisten einzuordnen, aber nachdem ich in die Geschichte reingekommen bin, war ich ungemein gefesselt. Erstens habe ich sehr gerne der Stimme von Tanja Geke gelauscht, anderseits hat Judith W. Taschler die Geschichte sehr interessant und geschickt aufgebaut, z. B durch wechselnde Sichtweisen bei den Handlungssträngen und durch eingeschobene Rückblenden. So kristallisiert sich erst nach und nach die ganze Tragik, sowie so manche Zusammenhänge zwischen agierenden Personen und deren Handlungen heraus.
Der Roman zeichnet ein lebendiges Bild von Anton und seiner Schwester Rosa, von Antons Sohn Albert und dessen Frau Anna, bis zu deren Zwillings-Söhnen Eugen und Carl. Aber es gibt auch viele weitere Familienmitglieder und sie alle sind Puzzleteile in dieser Geschichte, alle zusammen ergeben einen großartigen Einblick in das familiäre Leben der damaligen Zeit. Ihre Suche nach Glück, ihr Schaffen und Wirken und die tragischen Ereignisse in ihrem Leben lassen sie zu greifbaren Figuren werden. Das Leben in der k.u.k. Monarchie, während des ersten Weltkrieges und danach wird lebendig dargestellt. Ich habe sehr gerne dieser Geschichte gelauscht und hätte gerne noch vielen weiteren Stunden die Geschichte weiterverfolgt.
Ich hoffe nun auf eine Fortsetzung, denn ich würde gerne mehr von der Familie Brugger in der Zeit nach 1922 erfahren.

Bewertung vom 14.03.2023
Mein Leben in deinem
Moyes, Jojo

Mein Leben in deinem


ausgezeichnet

Hach, habe ich diese Geschichte geliebt. Jojo Moyes hat es wieder einmal wunderbar verstanden Protagonisten zu erschaffen, die so facettenreich sind, die sich entwickeln und an den Ereignissen wachsen. Zwei ganz unterschiedliche Frauen aus ganz gegensätzlichen Milieus, deren Wege sich zufällig kreuzen. Mit Sam(antha), die einen arbeitslosen depressiven Mann zu Hause hat, an der Arbeit gemobbt wird und die vor lauter Belastung kaum noch ein und aus weiß und mit Nisha, die von ihrem superreichen, exentrischem Mann vor die Tür gesetzt wird, hat die Autorin zwei völlig gegensetzliche Charaktere erschaffen, deren Lebensbahnen sich durch eine Verwechslung kreuzen. Eine Tasche, die in einem Umkleideraum eines Fitnessstudios versehentlich und in Hektik vertauscht wird. Durch diesenTausch gerät eine ganze Lawine ins Rollen, die jede der Frauen verändern wird. Dies hat Jojo Moyes in eine so zauberhaft geschriebene und lebendige Geschichte eingearbeitet, dass man beim Lesen ständig das Gefühl hat, dass ein Film sich vor den Augen abspielt. Ich konnte mir die Personen und Handlungsorte so gut vorstellen!

Jojo Moyes hat zudem einen fesselnden Schreibstil, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr hat mich diese Geschichte gepackt und auch berührt. Es geht um Verantwortung und Freundschaft, um Abhängigkeiten und verschiedene Lebensumstände, um Missverständnisse und Zusammenhalt, Freud und Leid und um die große Frage nach Glück, was ich vom Leben erwarte und wo ich das Glück finde.

Mit den wechselnden Handlungssträngen, überraschenden Wendungen, den interessanten Figuren und der Story mit Tiefgang ein Lesehight !

Bewertung vom 14.03.2023
Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes Glück
Feyerabend, Charlotte von

Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes Glück


ausgezeichnet

Ein wunderbarer Roman von Autorin Charlotte von Feyerabend, der das Leben der Frau, die am Anfang des später weltweit agierenden Unternehmens Märklin stand, in einer sehr fesselnde Art beschreibt. Man merkt beim Lesen, wie tief die Autorin in die Materie eingedrungen ist, wie viel sie recherchiert hat, so konnte ich nicht nur sehr viel über das Leben und Wirken von Caroline Märklin erfahren, sondern auch über die damaligen Lebens- und Arbeitsumstände, insbesondere auch über die Rechte der Frauen (bzw. mehrheitlich das Fehlen dieser Rechte) und über die Entwicklung von Kinderspielzeug.


All dies hat Charlotte von Feyerabend in eine informative und fesselnde Geschichte gepackt. Dies ist keine Biographie im eigentlichen Sinne, sondern ein fiktiver Roman, der die umfangreich recherchierten Begebenheiten ausschmückt und somit zu einer anschaulichen und lebendigen Geschichte verarbeitet hat . Sehr gefallen haben mir auch die vorangestellten Zitate bekannter Persönlichkeiten, die vielen Anmerkungen zur Dokumentation, zu Dichtung und Wahrheit, mitsamt umfangreichen Quellenangaben. Alles zusammen vermittelt mir ein ziemlich gutes Bild der Frau, die ihrer Zeit weit voraus war, die als erste weibliche Handelsreisende und innovative Ideengeberin nicht nur Bewunderung hervorrief, sondern sich in einer von Männern dominierten Welt durchsetzen musste, was meistens nicht leicht war. Caroline Märklin hat für damalige Verhältnisse spät geheiratet, ihr Mann, der verwitwete Wilhelm Märklin hatte bereits zwei Töchter und eine eigene Firma, die Blechwaren herstellte. Gemeinsam haben sie weitere Kinder bekommen. Caroline war Anfangs Mutter und Ideengeberin, doch die Umstände machten sie zuerst zu einer Handlungsreisenden, der ersten weiblichen überhaupt. Sie stieß auf sehr viele Widerstände in der von Männern dominierten Handelswelt, auf Reisen und auch in ihrer Umgebung, genauso wie bei allen weiteren Entwicklungen, die sie in weitere leitende Verantwortung gebracht hat. Durch Charlotte von Feyerabends Roman habe ich daher nicht nur einen Blick auf die Anfänge der Firma Märklin nehmen können, sondern auch auf das Rollenbild und das Rollenverständnis der Frauen im 19. Jahrhundert in Deutschland.