Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nazena
Wohnort: 
Göttingen

Bewertungen

Insgesamt 160 Bewertungen
Bewertung vom 22.01.2012
Hölle
Elliott, Will

Hölle


gut

Jamie führt ein Durchschnittsleben, bis er eines Nachts beinahe einen Clown überfährt. Daraufhin stalken ihn diese, verwüsten seine Wohnung aufs Übelste und entführen ihn schließlich. Als er wieder zu sich kommt, befindet er sich im abgedrehtesten Zirkus des Universums. Die Clowns wollen ihn zu einem festen Bestandteil ihres Programms machen, doch die weiße Schminke weckt das Alter Ego JJ in Jamie. Und Jamie ist ein fieser Psychopath, der in kürzester Zeit Angst und Schrecken verbreitet. Was steckt wirklich hinter dem Zirkus Pilo, und kann sich Jamie gegen JJ durchsetzen, wo doch alle gegen Jamie sind?
Mit ES kann man diesen Clowns-Roman meiner Meinung nach nicht vergleichen. Wo ES ein Horrorroman ist, der sich noch aus gewissen Kinderängsten speist, ist Hölle einfach nur bizarr und schon wieder zu seltsam, um sich wirklich zu gruseln. Zwar werden eine ganze Menge Lebewesen aufs Übelste gequält und grausam vom Leben zum Tode befördert, aber da einem ein jeder fremd ist und man keine Sympathie für niemanden aufbringt, lässt einen das Schicksal sowohl der "Schafe" als auch der "Zirkusratten" kalt. Der Autor bemüht sich, mit möglichst viel Splatter Aufmerksamkeit und Spannung zu erzeugen, doch dieses kommt zu geballt und ist zu weltfremd, als dass man sich wirklich fürchten würde. Später rutscht er noch in das Cthulhu- Universum hinein und spätestens dort hatte ich das Gefühl von "alles schon mal gelesen". Letztendlich überrascht das Ende nicht, es läuft ja von vorneherein alles auf ein Schlachtfest hinaus. In diesem Falle wäre ein bisschen weniger Blut sicher mehr gewesen. Die Grundidee war interessant, der Autor schafft es aber nicht, sie dem Leser wirklich ergreifend nahezubringen. Ich habe mich irgendwann gelangweilt, weil nur noch massakriert wurde und keinerlei Story mehr blieb. Für die Idee und das Debüt gibt es von mir noch 3 von 5 Sterne.

Bewertung vom 22.01.2012
Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


gut

Carl Moerck ist Polizist und aus seiner Sicht am Tiefpunkt seiner Laufbahn angekommen: Beim letzten Einsatz wurde sein einer Teampartner erschossen, der andere schwer verletzt und gelähmt. Er selbst überlebte knapp, macht sich aber bittere Vorwürfe. Da es keiner mehr mit ihm aushält, schiebt ihn seine Dienststelle in den Keller und "befördert" ihn zum Leiter des neuen Sonderdezernats- mit ihm als einzigen Mitarbeiter. Er schafft es, einen Halbtagsassistenten als Putzkraft zugewiesen zu bekommen. Das Sonderdezernat wurde eingerichtet, um nicht gelöste Fälle von "besonderem Interesse" wieder aufzunehmen. Moerck ist kaum motiviert, doch seine Hilfskraft Assad dafür umso mehr. Dieser stößt ihn auch auf die seit Jahren verschwundene Politikerin Merete, die angeblich über Bord ging und ertrank. Ihr Bruder, Tatverdächtiger und einziger Zeuge, ist geistig behindert. Eher widerwillig nimmt sich Moerck des Falles an. Doch bald schon fesseln ihn die vielen Ungereimtheiten. Eine Leiche wurde niemals gefunden- ertrank Merete wirklich?
Ich habe den Roman mit gemischten Gefühlen begonnen. Das ganze Genre der "nordischen Thriller" hat mich bislang noch nicht wirklich interessiert, hier aber fesselte mich der Klappentext: Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Merete. Du bist hier jetzt seit 126 Tagen. Dein Geburtstagsgeschenk: Wir lassen das Licht jetzt ein Jahr an.
Da es gleich auf der ersten Seite angeschnitten wird, ist es keine Überraschung, dass Merete noch lebt - sollte man meinen. Tatsächlich findet die Handlung auf 2 Erzählebenen statt: Merete, Jahre in der Vergangenheit, sitzt in einem hermetisch abgeriegelten Raum. In der "Gegenwart" befasst sich Moerck mit dem Fall. Es tun sich bald Abgründe auf- auch im eigenen Präsidium. Die Kollegen haben mehr als schlampig ermittelt, so dass Moerck seine Ermittlungen nicht auf Grund seines besonderen Spürsinns vorantreiben kann, sondern nur, weil seine Kollegen damals gepfuscht haben. Der Ermittler von damals ist heute noch dabei, er und Moerck können sich nicht ausstehen und Moerck zählt ihm genüsslich seine Fehler auf- natürlich nur in Gegenwart des Chefs. Unausstehlicher Charakterzug. Moerck ist mir eh reichlich unsympathisch. Die eigentliche Polizeiarbeit übernimmt die ungelernte Putzkraft Assad, der trotz reichlich dubioser Vergangenheit in einer Polizeidienststelle angestellt wird- einfach, weil er den Portier so lange nervte, bis er den Job hatte. Moerck verbringt seine Tage am liebsten mit Solitaire spielen. Auch wenn er einige psychologische Tiefschläge erlitten hat, ist sein Verhalten trotzdem nervig. Er scheint es auch darauf anzulegen, jeden in seiner Umgebung zu vergrätzen, sogar die, die nett zu ihm sind. So "leiht" eine sehr wertvolle und seltene Playmobilkollektion, um einen geistig Behinderten damit spielen zu lassen, und heuchelt hinterher eine Entschuldigung. Warum kauft er nicht für 15 € im Supermarkt das benötigte Set?
Assad ist ein Ermittlungsgenie, dass sogar noch den hartnäckigsten Fall des Präsidiums löst. Und was das kriminaltechnische Institut mit seinen Spitzenleuten nicht schafft, kriegt Assads Kontakt in extrem kurzer Zeit perfekt hin. Assad ist das genaue Gegenteil von Moerck: überdreht, laut und absolut von sich selbst überzeugt. Mir ging er fürchterlich auf den Wecker.
Einig die Stellen mit Merete im Bunker haben mich im wahrsten Sinne des Wortes gefesselt. Ihre Situation wurde sehr beängstigend und beklemmend dargestellt. Weil ihre Szenen in der Vergangenheit liegen, wird ein großer Zeitrahmen beschrieben und man weiß auch nicht, ob sie es übersteht, und wenn ja, in welcher Verfassung. Das Ende hingegen ist absolut unglaubwürdig: nicht nur ein Wunder, sondern gleich zwei sind im letzten Kapitel nötig. Da wäre mir ein glaubwürdigeres, aber eventuell "traurigeres" Ende lieber gewesen. Aufgrund der Bunkerszenen gebe ich noch gnädige 3 (von 5) Sterne.

6 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.01.2012
Kritik der mörderischen Vernunft
Johler, Jens

Kritik der mörderischen Vernunft


sehr gut

Troller ist Wissenschaftsjournalist bei der Zeitschrift Fazit. Als er eine seltsame Email erhält, denkt er sich zuerst kaum etwas dabei- dann wird allerdings Deutschlands führender Hirnforscher grausam ermordet, und an der Wand seines Labors hängt ein Zitat aus Trollers Buch.

Der Mörder nennt sich Kant, will eine praktische Kritik anfangen und versucht, Troller in seinen Kampf hineinzuziehen. Er gerät selbst in Verdacht. Zusammen mit seiner Partnerin und Kollegin Jane ermitteln die beiden und stoßen auf ein Geflecht aus Wissenschaft, Biotechnologie und ökonomischen Interessen, in dem der Wille des Menschen nur noch eine kleine Nebenrolle zugebilligt wird. Neurobiologie und Ethik widerlegen den freien Willen und propagieren eine gesteuerte und kontrollierte Welt, in der Menschen auf neuronale Verbindungen und Reaktion auf äußere Einflüsse reduziert wird. Kants Methoden sind drastisch: wessen Forschungen zur „Gehirnsteuerung“ beitragen, wird eliminiert. Troller billigt seine Methoden nicht, kann seine Motive aber durchaus nachvollziehen- immerhin argumentiert Kant mit seinem Werk...

Der Einstieg war meines Erachtens sehr ermüdend. Banale Handlungen wurden bis ins kleinste Detail geschildert- in welcher Reihenfolge Zutaten in den Topf geworfen werden, was genau wie angezogen wurde-, was den Lesefluss sehr hemmte und den Eindruck von Seitenfüllern erweckte. Später gab es sich etwas, insgesamt wirkten aber die Dialoge konstruiert und stark gestelzt. Der Autor hat es nicht geschafft, dass ich wirklich in die Figuren hineintauchen konnte; es gab immer eine gewisse Distanz. Am überzeugendsten war für mich noch Laurenz Block, der nur eine kleine Nebenrolle einnahm, auf mich aber den Eindruck der einzig „echten“ Figur vermittelte.
Die Handlung und die aufgezählten Studien sind sehr aktuell und überaus brisant. Jeder wird instinktiv bekräftigen, dass er über ein von der reinen Biologie losgelöstes „Ich“ besitzt und einen freien Willen hat. Wenn man dann liest, dass die Wahl der Sexualpartner über Zugabe eines einzigen Stoffes komplett gesteuert werden kann, und sei es bislang nur bei Mäusen, läuft es einem kalt den Rücken hinunter. Viele der angesprochenen Sachverhalte waren sehr interessant und fundiert, sogar wenn man selbst vom Fach ist. Für einen Laien wird meines Erachtens etwas zu sehr ins Detail gegangen. Der Autor erschöpft sich seitenlang in philosophischen Diskussionen, wodurch die Spannung ins Hintertreffen gelangt. Der Fokus liegt auf dem Diskurs neurale Determination vs. Freier Wille, wobei der Autor durch die Beschreibung der „bösen“ Gehirnforscher ganz klar Partei ergreift. Dadurch gerät der Thriller stark ins Hintertreffen. Troller und Jane wurden viel von A nach B geschoben, um sofort wieder philosophieren zu können. Die Einteilung „Thriller“ ist in meinen Augen jedenfalls eine Fehleinsortierung.
Wenn man den Roman am Stück liest, verschwimmen die Argumente. Man sollte durchaus ab und an eine Pause einlegen, um alles sacken zu lassen und sich seine eigenen Gedanken zu machen, wobei man allerdings auch einmal die andere Seite betrachten sollte. Welche Seite der Autor bevorzugt, ist klar, besonders wenn man das Ende bedenkt.
Wer einen nervenzerfetzenden Thriller erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Wer eher„tiefere“ Handlung bevorzugt und philosophische Diskussionen mag, wird sicherlich etwas für sich finden. Der Autor schreibt im Schlusswort, dass die aufgezeigten Experimente und Erkenntnisse tatsächlich existieren und seine Ideen die logische Konsequenz sind. Mich hat der Roman zwar nicht gefesselt, aber interessiert. Für die Story und den Stil gebe ich 3 von 5, für die hervorragende Recherche 5 von 5 Sternen; insgesamt also 4 Sterne.

Bewertung vom 16.01.2012
Sternenschimmer / Sternen-Trilogie Bd.1
Winter, Kim

Sternenschimmer / Sternen-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

In der Zukunft leben die Menschen in überkuppelten Städten, da die Ozonschicht zerstört ist. Die Menschen haben gerade noch die Kurve bekommen, sich selbst und den Planeten zu retten, und sie eine friedliche Nation gewonnen. Die Bewohner des Planeten Loduun hatten diese Probleme nie- bis ein Diktator von der Erde Waffen kaufte und dem ganzen Planeten den Krieg erklärte. Einige loduunische Kinder werden auf die Erde evakuiert, und Mia arbeitet mit ihren Freundin in dieser Flüchtlingshilfe. Dabei lernt sie Iason kennen, einen der zwei einzigen evakuierten Teenager. Beide kommen aus unterschiedlichen Kulturen und missverstehen zu Beginn die Handlungen und Intentionen ihres Gegenübers. Doch nach und nach erkennen sie, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. Doch die Loduuner kennen das Wort Liebe nicht, außerdem ist ihrer Beziehung aufgrund der speziellen Biologie der Loduuner zeitlich begrenzt. Schaffen Mia und Iason es trotz aller Widrigkeiten zueinander zu finden und eine gemeinsame Zukunft zu schaffen?
Mir hat der Roman ausgezeichnet gefallen. Zwar liegt der Hauptaugenmerk eindeutig auf der Teenager-Lovestory und nicht auf dem SF-Gebiet, was durch teilweise mangelnde Beschreibung deutlich wird. Für ein Jugendbuch ist der gegebene Hintergrund aber ausreichend. Mia erfährt erst nach und nach, wie sehr sich die Loduuner von den Menschen unterscheiden, und somit wird auch der Leser häppchenweise gefüttert und kann der Story leicht folgen. Zwar wurden die Fähigkeiten später sehr fantasyklischeehaft und Iason schlidderte gefährlich nahe auf einen Gary Stu-Charakter zu, insgesamt hat der Roman aber durchaus Konflikte für die Helden. Ich fühlte mich gut unterhalten und bin, was die durch das Cover und den Klappentext geweckten Erwartungen betrifft, voll zufiedengestellt. Die Handlung ist in sich abgeschlossen und steuert trotzdem auf den nächsten Band zu. Nach zig Dystopien war es auch interessant, mal zur Abwechslung eine nicht-zerstörte Zukunft zu durchwandern ;). Ich gebe 5 von 5 Sternen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.01.2012
Gerechter Zorn / Die Legenden der Albae Bd.1
Heitz, Markus

Gerechter Zorn / Die Legenden der Albae Bd.1


ausgezeichnet

Die Albae sind ein furchterregendes Volk, dessen bloße Erwähnung bei allen anderen Völkern Angst und Schrecken auslöst. Furchtbare Krieger und vom Tod faszinierte Künstler , haben sie einen von den Unauslöschlichen regierten Staat gebildet. Die beiden politischen Parteien geraten aber zunehmend aneinander, denn die Gestirne wollen das Reich in seiner jetzigen Form schützen, die Kometen es ausbauen und einen Eroberungsfeldzug führen. Dann schicken die Unauslöschlichen die beiden Krieger Sinthoras (Kometen) und Caphalor (Gestirne) aus, einen mächtigen Dämon als Verbündeten zu gewinnen. Beide sind Anhänger einer politischen Richtung und können sich gegengeistig weder ausstehen noch die Beweggründe des anderen nachvollziehen. Trotzdem müssen sie notgedrungen zusammen ausrücken...
Der Autor bezeichnet die Albae als "Böse" ins Anführungszeichen. Nach einem Einblick in ihre Kultur empfinde ich sie weder als wirklich böse, sondern vielmehr als konsequent. Mich hat dieser EInblick in ihre Denkweise sehr fasziniert, ein wenig wie einen ein menschenfressender Tiger fasziniert: man kann die Denkweise nicht verstehen und heißt sie auch nicht gut, aber auf ihre Art und Weise sind die Albae schön- und erfolgreich.
Ich kenne bislang Die Zwerge noch nicht, also bin ich recht unvoreingenommen an das Werk herangetreten. Ich war wirklich positiv überrascht, da ich nach dem Hype um den Autor eine "populärere" Schreibweise erwartet hatte. Der Autor schreibt seine Geschichte ohne Rücksicht auf die Gefühle des Lesers- es gibt bei Liebgewonnenen Charakter Deaths, Verrat, Betrug und Folter, manchmal sogar Sadismus- aber immer so, wie es der Spannungsbogen verlangt. Die Geschichte an und für sich- gegensätzliche Charas, die sich nicht leiden können, müssen auf eine gemeinsame Quest und raufen sich dabei zusammen- ist nicht neu, aber gut und spannend aufgebaut. Vor allem wirkt sie "realer" als die Heldengruppe, die den ganzen Tag singend marschiert und abends unter Gelächter am Lagerfeuer Bier trinkt ;). Die auftretenden Charaktere waren nicht unbedingt symphatisch (das war eigentlich kein einziger Chara, wenn man mal genauer drüber nachdenkt), aber sehr lebensecht beschrieben. Insgesamt war die Handlung sehr spannend, bot auch genug Überraschungen und Wendungen und war schon aufgrund der Wahl der Hauptcharaktere herausstechend. Für mich ganz klar ein Leseerlebnis und ein Grund, mir auch andere Werke des Autors zuzulegen. Insofern gebe ich 5 von 5 Sternen. Wer allerdings von nötiger und unnötiger Grausamkeit abgestoßen wird, wird diesen Roman wahrscheinlich nicht so mögen, da einige Schilderungen doch recht drastisch sind- und Brutalität, Tücke und Verrat von fast allen als lobenswert betrachtet und bewundert wird.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2011
Der letzte Schattenschnitzer
Aster, Christian von

Der letzte Schattenschnitzer


sehr gut

Die Schatten sind allgegenwärtig, aber beobachten ausschließlich. Nur die ehrgeizigsten und herausragendsten Magier haben es geschafft, ihnen Geheimnisse zu entreißen. Doch als der Schatten von Jonas Mandelbrodt schon von dem Säugling erkannt wird, entschließt sich der Schatten gegen alle Gesetze zu verstoßen und das Kind zu unterrichten. Dies bleibt nicht unbemerkt, 8 Jahre später entschließt sich das oberste Gremium, der Schattenrat, die Abnormität zu zerstören. In die Welt ist große Bewegung gekommen: der Schatten von Ripley, der Gott herausfordern wollte, und sein künstlicher Schatten, das Eidalon, sind entkommen. Das Eidalon hat sich bereits in einen Menschen eingenistet und irgendetwas zerstört die Siegel zum Lumem, welche das Eidalon fernhalten sollen, denn sonst könnten die Schatten die Herrschaft über die Welt übernehmen. Als sich schließlich der Wächter, der letzte Schatten eines Engels auf Erden, einmischt und eine Front wählt, ist der Ausgang ungewiss und das Schicksal der Menschen in größter Gefahr...
Zu Beginn wird häufig die Perspektive gewechselt, Jonas Schatten, der Rat, Marias und andere Geschichten werden von vielen unterschiedlichen Blickpunkten beleuchtet. Das kann manchmal verwirrend sein, da sich auch die Art des Schreibstils häufig wechselt; je nachdem ob es Fließtext gibt, "Chroniken von Gelehrten" oder die Ich-Perspektive des Schattens. Man musste schon genau lesen, um wirklich jedes Detail zu erhaschen. Den genauen Überblick hat man eh nie erhalten, jeder Charakter hält irgendein Geheimnis zurück und selbst zum Schluss ist man sich noch nicht ganz sicher, wer eigentliche welche Position besetzt hatte und was seine Pläne waren.
Der letzte Schattenschnitzer ist kein typisches Fantasybuch, sondern steht in der Tradition der klassischen Phantastik wie z.B. Stein und Flöte oder Das Bildnis des Dorian Grey. Die Erzählung ist etwas "langsamer", dafür tiefgründiger und regt mehr zum Nachdenken an, da sie Liebes- und Teenagerprobleme eher am Rande streift und sich den existenziellen Fragen zuwendet. Der Autor spielt mit Sprache und Lesererwartungen und setzt verschlungene, tiefe Handlungsvorgänge und Charaktere ein. Daran muss man sich als Leser erst einmal wieder gewöhnen. Der Roman bleibt dadurch auch distanzierter als die meisten Fantasybücher. Mir persönlich waren die Charaktere etwas ZU distanziert, die Geschichte war sehr interessant, aber dieser letzte kleine Funken, der dafür sorgt, dass man völlig in einem Roman hineingesogen wird, ist nicht zu mir übergesprungen. Grundsätzlich finde ich auch "in der Kürze liegt die Würze", aber dieser Roman hätte locker noch ein paar Kapitel zum Charakterausbau und einigen Erklärungen verkraften können. Ich kann den Roman allen Freunden von tiefgängiger Literatur, mit einem Touch Philosophie empfehlen. Wer aber NUR Fantasy mit Zauberern, Schlachten und kleine Gruppe gegen den Rest der Welt bzw. Junge plus Mädchen gegen den Rest der Welt (und die Pubertät) mag, wird an diesem Roman wahrscheinlich nicht so große Freude finden. Ich gebe insgesamt 4 von 5 Sternen

Bewertung vom 21.12.2011
Die Seelenzauberin / Magister-Trilogie Bd.2
Friedman, Celia

Die Seelenzauberin / Magister-Trilogie Bd.2


sehr gut

Kamela reist in den Norden, um Informationen zu erhalten, die ihr im Zweifelsfalle eine Möglichkeit gegen die Magister geben. Im Norden hielt der Fluch des Heiligen Zorns die Seelenfresser zurück, verändert allerdings auch die Magie. Kamela hofft, dass nützliche Informationen genug Wert für die Magister haben, um ihr Verbrechen nicht zu bestrafen.
Sie trifft auf Rhys, den Halbbruder der Großkönigin. Er sieht ihrem Geliebten sehr ähnlich. Kamela will ihm helfen, als er in Gefahr gerät, und so reisen sie beide zusammen weiter zum Heiligen Zorn, um herauszufinden, wie die Seelenfresser die Barriere überwinden konnten. Dabei entdecken sie ein düsteres Geheimnis, dass Rhys jeglichen Glauben anzweifeln lässt.
Der zweite Band ist dem ersten von der Geschichte her sehr ähnlich. Kamela reist alleine, trifft knackigen Kerl, verliebt sich, hilft ihm und muss sich vor den Magistern hüten. Allerdings erhält man endlich ein bisschen Einblick darin, was es mit dem heiligen Zorn und dem Lyr-Erbe auf sich hat. Die ganz großen Fragen, wie die Herkunft der Ikati, ihre Bündnisse und auch die "dunklen Geheimnisse" der Magister und Colivars Herkunft, werden zwar immer wieder angesprochen, aber dann heißt es nur "er konnte es nicht offenbaren" oder so. Etws nervend, wenn sich so was dauernd wiederholt. In der Beziehung war auch die Beschreibung eines "wahren Magisters" sehr repetitiv. Immer wieder heißt es "nur wer das Leben eines Menschen für das Abkühlen seines Tees benutzt", "wer ein Menschenleben opfert um ein Hemd zu reinigen" etc sei ein wahrer Magister. Ein- oder zweimal wäre es okay, aber solche Beispiele wurden andauernd genannt. Spätestens beim dritten Mal hat man es begriffen.
Die Magister spielen mal wieder ihr eigenes Spiel, jetzt mischen auch andere wie die Hexenkönigin mit. Kamela, die eigentlich als starker und unabhängiger Charakter beschrieben wird, weiß im Grunde genommen gar nicht, was sie tut, und lässt sich mehr oder weniger von anderen herumkommandieren, wobei sie sich selbst einredet, dass sie jederzeit frei entscheiden könne. Diese Diskrepanz zwischen dem Fließtext und dem, was wirklich passierte, war schon störend. Alles in allem war der Roman aber flüssig zu lesen, und die paar kurzen Einblicke in die Gesellschaft der Ikati waren faszinierend. Ich hoffe, im Abschlussband werden dann alle offenen Fragen beantwortet. Ich gebe 3,5 von 5 Punkten.

Bewertung vom 19.12.2011
Die Seelenjägerin / Magister-Trilogie Bd.1
Friedman, Celia

Die Seelenjägerin / Magister-Trilogie Bd.1


sehr gut

In der Welt der Magister hat die Magie einen schrecklichen Preis: Sie kann nur aus der menschlichen Seele gewonnen werden, und so zahlt jeder Hexer mit jedem Funken Magie mit seiner Lebenszeit. Die Magister haben einen anderen Weg gefunden: sie stehlen Magie von einem anderem, ihrem Konjunkten, der irgendwann stirbt. So überdauern sie die Jahrhunderte.
Kamela, ebenfalls mit der Gabe gesegnet, will sich nicht damit abfinden und schafft schließlich, was noch keine Frau vor ihr erreichte: sie wird zum ersten weiblichen Magister. Doch die Männer werden ihre Macht nicht ohne weiteres aufgeben und sie anerkennen. Außerdem steht die Welt vor der größten Bedrohung seit Jahrhunderten: die uralten Feinde der Menschen und Magier, die Seelenfresser, sind wieder aufgetaucht. Beim ersten Mal konnte nur das Opfer und der daraus resultierende Tod aller Magiebegabten ihr Vordringen aufhalten. Werden sich die egozentrischen Magister so sehr gegen ihre innerste Überzeugung wenden können?
Die Idee, dass Magie mit Lebenszeit aufgewogen wird, fand ich sehr interessant. Nur die Männer, die bereit sind die ganze Welt für sich bluten zu lassen und eiskalt andere Menschen zu morden, schaffen es so von der gestohlenen Lebenskraft zu existieren. Frauen, so heißt es, seien zu mitfühlend und würden daher den Sprung nicht schaffen. Erfahrungsgemäß würde ich aber schon sagen, dass es da durchaus genug Kandidatinnen gäbe... Trotz einiger neuer Begrifflichkeiten konnte man sich schnell in das Buch einlesen, auch die Art und Weise der Magieausübung und der daraus resultierenden Magistergesetze ist instinktiv verständlich. Das Ende lässt leider nur ein gewaltiges Fragezeichen über meinem Kopf schweben, zum Glück ist zweite Teil bereits erschienen.
Alles in allem ein interessante und spannender Roman, der zwar nicht ganz in der obersten Liga mitspielt, aber einige mitreißende Lesestunden verspricht.

Bewertung vom 17.12.2011
Gezeichnet / House of Night Bd.1
Cast, Kristin;Cast, P. C.

Gezeichnet / House of Night Bd.1


sehr gut

Zoey versucht nur dazuzugehören, in der Schule Freunde und Akzeptanz zu finden, denn zu Hause fühlt sie sich schon lange nicht mehr erwünscht. Das wird auch nicht besser, als ein Vampyrspäher sie zeichnet: auf ihrer Stirn formt sich ein dunkelblauer Halbmond. Wenn sie nicht in das Vampyrinternat House of Night zieht, wird sie sterben.
Dort angekommen, überschlagen sich schon die Ereignisse: als erster Jungvampyr hat Zoey ein vollständig ausgefülltes Mal, denn sie ist von der Göttin Nyx erwählt. Aphrodite, Anführerin der Töchter der Nacht, sieht in ihre eine Konkurrentin und auch die anderen Schüler wissen nicht, wie sie sich Zoey gegenüber verhalten sollen. Doch zum Glück findet Zoey schnell wahre Freunde und kann ihren Mut und ihre Kraft beweisen...
House of Night ist in erster Linie auf Teenies ausgerichtet und geht in Richtung Schmonzette- die Sprüche sind flapsig, die Jugendlichen diskutieren über Schuhe und ach so heiße Jungs. Dabei erhebt das Buch aber keinen Anspruch, besonders tiefsinnig zu sein, sondern liefert eine nette, lustige Unterhaltung, die man gerne verfolgt. Zoey ist ein interessanter Charakter, mit der sich viele Leserinnen werden identifizieren können. Zwar sind alle Vampyre sehr hübsch, aber Zoey sabbert nicht jedem hinterher, wie es so oft in Vampire-Lovestorys der Fall ist. Die Probleme sind der Wirklichkeit nachempfunden, Mobbing und Freundschaft sowie Zickenkrieg dürften jedem schon begegnet sein. Ich hatte Spaß am Lesen, auch wenn das Buch leider sehr schnell ausgelesen war. Mittlerweile gibt es aber schon mehrere Folgebände. Für das Zielpublikum perfekt geeignet, für Erwachsene eventuell ein bisschen zu teeniehaft. Ich gebe vier von fünf Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2011
Wie Zuckerwatte mit Silberfäden / Modemädchen Bd.1
Bennett, Sophia

Wie Zuckerwatte mit Silberfäden / Modemädchen Bd.1


gut

Nonie ist vierzehn und liebt schrille Outfits- je extravaganter, desto besser. Ihre Freundin Jenny hat gerade eine Nebenrolle in einem Hollywood-Blockbuster bekommen, ihre andere Freundin Edie engagiert sich für bzw. gegen so ziemlich alle Probleme dieser Welt. Die drei lernen Krähe kennen, ein Flüchtlingsmädchen aus Uganda, die ein sagenhaftes Händchen für Mode und Design hat. Mithilfe von Nonies Mutter, die Künstler vermittelt, und mehreren Kunststudenten bauen sie Beziehungen auf, so dass Krähes Werke bald große Wellen schlagen...
Das Buch ist spritzig geschrieben und interessant zu lesen. Allerdings erschlagen einen die ganzen Modebegriffe und Designernamen, ich habe es jedenfalls sehr schnell aufgegeben, mich damit zurecht zu finden. Krähes Kleider werden sehr anschaulich und wunderschön beschrieben. Das Buch soll zwar vermitteln, dass man mit guten Freunden alles erreichen kann, aber mir ist es zu einfach. Krähe ist zwar Legasthenikerin noch und nöcher, aber ein Designgenie, die einfach alles kann, in wahnsinnig kurzer Zeit ganze Kollektionen entwirft und quasi von einem Tag auf den anderen auf der ganzen Welt bekannt ist. Alles andere wie familiäre Probleme ergiebt sich dann, Eifersüchteleien lösen sich praktisch in Luft auf und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen. Auch für ein ausgewiesenes "Modemärchen" finde ich das ganze ziemlich dick aufgetragen. Diese dadurch vermittelte Glamourstimmung passt für mich auch nicht zu den angeschnittenen Themen wie Tod und Kindersoldaten. Keiner will wirklich darüber reden, aber um drei Ecken rum lösen Krähes Kleider auch dieses Problem. Durch die ganzen Markenaufzählungen drängte sich mir der Begriff "Schleichwerbung" auf, obwohl "Schleich" es nicht trifft- sie werden quasi über den grünen Klee gelobt. Jedes Problem lässt sich (ausschließlich) mit Klamotten lösen, unscheinbare Mädchen sind plötzlich wunderschön "und haben Taille und Busen". Im Endeffekt ist dann wieder das Geld das Allheilmittel, denn sobald Krähe "hochwertige" dh teure Materialien benutzen darf, wird sie bekannt; und alle schmeißen mit Dollarscheinen nur so um sich.
Man konnte das Buch zwar in einem Rutsch lesen, mir persönlich gefallen aber die vermittelten Werte nicht. Deshalb gebe ich nur 3 von 5 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.