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drachenzahn

Bewertungen

Insgesamt 96 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2023
Wir sind (die) Weltklasse
Lieske, Tanya

Wir sind (die) Weltklasse


ausgezeichnet

Igelkinder sind alle gleich wichtig

Das Buch „Wir sind (die) Weltklasse“ bietet einen wunderbaren, charmant-witzigen Einblick in eine funktionierende Multikulti-Klasse der Grundschule. Die Kinder der Igelzwei stammen von den verschiedensten Orten dieser Welt und dennoch ist es ihnen möglich, (überwiegend) fair und freundlich miteinander umzugehen. Gerade zu dieser Zeit ist dieses Thema sehr wichtig. Sogar aktuelle Ereignisse wie der Ukraine-Krieg werden am Rande miteingebaut.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der polnische Junge Adam sowie seine Erlebnisse in und mit seiner zweiten Klasse. Die Lehrerin Frau Meister hat einen eher alternativen Unterrichtsstil und bemüht sich vor allem um die Vermittlung sozialer Werte. Der klassische Mathe- oder Deutschunterricht wird eher als Nebensache betrachtet. So geht es auch im überwiegenden Teil des Buches um den Bau eines Dinosauriers, der zu einem zentralen Maskottchen der Klasse mutiert.

Im Kern des Buches geht es darum, dass jeder unterschiedlich ist und auch sein darf. Es spielt keine Rolle, wo man herkommt. Man sollte füreinander da sein und sich gegenseitig helfen. Toll finde ich, dass sogar Themen wie Demenz - bei der Oma seiner Klassenkameraden - mit angerissen wird. Zwar wird überwiegend eine heile Welt gezaubert, sodass die Kinder beinahe nie mit Ausländerhass oder Intoleranz konfrontiert werden. Andererseits ist es auch schön zu sehen, wie so ein Klassengefüge aussehen könnte, wenn man sich an die von Frau Meister aufgestellten Igelregeln hält.

Die Kinder der Klasse wirken überwiegend authentisch. Es gibt Streitereien, kleine Ungerechtigkeiten und Auseinandersetzungen, Freundschaften entstehen und werden auf die Probe gestellt. Doch alle bleiben stets sympathisch und ihre Motive nachvollziehbar. Auch die Erwachsenen sind durchaus echt und liebenswert. Nur die Lehrerin finde ich ein wenig übertrieben dargestellt. Hin und wieder ein wenig tatsächlich mal Unterricht zu machen, wäre sicher auch nicht schlecht.

Die kurzen Kapiteln von durchschnittlich 5 Seiten eignen sich perfekt für Erstleser ab 8 Jahren. Das Buch kann aber sicher auch schon 6-Jährigen vorgelesen werden. Im Text werden immer wieder polnische Ausdrücke mit eingestreut, die jedoch meist gleich übersetzt oder aus dem Kontext erschließbar sind. Es gibt zudem noch ein Wörterbuch am Ende der Geschichte.

Insgesamt war es für mich ein großer Spaß, dieses Buch zu lesen. Zwar könnte es noch etwas realistischer auf die Probleme einer solchen Multikulti-Klasse eingehen, etwa diverse Sprach- oder Kulturbarrieren, aber da die Geschichte primär an Grundschulkinder gerichtet ist, sind die dargestellten Themen durchaus stimmig. Ein schönes Buch zum Thema Vielfalt!

Bewertung vom 20.12.2023
Stolz und Vorurteil
Disney;Austen, Jane

Stolz und Vorurteil


sehr gut

Wer hat die höflichste Ziege?

Das Buch „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen ist ein absoluter Klassiker und wird bis heute immer wieder gern gelesen oder neu erzählt. Hier nun versucht sich Disney an dem romantischen Stück und kreiert etwas gänzlich Neues. Das Endprodukt ist etwas absurd und amüsant, macht aber dennoch großen Spaß - allerdings wahrscheinlich nur für solche Leute, die sich mit beiden Ausgangstexten gut auskennen.

Um eine gute Mischung zu finden, wurden die Charaktere von Jane Austen dem des Disney-Universums angepasst und die Geschichte vereinfacht sowie umgeschrieben. Die grobe Handlung erinnert durchaus noch an das ursprüngliche Buch von Jane Austen. Jedoch glaube ich nicht, dass Vierjährige tatsächlich etwas mit der Handlung anfangen können. Das Thema ist viel zu komplex, als dass sie es wirklich verstehen und nachvollziehen könnten. Des Weiteren entwickelt sich die Geschichte ziemlich rasant und die Ereignisse überschlagen sich regelrecht.

Zudem tauchen sehr viele Charaktere auf einmal auf und kleine Kinder werden in der Flut wahrscheinlich die Orientierung verlieren. Man bekommt kaum Zeit, die einzelnen Figuren tatsächlich kennenzulernen. Am besten verstehen die Kinder wahrscheinlich noch den Wettbewerb rund um die höflichste Ziege, der jedoch selbst nichts mehr wirklich mit „Stolz und Vorurteil“ zu tun hat.

Brilliant sind allerdings die wunderschönen Illustrationen, die mit Charme und Humor die Geschichte begleiten und untermalen. Vieles was im Text so gar nicht steht, erhält erst durch die Bilder eine Sprache. Die Emotionen der Figuren werden perfekt dargestellt und man kann viele witzige Details entdecken. Allein diese Zeichnungen machen einen Kauf durchaus lohnenswert.

Insgesamt handelt es sich um eine amüsante Adaption von „Stolz und Vorurteil“, die jedoch die ursprüngliche Geschichte sehr abrupt zusammenfasst. Wahrscheinlich werden vor allem Erwachsene ihre Freude mit dem Buch haben, die sowohl mit Jane Austen als auch mit Entenhausen vertraut sind. Mich selbst hat es jedenfalls animiert, noch einmal das Original von „Stolz und Vorurteil“ aus dem Schrank zu holen.

Für die anvisierte Zielgruppe von vier Jahren finde ich es jedoch zu kompliziert. Kinder werden daher wahrscheinlich nur Teile der Geschichte nachvollziehen können, sich aber ansonsten an den tollen Illustrationen erfreuen. Der heimliche Star des Buches ist auf jeden Fall die freche Ziege Billy, die insbesondere bei den Kleinen auf große Begeisterung stoßen wird.

Bewertung vom 05.12.2023
Der Spurenfinder Bd.1
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder Bd.1


ausgezeichnet

Nichts los in Friedhofen - naja, zumindest fast nichts

„Der Spurenfinder“ ist eine toller Fantasykrimi mit einer gehörigen Portion Humor und eignet sich wahrscheinlich ab einem Alter von zwölf Jahren. Die Geschichte ist äußerst einfallsreich. Man kann sich nie völlig sicher sein, was als Nächstes geschieht. Der typische Humor von Marc-Uwe Kling sorgt dabei für beste Unterhaltung und überrascht mit einer clever aufgebauten Story.

Die Zwillinge Ada und Naru leben mit ihrem Vater, dem berühmten Spurenfinder, Elos von Bergen in dem wohl langweiligsten Dorf der Welt. Nie geschieht etwas in Friedhofen. Doch dann passiert plötzlich ein mysteriöser Mord. Können die drei den wahren Täter finden und dessen Motive aufdecken? Auf ihrer gefährlichen Suche lernen sie die Bewohner von Friedhofen mit völlig neuen Augen kennen.

Die Geschichte ist durchweg spannend erzählt und ist selten voraussichtlich. Die Dialoge sind frech, witzig und erfrischend. Allerdings übertreibt es Kling manchmal und man wünschte sich mitunter, die Kinder würden weniger flapsige Sprüche reißen und sich stattdessen mehr auf ihren Fall konzentrieren. Dennoch habe ich den Humor sehr genossen. Viele Szenen konnte man praktisch wie ein Slapstick-Movie vor sich sehen.

Mir hat zudem sehr gefallen, dass sämtliche Charaktere eher in Grauschattierungen mit Ecken und Kanten dargestellt wurden. Kling verzichtet beinahe komplett auf reine Schwarz-Weiß-Charaktere. Man kann die Motive einiger Bösewichte, wenn man sie als solche bezeichnen möchte, durchaus nachvollziehen und auch mit ihnen mitleiden. Zudem bietet das Buch mehr als nur eine witzige Krimigeschichte. Sein Plädoyer für den Frieden am Ende finde ich gerade in der aktuellen Zeit als ein wichtiges Statement.

Das Buch wird des Weiteren durchweg von Bernd Kissels Zeichnungen begleitet. Während manche recht klein sind, umspannen andere eine komplette Seite. Die Bilder sind allesamt sehr detailliert ausgearbeitet. Die Porträts der einzelnen Figuren wirken lebensecht und transportieren beeindruckend deren Gefühle.

Insgesamt würde ich das Buch allen empfehlen, die gut durchdachte Krimigeschichten mit einem Schuss Fantasy und ganz viel Humor mögen. Ich würde mich freuen, noch weitere Geschichten von Elos von Bergen und seinen Kindern lesen zu können. Genug Stoff bietet die sehr gut konzipierte Fantasywelt rings um die Spurenfinder auf jeden Fall.

Bewertung vom 31.10.2023
Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft / Ziemlich beste Mäuse Bd.1
Andeck, Mara

Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft / Ziemlich beste Mäuse Bd.1


gut

Die Suche nach dem Funkelstein und der Wahrheit

Bei „Ziemlich beste Mäuse“ handelt es sich um den ersten, in sich abgeschlossenen Teil einer neuen Reihe. Die an sich süße Tiergeschichte eignet sich als Vorlesegeschichte ab fünf Jahren oder für fortgeschrittene Erstleser. Die Geschichte hätte mir durchaus auch sehr gut gefallen können, doch leider stört mich die charakterliche Darstellung einiger Tiere.

Henry ist ein Möchtegern-Halunke, der so versessen auf Anerkennung ist, dass ihn jede Lüge recht ist. Er ist zudem ein Angeber und hält sich, zumindest am Anfang der Geschichte, für den Größten. Nachdem seine Meisterprüfung jedoch mit großem Karacho gescheitert ist, versucht er sich auf Burg Funkelstein einen Namen zu machen, indem er den verschollenen Diamanten findet.

Ich muss sagen, dass mir sein Selbstbewusstsein und die Lügerei schon ein wenig unsympathisch waren. Insofern hatte ich auch ein wenig Probleme, mich mit ihm und der Geschichte anzufreunden. Im Laufe des Buches entwickelt er sich und man kann außer seiner Großspurigkeit noch andere durchaus liebenswerte Seiten an ihm entdecken. Er setzt sich für seine Freunde ein und ist bereit, sich selbst in Gefahr zu bringen, um anderen zu helfen. Niedlich ist auch, wie furchtbar peinlich ihm seine rot anlaufenden Ohren sind.

Insgesamt finde ich trotzdem, dass er und auch ein weiteres Tier mit ihren Lügengeschichten am Ende sehr leicht davongekommen sind. Zumal ich nicht verstehe, warum er sich überhaupt als Maus bzw. Mausmän ausgeben musste. Die anderen Tiere hätten ihn auch als Gleithörnchen von Anfang an akzeptiert und eigentlich hätte auch die unerfahrenste Maus erkennen sollen, dass es sich um keinen ihrer Art handelt. Amüsant fand ich allerdings die Tatsache, dass Gleithörnchen tatsächlich unter UV-Licht rosa leuchten, wie es hier im Buch geschildert wird. Das wusste ich zuvor noch nicht.

Des Weiteren stört mich die Darstellung der Frettchen. Schon bevor sie wirklich auftreten, werden sie als böse und gefräßig abgetan. Henry bemerkt sie und fühlt sich sofort im Recht, sie verfolgen und beobachten zu müssen. Und natürlich war sein Misstrauen und seine Vorurteile völlig berechtigt. Was soll ein Kind daraus lernen? Dass es bestimmte Gruppen/Tierarten gibt, die tatsächlich immer heimtückisch sind und auch entsprechend behandelt werden müssen?

Im Buch tauchen außerdem immer wieder die Kirchenmäuse auf. Diese beten, fürchten sich vor der Sintflut und überlegen, ob Mausmän der Tod ist oder vom Himmel bzw. vom Bösen gesandt wurde. Diese Mäuse werden auch mit Kreuz und betend in den Bildern gezeigt. Ich persönlich mag keine Darstellungen von Religion in einem Kinderbuch über Tiere, aber das ist wahrscheinlich eine Geschmacks- und Glaubensfrage.

Die bunten Illustrationen von Dorothee Mahnkopf sind dagegen wirklich bezaubernd und geben die einzelnen Tiere und die beschriebenen Szenen sehr gut wieder. Auf fast jeder Doppelseite befindet sich wenigstens ein kleines Bild. Manche erstrecken sich auch über beide Seiten.

Insgesamt konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Ich finde es toll, dass der kleine Henry tatsächlich eine charakterliche Entwicklung vollzieht. Dennoch war es für mich anfangs schwer, in die Geschichte hineinzufinden und ich mag die Charakterisierung einiger Tiere nicht.

Bewertung vom 26.10.2023
Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald / Dachs Naseweiß-Kollektion Bd.1
Wunderlich, Christian

Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald / Dachs Naseweiß-Kollektion Bd.1


ausgezeichnet

Wundersame Geschichten aus dem Wunderwald

Bei „Dachs Naseweiß“ handelt es sich eine Sammlung an kurzweiligen Tiergeschichten, die alle im Wunderlichen Wald spielen und lose miteinander zusammenhängen. Das Buch eignet sich für Kinder ab vier Jahren zum Vorlesen. Sie sollten aber schon etwas Aufmerksamkeitsvermögen mitbringen, da die einzelnen Geschichten teilweise bis zu 15 Seiten umspannen. Jede Story besitzt einen kleinen Spannungsbogen, der aber immer gleich wieder aufgelöst wird, sodass es nie zu aufregend oder gruselig wird.

Die Charaktere Dachs Naseweiß, Ilge Igel, Dachsima, Hase Schlappi, das Wildschwein Francois und viele andere wachsen einem schnell ans Herz. Sie plagen sich mit Alltagssorgen und -problemen, sodass sich die Kinder gut mit ihnen identifizieren können und sich selbst wiedererkennen können. So müssen die Tiere lernen ihre Angst zu überwinden, den Wert des Gewinnens und der Träume kennenzulernen oder mit Streit und Kummer umzugehen. Das Hauptthema ist jedoch die Freundschaft und wie man gemeinsam alles schaffen kann. Die Tiere sind füreinander da und lassen niemandem mit seinen Nöten allein.

Die Tiere sind sehr unterschiedlich in ihren Eigenschaften. Zwar werden sie teilweise eindimensional dargestellt, aber für Kinder ab vier Jahren besitzen sie so einen hohen Wiedererkennungswert. Schön ist auch, dass jeder mit seinen Stärken und Schwächen akzeptiert wird. Außerdem wird das Wildschwein Francois sogar ein wenig divers präsentiert, da er ein Tutu trägt und sich für Ballett sowie die Schauspielerei begeistert.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es für kleine Kinder nicht beängstigend ist, dass der Papa von Dachs Naseweiß unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und nicht einmal bekannt ist, ob er überhaupt noch lebt. Das Thema wird in beinahe allen Geschichten kurz angerissen. Es steht jedoch nie im Fokus, sodass man eventuell bei sensiblen Kindern die entsprechenden Stellen einfach auslassen kann. Ich finde es zudem etwas seltsam, dass Dachsima in einem Kapitel unbedingt ihren Freund zum Weinen bringen möchte.

Im Buch befinden sich immer wieder kleine und große Zeichnungen, die das Geschehen auflockern. Da es sich um ein Buch für Vorschüler handelt, wäre es aber schön gewesen, wenn tatsächlich jede Doppelseite illustriert gewesen wäre.

Insgesamt ist Christian Wunderlich mit „Dachs Naseweiß“ dennoch eine schöne Anthologie gelungen, deren liebenswerte Charaktere und Geschichten den Kindern sicher Freude bereiten wird. Sie bietet des Weiteren viele Gesprächsanlässe darüber, wie man mit bestimmten Sorgen und Schwierigkeiten im Leben umgehen kann. Insofern kann ich das Buch guten Gewissens für Vorschüler empfehlen.

Bewertung vom 22.10.2023
Licht, Schatten - Flederratten! / Das Geheimnis von Nox Bd.1
Scharf, Claudia

Licht, Schatten - Flederratten! / Das Geheimnis von Nox Bd.1


ausgezeichnet

Halt dich fern von der Nacht!

„Das Geheimnis von Nox“ ist eine spannende, witzige und geheimnisvolle Fantasiegeschichte für Kinder ab 10 Jahren, die einen schnell in ihren Bann schlägt und beeindruckend von Lisa Frosch illustriert wurde. Es handelt sich dabei um den ersten Teil einer neuen Reihe, der jedoch in sich abgeschlossen ist. Der zweite ist bereits angekündigt, allerdings erst für Herbst 2024.

Die Welt ist in Tag und Nacht untergliedert. Die Taglinge fürchten die Nacht (Nox) und es ist ihnen verboten, bei Dunkelheit noch herumzustromern. Doch eines Nachts explodiert ein Pfannkuchen und Fills Katze entkommt durch das Fenster, weshalb sich Fill plötzlich in einer neuen, faszinierenden Welt wiederfindet, die zwar Gefahren, aber auch jede Menge Abenteuer zu bieten hat.

Das Buch wartet mit zahlreichen verrückten und bezaubernden Ideen auf, wie zum Beispiel magische Gegenstände, die ihren eigenen Kopf haben und damit ihre Eigentümer das Leben schwer machen. Die Charaktere sind allesamt sympathisch und sehr unterschiedlich. Das Freunde-Trio erinnert mich zwar ein wenig an Harry Potter: der Held Fill, der seine Mutter als Kind verlor und den anscheinend ein Geheimnis umgibt, die schlaue und überaus gewissenhafte Freundin Lenia und deren Kumpel Borre. Wobei Letzterer eher eine kleine Rolle im Gesamtgeschehen spielt.

Es gibt jedoch zahlreiche weitere spannende und unterhaltsame Charaktere: Fills Papa, der Sonnenpixie Bodi, das Glühwürmchen Glyxi oder die Nachtling Issa, um nur einen kleinen Teil dieser großen Welt zu benennen. Überhaupt wurde diese Fantasywelt sehr clever und glaubhaft aufgebaut. Alles ist in sich schlüssig und bietet noch jede Menge Raum zum Erzählen. Einige Stränge blieben im ersten Band bewusst ungelöst, sodass der nächste Band nahtlos die Geschichte fortsetzen kann. Das Hauptthema – die Quaschel-Ernte von Fills Vater – wird jedoch perfekt abgeschlossen, sodass dieser Teil auch für sich alleine stehen kann.

Genial ist des Weiteren die Aufmachung des Buches. Der Hintergrund wechselt je nachdem zu welcher Zeit die Geschichte gerade spielt. Das Tagesgeschehen befindet sich auf weißem Papier, das der Nacht auf grau-schwarzem. Zudem gibt es immer wieder ein paar kleinere und größere Zeichnungen, die sich schön ins Gesamtbild integrieren. Besonders die Abbildungen der einzelnen Wesen sind einfach nur bezaubernd.

Insgesamt ist das Buch eine große Bereicherung für jeden Fantasyfan. Die zahlreichen kreativen Ideen, die bezaubernden Charaktere und die vielen humorvollen Wortspiele machen einfach großen Spaß. Zudem ist die Geschichte äußerst spannend und man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung!

Bewertung vom 18.10.2023
Nova - Aufbruch in die Wildnis
Wagner Lloyd, Megan

Nova - Aufbruch in die Wildnis


ausgezeichnet

Bittersüße Tiergeschichte

Das Buch „Nova“ ist wirklich wunderschön und herzergreifend. Alles fühlt sich echt sowie lebensnah an. Die Geschichte wird zwar aus Sicht der Tiere erzählt, wirkt dabei aber durchaus authentisch und zieht einen schnell in seinen Bann. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass auch Themen wie Trauer und Tod eine Rolle spielen.

Nova wird von der älteren Dame Ma Millie aufgenommen. Sie liebt ihr warmes, gemütliches Zuhause. Doch dann wird Millie sehr krank und das Kätzchen ist fest entschlossen, allen Gefahren zu trotzen und Hilfe zu holen. So wagt sie sich in den dunklen Wald. Es beginnt eine spannende Reise mit vielen brenzligen Situationen, neuen Freunden und Feinden sowie eine Suche nach dem eigenen Ich. Nova lernt nicht nur die Welt von einer neuen Seite kennen, auch sich selbst und ihre innere Stärke erblickt sie in einem anderen Licht.

Die Autorin Megan Wagner Lloyd beschreibt auf wunderbar poetische Weise die Reise der kleinen Katze. Überwiegend wird die Geschichte aus Novas Perspektive erzählt, hin und wieder bekommen wir jedoch auch einen Einblick in die Sichtweise der Füchsin und des Luchses. Im Buch befinden sich einige Illustrationen im Stil von Holzschnitten. Sie passen an sich gut zum Text. Ich finde es aber sehr schade, dass sie sich teilweise wiederholen. Die Kapitel sind meist recht kurz, weshalb sich das Buch auch sehr gut für Leseanfänger eignen würde.

Die Geschichte ist für Kinder ab acht Jahren geschrieben. Ich würde allerdings empfehlen, es mit ihnen gemeinsam zu lesen, da einige Themen angesprochen werden, die für Kinder beunruhigend sein könnten. Die Autorin die Natur sehr realistisch dar. Der Luchs jagt und frisst das Kaninchen. Nova wächst an ihrer Reise, geht aber keineswegs völlig unbeschadet daraus hervor. Und auch lieb gewonnene Personen gehen von uns.

Dies wird alles sehr warmherzig und mit Ruhe sowie Liebe erzählt. Es gibt keine billige Effekthascherei. Aber der Tod könnte für das ein oder andere Kind dennoch sehr emotional und schwierig zu verarbeiten sein. Da man aber auch solche Themen nicht endlos von Kindern fernhalten kann und sollte, finde ich, dass dieses Buch eine gute Möglichkeit darstellt, sie damit zu konfrontieren. Zumal auch andere Themen wie Freundschaft, Mut, Hilfsbereitschaft und Charakterentwicklung eine große Rolle spielen.

Das Buch ist wirklich wunderschön. Man kann sich gut in die kleine Katze und ihre Gefühle hineinversetzen. Allerdings sollte es besser begleitet mit einem Erwachsenen gelesenen werden, da einige Themen angesprochen werden, die für zusätzlichen Gesprächsbedarf sorgen könnten.

Bewertung vom 17.10.2023
Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1
Tack, Stella

Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1


ausgezeichnet

Amüsante und gruselige Märchenvariante

Da ich Märchenadaptionen sehr gerne lese, kam ich auch um das Buch „Ever & After“ nicht herum. Ich hatte zwar eigentlich nur eine seichte Romantasy erwartet und war dann positiv überrascht, als sich die Geschichte eher in Richtung Grusel- und Abenteuergeschichte entwickelte, ohne aber je komplett den Humor oder die Romantik aus den Augen zu verlieren. Es handelt sich um einen ersten Band und endet auf einen fiesen Cliffhanger. Der nächste Band ist für Oktober 2024 angekündigt.

Rain White soll der jahrhundertelangen Tradition folgen und an ihrem 18. Geburtstag den schlafenden Prinzen küssen. Das rebellische Mädchen hat aber kein Interesse an diesem Unsinn und weigert sich. Das kommt beim Märchenrat alles andere als gut an. Schließlich wurde prophezeit, dass durch den Kuss die Magie wieder ins Land zurückkehren soll. Die Frage ist nur, ist diese Aussicht denn auch wirklich erstrebenswert? Rain White und die Welt erlebt eine böse Überraschung, als der Kuss ganz anders endet als erwartet oder erhofft.

Das Buch ist durchweg spannend und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Manche Handlungsstränge sind zwar recht vorhersehbar, andere wiederum nicht oder nur im Ansatz. Insgesamt bleibt der Spannungsbogen durchweg erhalten. Die Charaktere sind zudem sehr unterschiedlich und weisen Ecken und Kanten auf. Die Motive einzelner sind selten offensichtlich zu erkennen und lassen einen gewissen Raum für Spekulation.

In die Geschichte werden immer wieder (veränderte) Märchen über die Vasallen des Prinzen eingestreut. Diese wurden im Ton eines klassischen Märchens erzählt und beleuchten den Hintergrund der Figur näher. Zu jedem Kapitel steht des Weiteren ein Zitat aus einem Original der Gebrüder Grimm.

Das einzige, was ich so gar nicht an der Geschichte mochte, ist das Love Triangle. In der einen Minute knutscht sie mit dem einen, in der nächsten Minute schlägt ihr Herz Purzelbäume wegen eines anderen. Ich persönlich mag solche Konstellation prinzipiell nicht besonders, wobei es hier noch halbwegs geschmackvoll rübergebracht wurde.

Außerdem ist wirklich wenig ersichtlich, warum man den bösen Prinzen überhaupt erwecken sollte. Seit Jahrhunderten probieren die großen Märchenfamilien es immer wieder, im Wissen, dass der schlafende Mann keineswegs der charmante Held der Geschichte sein wird. Einige trainieren sogar ganz gezielt für die Apokalypse. Ist der Besitz von Magie und die erhoffte Neuverteilung von Ländereien wirklich ein solches Leid wert?

Auch wenn die Hintergrundgeschichte per se wenig Sinn ergibt, war das Buch dennoch äußerst unterhaltsam und ich bin sehr gespannt, was die Fortsetzung zu bieten hat. Leider muss ich mich bis dahin noch ein ganzes Jahr gedulden. Ich denke jedoch, dass das Buch es wert sein wird. Zumindest bietet dieser erste Band eine kurzweilige, humorreiche und spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 14.10.2023
Die Jagd nach den Kronjuwelen / Meisterdetektiv Sherlock Bones Bd.1
Collins, Tim

Die Jagd nach den Kronjuwelen / Meisterdetektiv Sherlock Bones Bd.1


ausgezeichnet

Tierische Krimigeschichte für kleine Detektive

„Die Jagd nach den Kronjuwelen“ ist der erste Band von aktuell drei Büchern der Reihe „Meisterdetektiv Sherlock Bones“. Die Reihe spielt bewusst mit den Klischees ihrer tierischen Helden und den berühmten Vorbildern. Das Buch ist lustig, spannend und perfekt geeignet für Kinder ab acht Jahren.

In diesem Band wurden die Kronjuwelen der englischen Königin entwendet und Sherlock Bones sowie seine Assistentin Jane Catson versuchen, den Täter ausfindig zu machen und den Schatz seiner Besitzerin zurückzugeben. Einige witzige Wortspiele wie Barker Street (bark = bellen) gehen im Deutschen leider verloren, andere wurden aber passend übertragen („Pfotington Palace“).

Die jungen Leser verfolgen dabei nicht nur passiv dem jeweiligen Fall, sondern werden auch aktiv dazu aufgefordert, verschiedene Rätsel zu lösen. Darunter befinden sich mehrere Mathe- (lösbar ab Ende Klasse 2) und Puzzleaufgaben, aber auch solche zum Sinnverständnis und zum Knobeln. Die abwechslungsreichen Zwischenstopps bieten zudem Leseanfängern eine gute Pause.

Kinder werden das Buch wahrscheinlich lieben. Der Fall ist durchaus unterhaltsam, der Täter nicht sofort offensichtlich und die beiden Helden müssen sich auch in gefährlicheren Situationen behaupten. Bei aller Spannung geht jedoch nie der Humor verloren.

Als Erwachsener sieht man das Ganze aber vielleicht schon etwas kritischer. Mich persönlich stört zum Beispiel, dass man die Rätsel problemlos überspringen kann. Sie bringen keinerlei Mehrwert zu der Geschichte. Es handelt sich dabei lediglich um eine Rätselpause. Hier wäre es schön gewesen, wenn sich zumindest ein Lösungswort oder -satz ergeben hätte, in dem einen Hinweis zum nächsten Buch versteckt ist oder ähnliches.

Weniger toll fand ich auch, dass der Polizeiinspektor selbst die Strafen für die Verbrecher festlegt. Geradezu willkürlich und meiner Meinung auch völlig ungerecht muss laut seinem Urteil ein Tier eine Haftstrafe verbüßen und eine anderes (das durchaus schlimmere Taten begangen hat) kommt mit einer Geldstrafe davon. Warum, ist mir absolut schleierhaft. Ein Kind wird das aber sicher nicht weiter hinterfragen.

Das Buch ist jedoch für die anvisierte Zielgruppe absolut perfekt. Grundschulkinder werden die liebenswerten Charaktere mögen und sich über deren tierische Eigenschaften amüsieren können. Der Fall ist zudem spannend und die Rätsel bieten immer wieder einen unterhaltsamen Zwischenstopp.

Bewertung vom 02.10.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


sehr gut

Wunderschönes Buch über die Macht der Farben

Das neueste Buch „Die graue Stadt“ vom renommierten Künstler Torben Kuhlmann, den viele sicher von seiner genialen Mäuse-Reihe kennen, ist optisch ein absoluter Traum. Die großformatigen Zeichnungen sind ein beeindruckendes Spiel mit den Farben und bringen diese wirkungsvoll zur Geltung. An sich hätte ich diesem Buch gern fünf Sterne gegeben, aber leider war ich dann von der allzu raschen Auflösung doch etwas enttäuscht.

Robin zieht mit ihrem Vater in eine seltsam graue Stadt. Farben scheinen überall zu fehlen und von allen abgelehnt zu werden. Robins gelbe Regenjacke ist den Autoritäten ein Dorn im Auge. Robin und ihr Freund Alani wollen sich dem eintönigen Grau jedoch nicht unterwerfen und versuchen, dem Geheimnis der Grauwerke auf die Spur zu kommen.

Auch in diesem Buch hat Kuhlmann einen kleinen wissenschaftlichen Ausflug eingebaut. In diesem Fall erklärt er die Brechung des Lichts sowie die Verfahren der Farbmischung. Die Idee hinter dem Buch ist definitiv spannend und wichtig. Die Kinder lehnen sich gegen die hiesigen Konventionen auf, die jede Individualität und Kreativität im Ansatz ersticken wollen und somit natürlich ebenfalls das freie Denken. Die Botschaft ist überaus wichtig und wird anhand der genialen Illustrationen toll veranschaulicht.

Ich bin allerdings etwas enttäuscht von der allzu schnellen Problemlösung. Die Kinder müssen am Ende gar nicht viel tun, um den Grauwerken das Handwerk zu legen. Da fragt man sich schon, wie sie überhaupt die Macht übernehmen konnten, wenn sich alle so blitzschnell wieder vom Grau abwenden. Der Schluss macht insofern in meinen Augen wenig Sinn.

Es wäre auch interessant zu wissen, was Robins Vater über die graue Stadt dachte oder über das rebellische Verhalten seiner Tochter. Leider spielt er selbst überhaupt keine Rolle. Sie lehnt sich allein gegen letztlich namenlose, anonyme Figuren auf und nicht gegen solche, die ihr tatsächlich auch etwas bedeuten. Überhaupt bleiben die Grauwerke und deren Ursprung sowie deren Motive im Dunkeln.

Das Buch „Die graue Stadt“ ist wirklich wunderschön und allein die Illustrationen sind ein Kauf wert. Des Weiteren hat die Geschichte gute Ansätze. Ich wünschte mir aber noch mehr Tiefe und Hintergründe. Ansonsten handelt es sich aber um ein weiteres gelungenes Werk von Torben Kuhlmann, das ich allen Kindern ab acht Jahren uneingeschränkt empfehlen kann.