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Benutzername: 
beastybabe
Wohnort: 
Ansbach

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2016
Bittersweet
Beverly-Whittemore, Miranda

Bittersweet


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Wenn sie sich nicht auf dem College ein Zimmer teilen müssten, dann wären sich Mabel und Genevra (Ev) wohl niemals begegnet. Mabel stammt aus eher ärmlichen Verhältnissen, ihre Eltern betreiben eine chemische Reinigung. Ev dagegen ist eine “Winslow” und ihre Familie kann man getrost als reich bezeichnen.
Man kann die beiden Mädchen nicht wirklich als Freundinnen bezeichnen, aber sie verstehen sich ganz gut. Umso überraschender kommt es für Mabel, dass Ev sie einlädt, in den Sommerferien mit ihr auf dem Landsitz ihrer Familie zu wohnen.
Ev bekommt dort zur Volljährigkeit ihr eigenes kleines Häuschen, das den Namen “Bittersweet” trägt. In Vermont verbringen die Mädchen unbeschwerte Stunden am Strand, feiern mit der Familie und natürlich gibt es auch mehr oder weniger positive Begegnungen mit diversen Jungs. Doch Mabel lernt auch die dunkle Seite kennen: Streitigkeiten innerhalb der Familie, die ihren Ursprung anscheinend weit in der Vergangenheit haben. Die etwas exzentrische Tante Indo bittet Mabel, sich alten Dokumenten zu widmen und das Geheimnis der Winslows zu lüften.
Was wird sie wohl finden und ist sie bereit, ihr Wissen preiszugeben?

Meine Meinung:
Zunächst beginnt alles noch recht ruhig mit einem Einblick in den Schulalltag von Mabel und Ev, doch spätestens mit der Ankunft in Winloch, dem Landsitz der Winslows, wird es spannend.
Eine gewisse fesselnde Grundstimmung besteht sowieso von Anfang bis Ende, denn immer wieder werden gewisse Dinge angedeutet, die neugierig machen.

Sehr schön fand ich die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, die durchaus für Urlaubsstimmung beim Lesen sorgen können. Die Autorin schafft eine lebendige Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Man spürt die Sonne auf der Haut, die Kieselsteine unter den Füßen, das schaukelnde Wasser beim Bootfahren, man hört die bellenden Hunde, die zwitschernden Vögel und den heulenden Wind während eines Sturms.

Die Charaktere wirken ebenso authentisch wie die Schauplätze: mit sehr viel Liebe zum Detail beschreibt die Autorin die Familienmitglieder und deren jeweilige Wohnsituation, die gewisse Eigenschaften der Figuren noch unterstreicht.
Mabel ist kein uneingeschränkt sympathischer Charakter, denn man spürt immer, dass sie irgendetwas verbirgt. Doch am Ende mochte ich sie schon, denn dann wird so einiges klar.
Ev ist noch schwieriger, denn bei ihr merkt man häufig, dass sie einfach ein verwöhntes, reiches Mädchen ist. Ihr Umgang mit anderen Menschen ist nicht immer sehr freundlich und deshalb war sie auch nicht mein Favorit.
Am liebsten mochte ich John und seine Hündin Abby, außerdem noch Evs jüngere Schwester Luvinia und deren stillen Freund. Es gibt also durchaus echte Sympathieträger in der Story und das ist auch nötig, um richtig mitfühlen zu können.

Mir hat die Geschichte wirklich sehr gut gefallen, denn besonders in der zweiten Buchhälfte sorgen überraschende Wendungen immer wieder für echte Spannung. Bestens durchdacht wird uns hier ein altes Geheimnis präsentiert und am Ende bleibt nur noch die Frage, was die Beteiligten daraus machen.
Die letzten Seiten fand ich super gelungen, man erhält sogar noch einen Einblick in die Zukunft der Figuren. Ein sehr stimmiger Abschluss für eine fesselnde Familiengeschichte.

Fazit:
Eine spannende Geschichte mit vielen Wendungen und Überraschungen, deren Ende mich vollends überzeugt hat.

Bewertung vom 25.11.2015
Lotusblut / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.2
Winter, Judith

Lotusblut / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.2


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Im zweiten Teil der Thrillerreihe müssen die beiden jungen Frankfurter Kommissarinnen Emilia und Mai einen sehr kniffligen Fall lösen: die 10-jährige Kaylin wird von einem Ehepaar entführt, das kurz darauf erschossen wird. Em verfolgt den Killer noch, kann ihn aber nicht festnehmen. Die chinesischen Adoptiveltern des Mädchens geben sich sehr verschlossen und zu allem Überfluss schaltet sich auch noch das BKA ein.
Als Kaylin dann plötzlich selbst aus dem Krankenhaus flieht, steht endgültig fest, dass mehr hinter der Sache steckt als eine misslungene Entführung. Die Kleine will gar nicht zurück zu ihren Adoptiveltern. Em und Zou dürfen aber leider nicht mehr offiziell ermitteln, ihnen wurde der Fall entzogen.
Währenddessen wird Em auch noch von den Geistern ihrer Vergangenheit verfolgt: als sie im gleichen Alter war wie Kaylin fand sie zusammen mit einer Freundin ihre erste Leiche. Bis heute wurde dieser Mord nicht aufgeklärt …

Meine Meinung:
Diese Bücherreihe finde ich einfach super, denn Judith Winter gelingt mit ihrem eindrücklichen Schreibstil eine wundervoll lebendige Atmosphäre, in die man vollkommen eintauchen und für einen Moment den Alltag vergessen kann.
Der konstant hohe Spannungsbogen sorgt außerdem dafür, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will.

Emilia und Mai habe ich in “Siebenschön” schon fest ins Leserherz geschlossen. Sie sind zwei Frauen, die auf den ersten Blick sehr stark wirken, doch auch sie haben mit verschiedenen persönlichen Problemchen zu kämpfen. Ihre Gefühlswelt ist ein wichtiger Bestandteil der Story und macht die Figuren noch lebendiger und authentischer.

Besonders Emilia hat es diesmal nicht leicht, denn sie erinnert sich immer wieder an ihre Vergangenheit: als Zehnjährige fand sie mit ihrer Freundin Melli einen toten Jungen in einem See. Melli konnte dieses Erlebnis anscheinend nie richtig verarbeiten und rutschte in die Alkohol- und Drogensucht ab.
Dass man Em die Ermittlungen entzieht, macht ihr auch sehr zu schaffen. Vor allem, weil sie Kaylin beschützen will und gern auf ihr Bauchgefühl vertraut. Entgegen vieler Widerstände setzt sie sich über diverse Anweisungen hinweg und geht ihren eigenen Weg, der nicht immer ungefährlich ist.

In “Lotusblut” geht es etwas weniger blutig zu als im ersten Teil der Reihe. Trotzdem fehlt es niemals an Spannung, die alleine schon dadurch aufrecht erhalten wird, weil man das Geheimnis von Kaylin ergründen möchte. Sie ist ein ganz besonderes Mädchen, das manchmal beinahe etwas unheimlich wirkt durch ihre scharfen Sinne und die Art, wie sie sich in ihrer Umgebung bewegt.

Etwas schade fand ich, dass Em und Mai sich am Ende des Buches immer noch siezen, hoffentlich werden sie sich im dritten Band endlich eingestehen, dass sie eigentlich gute Freundinnen sein könnten.

Fazit:
Eine tolle durchdachte Story mit vielen Facetten und Irrwegen macht dieses Buch zu einem wirklich fesselnden Lesevergnügen!

Bewertung vom 22.11.2015
Siebenschön / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.1
Winter, Judith

Siebenschön / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Emilia Capelli ist Kommissarin und hat es beruflich mit den schlimmsten Fällen zu tun, denn sie arbeitet in der Abteilung für Kapitaldelikte. Als ihr Partner sich recht überraschend in Elternzeit begibt, wird ihr eine neue Kollegin zugeteilt: die Asiatin Mai Zhou. Em ist nicht gerade dafür bekannt, gerne mit Frauen zusammen zu arbeiten und so verhält sie sich zunächst auch eher abweisend gegenüber Mai.
Doch für möglichen Zickenkrieg haben die beiden Frauen überhaupt keine Zeit, denn ein sehr organisierter und skrupelloser Mörder treibt sein Unwesen in Frankfurt. Er ist sehr kreativ was seine Tötungsmethoden betrifft und er bezieht anscheinend völlig unbeteiligte Personen in die Taten ein, indem er ihnen Briefe mit Hinweisen zukommen lässt.
Der Täter scheint den Ermittlern immer ein ganzes Stück voraus zu sein, auch als diese recht bald eine Gemeinsamkeit zwischen den Opfern entdecken: alle hatten Kontakt zum gleichen Psychologen. Steckt er hinter den ausgeklügelten Verbrechen?

Meine Meinung:
Und schon wieder eine Bücherreihe, die ich unbedingt weiterlesen muss. Bin absolut begeistert von diesem Thriller!

Judith Winter hat einen tollen Schreibstil, der einfach zu lesen ist und niemals gekünstelt wirkt. Die Dialoge sind glaubhaft und ihre Figuren beschreibt sie mit sehr viel Liebe zum Detail. Die Hauptfiguren Em und Mai sind zwei junge Frauen, die auf den ersten Blick vielleicht sehr unterschiedlich sein mögen, doch im Grunde sind sie sich ähnlicher, als sie sich eingestehen wollen.

Die anfänglichen Konflikte zwischen ihnen werden sehr lebensnah geschildert und auch die Phase der Annäherung ist bestens nachvollziehbar. Auch die anderen Beziehungen, die im Buch eine Rolle spielen, fand ich absolut authentisch dargestellt, egal ob Mutter-Tochter-, Geschwister-, Kollegen- oder Liebesbeziehungen.
Die Autorin hat auch eine perfekte Balance zwischen Privatem und Ermittlungsarbeit gefunden. Man erhält immer so viel Hintergrundinformationen, dass die Figuren noch lebendiger und glaubhafter erscheinen, aber ohne dass es die Spannung beeinträchtigen würde. Alles fügt sich perfekt ineinander.

Die Morde und vor allem der Täter können schon für ordentlich Gänsehaut sorgen, wenn man sich vorstellt, dass es solche Menschen ja tatsächlich gibt. Gefühllose Soziopathen, die ohne jegliche Reue die schlimmsten Verbrechen begehen. Die Autorin gewährt uns auch Einblicke in die Arbeits- und Gefühlswelt eines Psychologen, der mit solchen Patienten umgehen muss. Und sie schildert glaubhaft und eindrücklich, welche Folgen das haben kann.
Glücklicherweise haben die Opfer auch oft unsympathische Charakterzüge, so dass der Verlust meistens leichter zu ertragen ist. So konnte ich mehr mit Em und Mai mitfühlen, die es nicht nur im Job nicht immer leicht haben, sondern auch aus etwas anstrengenden Familien stammen.

Bis zum Schluss blieb das Buch sehr spannend und man kommt erst spät dahinter, wer der Täter ist. Wirklich toll geschrieben und trotz der oft grausigen Morde nicht übertrieben bluttriefend. Kann ich nur empfehlen!

Fazit:
Sehr spannend, authentische Charaktere und eine toll durchdachte Story … ich freu mich schon auf den nächsten Band der Reihe!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2015
Herzensschwestern
Hellberg, Åsa

Herzensschwestern


weniger gut

Dieses Buch hat so ein schönes Cover, das mich gleich angesprochen hat. Auch die Kurzbeschreibung klang ganz interessant. Aber dann erfolgte schnell die Ernüchterung ...

Nach fast 100 Seiten war ich mit den vielen Charakteren immer noch nicht wirklich vertraut, da die Erzählung ständig von einem Protagonisten zum nächsten hüpft, alle sind sich unglaublich ähnlich und es wimmelt nur so von Zufällen, Gemeinsamkeiten und Reisen quer um den Erdball. Die Frauen kämpfen überwiegend mit Wechseljahresbeschwerden, haben irgendwelche tragischen Beziehungsgeschichten hinter sich und - das ist weniger alltäglich - haben alle Geld ohne Ende, so dass sie nichts arbeiten müssen und einfach so in den Tag leben können.
Dann werden diverse Wohnungen und Häuser verkauft oder besser doch nicht verkauft, sondern nur zwischenvermietet ... dabei sind natürlich die Mieter auch zufällig wieder flüchtige Bekannte von anderer Stelle des Buches. Es tut mir leid, aber da setzte es bei mir schon aus: alles wirkte viel zu kompliziert, konstruiert und irgendwie anstrengend.
Es wurde auch im weiteren Verlauf nicht besser. Ich konnte zu keiner der Figuren eine wirkliche Beziehung aufbauen, sie waren mir auch nicht sonderlich sympathisch. Die Zufälle und Häufungen (nicht eine Entführung, sondern lieber gleich zwei hintereinander, etc.) ziehen sich durch die ganze Geschichte.
Ein weiteres extremes Ärgernis für mich kam noch dazu: ausführliche Bettszenen, auf die ich schon mal grundsätzlich verzichten kann!
Dieses Buch ist für meinen Geschmack absolut falsch eingestuft: es hätte unter Frauen- / Liebesroman sicher mehr begeisterte Leser gefunden. Für mich war das leider absolut nix!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2015
Heimweh
Raabe, Marc

Heimweh


sehr gut

Die Geschichte:
Der Arzt Jesse erlebt einen Albtraum: eines Abends findet er seine ermordete Ex-Frau und die gemeinsame Tochter Isa ist spurlos verschwunden. Der Täter hat eine Botschaft hinterlassen: “Du hast sie nicht verdient” – was steckt dahinter?
Alles deutet darauf hin, dass die Lösung in Jesses Vergangenheit zu finden ist. Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in einem Kinderheim in Garmisch-Partenkirchen. Sofort fährt er in die verschneiten Berge, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen und seine Tochter wieder zu finden. Sein Albtraum ist noch nicht zu Ende …

Meine Meinung:
Die beiden vorherigen Bücher von Marc Raabe (“Schnitt” und “Der Schock”) habe ich geradezu verschlungen und mit Höchstwertung versehen. “Heimweh” konnte für mich da leider nicht so ganz mithalten. Das kann aber auch ein bisschen mit einem unglücklichen Zufall zusammenhängen: erst kürzlich habe ich einen Thriller gelesen, der thematisch recht ähnlich war, also war die Auflösung noch früher erkennbar. Das nahm etwas die Spannung raus.

Aber trotzdem ist “Heimweh” wieder ein toll geschriebenes Buch, das ich Thrillerlesern gern weiterempfehle: die Story ist gut durchdacht und überzeugt mit einigen Wendungen und Überraschungen.

Der Protagonist Jesse war mir schnell sympathisch, genau wie seine Tochter Isa und Mitstreiterin Jule. Auch wenn ich an vereinzelten Stellen das Verhalten mancher Figuren nicht ganz nachvollziehen konnte, wirkten sie meistens authentisch und glaubwürdig.

Die Geschichte wird durch den häufigen Schauplatz- und Zeitenwechsel nie langweilig: Berlin, Garmisch-Partenkirchen und immer wieder Rückblicke in die Kindheit von Jesse bzw. noch weiter zurück. Das Setting war jetzt nicht ganz neu inklusive Showdown im fast eingeschneiten, etwas gruseligen Internat / Kinderheim in den Bergen, aber Marc Raabe holt doch einiges an Gänsehautpotential aus den Szenen, nicht nur bei den Exkursionen durch den Kellertrakt des alten Gebäudes.

Fazit:
Spannend, gut durchdacht und überraschend – wieder ein toller Thriller von Marc Raabe. Wenn ihr “Schnitt” und “Der Schock” noch nicht kennt: unbedingt auch lesen!

Bewertung vom 19.08.2015
Um Mitternacht
Cruz, Augusto

Um Mitternacht


gut

Die Geschichte:
Der Ex-Agent McKenzie wird vom berühmten Horror- und Science-Fiction-Sammler Forrest Ackerman angeheuert, um ein Exemplar des längst als verschollen geltenden Stummfilmes “Um Mitternacht” zu finden.
McKenzie hat keine Ahnung, auf welches Abenteuer er sich einlässt und dass es durchaus gefährlich werden könnte. Er reist durchs Land, verfolgt eine Spur nach der anderen und landet schließlich in Mexiko. Je näher er dem Geheimnis kommt, das sich um den alten Film rankt, desto tödlicher wird die Bedrohung. Liegt auf dem Vampirfilm wirklich ein Fluch?
Auf seiner Reise begegnet er so manch seltsamen Zeitgenossen und besucht Orte, die so fantastisch klingen, als würden sie einem Märchen entstammen.

Meine Meinung:
Erst nach dem Lesen habe ich erfahren, dass sehr vieles an dieser Geschichte keineswegs nur der Fantasie des Autors entsprungen ist. Viele Personen, aber auch Schauplätze sind (oder waren) real und vor allem das absolut ungewöhnliche Schloss mit dem seltsamen Garten inmitten des mexikanischen Dschungels gibt es wirklich: im Internet einfach Bilder zu “Las Pozas” suchen und staunen.

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, da ich spannende Geschichten und Vampire sehr gerne mag, aber die Erwartungen konnte es leider nicht ganz erfüllen.
Streckenweise war es wirklich sehr fesselnd und durch die skurrilen Figuren und fantastischen Schauplätze fühlte man sich manchmal wie in einem schaurigen Horrormärchen. An anderen Stellen war die Geschichte dann aber wieder eher zäh und man muss aufpassen, dass man den Überblick nicht verliert, denn so manches scheint irgendwie nur in den Gedanken oder Träumen von McKenzie stattzufinden. Was ist Wahrheit, was ist Fiktion? Das ist hier oft die Frage und die Grenzen sind fließend.

Den dicksten Minuspunkt muss ich dem Buch aber leider für die gleichförmige Schreibe verleihen: kaum ein Absatz ist hier zu finden, es wird erzählt und erzählt und man muss sich ständig konzentrieren, um nicht den Anschluss zu verlieren. Zwischendurch mal nach einem Absatz kurz die Augen ausruhen? Fehlanzeige … dann muss man erst wieder suchen, wo man aufgehört hat mit dem Lesen. :)
Auch ganz schlimm: Dialoge werden weder durch Anführungszeichen gekennzeichnet, noch irgendwie abgesetzt. So weiß man erst nach dem Lesen, wem der vorangegangene Satz zuzuordnen ist. Echt anstrengend auf die Dauer.

Man merkt an vielen Stellen, dass der Autor sehr genau recherchiert hat. Beispielsweise über die Stummfilmzeit habe ich mir noch nie größere Gedanken gemacht, aber durch das Buch sehr viel Interessantes darüber erfahren.
Auch Edward James war mir vorher kein Begriff, obwohl er ein sehr interessanter Mann mit einem außergewöhnlichen Lebenswerk (dem vorher erwähnten Skulpturengarten “Las Pozas”) war. Viele weitere Personen werden im Zusammenhang mit McKenzies Agentenjob erwähnt, aber diesen Teil der Handlung fand ich nicht ganz so interessant und empfand es manchmal eher als Ablenkung vom Wesentlichen.

McKenzie als Hauptfigur war mir nicht unsympathisch, aber so richtig ins Herz schließen konnte ich ihn auch nicht wirklich. Ich würde unser “Leser-Protagonisten-Verhältnis” daher als eher neutral beschreiben. :)

Besonders am Ende ließ mich das Buch irgendwie mit dem Gedanken zurück, dass der Autor etwas Wichtiges ausdrücken wollte, das ich aber nicht so richtig verstanden habe. Es blieb so ein diffuses Gefühl zurück, das mich fast dazu veranlasst hätte, wieder einige Seiten zurück zu blättern. Dafür war das Ganze aber dann einfach nicht fesselnd genug, sonst wäre es wirklich ein guter “Re-Read-Kandidat”.

Fazit:
Stellenweise fesselnd, stellenweise eher langweilig … überzeugt durch den geheimnisvollen Touch und die skurrilen Figuren und Schauplätze, die häufig sogar real existieren. Eher anstrengend zu lesen durch die fehlende Gliederung des Textes.

Bewertung vom 19.08.2015
Treuetat / Verena Irlenbusch Bd.2
Pistor, Elke

Treuetat / Verena Irlenbusch Bd.2


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Ein Journalist stirbt unter seltsamen Umständen nach einem Autounfall, eine Fußpflegerin wird ermordet aufgefunden und ein Student ist auf der Flucht. Ist er der Täter – oder hat er nur Angst, selbst zum Opfer zu werden? Welches Geheimnis verband die Toten?
Schwierige Fragen, denen Verena und ihr Kollege Christoph auf den Grund gehen müssen. Unterstützung bekommen sie dabei von Leonie, die nach ihrem Motorradunfall wieder in das Berufsleben einsteigen will.
Verena, die sich immer noch mit Schuldgefühlen wegen Leos Schicksal plagt, hat aber auch noch private Probleme: ihrer Großmutter geht es zusehends schlechter, die Alzheimererkrankung wird schlimmer. Auch Christoph hat es nicht leicht: er bereitet sich auf sein Leben als alleinerziehender Vater vor. Und Leo trainiert hart, um wieder voll einsatzfähig zu sein.

Meine Meinung:
Wer einen “reinen” Krimi erwartet, der könnte von diesem Buch etwas enttäuscht sein, vor allem, wenn man den ersten Teil der Reihe noch nicht kennt, der viel wichtige Vorgeschichte aus dem Leben der Ermittler erzählt.

Für mich war es ein absolut perfektes Buch, das sich zu einem großen Teil mit dem Privatleben des Ermittlertrios Verena, Christoph und Leonie beschäftigt. Es wirkt alles nur allzu menschlich und authentisch, ganz getreu dem Motto “Jeder hat sein Päckchen zu tragen”.
Verena zerbricht fast selbst an dem ständigen Spagat zwischen Berufs- und Privatleben, in dem sie sich der Betreuung ihrer dementen Großmutter verschrieben hat. Freizeit mit Hobbies, Freunden und Ausgehen gibt es für sie praktisch nicht mehr und trotzdem wird sie ständig von Schuldgefühlen geplagt, dass sie noch immer nicht genug für ihre Oma da ist.
Leonie hat immer noch mit den Folgen ihres Motorradunfalls zu kämpfen: sie ist körperlich noch beeinträchtigt und darf zunächst nur wenige Stunden arbeiten. Sie erledigt die Innendienstarbeit für Verena und Christoph – und ist darüber erst einmal alles andere als glücklich.
Auch Christoph hat Schlimmes hinter sich: seine Frau hat Selbstmord begangen und seine Tochter hat nun eine längere Zeit in einer Pflegefamilie verbracht, damit er sein Trauma in Ruhe verarbeiten konnte. Doch nun darf er sie zu sich holen, was ihm aber nicht nur Freude bereitet, sondern vor allen Dingen große Angst vor dem Leben als alleinerziehender, berufstätiger Vater.

Die Krimihandlung dreht sich um ein sehr interessantes Thema, das zur Zeit auch wieder in aller Munde ist: die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs, die Opfer, aber auch die Täter. Verena erfährt auch einiges aus der Vergangenheit ihrer eigenen Familie, das ihr eine andere Sicht auf so manches ermöglicht, womit sie im Lauf der Geschichte noch konfrontiert wird.
Die Todesfälle werden nicht unnötig blutig geschildert, so dass man diesen Krimi auch Lesern empfehlen kann, die es etwas ruhiger mögen. An Spannung fehlt es trotzdem nicht, denn die Autorin schafft schnell eine fesselnde Atmosphäre, die sich beständig hält bis zum überraschenden Ende.
Eine prima durchdachte Story mit viel Herz, Gefühl, ein bisschen Humor und auch einem Quäntchen gut platzierter Gesellschaftskritik. Mir hat dieser Teil der “Verena Irlenbusch”-Reihe wieder absolut super gefallen und ich hoffe auf baldigen Lesenachschub!

Fazit:
Extrem menschlich, authentisch und berührend … klingt noch nicht nach Krimi? Spannend ist es natürlich auch noch! :)

Bewertung vom 19.08.2015
So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3
Löhnig, Inge

So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Vicki fotografiert gerne verlassene Gebäude und so kommt es, dass sie eines Tages in einer ehemaligen Brauerei eine dort abgelegte Frauenleiche findet. Sofort ruft sie die Polizei, obwohl sie in ihrer Vergangenheit eher auf der anderen Seite des Gesetzes stand. Sie hat einige kleine Vorstrafen, ist aber inzwischen auf dem richtigen Weg und macht sogar eine Lehre in einem Reisebüro.
Kommissar Dühnfort und sein Team übernehmen den Fall und finden bald Parallelen zu einem anderen Mord, der vor sechs Jahren geschah. Haben sie es mit einem Serienmörder zu tun? Aber warum hat er so lange gewartet, bis er wieder zugeschlagen hat?
Vicki entdeckt indes eine Auffälligkeit auf einem ihrer Fotos, das sie in der Brauerei geschossen hat. Sie wendet sich aber nicht gleich wieder an die Polizei, sondern beginnt selbst mit Nachforschungen. Das bringt sie bald in größte Gefahr …

Meine Meinung:
Wie manch andere Leser auch, empfand ich in diesem Band der Dühnfort-Reihe eher die Protagonistin Vicki als Hauptfigur und Sympathieträger. Konstantin Dühnfort ist währenddessen zu sehr mit seinem Gefühlschaos beschäftigt und mit den Folgen seines Segelunfalles im letzten Teil. Das Hin und Her zwischen ihm und Gina nimmt einigen Platz ein in diesem Buch und wirkt recht authentisch.

Die Ermittlungen werden sehr ausführlich und spannend geschildert. Es gibt viele Spuren und gleich drei Hauptverdächtigte, zwischen denen das Pendel kreist, um immer wieder in eine andere Richtung auszuschlagen. Ein tolles Verwirrspiel, das mich auch lange Zeit immer wieder an meiner Vermutung zweifeln ließ.
Die Auflösung gefiel mir dann auch sehr gut, psychologisch wieder einmal sehr schön ausgearbeitet und überzeugend erklärt.

Vicki ist eine interessante und sehr liebenswürdige Figur, die man schnell ins Herz schließt. Durch ihre schlimme Vergangenheit lässt sie sich nicht unterkriegen, sie ist eine richtige Kämpfernatur. Ihr oft unangepasstes Verhalten macht sie nur noch sympathischer.
Tino und sein Team wirken in diesem Band nicht so harmonisch, wie sie es sein sollten. Hoffentlich entspannt sich die Situation im nächsten Teil wieder, denn diese Atmosphäre war wirklich nicht so schön.

Über den Schreibstil von Inge Löhnig möchte ich nur sagen: grandios! Ich mag ihre Bücher einfach total! :)

Fazit:
Ein spannendes Verwirrspiel mit vielen Verdächtigen … Vicki ist eine tolle Protagonistin, die sehr viel Herz und Action in diese Geschichte bringt!

Bewertung vom 16.08.2015
Baba Dunjas letzte Liebe
Bronsky, Alina

Baba Dunjas letzte Liebe


sehr gut

Die Geschichte:
Baba Dunja ist eine über 80-jährige Frau, die unfreiwillig über Landesgrenzen hinweg zu einer kleinen Berühmtheit wurde – und das nur, weil sie in hohem Alter in ihr Heimatdorf zurückgekehrt ist. Allerdings muss man erwähnen, dass besagtes Dorf Tschernowo leider sehr nahe an Tschernobyl liegt und damit in der “Todeszone”, die noch immer stark radioaktiv verstrahlt ist.
Im Lauf der Zeit gesellten sich weitere Bewohner zu Baba Dunja und so lebt sie nun mit einer Handvoll Leute in einer etwas seltsamen Dorfgemeinschaft, in der sogar die Verstorbenen noch sehr präsent sind. Man könnte das Ganze fast schon als “Idylle” bezeichnen, doch dann tauchen zwei Fremde in Tschernowo auf – und Baba Dunjas kleine Welt zerbricht …

Meine Meinung:
Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, denn die Leseprobe hat mich absolut überzeugt.
Schon nach wenigen Sätzen habe ich mich in den ironisch-witzig-lockeren Schreibstil von Alina Bronsky verliebt. Gleich auf der ersten Seite brachten mich Baba Dunjas Gedanken über den Hahn der Nachbarin zum Schmunzeln:

“Seine innere Uhr ist durcheinander, schon immer gewesen, aber ich glaube nicht, dass es mit der Strahlung zu tun hat. Man kann sie nicht für alles, was blöd zur Welt kommt, verantwortlich machen.” (Seite 5)

Herrlich skurrile Charaktere machen dieses Buch zu etwas Besonderem, doch vor allem geht es natürlich um Baba Dunja, die uns die Geschichte außerdem aus ihrer Perspektive erzählt. Sie war mir gleich sympathisch, denn sie ist bescheiden, hilfsbereit, klug und hat viel Sinn für schwarzen Humor.
Ihre Nachbarin Marja ist eine tierliebe, schrullige Frau, die gegen jedes Wehwehchen die passende Pille parat hat.
Sie und noch einige andere Figuren habe ich auch sehr schnell ins Herz geschlossen.

Zunächst dreht sich alles um das etwas einsame Leben in Tschernowo und wie es dazu kam. Wir erfahren auch, dass Baba Dunja zwei Kinder hat: ihr Sohn lebt in Amerika und ihre Tochter ist Ärztin in Deutschland. Außerdem hat sie eine Enkelin, die sie allerdings noch nie im Leben gesehen hat.
Die wirklich witzigen Szenen finden sich eher am Anfang des Buches, dann kippt das Ganze etwas ins Tragische und der Ton wird ernster. Mir hat die Story sehr gut gefallen und sie konnte mich so fesseln, dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen musste.

Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf das Ende: es ist mir viel zu offen und lässt so viele meiner Fragen unbeantwortet. Wer von den Dorfbewohnern ist noch da, wo ist Laura und was ist aus Glascha geworden? Ein kleiner Epilog hätte wenigstens ein wenig Licht ins Dunkel bringen können.

Fazit:
Trotz des offenen Endes eine klare Leseempfehlung: witzig, liebenswert, herzlich und herrlich skurril!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2015
Amsterdam blutrot
Avanzini, Lena

Amsterdam blutrot


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Maxi (39) lebt mit zwei etwas skurrilen Mitbewohnern auf ihrem eigenen Hausboot in Amsterdam. Doch auch sie selbst ist nicht gerade das, was man als “normal” bezeichnen würde: sie verdient ihr Geld als freiberufliche Klavierlehrerin, in ihrer Freizeit liest sie leidenschaftlich gerne Krimis und sie hat eine besondere Fähigkeit, die ihr manchmal echt zu schaffen macht. Maxi kann Töne als Farben sehen und gehört damit zu den extrem seltenen Synästhetikern.

Als die Mutter eines Klavierschülers brutal ermordet aufgefunden wird, erschwindelt sich Maxi ganz dreist Zugang zum frischen Tatort. Sofort ist ihr kriminelles Gespür geweckt und sie kann sich einfach nicht zurückhalten: sie muss selbst ermitteln. Der zuständige Hoofdinspecteur Cornelius Bontekoe erscheint ihr sowieso vollkommen unfähig zu sein, was ihren Ehrgeiz erst recht anstachelt.
Dank eines Tipps von ihrem Klavierschüler hat Maxi auch bald eine heiße Spur und die führt zu einem noch heißeren Callboy – und geradewegs hinein in ein extrem gefährliches Abenteuer!

Meine Meinung:
Dieser Krimi hat mich auf ganzer Linie überzeugt, denn hier stimmt für meinen Geschmack einfach alles. :)

Fangen wir mit den Protagonisten an: Maxi mochte ich gleich sehr gerne, da sie eine toughe ungewöhnliche Frau ist, die allerdings oft etwas über´s Ziel hinausschießt. Sie hat ein großes Herz, das merkt man auch gleich im Umgang mit ihren beiden leicht durchgeknallten Mitbewohnern. Tess ist Medizinstudentin mit einem besonderen Talent für das Zerschnippeln von Leichen und ihr Traumberuf ist Präparatorin für Gunther van Hagens. Rudel ist ein schwäbischer Fotograf und der mieseste Hobbygärtner aller Zeiten.
Und dann wäre da noch der Hoofdinspecteur Cornelius: auch der hat sich bald einen Platz in meinem Leserherz erobert – und daran ist eine gewisse Karin nicht ganz unschuldig. :)
Es gibt aber noch mehr liebenswerte Figuren in dieser Story – und alle wirken lebendig und wurden mit viel Liebe charakterisiert.

Dann kommen wir zum Schreibstil, der mir auch sehr gut gefallen hat. Lässt sich super lesen, sehr flüssig und die Dialoge sind lebensnah und glaubhaft. Manche Kapitel werden aus einer besonderen Sichtweise geschildert, doch ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Die Krimihandlung ist super durchdacht und man kann gut miträtseln und mitfiebern, wenn Maxi sich mit Übereifer in ihre Hobbyermittlungen stürzt. Falsche Spuren, einige actionreiche und thrillerwürdige Szenen und ausreichend Tote sorgen für die nötige Spannung. Hab das Buch nur noch ungern aus der Hand gelegt und fast in einem Rutsch durchgelesen bis zum stimmigen Ende.

Der Schluss hat mir gefallen und ich hoffe jetzt, dass ich bald noch mehr von Maxi, Cornelius & Co. lesen darf!
Urlaub in Amsterdam steht sowieso auf unserem Plan und durch diesen Krimi habe ich jetzt schon einmal einen ersten Eindruck von Land und Leuten erhalten. Wobei sich die lokalen Besonderheiten immer prima in die Story einfügen und niemals zu dominant wirken – sehr gut gemacht.

Fazit:
Einfallsreich, humorvoll, super durchdacht, spannend – und dazu noch sympathische Ermittler. Jetzt warte ich auf eine Fortsetzung! :)