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meerblick

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Insgesamt 398 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2025
MARCO POLO Reiseführer Toskana
Oberpriller, Sabine;Büld Campetti, Christiane

MARCO POLO Reiseführer Toskana


ausgezeichnet

Reiseführer brilliert im neuen Design

Frisch und modern präsentiert sich der neue MARCO POLO Reiseführer Toskana, hält neben altbewährten Highlights, umfangreiche Insider Tipps und natürlich die gründlich aufgearbeiteten Erlebnistouren bereit.
Er ist ein gemütlicher Begleiter, der diese ganz besondere italienische Region sehr realistisch und trotzdem emotional beschreibt, ein allumfängliches Bild der Toskana liefert. Jeder Besucher dieser pittoresken Landschaft wird bestätigen, dass man von diesem besonderem, einzigartigen Zauber eingefangen wird, mit einem nachhaltigen Einfluss auf ein positives emotionales Stimmungsbild.
Der MARCO POLO Reiseführer Toskana nimmt seine Leser und Leserinnen mit auf eine Reise des guten Essens, Jahrhunderte alter Traditionen, bewundernswerter Baukunst, Trüffelverführungen oder Vespa fahren.
Unbedingt empfehlenswert ist dieser praktische Reiseführer mit extra Faltkarte, der in jeder Tasche Platz findet.

Bewertung vom 28.02.2025
No Hard Feelings
Novak, Genevieve

No Hard Feelings


ausgezeichnet

Ein verzweifelter Aufschrei

Genevieve Novak nimmt uns Leser in ihrem Roman 'No Hard Feelings' mit auf eine Reise, die in das tiefste Innere menschlicher Gefühle blickt. Sie setzt sich mit der Zerrissenheit dieser Stimmungen auseinander, die sich in extremen Selbstzweifel verbunden mit panischen Attacken äußern. Der Weg der Erkenntnis des eigenen Handelns, hervorgerufen durch Gedanken-Konstrukte, die durch extreme negative Beeinflussung entstehen, ist ein steiniger, zumeist schmaler Pfad, der mit schmerzhafter Selbstanalyse einhergeht.
Die Autorin vermag es von ihrer Protagonistin Penny, einer jungen, modernen Frau, ein charakterliches Bild zu zeichnen, welches durch lebendige Authentizität besticht, den Teufelskreis nagender Unsicherheit deutlich und schonungslos aufzeigt, dessen zerstörend wirkender Konflikt nur durch einen bedingungslosen Stopp aufgehalten werden kann.
Penny lässt uns an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Sie erzählt davon, wie sie an ihrer alten Liebe aus Studienzeiten, einem egozentrischen jungen Mann namens Max, nahezu bedingungslos festhält, sich dabei selbst erniedrigt und obendrein ihre Freundschaft zu Annie und Bec aufs Spiel setzt, ihren fürsorglichen, liebenswerten Mitbewohner Leo immer wieder vor den Kopf stößt. Auch ihre Arbeitsleistungen leiden unter den depressiven Phasen, die zunehmend ihren Alltag bestimmen. Es kostet sie sehr viel Überwindung, die ausgestreckte helfende Hand anzunehmen.
Dieser Roman ist ein einziger verzweifelter Aufschrei, der mich tief in seinen Bann gezogen hat. Er zeigt deutlich, wie toxisch sich absolute emotionale Abhängigkeit auf die menschliche Psyche auswirken kann und welche Möglichkeiten die moderne Medizin bietet, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.
Meine Leseempfehlung gebe ich sehr gern diesem unterhaltsamen und gleichzeitig aufrüttelnden Roman.

Bewertung vom 28.02.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


ausgezeichnet

Farbenfrohe Meisterklänge

Anna-Maria della Pietà tritt ein in ihr Leben, dass von einer schicksalhaften Entscheidung ihrer jungen Mutter bestimmt wurde. Ohne finanzielle Mittel, gleichsam ohne Möglichkeiten in einer Welt der gesellschaftlichen Hierarchien des 18. Jahrhunderts, geprägt von Ständen und Zünften, eine Chance zu sehen, dem Kind eine Zukunft mit akzeptablen Lebensbedingungen bieten zu können, gibt sie das kleine Bündel in die Obhut von Nonnen, die sich hinter hohen Klostermauern von Venedig der vielen Waisen annehmen. Der Alltag der Mädchen war geprägt von schwerer Hausarbeit, die den Vormittag ausfüllte. Neben den obligatorischen Gebeten, gab es eine durchaus solide aber auch sehr strenge musikalische Ausbildung. Das Mädchenorchester war eine lukrative Einnahmequelle und hatte einen Bekanntheitsgrad weit über die Stadtmauern hinaus.
In ihrem Debütroman 'Die Melodie der Lagune' lässt uns Harriet Constable am Werdegang der hochbegabten Virtuosin und Komponistin Anna-Maria della Pietà teilhaben. Wir dürfen und in das beeindruckende Musikempfinden einer Musikerin und Komponistin hineinversetzen, die sich gegen gängige patriarchale Machtstrukturen durchsetzen musste und eben jenen allzu oft ausgeliefert war. Die Autorin setzt in klangvoller, harmonischer Sprache der wohl größten Virtuosin von Vivaldis Musikschaffen zu seinen Lebzeiten, dessen Schülerin und Meisterin sie war, ein Denkmal gegen das Vergessen.
Meine Leseempfehlung gebe ich sehr gern.

Bewertung vom 28.02.2025
Die Fletchers von Long Island
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


sehr gut

Familientragödie

Die jüdische Familie Fletcher lebt in sehr wohlhabenden Verhältnissen auf Long Island. Das Vermögen hat Zelig Flechter nach seiner Flucht in den neunzehnhundertvierziger Jahren in die Vereinigten Staaten von Amerika mit viel Fleiß, harter Arbeit aber auch mit einer Portion Glück erwirtschaftet. Sein Sohn Carl wird neunzehnhundertachtzig in der Einfahrt seines Anwesens entführt und gegen eine hohe Lösegeldforderung Tage später körperlich unversehrt freigelassen. Seine mit Tochter Jenny schwangere Frau Ruth und die beiden kleinen Söhne Nathan und Bernard verbringen in dieser Zeit schreckliche Tage der Ungewissheit in großer Furcht um den Ehemann und Vater. In der Familie wird zu dem Ereignis Stillschweigen gewahrt. Es gibt keine Aufarbeitung der traumatischen Stunden, die seelische Schäden bei den Familienmitgliedern hinterlassen haben, ungeachtet möglicher Spätfolgen.
Taffy Brodesser-Akner setzt sich in ihrem Roman 'Die Fletchers von Long Island' sehr ausführlich mit dieser Familientragödie auseinander. Dabei nimmt sie die drei Geschwister genau unter die Lupe, berichtet über ihren Werdegang, ihre ganz persönlichen, sozialen und psychischen Probleme, ihre Auseinandersetzung mit ihrem Lebensumfeld, das geprägt ist durch das riesige Vermögen und scheinbare Sorglosigkeit garantiert. Die Autorin setzt sich mit Angstzuständen, Drogenmissbrauch, krankhaftem Sexualverhalten und Identitätsfragen auseinander, zeigt in dieser fesselnden Geschichte ihr Talent bei aller Dramatik, den Humor einfließen zu lassen.
Ich gebe dem Roman sehr gern meine Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.02.2025
Wohin treibt Russland?
Siegert, Jens

Wohin treibt Russland?


sehr gut

Aufarbeitung aktueller politischer Fragestellungen

Jens Siegert beschäftigt sich in seinem Sachbuch 'Wohin treibt Russland?' mit der Frage was nach Putin und seiner Politik kommt. Dazu wirft der Autor zunächst einen Blick in die Vergangenheit des Landes, sein Wachsen und Streben nach Glasnost und Perestroika bevor er Gedanken möglicher zukünftiger Szenarien entwickelt, die Denkanstöße geben und sicherlich kontroverse Diskussionen entfachen.
Der Politwissenschaftler, Journalist und Autor des Buches lebt seit über dreißig Jahren in Moskau, setzt sich intensiv mit den Machtstrukturen des Staates aber auch mit den Meinungen des Volkes auseinander, präsentiert uns ein Spiegelbild seiner Erfahrungen und stellt diese unserem Demokratieverständnis gegenüber. Dabei werden auch kritische Anmerkungen zum politischen Kurs des Westens in der Vergangenheit ausgesprochen.

Bewertung vom 26.02.2025
Menschen am Kaiserdamm
Ohmann, Oliver

Menschen am Kaiserdamm


ausgezeichnet

Interessante Aufarbeitung Berliner Geschichte

Oliver Ohmann, der Autor des Sachbuches von 'Menschen am Kaiserdamm', widmet der 1906 gebauten Prachtstraße seine Aufmerksamkeit und lässt in den elf ausgewählten Kapiteln Berliner Geschichte aufleben, zeigt wie sehr er sich diesem Teil der Stadt verbunden fühlt. Zahlreiche schwarz-weiß Fotografien zieren die Seiten des Buches. Sie fangen eine ganz besondere Atmosphäre, den Charme längst vergangener Zeiten ein. Aber auch Judy Winter, eine Berliner Legende, ließ sich in ihrer Küche der Kaiserdamm-Wohnung ablichten und drückt mit herzlichen Worten ihre Liebe zu eben jener Straße aus. Darüber hinaus gibt es Interessantes und Wissenswertes von der Planung bis zur Fertigstellung eben jener Straße zu erfahren. In kleinen humorvoll gestalteten Geschichten werden wir mit den Anwohnern bekannt gemacht, wie den Bürgersleuten, Stars und Sternchen, Intellektuellen, einfachen Arbeitern und noch vielen anderen. Es lohnt sich ein wenig Berliner Luft zu schnuppern.
Eine Empfehlung für alle Liebhaber Berliner Geschichte und Geschichten.

Bewertung vom 26.02.2025
Die erste halbe Stunde im Paradies
Adomeit, Janine

Die erste halbe Stunde im Paradies


ausgezeichnet

Herausforderungen und deren Wirkungen

Anne und ihr Bruder Kai werden sehr frühzeitig, im Kindes- beziehungsweise Jungendalter, mit der unheilbaren Krankheit Multiple Sklerose ihrer Mutter konfrontiert. Aufopferungsvoll und äußerst fürsorglich kümmern sich beide um die Schwerkranke, deren gesundheitlicher Zustand sich sehr schnell verschlechtert. Mit viel Respekt versuchen sie die Würde der Mutter zu bewahren, stoßen dabei immer wieder an Grenzen, die auch die Mutter zunehmend mental herausfordert, sie zu unkontrollierten Wutausbrüchen verleitet. Mit zunehmendem Alter werden bei den Kindern natürlich verstärkt eigene Interessen und Bedürfnisse wach, die tragischerweise zu ausufernden Konflikten führen.
Janine Adomeit führt uns Leser mit ihrem Roman 'Die erste halbe Stunde im Paradies' in eine Welt der starken Gefühle, die durch Drogen oder emotionale Verweigerung gesteuert werden. Während die vererbte Schuld, eine nicht näher beschriebene Ablehnung der beiden Väter durch die Mutter, eine expressive Notlage zwischen Wunsch und übertragener Pflicht auslöst, nehmen unheilbringende Ereignisse ihren Lauf, deren schmerzliche Aufarbeitung tiefe seelische Wunden hinterlassen. Das kluge Konzept fantastisch gesetzter Rückblenden, die poetischen Einbauten verursachen eine Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann. Mich hat die Geschichte mit ihren mannigfaltig ineinander verstrickten Aspekten der tragenden Rolle einer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Individuum Mensch, sowohl traurig als auch nachdenklich gestimmt.
Ich möchte sehr gern dieses berührende, intelligente, mutige und anspruchsvolle Buch weiterempfehlen.

Bewertung vom 26.02.2025
Der große Riss (eBook, ePUB)
Henríquez, Cristina

Der große Riss (eBook, ePUB)


sehr gut

Gesellschaftliche und kontinentale Risse

Christina Henríquez nimmt in ihrem Roman 'Der große Riss' gesellschaftliche Strukturen während des Baus vom Panamakanal, der 82 Kilometer langen Wasserstraße, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, genauer unter die Lupe. Präzise Recherchen decken auf, unter welchen Umständen die Menschen das gewaltige Bauwerk erschufen, welches den Kontinent Amerika durchtrennt für die Erschaffung einer kostengünstigen, gefahrenfreien Schifffahrtsroute. Ende des neunzehnten bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts lockten Aktiengesellschaften mit lukrativen Zweijahresarbeitsverträgen, gesundheitlicher Versorgung und freier Kost als auch Logie unzählige Abenteurer aber auch Menschen, die eine Chance sahen ihren Lebensstandard durch die finanziellen Versprechungen zu verbessern. Mit der Befreiung von Panama aus kolumbianischer Abhängigkeit beteiligten sich auch die US-Amerikaner am großen Geschäft.
Die Autorin stellt die sechzehnjährige Ada Burting aus Barbados, den aus der Familientradition abtrünnigen Fischersohn Omar, John Oswald den Arzt, der die Malaria zu bekämpfen versucht, in den Mittelpunkt ihrer Geschichte, die aufzeigt in welchem rassistischen Umfeld sich Siedler und Einheimische begegnen und wie Geld als auch Drogen eine entscheidende Rolle spielen, die die Gemeinschaft streng klassifiziert.

Bewertung vom 26.02.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Hoffnung auf einen Menschen, der uns versteht

Takis Würger präsentiert mit 'Für Polina' eine Geschichte, die zu Herzen geht, die aufwühlt, die gefangen nimmt. Mit anderen Worten hier spielen die Emotionen in den höchsten und gleichzeitig tiefsten Tönen möglicher Empfindungen einen einzigartigen Reigen zu berührenden, lebendig dargestellten Ereignissen. Poetisch angehaucht mit brillanter Treffsicherheit für situative Momente menschlicher Gefühle strickt der Autor Wort für Wort Szenen aus dem Alltag seiner beiden Protagonisten, deren Seelen sich trotz ihrer enormen Unterschiedlichkeit aufs innigste berühren.
Hannes und Polina wachsen gemeinsam, fast wie Geschwister, auf. Ihre alleinerziehenden Mütter und Heinrich, ein eigenwilliger aber gutmütiger Charakter, geben den Kindern, trotz bitterer Armut, ein behütetes mit viel Liebe gestaltetes Heim, verzichten dabei selbst auf so manchen langersehnten Traum. Sie alle geben sich gegenseitig Stütze und Geborgenheit. Hannes ist kein großer Denker. Polina hingegen erfasst die sie umgebenden Welt mit Leichtigkeit. In der Musik kann sich Hannes verlieren, seinen Gefühlen Ausdruck geben und Menschen damit begeistern. Trauer über einen schwerwiegenden Verlust und die große Liebe zu Polina kann er mit eigenen Kompositionen eine Stimme geben, die keines Wortes bedarf. Diese Melodien begleiten ihn auf der Suche nach dem erhofften Glück.
Ein Roman, der nach Hilfe schreit und die Hoffnung hegt, den Menschen zu finden, der das liebende Herz versteht.
Meine Leseempfehlung gebe ich diesem bemerkenswerten Roman sehr gern.

Bewertung vom 25.02.2025
Achtzehnter Stock (eBook, ePUB)
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zerplatzte Lebensträume

Wanda wohnt mit ihrer kleinen Tochter Karlie im achtzehnten Stock eines Berliner Plattenbaus. Sie wohnt zur Miete, die sie sich mühsam erarbeiten muss und auch nicht immer pünktlich ihrem Onkel, dem Vermieter, zahlen kann. Tristesse und Trostlosigkeit umgibt sie in diesen schimmeligen vier Wänden, die abgeschnitten sind von der bunten Welt da draußen durch ein großes Funkloch. Das ist kein Leben nach ihren Vorstellungen und Wünschen. Wandas Lebenstraum ist die Schauspielerei, obwohl ihr letzter Job in einem Werbefilm Monate her. Völlig unverhofft scheint ihr Traum dann doch in greifbare Nähe zu rücken und ein Angebot für eine Produktion flattert ihr ins Haus. Nun ist ihre ganze Aufmerksamkeit gefordert, stete Erreichbarkeit, keine festen Arbeitszeiten. Für eine alleinerziehende Mutter mit einem kränkelnden Kind keine leichte Aufgabe oder besser gesagt ein Ding der Unmöglichkeit.
Sara Gmuer spricht in ihren fordernden Roman 'Achtzehnter Stock' ein gesellschaftspolitisches Problem an, welches in der Regel alleinerziehende Mütter betrifft. Der Spagat zwischen Kinderbetreuung, beruflichen Herausforderungen, um den Lebensunterhalt zu sichern und den ganz privaten Wünschen wird zur Zerreisprobe, der die Nerven beansprucht und Gefühle zur Wallung bringt. Die Autorin setzt ein lautes Zeichen für alle die Alleingelassenen, die Teil der Gesellschaft sein möchten, sich ausgeschlossen fühlen durch die Umstände, die ihr Dasein maßgeblich bestimmen.
Ich gebe gern meine Leseempfehlung.