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Murksy

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 02.07.2020
42 Grad
Harlander, Wolf

42 Grad


weniger gut

Vor meiner Rezension weise ich darauf hin, dass ich zur Begründung meiner Kritik einige Details des Inhaltes nennen werde. Zunächst zum Buch und der Geschichte.
Die Klimaerwärmung schreitet voran, eine ungewöhnlich starke Dürreperiode trocknet Europa aus. Wasser wird noch wertvoller und knapper, doch zunächst hält sich die Besorgnis in Grenzen. Drei unterschiedliche Personen (ein Wasserexperte, ein Hydrologe und eine IT-Spezialistin) sind sich der Dramatik bewusst und wollen die Behörden und zuständigen Stellen warnen. Allerdings stoßen sie da eher auf Unverständnis. Hier kommt schon der erste Kritikpunkt. Bei all den Anzeichen, Wassermangel, Hitze und austrocknende Flüsse bin ich mir sicher, dass auch die Behörden hellhörig werden würden. Dass die genannten drei Personen im Laufe des Buches so ziemlich die einzigen sein werden, die wirklich etwas tun und sogar der Polizei die notwendigen Tipps geben, ist sehr klischeehaft gezeichnet. Behörden versagen, ein paar heldenhafte Zivilisten retten die Welt...puh, sehr stumpf. Zugegeben, oftmals mag die Politik und die Exekutive versagen, aber derart hilflos und blind, wie hier teilweise dargestellt, ist schon absurd. Im Laufe der Entwicklung stellt sich heraus, dass die Klimakrise von bösen Mächten ausgenutzt wird, um Chaos zu verbreiten und politische Ziele (der üblichen Verdächtigen) durchzusetzen. Und hier ist die IT-Spezialistin scheinbar die einzige Person, die Datenbanken richtig untersuchen kann und die entscheidenden Hinweise findet. Sämtliche Abschirmdienste und Polizeikräfte scheinen dies nicht zu können. Dafür gibt das BKA Ermittlungsergebnisse an Zivilisten weiter, damit die privat ermitteln können..so so. Hier zeigt sich ein großer Schwachpunkt des Buches. Die Figuren sind nicht glaubhaft genug und erzeugen keine Empathie. Beispiel der Kerstin, die von der hoffnungslosen Bäuerin zur tatkräftigen Hilfskraft des THW mutiert. Oder ein Hydrologe, der im alleinigen Tauchgang eine Katastrophe entdeckt (merkwürdig, dass die Behörden eine Absperrung nicht wirklich umsetzen oder auch nicht auf die Idee kommen, selber Taucher zu schicken. Auf der anderen Seite wirft der Autor mit enormen Todeszahlen um sich, die aber merkwürdig kalt lassen. Hier wäre es besser gewesen, immer wieder einzelne tragische Schicksale genau zu schildern. So bleibt die Handlung seltsam gefühlskalt. Das Buch begann hoffnungsvoll als Wissenschaftsthriller mit einigen Daten und Fakten und entwickelte sich immer mehr zum Actionverschnitt der unglaubwürdigen Art. Achtung Spoiler: Ein BKA-Hauptkommissar gibt gegen Ende des Buches den Befehl an Militärjets einen Tanklaster in die Luft zu jagen. Kurz darauf lässt er einen Privatjet mit Hilfe einer Drohne zerstören. Ähem...das ist schon fast peinlich schlecht. Die geplante Verfilmung sehe ich schon mit Schrecken im privaten TV zur prime time laufen!
Schade, das Buch hat ein wichtiges Thema aufgegriffen, aber daraus wurde ein reißerischer, oberflächlicher Thriller, der bestenfalls dazu dient, Verschwörungstheorien zu unterstützen. 2 Punkte gibt es für die wichtigen Grundlagen der Geschichte und der Hoffnung, dass den Lesern das Thema Wasser näher gebracht wird. Eine Lösung wie am Ende des Buches, dass ein wenig Regen das Problem löst, wird es so nicht geben. Bei einer solchen Dürre müsste es Monate regnen, damit so etwas wie Normalität wieder eintritt. Viel zu kurz kam das Chaos und die verheerenden Zustände in der Bevölkerung. Das haben andere ähnliche Bücher deutlich besser gemacht.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2020
Der Knochengarten / Tony Hill & Carol Jordan Bd.11
Mcdermid, Val;McDermid, Val

Der Knochengarten / Tony Hill & Carol Jordan Bd.11


gut

Nahe eines alten Klosters werden jede Menge Skelette gefunden. Die Polizei beginnt mit den Ermittlungen. Parallel wird noch ein anderer Fall aufgerollt; ein scheinbar Unschuldiger sitzt im Gefängnis. Haben die Fälle gar etwas miteinander zu tun? Und werden letztendlich Tony Hill (der momentan im Gefängnis sitzt) und Carol Jordan (arbeitet nicht mehr als Polizistin) wieder zusammen arbeiten? Es gibt viele Fragen und jede Menge Cliffhanger, die den Leser bei Stange halten. Allerdings ist dies der 11. Fall einer Reihe. Und dies macht es dem Neuleser schwer, in die Geschichte zu finden. Für die Autorin ist es natürlich angenehm, wenn über eine lange Zeit ein Universum aufgebaut werden kann und nicht bei jedem Buch neue Figuren erfunden werden müssen. Nimmt man allerdings alle Bezüge auf alte Fälle aus dem neuen Buch raus, wird die Luft schon dünner. Ständig werden alte Erinnerungen wachgerufen, die Figuren graben in der Vergangenheit und nur der Leser, der alle Bände kennt, kommt zu vollem Vergnügen. Das ist wie bei einer Fernsehserie: man steigt nicht am Ende einer Staffel ein, das macht wenig Spaß.
McDermid ist zum Glück eine gute Erzählerin. Das Lesen macht also vom stilistischen Standpunkt und dem Spannungsaufbau Freude. Leider reicht die Spannung der neuen Geschichte nicht ganz bis zum Schluss. Vielleicht wäre es ganz gut, die Serie zu beenden und etwas neues und frisches zu wagen. Eine gute Autorin und ein mittelmäßiger Roman treiben mich nicht zwingend dazu, die Vorgänger zu lesen.

Bewertung vom 03.06.2020
Schwestern im Tod / Commandant Martin Servaz Bd.5 (eBook, ePUB)
Minier, Bernard

Schwestern im Tod / Commandant Martin Servaz Bd.5 (eBook, ePUB)


weniger gut

Leichenstarre....so oder so ähnlich fühlte ich mich beim Lesen des nicht überzeugenden, klischeehaften und abgekupfertem Roman. Das Einzige, was das Buch noch einigermaßen erträglich macht, ist die unzweifelhaft vorhandene Schreibkunst des Autors. Aber warum muss ein Thriller aus Frankreich so melancholisch und melodramatisch sein wie ein Roman über eine unglückliche Liebe? Denn da funktioniert diese Erzählweise. Bei diesem Krimi erzeugt sie reine Langeweile. Was besonders negativ auffällt, ist das Gebaren des Kommissars. In seinem ersten Fall, in der ersten Hälfte des Buches geschildert, sieht er in jeder Fotografie sofort das geheimnisvoll Böse, ständig scheint die Polizei etwas zu übersehen und eine Vorahnung folgt er nächsten. Wenn jeder Polizist solche permanenten Gedanken hätte, wäre eine Flut von Psychologen nötig, um die geknacksten Seelen zu kitten. Dann erinnert sich der 24jährige Polizist während der Ermittlung an Rechtsvorschriften aus der Ausbildung, wie absurd wirkt hier die Gedankenwelt, niemand denkt so! im zweiten Teil, 25 Jahre später, fühlt der Ermittler dann sogar in seinen Nerven, wenn er beobachtet wird...gähn. Oder er spürt beim Lesen grausiger Literatur förmlich, wie die Temperatur sinkt. Zudem wundert er sich, wie oft das Wort Tod in einem Schauerroman vorkommt. Alles klar! Die Geschichte des Buches findet sich in Dutzend anderen Büchern so oder so ähnlich wieder. Mädchen, die ihre Faszination für einen Star oder Schriftsteller offensichtlich mit dem Leben bezahlen. Ein Autor, der seine Werke als psychoanalytische Abhandlung über die Tiefen der menschlichen Seele sieht und natürlich der Polizei geistig um Längen voraus ist. Als dann Jahre später wieder Morde passieren (natürlich wieder abgekupfert aus den Romanen des besagten Autors) ermittelt wieder unser feinfühliger Kommissar, der aber trotz Todesangst in ein Haus mit entflohenen Schlangen geht...puh. Nächstes Klischee gefällig? Der Fan des Autors, natürlich verdächtig. Der große Unbekannte, der Menschen zu Mord oder Selbstmord treibt? Klar! Und so weiter. Alles schon dagewesen, aber oftmals viel glaubhafter als in diesem Roman, durch den man sich auf der Suche nach Spannung quält. Eignet sich weder als Abhandlung über die Psyche, noch als Buch für Gruselabende. Aber als Einschlafhilfe kommt der Kommissar wirklich gut.

Bewertung vom 14.05.2020
#CrashTag
Brückner, Martin

#CrashTag


gut

Dei Geschichte spielt in ganz naher Zukunft, autonomes Fahren ist schon beinahe etabliert, es gibt Windows 12 und die Konzernwelt hat sich verändert. Ein Journalist, der seine besten Tage eigentlich schon hinter sich hat, findet auf einer dubiosen Webseite immer wieder neue Infos zu spektakulären Autounfällen. Für ihn ausreichend Material um seine Stories zu schreiben. Als ausgeprägter Autoliebhaber kennt er sich mit der Materie gut aus. Eines Tages wird er hellhörig, als ein Industrieller bei einem Unfall stirbt. Das Gebiet des Mannes waren Sensoren, die das autonome Fahren erst möglich machen. Als noch ein weiterer tödlicher Unfall passiert, kann es sich nicht mehr um Zufall handeln. Wer steckt hinter den Morden? Und benutzt tatsächlich jemand die Fahrzeuge als Mordinstrumente? Der Steve McQueen-Fan Graber geht der Fährte nach und wittert eine große Story, die ihn endlich wieder bekannt macht.
Die Grundgeschichte ist durchaus gut, wenn auch nicht ganz neu. Ein netter Kniff ist die Verlegung in die nahe Zukunft, da kann sich der Autor ausleben und die Logik etwas beiseite lassen. Klischees werden zur Genüge verarbeitet: schnelle Autos, böse Industrielle, schöne Frauen und Filmzitate. Ja, der Autor zeigt, was er liebt. Das Problem ist nur, wenn der Leser nicht ganz seine Detailverliebtheit in Sachen Fahrzeuge teilt. Mir waren die Feinheiten etwas zu viel des Guten. Der Fokus hätte mehr auf der eigentlichen Krimistory liegen sollen, die letztendlich doch zu offensichtlich enträtselt wird. Dabei spielt natürlich auch ein obligatorischer Hacker eine Rolle. Die Bösen sind natürlich mit einem überbordenden Ego versehen und erlauben es so dem Journalisten, ihnen immer wieder vom Haken zu kommen. Eher unglaubwürdig und nicht wirklich spannend. Was bleibt, ist ein durchschnittlicher Thriller für Autofans, die es mit der Logik nicht allzu genau nehmen. Zu viele Klischees, zu wenig Innovation. Schade.

Bewertung vom 29.04.2020
American Dirt
Cummins, Jeanine

American Dirt


ausgezeichnet

Bei einem Massaker wird fast eine gesamte Familie ausgelöscht. Nur Lydia und ihr Sohn können sich im Bad verstecken und überleben den Anschlag eines Kartells. Ihr Mann war Journalist und hat offen über dessen Boss geschrieben. Ausgerechnet dieser Mann war mit der Buchhändlerin Lydia befreundet, die zunächst nichts von der wahren Natur des intelligenten Mannes ahnte. Nachdem Lydia begriffen hat, wer ihr nach dem Leben trachtet, macht sie sich mit ihrem Sohn auf die Flucht. In Mexiko wird sie keine Ruhe mehr finden, das weiß sie. Deshalb gibt es nur einen Weg: nach Amerika. Also begibt sie sich auf die Route mit vielen Gefahren und Entbehrungen, reist mit der "Bestie", dem legendären Zug Richtung Norden und übergibt ihr Schicksal in die Hände eines Schleusers, der für viel Geld Migranten über die Grenze schafft. Es beginnt ein Höllentrip, der Körper und Seele angreift und viele Opfer fordert.

Entgegen den Befürchtungen, die die Werbung zu diesem Buch geweckt hat ("bewaffnet mit einer Machete!" etc.), handelt es sich weder um einen blutigen Rachethriller, noch um die üblichen Drogenkartellmordorgien, die man aus manchen Filmen und Büchern kennt. Im Nachwort äußert sich die Autorin auch zu ihrer Intension, ein realistisches Bild der Flucht zu beschreiben. Natürlich ist eine solche Flucht brutal. Doch das meiste der Gewalt spielt sich im Kopf des Lesers ab. So ist das einleitende Massaker bereits geschehen und der Leser erlebt die Angst der Frau aus der Versteckperspektive. Umso eindringlicher wirkt das Werk durch diese psychische Anregung der Fantasie. Sehr gut beschreibt die Autorin in hervorragender Erzählweise die Zerrissenheit der Flüchtenden, macht den Zwiespalt zwischen Hoffnung, Panik und Egoismus der Migranten deutlich. Es gibt kein schwarz und weiß. Oft pendeln die Protagonisten zwischen Mitleid und reinem Selbsterhaltungstrieb. Der beeindruckende Schreibstil lässt den Leser die Qualen der Flucht miterleben. Eine besondere Erwähnung verdient hier auch die Übersetzung durch Katharina Naumann. Ein Roman, der unter die Haut geht und bleibenden Eindruck hinterlässt.
War allerdings der Aufruhr um dieses Buch gerechtfertigt? Amerika war in zwei Lager gespalten. Überbordende Lobeshymnen pushten das Buch in die Höhe. Die Kritik über allzu einseitige Betrachtungsweise befeuerten erneut die Verkaufszahlen. Meiner Meinung nach war das eine wie das andere übertrieben. Das Buch ist sehr authentisch, erzählerisch mächtig, aber nicht politisch genug, um wirklich tief in die Flüchtlingsproblematik einzusteigen. Das Buch rüttelt vielleicht die wach, die mit den Umständen einer solch mörderischen Reise nicht vertraut sind. Andere, die aus Reportagen oder Filmen solche Szenen kennen (oder zu kennen glauben) werden das Buch als gut gemachten Roman annehmen. Die politische Debatte findet außerhalb des Buches statt, muss stattfinden und vielleicht hilft dieses Buch dabei.

Bewertung vom 29.03.2020
Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser
Graham, Stephen

Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser


ausgezeichnet

Die Neuveröffentlichung des Klassikers aus dem Jahre 1926 befasst sich in 26 Kapiteln mit der Kunst des freigeistigen Wanderns, was heißen soll, das hier und jetzt zu genießen und mit jeder Pore die Umgebung in sich aufzunehmen. Natürlich sind einige der Anmerkungen dem Zeitgeist zum Opfer gefallen. Ausrüstung hat sich verändert, es gibt neue Materialien, die Welt ist politisch komplizierter geworden. Trotzdem behält das Buch überraschend viel Gültigkeit. Der belesene Autor schmückt sein Buch mit vielen Zitaten, die im hervorragenden Glossar erklärt werden. Ich liebe Glossars, habe doch schon viele wertvolle Lesetipps aus solchen bezogen. Auch hier gibt es viele Anreize, alte Bücher zu lesen oder einfach mal wieder den guten Shakespeare zur Hand zu nehmen.
Die Bonmots des Autors sind ein wahrer Genuss. Pfiffig und schlau zum Beispiel sein Ratschlag an Paare, vor der Ehe zunächst zu wandern, nur dort lernt man den Gefährten wirklich kennen. Oder den vorzüglichen Tipp, eine unbekannte Gegend oder Stadt im ZickZack zu beschreiten. So simpel das klingt, macht das tatsächlich Spaß und bringt uns an Stellen, die kein Reiseführer anpreist. Obwohl sich Materialen geändert haben, sind viele Tipps zur Ausrüstung immer noch aktuell. Man schmunzelt, wenn bereits vor fast hundert Jahren listige Verkäufer eine Vielzahl von Rucksäcken im Angebot hatten und die an den Wandersmann bringen wollten. Hier gilt damals wie heute: ausprobieren und selber testen. Wertvoll auch der Hinweis, auf viele Innentaschen zu achten oder seine Sachen in kleine Säcke zu verpacken, sehr schlau. Ach man möchte sofort loswandern, so begeistert erzählt der Autor von seinen Wanderungen in fremden Ländern, vom Dahintreiben lassen oder einfach nur bequemen Verweilen an einem schönen Ort. Vom Alkohol- und Zigarettenkonsum abgesehen, die der Autor beschreibt und pflegte, eine gesunde und wohltuende Art, fremde Länder und Menschen kennenzulernen. Im Kapitel "Fremde" beschäftigt sich der Autor schon damals mit Fremdenfeindlichkeit und Vorurteilen. Letztendlich sind wir doch alle gleich, welche einfache Wahrheit, die heutzutage aktueller ist denn je.
Das Buch ist ein Kleinod für alle Wanderbegeisterten, ein Ratgeber, eine Sammlung sinniger und humorvoller Weisheiten, aus denen jeder das herausnehmen kann, was zu ihm passt. Und beim Lesen des Buches fragt man sich unweigerlich: ja, warum nicht einfach mal wieder am Wochenende den Rucksack packen und losziehen, die Natur wieder mit allen Sinnen wahrnehmen, unter freiem Himmel schlafen und wie es der Autor empfiehlt, in einem kleinen Tagebuch seine Gedanken festhalten. Ein zeitloses Buch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.03.2020
Sammy
Cole, Henry

Sammy


ausgezeichnet

Zwei Jungen basteln ein Modellflugzeug, das fliegen soll. Ausgerechnet eine kleine Maus soll als Pilot herhalten. Dass das schiefgehen muss, ist klar. Und genau so kommt es auch. Das Flugzeug stürzt ab und Sammy, die Maus, findet sich in einer komplett fremden Welt wieder. Dort gibt es merkwürdige Tiere und Pflanzen, eine Horde Feldmäuse, die Sammy sofort als Zauberer verehren und natürlich auch Gefahren, zum Beispiel in Form eines fiesen Wiesels. Sammy will natürlich wieder zurück, vor allem, da ihn die Mäuse zu einer Demonstration seiner Zauberkunst auffordern. Doch oh Schreck, das Flugzeug ist weg. Das Abenteuer nimmt seinen Lauf.
Wunderbar erzählt, mit netten Illustrationen untermalt und sowohl als Lese- oder Vorlesebuch bestens geeignet. Sammy ist einfach süß, es macht auch den großen Vor- oder Mitlesern mächtig Spaß den kleinen Knirps auf seinem Roadtrip zu begleiten. Kleine Maus ganz groß!

Bewertung vom 25.03.2020
Offene See
Myers, Benjamin

Offene See


ausgezeichnet

Es ist 1946, die Zeit nach dem Krieg. Robert ist sechszehn Jahre alt, kurz davor das Schicksal seiner Familie zu teilen: ein Leben unter Tage im Bergbau. Vorher will er aber noch etwas erleben, durch seine englische Heimat wandern, im Meer baden und etwas von der Welt sehen. Also macht er sich zu Fuß auf den Weg und verdient sein Brot als Taglöhner. Nachts schläft er im Freien, genießt die Natur und erfreut sich an den Klängen der Tierwelt. Doch allzu weit kommt er nicht. Ein Cottage oberhalb des Meeres hält ihn auf. Beziehungsweise dessen Besitzerin. Dulcie, eine Frau, wie sie Robert aus seiner Arbeiterklasse nicht kennt. Freigeist, gebildet, kein Blatt vor den Mund nehmend und alleinstehend, so lernt Robert die Frau kennen. Er bietet sich an, als Gegenleistung für Nahrung, den Garten zu entwildern. Doch kaum will er aufbrechen, findet sich die nächste Gelegenheit, den Aufenthalt zu verlängern. Dulcie beeindruckt den jungen Mann. Sie sagt Dinge, die er nicht einmal zu denken wagte. Er lernt feines Essen und Wein kennen, fährt eines Tages sogar Auto. Nur das Meer scheint Dulcie nicht zu behagen. Als Robert das alte Gartenhaus auf Vordermann bringt, findet er einen Gedichtband und darin den Grund für den zeitweiligen Trübsinn der Frau. Dulcie weiht Robert zögerlich in ihr Geheimnis ein.

Der Autor versteht es meisterlich, die Gefühlswelt des Protagonisten zu beschreiben. Geradezu poetisch wird die Natur geschildert und die daraus entstehenden Gedankengänge des jungen Mannes. Dulcie lehrt den Mann mehr über das Leben und die Liebe, als es all die Jahre in der Schule vermochten. Auch relativiert sie das Feindbild des Deutschen so kurz nach dem Krieg. Robert erkennt, dass alle Soldaten den gleichen Irrsinn durchleben und letztendlich Gefangene der politischen Zerwürfnisse sind.
Wortmalerisch detailliert entführt uns Myers in eine Geschichte voller Liebe, Lyrik, Naturverbundenheit und Sehnsucht. Ein umwerfendes Buch, bewegend in jeder Zeile. Besonders zu erwähnen ist das Übersetzerteam Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, die das Kunststück fertigbringen, die ursprüngliche Sprachpoesie des Englischen verlustfrei ins Deutsche zu übertragen. Ein vorzügliches Stück Literatur.

Bewertung vom 16.03.2020
Oh Schreck, ich bin weg! / Carla Chamäleon Bd.1
Gehm, Franziska

Oh Schreck, ich bin weg! / Carla Chamäleon Bd.1


gut

Das mit den Ecken ist wörtlich zu nehmen. Ich habe selten ein Buch mit so spitzen Ecken gesehen. Bei einem Kinderbuch recht kritisch, da vor allem im Geschwisterbereich Bücher gerne mal zweckentfremdet als Wurfgeschosse oder Schlagwerkzeuge genutzt werden oder einfach mal unachtsam weitergegeben werden. Das kann man besser machen.
Das Buch selber ist recht unterhaltsam, fantasiereich und erzählt die Geschichte eines Mädchens, dass sich in peinlichen Situationen der Umgebung anpasst. Quasi ein menschliches Chamäleon. Witzig trudelt die kleine Heldin von einer Farbanpassung zur nächsten und findet dabei in ihrem neuen Banknachbarn einen treuen Begleiter. Leider kommen auch ein paar merkwürdige Männer auf die Spur von Carla. Was haben die vor?
Das Buch ist altersangepasst geschrieben, die Handlung leider etwas sprunghaft.
Was mir gar nicht gefiel, ist der fehlende Hinweis auf eine Reihe. Die Betitelung Band 1 hätte mir geholfen. Etwas mehr Handlung wäre auch nicht schlecht gewesen.

Bewertung vom 08.03.2020
#klimaretten
Grießhammer, Rainer

#klimaretten


gut

Vorneweg: das Buch bekommt drei Punkte, weil das Thema das allumfassende Problem unserer Zeit ist. Wenn wir den Klimawandel nicht in den Griff bekommen (ich gehöre zu den Zweiflern an dieser Möglichkeit, weil der Faktor Mensch einfach dagegen spricht), ist die Existenz der Menschheit gefährdet. Leider begreift das der Mensch erst dann, wenn es ihn direkt betrifft. Es ist schon makaber, dass das Coronavirus mehr für den Klimaschutz tut, als alle Gesetze und Maßnahmen zusammen. Es hilft übrigens nicht, von Klimaerhitzung zu sprechen, das verdeutlicht die Wichtigkeit nicht.

Nur drei Punkte? Tja, weil das Buch sich leider nicht von anderen seiner Art unterscheidet. Viele Tipps des Buches sind gut und richtig. Ich hätte mir gewünscht, diese Tipps nicht aufgesplittert zu finden, sondern sauber strukturiert in einem Teil des Buches zusammengefasst. Ebenso hätte mit den unzähligen Fakten verfahren werden sollen. Leider neigt man dazu bei der Nennung von Gigatonnen und Megakilowattstunden abzuschalten. Überprüfen werden die Zahlen bestimmt die wenigsten Leser. Obwohl das vielleicht nötig wäre. Warum? Weil dem Lektorat und Autor kleine Fehler entgangen sind. Dass mal ein Wort fehlt oder ein Punkt zu viel steht, Schwamm drüber. Aber auf Seite 52 steht, dass man die Kühlschranktemperatur von 7 auf 5 Grad ändern soll, um Energie zu sparen. Später im Buch steht es dann richtig drin. Ich unterstelle mal mutig, dass jedem aufmerksamen Leser der Fehler auffällt und nicht wirklich jemand den Tipp in der Form beherzigt (das wäre echt blöd gelaufen). Was allerdings wirklich ärgerlich an diesem kleinen Fehler ist: wenn schon bei so einfachen Zahlen ein Fehler drin ist, was kann ich dann von all den anderen Zahlen im Buch glauben? Das Vertrauen in das Gelesene sinkt automatisch.
Was mich auch gestört hat, ist die angebliche Dummheit der Eltern, die von ihren Kindern permanent belehrt werden sollen, ihnen apps installieren oder Kosten vorrechnen mögen. Etwas einfältige Anbiederung an das junge Volk, oder?
Viele Seiten des Buches (damit Papier und Energie) hätten gespart werden können, durch die oben angesprochene Gliederung z.Bsp.. Das Buch wiederholt sich oft. Tipps werden mehrfach genannt, es fehlt der rote, gut lesbare Faden. Auch ein Sparpotential: statt unzählige Sterne und Verlängerungen für das "Gendern" zu verwenden, hätte ein schlanker Satz im Vorwort gereicht "Aus Umweltschutzgründen wird im Weiteren auf das Gendern verzichtet".
Merkwürdig erscheinen mir so manche widersprüchlichen Tipps. Man soll weniger Elektroartikel kaufen. Aber dafür einen zweiten E-book reader, um dann gekaufte ebooks kostenlos auf andere Geräte zu übertragen (das hören die Verlage bestimmt nicht so gerne). Auch wird gegen das Dienstwagenprivileg argumentiert, auf andere Seite aber empfohlen, dies zu nutzen, um auf den eigenen Wagen verzichten zu können.
Dann soll man doch in der Nähe der Arbeitsstätte wohnen. Lieber Herr Professor. Ich wohne auch in der Nähe zu Freiburg. Leider habe ich nicht ihr Gehalt oder Einkünfte als Autor, um mir eine Wohnung in Freiburg (gar Vauban??) leisten zu können. Also wohnt meine Familie einige km außerhalb. ÖPNV? Ich erspare mir, dies zu kommentieren. Und selbst wenn sich jeder das leisten könnte, was wären die Folgen? Eine noch größere Verstädterung mit all den negativen Folgen.
Wirklich dumm ist der Aufruf zu einer Wettfahrt auf Seite 136. Wissen Sie eigentlich, wie viele Unfälle es mit Radfahrer und E-bikes gibt???
Auch nicht viel besser: statt Besuche bei Verwandten und Bekannten solle man doch WhatsApp und co nutzen. Oder der Ratschlag für die Landbevölkerung, mehr online zu bestellen, um das Autofahren aufgeben zu können. Vorher wurde noch gegen das Onlinebestellen argumentiert. Usw. usw.
Wie gesagt, ein zu wichtiges Thema, um es zu ignorieren. Ich bezweifle allerdings, dass ein solches Buch die Richtigen erreicht. Denn die SUV-Fahrer und Klimaleugner werden sich bestimmt nicht auf die Lektüre stürzen.