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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 193 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2017
Der achte Rabe
Henneberg, Marion

Der achte Rabe


ausgezeichnet

Die Autorin war mir bisher durch ihre historischen Romane bekannt, die ich sehr gerne gelesen habe. „Der achte Rabe“ ist ihr erster Kriminalroman. Ich durfte ihn im Rahmen einer Leserunde mit der Autorin lesen und bin sehr begeistert.

Alexandra lebt mit ihrem Mann in Stuttgart. Vor fünf Jahren ist ihr Sohn Falko von einem auf den anderen Tag von zuhause weggegangen. Hinterlassen hat er nur einen Zettel mit der Aufforderung, nicht nach ihm zu suchen. Seither hat Alexandra nichts mehr von ihm gehört und gesehen. Als eines Tages die Polizei vor der Türe steht und ihr mitteilt, dass Falko erschlagen aufgefunden wurde, bricht eine Welt für sie zusammen. Aber schon bald beginnt sie, auf eigene Faust nach dem Mörder zu suchen. Weder ihr Mann noch ihre Tochter verstehen sie. Einzig bei ihrer Freundin Judith findet sie Halt und Unterstützung. Nach und nach wird ihr klar, was tatsächlich geschehen ist.

Marion Henneberg versteht es ausgezeichnet, den Leser in die Psyche ihrer Protagonisten blicken zu lassen. Dabei legt sie immer wieder falsche Fährten, sodass der Krimi durchgehend spannend bleibt. Im Laufe der Geschichte erfährt man immer mehr über die Mitglieder der Familie, aber auch über Freunde und Feinde. Erst nach und nach wird entschlüsselt, was damals und heute wirklich geschehen ist. Dabei sind alle Figuren authentisch beschrieben, niemand ist nur gut oder nur schlecht.

Sehr gut haben mir auch die beiden Kommissare Körschner und Beate Friesing gefallen. Sie bilden ein perfektes Team und sind beide sehr menschlich dargestellt. Von ihnen würde ich gerne noch mehr lesen.

Der Roman spielt in Stuttgart, ist aber nicht von zu viel Lokalkolorit belastet. Einige Örtlichkeiten werden beschrieben, was für Leser aus dem Raum Stuttgart sicherlich interessant ist. Ich selbst bin vom Niederrhein und fand die Schilderungen interessant, obwohl ich noch nie in Stuttgart war.

Fazit:
Marion Henneberg ist ein sehr spannender, psychologisch gut durchdachter Kriminalroman gelungen, der Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 21.03.2017
Das Leuchten der Welt
Beto, Isabel

Das Leuchten der Welt


ausgezeichnet

Die Autorin ist mir bereits unter anderem Namen und durch andere Werke bekannt. Ich mag ihre Bücher, die sich stets durch außergewöhnliche Themen und Handlungsorte auszeichnen, sehr gerne. Auch der vorliegende Roman „Das Leuchten der Welt“ spielt vor nicht alltäglicher Kulisse, nämlich auf der Weltausstellung in Chicago 1893.

Mit dem „Leuchten der Welt“ ist die Einführung des elektrischen Stroms und der Glühbirnen gemeint. Leider werden sowohl der Titel als auch das etwas kitschig anmutende rosarote Cover diesem Roman nicht gerecht. Isabel Beto ist eine spannende Geschichte gelungen, die mir Einblick in eine Zeit verschaffen konnte, mit der ich mich noch nie beschäftigt hatte. Neben den Erlebnissen der Protagonistin Bell, deren Traum es ist, wie ihr großes Vorbild Nellie Bly Journalistin zu werden, werden immer wieder Einblicke in den Kampf zwischen den Vertretern des Gleichstroms (Edison) und des Wechselstroms (Tesla) gewährt. Mit dieser Thematik hatte ich mich noch gar nicht befasst. Es war aufschlussreich zu lesen, wie ängstlich die Menschen damals auf diese technische Neuerung reagiert haben.

Die zweite Hauptfigur ist Solomon Jones, ein Tagelöhner und etwas dubioser Geselle, der Bell hilft, nachdem der Zug, mit dem sie reiste, überfallen wurde. Als Bell ihn bittet, sie nach Chicago zu begleiten, willigt er ein, weil er den Lohn gut gebrauchen kann. Denn er wird eines Verbrechens verdächtigt, das er meint, nicht begangen zu haben. Aber er hat eine Gedächtnislücke und hofft, dass der berühmte Nikola Tesla ihm helfen kann. Ob Solomon schuldig ist oder nicht, werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Der Weg zur Lösung wird von Isabel Beto aber äußerst spannend und unterhaltsam geschildert.

Fazit:
Wer sich von dem kitschigen Cover und dem seltsamen Titel nicht abschrecken lässt, bekommt einen spannenden, unterhaltsamen und lehrreichen Roman über eine außergewöhnliche Frau zu lesen.

Bewertung vom 07.03.2017
Im Schatten des Flammenbaums
Levin, Anna

Im Schatten des Flammenbaums


ausgezeichnet

Anna Levin ist das Pseudonym einer Autorin, die mich bereits unter anderen Namen und mit ihren beiden vorherigen Büchern „Das Korallenhaus“ und „Das Lied der Sturmvögel“ begeistern konnte. Nun liegt endlich ihr neuestes Werk vor. Wie nicht anders zu erwarten war, hat die Autorin mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite fesseln können.

Als Handlungsort hat Anna Levin dieses Mal Madagaskar gewählt, ein Land, über das ich zugegebenermaßen bisher wenig bis gar nichts wusste. Die Protagonistin Louise Bernard ist nicht minder außergewöhnlich und interessant. Sie arbeitet im Jahr 1926 in einer Pariser Autowerkstatt als Mechanikerin, und zwar in keiner geringeren als der vom Autohersteller Citroën. Ihr Zwillingsbruder weilt in Madagaskar, wo er eine Tierauffangstation betreut. Als André Citroën ein Automobil an eine Missionsstation in Madagaskar stiften will, sucht er Freiwillige, die den Transport des Fahrzeugs begleiten. Louise meldet sich spontan und bekommt schließlich, trotz anfänglicher Skepsis des Firmeninhabers, diese Aufgabe zugeteilt. Sie ist überglücklich, ihren Bruder und dessen Frau endlich sehen zu können. Doch schon bald muss sie feststellen, dass die faszinierende Welt, in der ihr Bruder jetzt lebt, auch ihre Schattenseiten hat. Als sogar Morde geschehen, ist auch Louises Leben in Gefahr.

Anna Levin besitzt die Gabe, mit ihrer Sprache Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen, die lebendiger kaum sein könnten. Gerade wenn ich über ein Land lese, das mir vorher nahezu unbekannt war, finde ich es immer interessant, mir nach der Lektüre im Internet nähere Details anzuschauen. Oft sehe ich dann Orte, die ähnlich sind, wie ich sie mir vorgestellt habe während des Lesens. Bei Anna Levin ist es so, dass meine Vorstellungen und die im Internet abgebildete Realität ziemlich deckungsgleich sind. Das fasziniert mich immer wieder aufs Neue.

Sehr aufschlussreich fand ich auch die Arbeit in der Tierauffangstation, die von Louises Bruder geleistet wird. Mir war noch nie bewusst, dass auch Tiere im Urwald verletzt werden können und dann gepflegt und wieder ausgewildert werden müssen. Mit Ausnahme der Serie „Daktari“, die ich als Kind geschaut habe, und Besuchen im Zoo bin ich mit diesen exotischen Tieren noch nie in Berührung gekommen. Umso mehr konnte die Autorin mich mit ihren liebevollen Beschreibungen der Lemuren und anderer Tiere berühren und fesseln.

Louises Geschichte steht aber natürlich trotz aller Faszination über Flora und Fauna im Mittelpunkt des Geschehens. Ihren Mut und ihre Entschlossenheit – und das in den 1920er Jahren – habe ich sehr bewundert. Mit welcher enormen Willenskraft sie sich immer weiter an ihr Ziel herantastet, hat mich atemlos Seite um Seite umblättern lassen.

Fazit:
Anna Levin ist wieder ein faszinierender und fesselnder Roman in einer exotischen Umgebung gelungen.

Bewertung vom 19.02.2017
Die Kettenhunde
Crönert, Claudius

Die Kettenhunde


ausgezeichnet

Ich habe schon einige Bücher von Claudius Crönert gelesen, sowohl historische Romane als auch Krimis. Alle Werke haben mir sehr gut gefallen. Ich mag seinen Schreibstil. Im Rahmen einer Leserunde konnte ich nun, vom Autor begleitet, sein neustes Werk kennenlernen. Auch dieser Thriller hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen. Der Autor versteht es ausgezeichnet, durchgehend Spannung zu erzeugen und seine Figuren lebendig und authentisch zu beschreiben.

Larissa Rewald ist eine junge Polizistin, die gerade von der Sitte zum Drogendezernat gewechselt ist, weil sie mit den Schicksalen in der Abteilung nicht mehr klarkam. Sie ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Berlin. Ihr neuer Arbeitsplatz ist allerdings ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hat. Sie hat vier männliche Kollegen, die sie ausgrenzen und nicht in ihre Arbeit einbeziehen. Diese vier sind eine eingeschworene Gemeinschaft, nennen sich sogar „Die Kettenhunde“. Als bei der Verhaftung eines Drogenhändlers dieser erschossen wird, versuchen die Kollegen, die Tat Larissa in die Schuhe zu schieben. Doch anstatt sich in ihr Schicksal zu ergeben, ergreift sie die Flucht und versucht alles, um ihre Unschuld zu beweisen. Ein spannendes Wettrennen beginnt.

Claudius Crönert deckt im Laufe der Geschichte immer mehr auf von den seltsamen Machenschaften der „Kettenhunde“. Dazwischen schildert er immer wieder auf extrem spannende Art und Weise die Jagd auf Larissa. Der Leser lernt aber auch die Figuren immer besser kennen. Insbesondere eine abgrundtief böse Figur fand ich grandios beschrieben. Larissas Leben und Werdegang ließen mich ihr Handeln, ihr anscheinend sinnloses Weglaufen, sehr gut nachvollziehen. Auf ihrer Flucht begegnen ihr immer wieder Menschen, die zum Teil nur eine Nebenrolle spielen, aber trotzdem sehr gut beschrieben waren. Hier hat mir besonders Reiner gefallen, ein Mann, der freiwillig auf der Straße lebt und Larissa unterstützt. Er war mein Held der Geschichte.

Die Spannung steigert sich von Seite zu Seite und mündet in einem furiosen Finale. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Larissa Rewald in weiteren Fällen in Berlin ermittelt. Auch eine Verfilmung des Stoffes fände ich sehr gut. Beim Lesen hat sich dieser Film auf jeden Fall schon in meinem Kopf abgespielt.

Fazit:
Claudius Crönert ist mit „Die Kettenhunde“ ein äußerst spannender Thriller gelungen, der nicht nach dem üblichen Muster gestrickt ist.

Bewertung vom 05.01.2017
Gestorben wird immer
Anlauff, Christine

Gestorben wird immer


ausgezeichnet

Christine Anlauff war mir bereits durch ihre Katzen-Krimi-Reihe an Herz gewachsen. Der vorliegende Roman „Gestorben wird immer“ ist der zweite Teil mit dem Protagonisten Just Verloren, einem Potsdamer Literaturkritiker, der nebenbei einen Blog betreibt. Auch diese Reihe gefällt mir ausgesprochen gut.

Just Verloren liegt nach einem Fahrradunfall im Krankenhaus. Er wird liebevoll von der Krankenschwester Renate umsorgt, die sich sogar Zeit nimmt, mit ihm Schach zu spielen und ihm selbstgemachte Filzpantoffeln von zuhause mitbringt. Am Tag als Just entlassen wird, erscheint Renate nicht zur Arbeit, meldet sich auch nicht krank. Just wittert, dass etwas nicht stimmt und sucht Kontakt zu ihrem Ehemann, der nach langem Zögern erzählt, dass er einen Erpresserbrief erhalten hat. Und prompt ist Just nicht mehr zu halten und übernimmt die Ermittlungen. Er arrangiert die Geldübergabe und schnüffelt im Umfeld von Renate herum. Die Polizei lässt er außen vor, ganz wie der Entführer es verlangt hat. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und die Zeit läuft dem Hobbyermittler langsam davon.

Christine Anlauff hat es mal wieder geschafft, mich mit einer Vielzahl an Fährten gekonnt an der Nase herumzuführen. Immer wenn ich dachte, jetzt sei ich dem Täter endlich auf der Spur, hat sie meine „Ermittlungen“ wieder zerstört. Der Krimi blieb spannend bis zum Schluss.

Man merkt den Büchern der Autorin ihre Liebe zu Potsdam an. Wer Potsdam bereits kennt, wird vieles wiedererkennen in ihren Romanen. Wer es noch nicht kennt, wird mit Sicherheit bald Lust dazu verspüren, diese wunderbare Stadt einmal zu besuchen. Neben dem Lokalkolorit und der Spannung verfügt dieser Roman aber auch über eine gehörige Portion Wortwitz, was besonders zutage tritt, wenn Just Verloren zu Wort kommt. Sprachlich sind Frau Anlauffs Bücher ein Genuss.

Ich hoffe sehr, dass diese Reihe mit Just Verloren fortgesetzt wird, würde mich aber auch über einen weiteren Katzenkrimi aus der Feder der Autorin freuen. Was auch kommen mag, ich werde Christine Anlauff in jedem Fall treu bleiben.

Fazit:
Spannend erzählte Geschichte mit viel Wortwitz und einer Portion Lokalkolorit.

Bewertung vom 19.10.2016
Rosensalz
Kruse, Margit

Rosensalz


ausgezeichnet

Die Reihe um Margareta Sommerfeld, die „Miss Marple aus dem Ruhrgebiet“, verfolge ich bereits ab dem ersten Band „Eisaugen“. Die Figur und ihr skurriles Umfeld sind mir mittlerweile so sehr ans Herz gewachsen, dass ich jeden neuen Band mit Spannung erwarte und sogar schon zu Lesungen nach Gelsenkirchen gefahren bin, um die Autorin live zu erleben.

„Rosensalz“ ist mittlerweile der vierte Fall für Margareta Sommerfeld, die eigentlich Verkäuferin in der Damenoberbekleidungsabteilung eines Kaufhauses in Gelsenkirchen ist. Aber sie kann es nicht lassen, sich in Mordermittlungen einzumischen. Und schon gar nicht, wenn eine Leiche direkt vor ihrer Haustüre liegt. Daran ändert auch ihr neuer Lebensgefährte, der Kommissar Stefan Kornblum, nichts.
Die Ermordete ist eine Dame aus der Nachbarschaft, die sich mit drei anderen Frauen regelmäßig zu Kochrunden im Stil von „Das perfekte Dinner“ trifft. Schon bald verschwindet die zweite Frau aus dieser Runde. Am Tatort lässt der Täter stets ein Gläschen Rosensalz zurück.

Zu allem Übel erscheint auch noch Margaretas Onkel Gernot auf der Bildfläche. An ihn hat sie gar keine guten Erinnerungen, hat er sie doch als Jugendliche unsittlich berührt und gilt in der ganzen Siedlung als Sittenstrolch. Ist er vielleicht auch der Rosensalzmörder? Oder war es vielleicht der unsympathische Witwer des Mordopfers? Oder der Freund der Entführten? Oder vielleicht doch jemand ganz anderes?

Obwohl ich schon recht früh geahnt habe, auf wessen Konto die Verbrechen gehen könnten, war es doch sehr spannend, Margaretas Ermittlungen zu verfolgen. Sie begibt sich mehr als einmal selbst in Gefahr, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Neben aller Spannung kommt aber auch der Humor in Margit Kruses Büchern nicht zu kurz. Selbst ein echtes Kind des Ruhrpotts, versteht sie es ausgezeichnet, die Menschen und ihre Eigenarten zu beschreiben. Einzelne Sätze im typischen Dialekt des Ruhrgebiets runden das amüsante Lesevergnügen ab.

Da es in diesem Krimi ums Kochen geht, befinden sich im Anhang noch einige typische Ruhrpott-Rezepte, die im Buch Erwähnung finden. Die Gerichte sind nicht allzu kompliziert, sodass man sie leicht nachkochen kann.

Das einzige Manko an Margit Kruses Büchern ist, dass ich sie immer viel zu schnell verschlungen habe und dann wieder auf Nachschub warten muss, der hoffentlich bald erscheint.


Fazit:
Spannende und witzige Unterhaltung, die mich immer wieder begeistert.

Bewertung vom 01.10.2016
Wir sehen uns am Meer
Rabinyan, Dorit

Wir sehen uns am Meer


ausgezeichnet

Bereits die Leseprobe auf Vorablesen.de konnte mich überzeugen. Der Einstieg in Liats und Chilmis Geschichte war so bewegend und in einer sehr poetischen Sprache geschildert, dass ich den Roman unbedingt lesen wollte. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, ein kostenloses Leseexemplar vom Verlag zu bekommen.

Die Israelin Liat hat ein Stipendium in den USA und lebt in New York. In einem Café lernt sie den Künstler Chilmi kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Leider gibt es ein Problem: Chilmi ist Palästinenser. Eine Liebe zwischen ihnen ist eigentlich unmöglich. Zu Anfang will Liat schnell die Affäre beenden. Doch es gelingt ihr nicht. So wird aus der Affäre schnell eine ausweglose Liebe. Denn Liat hat bereits ihr Rückflugticket nach Israel in der Tasche. Die Tage der Liebe sind gezählt.

In diesem Roman werden nicht nur die schönen Momente der Liebe beschrieben. Auch die Konflikte der Protagonisten finden immer wieder Erwähnung. Hier konnte ich Liat manchmal nicht verstehen. Sie verletzt Chilmi regelmäßig, indem sie ihn verleugnet. Ich hatte durchaus Verständnis dafür, dass sie nicht wollte, dass ihre Eltern von dieser Verbindung erfahren. Aber in ihrer Wortwahl ist sie oft sehr grob. Das führte dazu, dass mir diese Figur im Laufe der Geschichte immer unsympathischer wurde. Chilmi geht dagegen offener mit seiner Liebe um. Seinen Eltern erzählt er nichts, aber seinen Bruder lernt Liat durchaus kennen.

Immer wieder finden auch die politischen Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern in Form von Diskussionen Erwähnung. Hier wiederholt sich die Autorin leider öfters, sodass das Buch einige Längen hatte. Dafür muss ich leider einen Stern abziehen. Ansonsten konnte mich der Roman aber vor allem mit seiner poetischen Sprache fesseln und hat mich auch zum Nachdenken angeregt. Sehr bezeichnend finde ich, dass das Werk in Israel von der Lektüreliste der Oberstufe gestrichen wurde. Das ist eigentlich noch ein Grund mehr, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen. Ich glaube, die Erziehungsministerin hat mit ihrer Aktion genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich wollte.

Fazit:
Sehr bewegend erzählte Geschichte einer Liebe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt zu sein scheint.

Bewertung vom 01.10.2016
Spiel der Hoffnung
Rehn, Heidi

Spiel der Hoffnung


ausgezeichnet

Die 22-jährige Ella Wittkamp fährt nach dem Tod ihrer Mutter von Berlin nach München zu einer Adresse, die sie im Nachlass ihrer Mutter gefunden hat. Dort trifft sie auf Professor Constantin Lutz, der sie anderen als seine Nichte vorstellt. Bei ihm lernt sie den jungen Jobst von Kirchenreuth kennen. Bei beiden ist es Liebe auf den ersten Blick. Nur wenig später heiratet Ella ihn und damit auch seine Familie. Die von Kirchenreuths sind eine Industriellenfamilie, die sich selbst zur besseren Gesellschaft zählt. Neben Jobsts Eltern lebt noch sein Bruder Falk nebst Gattin Viktoria und den Zwillingen Klara und Charlotte im Haus. Besonders Viktoria scheint die Frau ihres Schwagers nicht zu gefallen. Sie macht ihr schon bald das Leben schwer und will ihr nachweisen, dass sie nur eine Hochstaplerin ist. Doch der Professor, der mittlerweile verstorben ist, hat für diesen Fall vorgesorgt und Ella eine Mappe mit brisanten Unterlagen überlassen.

Wie schon in ihrem vorherigen Werk „Tanz des Vergessens“ hat Heidi Rehn auch diesen Roman zwischen den beiden Weltkriegen angesiedelt. Hier beginnt die Geschichte 1927. Die Nazis sind im Kommen und werden von der besseren Gesellschaft Münchens unterstützt. Auch ein Mitglied von Ellas neuer Familie sympathisiert mit der neuen Partei. Ella ist zunächst sehr glücklich mit Jobst, stellt aber schon bald fest, dass sie mehr oder weniger im goldenen Käfig lebt. Ihre Schwägerin Viktoria versucht, etwas über Ellas Vergangenheit herauszufinden. Da Ella selbst nicht allzu viel über ihre Eltern weiß, begibt sie sich selbst auf Spurensuche.

Sehr gut hat mir gefallen, dass Heidi Rehn wieder Figuren aus ihren vorherigen Romanen in die Handlung eingeflochten hat. Ich freue mich immer sehr, wenn ich auf diese Weise „alten Bekannten“ wiederbegegne.

Die Figuren waren durchweg gut gezeichnet. Neben Ella haben mir besonders deren Freundin Rieke und Jobsts Freund Wolf sehr gut gefallen. Viktoria, die scheinbar eher eine bösartige Frau ist, hat mich auf besondere Art gefesselt. Im Laufe der Geschichte konnte ich ihr Handeln immer besser nachvollziehen.

Ein Glossar und ein Nachwort der Autorin am Ende des Buches sind sehr hilfreich. Ich freue mich schon auf weitere spannende Werke aus der Feder der Autorin, die ich mit Sicherheit auch wieder lesen werde.

Fazit:
Spannender Einblick in das Leben der besseren Gesellschaft zwischen den beiden Weltkriegen.

Bewertung vom 03.07.2016
Provenzalische Intrige / Pierre Durand Bd.3
Bonnet, Sophie

Provenzalische Intrige / Pierre Durand Bd.3


ausgezeichnet

Nachdem mir bereits die ersten beiden Fällen für Pierre Durand sehr gut gefallen hatten, war ich gespannt auf den dritten Teil dieser Reihe. Auch dieser konnte mich wieder fesseln und überzeugen. Sophie Bonnet versteht es, ihren Lesern das Gefühl zu geben, sie seien mitten im Geschehen in der Provence. Für mich ist es wie ein Nachhausekommen zu alten Bekannten.

Nachdem Pierre im zweiten Teil einen alten Bauernhof gekauft und restauriert hatte, muss er nun leider feststellen, dass dieser auch ziemlich hohe Kosten verursacht. Aus diesem Grund bewirbt er sich auf eine besser bezahlte Stelle als Commissaire im nahen Cavaillon. Während der Entscheidungsphase zwischen ihm und einem anderen Bewerber kann er sich direkt beweisen. Die Chefin einer Seifenfabrik wird tot in einem der Seifenkessel gefunden. Die Tote war eigentlich eine sehr beliebte und geachtete Geschäftsfrau. Dennoch findet Pierre bald heraus, dass sie Schwierigkeiten mit anderen Seifenherstellern, dem Chef einer Supermarktkette und ihrem Exmann hatte. Aber ist wirklich einer von denen der Mörder? Oder war es sogar ihr eigener Sohn, der plötzlich verschwindet?

Auf unnachahmliche Weise hat Sophie Bonnet das Flair der Provence zu Papier gebracht. Die Beschreibungen der Landschaften, Menschen und des Essens erzeugen immer wieder Fernweh in mir. Obwohl ich noch nie diese Landschaft Frankreichs besucht habe, fühle ich mich mittlerweile dort fast wie zuhause. Neben dem Kriminalfall beschreibt die Autorin auch das Privatleben der Menschen, die mir inzwischen alle ans Herz gewachsen sind. Ich wusste lange nicht, wer als Täter in Betracht kommen könnte. Die Auflösung des Falls war eine Überraschung für mich.

Neben einem Glossar befinden sich am Ende des Buches wieder einige Rezepte zum Nachkochen der im Roman erwähnten Speisen. Ich finde die Idee sehr schön. Auch ein Besuch auf der Website der Autorin ist sehr lohnenswert. Hier erfährt man noch viel mehr über die Reihe um den sympathischen Pierre Durand.

Ich hoffe sehr, dass es noch weitere Fälle für Pierre Durand geben wird. Ich werde ihn auf seinen Ermittlungen mit Sicherheit weiterhin begleiten.

Fazit:
Spannender Krimi mit viel Atmosphäre.