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Philo
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Frankfurt am Main
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 429 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

27.03.2023 – 18:37

Von philo
Das Cover veranlaßt einen schon, genau hinzuschauen. Die schöne junge Frau ist Mittelpunkt des Buches und mit ihr fühlt man sich von der ersten bis zur letzten Seite verbunden. Ein neues Buch von Martin Suter ist immer etwas Besonderes, und dieses hat es mir ganz besonders angetan. So geheimnisumwoben erzählen kann nur Martin Suter und seine Leser mitnehmen in eine Geschichte aus Wahrheit und Fiktion, in der mein ganzes Mitgefühl dem Protagonisten Dr. Peter Stotz gilt, Alt Nationalrat und hochgeschätzte und bekannte Züricher Persönlichkeit, der immer auf sein Ansehen bedacht war und dieses auch nach seinem Ableben noch gewahrt wissen möchte. Er hat viele Jahrzehnte damit verbracht, nach seiner verloren gegangenen großen Liebe zu fahnden.

Dr. Stotz ist mittlerweile 84 Jahre alt und krank. Er weiß, daß er nicht mehr lange leben wird, und sucht deshalb eine Person mit juristischer Ausbildung, die seinen Nachlaß regelt. Hierzu stellt er den 31-jährigen arbeitslosen Anwalt Peter Elmer ein mit der Maßgabe, daß dieser gemäß dem Anwaltsgeheimnis absolut verschwiegen ist und zweitens den Nachlaß nach seinem eigenen Empfinden so ordnet, daß das Ansehen von Dr. Stotz auch über den Tod gewahrt bleibt. Es ist keine leichte Aufgabe, aus Fotos, Briefen und tausenden Seiten an Unterlagen zu entscheiden zwischen Schredder oder aufbewahren.

Da Peter in der herrschaftlichen Villa Stotz auch wohnt, ist er eingebunden in einen genau festgelegten Tagesablauf des alten Herrn, um den sich auch sein Butler Robert und seine Haushälterin Mariella kümmern. Allabendliche Erzählrunden reihen sich an genau festgelegte Tischzeiten und Tagesabläufe. Und Dr. Stotz erzählt dem jungen Peter sein Leben. In der Villa hängen unzählige Bilder von Melody, der schönen jungen Frau, mit der Dr. Stotz einst verlobt war und die drei Tage vor der Hochzeit für immer verschwunden ist. Zunächst belacht von der Züricher Gesellschaft, dann aber bewundert ob seiner Beharrlichkeit, seine Verlobte wieder zu finden. Jedem Hinweis ging Dr. Stotz nach, keine Reise war ihm zu weit, Melody blieb verschwunden. Und Dr. Stotz weiß so phantastisch zu erzählen, daß Peter Elmer nicht anders kann, als selbst nach dem Verbleib von Melody zu forschen, und als Leser will man natürlich auch unbedingt wissen, wohin Melody entschwunden ist. Das Rätsel löst der Autor im Zweiten Teil des Buches auf, und die Lösung ist unglaublich.

5 Sterne gibt es für ein Buch, das mir viele spannende Lesestunden beschert hat und es verdient, weiter empfohlen zu werden.

Bewertung vom 21.03.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


ausgezeichnet

Lange hat mich kein Buch mehr so bewegt wie "Als Großmutter im Regen tanzte". Warum tanzte Großmutter Tekla im Regen. Das blieb ganz lange ihr Geheimnis und Großvater erklärte der Enkelin Juni, daß die Oma dann glücklich sei.

Der Großvater ein lebenskluger, verständnisvoller Mann, für Großmutter ein wundervoller Lebenspartner. Für die Enkelin blieb die Großmutter immer voller Geheimnisse.

Als Junis Mutter Lilla starb, kehrt Juni auf die einsame norwegische Insel und in das Haus ihrer Kindheit zurück, in dem sie als Kind mit Großmutter und Großvater gelebt hatte. Ihre Mutter hat zu der Zeit in der Stadt gelebt und gearbeitet. Juni ist auch auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Sie beginnt, Großmutters Nachlaß zu ordnen und entdeckt, daß Großmutter bereits schon einmal verheiratet war, und zwar mit einem deutschen Soldaten, der sie nach dem Krieg mit nach Deutschland nahm, nichtsahnend, daß von seinem Heimatdorf Demmin nichts mehr übrig ist. Hier herrschen 1945 die Russen, plündern und vergewaltigen, und vor allem die Frauen mit ihren Kindern nehmen sich zu Hunderten aus Angst das Leben. Was Tekla in den Jahren bis zur ihrer Heimkehr nach Norwegen erleben muß, hat die Autorin so überragend recherchiert, daß man die Geschehnisse hautnah miterleben kann. Ich habe bisher das Dorf Demmin nicht gekannt, habe mich aber eingehend damit befaßt. Es gibt hierzu im Internet viel nachzulesen oder in Videos anzuschauen. Plötzlich gewinnt die Geschichte im Buch an Realität.

Juni fährt schließlich nach Deutschland, um Licht in Großmutters Vergangenheit zu bringen. Sie selbst findet dabei auch einen neuen Weg für ihr eigenes Leben.

Erschütternd wahrhaftig ist dieses Buch. Die Autorin hat es mit vielen sympathischen Menschen gefüllt und sie mit Empathie begleitet, allen voran Juni, Großmutter Tekla, den Großvater, Großmutters ersten Ehemann Otto und Junis neuen Nachbar Georg, nicht zu vergessen Nachbar Alfred, der schon ganz lange auf der Insel wohnt.

Kein Verständnis muß man aufbringen für die norwegische Familie von Tekla, die gegen eine Verbindung mit Otto ist und Tekla damit ihrem grausamen Schicksal aussetzt.

Dieses Buch, ist in zwei Zeitebenen geschrieben, nämlich der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der heutigen Zeit. Es hat mich unglaublich bewegt und wird mich noch lange beschäftigen, insbesondere der Ort Demmin, über den ich noch viel lesen werde. 5 Sterne für

Bewertung vom 15.03.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Mitten hinein in das kleine Dorf Klotten, in den Weinbergen gelegen in der herrlichen Landschaft an der Mosel, nimmt Arno Strobel seine Leser mit. Und in dieser idyllischen Landschaft nimmt der Fallanalytiker Max Bischoff seine Ermittlungen zu einem Vermisstenfall auf, der bereits 20 Jahre zurückliegt. Hierum hat ihn, Max Bischoff mag es kaum glauben, die Polizeirätin Eslem Keskin gebeten, die alles andere als gut auf ihn zu sprechen ist. Ihr wurde ein Tagebuch ihrer soeben verstorbenen Freundin übergeben, in dem diese von einem alten Vermisstenfall berichtet und sich dabei selbst beschuldigt. Max Bischoff, erhält unerwartete Hilfe des Wissenschaftlers Dr. Marvin Wagner. Rein äußerlich entspricht Wagner nicht den Vorstellungen eines renommierten Wissenschaftlers. Aber seine Klugheit und sein Witz zeichnen ihn aus und überdies seine Tätowierungen, seine Pircings und seine Kleidung, was für Voreingenommenheit ihm gegenüber führt. Die beiden machen sich gemeinsam daran, den Vermisstenfall zu lösen, als ein Mord in den Weinbergen in Klotten den Fall in ein neues Licht rückt. Jeder in dem Dorf ist verdächtig, und jeder scheint auch etwas zu wissen, aber die Weinbauern des Ortes halten zusamen und schweigen.

Die beiden sympathischen Ermittler machen das Buch zu einem besonderen Lesevergnügen, obwohl ich finde, dass es sich eher um einen Krimi als um einen Thriller handelt. Dafür ging es doch zu vorhersehbar in Klotten zu. Aber ich empfehle das Buch gerne weiter.

Bewertung vom 10.03.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


sehr gut

Paul Schwartzmüller ist Journalist und hat in seiner Heimatstadt Köln gerade ein tolles Jobangebot erhalten. Da erhält er die Nachricht, dass seine kürzlich verstorbene Tante ihm ihr Haus in einem kleinen Dorf in Siebenbürgen vermacht hat. Paul, der der Annahme war, dass seine Tante bereits vor 30 Jahren gestorben sei, will nur schnell das Haus verkaufen und sofort nach Köln zurückfahren. Und dann kommt alles ganz anders. Nicht nur, dass sein Vater ihn im Glauben ließ, das seine geliebte Tante tot sei, er muss sich auch mit seiner eigenen Vergangenheit und deren schwerwiegenden Folgen auseinandersetzen. Das alles ist für ihn schwer zu verkraften. Zu allem Unglück wird auch noch sein Freund aus Kindertagen des Mordes bezichtigt. Paul beschließt zu bleiben und ihm zu helfen. Aber er kommt mit seinen Recherchen nicht weiter. Die Leute im Dorf schweigen und sind nicht sehr hilfsbereit. Ganz langsam und nur mit Hilfe eines jungen Mädchens kommt er hinter die Geheimnisse der Dorfbewohner, die immer noch an die unheimlichen
Rituale früherer Zeiten glauben. Davon hatte ihm seine Tante früher erzählt. Der Aberglaube hatte sich gehalten. Plötzlich tauchen alte Mythen wieder auf und Paul gerät in große Gefahr.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. In einer bildreichen Sprache eröffnet sie den Lesern die landschaftliche Schönheit Siebenbürgens.
Sehr gut charakterisiert sie auch ihre Protagonisten, allen voran Paul und Maia, seine Mitbewohnerin im Haus der Tante.

Die Auflösung des Mordes kommt für mich nicht ganz überraschend, mein Verdacht hat sich bestätigt. Ich freue mich immer, wenn ich auf der richtigen Spur bin. Das erfahre ich ja immer erst zum Schluss, weshalb es dem Lesevergnügen nicht abträglich ist. Ich hoffe, es gibt eine Fortsetzung zu dem gelungenen Krimi.

Bewertung vom 28.02.2023
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Da ich alle Bücher um die Ermittler in Fjällbacka kenne, war der 11. Band von
Camilla Läckberg für mich ein unbedingtes Muß. Und ich wurde nicht enttäuscht. In ihrer gewohnten Weise baut die Autorin nach und nach die Spannung auf bis zu einem völlig unerwarteten Ende. So muß ein guter Krimi sein.

Während der Feier zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Henning Bauer, einem erfolgreichen Schriftsteller mit Aussicht auf den Nobelpreis und seiner Ehefrau, einer erfolgreichen Verlegerin, wird ein guter Freund des Ehepaares, der bekannte Fotograf Rolf Stenko, ermordet. Seine Ausstellung sollte Bilder zeigen aus der Vergangenheit des Kennenlernens der Freunde. Patrik ermittelt den gegenwärtigen Fall und seine Frau Erica recherchiert in der Vergangenheit, bei der ein weiterer Freund zu Tode kam. Es ist nicht einfach eine Verbindung herzustellen, zumal noch weitere Morde in der Familie Bauer hinzukommen.

Mich fasziniert die Art und Weise wie die Autorin die einzelnen Puzzleteile zusammensetzt. Es gibt viele Verdächtige, und als Leser ist man immer versucht, den Mörder zuerst zu entlarven. Weit gefehlt. Mit dem Ende hatte ich nicht gerechnet.

Wie immer erfahren die Leser auch viel vom Familienleben des Ehepaares Patrik Hedström und Erika Falck, das so harmonisch wie lebhaft verläuft und mit den drei Kindern ziemlich anstregend ist. Halt normales Familienleben. Auch die anderen Familienmitglieder und die Kollegen von Patrik spielen wieder eine Rolle, und es ist schön zu erfahren, wie das Leben auf Fjällbacka weiter geht. Und so freue ich mich aufs Weiterlesen und hoffentlich bald auf Band 12.

Bewertung vom 23.02.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


gut

Aufgrund des Klappentextes hatte ich eine gewisse Erwartung an das Buch, insbesondere an Frank, diesen 14-jährigen Jungen, der mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammenlebt und sich dann dem Einfluß seines Großvaters ausgesetzt sieht, der nach 18 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird. Frank, der vom Großvater fortan Frankie genannt wird, macht sich Gedanken nicht nur über den Großvater, sondern das Leben allgemein. Seine Gedankengänge sind eher die eines Kleinkindes, denn einem Jugendlichen in seinem Alter. Warum der Großvater so lange im Gefängnis war, wird Frankie verschwiegen, aber es muß wohl etwas sehr Schlimmes gewesen sein, folgert der Junge. Er wird in einer unguten Art von dem Großvater angezogen, der ihn manchmal gut, aber meistens grob und schlecht behandelt. Als er Frank zu einer Spritztour mit einem gestohlenen Auto einlädt, fährt dieser verbotener Weise mit. Wer jetzt einen humorigen Großvater/Enkel-Road-Trip erwartet, wird enttäuscht. Es ist nur eine kurze Fahrt, die in einem Desaster endet, und leider hat die Geschichte auch kein für mich ersichtliches Ende.

Zu den Protagonisten konnte ich keine Beziehung aufbauen, weil ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen konnte. Der Großvater ist ein gewalttätiger Mensch, der für seinen Enkel nur Unheil bedeutet. Frankie mit seinen 14 Jahren ist ein altkluger Junge, der sich, obwohl er eigentlich Angst hat, dem Einfluß des Großvaters nicht entziehen kann. Die Mutter, die ebenfalls große Angst vor ihrem Vater hat, was verständlich ist, ist zu schwach, Frankie auf die Gefahren hinzuweisen, die vom Großvater ausgehen. Sie hätte ihm von der Tat des Großvaters erzählen sollen, was Frankie möglicherweise vom Umgang mit diesem abgehalten hätte.

Ich weiß nicht, was dieses Buch ohne ersichtliches Ende mir sagen will. Überzeugen konnte es mich nicht.

Bewertung vom 11.02.2023
Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1
Engels, Lars

Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannender Krimi um eine verschwundene junge Frau, eingebettet in eine Moorlandschaft in der Eifel, die man über einen Bohlenweg durchwandern kann, um sich an der schönen Natur zu erfreuen. Hierzu passt das gut gewählte Cover des Buches ganz hervorragend. Aber Vorsicht muss man walten lassen. Das Moor gibt Versunkenes nicht zurück.

Vor 10 Jahren verschwand in Grimmbach nach einer Party Matilda. Trotz intensiver Suche und kriminalpolizeilicher Ermittlungen blieb Matilda verschwunden. Die damalige Ermittlerin konnte den Fall nicht lösen und ging von falschen Verdächtigen aus, was schwerwiegende Ereignisse zur Folge hatte.

Janosch Janssen, dessen Jugendliebe Matilda war, hat sich während der Ermittlungen den Unmut seiner Chefin zugezogen und Grimmbach verlassen. Jetzt kommt er zurück, um sich um seine Mutter zu kümmern.

Als eine Leiche im Moor entdeckt wird, und es sich tatsächlich um Matilda handelt, steigt er voll in die Ermittlungen ein. Seine Chefin ist noch immer die
selbe, und sie legt ihm jede Menge Steine in den Weg. Sie mag ihn nicht.
Aber Janosch lässt nicht locker. Er ermittelt auf eigene Faust und liegt oft falsch. Es gibt ein Geheimnis in Grimmbach und keiner will etwas sagen. Es gibt auch viele Verdächtige, aber die Spuren erweisen sich als falsch.

Der Autor versteht es, eine unglaubliche Spannung aufzubauen. Viele der Protagonisten kommen als Täter in Frage, und auch als Leser kann man sich nicht entscheiden. Das Ende ist zwar glaubwürdig, aber überraschend.

Es gibt auch viel Privates um Janosch Janssen, das ihn sehr menschlich und empathisch zeigt, und ich freue mich, wenn es eine Fortsetzung geben wird, die ich gerne lesen werde.

Bewertung vom 30.01.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt und bewegt, und nachdem ich mich mit dem Ort Wollseifen vertraut gemacht habe, sind mir die einzelnen Protagonisten vertraut geworden. In meiner Vorstellungskraft sind sie alle lebendig geworden, da es Wollseifen tatsächlich gab und die Menschen dort wirklich hätten gelebt haben können. Die Autorin hat die Geschichte des Ortes sehr gut recherchiert und durch fiktive Personen zum Leben erweckt. Da war das Wirtshaus mit dem Wirt Silvio und dem Stammtisch, an dem die Bauern und Handwerker des Dorfes zusammenkamen, ihr Bier tranken und ihre Meinungen austauschten. Es fällt leicht, sich das genau so vorzustellen.

Das Buch beginnt nach dem Ersten Weltkrieg mit der Heimkehr von Albert aus dem Krieg. Schwer beschädigt an Leib und Seele. Sein bester Freund Hennes wurde durch ein Granate tödlich getroffen und Albert hat dabei eine schlimme Gesichtsverletzung davon getragen, die dazu führte, daß seine Frau Bertha ihn nicht mehr anschauen mochte und einige Dorfbewohner sich über ihn lustig machten.

Auch andere Familien waren betroffen. Nicht alle kamen aus dem Krieg zurück, aber mit großer Willensstärke haben die Wollseifener ihre tägliche Arbeit wieder aufgenommen. Das Glück währte nicht lange, schon bald haben die Menschen den langen Arm der NSDAP zu spüren bekommen, und insbesondere ein Wollseifener Parteimitglied lenkte die Aufmerksamkeit der Partei auf Wollseifen. So wurde den Wollseifenern Land enteignet, um die Burg Vogelsang, zu errichten. Hier wurde ein Schulungsbetrieb für Parteimitglieder errichtet. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurden viele der jungen Männer eingezogen. Viele sind nicht mehr zurückgekehrt. Der Ort wurde schwer beschädigt. Trotzdem haben die Wollseifener ihre Häuser wieder aufgebaut und auf ein friedliches Leben gehofft. Dem wurde aber von der britischen Militärregierung ein Strich durch die Rechnung gemacht, indem der Ort evakuiert wurde und alle Bewohner ihren Ort verlassen mußten.

Es ist eine bewegende Geschichte, die die Kriegserinnerungen wieder lebendig werden läßt. Die Autorin hat sich mit Wollseifen sehr eingehend auseinandergesetzt und ein bewegendes Buch geschrieben, in dem sie auch den Personen, die den Ort ausgemacht haben, ein Denkmal gesetzt hat.

Bewertung vom 29.12.2022
Turmgold / Turm-Reihe Bd.2
Grandl, Peter

Turmgold / Turm-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Für mich war es wichtig, zunächst Turmschatten zu lesen, da Turmgold auf dem ersten Band aufbaut. Beide Bücher sind gleichermaßen erschreckend, aber so realistisch geschrieben, daß einem das Lesen viel abverlangt. Der Autor hat die Aktivitäten der Rechtsextremisten sehr gut recherchiert und aktuelle Ereignisse mit fiktiven Handlungen verknüpft. Der Einblick in die Denk- und Handlungsweisen der Protagonisten ist so hautnah beschrieben, daß man beim Lesen Gänsehaut bekommt. Wer sich einmal auf die Rechtsextremisten einläßt, ist gefangen in dieser Gruppierung und hat kaum die Möglickeit, sich davon zu befreien. Einem gelingt es, aber er wird von seiner Vergangenheit eingeholt, als seine früheren Genossen 10 türkische Kinder im Turm gefangen halten und ihn als Geisel einfordern. Die Protagonisten werden so intensiv charakterisiert, daß man sich mit ihnen auseinandersetzen muß, auch wenn man ihre Handlungsweisen, vor allem ihre unglaubliche Brutalität, niemals verstehen wird oder nachvollziehen kann. Der Turm ist ein schreckliches Gebäude und steht als Ort des Geschehens immer wieder im Mittelpunkt. Man sollte sie lesen diese beiden Bücher, für die ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung ausspreche. Das Erschreckende ist, daß diese Menschen mitten unter uns leben und im Untergrund ihre verbrecherischen Taten planen.

Bewertung vom 28.12.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich sehr bewegt und beeindruckt. Ich konnte auf einer Reise vor einiger Zeit das Leben der Samen kennenlernen. Sie sind sehr familienverbunden und leben in großen Gemeinschaften und auch mit und von ihren Rentieren. Im Buch geht es um Elsa, die Tochter einer Samenfamilie, die im Alter von 9 Jahren miterleben muß, wie ein ihr bekannter Mann ihr geliebtes Rentier tötet. Er gibt ihr unmißverständlich zu verstehen, daß ihr das gleiche passieren wird, sollte sie ihn verraten. Sie lebt in ständiger Angst vor diesem Mann, traut sich aber nicht, sich jemandem anzuvertrauen. Sehr anschaulich und mit viel Empathie gelingt es der Autorin, die Not der kleinen Elsa darzustellen, der es erst im Erwachsenenalter gelingt, sich ihrer Angst zu stellen. Die Autorin beschreibt mit großer Sachkenntnis auch das Leben der Samen, die oft herabsetzend als Lappen bezeichnet werden, und ihre tägliche Sorge um ihre Rentiere. Immer wieder sind Wilderer unterwegs die die Tiere töten und für viel Geld verkaufen. Alle Anzeigen verlaufen im Sand, weil die Polizei sich nicht für die Aufklärung einsetzt.

Das Buch hat mich sehr bewegt, und ich habe viel gelernt über das harte und schwere Leben der Samen, das die Autorin sehr eindrucksvoll dargestellt hat. Ein sehr lesenswertes Buch und von mir eine klare Leseempfehlung.