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Philo
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2022
Fast bis zum Nordkap
Pinnow, Judith

Fast bis zum Nordkap


ausgezeichnet

Mit dem Vorsatz, mit Bulli Werner bis zum Nordkap zu reisen, macht Bea sich auf den Weg. Sie hat sich eine sechsmonatige Auszeit von ihrer erfolgreichen Arbeit in einer großen Werbeagentur genommen, weil sie in letzter Zeit unter Anzeichen von Burn-out leidet. Ihr überaus attraktiver Freund und Kollege ist beleidigt und zieht sich von Bea zunächst einmal zurück. Unterstützt von ihrer Freundin Tina macht Bea sich auf den Weg. Sie schafft es bis nach Schweden in den kleinen Ort Sjöhyttan. Hier gibt Bulli Werner den Geist auf. Bea ist genötigt, zu bleiben und trifft allerlei liebenswerte Menschen an, die ihr den Aufenthalt dort sehr angenehm gestalten. Da ist die sympathische Bistrobesitzerin Nanni, die wunderbar kochen und backen kann, da ist der bemühte Besitzer der Autowerkstatt, der Bea immer wieder vertröstet, weil die Lieferung des neuen Motors Wochen dauern kann, und da ist vor allem der sehr sympathische und gut aussehende Tischler Per mit seinen beiden Töchtern Ebba und Olivia. Nicht zu vergessen Beas ältere Zimmernachbarin, Frau Schlettberg, die viele gute Lebensweisheiten zu verkünden hat. Bea fühlt sich bald sehr wohl in der harmonischen Gesellschaft. Und alle sind bemüht, in der einen oder anderen unauffälligen Weise Bea zum Bleiben zu bewegen, da alle längst wissen, daß Bea und Per sich näher gekommen sind, nur die beiden scheinen davon nichts zu merken.

Die Geschichte wird wechselweise aus Sicht von Bea und Per erzählt, so daß man sich in die Gefühlswelt der beiden sehr gut hineinfühen kann. Der Autorin gelingt es, durch ihren Erzählstil eine heitere, mitunter auch ernsthafte, Liebesgeschichte zu schreiben, die zwar für den Leser vorhersehbar ist, aber durch die Art und Weise, wie sie erzählt wird, zu Herzen geht und bis zum Ende Freude beim Lesen bereitet.

Sympathische Protagonisten, eine erzählfreudige Autorin und schwedisches Feeling machen das Buch zu einer tollen sommerlichen Lektüre, die ich gerne empfehle.

Bewertung vom 28.07.2022
Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod
McCulloch, Amy

Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod


sehr gut

Innerhalb eines Jahres will der weltberühmte Extrem-Bergsteiger Charles McVeigh alle Achttausender ohne Sauerstoff besteigen. Den Manaslu hat er sich für den Schluß aufgehoben und hierzu eine Gruppe von Bergsteigern eingeladen. Auch Cecily, eine Journalistin, der er für das Ende der Tour ein Exklusiv-Interview zugesagt hat. Dies ist die Chance von Cecily, sich unter den Reisejournalisten einen Namen zu machen. Allerdings hegt sie von Anfang an große Zweifel, ob sie den Berg wohl bezwingen kann. Große Zweifel kommen ihr erst recht, nachdem einige Expeditionsteilnehmer auf mysteriöse Weise ums Leben kommen. Cecily glaubt nicht an Unfälle, sondern ist der festen Überzeugung, daß ein Mörder am Berg unterwegs ein. Es scheint, als würde jeder Expeditionsteilnehmer ein Geheimnis mit sich herumtragen. Wem also soll Cecily trauen? Dem strengen Bergführer Doug, dem windigen Grant, dem liebenswürdigen Zak. Sie freundet sich mit der lebensfrohen Elise an, die jeden Tag einen Blogbeitrag an ihre Follower schreibt.

Interessant fand ich die Passagen, in denen es um Fragen der Ausrüstung für eine solche Expedition geht. Die Fragen zur Sicherung wurden sehr ausführlich behandelt, was ich unglaublich interessant fand. Die Autorin hat den Manaslu selbst schon bestiegen, weshalb ihr gerade auch die Beschreibung gefährlicher Passagen am Berg glaubhaft und gut gelungen sind.

Nachdem weitere Expeditonsteilnehmer zu Tode kommen, konzentriert sich der Verdacht auf Ben, einen Freund von Cecilys Ex-Freund James, der die Expeditionsteilnehmer bestiehlt, um seine Teilnahme an der Expedition zu bezahlen.

Mein Verdacht aber richtete sich von Anfang an auf eine bestimmte Person, ohne dies genau begründen zu können. Am Ende sollte ich recht behalten, aber die Gründe waren andere als gedacht.

Da ich selbst gerne in den Bergen unterwegs bin, hat mich dieses Buch sehr interessiert und als Thriller auch gut unterhalten. Ich habe einiges gelernt über Ausrüstung und Klettertechniken. Ich selbst habe einen großen Respekt vor der Natur, insbesondere vor den Gefahren, die von waghalsigen Klettertouren in den Bergen ausgehen, und mit etwas Angst im Gepäck wird man vorsichtig unterwegs sein und den Bergen seinen Respekt erweisen.

In diesem Sinne empfehle ich dieses Buch gerne all denen, die einen guten Thriller lesen wollen, aber gleichzeitig auch einiges über das Bergsteigen erfahren möchten.

Bewertung vom 28.07.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


ausgezeichnet

Eine so gut geschriebene und umfassende Familiengeschichte habe ich lange nicht gelesen. Über einen Zeitraum von gut 200 Jahren hinweg begleitet der Leser die Familie Casadio, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Stellata strandet und wegen des anhaltend schlechten Winterwetters dort bleiben muß, aber auch später nicht weiterzieht. Viollca, eine zingara, mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und Talenten ausgestattet, verliebt sich in Giacomo und heiratet ihn. Damit ist die Verbindung zwischen dem fahrenden Volk und den Dorfbewohnern hergestellt. Viollca und Giacomo bekommen einen Sohn, der viel von Viollcas übernatürlichen Fähigkeiten geerbt hat. Er kann mit den Toten auf dem Friedhof reden und später auch mit dem toten Vater. Ansonsten lebt er mit dem Kopf in den Wolken, bis seine Mutter ihm eine Frau aussucht. So wird die Geschichte der Familie Casadio fortgeschrieben.
Da die nachfolgenden Generationen mit Kindern reich gesegnet werden, ist es nicht immer ganz einfach, den Überblick zu behalten. Sehr hilfreich ist der Stammbaum am Ende des Buches. Um den Überblick zu behalten, habe ich hier öfter nachgeschaut.
Die Autorin widmet all ihre Fürsorge ihren Protagonisten, die sie mit viel Liebe darstellt und deren Eigenheiten sie herausstellt. So kann man sich mit den einzelnen Personen sehr gut auseinandersetzen. Wie in jeder Familie liegen auch hier Glück und Leid nah beieinander, vor allem vor dem historischen Hintergrund Italiens, den die Autorin genau beleuchtet und gut recherchiert hat.
Das Buch hat immerhin über 500 Seiten, die aber alle gefüllt sind mit dieser spannenden Familiengeschichte, so daß das Lesen ein Vergnügen war. Hierfür gibt es 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.07.2022
Das Letzte, was du hörst
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


sehr gut

Den neuesten Thriller von Andreas Winkelmann habe ich mit Spannung erwartet. Leider hat er dieses Mal die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Zwar hat das Buch einiges an Spannung zu Beginn und erst recht gegen Ende aufzubieten. In der Mitte flacht es jedoch ab und ist etwas zählt zu lesen. Um was geht es in dem Buch? Es geht um Rache, weil jemand sich in seinem Leben nicht mitgenommen fühlt und schlimmste traumatische Kindheitserlebnisse zu verarbeiten hat. Und dann ist da dieser Podcast. Marc Maria Hagen gibt hier Lebensweisheiten zum besten, und es ist seine Stimme, die die Zuhörer, insbsondere seine weiblichen Fans, gefangen hält. Nachdem mehrere Morde geschehen, wobei die weiblichen Opfer zum Schluß den Podcast von Marc Maria Hagen gehört haben, gerät dieser ins Fadenkreuz der Polizei. Wer ist dieser Mann, den keiner kennt, außer seiner Stimme? Der Ausgangspunkt der Taten liegt weit zurück und wirft das Licht auf eine verwirrende Familiengeschichte. Die zu entwirren, bringt am Ende noch einmal ordentlich Spannung ins Geschehen, und wie es sich für einen guten Thriller gehört, ist alles anders als erwartet.

Auch wenn dieser Thriller nicht ganz hält, was ich erwartet hätte, so ist er doch sehr unterhaltsam und gut geschrieben. Eine Leseempfehlung für alle Winkelmann-Fans.

Bewertung vom 16.07.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


ausgezeichnet

Isabel Allende hat wieder ein Buch geschrieben. Und was für eins. Die Lebensgeschichte von Violeta del Valle. Violeta erzählt in einem langen Brief an ihren Enkel Camilo von ihrem 100 Jahre währenden Leben in einer erstaunlichen Ehrlichkeit von allen Höhen und Tiefen, von Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Verrat und schmerzhaftem Verlust. Geboren während der Spanischen Grippe in Chile (auch wenn das Land nicht genannt wird) und gestorben während der Corona Pandemie. Sie wurde in eine reiche Familie hineingeboren und wuchs frei und ungebunden auf, bis die Weltwirtschaftskrise auch den Untergang für ihre Familie bedeutete. Ihr Vater konnte den Verlust all seines Vermögens nicht ertragen und hat sich erschossen. Die Familie floh aufs Land nach Argentinien.

Violeta erzählt vom ärmlichen Leben auf dem Land, von ihrer zügellosen Leidenschaft zu Julian Bravo, einem Frauenhelden, dem sie verfallen war und von dem sie nicht loskam. Mit ihm bekam sie ihren Sohn Juan Martin und ihre Tochter Nieves. Erst in ihrem späteren Leben begegnet sie Männern, denen sie vertrauen kann. Sie ordnet ihr Leben und baut mit ihrem Bruder Antonio ein Unternehmen auf. Mit ihrem Geschäftssinn bringt sie es zu Ansehen und Reichtum.

Es ist eine wundervoll erzählte Geschichte, wie sie nur Isabel Allende erzählen kann. Wie immer berichtet sie über die politischen GeschehnIsse in ihrer Heimat, über die Militärdiktatur, die Auflehnung dagegen, Verhaftungen und Folterungen und all die Schrecknisse dieser Zeit.

Alle Personen, die Violeta durch ihr langes Leben begleiten, sind so einfühlsam und der jeweiligen Zeit entsprechend charakterisiert. Vielen habe ich aufrichtige Sympathie entgegengebracht, anderen bin ich mit Mißtrauen begegnet. Aber immer waren die Schilderungen dazu geeignet, mich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Dieses Buch muß man einfach lesen. Es ist eine ganz wunderbar geschriebene Geschichte über eine starke Frau, ihr Leben und ihre Familie. Ich liebe die Bücher von Isabel Allende und bin begeistert von diesem neuen Roman, den ich mit Überzeugung weiterempfehle.

Bewertung vom 03.07.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


ausgezeichnet

Das erschreckend realistische Cover zeigt schon auf, wie die Wirklichkeit aussehen wird, wenn dieser Thriller Wahrheit wird. Und man muß fürchten, daß dies so kommt.

Die Einleitung zum Buch klingt nach einer Reisebeschreibung. So habe ich die grönländische Arktis vor wenigen Jahren noch erlebt, und so hätte auch ich sie beschrieben. Ich habe die Inuits erlebt, die in kleinen Gemeinschaften friedlich miteinander leben und die Erlaubnis haben, Robben und Eisbären zu jagen, die sie zu ihrem Lebensunterhalt benötigen. Fröhlich spielende Kinder waren zufrieden mit selbstgebasteltem Spielzeug und aus allerlei Utensilien angelegten Spielplätzen. Eisbären haben wir wenige gesehen, oft sind sie am Strand herumgelaufen, wo die Gletscher schon längst nicht mehr bis ins Wasser reichen. In kleinen Museen ist anschaulich dargestellt, wie sich in den letzten Jahren das Eis verändert hat.

Nun hat der Autor in einem Thriller in einer durchaus realistischen Weise in die Zukunft geschaut. Die Weltmächte streiten um die durch den Klimawandel erreichbar werdenden Rohstoffe ohne jede Rücksicht auf die Natur und die dort lebenden Menschen. Als der junge Inuit Nanoq Egede ein riesiges Fischsterben entdeckt, das er sich nicht erklären kann, kommt die Biologin Dr.
Hanna Jordan nach Grönland, um gemeinsam mit Nanoq dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Auch zwei Mitarbeiter des BND kommen in die Arktis, um sich über die geheimen Machenschaften der dort agierenden Großmächte zu informieren. Sie alle geraten in große Gefahr und müssen um ihr Leben fürchten.

Der Autor hat einen spannenden und nervenaufreibenden Thriller geschrieben, der den Lesern vor Augen hält, was passieren wird, wenn nicht schnellstmöglich alles getan wird, um dem verheerenden Klimawandel entgegenzuwirken. Hierzu ist nicht nur die Politik aufgerufen, sondern jeder Einzelne ist angehalten, seinen Beitrag hierzu zu leisten. Für dieses Buch eine ganz besondere Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.06.2022
Schlaflos auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Schlaflos auf Sylt


schlecht

Das Cover mit Strand und Meer vermittelt den Eindruck einer Sommerlektüre mit Sylter Strandleben. Weit gefehlt. Es geht um eine Geburtstagsparty, die nach meinem Geschmack völlig daneben geht und aus dem Ruder läuft. Das Geburtstagskind Merle wird 50 Jahre alt und möchte ihren Geburtstag nur mit ihren Eltern auf Sylt feiern. Hierfür hat sie alles organisiert. Aber die Eltern haben andere Pläne. Sie laden (fast) alle Personen ein, mit denen Merle in ihrem Leben zu tun hatte. Ex-Liebhaber, Schulfreundinnen, den Bankberater und den absolut unmöglichen Onkel Georg. Überraschenderweise reisen auch die Schwestern der Jubilarin aus dem Ausland an und haben sich allerlei für die Beschäftigung der Gäste ausgedacht. Wehe, wenn sie losgelassen. Nicht zu glauben, daß erwachsene Menschen sich so daneben benehmen können. So ein schreckliches Buch, bei dem ich wirklich nicht weiß, welche Bedeutung es haben soll, habe ich schon lange nicht mehr gelesen.

Bewertung vom 08.06.2022
Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3


ausgezeichnet

Drei Bücher, drei Cover, bei denen man sofort erkennt, daß sie zueinander gehören. Magda ist erwachsener geworden, sie hat sich als Polizeiärztin profiliert und wird anerkannt, und nebenbei führt sie nun endlich auch ihre eigene Praxis. In Berlin in diesen zwanziger Jahren leben die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten. Arme und Reiche, die auch in unterschiedlichen Stadtteilen leben, wobei sich in den ärmeren Gegend viel lichtscheues Gesindel herumtreibt. Magda kommt mit allen Menschen zusammen, mit ihren besser gestellten Freundinnen und Bekannten, aber durch ihre Polizeiarbeit und vor allem durch ihren Mann, den Kommissar Kuno Mehring, auch mit Prostituierten, Dieben und sogar mit Mördern.

Alle Protagonisten, die dem Leser bereits aus den ersten beiden Büchern bekannt sind, sind auch in diesem letzten Buch wieder zu finden. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, weil es einen tiefen Einblick in die damalige Berliner Welt gibt. Sehr enttäuscht bin ich von Edgar Jessen, der sich nach dem Tod des Vaters als Muttersöhnchen erweist und angeblich um des Familienfriedens willen nach deren Pfeife tanzt, was sich für Celia als sehr schmerzhaft erweist. Und über dem Leben der Anwältin Dr. Ruth Jessen brauen sich dunkle Wolken zusammen. Es ist eine turbulente Zeit, die von allen Beteiligten viel Kraft fordert, und Magda ist sich nicht sicher, ob sie so immer weiterleben möchte.

Ich habe alle drei Bücher mit viel Interesse und Aufmerksamkeit gelesen. Die Beschreibung der Stadt Berlin in den wilden zwanziger Jahren ist sehr gut gelungen. Auch finde ich die Charaktere der Protagonisten gut herausgearbeitet. Es waren viele Menschen, die in den Geschichten mittendrin waren. Für viele konnte ich Bewunderung und Sympathie entwickeln, für andere hingegen großen Abscheu empfinden. Schade ist dennoch, daß die letzte Fortsetzung zu Ende ist. Ich hätte die Polizeiärztin Magda Fuchs gerne noch ein bißchen begleitet. Eine lesenswerte Trilogie.

Bewertung vom 05.06.2022
Fast ein Idyll
Falk, Susanne

Fast ein Idyll


gut

Nun, aufgrund des Klappentextes hatte ich mich auf halbwegs wahre und
amüsante kurze Geschichten eingestellt. Kurz sind sie wahrhaftig, aber halbwegs wahre Geschichten habe ich nicht entdeckt. Sie lasen sich gut und flüssig, also kurz und bündig, aber was die Autorin den prominenten Protagonisten zugemutet (oder zuphantasiert) hat, konnte mich nicht begeistern. Ich konnte mich in keinen der Prominenten hineinversetzen und deren Handlungsweisen nachvollziehen. Aber das war ja von der Autorin auch so gewollt. Ich hatte humorvolle Anekdoten erwartet, die halbwegs glaubhaft, den Protagonisten zugeordnet werden können. Dies ist leider nicht der Fall. Leider entspricht das Buch auch nicht meiner Annahme, daß es sich um ein nettes kleines Geschenk für Freunde handeln könnte, und weiterempfehlen kann ich es leider auch nicht.

Bewertung vom 26.05.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


ausgezeichnet

Das Buch läßt mich sehr nachdenklich zurück, obwohl die Autorin nur das ganz normale Leben beschreibt. Aber sie beschreibt es so lebendig und bildhaft, daß ich das Gefühl hatte, mittendrin zu sein. Bei den liebenswerten Protagonisten Gustav, Lale, Chris, Flo, James und der stets besorgten Monika. Eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, die sich zunächst fremd, dann aber eng befreundet ist. Gustav ist der Besitzer eines Campingplatzes, auf den er Lale einlädt, die nach einem Schicksalsschlag ihr Zuhause verlassen hat und nicht weiß wohin. Sie bezieht einen Wohnwagen und hilft Gustav, den Campingplatz und sein Haus wieder herzurichten. Noch ein Fremder taucht auf. Chris, der bei seiner verstorbenen Mutter einen Brief gefunden hat, der vermuten läßt, daß Gustav sein Vater ist. Gustav ist schwer krank und so taucht nach 40 Jahren sein alter Freund James auf, den Gustavs Nachbarin Monika ausfindig gemacht hat. Ein sehr sympathischer Junge ist auch Monikas Sohn Flo, der gut gelaunt immer alles beobachtet und mitbekommt, auch daß Lale und Chris sich im Laufe der Zeit ineinander verlieben.

Es ist eine liebenswerte Gesellschaft, in der aber jeder sein Päckchen zu tragen hat, die nur nach und nach bereit sind, von ihren Schicksalsschlägen zu berichten. Der Spaßvogel in der Gruppe ist James, der mit allerlei Einfällen nicht nur seine Freunde, sondern auch die Touristen auf dem Campingplatz unterhält. Traurigkeit und Heiterkeit wechseln miteinander ab, mal muß man weinen und dann kann man auch wieder lachen.

Fast wiederholen sich die Erlebnisse von Gustav bei seinem Sohn, der mit Paulette, Chris' Mutter, nur einen kurzen Sommer am See verbracht hat. Paulette war eine Austauschschülerin und Gustav ihr Lehrer. Er hat sie nach den Ferien gehen lassen und nie mehr wiedergesehen. Kann sich das Schicksal bei Lale und Chris wiederholen. Auch sie haben nur den einen Sommer und müssen dann wieder in ihr zu Hause zurück.

Wer eine berührende Geschichte, die in den Sommer paßt, lesen möchte, dem sei dieses Buch ganz herzlich empfohlen. Die Autorin hat ein bewegendes Buch über die Freundschaft, Liebe, Verlust und Zugehörigkeit geschrieben. Trotz der Altersunterschiede sind die Protagonisten sich im Laufe der Geschichte immer näher gekommen. Ich kann sie mir alle sehr lebhaft vorstellen und sehe den Campingplatz mit Gustavs Haus, den Wohnwagen und den Zelten der Touristen, den See und nicht zu vergessen das "Hexengrab" wie beschrieben vor mir.