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Benutzername: 
brenda_wolf
Wohnort: 
Oberfranken

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 13.05.2022
Du bist mehr als genug
Desai, Sarah

Du bist mehr als genug


gut

Ich bin
Das neue neuem Buch von Sarah Desai besticht auf dem ersten Blick mit einem schönen Cover und einer ansprechenden Gestaltung der Seiten. Die beliebte Coachin und Podcasterin hat es sich zum Ziel gesetzt mit „Du bist mehr als genug“, Frauen zu ihrem Selbstwert zu verhelfen und ihnen wertvolle Tipps an die Hand zu geben. Es macht Spaß durch die Seiten zu streifen und zu schmökern. Es ist kein Buch das man von vorne bis hinten liest. Es ist ein Buch, dass wertvolle Schätze zwischen den Seiten birgt, die es zu suchen lohnt.

Mir persönlich gefiel am besten die Übung: Negative Glaubenssätze widerlegen. Denn auf das, was wir oft denken, hat unser Hirn den einfachsten Zugriff. Interessant ist auch die Frage nach der Stimme, der inneren Kritikerin. Wer spricht denn da zu mir? Ist es jemand aus der Vergangenheit/Kinderheit? Erkennen wir diese Stimme?

Enttäuscht an dem Büchlein hat mich, der fehlende Tiefgang. Alle Übungen und Tipps werden praktisch nur aufgelistet/angedacht/jedoch nicht vertieft. Hier fühlte mich alleingelassen.

Fazit: Ein angenehm zu lesendes Büchlein mit anregenden Ideen, aber ohne wirkliche Tiefe.

Bewertung vom 05.04.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Schwestern

Der ehemalige FBI-Agent John Adderley lebt unter einem neunen Namen und neuer Identität im schwedischen Karlstad. Nun holt ihn seine Vergangenheit ein. Ganirus Leute sind ihm auf den Fersen. Ganiru ist ein gefährlicher Drogenboss, den John einst als Undercoveragent in den Knast gebracht hatte. Johns Incognito ist aufgeflogen. Seine Verfolger benutzen seinen Freund Trevor, der ihn damals das Leben gerettet hatte, um an den Code einer Website zu kommen, die für John quasi eine Lebensversicherung darstellt.

John arbeitet derzeit als Ermittler Frederik Adamsson an dem Fall der ermordeten Geschäftsfrau Stella Bjelke, die einen erfolgreichen Online-Dating-Service betrieben hatte. Der Fall erregt große Aufmerksamkeit und schnell wird klar, dass der Schlüssel zu dem Fall in der Vergangenheit liegt. Stellas Schwester, ein IT-Genie, hat schwere psychische Probleme. Aber auch das Verhältnis zwischen den Schwestern war mehr als schwierig. Stella war eine Tyrannin, doch für Alicia, ihrer Schwester, bedeutete sie, den Fixpunkt in ihrem chaotischen Leben.

Wie bereits der 1. Fall ‚Der andere Sohn‘ ist auch John Adderleys zweiter Falll extrem spannend. Das Autorenteam Mohlin & Nyström serviert uns erneut Nervenkitzel auf höchstem Niveau. Der Schreibstil ist gut lesbar und lässt einem bis zum Schluss nicht mehr los. Die Personen sind authenisch gezeichnet. Die fahrige Alicia stand mir total gut vor Augen, ihre Zerrissenheit war spürbar. Stella verkörperte für mich eine Soziopathin, und auch sie kam glaubwürdig rüber. In diesem Band geht es nicht zimperlich zu. Mir blieb manchmal die Luft weg, vor allem Johns Entscheidungen, waren mehr als heftig. John ist zwar eine coole charismatische Person, aber er hat sich in diesem Band schon einiges geleistet, das hart an die Grenze ging. Mehr will ich nicht verraten. ‚Die andere Schwester‘ ist auf jeden Fall durchgehend spannend und das Ende nicht vorherzusehen.

Fazit: Wer nicht zimperlich ist und spannende Unterhaltung liebt, dem sei dieser Schwedenkrimi wärmstens empfohlen.

Bewertung vom 05.04.2022
Super Gefühle
Vuorisalmi, Emilia

Super Gefühle


ausgezeichnet

Glücksbooster

Was braucht es für ein glückliches Leben? Eine spannende Frage. Die finnische Medizinerin und Autorin Dr. Emilia Vuorisalmi erklärt uns in ihrem interessanten und aufschlussreichen Ratgeber „Super Gefühle“ wie wir mit Hilfe des Hormon-Trios, dem Dopamin (Antriebshormon) dem Serotonin (Glückshormon) und dem Oxytocin (Kuschelhormon), in der Lage sind, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Egal wie alt wir sind, wir können diese Quellen jederzeit anzapfen und daraus frische Energie für unser Leben schöpfen. Wichtig ist nur, dass diese Hormone gleichmäßig ausgeschüttet werden. Das ist zum Beispiel der Fall, bei einer jungen Liebe in der Zuneigungsphase. Aber wie versetzt man sich ohne Partner in diesen Zustand? Genau das verrät uns die Autorin.

Emilia Vuorisalmi spricht mir in vielen Punkten aus der Seele. Man muss manchmal nur minimal an Schrauben drehen und das Leben wendet sich zum Guten. Der Schreibstil ist im Übrigen leicht und flüssig lesbar. Die Fragen nach den einzelnen Kapiteln und die Zusammenfassung empfand ich als nützlich. Sie liefern Denkanstöße, das eigene Leben zu reflektieren und dadurch neue kreative Ideen zu entwickeln. Es gibt Übungen, Aufgaben und Mediationen in diesem Buch. Auch provokative Sätze, wie das Zitat von Nasim Nicholas Taleb: „Die drei schädlichsten Süchte sind Heroin, Kohlehydrate und ein monatliches Gehalt.“ Wir erfahren aber auch von der heilenden Kraft der Berührung, der genialen Schmetterlingsübung und wie Dankbarkeit das geistige Wohlgefühl boostert. Apropos, Dankbarkeit ist das einzige Gefühl ist, das alle drei Liebeshormone produziert, das dürfte uns zu denken geben.

Fazit: Von mit eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.03.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


sehr gut

Mr. Wolphram und die Meute

Patrick McGuinness legt uns mit seinem Buch "Den Wölfen zum Fraß" einen bemerkenswerten Kriminalroman der auf wahre Begebenheiten beruht vor.

Ein pensionierter Lehrer des Chapleton College, Michael Wolphram, wird festgenommen. Ihm wird der Mord an seiner jungen Nachbarin Zalie Dyrer zur Last gelegt. Er ist ein exzentrischer Einzelgänger und somit der perfekte Täter, auf den sich die Medien stürzen. Der Sonderling lebt zurückgezogen, liest Bücher und hört anspruchsvolle Musik. Ist er ein Perverser oder gar ein Pädophiler? Mit den modernen Medien hat er jedenfalls nichts am Hut und gerade das macht ihn verdächtig, die Presse beginnen ihn zu zerfleischen, zerstört seinen Ruf. Der Titel ist also durchaus treffend gewählt. Aber ist Mr. Wolphram tatsächlich der weltfremde Pensionär? Zwei Ermittler verhören ihn in Untersuchungshaft. Gary, der geradezu einer Polizeiserie aus den Siebzigern entsprungen sein könnte, der abgebrühte Zyniker und Ander, der geradlinige Uni-Absolvent mit dem Spitznamen ‚Prof.‘ Was niemand ahnt, Ander kennt Mr. Wolphram aus seiner Zeit am Chapleton College. Das ist dreißig Jahre her. Er ist entschlossen, die Wahrheit herauszufinden.

Es handelt sich hier um keinen Kriminalroman im herkömmlichen Sinne. McGuinness schürft tiefer. Und das macht den Krimi faszinierend und gleichzeitig auch sehr schwierig.
Der Autor schreibt sehr anspruchsvoll, psychologisch scharfsinnig, aber auch ausschweifend und detailreich. Ich mochte seine Überlegungen wie: Das Archiv der kleinen Vergangenheiten, all die Dinge, die aus dem Alltag direkt ins Nirgendwo gleiten. Oder: Nebel macht keine Geräusche, aber er lässt alles anders klingen. Leider wurde mir der Stil mit der Zeit definitiv zu viel, das Verlieren in Nebensächlichkeiten. Ich wollte, dass es endlich zur Sache ging. Doch dafür brauchte es Geduld.

Fazit: Kein Roman für Schnellleser. Man braucht Geduld und langen Atem, für Leser die das Aufbringen ist es ein Genuss. Ich brachte die Geduld nur bedingt auf. Deshalb einen Stern Abzug.

Bewertung vom 06.03.2022
Flüchtiges Glück
Mothes, Ulla

Flüchtiges Glück


ausgezeichnet

Milla, die bei ihrer Mutter und ihren beiden „Zieh-Vätern“ in Berlin aufwächst, ist schwanger von ihrem Freund Navid, der als Kriegsflüchtling aus Afghanistan nach Deutschland kam. Seine Familie wurde vor sechs Jahren von den Taliban im Kundus ermordet. Er möchte Milla heiraten, aber er spürt, dass in dieser Familie ein dunkles Geheimnis wie ein Gift in die Generationen einsickert. Er lässt nicht locker, so dass auch Milla Ungereimtheiten in der Familiengeschichte entdeckt und diese zu entschlüsseln versucht. Sie stellt Nachforschungen an. Ihre Großmutter Agnes war einst Mitarbeiterin bei der Stasi.

Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet. Besonders Agnes ist für mich eine interessante Figur, sie hat einiges zu verbergen. ‚Unterschätzt zu werden war strategisch immer eine gute Position‘, dieser Satz beschreibt Agnes sehr gut. Die Liebesgeschichte zwischen Milla und Navid glaubwürdig und schön erzählt. Leid tut mir in diesem Roman Agnes Tochter Jola. Ihr Leben wurde durch eine Intrige zerstört.

Nebenbei erfahren wir von den katastrophalen Umweltverschmutzungen in der Industrieregion Bitterfeld. Umweltaktivisten filmten bereits 1988 die Zustände dort. Das war eine sehr riskante Aktion, denn hätte man sie erwischt, wären sie geradewegs in Bautzen gelandet. Der sogenannte „Silbersee“ wurde zum Sinnbild der Ökokatastrophe. Die Hinterlassenschaften einer Filmfabrik sprudelten zu DDR-Zeiten als Giftbrühe in das Grundwasser. Die Sanierung ist wahrscheinlich eine Aufgabe für die Ewigkeit.

Fazit: Wer an der jüngeren Geschichte Interesse hat und wissen möchte, wie die Menschen in dieser Zeit lebten, ist mit diesem Unterhaltungsroman gut beraten.

Bewertung vom 06.03.2022
Via Torino
Leuthner, Aja

Via Torino


ausgezeichnet

Drei Frauen, drei Generationen

Die Autorin Aja Leuthner nimmt uns mit "Via Torino" mit nach Italien. Ich liebe Italien, und darum hat mir das Setting gut gefallen. Auch die Familiengeschichte, die vom Schicksal dreier starker Frauen erzählt, konnte mich fesseln, da die Autorin sehr mitreißend zu schreiben versteht. Ich mochte Eleonora, Rosalia und Milena, die drei Generationen verkörpern. Obwohl die Frauen so unterschiedlich sind, sind sie doch alle drei von Lebendigkeit, Idealismus und Mut geprägt.

Eleonora wirft als junge Frau ihr Jurastudium hin und unterstützt den Arbeiterstreik in Turin. Sie verkörpert die Generation der 68er. Und sie ist ihr Leben lang eine Hippie-Frau geblieben.
Ihre Tochter Rosalia ist eher spröde, sie zieht ihre Tochter alleine auf und macht eine bespielhafte Karriere in der Forschung. Und schließlich Milena, sie ist auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater, worüber sich ihre Familie in Schweigen hüllt.-

Ich mochte die Protagonistinnen. Die Autorin Aja Leuthner hat die drei Frauen sehr authentisch gezeichnet. Ich konnte mich in sie einfühlen und mit ihnen die Geschichte erleben. Jede der Frauen erzählt abwechselnd ihre Geschichte. Der Erzählstil der Autorin ist sehr intensiv.

Einen Satz, der mich besonders angesprochen hat, ich liebe originelle Formulierungen, habe ich mir notiert: Das war wie in diesen seltenen Träumen, in denen einfach alles klappt - Arme ausbreiten, den Luftwiderstand spüren, abheben.

Fazit: Bewegenden Familiengeschichte.

Bewertung vom 06.02.2022
Unser wirkliches Leben
Crimp, Imogen

Unser wirkliches Leben


sehr gut

Anna und Max

Anna ist eine hoch talentierte Gesangsstudentin in London. Sie möchte Opernsängerin werden. Da ihre Mittel stark begrenzt sind, jobbt sie abends als Jazzsängerin in einer Bar. Dort lernt sie den wohlhabenden älteren Max kennen. Sie ist von ihm angezogen und gerät langsam in eine Abhängigkeit, die nicht gut ist für ihre Ziele.

Mir hat Imogen Crimps Debütroman sehr gefallen. Sie bedient sich einer wunderschönen Sprache. Ihre Protagonistin Anna ist von Max fasziniert. Max, von Beruf Banker, hat so viele Seiten. Er ist großzügig, launisch, ein guter Unterhalter, weiß zu allem etwas, führt sie aus in teure Restaurants. Aber er ist auch akribisch. Und er hält Anna auf Distanz, lässt sie nicht wirklich an sich ran. Anna beschreibt es so: „Wenn ich einen Schritt zurücktrete, es ihm nicht leicht mache, kommt er mir nicht nach.“ Das ist traurig, beschreibt aber ihre Beziehung sehr gut.

Anna buhlt um Anerkennung, sie bemüht sich darum, die Reaktion von ihm zu bekommen, die sie sich wünscht. Sie trägt an ihrer Kindheit. An ihrer klammernden überbesorgten Mutter, die sie mit Regeln und Verbote überschüttet hatte, mit denen sie vorgab sie beschützen zu wollte. Annas Mutter widmete ihr alle ihre Aufmerksamkeit, schenkte ihr all ihre Zeit. Erst im Teenageralter erkannte Anna, dass diese ganzen Regeln reine irrationale Angst, getarnt als Vernunft waren. Anna dachte, als sie nach London ging, sie könnte zu einer anderen Person werden.

Ihre Freundin Laurie, ebenfalls Künstlerin, ist tough und kompromisslos. Sie bezeichnet Max als A….gesicht. Sie hat sehr extreme Meinungen zu den Männern und dem Leben. Sie gibt sich Mühe, vorzugeben sie wäre nicht reich. Tatsächlich kommt sie jedoch, im Gegensatz zu Anna, aus einem sehr begüterten Elternhause.

Es gibt wunderbare Wendungen in diesem Roman, wie: „Das Baby war eine Religion, der sie beigetreten war“. Oder wie sie ihre Mutter treffend beschreibt. „Eine Regeln liebende Pedantin.“
„Unser wirkliches Leben“ ist ein psychologischer Roman, der die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, aber auch zwischen Eltern und Kindern darstellt, der verschiedene Welten aufzeigt, vom Konkurrenzkampf und von der Wichtigkeit, sich selber treu zu bleiben. Leider hatte der Roman einige Längen, aber es lohnt sich dranzubleiben.

Fazit: Ein großartiges Debüt

Bewertung vom 26.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


sehr gut

Standesdünkel

Anne Gesthuysens Debütroman „Wir sind doch Schwestern“ ist mir in bester Erinnerung geblieben. So war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman „Wir sind schließlich wer“.

Inhalt:
Die Schwestern Anna und Maria, aufgewachsen in einer Adelsfamilie, sind grundverschieden und haben so gar nichts gemeinsam. Während Maria Mutters Prinzessin
ist, ist die jüngere Schwester Anna der Wildfang der Familie. Die standesbewusste Mutter sieht es als ihre Aufgabe, die Töchter gut zu verheiraten nach dem Motto „Wir sind schließlich wer“, was ihr bei ihrer Prinzessin gelungen ist. Anna hingegen befreit sich aus diesem Zwang, sie konvertiert und wird evangelische Pastorin. Aber nun kriselt es in Marias Ehe und es kommt sogar zu einer Verhaftung. Das mühsam aufgebaute Kartenhaus stürzt in sich zusammen.

Meine Meinung:
Anne Gesthuysen ist es wieder mal gelungen, mich mit ihrem sprachlich versierten Schreibstil für sich zu gewinnen. Sie schreibt empathisch und mitreißend. Der Ort der Handlung befindet sich am Niederrhein. Die Landschaft wird anschaulich beschrieben, so dass man Lust bekommt, diese Gegend zu erkunden und zu durchwandern. Was mir sauer aufgestoßen ist, war die Beschreibung der dörflichen Bevölkerung, die als extrem tratsch- und klatschsüchtig dargestellt wird. Ich glaube nicht, dass dort die Menschen schlimmer sind als anderswo auf dem Lande. Es ist normal, dass sich Nachbarn für einander interessieren, andererseits ist man auch da, wenn jemand in der Nachbarschaft Hilfe braucht. So meine Erfahrung.

In Anne Gesthuysens Roman gibt es viele starke Frauen. Die junge Pastorin Anna von Batteray war mir auf Anhieb sympathisch. Mechthild, ihre Mutter, ist eine Frau mit Prinzipien, die einen fast unerträglichen Standesdünkel vor sich herträgt. Sie versteht es, ihre Interessen durchzusetzen. Und Tante Ottilie ist ohnehin eine Nummer für sich. Sie ist einfach reizend in ihrer direkten und offenen Art, aber dennoch weiß sie was sie will. Maria hingegen wollte immer nur ihrer Mutter gefallen, wollte die perfekte Ehefrau und Mutter sein. Sascha, ihr Sohn tat mir auf der Geburtstagsfeier seiner Oma unendlich leid. Zum Glück hat er einen guten Draht zu seiner Tante Anna, die den kleinen Jungen versteht. Die Pastoren-Haushälterin war mir definitiv zu krass. So fies kann man doch gar nicht sein, oder doch?

Im neuen Roman von Anne Gesthuysen gibt es auch Krimi-Anteile. Aber in der Hauptsache geht es um die Familie Batteray, um Geltungsbedürfnis, wie der Titel schon sagt: „Wir sind schließlich wer“.

Fazit: Lesenswert und unterhaltsam, kann aber leider nicht an ihren ersten Roman heran, der ein richtiges Lesehighlight war.

Bewertung vom 24.10.2021
Ran an die Fritteuse - Draußen frittieren
Vössing, Su

Ran an die Fritteuse - Draußen frittieren


sehr gut

Kulinarisches Vergnügen an der Fritteuse

‚Frittieren macht glücklich‘ verspricht die Autorin Su Vössing in ihrem Kochbuch ‚Ran an die Fritteuse‘. Schon bald musste ich feststellen, frittieren ist eine Wissenschaft für sich, wenn man alles richtig machen will. Das hatte ich so nicht mehr in Erinnerung. Denn ich hatte früher schon mal eine Fritteuse, von der ich schließlich wegen des Fettgestanks wieder getrennt hab e. Deshalb fand ich die Idee vom Outdoor frittieren genial. Einfach draußen frittieren. Die optimale Lösung.

Frittieren fängt schon bei der Auswahl der richtigen Fette an, welches Fett wofür? Die perfekten Pommes sehen super lecker auf dem Foto aus, doch mir wird ganz schwindelig, wenn ich mir die Zubereitung ansehe. Um ein perfektes Ergebnis zu erhalten, erfordert dies schon einige Arbeitsgänge. Nichts mit, fix in die Fritteuse geworfen und fertig. Mein Enthusiasmus erhält den ersten Dämpfer. Bald stelle ich fest, die Rezepte sind zwar klar und ausführlich beschrieben aber zum Teil doch recht aufwändig. Und da hakt es leider schon bei mir. Ich bin ein Fan von einfach und schnell.

In dem Buch habe ich viele raffinierte Rezepte entdeckt, z.B. Kartoffelschnecken oder Rosenküchle. Für letztere benötigt man jedoch ein spezielles Eisen. Überrascht hat mich die frittierte Eiscreme mit Brombeeren. Man merkt eben doch das hier eine Sterneköchin am Kochen ist.

Vom Inhalt her, ist das Buch total ansprechend aufgemacht, professionelle gemachte Fotos lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Was allerdings als erstes unangenehm auffällt, wenn man das Buch in die Hand nimmt, ist: der eigenartige Geruch, der den Seiten strömt. Buh! Und als negativ bewerte ich auch das Pappcover. Dieser Einband ist für ein Kochbuch völlig ungeeignet. Wer denkt sich nur immer diese Cover aus? Ich habe bereits ein anderes Kochbuch mit dieser Haptik ruiniert. Kochbücher werden ja in der Regel auch benutzt und da kommt es schon mal vor, dass ein Tropfen Wasser auf der Tischplatte landet. Bei mir hat sich dieser Tropfen sofort in das ungeschützte Papp-Cover eingegraben und beim Darüberwischen ist ein Stück vom Titelbild im Lappen verschwunden. Na herrlich!!! Ich finde, für den stolzen Preis, sollte das Buch besser geschützt sein. Denn auch Fettflecken nimmt das Cover übel. Und genau das gibt für mich einen Punkte-Abzug. Sorry. Am Inhalt selber habe ich nichts zu mäkeln. Wenn ich auch selber schnelle und einfache Gerichte bevorzuge, muss das ja nicht auf jeden zutreffen, und es sagt auch nichts über die Qualität der Rezepte aus.

Fazit: Man muss schon gerne aufwendig Kochen. Nichts für die schnelle Küche.

Bewertung vom 19.09.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Zwei Frauen, eine Familie
Constanze Neumann zeichnet mit „Wellenflug“ das Familienportrait ihrer Familie am Beispiel zweier ganz unterschiedlicher Frauen. Das Kapitel Anna umspannt die Jahre 1864 bis 1905, das Kapitel von Marie, der Schwiegertochter von Anna, von 1905 bis 1957.

Der Gedanke, zwei Frauen zu Darstellung der Familienchronik zu wählen, gefällt mir gut. Vor allem weil die Frauen aus zwei verschiedenen Schichten stammen, faszinieren die Erzählperspektiven. Was die Frauen verbindet ist Heinrich, Annas Sohn und Maries Ehemann.

Anna stammt aus einer wohlhabenden Tuchhändlersfamilie und hat in die großbürgerliche Familie Reichenheim eingeheiratet. Doch noch Annas Vater stammte aus ärmlichen jüdischen Verhältnissen, hat sich mit viel Fleiß hochgearbeitet und konnte so der Tochter den Aufstieg in ein besseres Leben bieten. Er hat seinen Namen Isak in Isidor geändert, genau wie Onkel Seelig sich nun Onkel Sigmund nannte, um sich anzupassen und in der Gesellschaft anzukommen. Später ist die komplette Familie Reichenheim sogar einen Schritt weiter gegangen und ist zum christlichen Glauben konvertiert.

Heinrichs Familie und insbesondere die Mutter, haben Marie nie akzeptiert. Selbst den kleinen Sohn wollte Anna nie kennenlernen. Und dabei war Marie, die Frau die Heinrich wieder auf den rechten Weg bringen konnte. Sie liebte Heinrich aufrichtig. Anna stirbt 1932 unversöhnt mit Heinrich.

Schon das Cover hat mich angesprochen. Diese wunderschöne Frau in Sepia. Der Schreibstil ist eher ruhig und unaufgeregt, liest sich wie ein gemächlicher Fluss. Und genau das ist mein einziger Kritikpunkt. Für meinen Geschmack, hätte dem Buch ein bisschen mehr Leidenschaft gutgetan. Sonst alles gut. Die Autorin führt uns in ein Berlin, dass sich zu einer Weltstadt zu entwickeln beginnt, nach Amerika und wieder zurück nach Dresden. Wir erleben zwei Weltkriege, den aufkommenden Judenhass und die Nazizeit. Wir nehmen Anteil an den Höhen und Tiefen einer Familie.

Fazit: Ein Stück Zeitgeschichte am Beispiel einer Familie, gut recherchiert und unaufgeregt erzählt. Unbedingt lesenswert