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Leseschneckchen555
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NRW

Bewertungen

Insgesamt 274 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2023
Der Klang eines neuen Lebens
Johanning, Marion

Der Klang eines neuen Lebens


ausgezeichnet

Fesselnd erzählte Geschichte über die Träume und Sehnsüchte, sowie die Kämpfe und Hürden der Nachkriegszeit.


Höre niemals auf zu Träumen

Es ist 1945 und der Krieg ist beendet. Doch Emmas Mann Christian zählt noch immer als vermisst. Allein im Haus der Schwiegereltern fühlt Emma sich nicht wohl. Ihre Schwiegermutter hat sich für ihren Sohn etwas Besseres gewünscht und sie nie akzeptiert. Deshalb packt Emma eines Tages ihre wenigen Habseligkeiten und macht sich auf den Weg in die Heimatstadt zu ihren Eltern, in der Hoffnung, diese auch im zerbombten Köln anzutreffen. Sie hat Glück und trifft tatsächlich auf ihren Vater, der momentan aber nur mit einem Untermieter in der ehemaligen gemeinsamen Wohnung lebt. Der fremde Mann, der nun im Zimmer ihres Bruders schläft, heißt Kurt und hält sich mit Geschäften auf dem Schwarzmarkt über Wasser. Auch wenn Emma weiß, dass sie keine Gefühle für einen anderen Mann zulassen kann, weil sie noch immer auf ein Lebenszeichen von Christian wartet, kann sie ihre Gedanken an ihn irgendwann nicht mehr unterdrücken. Wenn sie doch bloß Gewissheit hätte.

Ich finde es immer wieder außerordentlich bewundernswert, wie die Menschen aus dem Wenigen, was sie nach dem Krieg noch hatten, neuen Mut schöpften und ums Überleben kämpften. Mit einem Zusammenhalt, wie wir ihn heute nicht mehr kennen. In Marion Johannings Geschichte bekam ich genau das wieder zu spüren und konnte wunderbar in diese Zeit abtauchen. Ihr Schreibstil ist angenehm und fesselnd. Keine Seite wurde mir zu lang und so hätte ich das Buch, wenn es meine Zeit erlaubt hätte, am liebsten in einem Zuge durchgelesen.
Ich glaube, viele junge Frauen hatten in der Nachkriegszeit mit dem gleichen Schicksal wie Emma zu kämpfen. Entweder wussten sie, dass sie ihren Mann nie wiedersahen, oder sie warteten vergebens. Emma war eine Kämpferin. Nicht selten setzte sie sich der Gefahr aus, um die Familie zu retten und ihren Traum vom Musizieren zu erfüllen. Ihre Liebe galt der Musik, doch leider stand den wenigsten Menschen nach dem Krieg der Sinn danach. Umso schwieriger war es also, Geld zu verdienen. Träume und Sehnsüchte der jungen Leute ließen sich nur schwer bis gar nicht ermöglichen. Immer galt es, sich in Verzicht zu üben. Ich war beeindruckt, was die Menschen sich einfallen ließen, um voranzukommen. Nie wurde man satt, immer quälte der Hunger. Die Lebensmittelmarken reichten nicht aus. Ich hätte nicht gedacht, wieviel Handel tatsächlich über den Schwarzmarkt betrieben wurde. Emmas Familie konnte von Glück reden, einen Untermieter wie Kurt zu haben. Er hatte die besten Kontakte und war stets bereit, der Familie zu helfen. Was auch daran lag, dass er Gefühle für Emma hegte.
Für mich war diese spannend erzählte Reise in die Vergangenheit wieder einmal eine wertvolle Bereicherung. Von vielen Details las ich zum ersten Mal und ich erhielt eine völlig neue Sicht auf das städtische Leben zur Nachkriegszeit. Ich freue mich, dass für diesen Roman bereits eine Fortsetzung für Anfang nächsten Jahres geplant ist. Denn das Ende ließ für mich eine ganz wichtige Frage offen. Eine Geschichte, die ich definitiv weiterverfolgen möchte und eine Autorin, die ich mir für die Zukunft merken werde.

Bewertung vom 20.09.2023
Arabella Zamparella
Hitzemann, Kim

Arabella Zamparella


ausgezeichnet

Wenn nichts mehr hilft, kommt Arabella

Arabella Zamparella ist eine kleine Felfe, die den Kindern auf Erden zum Glück verhilft. Immer wenn jemand sehr traurig ist, bekommt sie durch ihr Armband Bescheid, um zu helfen. Diesmal ist Karim dran, der dringend eine Rettung benötigt. Er ist ein Flüchtlingskind und musste aus Syrien fliehen. Doch in dem neuen Land mit der fremden Sprache fühlt er sich furchtbar allein. Dabei hat er zu Hause mit seinen Freunden so gern Fußball gespielt. Für diesen Notfall lässt die kleine Felfe sogar ihre Zuckerwattenlimo stehen und eilt zur Hilfe. Begleitet wird sie dabei von ihrem Freund Scalibux dem Zauberstift sowie ihrem Schnuffeltuch Potzi-Rotzi.

Die Autorin Kim Hitzemann hat hier eine zauberhafte und fantasievolle Geschichte erschaffen, die uns und unseren Kindern hilft, uns in die Lage der Flüchtlinge hineinzuversetzen und vielleicht etwas einfühlsamer und entgegenkommender mit ihnen umzugehen. Ich finde es ist ein sehr wertvolles Kinderbuch. Empfohlen wird es für Kinder ab 6 Jahren, was ich auch vollkommen passend finde. Aber auch ältere Kinder werden ihre Freude daran finden. Die Schrift ist schön groß und deutlich, die Absätze nicht zu lang. So können sich auch Leseanfänger daran versuchen. Was mir ausgesprochen gut gefällt, sind die wunderschönen Illustrationen von Melanie Melchior. Sie macht das Kinderbuch mit ihrem Können perfekt und zaubert eine wunderschöne farbige Welt zwischen die Seiten.
Ich gebe diesem Buch volle fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung für ein friedliches Miteinander.

Bewertung vom 14.09.2023
Heal my Soul
Ayden, Julie

Heal my Soul


ausgezeichnet

Auf geht’s mit der Achterbahnfahrt der Gefühle. Band 2 ist definitiv keine leichte Reise für Mila.


Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt

Mila ist am Boden zerstört und einer tiefen Depression verfallen. Nicht nur der unerklärliche Abgang von Joris macht ihr zu schaffen, sondern auch der Tod ihrer Mutter, den sie noch immer nicht verarbeitet hat. Verdrängen war bisher ihr Motto. Doch irgendwann ist auch das nicht mehr möglich. Mila verzieht sich in ihr Zimmer, meidet die Arbeit und die Schule und nur Fabian findet Zugang zu ihr. Ohne Joris ergibt nichts mehr wirklich Sinn.
Fabian fängt Mila auf. Er versucht alles, um ihren Schmerz zu lindern. Nicht nur weil er sie mag, sondern weil seine Gefühle für Mila viel stärker sind. Er hat sich verliebt. Doch kann Mila sich überhaupt auf eine neue Beziehung einlassen?

Nachdem Joris Mila im ersten Band ohne Erklärung in der WG zurückgelassen hat und mit Robert nach Amerika verschwand, war ich furchtbar neugierig auf die Fortsetzung dieser Reihe. Ich musste einfach wissen, ob es für Mila und Joris noch eine Chance gibt. Mir war von vornherein klar, dass sich etwas zwischen Fabian und Mila entwickeln wird. Ebenso eindeutig war für mich aber auch, dass es für Mila und Joris noch nicht zu Ende sein kann. Dafür waren die Gefühle einfach viel zu stark. Jetzt in Band 2 ist aber Fabian für sie da. Selbst in ihren dunkelsten Momenten stand er ihr zur Seite und ließ nichts unversucht, ihr über den Schmerz hinwegzuhelfen. So sehr er sich auch bemühte, so liebevoll er sich um Mila kümmerte, so zwiegespalten blieben meine Gefühle. Ich bin seit der ersten Stunde ein Fan von Joris und habe mich schrecklich schwer damit getan, die Annäherung zwischen Mila und Fabian zu genießen. Das Knistern zwischen den Zweien konnte ich durchaus spüren, es war so wunderbar vorsichtig und liebevoll, doch in meinem Hinterkopf blieben die Erinnerungen an die leidenschaftliche Beziehung von Mila und Joris. Fabian ist ein toller Typ. Auch nach so vielen Wochen, in denen er und Mila sich nun kennen und in der Wohngemeinschaft zusammenleben, konnte er sie noch immer überraschen. Er war der perfekte Nice Guy, doch reicht das aus, um Mila endgültig für sich zu gewinnen? Mein Herz schlägt in Büchern definitiv für den Bad Boy und das war und ist nun einmal Joris. Ohne Zweifel hat dieses Buch bei mir mal wieder für ein absolutes Gefühlschaos gesorgt. Der deprimierende Start entwickelte sich zu einem impulsiven Feuerwerk der Liebe, um schließlich doch wieder in einem absolut stürmischen Gefühlschaos zu enden. Zurück bleibt das unbändige Verlangen nach Band 3.
Erwähnenswert ist auch das tragische Schicksal von Milas Mutter. Allein was ihr passiert ist, ist grausam genug. Aber sie hinterlässt eine Tochter, die mit diesem Schmerz leben und fertigwerden muss. Kein Wunder, dass Mila einiges aufzuarbeiten hat.
Außerdem sorgen auch Roberts Freunde wieder einmal für Unruhe und jede Menge Spannung zwischen den Seiten.
Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der Band eins gelesen hat und für alle, die sich eine Achterbahnfahrt der Gefühle wünschen.

Bewertung vom 31.08.2023
Hannah
Zwi, Binjamin

Hannah


gut

Eine Erzählung auf wahren Begebenheiten in einer Art Tagebucheinträgen über die Sonnenseiten des jüdischen Lebens.


Ein jüdisches Leben in Glück und Zufriedenheit

Diese Familiensaga dreht sich um das Leben der jüdischen Frau Hannah. Sie berichtet in einer Art Tagebuch von ihrem Leben nach dem Krieg von 1945 bis 2008. Von ihrer Reise in die Schweiz und ihrer Hochzeit mit Hans, den sie schon seit Ewigkeiten kennt und über alles liebt. Hannah und ihre Familie hatte Glück, denn sie entkamen im Krieg den Nazis. Auch wenn das Leben in der Nachkriegszeit nicht immer einfach war, so hatte Hannah doch ein gutes Los gezogen. In der Schweiz gingen die Menschen besser mit den Juden um. So bauten Hannah und Hans sich dort ein Leben und eine eigene Familie auf. Da die Familie von Hans im Wohlstand lebte, hatte auch Hannah das Vergnügen sich Dinge zu leisten, von denen andere zu dieser Zeit nur träumten.

Das Buch liest sich in kurzen, einfachen Sätzen wie ein Tagebucheintrag. Es besteht zu neunzig Prozent aus wahren Begebenheiten. Mit der Veröffentlichung dieser Zeilen wird der verstorbenen Hannah ein Wunsch erfüllt, sie selbst wagte es nicht, ihre Notizen in die Welt zu tragen. Das Buch ist in zweierlei Formaten erhältlich. Ich habe das kleine Format in DIN A6 und es ist besonders praktisch für unterwegs. Mir hat es gefallen, einmal ein so kleines handliches Buch zu lesen. Sollte jemand leichte Schwierigkeiten mit den Augen haben, würde ich die normale Taschenbuchgröße empfehlen. Vermisst habe ich in dem Buch die Absätze. Denn ein einzelner Abschnitt zog sich manchmal über mehr als 50 Seiten. Gerade, wenn man nur eine kurze Lesezeit zur Verfügung hat, finde ich übersichtliche Absätze für eine Lesepause unverzichtbar. Ich musste immer mitten im Text aufhören, weil weder ein Absatz noch ein Ende des Abschnittes in Sicht war. Hier hätte mir ein Datum oder Tageseintrag gefallen. Hannah berichtete in schlichten Sätzen und viel wörtlicher Rede von ihrem Tagesablauf, auch dann, wenn es um ganz alltägliche Abläufe ging und gerade nichts Bedeutendes passierte. Das zog die Geschichte zwar in die Länge, ich gewann aber auch einen völlig neuen Eindruck über das jüdische Leben. Bisher kannte ich nur die düstere und traurige Seite, in denen die Juden ausgestoßen wurden, unter Qualen litten oder gar ermordet wurden. Hannah hatte zwar jede Menge Erinnerungen an diese Zeit, nahm daraus auch Ängste mit, doch in ihrer Geschichte berichtet sie vor allem von den schönen Seiten des Lebens, von glücklichen Zeiten mit einem guten Mann an ihrer Seite, der Geburt ihres Sohnes und einem Leben im Wohlstand.
Besonders berührt an der Geschichte hat mich das Wiedersehen von einem Judenkind und seiner Mutter einige Jahre nach dem Krieg. Nicht jeder konnte von diesem Glück reden, ein Familienmitglied noch einmal wiederzusehen. Sehr schön fand ich auch Hannas Idee, ein Jugendhaus zu errichten, in denen die Waisenkinder ein Zuhause fanden. Trotz ihres Wohlstands zeigte sie viel Herz und teilte ihr Vermögen mit Bedürftigen.
Auch wenn sich die Erzählung für mich manchmal sehr in die Länge zog, fand ich es interessant eine mir ganz neue Seite des Judentums kennenzulernen. Ich gebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 19.08.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Eine ruhige und ebenso intensive Geschichte über falsche Entscheidungen, verpasste Chancen und die große und einzige wahre Liebe.


Die vernünftige ist nicht immer die richtige Entscheidung

Rosie und Josh sind Zwillinge und sich einander sehr nahe. Durch Josh lernt Rosie seinen Schulfreund Will kennen. Obwohl er einen zweifelhaften Ruf hat, beginnt Rosie ihn zu mögen. Sie unterhalten sich und er bewegt etwas in ihr. Auch Will ergeht es nicht anders. Er hat schon viele Mädchen gehabt, doch bei keiner hatte er diese Gedanken wie bei Rosie. Aber Rosie zieht die Schule vor. Sie möchte keine Beziehung mit Will eingehen. Es gibt mehr als einen Grund, der dagegenspricht. Doch so sehr sie es auch versucht, sich von ihm fernzuhalten, misslingt es ihr immer wieder. Als sie sich gerade wieder einmal näherkommen, passiert ein schreckliches Unglück, welches erneut einen Keil zwischen die gerade erst beginnende Beziehung treibt. Wie kann eine Verbindung nur so intensiv und doch so unerreichbar sein?

Es geht in diesem Roman um zwei Jugendliche, die sich durch ihre Persönlichkeit von der Menge abheben und zueinander finden. Sie stellen einander eine tiefe Verbindung fest, aus der sich große Gefühle entwickeln. Eine Liebe, die über viele Jahre hinweg die eine ganz besondere bleibt, immer wieder Sehnsüchte weckt und doch eine Beziehung unmöglich macht.
Ich empfand das Buch als bemerkenswert angenehm zu lesen. Die Geschichte strahlt eine gewisse Ruhe aus, die sich beim Lesen direkt auf mich übertrug. Ein Schreibstil, wohltuend und besonders. Die Liebe zwischen Rosie und Will einzigartig und innig. Obwohl sich die Wege der Zwei immer wieder trennten und sie meistens weit voneinander entfernt lebten, blieb die emotionale Nähe zueinander von gleicher Intensität. Trotz der leichten Tragik, die diese Geschichte mit sich zog, erschwerte sie nicht, sondern bescherte mir schöne Lesemomente.
Immer wieder habe ich auf ein Wiedersehen und eine neue Chance für die große Liebe gehofft und wieder spielte das Schicksal den Liebenden einen Streich. Rosie traf all ihre Entscheidungen streng kontrolliert. Ihre eigenen Gefühle und Sehnsüchte stellte sie dabei hintenan. Sie versuchte alles richtig zu machen und doch machte sie immer wieder von neuem einen ganz besonders großen Fehler. Sie hörte nicht auf ihr Herz. Eine vernünftige Entscheidung ist nicht immer die richtige.
Mein Held dieser Geschichte war definitiv Will, obwohl er es dank seiner Vergangenheit nicht leicht im Leben hatte, war er doch so unglaublich einfühlsam und verständnisvoll, wie man es sich nur von einem Mann wünschen kann. Bei Rosie hingegen fiel es mir manchmal schwer, ihre Handlungen nachzuvollziehen. Dennoch zeichnete sich ihr Charakter mit jeder kleinen Einzelheit von anderen ab.
Eine ruhige Geschichte, voller ungenutzter Chancen, die sich durch ihren besonders angenehmen Schreibstil und die einzigartigen Charaktere abhebt und neugierig auf den Fortgang macht.

Bewertung vom 14.08.2023
Das Glück tanzt aus der Reihe
Wilmes, Liane

Das Glück tanzt aus der Reihe


sehr gut

Holperiger Start, doch dann hat es sehr viel Spaß gemacht, den sarkastischen Sprüchen, den schlagfertigen Bemerkungen und den Zielen der drei Mädels zu folgen.


Aller Anfang ist schwer, aber dann…

Ellie, Susanne und Ava sind seit Ewigkeiten beste Freundinnen und tauschen sich über ihren Beruf, Familie und natürlich über ihr Liebesleben aus. Als sie Silvester eine Liste an guten Vorsätzen aufstellen, ahnen sie noch nicht, wie schwer es wird, diese umzusetzen, denn das Leben läuft nicht immer rund und manchmal kommen unerwartet gute wie schlechte Momente dazwischen, die ziemlich viel durcheinanderwirbeln können.
Manchen Büchern muss man einfach etwas Zeit geben, um sie zu mögen und richtig in die Geschichte reinzukommen. So erging es mir auch mit diesem Roman. Ich habe mich nach den ersten Seiten gefragt, ob ich nicht besser abbrechen soll, weil ich so gar nicht in die Geschichte hineinkam. Zu viele Namen, zu viele Informationen, unterschiedliche Beziehungskonstellationen, zu komplizierte, verschachtelte Sätze und fehlende Satzzeichen, die mir das Lesen erschwerten. Weil ich diesem Buch aber unbedingt eine Chance geben wollte und mich sehr darauf gefreut hatte, blieb ich standhaft. Und was soll ich sagen? Meine Geduld hat sich ausgezahlt! Ab einem gewissen Zeitpunkt gewöhnte ich mich an den Schreibstil und konnte die drei Frauen Ava, Ellie und Susanne, samt ihren Jobs und ihren Partnern, gut auseinanderhalten. Die Geschichte bereitete mir immer mehr Freude. Endlich konnte ich mich auf ihre sarkastischen Bemerkungen und ihren Humor einlassen und die Seiten einfach genießen. Alle drei Frauen bewiesen eine amüsante Schlagfertigkeit. Auch wenn einige Sprüche manchmal ziemlich gemein rüberkamen, wusste ich doch immer, wie sie gemeint waren. Denn diese drei Frauen verband eine tiefe Freundschaft, in der alle Höhen und Tiefen des Lebens bis ins kleinste Detail ausdiskutiert wurden. Und von guten wie schlechten Zeiten gab es in dem Leben der drei Damen momentan mehr als genug. Jedenfalls war keine von ihnen so richtig glücklich in ihrem Leben. Aus diesem Grund fassten sie auch in der Silvesternacht spontan den Entschluss, neuen Vorsätzen zu folgen und diese im neuen Jahr unbedingt umzusetzen. Ob es nun um eine Beförderung im Job, das Auffrischen einer langweilig gewordenen Ehe oder gar der Suche nach einem festen Partner ging. Doch hat man sich einmal ein paar Vorsätze gestellt, merkt man, wie schwer es ist, sie über das komplette Jahr hinweg durchzuziehen. Bei den drei Mädels läuft in den nächsten Monaten jedenfalls einiges in die entgegengesetzte Richtung. Was am Ende dabei herauskam, war äußerst überraschend, amüsant, manchmal knisternd und prickelnd, unterhaltsam und wunderschön.
Auch wenn der Start schwer war, wurde ich im Verlauf des Buches immer besser unterhalten. Ein schönes Ende hat ebenfalls dazu beigetragen, dass ich dem Buch vier Sterne geben möchte.

Bewertung vom 04.08.2023
Die unglaubliche Grace Adams
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams


sehr gut

Eine verzweifelte Mutter kämpft um ihre Tochter. Anders als erwartet. Der Humor kam bei mir nicht an, aber die tragische Geschichte fesselte mich trotzdem.


Fesselnd und dramatisch statt humorvoll

Grace ist eine frisch getrennte Mutter. Ihre Tochter wird gerade sechzehn Jahre alt und so sehr Grace sich auch bemüht, ihr Kind entgleitet ihr. Urplötzlich zwischen Pubertät und Trennungsschmerz hat sie neben ihrem Mann auch noch ihre Tochter verloren. Lilly möchte ihren Geburtstag beim Vater feiern und das ohne das Beisein der Mutter. Doch Grace, wäre nicht Grace, wenn sie das einfach so hinnehmen würde. Sie wird kämpfen für ihr Kind und will diesen besonderen Tag, an dem Lilly sechzehn wird, mit einer außergewöhnlichen Torte retten.

Die Erzählung wechselt zwischen unterschiedlichen Zeiten. In einem Kapitel fand ich mich in der Vergangenheit und der Kennenlernphase zwischen Grace und ihrem Mann Ben wieder. Im nächsten fand ich mich in der Gegenwart wieder, in der Grace zu Fuß durch die Straße Londons streift, auf dem Weg zur Wohnung ihres Mannes und zur Party ihrer Tochter. Ein Kapitel weiter dann landete ich in einer Zeit ein paar Monate zuvor, in der der Bruch zwischen Grace und ihrer Tochter entstand. Ich habe mich auf diese Art und Weise also langsam an die Protagonistin Grace, an ihren Ehemann Ben und an ihre Tochter Lilly herangetastet. Weil mich die ganze Zeit über eine unbändige Neugierde begleitete und ich zu jedem einzelnen Charakter immer mehr herausfinden wollte, blieb die Geschichte dauerhaft spannend. Jeder der Protagonisten hatte seine kleinen oder auch großen Geheimnisse, welche es herauszufinden galt.
Mich hat es sehr gerührt, wenn ich von der innigen Beziehung zwischen Grace und ihrer Tochter Lilly gelesen habe und ich konnte mir kaum vorstellen, wie dieses gute Verhältnis so plötzlich zerschmetterte. Grace tat alles für ihr Kind oder war gerade das der Fehler? Auch die Liebe zwischen Grace und ihrem Mann Ben schien mir von besonderer Intensität. Warum hat er sie dann auf einmal verlassen? Es gab so viele Fragen, die regelrecht in mir brannten und unbedingt herausgefunden werden mussten.
Nur eines kann ich sicher sagen, die humorvolle Geschichte, die ich erwartet hatte, fand ich hier nicht. Auf mich wirkte die Geschichte eher wie ein einziges Drama. Ich will damit nicht sagen, dass mir das Buch nicht gefallen hat. Ich mag mitreißende Situationen in Büchern und ich liebe Geschichten über Familien oder über Mutter-Tochter-Beziehungen, die in etwa dem gleichen Alter sind wie ich und meine eigenen Kinder. Ich konnte mich so also bestens in Grace hineinversetzen, auch wenn sie von ihrer Art her schon etwas speziell war. Was ich aber vermisst habe war die Leichtigkeit und der Humor, die mir der Klappentext und auch das Cover versprachen. Oder aber der britische Humor passt einfach nicht mit meinem deutschen überein. Mir lag die Geschichte eher ein wenig schwer im Magen. Ich war erschüttert darüber, wie schnell es gehen kann, dass ein Kind einem entgleitet. Einen ebenso bitteren Geschmack hatte die Tatsache, dass hier alte unausgesprochene Ereignisse und Probleme in der Luft schwebten, die Grace über Jahre mit sich herumschleppte und nicht aufarbeiten konnte. Auch nach langer Zeit hatten sie noch eine unbändige Gewalt über sie. Grace konnte einem nur leidtun. Ich verstand ihre Selbstzweifel und sie bekam mein volles Mitgefühl. Und ich wünschte ihr so sehr, dass die Familie noch eine Chance bekam.
Vielleicht eine etwas schräge und dramatische, aber definitiv lesenswerte Geschichte über die Liebe in einer Familie. Vier Sterne möchte ich hier vergeben.

Bewertung vom 30.07.2023
Morgen mach ich bessere Fehler
Hülsmann, Petra

Morgen mach ich bessere Fehler


ausgezeichnet

Ich hatte fast vergessen, wie schön und amüsant es ist, in einen Roman von Petra Hülsmann abzutauchen. Ganz große Klasse!


Urkomischer und romantischer Roadtrip sorgt für beste Unterhaltung

Eingeladen von ihrer Großtante aus Oberstdorf, die ihren runden Geburtstag feiert, macht sich Elli mit ihrer Tochter Paula in einem alten Passat auf den Weg nach Bayern. Mit an Bord, ohne daß sie es wollte, der miesepeterige Großonkel Heinz. Bis zur ersten Tanke schaffen sie es, da sitzt auch schon der nächste Mitfahrer im klapprigen Auto. Und zwar ist es Cano der Anwalt, dem Elli nicht zum ersten Mal begegnet. Er bietet ihr eine gute Summe Geld an, welche sie unglaublich gut gebrauchen kann, wenn sie ihn bis München mitnimmt. Elli befindet sich leider nicht in der Position, sich bei diesem Angebot ein Zögern erlauben zu können, also lässt sie ihn einsteigen. Wenn sie nur geahnt hätte, auf welche Erlebnisse sie sich einlässt… Schön wäre es gewesen, wenn sie ihre Reise zügig hätten durchführen können, doch der Verkehr ist mehr als zähfließend und aus ein paar Stunden wird eine Ewigkeit.


Trotz ihrer mehrjährigen Pause hat Petra Hülsmann ihren Humor nicht verloren. Ganz im Gegenteil, sie setzt noch einen drauf, denn ich begann schon auf den ersten Seiten vor mich hin zu schmunzeln. Es war wie ein nach Hause kommen. Ich habe bisher jedes ihrer Bücher gelesen und geliebt. Umso größer war die Freude mich, endlich wieder in einen Roman von ihr zu stürzen. Allein die Überschriften ihrer Kapitel waren zum Schießen lustig und zauberten mir regelmäßig ein Grinsen ins Gesicht. Petra Hülsmann schafft authentische Charaktere und lässt sie mit ihren Gesten und ihrer Mimik ausgesprochen lebendig, super sympathisch und manchmal urkomisch wirken. Fast hätte ich vergessen, wie schön es ist, in einen Roman von einer meiner Lieblingsautorinnen abzutauchen. Ewig hätte ich weiterlesen können, aber wie jedes andere, hat auch dieses Buch leider einmal ein Ende. An humorvollen Szenen wurde in dieser bunten und leicht schrägen Geschichte jedenfalls nicht gespart. Manchmal wurde es mir fast etwas zu skurril und das ein oder andere Klischee wurde humorvoll bedient. Doch trotz der locker leichten Erzählweise verfehlten auch wichtige Werte und tiefgründige Themen ihre Wirkung nicht. Genauso schnell wechselte die Stimmung von lustig zu prickelnd, knisternd und so blieb auch die Liebe nicht auf der Strecke. Das Buch hatte also alles, was ich liebe und mir erhofft hatte. Besonders zum Endspurt blühte die Geschichte vor Emotionen und Romantik auf, was mein Herz sehr erfreute. Schließlich wurde es ein ausgewogenes Gesamtpaket aus locker, leichter und amüsanter Unterhaltung mit einer ordentlichen Portion an sozialen Werten, Liebe und Gefühl. Ein tolles Werk, welches die fünf Sterne allein für seine Leichtigkeit verdient hat.