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Nancy Frohberg
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Drage

Bewertungen

Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 09.01.2019
Totwasser
Hofelich, Julia

Totwasser


ausgezeichnet

Linn Geller ist eine starke und gleichzeitig gebrochene Frau. Seit sie von einem Auto angefahren wurde, ist für sie nichts mehr wie es war. Einst war sie Topanwältin im Bereich Wirtschaftsrecht – kurz davor Teilhaberin einer renommierten Kanzlei zu werden. Nun ist sie Pflichtverteidigerin und nimmt jeden Fall an, den sie kriegen kann, um sich und ihre kleine Kanzlei über Wasser zu halten. Trotz dieser Umstände hat sie jedoch ein Kämpferherz und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Aus diesem Grund kann sie auch nicht akzeptieren, dass ihre neue Mandantin einen Mord gestehen will, den sie aus Linns Sicht nicht begonnen haben kann – oder konnte sie doch? Auf der Suche nach der Wahrheit gerät Linn selbst in Gefahr.
Neben Linn gibt es noch einige weitere interessante Charaktere in „Totwasser“. Da wäre der bunte Hemden tragende Götz – ihr Kanzleipartner; Harris – ein englischer Polizist, der Linn bei ihren Ermittlungen hilft; Grace Riccardi – ein Topmodel und ihre Mandantin, die den Mord an ihrem Ehemann gestehen will, obwohl es nicht mal eine Leiche gibt…
Die Figuren, die die Autorin hier geschaffen hat, wirken auf mich authentisch und einzigartig gezeichnet. Sie sind durchaus facettenreich dargestellt und entsprechen keinen gängigen Klischees. Oft gibt es in Büchern ja „die Guten“ und „die Bösen“. Hier hat jeder Charakter gute aber auch weniger gute oder gar schlechte Charakterzüge. Dies gefällt mir sehr und es lässt die Figuren echt wirken.
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Der Debüt-Krimi von Julia Hofelich liest sich unheimlich leicht. Die Seiten flogen nur so dahin. Ich meine damit aber keinesfalls, dass die Sprache, die die Autorin genutzt hat „einfach“ ist. Die Sprache und der Schreibstil sind so treffend gewählt! Der Stil ändert sich im Buch jedoch immer wieder – z.B. spricht Grace Riccardi vollkommen anders als Linn Geller. Die Autorin hat damit jeder Figur Leben eingehaucht und ich als Leserin habe den Personen dadurch indirekt Charaktereigenschaften zugesprochen. Dies ist so geschickt passiert, dass es mir selber erst nach ca. zwei Dritteln des Buchs aufgefallen ist. Auch in angespannten, atmosphärischen Momenten der Geschichte ändert sich der Schreibstil der Autorin etwas. Dies geschieht nur ganz subtil. Dem Leser/der Leserin wird so direkt eine Stimmung und entsprechende Emotionen vermittelt. Das ist einfach unglaublich gutes Handwerk und für mich schon Kunst und nicht nur gute Unterhaltung. Hut ab für diese feinfühlige Schreibweise.
Nun habe ich mich so über den Schreibstil ausgelassen, dass man vermuten könnte, das war das Beste am ganzen Buch. Aber das täuscht! Die Spannung bei „Totwasser“ kommt ebenfalls nicht zu kurz. Nach einem aus meiner Sicht fulminanten Prolog ebbt die Spannung natürlich erstmal kurz ab. Sie wurde dann sehr bedacht und stetig vorangetrieben. In den ersten Gesprächen, die Linn mit ihrer Mandantin führt, bin ich fast wahnsinnig geworden, weil uns die Autorin wirklich nur häppchenweise neue Informationen liefert. Hier füttert uns Julia Hofelich nach und nach mit kleinen Puzzleteilen, die ein unscharfes Bild ergeben und plötzlich wirft sie den Leser/innen drei, vier Puzzleteile mit einmal hinzu, die das eben gewonnene Bild wieder komplett verzerren oder gar zerstören. Es bleibt also nichts anderes als hibbelnd weiterzulesen.
Ich empfand den Roman beim Lesen als sehr abwechslungsreich. Es gab Gänsehaut-Momente, bei denen man die Luft anhielt. Es gab emotionale Momente, bei denen man gerührt war. Es gab Momente, die mich wütend gemacht haben. Hier ist für alle Emotionen etwas dabei.
Die Auflösung war für mich überraschend – es gab bereits im Verlauf der Geschichte mehrere kleinere und größere Plottwists, ich habe also schon erwartet, dass ich auch beim Ende nicht enttäuscht werde. Ich glaube aufgrund der vielen Twists, kam ich auch nie dazu mir eine richtig gute Theorie zu überlegen, wer hinter all dem steckt.
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Bewertung vom 07.12.2018
Unter dem Messer
Parsons, Kelly

Unter dem Messer


sehr gut

In „Unter dem Messer“ begleiten wir vier Hauptpersonen: Rita, Spencer, Finney und Sebastian.

Jeder davon hat sein „eigenes Päckchen“ zu tragen. Rita – die Karrierefrau, Top-Chirurgin, liebende Schwester mit einigen zwischenmenschlichen Defiziten – wurde mir jedoch nie wirklich sympathisch. Ihre Charakterzeichnung war durchaus tief aber dabei widersprüchlich, sodass ich mir kein klares Bild machen konnte und sie nicht wirklich „verstand“. Spencer – Arzt, Familienmensch, von Rita verlassen – konnte mich jedoch überzeugen. Obwohl er Rita „stalkte“ war er direkt ein Sympathieträger. Beim Lesen spürte man förmlich, dass er ein herzensguter Mensch ist. Finney ist als Antagonist auch recht gelungen. Man erfuhr während des Lesens einige Hintergründe, die sein Handeln erklärten – auch wenn sie es natürlich nicht rechtfertigten. Er blieb immer etwas unberechenbar und undurchschaubar. Ehrlich gesagt gefiel er mir auch sehr gut. Sebastian hingegen war für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Es hat lange gedauert bis ich mich mit seiner Rolle und seinem Charakter anfreunden konnte. Jedoch ging es mir mit ihm ähnlich wie mit Rita. Es gab zu viele Widersprüchlichkeiten, die mich gehindert haben, mit ihm mitzufühlen.

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Die Story selber wird ansprechend erzählt. Der Schreibstil gefiel mir. Es gab anfangs viele Passagen, die dazu dienten dem Leser technische und medizinische Inhalte zu erklären. Das nahm etwas das Tempo raus und ich empfand es auch als etwas zäh. Ab dem zweiten Drittel lies dies jedoch nach und die Geschichte wurde vorangetrieben. Damit stieg natürlich auch die Spannung um ein Vielfaches an.

Die Idee des Plots fasziniert mich immer noch. Es ist ein durchaus interessantes Szenario, das sich Kelly Parsons hier ausgedacht hat. Ich glaube zwar nicht, dass es in naher Zukunft dazu kommt, aber ausschließen kann man heutzutage kaum noch etwas. Aufgrund des gewählten Themas ließen sich Erklärungen (wie oben erwähnt) auch keinesfalls ganz vermeiden.

Die Erzählform wechselt im Buch – wir lesen mal aus der Ich-Perspektive und dann gibt es wieder einen allwissenden, neutralen Erzähler. Ich persönlich mag diesen Stil, da es einfach für Abwechslung sorgt und natürlich auch Sympathien schaffen kann.

Etwas schwierig, fand ich die Tatsache, dass man alle Hintergründe bereits nach zwei Dritteln des Buches kannte. Im letzten Drittel gab es demnach nur noch den großen Showdown – wie man ihn aus Amerika kennt.

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Fazit:

„Unter dem Messer“ begeistert Leser/innen, die sich für Medizin und Technik interessieren und sicher auch alle anderen, die Spaß an einem außergewöhnlichen Plot haben. Die Spannung baut sich jedoch eher langsam auf und einige Erklärungen behindern den Lesefluss. Die Geschichte selber gefiel mir jedoch gut und auch das Ende war nach meinem Geschmack.

Bewertung vom 21.11.2018
Marion, für immer 13
Fraisse, Nora

Marion, für immer 13


sehr gut

Das Buch wurde von Marions Mutter Nora Fraisse geschrieben. Sie beschreibt aus ihrer Sicht den Suizid ihrer Tochter. Das Buch beginnt fast unmittelbar bei den Geschehnissen am Todestag. Nora Fraisse richtet ihre Worte als Autorin dabei direkt an ihre Tochter – als würde sie einen Brief an Marion schreiben. Diese direkte Ansprache ist sehr eindringlich und emotional.
Ich habe bisher keinerlei Erfahrungsberichte gelesen, kann mir jedoch vorstellen, dass diese Art des Romans auch bei anderen Themen sehr aufwühlend ist. Hierbei geht es nun um Mobbing in der Schule. Ein junges Mädchen, das sich keinen Ausweg mehr denken kann und daraufhin den Tod gewählt hat. Sie erhing sich in ihrem eigenen Kinderzimmer.
Die Mutter von Marion wusste am Anfang nicht mal den Grund für den Freitod ihrer Tochter und begann deswegen zu recherchieren. Dabei taten sich einige schlimme Dinge auf, die Marion widerfahren sind. Auch gab es viele unglückliche Umstände – so erfuhren die Eltern beispielsweise über die Medien von einem Abschiedsbrief oder bekamen im Bekanntenkreis kaum oder keinerlei Anteilnahme gezeigt. Es zeigte sich auch im Verlauf der Recherchen, dass Marion ihre Eltern angelogen hat, um Vorkommnisse in der Schule zu vertuschen. Vermutlich weil sie sich schämte oder einfach nur selber damit zurechtkommen wollte – ohne Hilfe.
Ich finde dieses Thema überaus wichtig und hoffe, dass Mobbing weiter besprochen und nicht totgeschwiegen wird. Weder von Schülern, Eltern oder Lehrern. Wenn man etwas erfährt, was Mobbing auch nur ähnelt, sollte man eingreifen. Außerdem muss viel mehr für Prävention und Aufklärung in diesem Zusammenhang getan werden. Das Buch beleuchtet auch das.
Auch, wenn es ein sehr emotionales und wichtiges Buch ist, möchte ich dennoch einige Kleinigkeiten ansprechen, die mir weniger gut gefallen haben. Nora Fraisse ist keine Schriftstellerin und diesen Umstand merkt man dem Buch an einigen Stellen an. Zum Beispiel wiederholen sich einige Punkte des Öfteren. Außerdem wirkt das Buch etwas „unsortiert“. Damit meine ich, es gibt Kapitel, die ich mir an einer anderen Stelle gewünscht hätte. Außerdem behandelt das Buch nicht die Aufarbeitung des Verlusts in der Familie. Nora Fraisse schreibt fast ausschließlich von den Ereignissen und Personen, die ihr und ihrer Familie nach dem Suizid das Leben noch schwerer gemacht haben – als es die Situation sowieso schon war.
Trotzdem bewundere ich natürlich, den Mut, den die Autorin hier aufgebracht hat, um all das auf Papier zu bringen und somit ein Stück weit gegen Missstände in den Schulen vorzugehen. Ich finde es unheimlich schlimm, dass (junge) Menschen, anderen Menschen psychisch so weit treiben können, dass ein junges Mädchen keinen Ausweg mehr sieht. Allerdings kam auch hervor, dass ggf. von den Eltern aus zu wenig getan wurde. Es wurde um einen Klassenwechsel gebeten, der nie stattfand. Marions Mutter klagt dabei natürlich alle Instanzen an, die Fehler gemacht haben. Diese Anklagen wiederholen sich ziemlich häufig und verleiten irgendwann zum Überfliegen des Buchs, was ich etwas schade fand.
Ein absolut lesenswertes Buch über Mobbing und einen daraus resultierenden Suizid, der nie hätte stattfinden dürfen. Für mich ein höchst aktuelles und wichtiges Thema!

Bewertung vom 13.11.2018
Echo Killer / Polizeireporterin Harper McClain Bd.1
Daugherty, Christi

Echo Killer / Polizeireporterin Harper McClain Bd.1


ausgezeichnet

Harper ist eine taffe, junge Frau – sie hat Mut, ist direkt und ehrgeizig. Trotzdem hat sie auch eine verletzliche Seite. Momente, in denen sie immer noch das kleine Mädchen ist, das ihre Mutter viel zu früh und unter tragischen Umständen verloren hat. Harper´s Charaktereigenschaften sind für mich Zeugnis ihrer Vergangenheit. Das Trauma beschäftigt sie teilweise auch noch heute – ganz besonders nach diesem „kopierten“ Mord. Um den Mörder ihrer Mutter zu finden, würde sie alles riskieren und so stürzt sie sich von einem waghalsigen Plan in den nächsten. Oftmals stört es mich, wenn der Protagonist ständig irrational und fernab jeglicher Vernunft handelt. Hier war dies allerdings gar nicht der Fall. Harper blieb mir stets sympathisch. Ich konnte ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen – auch wenn sie etwas unkonventionell vorgegangen ist, wusste man, warum sie es tut.
Alle weiteren handelnden Personen von „Echo Killer“ sind ebenfalls interessant von der Autorin dargestellt worden. Christi Daugherty hat keine Standard-Charaktere geschaffen. Jede der Figuren hat seine Besonderheiten, die ihn authentisch, geheimnisvoll oder einfach liebenswert erscheinen lassen. Natürlich bedient sich die Autorin ab und zu an kleinen Klischees. So ist die Chefredakteurin natürlich streng und bissig, die Künstlerfreundin arbeitet nachts als Kellnerin in einer Bar und der heiße Polizist trägt Cowboystiefel zu engen Jeans und T-Shirts. Aber die Charaktere sind keineswegs übertrieben. Für mich passten sie direkt in den Südstaaten-Flair, den das Buch versprüht.
„Echo Killer“ las sich für mich wie ein Action-Film. Von einer ereignisreichen Szene ging es zur nächsten spannenden Wendung. Die Autorin ließ weder ihrer Protagonistin noch mir als Leserin viel Zeit zum Durchatmen. Trotz des actionreichen Beginns stellte die Autorin alle wichtigen Figuren in den ersten, circa siebzig Seiten des Romans vor. So hatte man direkt zu jedem Charakter einen ersten Eindruck, der sich während des Lesens festigte oder auch veränderte. Trotz der recht ausführlichen Figuren-Darstellung war der Einstieg ins Buch weder langatmig noch anstrengend. Man war direkt mitten im Geschehen. Das gefiel mir äußerst gut und machte das Buch direkt zu meinem ständigen Begleiter.
Die Spannung, die direkt zu Anfang hochgehalten wurde, fiel für mich zu keiner Zeit ab. Die Atmosphäre, die Christi Daugherty dabei erzeugte, gefiel mir sehr. Ich fühlte mich wie Harper, obwohl die Story nicht von einem Ich-Erzählstil getragen wurde. Ich hielt die Luft an, wenn sie wieder mal einen Ort betrat, von dem sie sich lieber fernhalten sollte, ich war zusammen mit ihr wütend, wenn sie ungerecht behandelt wurde und ich freute mich mit ihr, wenn sie neue Hinweise gefunden hatte oder sie sich Luke, dem jungen Polizist mit den Cowboy-Stiefeln, näher kam. Dazu muss ich sagen, dass ich absolut kein Fan von romantischen Thrillern bin. Aber diese kleine Liebesgeschichte hier war doch eher im Hintergrund und störte mich kein bisschen.
Wie bereits erwähnt, gibt es keinen Ich-Erzähler. Die Autorin verzichtet außerdem komplett auf Zeitsprünge, Perspektiven-Wechsel oder ähnliche stilistische Mittel und zeigt dabei, dass es nichts von dem braucht, um Spannung zu erzeugen. Hier versteht jemand sein Handwerk!
Das Ende des Buches war für mich überraschend. Viele Figuren kamen als Täter nicht in Frage, aber ich dachte, es würde jemand anderes sein. Das Finale war interessanterweise weniger actionreich als erwartet. Dies störte mich jedoch nicht. Leider traf es mich etwas unerwartet, dass „Echo Killer“ mit keiner komplett abschließenden Auflösung aufwartete. Es schreit also förmlich nach einer Fortsetzung mit der taffen Harper McClain. Dagegen habe ich (als Reihen-Vermeiderin) jedoch absolut nichts einzuwenden!
Vewirr-Taktiken, mit Figuren, die ans Herz wachsen, mit tollem Südstaaten-Setting und einem Ende, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt.
Ich spreche eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.10.2018
Pfad der Lügen
Dawson, Lucy

Pfad der Lügen


schlecht

Lucy Dawson schreibt in „Pfad der Lügen“ über Sally, eine überlastete Ehefrau und Mutter zweier Kinder, die ohne Erinnerungen an die letzten Stunden in einem Taxi auf den Klippen Cornwalls zu sich kommt.
Amnesie ist ein beliebtes und häufig besprochenes Thema von Thriller- und Krimi-Autoren/innen. Je nachdem wie der Plot um den Gedächtnisverlust gestrickt ist, kann man auch das zehnte Buch dazu lesen, ohne sich zu langweilen. Hier ist es der Autorin meines Erachtens jedoch nicht gelungen, die Spannung der ersten Seiten aufrecht zu erhalten. Nachdem Sally förmlich aus dem Taxi gestoßen wird, versucht sie sich zu orientieren und stolpert dabei dem Abgrund entgegen. Ein besorgter Spaziergänger wiederum deutet dies als Suizidversuch und alarmiert die Rettungskräfte. Dies ist der Beginn des oft schwerfälligen Thrillers. Sally, die sich nicht daran erinnern kann, wie und warum sie überhaupt in das Taxi kam, ist mit der Situation deutlich überfordert - genauso wie mit ihrem „vorherigen“ Leben als Mutter und Ehefrau. In Sally´s Ehe läuft es schon länger nicht gut. Ihr Baby, Sohn Theo, schläft kaum und stresst somit die restliche Familie gewaltig. Auch Sally´s Ehemann Matthew wirkt sichtlich überfordert und ist seiner Frau keine große Hilfe im Alltag mit den Kindern. Als die Angehörigen von Sally´s Selbstmordversuch erfahren, reagieren alle entsetzt, aber nicht wirklich überrascht. Keiner glaubt Sally, dass sie sich nicht umbringen wollte. Immerhin spürte ihr Umfeld die Überforderung der zweifachen Mutter deutlich. Einzig die Schwiegermutter, Caroline, ist eine psychische Stütze, da sie verständnisvoll zuhört und ebenfalls nicht an einen Suizidversuch glaubt.
Viele der Charaktere in „Pfad der Lügen“ bleiben leider blass. Matthew scheint seiner Frau nicht zuzuhören und wirkt oftmals egoistisch. Noch weniger erfährt man über Sally´s Bruder. Er ist für Sally eine der wichtigsten Personen in ihrem Leben, aber man erfährt auch hier kaum etwas über die geschwisterliche Beziehung. Sally´s beste Freundin tritt fast nur per SMS und Telefon in Erscheinung. Seltsam. Sally´s Eltern kommen nach dem angeblichen Selbstmordversuch zwar vorbei, bleiben aber auch nur Randfiguren. Ihre Mutter wiederum unterstützt ihre Tochter zwar im Umgang mit den Kindern, verhält sich aber sonst auch eher wenig konstruktiv. Sie bevormundet ihre Tochter ständig und trägt sonst kaum zur Handlung bei. Ich fand lediglich den Charakter der zukünftigen Schwägerin, Kelly, wirklich interessant. Kelly und Sally können sich seit ihrer ersten Begegnung nicht leiden. Ganz zum Unmut von Sally taucht die gehasste Schwägerin jedoch nun immer öfter in ihrem Leben auf. Dabei zeigen sich beide Frauen nicht von ihrer besten Seite. Die Fehde zwischen den beiden verlieh der Geschichte wenigstens etwas Schwung. Auch Sally als Hauptfigur ist weder sonderlich sympathisch, noch hinterlässt sie auf andere Art und Weise bei mir einen bleibenden Eindruck. Das Einzige, was während des Lesens überdeutlich wahrzunehmen ist, ist die mütterliche Überfürsorge bezüglich ihrer Kinder Theo und Chloe.
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Das Buch wird aus Sicht von Sally, der Helikopter-Mutter, erzählt. Das war für dieses Buch und die Spannung, die einen Thriller ausmachen sollte, in meinen Augen nicht wirklich förderlich. Kann man anfangs die Verwirrung und Verzweiflung von Sally noch nachvollziehen und die angespannte Lage förmlich spüren, so entwickelt sich dies jedoch während des Buchs immer mehr zu purer Langeweile. Immerzu wiederholt die Autorin die Ereignisse und lässt ihre Protagonistin alles hinterfragen. So dreht sich Sally mit ihr

Bewertung vom 10.10.2018
Mädchen aus dem Moor
Tremayne, S. K.

Mädchen aus dem Moor


sehr gut

Kath, Adam und Lyla Redway leben sehr zurückgezogen auf dem Dartmoor. Während es für Adam so am praktischsten ist, da er als Ranger sein Geld verdient, hat sich Kath mit der Abgeschiedenheit zugunsten ihrer Tochter Lyla arrangiert.
Lyla ist ein sehr spezielles Kind mit autistischen Zügen, was es im Alltag der Redways nicht einfach macht. Nachdem ihre Mutter Kath sich angeblich in einer milden Winternacht umbringen wollte, verhält sich Lyla noch seltsamer als sonst.
Kath selber kann immer noch nicht glauben, dass sie sich tatsächlich umbringen wollte. Nie würde sie Lyla ohne Mutter zurücklassen. Kath stellt jedoch fest, dass ihre vermeintlichen Erinnerungen an diesen Abend nicht zu stimmen scheinen. Da die Familie aufgrund der angespannten und teils auch ungeklärten Lage sichtlich zu zerbrechen droht, versucht Kath herauszufinden, was an diesem Abend wirklich geschah.

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Unbedingt positiv erwähnen muss ich die düstere, geheimnisvolle Stimmung, die während des gesamten Buchs vorherrscht. Ich habe mich beim Lesen gefühlt als würde ich draußen im Dartmoor-Nebel sitzen und vor Angst und Kälte zittern. Die Atmosphäre ist so authentisch und sorgte beim Lesen automatisch für eine unterschwellige Anspannung.
Das Buch wird überwiegend aus Sicht von Kath erzählt. Es gibt jedoch auch Kapitel aus Sicht ihres Mannes und ihrer Schwägerin. Dies lockert die Geschichte etwas auf und treibt auch in einigen Kapiteln, die Spannung voran.
Durch die Ich-Erzählform lernt man die Charaktere sehr gut kennen. Am sympathischsten war mir Kath´s Schwägerin. Sie ist Psychologin und wollte Kath unbedingt dabei helfen, die Geschehnisse aufzuklären. Dabei ist sie sehr empathisch und sichtlich besorgt. Kath´s Ehemann Adam wiederum war mir absolut nicht sympathisch. Er lässt seine Gefühle selten an die Oberfläche oder gar nach außen dringen. So schweigt er beispielsweise an vielen Stellen, statt mit seiner Frau die Ereignisse dieser Nacht aufzuarbeiten. Selbst in Kapiteln, in denen Adam berichtet, dringt man nicht wirklich zu ihm durch.
Kath tat mir oft ziemlich leid. Wie sie versucht, wieder ihre Familienidylle herzustellen und Mann und Tochter sich jedoch dagegen wehren, lässt einen traurig werden.
Die Spannungskurve des Buchs war für mich jedoch relativ flach. Es gab Momente, in denen die Spannung anstieg, jedoch genauso schnell wieder abfiel. Hier wäre es schöner gewesen, wenn die Spannung geblieben wäre. Leider gelang dies dem Autor nicht. Zum Beispiel führten Wiederholungen der Landschaftsbeschreibungen oder aber auch Wiederholungen von Kath´s Gedanken dazu, dass ich das Buch auch problemlos aus der Hand legen konnte.
Das Ende des Buchs und die Auflösung waren jedoch grandios. Die Wendung konnte mich echt überraschen. Obwohl es versteckt im Buch kleine Andeutungen gab, hätte ich niemals in diese Richtung gedacht! Sehr gut! Auch gab es auf den letzten Seiten wirklich actionreiche Szenen. „Das Mädchen aus dem Moor“ endete also in einem furiosen und teils blutigen Finale.
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Fazit:
Das Mädchen aus dem Moor ist ein atmosphärischer, düsterer Thriller, der ab und an etwas vom Gas ging, aber mit einer überraschenden Auflösung punkten konnte. Von mir gibt es vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung für alle, die es gruselig und geheimnisvoll mögen und keine durchgängige Spannungskurve brauchen.

Bewertung vom 18.09.2018
Mädchen, Mädchen, tot bist du / deVries Bd.4
Vries, Mel Wallis de

Mädchen, Mädchen, tot bist du / deVries Bd.4


sehr gut

Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt – zum einen aus Sicht der Opfer, zum anderen aus Sicht des Täters.

Diese Erzählweise finde in vielen Büchern sehr ansprechend, so auch hier. Die Kapitel aus Sicht der Opfer stellen Mädchen in diesem Alter gut dar. Jede ist auf ihre Weise einzigartig, hat Macken, ist aber auch ein vollkommen normaler Teenager, der Träume hatte und es nicht verdient so früh aus dem Leben zu scheiden. Der Täter sieht dies natürlich anders. Er verurteilt sie für Dinge, die sie tun oder getan haben und man spürt förmlich den Hass, der aus ihm spricht. Wir erfahren somit auch immer ein bisschen mehr zum Motiv des Mörders. Die Szenen, in denen der Mörder tötet, sind sehr emotional beschrieben und haben mich echt gepackt. Total wichtig, bei Büchern aus dem Jugendgenre, ist es mir, dass zwischen „gut“ und „böse“ getrennt wird und eine gewisse Moral am Ende steht. Dies tat es hier! Sehr interessant aufgearbeitet!

ACHTUNG SPOILER!!!

Was mir leider nicht gefiel, war die Tatsache, dass man beim Lesen nicht auf den Mörder kommen konnte. Die Figur trat nie direkt in Erscheinung. Man möchte doch bei so einem Buch miträtseln können. Dafür einen Punkt Abzug!

Fazit:
Ein absolut lesenswertes Buch über die Folgen von Mediennutzung, Cybermobbing und ähnliches. Für mich ein höchst aktuelles und wichtiges Thema!

4 von 5 Sternen für dieses toll erzählte Buch, das emotional und bildhaft erzählt wird. Da Tötungsszenen hier doch konkret wiedergegeben werden, empfehle ich das Buch auf keinen Fall Kindern unter 14 Jahren!

Bewertung vom 01.08.2018
Ein Teil von ihr
Slaughter, Karin

Ein Teil von ihr


sehr gut

Das Cover hat mich direkt überzeugt. Die Farben und Kontraste sind toll gewählt. Das „ausradierte“ Foto in Verbindung mit dem Titel lässt direkt die Neugier in mir erwachen. Nachdem ich dann den Klappentext las, wusste ich, dass ich das Buch lesen muss.

Das Buch wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Ein Strang spielt im Jahr 2018. Der zweite Erzählstrang beginnt im Jahr 1986. Gleich zu Beginn des Titels – bevor wir die Figuren überhaupt richtig kennenlernen – landen wir in einem Amoklauf. Andrea und ihre Mutter Laura befinden sich in einem Diner, das von einem Amokschützen gestürmt wird. Andrea (genannt Andy) ist mit der Situation vollkommen überfordert. Ganz anders ihre Mom Laura. Sie überwältigt den Schützen und tötet ihn. Der zweite Handlungsstrang spielt über 30 Jahre zuvor und berichtet von einer Gruppe junger Menschen, die angeführt vom charismatischen Nick, eine radikale Vereinigung gründen und mehrere Attentate planen.
Karin Slaughter hat einen sehr lebendigen Erzählstil, der es aufgrund Ihrer Beschreibungen möglich macht, mitten ins Geschehen zu tauchen. Gerade die Action-Szenen liefen in meinem Kopf wirklich ab wie im Film. Ich konnte alles genau vor mir sehen und musste kein einziges Mal etwas erneut lesen oder kurz in den Sätzen zurückgehen, um es mir vorstellen zu können. Leider neigt die Autorin dazu einige dieser Szenen (insbesondere das Attentat im Diner) immer wieder ausufernd zu beschreiben. Oft schweift sie dabei auch ins Unwesentliche ab und bauscht in meinen Augen unsinnige Themen auf (z.B. die nicht passenden Kleider von Andrea).
Zu Anfang der Geschichte war extrem viel Spannung und Tempo in der Handlung. Beides ebbte jedoch nach ca. 200 Seiten ab. Ungefähr 100 Seiten später wurde es wieder interessant. Diese Passagen haben sich jedoch echt gezogen… für die Story und den Plot waren die Seiten durchaus berechtigt. Man hätte sie aber auch wesentlich komprimierter zusammenfassen und auch spannender erzählen können. Hier musste ich mich echt etwas durchquälen. Auch die langen Kapitel entsprechen leider nicht meinen Lesegewohnheiten. Trotz Cliffhangern konnte ich mich dann oft nicht aufraffen noch ein weiteres 25-seitiges Kapitel zu lesen.
Die beiden Hauptfiguren waren mir nicht sonderlich sympathisch. Das ist mir aber auch nicht wichtig. Wichtig erachte ich, ob die Charaktere glaubhaft sind und authentisch handeln. Dies konnte ich bei Andy leider nicht immer behaupten. Sie durchfährt zwar eine Entwicklung während der Geschehnisse, dass diese sie aber so viel selbstbewusster machen, finde ich persönlich unglaubwürdig. Andy wird außerdem zu Anfang als unselbstständig und naiv bezeichnet und auch so dargestellt. Im Verlauf der Handlung erweist sie sich jedoch als ausgezeichnete Detektivin und bedenkt unheimlich viel. Das passt nicht 100 Prozent zusammen.
Mit steigender Seitenanzahl wurde auch die Story immer komplexer, immer weitere Figuren stießen zur Handlung hinzu und machten es auch zwischenzeitlich etwas undurchsichtig. Da man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, wie die Handlungsstränge zusammengehören, machte es das Lesen etwas schwierig. Das Gesamtkonzept des Plots ist jedoch durchaus stimmig.

Das Buch fing rasant an, jagte mich von einer Seite zur nächsten… und dann ebbte meine Spannung leider genauso schnell ab wie sie begann. Nach einigen langatmigen Passagen ging es dann jedoch wieder actionreich weiter und die Story wurde zu einem (aus meiner Sicht) klassisch-amerikanischen Thriller. Es geht um Geheimnisse, schmerzhafte Erinnerungen, unglückliche Liebe, Gewalt, Erpressung und Missstände im System.
Die Frage, die sich die ganze Zeit stellt, ist: Wer ist Laura? Und warum ist sie die, die sie heute ist…
Die Lösung hierzu wird nur in kleinen Häppchen serviert und je mehr man liest, umso undurchsichtiger wird es zunächst.
Ein durchaus guter Thriller mit kleinen Makeln in der B-Note. Eine Leseempfehlung spreche ich für Fans des Genres aus.

Bewertung vom 27.07.2018
Ich will dir gehören! / Dirty Love Bd.1
Paige, Laurelin

Ich will dir gehören! / Dirty Love Bd.1


ausgezeichnet

Rezension „Dirty Love – Ich will dir gehören“ von Laurelin Paige
„Dirty Love – Ich will dir gehören“ – erschienen am 02.07.2018 im MIRA Taschenbuch Verlag – konnte ich im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks lesen. Vielen Dank für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars, welches meine Meinung in keinerlei Hinsicht beeinflusst hat.

Das Cover hat mich direkt auf das Buch aufmerksam gemacht, obwohl ich kein sonst wenig Liebes-/Erotikromane lese. Ein stilvoll gekleideter Mann auf einem Ledersessel, die Hand grüblerisch an seinem Kinn, … sein Gesicht bleibt jedoch bis auf einen Bartschatten und sinnliche Lippen verborgen. Echt geheimnisvoll. Echt sexy. Da musste ich genauer hinsehen. Der Klappentext tat sein Übriges! 

Das Buch unterteilt sich in zwei Abschnitte: Dirty Boys und Dirty Men. Dirty Boys ist der wesentlich kürzere Part von beiden und spielt zur College-Zeit unser Protagonistin Sabrina. Diese erzählt während des gesamten Buchs aus der Ich-Perspektive.

Die Autorin versteht es die Zerrissenheit von Sabrina darzustellen. Will sie Donovan? Will sie ihn nicht? Was will sie dann? Was wäre gut für sie? … Wir werden die gesamte Zeit damit konfrontiert. Hier gibt es hin und wieder Momente, bei denen man denkt: „Mensch Mädchen, jetzt zieh doch mal einen Schlussstrich!“. Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass dies viel leichter gesagt als getan ist. Ich finde Sabrina´s Handeln also nicht unrealistisch.

Donovan ist die ganze Zeit über so, wie es bereits das Cover vermuten lässt: geheimnisvoll, sexy und ein arroganter Idiot! Erst zum Ende des Buchs versteht man ihn besser und hat auch stichhaltige Beweise dafür. Gesund ist das zwar nicht, was er da tut… aber trotzdem irgendwie nachvollziehbar.

Besonders hervorheben möchte ich noch den lockeren Schreibstil der Autorin. Damit meine ich nicht, dass die Sprache einfach oder langweilig ist. Die Seiten fliegen einfach dahin. Und obwohl ich sonst überwiegend Thriller und Krimis lese, war mir während des Buchs keinen Augenblick langweilig!!!

Ein gelungener erotischer Roman, der nicht nur eine Sex-Szene an die nächste reiht. Hier geht es auch um die Psyche der Hautfiguren und um die Verarbeitung eines Traumas. Ja es gab auch grenzwertige Themen (z.B. Vergewaltigungsfantasien) – wenn aber der Titel schon „Dirty Love“ lautet, sollte wohl klar sein, dass wir es hier nicht mit Blümchensex zu tun bekommen. Ich finde, es wurde im Buch sehr gut deutlich gemacht, dass diese Fantasien nicht zum üblichen „Repertoire“ im Schlafzimmer gehören.
Der Epilog hat mir auch sehr gut gefallen! Und nun bin ich schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, der im Dezember 2018 in den Läden stehen wird!
Ich gebe 4,5 von 5 Sternen, da mich das Buch sehr gut unterhalten hat! Der kleine Abzug bezieht sich auf kleinere Fehler im Lektorat, die mich persönlich stören.

Bewertung vom 24.07.2018
Bei deinem Leben
Parks, Adele

Bei deinem Leben


sehr gut

Cover und Klappentext:
Das Cover hat mich schon lange vor Erscheinungstermin auf das Buch aufmerksam gemacht – die schier endlos wirkenden Treppen; die Frau, die sich auf dem Weg nach unten befindet; der gut gewählte Kontrast des Titels… gefällt mir alles sehr gut!

Stil und Storyaufbau:
Das Buch wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es gibt Kapitel aus Sicht von Anna, Zoe, Nick und auch aus Sicht ihrer Mütter. Dies macht das Buch äußerst kurzweilig. In manchen Kapiteln wird dabei auch aus der Ich-Perspektive des jeweiligen Protagonisten berichtet. Durch die subjektive Sichtweise wird es noch spannender aber auch noch undurchsichtiger für den Leser. Was kann man glauben – und vorallem WEM kann man glauben?
Die Autorin versteht es die Gefühle der Hauptfiguren einzufangen. Mir war keiner der Protagonisten unsympathisch. Das heißt nicht, dass ich ähnlich handeln würde. Aber ich konnte alle auf gewisse Weise verstehen. Natürlich gab es Momente, in denen ich dachte: „Ob das im realen Leben wirklich so passieren würde?“ – Aber es ist schließlich ein Roman. Es ist Fiktion und Fantasie… und darum lesen wir doch, um in eine Welt abzutauchen, die der Autor für uns geschaffen hat.
Besonders hervorheben möchte ich hier auch den absolut federleichten Schreibstil der Autorin. Damit meine ich nicht, dass die Sprache einfach oder langweilig ist. Die Seiten fliegen einfach dahin. Ihre Ausdrucksweise ist realitätsnah, unterhaltsam und wirkt sehr lebendig.
Aufgrund der abwechselnden Sichtweise aufs Geschehen entstehen durchaus einige Cliffhanger, die dazu verleiten, immer noch einige Kapitel weiterzulesen. Aus meiner Sicht hat der Titel dafür durchaus das Prädikat „Psychologischer Spannungsroman“ verdient.

Charaktere:
Es gibt im Grunde drei Hauptpersonen: Anna, Zoe und Nick.
Anna – ist auf der Suche nach der großen Liebe. Sie war immer „der gute Zwilling“, erfüllte Erwartungen, war strebsam und verzaubert jeher alle durch ihre herzliche, fürsorgliche Art.
Zoe – hingegen glaubt nicht an die große Liebe. Eigentlich glaubt sie an nichts, was man unter dem Begriff „Romantik“ zusammenfassen würde. Sie war die rebellische Zwillingsschwester, traf sich mit Jungs, verfiel Alkohol und Drogen und sorgt überall für ein gewisses Chaos.
Nick – war ein geborener Aufreißer. Er war der Typ Mann, von dem Sprüche wie: „Wozu die Kuh kaufen, wenn ich ein Glas Milch will?!“ stammen könnten. Bis er Anna traf… Anna verzaubert auch ihn.
Da ich keine Spoiler in meinen Rezensionen einbaue möchte, muss ich hier leider auch schon aufhören… Die Entwicklung der Hauptfiguren (und die Gründe hierfür) sind das Spannendste am Roman.

Fazit:
Das Buch fing für mich durchaus unterhaltsam an… der Schreibstil der Autorin riss mich wahrlich mit. Leider vermutete ich sehr schnell die Auflösung der Story – zwar nicht in allen Details. Aber die grobe Richtung war für mich sehr schnell klar. Ich habe lange Zeit gehofft, falsch zu liegen. Dadurch war ich natürlich umso motivierter weiterzulesen - immerhin.
Ca. ab der Mitte des Buches wurde es mir etwas zu langatmig. Die Autorin schrieb nichts „Neues“ mehr. Sie wiederholte fortlaufend die Gefühle der Hauptfiguren… da fehlte eine gewisse Abwechslung. Das Ende wiederum war mir etwas zu hektisch… es wurde zwar einiges erklärt. Aber irgendwie fühlte ich mich damit nicht zufrieden. Eventuell kennt ihr dieses Gefühl?
Der Epilog hat mich dafür wiederversöhnt. Diesen fand ich durchaus gelungen. Meine Einschätzung zum Ende sowie zum Epilog ist jedoch subjektiv. Ich vermute, dass es andere genau umgedreht sehen werden. Deswegen sollte man sich am besten selbst eine Meinung bilden und das Buch lesen.
Ich gebe vier von fünf Sternen, da mich das Buch sehr gut unterhalten hat, aber es leider nicht so überraschend war, wie ich erhofft hatte und es zwischenzeitlich etwas Spannung verloren hat.