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Benutzername: 
Daggis_Welt
Wohnort: 
Pfalz

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2015
Gemeinsam finden wir das Glück
Hamberg, Emma

Gemeinsam finden wir das Glück


sehr gut

Inhalt
Bror ist 13 Jahre alt und kann abends nie einschlafen, weil er seine Eltern streiten hört. Er beschließt, eine Teilnahme an einem Segelcamp vorzutäuschen, damit seine Eltern vier Wochen ohne ihn in Urlaub fahren und hofft, dass sie so wieder zueinander finden. Auf der Suche nach einer Unterkunft für diese Zeit landet er bei der 60 Jahre alten Jane, die sich um verletzte Tiere kümmert.

Dorthin verschlägt es auch Theresa, die ihren Heimatort verlassen hat, weil sie sich mehr von ihrem Leben erhofft, als ihre Arbeit in einer Imbiss-Bude und die Beziehung zu ihrem Jugendfreund. Sie will die Weichen ihres Lebens neu stellen.

Auch Jane trägt ein Päckchen aus der Vergangenheit und so machen sie sich gemeinsam auf den Weg, um ihr Glück zu finden.


Protagonisten
Bror ist 13 Jahre alt, hat eine Schwäche für den französischer Chansonnier Serge Gainsbourg und trägt Vintage-Anzüge. So wurde er zum Außenseiter in der Schule und hat keine Freunde.

Theresa, genannt Tessan, ist 29 Jahre alt. Mit ihrem Freund ist sie zusammen, seit sie als Jugendliche von ihrer Mutter weg kommen wollte, zu der sie nie eine innige Beziehung hatte. Sie liest am liebsten Kochbücher und würde viel lieber tolle Gerichte zaubern, als in einer Imbissbude zu stehen. Ihr Ziel ist es, der Routine ihres Lebens zu entkommen.

Jane ist 60 Jahre alt. Ihr Haus steht Tieren und auch Menschen in Not offen. Sie hat ihre Heimat verlassen und seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Als ihre Mutter stirbt, kehrt sie mit ihren Freunden zurück.


Geschichte
Als Leser des Buches sollte man bereit sein, sich auf eine ungewöhnliche Geschichte einzulassen. Sie beginnt mit den beiden Handlungssträngen um das Leben von Bror und Tessan. Doch schon daraus, wie Bror und Tessan unabhängig voneinander auf Jane stoßen wird klar, dass hier Übertreibungen im Spiel sind.

Die Geschichte macht nachdenklich, sie spielt viel mit den Gefühlen der Protagonisten, die sehr liebenswert gezeichnet sind. Außerdem erzählt sie von Mut, Kraft und Stärke. Sie ist aber auch verrückt, überdreht und auf positive Weise realitätsfremd.


Übersetzung
In Anbetracht dessen, dass die Übersetzerin Orte und Straßen mit ihren schwedischen Originalbezeichnungen übernommen hat, finde ich es sehr schade, dass sie ausgerechnet den Namen des Restaurants wörtlich übersetzt hat zu „Rosenhecht“, anstatt auch hier das schwedische Rosengädda zu verwenden, dass sich doch um einiges romantischer und liebevoller anhört.

Das Buch wurde mir von einem Freund empfohlen, der das Buch auf schwedisch gelesen hat. Nachdem ich am Ende des Buches angekommen war, war ich ein wenig irritiert, weil mir nicht klar war, was genau IHM an diesem Buch gefallen hatte, denn für mich war es eher ein Frauenroman.

Bei unserem Gespräch stellte sich heraus, dass er das Buch und insbesondere die Dialoge so unterhaltsam fand, dass er herzlich lachen musste. Er erzählt von einer etwas abgedrehten Geschichte, die ihn bestens unterhalten hatte. Das konnte ich nicht nachvollziehen, denn für mich hat die Handlung eher einen ernsten Hintergrund. Daher habe ich mich gefragt, ob die Übersetzung einen solchen Einfluss hatte, dass die Wirkung auf den Leser eine ganz andere ist.

Ich plane nun, das Buch auch noch im Original zu lesen, sobald ich meine Schwedisch-Kenntnisse noch etwas erweitert habe und ich bin gespannt, wie es dann auf mich wirkt.


Fazit
Meine Bewertung bezieht sich nur auf die von mir gelesene Version. Die Geschichte hat mich angesprochen und konnte mich mitreißen, sie hat mich ein wenig darüber nachdenken lassen, wie man festgefahrene Wege verlassen und etwas Neues wagen kann. Der Roman war kurzweilig und unterhaltsam, allerdings sollte man sich, wie bereits erwähnt, auf etwas verrückte Details einlassen können.

Bewertung vom 21.10.2015
Vergiss nicht, dass wir uns lieben
Leciejewski, Barbara

Vergiss nicht, dass wir uns lieben


sehr gut

Inhalt
Ohne von einander zu wissen, wachen eine Frau und ein Mann an verschiedenen Stellen eines Waldes auf. Sie können sich beide nicht daran erinnern, wie sie dort hin gekommen sind, sie wissen nicht einmal, wer sie sind. Nach dem ersten Schock beginnen sie beide die Gegend zu erkunden und gelangen zu einem Haus, wo sie aufeinander treffen.

Sie werden zunächst zu einer Zweckgemeinschaft, geben sich Namen, erkunden das Haus und die Umgebung und müssen feststellen, dass sie weder Kontakt zur Außenwelt aufnehmen, noch auf Hilfe hoffen können. Paula und Johannes, wie sie sich nun nennen, finden mit der Zeit zueinander und leben ihre Liebe in ihrem kleinen Paradies. Doch eines Tages tauchen Menschen auf und wollen ihnen die Antworten auf die Fragen geben, die sie sich vor vielen Monaten, bei ihrem ersten Aufeinandertreffen gestellt haben, für die sie sich nun aber gar nicht mehr interessieren. Doch es gibt kein Entkommen, schonungslos erfahren sie die ganze Geschichte und stehen vor den Trümmern ihres so kurzen gemeinsamen Lebens.


Protagonisten
„Sie“ und „Er“ wachen unabhängig von einander auf einer Insel auf und Treffen sich nach einiger Zeit, um festzustellen, dass sie das gleiche Schicksal teilen. Sie geben sich die Namen Paula und Johannes.

Die beiden sind schwer zu charakterisieren, da sie sich in einer Ausnahmesituation befinden. Sie müssen sich arrangieren, entdecken sich, entdecken den anderen, sind fernab von Zivilisation.

Die beiden Protagonisten wissen zu Beginn genau so wenig über sich, wie der Leser. In den Monaten ihres Zusammenlebens geschieht hin und wieder etwas, was sie auf ihr früheres Leben schließt lässt. Beispielsweise entdeckt Johannes seine Liebe zum Schreiben und Paula stellt fest, dass sie ärztliche Versorgung leisten kann. Im Nachhinein erfahren die beiden, dass sie damit sehr nah an der Wahrheit lagen.


Handlung
Ich fand den Einstieg in die Geschichte sehr schwer. Für mich hatte das eher weniger von einem Krimi, als vielmehr von einem Fantasy-Roman, denn welchen Grund sollte es auch geben, dass die beiden Protagonisten sich nicht mehr daran erinnern konnten, wer sie waren und woher sie kamen, wie sie aussahen und wie ihre Stimme klang.

Das hat mir auf den ersten Seiten viele Längen beschert. Doch das Durchhalten hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Liebesgeschichte, die sich langsam zwischen den beiden entwickelt, ist wunderbar geschrieben. Die Macht der Liebe zeigt sich darin, dass die beiden sich zuerst an ihr kleines Paradies gewöhnen und sich später nicht mehr vorstellen können, in eine Zivilisation zurückzukehren, bzw. sogar Angst davor haben.

Die Auflösung über den Gedächtnisverlust fand ich sehr spannend konstruiert. Ich möchte nicht zuviel verraten, denn dieser Teil ist maßgeblich für die ganze Geschichte.


Schreibstil
Den Schreibstil von Barbara Leciejewski habe ich mehrfach unterschiedlich aufgenommen. Am Anfang war er etwas kühl, die Liebesgeschichte eher zart, während die Auflösung um die Vergangenheit etwas härter und manchmal sogar schonungslos war. Die Beschreibungen der Umgebung sind bildhaft, so dass man als Leser vor dem inneren Auge sehen konnte, was die beiden Protagonisten so fasziniert hat.


Fazit
„Vergiss nicht, dass wir uns lieben“ von Barbara Leciejewski ist ein etwas anderes Buch, an das man keine Erwartungen stecken darf. Damit meine ich nicht die Wertung des Buches, sondern, dass man keine Liebesgeschichte erwarten darf und auch keinen Krimi. Als Leser muss man sich auf das Buch einlassen können.

Hier hat sich das Durchhalten ganz eindeutig gelohnt, denn obwohl ich anfangs einige Absätze nur quer gelesen habe, hat mich die Handlung dann gepackt, mir eine zarte Liebesgeschichte und danach ein Thema beschert, über das man ruhig einmal nachdenken darf.

Bewertung vom 10.08.2014
Vergessen / Verena Irlenbusch Bd.1
Pistor, Elke

Vergessen / Verena Irlenbusch Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:

Die Ermittlerin Verena Irlenbusch muss sich neben ihrem Beruf auch um ihre Großmutter Ruth kümmern, deren Alzheimer-Erkrankung immer mehr in den Vordergrund tritt. Sie ist gerade bei Ruth, als ihre Partnerin Leo anruft und sie zu einem Einsatz bestellt. Dort wartet sie vergebens, Leo kommt am Einsatzort nie an, sie ist auf der Fahrt mit dem Motorrad verunglückt und wird lange Zeit ausfallen. Der eigensinnige Christoph Todt wird Verena bis auf Weiteres als Partner zur Seite gestellt.

Die beiden müssen den Tod mehrerer Personen aufklären, die sich offensichtlich unter Drogeneinfluss selbst umgebracht haben. Es gibt eine Verbindung zwischen den Toten, mehr noch, es gibt noch weitere Personen, die nun potentielle Opfer sind. Als auch noch eine Kindesentführung in den Fall hineinspielt, wird es Zeit, dass Verena und Christoph sich zusammenreißen und als Team arbeiten. Aber das ist leichter gesagt, als getan, denn schließlich haben beide noch ein Päckchen aus ihrem Privatleben mit sich zu tragen.

Meine Gedanken zum Buch:

Elke Pistor befördert den Leser direkt mitten in die Geschichte. Zwei kleine Mädchen spielen Verstecken, schnell macht sich das Bauchgefühl breit, dass einem der beiden Kinder etwas zustoßen wird. Und damit hatte mich die Autorin bereits in den Bann der Geschichte gezogen. Zunächst wollte ich natürlich erfahren, was dem Kind passiert, sobald ich das wusste, geht die Reise in den nächsten Abschnitt. Ein Mann bedroht einen Zahnarzt, dann ein Notruf aus einer Arztpraxis, zwei Personen tot. Der Leser bleibt zunächst im Dunklen, weiß nicht, wer hier wie gestorben ist. Doch schon geht es weiter. Eine krebskranke Frau erhält Besuch und stirbt, aber warum? Zurück zur Zahnarztpraxis …

Ich denke, an diesen wenigen Sätzen, die die ersten Seiten beschreiben, ist gut zu sehen, dass es zu Beginn des Buches Schlag auf Schlag geht, die Autorin gibt dem Leser eine Antwort auf eine noch offene Frage und wirft direkt die nächste Frage auf. “Vergessen” hat mich daher von Beginn an gefesselt und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass mich das Buch eine schlaflose Nacht gekostet hat.

Im Laufe der Handlungen spiegelt sich der Buchtitel mehrfach wieder. Es geht nicht nur um die Alzheimer-Erkrankung der Großmutter und deren damit einhergehende Vergesslichkeit, sondern auch darum, dass Menschen versuchen, etwas vergessen zu machen oder zu verdrängen, was einmal passiert ist.

Der Fall ist sehr spannend aufgebaut und wird durch die Disharmonie zwischen den beiden Ermittlern ergänzt. Ich gebe zu, ich hatte recht früh eine Ahnung, wer sich am Ende als Bösewicht heraus kristallisieren wird. Trotzdem war das Ende doch überraschend und hat der Geschichte den letzten Schliff gegeben. Ich habe mich sehr gefreut, zu lesen, dass Elke Pistor Verena und Christoph als neues Ermittlerteam bezeichnet hat, so dass ich mich schon auf einen zweiten Fall der beiden freuen kann.

Bewertung vom 24.10.2012
Der Architekt
Winner, Jonas

Der Architekt


weniger gut

Zum Inhalt:

Der Stararchitekt Julian Götz ist angeklagt, seine Frau und seine Kinder erschlagen zu haben. Der Drehbuchautor Ben gerät durch Zufall in den Prozess und wird gefesselt von der Geschichte um Julian und seine Familie. Er beschließt, ein Buch zu schreiben und den Fall aufzuarbeiten. Dabei gerät er in eine Spirale aus Psychospielchen und Intrigen.

In einem zweiten Handlungsstrang lernt der Leser die junge Mia kennen, die sich teils freiwillig, teils unfreiwillig in einem Haus befindet, in dem die Menschen zum Schutz ihrer Identität eine Maske tragen, was sie dort tun, bleibt der Phantasie des Einzelnen überlassen.

Vervollständigt wird die Geschichte durch architektonische Details an Privathäusern und öffentlichen Gebäuden und an Selbstversuchen des jungen Julian Götz.

Meine Meinung:

Der Klappentext hatte einen fesselnden Thriller, ein raffiniertes psychologische Puzzle versprochen, die ersten Seiten haben mir das Gefühl gegeben, dass „Der Architekt“ auch genau das bietet, doch leider hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllt:

Aufgebaut ist „Der Architekt“ als Buch im Buch, denn Ben beschließt – wie oben bereits beschrieben – , über den Fall zu schreiben. Der Protagonist wurde mir an keiner Stelle sympathisch. Er baut sich ein Lügengerüst auf, bricht in die Privatsphäre fremder Menschen ein, um an neue Informationen zu kommen und wirkt richtig gehend besessen von dem Buch. Warum er gegen Ende einer Wahnvorstellung verfällt, kann ich mir nicht erklären.

Auch den anderen Personen konnte ich wenig abgewinnen. Zum größten Teil sind sie unsympathisch, seltsam, oder ihr Verhalten ist völlig unrealistisch (die Familie der ermordeten Frau spielt im Garten des Tatorts „Kinder erschlagen“ – da fehlt mir jegliches Verständnis…). Teilweise musste ich mich zwingen, weiter zu lesen, weil die ganze Geschichte unglaubwürdiger und verwirrender wurde. Das Einzige, was ich an der Story mit dem Begriff „Psycho“ bezeichnen würde, sind die Personen, die in dem Buch mitspielen.

Die Spannung hat mir fast komplett gefehlt. Einzig die Neugier, ob das Buch noch eine Überraschung bereit hält und das Bedürfnis, zu wissen, was aus Mia wird, hat mich zu Ende lesen lassen, aber „Der Architekt“ bietet nicht einmal ein befriedigendes Ende.

Schade, denn Ideen für eine lesenswerte Geschichte waren vorhanden. Sie tauchen im Laufe des Buches immer wieder auf, allerdings meist unstrukturiert und zusammenhangslos, so dass mir am Ende nicht mehr bleibt, als zu sagen, dass ich keine Leseempfehlung aussprechen möchte.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2012
Eifler Zorn
Pistor, Elke

Eifler Zorn


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Ina Reichl ist Schutzpolizistin in Gemünd und wird mit ihrer Kollegin Sandra Kobler zu einer Baustelle gerufen. Eine Baggerführerin ist beim Abriss eines Anwesens auf eine Holzkiste mit einer Leiche gestossen. Dem Toten wurden postmortal die Hände abgetrennt. Die Leiche ist nicht verwest, der Arzt geht aber davon aus, dass sie schon länger in der Kiste gelegen hat, doch es gibt keine Vermisstenmeldung, die zu dem Toten passen würde.

Zur gleichen Zeit werden im Nationalpark unerlaubte Feuerstellen gefunden, die vom Aufbau her an ein satanistisches Ritual erinnern.

Die Ermittlungen der Polizei laufen in beiden Fällen auf Hochtouren, als auf der Baustelle eine weitere Leiche gefunden wird. Der Mord geschah erst wenige Stunden zuvor und auch dieser Leiche wurden die Hände abgetrennt.

Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, denn es stellt sich heraus, dass eine vermeindliche Satanistin einen der Toten gekannt hat. Es dauert aber noch einige Zeit, bis die Ermittler heraus finden, wie die Fälle zusammen hängen.

Im Prolog, der im Jahr 1903 spielt, wurde ein Junge gefesselt und gefoltert. Es hat den Anschein, als ob der Prolog mit einem zweiten Handlungsstrang verbunden ist, der in der Vergangenheit spielt und in dem der Leser von Paul erfährt, dessen Schwester an Diphterie stirbt. Nach ihrem Tod schaltet sich die Jugendfürsorge ein. Die Kinder werden aus der Familie heraus gerissen und Paul kommt in ein Heim, das von starker Hand geführt wird und wer sich nicht anpasst, hat mit schlimmen Konsequenzen zu rechnen...



Meine Meinung

Eifler Zorn ist das dritte Buch aus einer Reihe um Ina Reichl. Elke Pistor macht es ihren neuen Lesern sehr leicht, sich einzufinden. Die Autorin erzählt von Inas Vergangenheit und innerhalb weniger Seiten weiß der Leser den Großteil dessen, was man über die Polizistin wissen muss, um der Geschichte folgen zu können.

Der erste Todesfall hat mich nicht sofort in den Bann gezogen, aber als nach und nach klar wird, wer mit wem wie zusammenhängt, war ich gefesselt von der Geschichte. Mit dem zweiten Toten habe ich angefangen, Vermutungen anzustellen, wer der Mörder gewesen sein könnte. Das Ende hat mich dennoch überrascht, denn den wirklichen Mörder hatte ich gar nicht auf der Rechnung.

Der Handlungsstrang um den Jungen Paul spielt für den Krimi-Plot nur eine untergeordnete Rolle. Er ist eher im geschichtlichen, als im kriminalistischen Sinne spannend, aber nicht minder interessant, zeigt er doch auf, wie es armen Familien zu Beginn des 20. Jahrhunderts ergangen sein kann oder muss.

Die gesamte Geschichte wird erweitert um die Probleme von berufstätigen Müttern pubertierender Töchter, die vielen Leserinnen bekannt vorkommen dürften. Darüber hinaus geht Elke Pistor einfühlsam auf ein Täter-Opfer-Verhältnis ein, zu dem ich nicht mehr verraten möchte, als dass es ein Thema ist, das oftmals totgeschwiegen wird.

Mich hat das Buch angesprochen, weil es mehr bietet, als einen ´normalen´ Kriminalfall. Die Autorin erzählt von Schatten der Vergangenheit und Zwängen, von seelischem Leid und Mobbing, von Schuldgefühlen und Abhängigkeit. Die Geschichte ist keine pure Unterhaltung, sondern regt zum Nachdenken an.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich ausserdem, dass vor dem Prolog ein Zitat aus dem Lied "Still" von Jupiter Jones zu finden ist. Dieses Lied von der Punkrockband aus der Eifel gehört zu meinen Lieblingsliedern. Damit war bereits der Einstieg wie für mich gemacht :) und auch sonst hat mich Eifler Zorn absolut überzeugt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2012
Mit dem Kinderwagen durch die Pfalz
Fuchs-Risch, Christina; Fuchs, Philipp

Mit dem Kinderwagen durch die Pfalz


ausgezeichnet

Mit dem Kinderwagen durch die Pfalz ist ein Buch von Christina Fuchs-Risch und Philipp Fuchs und beinhaltet 32 babyfreundliche Wanderungen durch die Pfalz. Die Idee zum Buch entstand – wie sollte es auch anders sein ;) – nach der Geburt ihrer Tochter.

Im Inhaltsverzeichnis sind die Strecken gekennzeichnet mit einem bis vier Kinderwagen (1=leicht, 4=sehr schwer) und jede Tour wird überschrieben mit der Tourenlänge, Dauer, Steigung, Gefälle und mit welchem Kinderwagentyp die Tour befahren werden kann. Ausserdem gibt es zu jeder Tour eine Karte, eine ausführliche Beschreibung und Hinweise darauf, ob es unterwegs Einkehrmöglichkeiten gibt.

Auf dem Buchrücken ist auch das Gebiet, in dem die Touren sich befinden, abgesteckt:

*von Kusel über den Donnersberg nach Bad Dürkheim und von der Weinstraße bis zum Bienwald*



Mein Fazit:

Ich habe mir schon einige Touren angesehen und bin total begeistert von dem Buch. Es ist von Eltern für Eltern gemacht und durch die Angaben von Tourenlänge, Dauer, Gefälle usw. auch eine Hilfe für lauffreudige Eltern, deren Nachwuchs nicht mehr geschoben wird.

Bewertung vom 02.10.2011
Office Affären
Kellaway, Lucy

Office Affären


sehr gut

Stella Bradberry ist Mitte 40, verheiratet, Kinder, Bella Chambers ist Mitte 20, alleinerziehende Mutter einer Tochter. Während es für Stelle steil die Karriereleiter bergauf geht, hat Bella ihr Studium abgebrochen, als sie merkte, dass sie schwanger war.

Sie arbeiten 2008 bei Atlantic Energy. Außer Stella gibt es nur noch eine weitere Frau im höheren Management und das ist Julia Swanson. Als Julias Affäre mit James Staunton öffentlich wird, verlässt Julia die Firma.

Weil Julia von heute auf morgen gekündigt hat, muss Stella ihren Trainee mit übernehmen. Einen Kerl, Mitte 20, der ihr von Anfang an unsympathisch ist. Aber Julias Weggang verändert auch Bellas Leben, denn Bella war Julias Assistentin. Und nun wird sie James Staunton zugeteilt.

Bella versteht es selbst nicht, warum sie sich von James angezogen fühlt. Schließlich sieht er nicht einmal gut aus. Und Stella setzt sich bei ihrem Trainee Rhys in die Nesseln.

Die beiden ungleichen Frauen beginnen zur gleichen Zeit eine Büroaffäre, die junge Bella mit dem älteren Chef James und Stella mit dem wesentlich jüngeren Assistenten Rhys.

Während Bella ihren Alltag trotzdem einigermaßen meistert, vernachlässigt Stella ihre Arbeit und fällt trotzdem immer weiter die Karriereleiter hoch. Sie wird einige Male fast erwischt und wenn sie anfänglich noch dachte, sie hätte neun Leben zu verspielen, kommt sie irgendwann zu dem Punkt, dass es bisher immer gut gegangen ist, dann wird es auch künftig gut gehen.

Das ungewöhnliche an dem Buch ist, dass es im Jahr 2010 beginnt, also über zwei Jahre nach dem Start der Affären. Beide Frauen erhalten fast zur gleichen Zeit eine E-Mail. Bella von James, Stella von Rhys. Der Leser erfährt, was diese Mail in den Frauen auslöst. Und dann erst beginnt Lucy Kellaway die Handlung rund um die Affären zu erzählen. Immer abwechselnd geht es um Bella und Stella. Und um den Wahnsinn von Affären im Büro, Liebe auf dem Schreibtisch, Emails, die nicht nur der Empfänger lesen kann und ungelöschte SMS.

Die beiden Handlungen sind sehr unterhaltsam geschrieben. Das Buch war mir mit den über 440 Seiten zu lang. Die Probleme in den Affären ziehen sich an einigen Stellen wie Kaugummi und eigentlich will man ja nur wissen, ob sie auffliegen, was mit ihnen passiert und vor allem, was es mit den Mails im Jahre 2010 auf sich hat. Aber genau, weil ich das wissen wollte und hab durchgehalten und mir die Nacht um die Ohren geschlagen. Ich möchte nicht sagen, dass es sich nicht gelohnt hat, denn die Geschichte ist lesenswert. Aber kein „muss“… vielleicht eine Urlaubslektüre.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.