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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
ullap64
Wohnort: 
47533 Kleve

Bewertungen

Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Im Wien der 60er-Jahre erfüllt sich Robert Simon einen Traum und eröffnet dort ein kleines Cafe. Es ist keines dieser berühmten Wiener Kafeehäuser, sondern - wie der Titel es so gut beschreibt - eines ohne Namen. Das Cafe wird zum Treffpunkt seiner ebenfalls wie namenlos wirkenden Besucher und ihrer Geschichten.
Dies war mein erstes Seethaler-Buch. Der Autor versteht es bestens, auch ohne große Handlungen eine ganz besondere Atmosphäre der leisen Töne zu schaffen, seinen eigentlich unauffälligen Charakteren Tiefe zu verleihen, ohne aufdringlich zu wirken. Ich habe mich stets als unauffälliger Cafe-Gast und Beobachter in einer Ecke des Raumes gefühlt und konnte mich durch die gekonnten Beschreibungen der Menschen zwar nicht mit ihnen persönlich identifizieren, aber mich in diese hineinversetzen. Für mich eine ganz große Handwerkskunst, auch ohne große Handlung dieses in mir nachhallende Gefühl für die einzelnen Figuren zu erzeugen!

Bewertung vom 19.07.2023
Träume aus Eis
Winkler, Franziska

Träume aus Eis


ausgezeichnet

Angelehnt an eine wahre Geschichte erleben wir das Ehepaar Josef und Erna, die im München der 1920er-Jahre einen Eissalon eröffnen, ihre beiden Töchter Frieda und Lotte helfen dabei. Friedas Freund Erich, der ausgerechnet der Sohn des vermeintlich größten Konkurrenten von Josef ist, ist diesem dabei mehr als nur ein Dorn im Auge. Bringt Josefs einzigartige Entwicklung des neuartigen "JOPA"-Eis-am-Stiel den erhofften Aufschwung?
Dieses wunderbare und im Sommer toll zu lesende Buch hat mich sehr gut unterhalten. Eine typische Familiengeschichte in wirtschaftlich schweren Zeiten mit vielen Aufs und Abs sowie die wirklich interessante Entwicklung des Stieleises, das uns heute so selbstverständlich geworden ist, konnte mich von Beginn an begeistern. Dabei war ich hin- und hergerissen zwischen Sympathien und Antipathien, Verständnis oder Mitgefühl für die einzelnen Charaktere, die hier alle sehr gut ausgearbeitet sind, auch die Nebenrollen sind meines Erachtens gut besetzt und lockern die Geschichte zusätzlich auf.
Trotz der schwierigen Wirtschaftslage kam für mich in dem Roman insgesamt eine positive und hoffnungsvolle Grundstimmung herüber, die in mir bei jedem Leseabschnitt immer die große Lust auf ein Eis geweckt hat. Die tolle und authentische Beschreibung der Münchener Lebensart sowie einige eingestreute Mundartaussprüche haben mir zusätzlich ein großes Lesevergnügen bereitet.

Bewertung vom 17.07.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe


ausgezeichnet

In diesem Debütroman der Autorin begibt sich die junge Londoner Übersetzerin Gwen auf Spurensuche in die Vergangenheit ihrer Familie, insbesondere der ihrer Großmutter und ihrer Mutter, nachdem ihr diverse Briefe und Aufzeichnungen in die Hände gefallen sind. Die Suche führt uns und Gwen quer durch Europa, Hauptschauplätze sind das heutige Polen sowie die beschauliche Kulisse des Schlosses Elmau in Bayern. Muss am Ende die Familiengeschichte neu geschrieben werden?
Nachdem ich mich einmal an die zahlreichen Charaktere und Familienmitglieder gewöhnt hatte (ein dem Roman als Lesezeichen beigefügtes kleines Verzeichnis ist hier erfreulicherweise sehr hilfreich), konnte ich so richtig tief in diese Geschichte eintauchen, die sich für mich spannend wie ein Krimi darstellte. Sehr unterschiedlich ausgeformte Figuren, die wohl über die Jahre alle irgendwie ihre Geheimnisse bewahrt haben und auch ihr Päckchen zu tragen hatten, machen für mich die Geschichte sehr bunt und abwechslungsreich. Ich kann mir vorstellen, dass hier jeder Leser so seine eigne Lieblingsfigur hat, die Sympathien verschieben sich vielleicht im Laufe der Handlung auch mal.
Insgesamt eine tolle Mischung aus Spannung, Familie und Freundschaften, die Jahre überdauern, gerne eine Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 14.07.2023
Das Leben, das uns bleibt
Steinlechner, Tanja

Das Leben, das uns bleibt


sehr gut

Als die Russen 1945 vor Breslau stehen, fliehen Ruth und ihre jüdische Familie mit gefälschten Pässen und landen auf Umwegen schließlich in Freiburg. Nicht nur die Oma, sondern insbesondere ihren Geliebten Ilan musste Ruth schweren Herzes in der Heimat zurücklassen. In Freiburg heiratet sie in eine Juweliersfamilie ein, wird dort aber nicht so richtig glücklich.
Dieses von der Thematik her interessante und sprachlich für mich gut ausgeformte Buch hat mir mit Einschränkungen gut gefallen. Die Protagonistin Ruth ist diesmal nicht die vielleicht immer erwartete starke Frau, sondern lässt vieles über sich ergehen, hat sie es doch eigentlich in den damaligen Zeiten nicht so schlecht angetroffen. Ihre Geschwister wissen da schon genauer, welche Ansprüche sie noch an das Leben haben. Diese Erwartungen Ruths flammen immer mal wieder auf, werden aber von ihr nicht so richtig ausgelebt, was mich insgesamt auch nicht störte, hier passt Ruth recht gut in das Frauenbild der damaligen Zeit.
Genauere Ausblicke in das Goldschmiedehandwerk wären hier noch interessant gewesen, ebenso Hintergründe zum Leben als Jude nach dem Krieg, nicht umsonst hat die Familie ihre Herkunft ja bewusst verschleiert.
Insgesamt hat mich die Geschichte jedoch gut unterhalten, bei der Gesamtbewertung ziehe ich einen Stern ab, da mir das Ende etwas zu glatt lief.

Bewertung vom 13.07.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Es handelt sich um den dritten Band einer Reihe um den Schriftsteller Anthony Horrowitz und den Privatdetektiv Daniel Hawthorne, der auch ohne Vorkenntnis für sich allein gelesen werden kann. Der Autor hat für sich selbst eine Hauptrolle in diesem Roman vorgesehen, er ist Bibliograph des Detektivs. Die beiden werden zu einem Literaturfestival auf die Kanalinsel Alderney eingeladen, auf der noch nie ein Mord geschehen ist. Wie man sich denken kann, wird sich dies im Verlauf des Buches bald ändern, das ungleiche Paar steckt schnell mitten in den Ermittlungen.
Die Handlung ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Autors geschrieben, was mir einige interessante Einblicke in dessen Gedankenwelt verschafft. Auch die nicht immer einfache Beziehung zwischen ihm und seinem "Partner" Hawthorne bekommt hierdurch ein ganz besonderes Flair. Der Autor geizt nicht mit trockenem Humor und Sticheleien, nimmt sich dabei selbst aber auch nicht aus. Die typische scharfsinnige und sachliche englische Ermittlungsarbeit erinnert mich hier stark an Sherlock Holmes oder Hercule Poirot, viele Verdächtige werden nach und nach "abgearbeitet", neue Fakten kommen auf den Tisch, bis der Fall am Ende für mich überraschend, aber dennoch nicht unvorhersehbar und schlüssig aufgelöst wird.
Ein toller Krimi nach typisch englischer Art, bei dem man sich zusätzlich noch gerne auf diese schöne Insel träumen darf.

Bewertung vom 09.07.2023
Machen wir´s uns erst mal nett (MP3-Download)
Loebnau, Bibo

Machen wir´s uns erst mal nett (MP3-Download)


ausgezeichnet

In diesem überaus unterhaltsamen und witzigen Sommer-Roman erleben wir die unterschiedlichsten Charaktere auf einem Campingplatz in Brandenburg, denen eine grosse Sorge gemeinsam ist, nämlich, dass ein Baulöwe droht, den Platz zu kaufen und dort Luxuswohnungen zu errichten. Ob und wie sich die Gemeinschaft der Camper dem zur Wehr setzen kann, erfahren wir im Laufe dieser wirklich humorvollen Geschichte.

Sofort konnte ich mich durch die tollen Charakterbeschreibungen und spritzigen Dialoge als Gast auf dem Campingplatz wiederfinden, als langjähriger Camper weiss ich, dass hinter jeder Figur ein Funken Wahrheit steckt. Oft musste ich mich vor Lachen kringeln, eine absolut empfehlenswerte Lektüre, die man idealerweise im entsprechenden Urlaub lesen sollte, natürlich auch gerne als kleine Vorbereitung für zukünftige Camper. 

Für diese tolle Unterhaltung gerne 5 Sterne von mir, ich hoffe auf neue Geschichten der mir liebgewordenen Figuren.

Bewertung vom 01.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


ausgezeichnet

Was passiert, wenn die Eltern die Arbeit rund um das zu gross gewordene Haus nicht mehr bewältigen können? Sanne, die Älteste der drei Töchter, verfrachtet ihre Eltern kurzerhand in eine kleinere Wohnung, das Haus soll verkauft werden.

Hier fängt die eigentliche Geschichte an, eine Geschichte rund um Geschwister, die ihre Kindheit und vor allem die Bedeutung ihres Elterhauses reflektieren, die miteinander aufgewachsen und doch so verschieden sind. Auch als erwachsene Frauen haben sie teilweise losen Kontakt, kennen sich aber nicht so wirklich. Der Ursprung des gemeinsamen Eltetnhauses führt sie immer wieder zusammen.

Ein Thema, das viele von uns betrifft, die Wurzeln, die man eigentlich nie ganz ablegt, hat mich in diesem Buch nachdenklich gemacht. Der Roman ist für mich- positiv gesehen - nicht allzu tiefgründig, daher leicht und flott zu lesen, trifft jedoch einen Nerv, der berührt. Die wechselnden Erzählperspektiven jeweils aus der Sicht der drei Töchter haben mir zusätzlich einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Protagonistinnen gegeben.

Eine klare Leseempfehlung für eine breit gestreute Leserschaft, eigentlich sollte sich hier jeder angesprochen fühlen.

Bewertung vom 27.06.2023
Schönwald
Oehmke, Philipp

Schönwald


weniger gut

Der Name des Buches ist hier Programm: "Schönwald", eine Familie, deren erwachsene Kinder in alle Himmelsrichtungen verstreut sind und sich nun zur Eröffnung einer "queeren" Buchhandlung der Tochter in Berlin wiedertreffen. Direkt am Eröffnungstag wird die Gesellschaft durch Protestaktionen gestört, die auf die angebliche Nazi-Vergangenheit der Familie hinweisen.
Ich hatte mir hier noch eine spannende Familiengeschichte mit so manchem Geheimnis aus der Vorzeit erwartet, wurde aber enttäuscht. Das Buch habe ich leider nach ca. einem Viertel abbrechen müssen, da für meinen Geschmack hier so gar nichts mehr passierte. Lange, verschachtelte Sätze, Zeit- und Ortssprünge, die ich nicht nachvollziehen konnte und Informationen, die mir nichts sagten und nichts brachten. Ich habe mich wirklich gequält und auch Zeilen übersprungen, was ich sonst nie mache.
Ich denke, das Buch ist vielleicht eher etwas für den absoluten Literatur-Anspruch, für mich als "Normalleser" war es einfach zu umständlich.

Bewertung vom 12.06.2023
Morgen mach ich bessere Fehler
Hülsmann, Petra

Morgen mach ich bessere Fehler


ausgezeichnet

Elli ist zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter Paula und dem kauzigen Onkel Heinz unterwegs von Schleswig-Holstein nach Oberstdorf zu einer Familienfeier, als sie noch den "schnöseligen" Anwalt Cano aufgabeln, der beruflich nach München muss.
Dass diese Konstellation im Auto zu einigen Problemen und Verwicklungen führt, kann sich der Leser denken und wird auch nicht enttäuscht. Ein Großteil der Handlung spielt sich tatsächlich im Auto ab, die Fahrt wird aber weder für die Mitreisenden noch den Leser langweilig.
Wie man es aus den anderen Büchern von Petra Hülsmann gewohnt ist, ist auch diese Geschichte wieder eine tolle Mischung aus Witz, Situationskomik, gepaart mit so manchen Lebensweisheiten, ohne ins Klamaukhafte abzudriften. Heimlicher Star ist hier natürlich die kleine Paula, so unvoreingenommen und in jedem Moment einen passenden Spruch auf den Lippen. Selbst der sonst so verschrobene Onkel scheint bei ihr auftauen zu können.
Ich habe mich auf jeden Fall köstlich amüsiert über die immer wieder neuen und spritzigen Dialoge sowie eine Situation, beengt über lange Stunden in einem Auto mit so unterschiedlichen Charakteren, auf die man persönlich gerne verzichten möchte.
Ein wunderbar unterhaltsamer Roman, der auch ein kurzes Wiedersehen mit einer lieb gewonnenen Person aus den vorherigen Bänden bringt, für dieses tolle und kurzweilige Lesevergnügen spreche ich für alle eine Empfehlung aus, die mal wieder herzhaft lachen wollen.

Bewertung vom 10.06.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


ausgezeichnet

In diesem Krimi , der in Amsterdam auf einen Hausboot spielt, haben sich fünf Frauen und Männer, die irgendwie mit ihrem Leben hadern, zu einer Detektei zusammengetan. Ihr erster "Fall" bringt sie in die Welt der Haute Cuisine, zunächst eine Art Industriespionage, aber der erste Todesfall lässt ebenfalls nicht auf sich warten.

Wer hier einen "normalen" Krimi erwartet, findet sich schnell auf dem Holzweg. Sowohl die Charaktere als auch der Fall sind herrlich skurril, ohne jedoch in den Slapstick abzurutschen. Wer die Niederländer und deren Lebensweise kennt, ist hier klar im Vorteil. Zunächst spielen auch die Protagonisten - begleitet von einem tapsigen Neufundländer und einem aus dem Nest gefallenen Eichhörnchen - die eigentliche Hauptrolle. Zu meiner positiven Überraschung nimmt jedoch der Kriminalfall auch noch eine wirklich spannende Entwicklung. Ob sich die Detektive jemals zu wirklichen Profis mausern können, wird uns der nächste Fall zeigen, auf den ich mich bereits freue.
Eine etwas andere Art von Krimi, auf den man sich wirklich mal einlassen sollte. Sicher nichts für die absoluten Hardliner, mir hat es aber bestens gefallen!