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Ann-liest
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2024
Kackadiesisch! Darwins großes Regenwurm-Spektakel
Owen, Polly

Kackadiesisch! Darwins großes Regenwurm-Spektakel


ausgezeichnet

Charles Darwin für Kinder
Bei diesem Buch handelt es sich um ein bunt und humorvoll gestaltetes Bilderbuch.

Anhand der wahren Geschichte seiner Forschungen zum Regenwurm, wird Kindern der Naturforscher Charles Darwin näher gebracht. Dass der große Wissenschaftler, der durch seine Beiträge zur Evolutionstheorie bekannt ist, auch zu den „Superkräften“ der Regenwürmer geforscht hat, war tatsächlich auch mir neu.

In dem Bilderbuch wird für Kinder sehr anschaulich illustriert, wie Wissenschaftler sich der Beantwortung ihrer Forschungsfragen nähern. Und dass dabei auch ein hohes Maß an Neugier und Durchhaltevermögen benötigt wird.

Die einzelnen Experimente und auch Darwins Versuche, die Gesellschaft für seine Erkenntnisse zu begeistern, werden dabei sehr witzig dargestellt.

Dennoch hat das Bilderbuch den Anspruch eines Sachbuches und es werden durchaus Fakten transportiert und auch mal fachliche Begriffe eingebracht (z.B. Fotorezeptoren). Daher denke ich, dass die Alterseinstufung ab 5 durchaus gut gewählt ist.

Meiner Meinung nach ein tolles Bilderbuch, dass Kindern den Wert wissenschaftlicher Forschung und die Bedeutung von Regenwürmern für unsere Umwelt auf sehr unterhaltsame und anschauliche Weise näher bringt.

Bewertung vom 24.02.2024
Grimmwald 2 - Lasst die Felle fliegen!
Shireen, Nadia

Grimmwald 2 - Lasst die Felle fliegen!


gut

Total albern und skurril
Das Cover des Buches „Grimmwald“ ist schön bunt und bietet schon einen ersten Eindruck über die überzeichneten, verrückten Charaktere in dem Buch. Es handelt sich um den zweiten Band der Grimmwald-Reihe (den ersten haben wir nicht gelesen).

Die Geschichte an sich ist sehr schön und vermittelt die Botschaft, dass Zusammenhalt wichtig ist und man mit Freundschaft viel erreichen kann.

Die Fuchsgeschwister Ted und Nancy leben mit ihren Freunden im Grimmwald und beschäftigen sich mit „baumboinken“ und anderen Absurditäten als eines Tages der geschniegelte neue Bürgermeister des Funkelforsts auftaucht und ihnen ihren Wald wegnehmen möchte. Nun ist es an den Freunden, dies zu verhindern.

Ich habe das Buch mit meiner Tochter gelesen und es konnte mich/uns nicht vollständig überzeugen. Ja, die Geschichte ist schön und auch spannend erzählt. Ja, das Buch ist witzig illustriert und die Comic-Elemente bieten beim Vorlesen viel Spielraum für sprachliche Abwechslung. Und ja, es ist auch lustig - wobei albern es wohl eher trifft.

Insbesondere meine Tochter hatte allerdings tatsächlich Probleme mit den zahlreichen Namen in dem Buch. Neben den 6 Charakteren, die zu Beginn des Buches per Steckbrief vorgestellt werden, tauchen noch unzählige weitere auf, die - auch wenn sie nur einmal kurz vorkommen - alle einen Namen bekommen. Vermutlich macht die Tatsache, dass diese Namen vorwiegend englische Namen sind, die Zuordnung noch komplexer.

Darüber hinaus finde ich es schade, wenn im Umgang mit Kindern (sei es in Büchern oder auch im Kindertheater) immer davon ausgegangen wird, dass man die Handelnden nur viel rülpsen, pupsen, popeln und den Kopf anschlagen lassen muss damit die Kinder schon lachen. Ich finde man kann den Kindern durchaus ein wenig mehr Intelligenz in Bezug auf Humor zutrauen. Natürlich bietet dieses Buch noch viel mehr - aber auch diese Elemente werden wieder fröhlich eingesetzt.

Alles in allem ein nettes Buch, aber auch nicht mehr.

Bewertung vom 17.02.2024
12 Neue Leben (MP3-Download)
Kühn, Sebastian

12 Neue Leben (MP3-Download)


ausgezeichnet

„Wer bist Du wenn niemand zuschaut?“ Mit dieser Fragestellung nimmt uns der Autor mit auf eine einjährige Reise voller spannender Selbstversuche. Ob Fruktarier, Selbstversorger, Pilger oder Muskelmann - jedes Experiment für sich ist super spannend und der Autor schafft es, sich dabei nicht zu schonen, sondern es auf die ein oder andere Weise immer bis auf die Spitze zu treiben. Diesem Durchhaltevermögen und Willen muss ich vollsten Respekt zollen.

Es macht richtig Spaß dieses Buch zu lesen, denn der Schreibstil ist flüssig, der Autor berichtet sehr ehrlich - auch über schwache Momente und Scheitern. Dabei werden viele Erkenntnisse und auch philosophische Fragen entwickelt und geteilt, die nicht nur Augen öffnend und inspirierend sind sondern einen auch durchaus selbst noch eine Weile beschäftigen.

Ein tolles Buch - absolute Empfehlung.

Bewertung vom 17.02.2024
Die Mur checkt's nicht
Fromm, Christoph

Die Mur checkt's nicht


sehr gut

Bei dem „Coming-of-age“ Roman „Die Mur checkt‘s nicht“ handelt es sich um ein kleines, hochwertiges Büchlein mit Lesebändchen.

Das Cover ist schön gewählt, mit dem Titel des Buches hadere ich noch. Vermutlich bietet der gewählte Titel eine Möglichkeit, bereits hier die Jugendsprache aufzugreifen, die sich durch das gesamte Buch zieht. Allerdings liegt der Fokus mehr bei Nick und Hannah, als bei Nicks Mutter (der Mur), die zwar immer mal eine Rolle spielt, aber aus meiner Sicht nicht unbedingt den Titel verdient.

Erzählt wird nämlich aus der Sicht des Teenagers Nick, der kurz vor dem Abitur steht und uns an seiner Sicht über das Leben, die Schule, die Familie und die Liebe teilhaben lässt. Ob die Jugendsprache entsprechend des heutigen Gebrauchs realistisch eingesetzt wurde kann ich persönlich nicht beurteilen (vermutlich ändert diese sich auch schneller als man schauen kann). Aber als Stilmittel gelingt es so, eine authentische Geschichte zu erzählen, die sehr nah am Protagonisten und seiner Lebensrealität bleibt.

Die Erzählung lässt sich sehr flüssig lesen, macht Spaß und ist aus meiner Sicht von Anfang bis Ende sehr schlüssig. Die inneren Konflikte und die großen Fragen des Erwachsenwerdens werden sehr gut dargestellt und vom Protagonisten teils humorvoll, teils philosophisch betrachtet.

Ein Roman aus der Lebensrealität vieler Jugendlicher, der auch das Thema der psychischen Gesundheit nicht scheut und feinfühlig behandelt

Bewertung vom 17.02.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Das Cover von „Demon Copperhead“ hat mich gar nicht angesprochen. Es gibt überhaupt keine Bezugnahme auf den Inhalt des Buches und im Laden hätte ich vermutlich nicht danach gegriffen. Umso glücklicher bin ich, dass das Buch zu mir gekommen ist, denn eines kann ich sagen: Es ist ein sehr ergreifendes und überzeugendes Werk, das noch lange nachwirkt.

Inspiriert von Charles Dickens‘ „David Copperfield“ hat die Autorin eine eindrückliche Gesellschaftskritik für die abgehängten und ungesehenen Kinder der US amerikanischen Appalachen geschrieben. Wir begleiten einen jungen Ich-Erzähler, der in ein Leben gepresst wurde, das es von Anfang an nicht wirklich gut mit ihm gemeint hat, von seiner Geburt bis ins junge Erwachsenenalter.

Dabei schafft die Autorin ein Porträt der Landbevölkerung der Appalachen, der so genannten Hinterwäldler oder „Hillbillys“. Anhand des fiktiven Schicksals von Demon Copperhead erfahren wir viel über das Schicksal und die Lebensumstände einer früheren Bergbauregion und die Minderheit der Melungeon. Dabei werden eine Menge Themen angeschnitten, wie die Bedeutung von Football an amerikanischen Schulen, die Rekrutierung hoffnungsloser Menschen für die Militärmaschinerie, das marode Jugendschutz-System, dass die Schwächsten der Gesellschaft im Stich lässt, Armut und - im Zentrum des Romans - die gravierenden Auswirkungen der großen Opioidkrise seit dem Ende der 1990er Jahre.

Es ist ein Buch, das keine Luftschlösser baut, sondern nah an einer möglichen Realität bleibt. Es ist authentisch, brutal ehrlich und hält einem die ernüchternde Realität stets vor Augen. Dabei zieht es einen schnell in seinen Bann und lässt einen nicht mehr los. Es tut weh, Demon auf seinem Lebensweg zu begleiten und ich habe mich als Leser dabei ertappt, dass ich die Position des Ich-Erzählers so stark eingenommen habe, dass ich selbst das Vertrauen in die handelnden Personen verloren und hinter jeder guten Wendung gleich die nächste Katastrophe erwartet habe.

Sowohl Demon als auch die weiteren Charaktere in dem Buch sind sehr gut ausgearbeitet. Jede Figur hat ihre ganz individuellen Abgründe und Methoden damit umzugehen. Die Interaktion der Personen untereinander hat eine hohe Dynamik. Sie sind es, welche die Geschichte so vielseitig und so spannend machen, die den Leser aufrütteln und teils erschüttert, teils hoffnungsvoll zurück lassen.

Also ja, es gibt sie, die leisen Hoffnungsschimmer, die „Guten“, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten tun, was möglich ist. Aber es ist vor allem der Protagonist, der einen staunen lässt. Er macht Unerhörtes durch und besitzt dennoch eine innere Stärke und eine Resilienz, die ihn durch die Geschichte tragen.

Das Buch macht was mit einem, es berührt, es fesselt, es erschreckt. Mein erstes großes Highlight in diesem Jahr - absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.02.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Mit seinem Titel in grellem Neongrün schreit das Buch geradezu nach Aufmerksamkeit - und die hat es auch verdient! Das Bild auf dem Cover katapultiert uns gleich in das Setting der Sammlung fiktiver Kurzgeschichten.

Die viel zu jung verstorbene, schwarze Autorin verarbeitet darin Erfahrungen ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Sie ist zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung der 50er und 60er Jahre im Süden der USA aufgewachsenen und zeigt anhand verschiedener fiktiver Schicksale, wie sehr Rassisimus und Ungleichheit an der Tagesordnung waren.

Ob Freiheitskämpfer, Liebende, Dienstmädchen oder einziges schwarzes Kind in einer Schule der Weißen - in jeder ihrer Kurzgeschichten stellt die Autorin den Menschen, das Individuum in seiner einzigartigen Lebenssituation in den Mittelpunkt. Und dennoch gelingt es ihr, anhand der Vielzahl der Geschichten das Bild einer Gesellschaft zu zeichnen, in der Gleichberechtigung noch lange nicht angekommen ist.

Geschrieben wurden die Texte in den 1960er Jahren. Damit hat die Autorin ein beeindruckendes Zeitzeugnis geschaffen, das bis heute nichts an Aktualität verloren hat. Denken wir nur daran, dass Bewegungen wie „Black lives matter“ auch heute noch nötig sind, um auf Missstände aufmerksam zu machen und für Recht und Gerechtigkeit zu streiten.

Ein wichtiges Buch, das aufrüttelt, berührt und einen nachdenklich zurück lässt.

Bewertung vom 17.02.2024
Essex Dogs
Jones, Dan

Essex Dogs


sehr gut

Authentisch und mitreißend

Schon die Gestaltung des Buchumschlags katapultiert einen in die Vergangenheit. Es erinnert von den Farben und dem Motiv an ein englisches Kriegsbanner. Besonders angetan hat es mir der Buchrücken, der wie ein hochwertiges, altes ledergebundenes Buch gestaltet ist.

Wir befinden uns im Jahr 1346 und dürfen eine Gruppe von zehn britischen Söldnern begleiten, die mit der Armee des britischen Königs Edward III. in der Normandie landen und sich brandschatzend durch das Land vorarbeiten.

Dabei merkt man von Anfang an, dass der Autor ein erfahrener Historiker ist, der es versteht zu schreiben. Von der ersten Seite an taucht man ein in die Zeit und das Geschehen rund um Loveday und seine Essex Dogs. Dabei wird viel Wert auf Authentizität gelegt. Die Bilder und Beschreibungen sind drastisch, man kann sich die Zustände in dem Lager, mit all dem Dreck, dem Gestank und der Gewalt sehr gut vorstellen. Die Sprache ist derb, gespickt mit Kraftausdrücken. Und die Handlungen sind brutal und nicht beschönigend.

Die Handlung orientiert sich an der Geschichte des entsprechenden Feldzugs der britischen Armee im hundertjährigen Krieg und ist doch absolut mitreißend geschrieben und ist bis zuletzt sehr spannend.

Gut gefallen hat mir, dass man wechselnd Loveday, den Anführer der Essex Dogs und Romford, einen 16 jährigen Bogenschützen begleitet und einem als Leser somit unterschiedliche Einblicke in das Geschehen ermöglicht werden. So liegt der Fokus auf den Erlebnissen der einfachen Männer und doch erhält man etwas Einblick in die Handlungen und Entscheidungen der Heeresführer und des Königs.

Wer einen historischen Roman mit einem Helden, der „seiner Zeit voraus ist“ - wie man es in historischen Romanen oft vorfindet - sucht oder gar eine romantische Liebesgeschichte in den Wirren des 100 jährigen Krieges erwartet, ist hier falsch.

Mit „Essex Dogs“ begibt man sich auf eine spannende Reise auf den Spuren einer Reihe „kaputter“ Söldner, die versucht, die Geschehnisse authentisch wiederzugeben - ohne den Leser zu schonen.