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Island
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Nürnberg

Bewertungen

Insgesamt 514 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2024
Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2
Janz, Tanja

Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2


sehr gut

Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten Teil einer Reihe, bei der eine Hoteliersfamilie aus St. Peter-Ording im Mittelpunkt steht. Während es im ersten Teil um Julias und Achims Eltern und deren Kennenlernen ging, ist nun Julia die Hauptfigur. Sie steht kurz vor dem Abitur, während ihr Zwillingsbruder schon bald Vater werden soll. Julia möchte aber am liebsten die Schule abbrechen und als Stewardess bei der Lufthansa die Welt sehen, anstatt wie von ihren Eltern erhofft, das Strandcafé zu übernehmen.

Der Autorin ist es auch diesmal wieder gut gelungen, die Atmosphäre der späten 70er Jahre einzufangen. Auch das Cover passt sehr gut dazu. Julia als Protagonistin ist mir sympathisch, aber zugleich auch etwas zu naiv und die Handlung auch relativ vorhersehbar. Es war aber auch schön, die anderen Personen aus dem ersten Teil der Reihe wiederzutreffen und zu erfahren, wie es mit ihnen weitergegangen ist. Daher bin ich auch schon gespannt auf die Fortsetzung, die es hoffentlich wieder geben wird. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig lesbar, das Buch eignet sich somit gut als Urlaubslektüre oder auch, um sich vom Sofa aus an die Nordsee zu träumen.

Bewertung vom 28.01.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


ausgezeichnet

Heinz Labensky wächst in der Nachkriegs-DDR in einem kleinen Dorf bei seiner Mutter auf, die sich wenig um ihn kümmert. Sein Vater ist in Stalingrad geblieben. Eines Tages kommt Rita ins Dorf, das Kuckuckskind des Werkstattbesitzers, dem man ansieht, dass dieser nicht der leibliche Vater sein kann. Dementsprechend reagieren alle in der Schule auf sie und Heinz wird ihr Beschützer. Schon vor Ende der Grundschulzeit muss er die Schule aber als "förderungsunfähig" verlassen, was ihn jedoch nicht davon abhält, weiter auf Rita aufzupassen, bis diese schließlich nach Berlin geht und später komplett verschollen ist. Als alter Mann im Feierabendheim erhält er nun überraschend einen Brief von Ritas Tochter, die in Warnemünde lebt und macht sich mit dem Flixbus auf den Weg dorthin. Dabei erfahren seine Reisbekanntschaften, wie spektakulär Heinz Leben doch unerwarteterweise verlief.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es nimmt einen mit auf eine Reise in die Vergangenheit der DDR und einige wichtige Ereignisse und Dinge, die für die DDR typisch waren, lernt man aus der ungewöhnlichen Perspektive des "förderungsunfähigen" Heinz kennen. Dieser ist trotz seiner Intelligenzminderung aber dennoch sehr empathisch und hat das Herz am richtigen Fleck, sodass man ihn einfach mögen muss. Im Laufe der Erzählung findet immer wieder ein Wechsel zwischen der Gegenwart im Flixbus und der Vergangenheit, von der er seinen wechselnden Mitreisenden erzählt, statt, was für Abwechslung und Spannung sorgt. Der Schreibstil des Autor:innen-Paares ist gut lesbar und sie schildern die besonderen Orte und Situationen sehr anschaulich, sodass man sich gut hineinversetzen kann. Auf jeden Fall ein lesenwertes Buch, egal ob man selbst in der DDR aufgewachsen ist und dann sicher bei manchen Begebenheiten und Schrulligkeiten sehr schmunzeln muss, oder auch nicht.

Bewertung vom 20.01.2024
Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


sehr gut

"Hoffnung" klingt im ersten Moment etwas nach Bibel und "Glaube, Liebe, Hoffnung" im Korintherbrief bei Paulus. Till Raether geht es aber nicht um Hoffnung im religiösen Sinne, sondern eher darum, wie man mit den ganzen Krisen, die auf der Welt herrschen, doch halbwegs positiv bleiben und in die Zukunft blicken kann. Ihm ist zum Beispiel sehr wohl bewusst, dass die Klimakrise immer näher kommt, dennoch verzichtet er nicht komplett auf's Fliegen, spendet aber zugleich Geld an die Letzte Generation, weil das der Weg ist, den er für sich als am besten geeignet empfindet. Auch die Corona-Krise und Depressionen spielen eine Rolle im Buch und es fließt sehr viel Privates aus dem Leben des Autors mit ein, das er reflektiert betrachtet, teilweise auch mit einer Prise Humor. So erkennt man sich sicher in der einen oder anderen Anekdote oder Verhaltensweise selbst wieder und erhält zudem Anregungen, wie man das Beste aus belastenden Situationen machen kann. Der Schreibstil des Autors lässt sich dabei sehr flüssig lesen.

Bewertung vom 19.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


sehr gut

Der Roman war anders, als ich ihn erwartet habe und teilweise habe ich mir auch etwas schwer getan, die Orientierung zu behalten, wie die politischen Rahmenbedingungen im Rumänien der jeweiligen Zeit waren und wie was genau zusammenhängt.

Im Endeffekt wird die Geschichte von Lev und Kato nämlich rückwärts erzählt. Beginnend mit ihrem Wiedersehen nach langer Zeit, weil Kato früh die Chance ergriffen hat, in den Westen zu gehen, während Lev bei seiner Mutter und den Stiefgeschwistern geblieben ist. Wie sich beide einst als Kinder kennenlernten und was in der Zwischenzeit passierte, erfährt man dann in entgegen gesetzter Reihenfolge, was recht viel Konzentration erfordert, zumal auch einige Leerstellen bleiben, die man selbst füllen muss.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr gelungen, mit eindrucksvollen sprachlichen Bildern und ich fand es interessant so nebenbei etwas mehr über das Leben in Rumänien zur Zeit des eisernen Vorhangs zu erfahren. Da ich davon bisher allerdings nicht allzu viel Ahnung habe, hätten es ruhig etwas mehr Hintergrundinfos sein dürfen. Und auch Kato blieb für meinen Geschmack etwas blass, sie hätte ich gerne noch intensiver kennengelernt. Dennoch ist es ein sehr lesenswertes Buch.

Bewertung vom 19.01.2024
Die Unbestechliche
Welser, Maria von;Horbas, Waltraud

Die Unbestechliche


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt der Handlung steht Alice, die 1968 für ihren Traum kämpft, Journalistin zu werden, obwohl sie jung geheiratet und eine Tochter bekommen hat, was damals noch viel schwieriger mit der Berufstätigkeit vereinbar war als heute. Denn schafft sie es, einen Volontariatsplatz in München zu bekommen und sich, auch mit Unterstützung der wenigen anderen weiblichen Mitarbeiterinnen, sich gegen die skeptischen und dominanten Männer zu behaupten und sich selbst treu zu bleiben. Dafür muss sie aber natürlich auch viele Entbehrungen auf sich nehmen.

Ich fand es sehr interessant, in die politisch und gesellschaftlich sehr ereignisreiche Zeit ab 1968 abzutauchen. Viele wichtige, und auch manche mittlerweile etwas in Vergessenheit geratene, Ereignisse eines Abschnittes wurden zu Beginn im Nachrichtenstil wiedergegeben, was sehr hilfreich war, um die Erinnerung aufzufrischen und alles richtig einordnen zu können. Dabei habe ich auch festgestellt, dass so einiges, was Alice und ihr Umfeld damals beschäftigte, auch in letzter Zeit wieder aktuell war. Krankheitswellen, Flutkatastrophen, das Attentat auf Israelis bei den Olympischen Spielen durch Palästinenser, mangelndes Vertrauen der Bevölkerung in Politik und Presse, das Einsparen von Öl und (leider nur damals) damit verbundene autofreie Sonntage auf den Autobahnen, etc. Und auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist immer noch Thema. Das fand ich aus heutiger Perspektive alles sehr interessant. Alice als Hauptperson, die von Maria von Welser, inspiriert ist, war mir sehr sympathisch, wie sie ihren Weg geht, ohne sich unfairer Mittel zu bedienen. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und man kann sich auch ohne große Kenntnisse der jüngeren deutschen Geschichte gut zurechtfinden und die Zusammenhänge verstehen.

Bewertung vom 18.01.2024
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


ausgezeichnet

Inselpolizistin Cara und ihre Freunde treffen sich auf der kleinen irischen Insel Inishmore wieder, um dem zehnten Todestag von Caras Mann zu gedenken. Kurz nachdem alle auf der Insel angekommen sind, werden Fähr- und Flugverbindungen eingestellt, weil ein Schneesturm für Chaos sorgt. Und dann wird auch noch eine der alten Freund:innen tot unterhalb steiler Klippen gefunden und Cara ist auf sich allein gestellt, was die Suche nach dem Mörder angeht, da sie wegen des Unwetters keine Unterstützung vom Festland bekommen kann.

Die Geschichte mit der von der Außenwelt abgeschnittenen Insel ist sicher keine vollkommen neue, ich fand den Schauplatz aber sehr reizvoll, da ich die Insel selbst schon mal besucht habe und mich so sehr gut an die Schauplätze versetzen konnte. Cara als Hauptperson war mir sehr sympathisch, wie sie trotz des Verlustes ihres Mannes stark geblieben ist und versucht, auf der kleinen Insel wieder heimisch zu werden, obwohl sie lange in der Stadt gelebt hat, was ihr viele Einheimische übel nehmen. Die Atmosphäre auf der zugeschneiten, von der Außenwelt abgeschnittenen Insel wird sehr gut eingefangen und bezüglich des Mordfalls gibt es immer wieder neue Wendungen, sodass es lange spannend bleibt.

Bewertung vom 14.01.2024
White Zero
Falk, Thilo

White Zero


sehr gut

Auch im neuesten Werk von Thilo Winter geht es um Extremwetter als Folge des Klimawandels. Diesmal leidet Mitteleuropa und insbesondere Deutschland wochenlang unter Temperaturen von um die minus 30 Grad, was schwerwiegende Konsequenzen für das Leben der Menschen hat. Geophysikerin Dr. Jana Hollmer wird in den Expertenrat der Bundesregierung berufen, um einen Ausweg aus der arktischen Kälte zu finden. Unterstützung erhält sie dann aber besonders von ihrem Partner Clemens Bach sowie dem holländischen Reederei-Chef Titus van Dijk. Natürlich geraten sie dabei auch in gefährliche Situationen.

Ich fand die Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und lang andauernden Extremwetterlagen, wie hier einer Kältewelle, sehr spannend. Protagonistin Jana war mir sympathisch, insgesamt hätte ich aber lieber weniger Nebenfiguren und weniger Nebenhandlungen gehabt, so war es, insbesondere anfangs recht verwirrend, alle richtig einzuordnen. Was die Lösung des Problems angeht, kann ich nicht einschätzen, wie realistisch das Ganze noch war, mir persönlich standen Action und Zeitdruck dann aber etwas zu sehr im Fokus und das hat mich dann nicht allzu sehr gepackt. Gut fand ich die Zeitungsmeldungen und Social Media Posts aus allen politischen Richtungen, die die Handlung zwischendurch immer wieder kommentierten und oft sehr treffend und entlarvend waren.

Bewertung vom 07.01.2024
Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2
Lane, Soraya

Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2


sehr gut

Nachdem ich bereits den ersten Teil dieser Reihe gelesen hatte, war ich auch neugierig auf den zweiten, auch wenn deren Gemeinsamkeit ausschließlich darin besteht, dass sich die Protagonistinnen auf Spurensuche bezüglich der Vergangenheit ihrer Vorfahren begeben. Die einzelnen Bände sind somit auch unabhängig voneinander lesbar.

Auch diese Geschichte findet auf zwei Zeitebenen statt. Der Gegenwart und dem Beginn der 50er Jahre. In der Gegenwart bekommt Claudia in London eine geheimnisvolle Schachtel mit dem Namen ihrer verstorbenen Großmutter ausgehändigt, die die Zeichnung eines kubanischen Familienwappens und eine alte Visitenkarte enthält. Sie begibt sich auf Spurensuche in Havanna und macht dort schnell interessante Bekanntschaften. Im Havanna der 50er Jahre steht eine wohlhabende Zuckerrohrfabrikanten-Familie und insbesondere deren älteste Tochter im Mittelpunkt der Handlung.

Ich fand es sehr interessant, mehr über das Leben im Kuba der 50er Jahre und in der heutigen Zeit zu erfahren. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die jeweilige Atmosphäre einzufangen, es findet sich auf jeden Fall eine gute Portion Lokalkolorit. Allerdings fand ich es etwas unrealistisch, wie Claudia ohne jegliche Spanischkenntnisse mit allen Generationen dort unkompliziert ins Gespräch kam. Die beiden Protagonistinnen der Vergangenheit und der Gegenwart waren mir sympathisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Manchmal erschien mir Claudia aber auch etwas blauäugig. Insgesamt habe ich den Ausflug an den Schauplatz Kuba aber genossen und der Schreibstil ließ sich angenehm flüssig lesen.

Bewertung vom 04.01.2024
Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen
Engel, Henrike

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen


ausgezeichnet

Der vierte Teil der historischen Romanreihe um die Hafenärztin Anne Fitzpatrick spielt in Hamburg im Herbst 1911, als der Elbtunnel gerade fertig geworden ist. Es kommt vermehrt zu Todesfällen durch Heroin unter den Ärmsten der Armen und auch von Alkohol und Morphium sind viele Menschen abhängig, was Anne keine Ruhe lässt. Ihre Freundin Helene Curtius und Kommissar Berthold Rheydt wollen sich endlich verloben, aber dem Kommissar ist es immer noch nicht gelungen, mit seiner Vergangenheit und dem dramatischen Verschwinden seiner Frau und seines Sohnes abzuschließen.

Ich habe mich sehr über das "Wiedersehen" mit der Anne Fitzpatrick und Helene Curtius gefreut und darüber, zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht. Bei gefallen mir weiterhin gut als Protagonistinnen, wie sie in dieser Zeit, in der Frauen kaum Rechte hatten, das tun, was sie für richtig und wichtig halten und sich nicht unterkriegen lassen. Es finden sich auch immer wieder historische Bezüge mit Ereignissen, die diese Zeit prägten, sodass man sich gut in diese Zeit versetzen kann. Auch das, was man über die Behandlungsmethoden Suchtkranker damals erfährt, fand ich sehr interessant und zugleich erschreckend. Der Schreibstil der Autorin war, wie gewohnt, anschaulich und gut lesbar. Nun bin ich gespannt, ob es noch einen weiteren Teil der Reihe geben wird, ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen.

Bewertung vom 01.01.2024
Die Wolkengucker
Fritz, Kristina

Die Wolkengucker


ausgezeichnet

Matt Williams hat es gerade nicht leicht, seine Frau ist gestorben und er und seine kleine Tochter Mia, die in die Grundschule geht, sind nun auf sich gestellt. Er arbeitet freiberuflich als Illustrator, gerade fehlen ihm aber oft Motivation und Inspiration. Da entdeckt Mia den Aushang der zweifach verwitweten älteren Dame Wilma, die eine Wolkengucker-Gesellschaft gründen will, wie sie es ihrer kürzlich verstorbenen Freundin versprochen hat. Mia ist sofort Feuer und Flamme für diese Idee, auch wenn ihr Vater skeptisch ist. Beim ersten Treffen im Garten der Villa der älteren Dame sind sie dann auch alleine mit Wilma und deren Haushälterin Ayla, aber nach und nach kommen weitere Wolkengucker:innen dazu, die wie Mia Bilder in den Wolkenformationen finden oder einfach nur kurz abschalten oder weniger einsam sein wollen.

Mir hat die Geschichte total gut gefallen. Trotz der traurigen Erfahrungen, die fast alle der Beteiligten auf irgendeine Weise gemacht haben, herrscht irgendwie doch ein optimistischer Grundton, indem alle durch die Wolkengucker-Treffen neue Freundschaften knüpfen und sich Möglichkeiten ergeben, mit denen sie nicht (mehr) gerechnet hätten. So beginnen sie auch, ihre Trauer nach und nach zu bewältigen und sich nicht von ihr überwältigen zu lassen. Die Protagonist:innen sind sehr unterschiedlich, was Alter und spezielle Eigenheiten angeht, aber alle auf ihre Art liebenswert, sodass das Buch fesselt und man es kaum aus der Hand legen kann, weil man wissen will, wie alles weitergeht. Der Schreibstil der Autorin ließ sich sehr gut lesen, er ist lebendig und anschaulich und sie schafft Charaktere, in die man sich gut hineinversetzen kann, selbst wenn man persönlich nicht so viel mit ihnen gemeinsam hat. Dazu trägt auch bei, dass die einzelnen Passagen zwischen den Perspektiven der Hauptpersonen wechseln.