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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2021
Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4
Maly, Beate

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4


ausgezeichnet

Schranken
Seit dem Ende des 18ten Jahrhunderts hat sich die Welt verändert, einige Schranken sind weggefallen. Trotzdem hatten die Menschen auch damals Gefühle und scheinen gar nicht so anders gewesen zu sein, als heute. Zumindest stellt Beate Maly es in diesem Roman sehr nachvollziehbar dar.
Nannerl wurde als Wunderkind gefeiert, ging sie doch mit Geige und am Klavier völlig in der Musik auf. Als dann aber ihr Bruder Wolfgang Amadeus heranwuchs, musste sie die gewohnte Rolle abgeben, in den Hintergrund treten, um den Bruder nicht zu überstrahlen. Zwar gefällt ihr das nicht, zwar ist sie absolut nicht glücklich mit der zugewiesenen Rolle, aber wirklich aufbegehren tut sie auch nicht. Dazu waren wohl die Rollen damals zu fest gelegt. Dennoch schafft sie sich ihre Nischen. Sie verdient etwas Geld mit dem Erteilen von Klavierunterricht, hat Kontakt mit Freundinnen und schafft es auch, einen Mann kennenzulernen, der sie so zu schätzen weiß, wie sie ist. Leider sieht es nicht nach einem Happy End aus, da er auch Schranken unterliegt, ist ihm doch die Ehe aufgrund seines Berufes verwehrt.
Ein sehr gut geschriebenes Buch, sehr gut recherchiert, mit einigen bemerkenswerten Details, die die damalige Zeit aufleben lassen. Die Mode, die Perücken und nicht zuletzt das Verhältnis zu Wasser war damals doch sehr viel anders als heute. Wer, wie ich, diese Art historische Romane liebt, sollte ihn unbedingt lesen!

Bewertung vom 23.05.2021
Wie Träume im Sommerwind
Herzog, Katharina

Wie Träume im Sommerwind


ausgezeichnet

Düfte und Rosen
Zwei Schwestern sind auf dem Rosenhof auf Usedom aufgewachsen. Beide wurden geprägt von der Rosenzucht. Clara blieb dort, brachte sich ein in den Betrieb und muss aktuell gegen die Konkurrenz der Gartencenter kämpfen. Emilia hat sich weniger um die Rosen als um die Düfte gekümmert und ist nach Paris gezogen um sich ihren Traum, Parfümeurin zu werden, zu erfüllen. Zwar hat das nicht geklappt, aber zurück in die alte Heimat möchte sie auch nicht. Düfte sind aber nach wie vor ihre Leidenschaft. Als ihre Schwester eine Unfall hat, kommt sie doch wieder zurück, soll sie sich doch um deren Tochter kümmern. Clara liegt im Koma, es ist unklar, ob sie wieder wach wird. Emilia versucht, sie mit Düften wieder ins Bewusstsein zu holen, gleichzeitig aber auch, den Rosenhof wieder in Schwung zu bringen. Sie will die von Clara geplante England-Reise antreten, weil sie andere Rosensorten finden möchte, aber auch, um ein Rätsel aus Claras Vergangenheit zu lösen.
Ein richtiges Wohlfühlbuch, in dem sich die Personen mit einigen Schwierigkeiten herumschlagen müssen. Von Anfang an hat man aber das gute Gefühl, dass am Ende alles gut wird. Trotzdem ist es spannend zu lesen, der der Weg ist nicht leicht, einiges wird zu Tage gefördert.

Bewertung vom 08.05.2021
Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7 (eBook, ePUB)
Eyssen, Remy

Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Missbrauch
Vor 25 Jahren ist einem kleinen Jungen Schreckliches geschehen. Besonders ergreifend ist die fast sachliche Schilderung der damaligen Ereignisse. Auch heute geschieht Schlimmes. Es beginnt mit dem Auffinden eines Jungen, offensichtlich Flüchtling, gekleidet in ein Kleid. Weitere Todesfälle gibt es, erwachsene Männer, scheinbar ohne Zusammenhang. Gemeinsam ist den Fällen die Grausamkeit mit der sie zu Tode kamen. Es scheint sich dabei um eine sehr bewusste Folter zu handeln. Leon Richter geht wieder etwas über seine eigentliche Arbeit als Pathologe hinaus, kann es nicht lassen, selbst zu ermitteln. Gerne wird das zwar nicht gesehen, aber ohne ihn würden sie offiziellen Ermittler deutlich länger im Dunkeln tappen. Aber auch die Leser werden immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Das macht das ganze zu einem richtig guten und spannenden Leseerlebnis. Fast bis zum Schluss ist nicht ganz klar, wie die verschiedenen Opfer zusammen gehören. Nicht nur die reine Krimi-Handlung macht das gute Buch aus, hinzu kommen auch noch private Probleme, die im Hause Ritter für Spannung sorgen. Wie weit muss man eine halb flügge Tochter ihre eigenen Erfahrungen machen lassen? Wann muss man eingreifen, um Schaden von ihr fernzuhalten? Auch das sind spannende Themen, die alles zu einem harmonischen Ganzen abrunden.

Bewertung vom 17.04.2021
Zeit für Träume / Senfblütensaga Bd.1
Langenbach, Clara

Zeit für Träume / Senfblütensaga Bd.1


ausgezeichnet

Senf und Leidenschaft
Hier lernen wir Menschen kennen, die leidenschaftlich ihren eigenen Weg verfolgen möchten, dabei aber immer wieder auf Hindernisse stoßen. Emma möchte studieren oder mindestens ihren eigenen, selbstständigen Weg gehen. Behindert wird sie dabei von ihren Eltern, denen Sicherheit über alles geht, die mit ihrem eigenen Leben absolut unzufrieden sind und auch keine wirklich liebevolle Bindung zu ihrer Tochter haben. Dann gibt es Carl, der aus einer sehr liebevollen Familie eines erfolgreichen Fuhrunternehmers stammt. Er soll das Familienunternehmen übernehmen, interessiert sich dafür aber absolut nicht. Statt dessen brennt er für die verschiedenen Geschmacksnuancen des Senfes, den er selbst herstellen möchte. Dazu kommt noch Louise, Carls Schwester, zunächst befreundet mit Emma. Außerdem spielt Antoine eine Rolle, der ungeliebte Sohn eines Weingutbesitzers sowie ein Buchhändler. Alles spiel in Metz, in einer politisch unruhigen Zeit mit viel Spannung zwischen Franzosen und Deutschen. Alle Personen sind sehr gut gezeichnet, historische Hintergründe werden liebevoll und interessant eingewebt und runden das Buch zu einem wirklichen Erlebnis ab. Gerade am Ende kommt eine unglaubliche Spannung auf.

Bewertung vom 17.04.2021
Die Wahrheit der Dinge
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


ausgezeichnet

Nicht nur schwarz und weiß
Natürlich muss man als Richter daran glauben, dass die eigenen Urteile richtig und gerecht sind und sich im Rahmen des Gesetzes bewegen. Genau das hat Frank Petersen, überzeugter Strafrichter, während seiner ganzen Karriere getan, nie Zweifel an seinen Urteilen gehegt. Jetzt kommen aber mehrere Dinge zusammen, die ihn tatsächlich bewegen, an diesen Grundfesten seiner beruflichen Existenz zu zweifeln: Der BGH hat in den letzten Jahren gleich mehrere seiner Urteile aufgehoben, ein weiteres steht jetzt auf dem Prüfstand. Eine Frau, die in seinem Gerichtssaal Selbstjustiz verübt hat, steht vor der Freilassung und nicht zuletzt sind Frau und Sohn gerade ausgezogen, weil seine vermeintliche Unfehlbarkeit ihnen seit Langem unerträglich ist.
Sehr gut werden die verhandelten Fälle, die teilweise auf realen Vorlagen beruhen, dargestellt, auch die Gedanken, die ein Richter sich gemacht hat, bevor er zu seinem Urteil kommt. Sehr gut auch der Zweifel an sich selbst, die tatsächlich noch zum Vorschein kommen. Auf den ersten Blick wird alles sehr sachlich geschildert, aber ein zweiter Blick zeigt, dass das doch sehr gefühlvoll betrachtet wird.
Nicht ausgesprochen spannend, kein Thriller, aber ein sehr guter Blick hinter die Kulissen der deutschen Gerichtsbarkeit und ein Blick auf Menschen, die dieses System aufrecht erhalten. Eine ganz klare Empfehlung!

Bewertung vom 20.03.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

David gegen Goliath in Detroit
August Octavio Snow war schon immer etwas Besonderes: Aufgewachsen im mexikanischen Viertel von Detroit als Sohn einer Mexikanerin und eines schwarzen Polizisten nahm er schon als Kind eine Sonderrolle ein. Sein Vater war zunächst ein Außenseiter, hat sich aber den Respekt und die Freundschaft der Nachbarschaft durch seine Gradlinigkeit erworben. Auch August trat in seine Fußstapfen und wurde Polizist. Er nahm den Job so genau, dass er ein Geflecht aus Bestechung entlarvte, noch nicht einmal Halt vor den ganz hohen Tieren machte und dafür zwar mit einer Menge Geld entschädigt wurde, gleichzeitig aber auch seine Arbeit und in bestimmten Kreisen sein Ansehen verloren hat.
Zunächst taucht er ab, verbringt ein Jahr mit Reisen und mit Alkohol und kommt dann zurück in sein Viertel, in dem es immer weiter bergab geht. Und gerät gleich wieder in einen Thriller der übelsten Sorte. Die reiche Eigentümerin einer Bank bittet ihn um Hilfe, was er ablehnt. Kurz darauf begeht sie scheinbar Selbstmord. Sein schlechtes Gewissen lässt Snow nachforschen und er sticht in ein Wespennest des organisierten Verbrechens. Zusammen mit einigen wenigen Freunden kämpft er fast gegen eine ganze Armee und fördert immer mehr Müll zu Tage.
Der Autor pflegt einen heute recht ungewöhnlichen Schreibstil, der mich ein wenig an Dashiell Hammet erinnert. Kurz und knapp, sarkastisch, aber immer passend zur Situation. Richtig gut, bitte mehr davon!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2021
Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8
Etzold, Veit

Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8


sehr gut

Tatort Rom und Florenz
Eine deutsche Kommissarin hat sich bei einer Ermittlung ein bisschen weit vorgewagt und wird nun erst einmal beurlaubt bis die Presse sich wieder beruhigt hat. Die Zeit wollte sie ursprünglich mit einer Freundin entspannt in Florenz verbringen, wird dann aber vom Vatikan zu Ermittlungen herangezogen. Eine Braut ist vor dem Altar verblutet, ohne erkennbaren Grund. Da sowohl sie als auch der Ehemann aus alten Adelsfamilien stammen und der Vatikan selbst betroffen ist, soll der Täter gefasst werden. Die italienische Polizei kommt mit den Ermittlungen nicht weiter und ist daher gar nicht so undankbar wegen der Unterstützung.
Weitere Todesfälle folgen, die Art des Todes wird immer seltsamer, aber gewisse Zusammenhänge lassen sich erkennen. In einer parallelen Geschichte erfährt man von einer entführten jungen Frau, die Sklavendienste leisten muss, trotz aller Erniedrigungen aber noch nicht aufgegeben hat. Es dauert eine Weile, bis die Zusammenhänge deutlich werden.
Ein guter Krimi mit einer guten Grundidee, teilweise durchaus spannend. Wenn eine Story in Rom und Florenz spielt, finde ich es auch durchaus interessant, etwas über Land, Geschichte und Künstler zu erfahren. Hier fand ich die pseudo-intellektuellen Exkurse zu Michelangelo, Dante und Vergil doch etwas zu langatmig und teilweise auch störend. Ein bisschen weniger hätte gereicht. Trotzdem lohnt es sich, das Buch zu lesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Kojote und Löwe, eine magische Geschichte
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht Simonopio, ein Findelkind, das wegen seiner Hasenscharte und seiner ungewöhnlichen Beziehung zu Bienen zu einem Außenseiter in Mexiko im beginnenden 20sten Jahrhundert wird. Nur in der Familie Morales, die ihn aufnimmt, sieht man über seine Eigenheiten hinweg und nimmt ihn liebevoll auf. Auch wenn er nie lernt verständlich zu sprechen, versteht er alles und ist durchaus in der Lage, sich verständlich zu machen. Keine Verständigungsprobleme hat er mit seinen Bienen, die ihn umschwirren und ihm flüsternd vieles mitteilen, ihm besondere Fähigkeiten lehren.
Man erfährt einiges aus der Geschichte der Familie Morales, einiges über Politik und Geschichte Mexikos, alles aus der Sicht der Menschen, die Krieg, Epidemien, Bankenpleite und ungerechter Politik ertragen müssen. Mit der Hilfe Simonopios überlebt die Familie die spanische Grippe und ist in der Lage, den größten Teil des Grundbesitzes vor der anstehenden Enteignung zu bewahren. Aber nicht vor allem kann er seine Familie und den kleinen Nachkömmling Francisco schützen.
Lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass auf eine so unglaublich dichte und sprachlich hervorragende Art erzählt wurde. Die Autorin hat ein Erzähltalent, wie man es nur sehr selten findet.

Bewertung vom 18.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Ermittlungen in einem Cold Case
Im Moment sind die Ermittlungen in Cold Cases ja ziemlich populär. sowohl in der Literatur als auch im wirklichen Leben. Das ist aber auch alles, was diesen Krimi mit ähnlichen Fällen verbindet. Die Art, wie die beiden Fälle miteinander verbunden und natürlich am Ende gelöst werden ist wirklich hervorragend!
Zunächst ist kaum verständlich, wie der Fall der verschwundenen Mädchens 2009 in Schweden und die Undercoverermittlung in den USA 2019 zusammenhängen. Parallel erfährt der Leser Bruchstücke. Einmal aus der Sicht des Vaters der verschwundenen jungen Frau, einmal aus der Sicht des amerikanischen Polizisten, der so amerikanisch gar nicht ist. 2009 hatte man einen Verdächtigen, dem man aber nichts nachweisen konnte. Die Ermittlungen waren aber sehr einseitig, gingen absolut nicht in andere Richtungen. John, der Amerikaner, muss in das Zeugenschutzprogramm, setzt gegen alle Widerstände durch, dass seine neue Identität ein schwedischer Polizist sein wird. Er ermittelt gleich im Fall von 2009 und hat eine völlig andere Sichtweise, auch weil er persönlich involviert ist. Und schon fördert er vieles zu Tage.
Ein Schwedenkrimi der allerbesten Sorte! Super spannend aufgebaut, durchaus nicht ohne Humor und mit einigen überraschenden Wendungen. Von der Sorte bitte mehr!

Bewertung vom 06.02.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Spielzeug: Eine deutsch-deutsche Geschichte
Eva, Jan und Iris sind Kinder der drei Geschwister Langbein, im gleichen Jahr geboren und zumindest teilweise, gemeinsam aufgewachsen. Nach langer Zeit treffen sie sich im thüringischen Sonneberg, um sich um das gemeinsame Erbe zu kümmern. Es besteht aus einem alten Wohnhaus und einer Fabrik, in der seit über 100 Jahren mit wechselndem Erfolg Spielzeug produziert wurde. Nach der Wende musste die Fabrik Insolvenz anmelden und eigentlich soll alles verkauft werden. Nach und nach räumen die drei die einzelnen Zimmer aus und setzen Erinnerungen frei. Parallel wird die Geschichte der Familie erzählt, beginnend im Jahr 110, mit der Gründung der Fabrik. Inflation, zwei Weltkriege und das Dasein als volkseigener Betrieb in der Sperrzone der DDR hat man erlebt und irgendwie immer überlebt und weitergemacht. Die drei Cousins und Cousinen der heutigen Zeit erleben gerade privat einen Umbruch, sind mit ihrem Leben unzufrieden und haben sich ziemlich auseinandergelebt. Aber die gemeinsame Arbeit bringt sie einander wieder näher und am Ende ist mehr als das Entrümpeln ein gemeinsames Ziel.
Im Laufe der vergangenen 100 Jahre erlebt der Leser eine Familie, die zusammenhält, immer das Herz der Familie, die Fabrik, im Mittelpunkt. Sehr akribisch recherchiert und sehr einfühlsam beschrieben: Ein wirklich gutes Buch!