Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 113 Bewertungen
Bewertung vom 22.09.2024
Marc Chagall
Voermann, Ilka

Marc Chagall


sehr gut

Kurzvita

Ilka Voermann widmet sich in ihrem kleinen, feinen Buch einem Maler, der mit seinen Bildern Traumwelten erschaffen hat. Doch wer genau hinsieht, entdeckt hinter den poetischen Motiven ganz viele politische Statements, Kindheitserinnerungen und Hinweise auf seine jüdische Herkunft. Es sind Bilder, die eine Verbindung zwischen dem Surrealen und dem Erlebten ermöglichen, um Erinnerungen, Empfindungen und Emotionen zum Ausdruck zu bringen, wo Worte manchmal einfach nicht ausreichen oder erwünscht sind.

Farben und Formen fungieren dabei als "Übersetzer" und erschaffen so eine ganz besondere Beziehung zwischen Künstler und Kunstinteressierten. Jedes einzelne Werk, ganz gleich ob auf Leinwand oder Glas, erzählt eine ganz eigene und doch sehr persönliche Geschichte, die eng mit den Ereignisses der letzten hundert Jahre verbunden ist. Stationen seines Lebens finden den Weg in die Gemälde und Zeichnungen und Ilka Vormann gelingt es, die Vita des Künstlers in begeisternden Worten zugänglich zu machen. Eindrucksvoll bebildert, allerdings einfach viel zu knapp bemessen, um diesem großen Malers wirklich gerecht zu werden.

Ich hätte noch stundenlang weiterlesen können....

Bewertung vom 22.09.2024
Matthew Wong - Vincent van Gogh

Matthew Wong - Vincent van Gogh


ausgezeichnet

Mir fehl'n die Worte, ich hab die Worte nicht Dir zu sagen, was ich fühl (Tim Bendzko)

Als ich das erste Mal den Begleitkatalog zur Ausstellung in den Händen gehalten habe, war sofort der Song "Wenn Worte meine Sprache wären" von Tim Bendzko präsent. Matthew Wong drückt nämlich mit Pinsel und Farbe das aus, was tief in seinem Inneren passiert. Seine Lebensgeschichte ist geprägt von seinen psychischen Herausforderungen, die er nur schwer in Worte fassen, aber dafür umso eindrucksvoller auf die Leinwand bannen kann.

Es gibt viele Parallelen zu Vincent van Gogh, künstlerisch wie privat, und genau darin liegt eine unglaubliche Anziehungskraft, die die Betrachtenden der Kunstwerke zum Nachdenken, Innehalten und auch Genießen einlädt. Wenn Worte fehlen, ist die Malerei für beide Kunstschaffende die einzige Möglichkeit, Gedanken, Gefühle und Emotionen nach aussen zu transportieren und durch die Aussagekraft der Kunst ihre Identität zum Vorschein zu bringen.

Es sind Bilder, die von inneren Dämonen erzählen, die Hoffnungslichter aussenden und zu Energiequellen werden. Die Leinwand als Zufluchtsort, um mit kräftigen Pinselstrichen und intensiven Farben die Phasen der Bewusstseinsveränderungen zu durchleben, während düstere Tuschezeichnungen auf Reispapier den fortwährenden Kampf der Dämonen verdeutlicht. Beide Künstler erschaffen Werke, die ihnen die Möglichkeit geben, ein Teil dieser Welt zu sein, in der sie sich nicht wirklich verankert sehen. Ihre Bilder sind Mittel, Geschichten ohne Worte zu erzählen und trotzdem auszudrücken, was sie fühlen.

Ein sehr gelungener Bildband, der zum einen tiefe Einblicke in zwei verwandte Künstlerseelen ermöglicht und zum anderen Kunst in ihrer wohl schönsten Form zugänglich macht.

Bewertung vom 22.09.2024
Der Kofferfisch
Blomeyer, Marion;Vierer, Charlotte

Der Kofferfisch


ausgezeichnet

Eine aufregende Reise in die Unterwasserwelt mit wichtigen Botschaften

Lou steht vor der schier unlösbaren Hausaufgabe, einen schönen Fisch für den Kunstunterricht zu zeichnen. Ihre Ideen enden mit Entwürfen, die sie selbst nicht gut findet und auch ihrer Vorstellung von "schön" nicht wirklich entsprechen. Und dann passiert etwas ganz Wundervolles: Ihr Kinderzimmer verwandelt sich plötzlich in eine aufregende Unterwasserwelt, die nicht nur schön und bunt ist, sondern voller Abenteuer und neuen Erkenntnissen steckt....


Bisher sind alle bekannten Kinderbücher auf dem Markt farbenfroh, bunt und optisch sehr ansprechend gestaltet, sodass automatisch der Griff in das Verkaufsregal erfolgt. Es ist ein unbewusstes Diktat, dem wir folgen, da es sich etabliert hat, wie ein "gutes Kinderbuch" tatsächlich gestaltet sein soll.

Marion Blomeyer geht mit "Der Kofferfisch" ganz bewusst einen anderen Weg, um Eltern und Kinder dafür zu sensibilisieren, dass auch das Neue, Unbekannte, Düstere und Geheimnisvolle, das "Anderssein" gefallen wird. Wer ist überhaupt dafür verantwortlich und stellt fest, was "schön" und "richtig" oder "falsch" und "hässlich" ist ? Viel zu oft lassen sich Kinder und Erwachsene von den gängigen Mustern einfangen und folgen der breiten Masse.

Das Buch gleicht einer Reise mit Jules Verne und führt in die Tiefen des Meers, um dort seine wundervolle Welt der Vielfalt, Akzeptanz und Toleranz zu zeigen. Die Zeichnungen von Ernst Haeckel aus "Kunstformen der Natur" werden durch Marion Blomeyer neu interpretiert und verwandeln sich in ein Kaleidoskop aus Farben und Formen.

Die Zeichnungen unterstützen die Erzählung und vermitteln Kindern die wichtige Botschaft, Diversität und Inklusion als Bereicherung der Gesellschaft zu verstehen. Gemeinsam mit Lou und ihren tierischen Freunden erleben Jungen und Mädchen ein echtes Unterwasserabenteuer, das in einer diskriminierungssensiblen Sprache seine Botschaften weitergibt.

Ein modernes Kinderbuch, das Kinder und Erwachsene dabei begleitet, den Weg in eine aufgeschlossene und von Vielfalt und Toleranz geprägte Gesellschaft zu gehen.

Bewertung vom 22.09.2024
Riva
Moench, Torsten;Flöring, Britta

Riva


ausgezeichnet

Wie Phönix aus der Asche...

Die zerstörerische Kraft eines Sturms am Iseosee steht für den Beginne einer Erfolgsgeschichte, die bis heute der Inbegriff für Luxus und fast schon sinnliche Eleganz ist - Riva Boote. Mit viel Leidenschaft und handwerklichem Geschick wird nach und nach aus den reparierten Fischerbooten zeitlose Schönheit und Pracht, die maritime Geschichte schreibt.

Pietro Riva legt den Grundstein für die ikonischen Wasserfahrzeuge und ganz langsam beginnen die ersten Sterne des Erfolgs am italienischen Himmel zu funkeln. Edles Mahagoniholz steht für klassische Schönheit und Noblesse und mit der Liebe zum Handwerk entstehen daraus die echten Klassiker, die ab den 1950er Jahren durch den aufkommenden Jetset zu Legenden werden.

Das Coffetable-Book gibt einen fundierten Einblick in die technischen Daten und handwerklichen Aspekte, ist jedoch kein trockenes oder sprödes Fachbuch. Zahlen und Fakten werden auch für fachfremde Leser:innen verständlich aufbereitet , sodass der Lesefluss zu jeder Zeit gegeben ist, denn Neugier und Interesse werden immer wieder geweckt.

Herzstück des Buches sind jedoch die vielen Abbildungen von Originaldokumenten, Zeichnungen und liebevoll in Szene gesetzten Details, die dann den Bogen zu faszinierenden Aufnahmen vor malerischer Kulisse schlagen. Der Glanz des Mahagoniholzes lässt den Atem stocken und mit jeder Seite mehr wird der Wunsch größer, einmal das Statussymbol für Luxus und Eleganz in voller Fahrt auf dem Gardasee oder dem Comer See genießen zu dürfen.

Es fällt schwer, sich dem Zauber dieser Boote zu entziehen und nach dem Zuklappen des Buches wieder in den Alltag zurückzukehren - ein Buch zum Träumen, immer wieder Anschauen und Genießen !

Bewertung vom 21.09.2024
Zu Gast in Venedig
von der Pahlen, Christine Gräfin

Zu Gast in Venedig


gut

Exquisite Tagträumereien mit Fehlern

La Serenissima lädt ein und alle, alle folgen ihrem Ruf. "Zu Gast in Venedig" ist ein opulenter Reisebildband, der kulinarische Genüsse mit optischen Highlights verbindet und lebenswerten Luxus in exquisite Tagträume verwandelt.

Die Aufmachung des Buches ist mondän und schon der Einband lässt erahnen, welche Pracht und Eleganz sich zwischen den Buchdeckeln befindet. Die Aufnahmen spiegeln ein anspruchsvolles Lebensgefühl wieder, die Venedigs Schönheit und die Gaumenfreuden miteinander verbinden. Die Gedanken schweifen sofort in die Ferne, die romantische Stimmung umfängt die Leser:innen wie eine liebevolle Umarmung, bis sie zu den erlesenen Rezeptideen gelangen und dann auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt werden.

Kochkunst und viel Erfahrung sind hier die Grundvoraussetzung, um die im Buch befindlichen Gerichte nachzukochen. Ambitionierte Hobbyköch:innen werden schnell an ihre Grenzen kommen und leider den Kochlöffel zur Seite legen. Viele Rezeptideen lassen sich einfach nicht Zuhause umsetzen, denn sie sind zum einen sehr zeitaufwendig, zum anderen sehr kostenintensiv oder die Zutaten lassen sich nicht so einfach besorgen, sodass garantiert kein "Susi & Strolch-Moment" entsteht, sondern eher auf Haubenniveau gekocht wird.

Wer sich die Rezepte genau durchliest, findet zudem den ein oder anderen Fehler ....in einem Buch von solch gehobener Qualität und entsprechendem Anspruch der Leser:innen darf so etwas einfach nicht passieren. Als visuelle Augenreise für exquisite Tagträumereien eignet sich die Kombination aus Kochbuch und Reisebildband wirklich wunderbar, jedoch ist dieses Buch die mit Abstand unzureichende Veröffentlichung aus der ansonsten so wundervollen Reihe.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2024
Der Duft der Weihnachtszeit
Cawley, Julia;Schäper, Vera;Deelen, Saskia van

Der Duft der Weihnachtszeit


sehr gut

Sternschnuppenmomente und Weihnachtsduft

"Der Duft der Weihnachtszeit" wird in diesem modernen Backbuch eingefangen und hält viele neue Interpretationen und Rezeptideen für die Weihnachtsbäckerei bereit. Schon beim ersten Durchblättern verbreitet sich festliche Vorfreude, denn die Mischung aus winterlichen Impressionen und ansprechender Foodfotografie ist wirklich harmonisch aufeinander abgestimmt - wie die Zutaten in den Backrezepten.

Glitzernder Tiefschnee, funkelnde Sterne am Himmel und die Magie des Nordlichts zaubern echte Weihachtstimmung und wecken die Neugier auf das Naschwerk vom Backblech. Die Begleittexte vermitteln zusammen mit den Fotos das Gefühl, einen Spaziergang durch das Winterwunderland zu machen und anschließend all die wundervollen Köstlichkeiten zu genießen, die in der heimischen Backstube mit viel Liebe und Können zubereitet werden.

Geübte Bäcker:innen und auch Neulinge am Backblech erhalten Anregungen und Inspirationen und schnell ist das Lieblingsrezept gefunden, das winterliche Aromen und den Duft von Vanille, Orangen odr Zimt durch die heimischen vier Wände ziehen lässt. Die Rezepte sind leicht verständlich aufgeschrieben, übersichtliche Zutatenlisten erleichtern das Einkaufen und der ein oder andere Tipp findet in der Umsetzung begeistert Zuspruch.

Hefeknoten mit Nougatfüllung, Cranberry-Muffins mit Lebkuchenstreuseln, Marzipankugeln mit Erdnusscremefüllung im Schokoladenmantel, Lavedelshortbread oder Butterkekse mit Zitronenglasur, die sich in kleine Schneemänner verwandeln, zaubern ein Lächeln ins Gesicht und locken bestimmt den einen oder anderen Weihnachtswichtel oder das Christkind mit himmlischen Düften an.

Manchmal etwas zu stylisch und steril, aber dennoch randvoll mit Plätzchenduft, Winterpracht und Weihnachtsgefunkel... ein schönes Geschenk für alle, die sich Weihnachten auf der Zunge zergehen lassen möchten

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2024
Jede Nacht hat ihre Sterne
Shocklee, Michelle

Jede Nacht hat ihre Sterne


ausgezeichnet

„Zähle deine Nächte nach Sternen, nicht nach Schatten. Zähle dein Leben nach Lächeln, nicht nach Tränen.“

Wer hätte einmal gedacht, dass ein Bulletjournal so eine aufregende Geschichte erzählen kann ? Audrey ist ganz fasziniert als sie in den Erinnerungen einer Bewohnerin von Maxwell House blättert, denn zwischen den Seiten spielt sich Unglaubliches ab. Was als ganz persönliches Gedankenmeer, liebevolle Erinnerungen und Gedankenstütze begonnen hat, ist in Wahrheit die einzigartige Lebensgeschichte einer Frau, die aus Nächstenliebe so manche Seele gerettet hat. Audrey sieht die ältere Dame plötzlich mit ganz anderen Augen...


Michelle Shocklee ermöglicht ihren Leser:innen eine faszinierende Zeitreise und nimmt sie mit zur Weltausstellung in Tennessee im Jahr 1897. Es rascheln die Kleider im Gründerzeit--Stil und die Herren sind mit Überrock und steifem Hut unterwegs, um staunend und bewundernd die Ausstellung zu besuchen. Mittendrin Priscilla Nichols, die an der Seite von Luca Moretti verliebt durch die Weltausstellung schlendert.

Der historische Zeitstrang ist so wunderbar gelungen, dass es den Lesenden leicht fällt, sich aus der Gegenwart zu verabschieden und sich ins Getümmel zu stürzen. Der Erzählstil ist sehr lebendig und plakativ, sodass die Bilder wie aus einer Pop-up-Karte aus den Seiten steigen und zu einer begehbaren Kulisse werden.

Mit dem Blättern im Sammelalbum gelingt es der Autorin, eine Brücke ins Hier und Jetzt zu schlagen, damit die einzelnen Berührungspunkte gut miteinander verknüpft werden. Zwangsprostitution, christliche Nächstenliebe, Aufnahme in einer geschützten Einrichtung, Klassenunterschiede und die Stellung der Frau in der amerikanischen Gesellschaft in den angesprochenen Zeitebenen werden thematisiert und zu einer sehr eindringlichen Handlung zusammengefügt. Der Schreibenden gelingt es mit unglaublich viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, heikle und sensible Themen anzusprechen und trotzdem - oder gerade deswegen - immer wieder kleine Hoffnungslichter aufblitzen zu lassen. Der Wechsel zwischen der ausgelassenen Stimmung auf der Weltausstellung und den dramatischen, eher düsteren Szenen ist fein nuanciert, belastet den Roman nicht mit einer negativen Grundstimmung, sondern macht sprachlich sehr gut ausformuliert auf die schrecklichen Ereignisse aufmerksam.

Der christliche Aspekt wird immer wieder unaufdringlich eingeflochten, sodass er begleitend, statt missionierend durch die Geschichte führt und als sehr angenehm empfunden wird. Ein historischer Roman mit Tiefgang und vielen facettenreichen Charakteren, der die Zeit wie um Flug verstreichen lässt.

0 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2024
Bode, Sabine

"Ich will aber Agnetha sein!"


ausgezeichnet

Von Schlaghosen, Ohrwürmern und ganz vielen Erinnerungen

Ein kleines Mädchen steht, eingehüllt in einen weißen Bademantel mit Fred-Feuerstein-Motiven und einer Haarspraydose in der Hand, vorm Spiegel und singt "Gimmi, gimmi, gimmi ei määäään"...das ist meine erste Erinnerung, die ich an meine Kindheit mit ABBA habe. Und genau diese Erinnerungen sind es , die Sabine Bode mit ihrem Buch hervorruft und allen ABBA-Fans aus der Seele spricht.

Es ist nicht einfach noch ein Buch von, mit und über die Kultband der 1970er und 80erJahre, sondern es ist eine Einladung zur Party, die zwischen "Licht aus! Spot an!" von Ilja Richter und dem vollkommen überraschenden Revival mit den ABBAtaren in London imaginäre Fotoalben aufschlägt. Bodes Schreibstil ist humorvoll und schlagfertig, sodass jede Pointe zündet, Schenkelklopfer und gute Laune sind vorprogrammiert.

Eine Hommage in liebevollen, kritischen und auch wehmütigen Tönen, die für viele Mittfünziger:innen einfach zur Lebensgeschichte dazugehören.. Vom grandiosen Siegeszug beim Grand Prix, dem lässig vorgelebten Mittelmaß und dem perfektionieren Unperfektsein, bis hin zu Freibadpommes und Karaoke-Abend ist alles dabei, was sich in den letzten fünf Jahrzehnten mit und durch die schwedische Pop-Band (ein-)geprägt und ereignet hat.

Ein Feuerwerk der guten Laune, das auch mal den ein oder anderen kritischen Ton ab kann, um die Ohrwürmer von einst auch heute noch zu Gute-Laune-Songs macht und wir unweigerlich mitsummen, mitsingen und im Takt mitwippen. Sinnfreie Sinnsprüche und Kalenderweisheiten, das Comeback der Schlaghosen, Coolsein ohne cool zu sein und viele andere Phänomene mehr finden den Weg ins Buch und erinnern jede/n von uns an ganz bestimmte Situationen, Menschen und Zeiten, in denen ABBA einfach dazugehören und nicht wegzudenken sind.

Mach dich rar, dann bleibst du interessant - so könnte auch eine Devise lauten, denn die nie offiziell vollzogene Trennung der Band ist das beste Beispiel dafür, dass generationenübergreifend alle Texte mitgesungen werden können und die Welle der Begeisterung nie abebbt. Eine Reise in die Vergangenheit, mit einem Buch, das so ganz anders ist als die üblichen Zusammenstellungen, die es sonst über die schwedische Pop-Band zu lesen gibt. Eine Mischung aus Ahoi-Brause und der auf dem Klappentext beschriebenen Discokugel - Kult mit Glitzer und dem gewissen Prickeln im Bauch, das entsteht, wenn Erinnerungen plötzlich wieder präsent sind.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2024
Im Schnee lauert der Tod
Troi, Heidi

Im Schnee lauert der Tod


ausgezeichnet

Lorenz Lovis' persönlichster Fall

Lorenz Lovis kann den Hype um Winter, Schnee und Skifahren nicht nachvollziehen und das hat auch einen guten Grund: Die weiße Pracht ist nicht nur glitzernd und schön anzuschauen ,sondern bringt den Tod persönlich. Auch wenn das Lawinenunglück, bei dem seine Eltern ums Leben gekommen sind, schon dreißig Jahre her ist, sitzt der Schmerz über den Verlust tief. Als in selbst ernannter Influencer ebenfalls bei einem Lawinenabgang zu Tode kommt, ist Lovis' Ehrgeiz angestachelt. Er will herausfinden, ob in den Gerüchten von einst und heute ein Funken Wahrheit steckt...


Heidi Troi hat mit diesem sechsten Band um den doch eher unkonventionellen Privatdetektiv aus Südtirol den wohl persönlichsten Fall kreiert. Es ist, um es rundheraus zu sagen, ihr bestes Buch aus dieser Reihe und es verdient zu recht die Bezeichnung "Seitenfresser". Nichts anderes passiert nämlich, wenn die Leser:innen das Buch aufschlagen und sich zunächst in einer Idylle aus in der Sonne glitzerndem Schnee wiederfinden.

Die Handlung ist rasant, gleicht einer Schussfahrt im Pulverschnee und ist manchmal schon als atemlos zu bezeichnen. Lovis sieht sich gleich mit mehreren Verdächtigen konfrontiert, schießt sich aber liebend gern auf zwei seiner Erzfeinde ein. Dass diese beiden es faustdick hinter den Ohren haben, haben sowohl von Stadler als auch der Commissario schon oft und gerne bewiesen.

Troi gelingt es, viele Spuren im Schnee zu hinterlassen, die aber mal mehr, mal weniger ans Ziel führen. Manche enden im Nichts, andere wiederum werfen neue Fragen auf, sodass die Leseneugier und die Spannung gleichbleibend hoch gehalten werden und das winterliche Krimivergnügen zu eigenen Ermittlungen einlädt. Apropos Vergnügen: Das ein oder andere Augenzwinkern und liebevolle Seitenhiebe finden sich als Auflockerung zwischen den Seiten, zaubert der Leserschaft ein Grinsen ins Gesicht und auch Lovis' Herzblatt Angelika kann es nicht lassen, ihren Lieblingsmensch auf die Schippe zu nehmen.

Kann Lorenz den Worten eines dementen Bergbauern trauen ? Wie viel Wahrheit findet er in Sebastians gelbem Ordner ? Und gelingt es Lovis endlich, mit der Vergangenheit abzuschließen ? Die Antworten finden sich in den Spuren im Schnee und macht die Fans dieser Krimireihe zu Fährtenleser:innen, die sich nach Abschuss dieses Buches einen Jagertee als Belohnung verdient haben.

Bewertung vom 16.09.2024
Binnenmeer
Kanter, Olaf

Binnenmeer


ausgezeichnet

Immer mehr im Meer ? Eine Bestandsaufnahme

Olaf Kanter bereist die Ostsee mit seiner "Bijou" und lernt dabei das Binnenmeer intensiv kennen. Was für viele der Inbegriff von Urlaubssehnsucht und Seele baumeln lassen bedeutet, ist bei näherem Hinsehen ein mehr als gefährdeter Lebensraum. Das Binnenmeer hat im Verlauf der letzten hundert Jahre mächtig auf die Ohren bekommen, dient als Müllhalde für entsorgte Kriegsmunition und ist gleichzeitig Hoffnungsträger für erneuerbare Energien. Wenn sich die Windräder der Offshore Parks drehen, kommen die Leser:innen nicht umhin, das Bild von Don Quijote vor Augen zu haben, der einst gegen Windmühlen kämpfte.

Der Kampf um die Ressourcen der Ostsee hat schon lange begonnen, die Grenzverschiebungen sind nicht erst seit den letzten beiden Weltkriegen für die Geschichtsschreibung verantwortlich und doch gibt es immer wieder kleine und größere Ereignisse, die dieses noch so junge Meer prägen. Kanter segelt durch peitschende Wellen und peitscht seine Leser;innen ebenso durch das Buch - eine Erzählung, die mal wogenden Seegang, mal ruhige See für die Leserschaft bereit hält und das wandelbare Gesicht von Stränden, Klippen, Schärengarten und anderen Naturschauspielen mit all ihren Facetten zeigt.

Eine Bestandsaufnahme, die von Flucht und Vertreibung erzählt, Grenzen überwindet und neue Wege aufzeigt. Das Gestern als Chance sehen, um das Heute besser/anders zu gestalten, um das Binnenmeer von Morgen zu schützen und zu bewahren. Eindringliche Worte, die nachdenklich stimmen und trotzdem - oder gerade deswegen - in Erinnerung bleiben