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Benutzername: 
Sabine
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Köln
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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 404 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2016
Der Hut des Präsidenten
Laurain, Antoine

Der Hut des Präsidenten


sehr gut

„Liebe mit zwei Unbekannten“ fand ich ja total schön, daher war ich neugierig auf das neue Buch von Antoine Laurain und hatte hohe Erwartungen. Und auch „Der Hut des Präsidenten“ hat mir sehr gut gefallen und mich nach Paris, in die 80er Jahre, entführt.

Die Geschichte ist bezaubernd und voller Atmosphäre, charmant erzählt mit feinsinnigem Humor – vielleicht sollte man französische Geschichten mögen, um sich auch in dieser richtig wohl fühlen zu können. Zunächst hatte ich den Eindruck, drei Kurzgeschichten zu lesen, die jeweils durch den von Besitzer zu Besitzer wandernden schwarzen Filzhut Mitterrands verbunden sind, dann jedoch fügen sich die Geschichten wieder zusammen und ergeben am Ende ein großes Ganzes – und nicht nur das: Mich hat der Autor am Ende des Buches doch noch mal überraschen können, nämlich als sich der Kreis schließt und Mitterrand wieder auf der Bildfläche erscheint.

Auf den ersten Blick scheint der Hut eine große Macht zu haben, denn augenblicklich verändert er das Leben der Menschen, die ihn auf den Kopf setzen. Sie werden mutiger, entschlossener und wagen Dinge, die sie zuvor niemals angegangen wären. Auf den zweiten Blick gefällt mir aber der Idee, dass schon der Gedanke, ein unbelebtes Objekt könne solchen Einfluss auf das Leben nehmen, tatsächlich eine Änderung bewirken kann – und vielleicht ist es auch das, was Antoine Laurain beschreiben will, denn jeder träumt doch davon, irgendwas in seinem Leben zu ändern, und jeder trägt auch die Kraft dazu in sich – man muss es nur tun.

Der Schreibstil in dieser Geschichte ist einfach wunderbar – charmant und humorvoll, feinfühlig und pointiert. Und obwohl das Buch mit seinen gut 200 Seiten ja eher zu den dünneren zählt, schafft der Autor es, seine Charaktere gut zu zeichnen und ihnen Tiefe zu verleihen. Dabei hat er gut recherchiert, denn man bekommt Einblicke in die Welt der Parfumeure und in die der Kunstmäzene. Atmosphäre schafft der Autor durch dezidierte Beschreibungen, die aber nie langweilen, sondern vielmehr Bilder vor den Augen beziehungsweise Gerüche in der Nase entstehen lassen - wer das Buch kennt, weiß sicherlich, was ich meine. Ich mochte die Charaktere, ganz besonders die leidenschaftliche Fanny Marquant und den eigentümlichen Parfümeur Pierre Aslan – allen voran aber Präsident Mitterrand, der zwar nur selten in dem Buch auftritt, dann aber stets mit einem Zwinkern in den Augen.

Auch mit „Der Hut des Präsidenten“ hat mich Antoine Laurain begeistern können, und auch wenn Atmosphäre und Stimmung wirklich schlüssig waren, habe ich nicht so mitgefühlt mit den Charakteren und war emotional einfach nicht so gefangen wie in seinem ersten Buch. Trotzdem hat mir dieses charmante und geistreiche Büchlein sehr gut gefallen, daher gebe ich gerne 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Charmant, humorvoll und geistreich ist die Geschichte um einen Hut, der von Träger zu Träger wandert und dabei unglaubliche Macht zu haben scheint. Wieder schafft Antoine Laurain eine wunderbare Atmosphäre und entführt den Leser ins Paris der 80er Jahre. Auch diese Geschichte hat mir wieder sehr gut gefallen – ich liebe einfach französische Romane und gebe diesem gerne 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 18.11.2015
Kein Sterbenswort
Coben, Harlan

Kein Sterbenswort


ausgezeichnet

Mich konnte das Buch von der ersten Seite an packen. Die Geschichte um David Beck, dessen Frau 8 Jahre zuvor durch einen Serienkiller getötet worden ist und der nun geheimnisvolle Mails erhält, die andeuten, dass sie noch lebt, hat mich wirklich mitgerissen. Ist David zuerst noch der über den Verlust nicht hinwegkommende Witwer, wird er bald selber zum Verdächtigen, und befindet sich auf einer dramatischen und spektakulären Flucht. Es gibt viele überraschende Wendungen und selbst, als alles geklärt zu sein scheint, hat der Autor noch einen Joker in der Hand, der alles in ein neues Licht rückt.
Gefesselt war ich von Anfang an von der Geschichte, und der Autor konnte die Spannung über das gesamte Buch wirklich halten – sogar noch steigern bis zu dem spektakulären Finale, das zunächst alle Fragen zu beantworten scheint. Die ganze Zeit habe ich mit David gefiebert und auch gelitten, dabei wechseln sich Phasen ab, in denen es wirklich sehr actionreich ist und der Autor auch an zum Teil sehr blutigen Details nicht spart, dann aber gibt es auch wieder Kapitel im Buch, in denen die Gedanken Davids im Vordergrund stehen – und selbst diese Abschnitte waren zu keinem Zeitpunkt langweilig oder langatmig.
Die Charaktere sind zum Teil ein wenig klischeehaft geraten, gerade wenn ich an die Figuren des FBI denke oder auch an den Drogenboss Tyrese, trotzdem aber fand ich sie gut gestaltet. Gerade David mochte ich von Anfang an, auch wenn seine Entwicklung vom unschuldigen Kinderarzt zum flüchtenden Kriminellen nicht ganz glaubhaft war. Dafür aber hat der Autor wunderbar seine Verzweiflung und Not einfangen können, die ihn letztlich in die gefährliche Lage gebracht haben, auch Davids Gedankenwelt und –karussell waren sehr interessant und vor allem nachvollziehbar – kurzum: ich habe mich gut in seine Situation hineinversetzen können und ihn in vielen Dingen wirklich verstanden.
Das Buch ist in 46, zum Teil sehr kurze Kapitel, eingeteilt, die mal aus Sicht Davids in Ich-Form geschrieben sind, mal aber auch aus Sicht eines allwissenden Erzählers. Den Schreibstil habe ich sehr gerne gemocht, er ist eindringlich und fesselnd und schafft eine unglaubliche Atmosphäre, lässt sich aber dennoch gut und flüssig lesen. Ich zumindest konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich so gepackt war und habe es in kürzester Zeit beendet. Einziger Kritikpunkt ist für mich die nicht glaubhafte Entwicklung Davids und das vielleicht etwas überzogene und sehr amerikanische Finale – dafür ziehe ich einen halben Stern ab, gebe aber gerne 4,5 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Ein rasanter und spannender Thriller, der mich von der ersten Seite an gepackt hat und den ich kaum aus der Hand legen konnte. Ein sympathischer Protagonist, ein interessanter Plot mit vielen Überraschungen und Wendungen sowie das spektakuläre Finale haben mir spannende Lesestunden geschenkt. Ich gebe diesem Buch 4,5 von 5 Sternen und bin neugierig auf weitere Bücher des Autors.

Bewertung vom 07.11.2015
Der Schatz Salomos
Peter, Maria W.

Der Schatz Salomos


sehr gut

Dies ist der dritte Band aus der historischen Krimi-Reihe um die Sklavin Invita - doch der Fall ist wieder in sich abgeschossen, so dass man die Bücher auch unabhängig voneinander lesen kann. Will man jedoch Invita bei ihrer Entwicklung zuschauen, empfehlen ich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
Auch diesmal konnte mich das Buch fesseln. Zu Anfang gibt es ein paar Rückblicke auf die Vorbände, so dass der Einstieg sehr leicht fällt und man die verschiedenen Personen rasch zuzuordnen weiß. Doch viel Zeit für lange Vorreden bleibt nicht, denn bald schon tauchen zwei tote Frauen auf und rasch sind auch zwei Verdächtige gefunden – doch Invita weiß, dass ihre jüdischen Freunde nicht die Mörder sein können und „ermittelt“ auf eigene Faust.
Das Buch ist aus Sicht der jungen Sklavin in Ich-Form geschrieben, so dass ich mich gut in ihre Situation hineinversetzen konnte, was aber nicht heißt, dass ich immer so gehandelt hätte wie sie. Im mag Invita total gerne mit ihrer neugierigen Art und ihrem steten Bemühen um Gerechtigkeit, aber manchmal schadet sie sich einfach mit ihren forschen Art und kann es trotzdem nicht lassen, ihre Nase in Dinge zu stecken, die sich nichts angehen. Damit hat sie sich schon einige Male die Hände verbrannt und trotzdem ist sie einfach ein liebenswerter Mensch, den ich nur manches Mal hätte schütteln wollen.
Der Fall ist spannend aufgebaut und es werden viele Fährten gelegt, wer der Täter sein könnte – manche enden in Sackgassen, manche führen aber auch weiter und entpuppen sich dann doch als falsch. Hier hat die Autorin es wirklich geschafft, mich immer wieder in die Irre zu führen. Der Fall endet dann in einem großen Finale, nämlich einer römischen Gerichtsverhandlung, die mir sehr gut gefallen hat und die ich mir wegen der tollen Beschreibungen auch sehr gut vorstellen konnte. Und natürlich kann in diesem Finale dann auch der Täter gestellt werden – wobei ich zugeben muss, dass mich das Ende eher enttäuscht hat und ich mit einem verzwickterem Motiv gerechnet hatte.
Das Buch lässt sich – wie auch schon die Vorgänger – flüssig lesen und ich habe es genossen, in eine andere Zeit abzutauchen. Mir gefällt die Römerzeit und auch in diesem Buch gibt es immer wieder Szenen und Beschreibungen, die einem den damaligen Alltag und das Leben näher bringen.
Obwohl dies der letzte bisher erschienene Band um Invita ist, bleiben um ihre Person einige Fragen offen: immer noch nicht ist klar, woher Invita eigentlich kommt, auch wenn sie wieder neue Puzzleteile gefunden hat, die aber leider nicht ihre Herkunft gänzlich klären konnten. Und natürlich würde mich schon interessieren, wie es mit ihr und Flavus weitergeht – vielleicht kommt ja doch noch eine Fortsetzung, ich bin gespannt.

Mein Fazit
Wieder ein spannender Fall, den die Skalvin Invita in der Römerzeit aufzuklären weiß. Die Geschichte ist spannend und steigert sich von Seite zu Seite, um dann in einem tollen Gerichtsfinale zu enden – nicht so gut hat mir das Ende und die Auflösung der Morde gefallen, da hätte ich mir ein anderes, verzwickteres Motiv gewünscht. Leider sind auch um Invita immer noch nicht alle Fragen geklärt – ein weiterer Band ist aber leider bisher nicht erschienen. Ich gebe diesem Buch knappe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 03.11.2015
Rosaleens Fest
Enright, Anne

Rosaleens Fest


gut

Der Klappentext hat mich sofort an eine besondere Familiengeschichte denken lassenund auch das Cover hat mich angesprochen – doch leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen ganz falsch waren und sie deshalb auch nicht erfüllt wurden.
Wer an eine klassische Familiensaga denkt, in der sich verschiedene Handlungsstränge miteinander verknüpfen, vielleicht schöne Erinnerungen an eine behütete Kindheit erzählt werden oder gar ein Geheimnis gelüftet werden will, der wird enttäuscht sein. Denn die Familie Madigan ist alles andere als eine heimelige Familie – die Kinder sind erwachsen, verteilt über den ganzen Globus, jedes kämpft mit seinen eigenen Problemen, genau wie Mutter Rosaleen, die sich zu Weihnachten wünscht, all ihre Kinder noch mal um sich versammelt zu haben. Doch auch dieses Weihnachtsfest endet wie alle bisherigen zuvor.
Was mir wirklich gut gefallen hat ist der Aufbau des Buches. Jedes Kapitel ist aus Sicht eines der Kinder geschrieben, zu verschiedenen Zeiten und damit lerne man die Figuren auch in ganz verschiedenen Situationen kennen – toll fand ich vor allem, dass auch der Schreibstil an den jeweiligen Charakter angepasst war: so erzählt Hanna aus ihrer Kindheit in Irland mit einfachen Worten, die wirklich zu einem kleinen Mädchen passen. 10 Jahre später lebt ihr Bruder Dan in New York und beschreibt die homosexuelle Szene, in der sich gerade das HI-Virus ausbreitet – auch das mit einem wirklich eigenen, aber passenden Schreibstil -, wiederum 8 Jahre später kommt Constanza, die ältere Schwester zu Wort, die in ihrer Ehe mehr oder minder glücklich ist und den jüngeren Bruder Emmet hat es nach Mali verschlagen, wo er versucht, gegen das Elend der Menschen zu kämpfen. In diesen Kapiteln, die jeweils aus Sicht des entsprechenden Geschwister geschrieben sind, bekommt man einen kurzen Einblick in deren Leben, eher wie ein Schnappschuss als denn wie eine eigene Geschichte, denn viel Handlung gibt es leider nicht in dieser ersten Hälfte des Buches. Und das hat es mir auch schwer gemacht – zwar lernt man die verschiedenen Charaktere kennen und ich muss leider sagen, dass mir keiner von ihnen wirklich sympathisch ist, aber einen roten Faden gibt es leider erst in der zweiten Hälfte des Buches, als nämlich alle Geschwister zu „Rosaleens Fest“ zusammentreffen und sich dann auch erklärt, warum jeder so ist, wie er ist.
Für mich ist das Buches keines das fesselt durch eine wunderbare Handlung, sondern eher eines, das beeindruckt durch die Charaktere – nicht, weil sie dem Leser ans Herz wachsen, sondern weil sehr eindrücklich ist, wie Menschen durch ihre Kindheit und ihr frühes Umfeld geprägt sind – gut, das ist keine neue Erkenntnis, wird aber in diesem Buch nochmal sehr gut aufgezeigt.
Enttäuscht bin ich, weil mich das Buch nicht unterhalten konnte und mir leider keine entspannenden Lesestunden geschenkt hat, beeindruckt bin ich aber von der Erzählkunst und dem Aufbau der Geschichte – beides finde ich sehr gut und unterstreicht auf seine Weise noch mal den Inhalt des Buches. Insgesamt kann ich aber leider dennoch nur 3 von 5 Sternen vergeben, weil mir einfach der Unterhaltungswert der Geschichte gefehlt hat.

Mein Fazit
Sprachlich und stilistisch ein sehr interessantes Buch mit Charakteren, die zwar nicht sympathisch, aber dafür echt und glaubwürdig dargestellt sind, unterhaltsam fand ich die Geschichte aber leider nicht, dafür hat mir vor allem in der ersten Hälfte der rote Faden gefehlt und das Ende hat mich leider auch mit vielen Fragen zurückgelassen. Ich gebe dem Buch daher knappe 3 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2015
Als wir unsterblich waren
Roth, Charlotte

Als wir unsterblich waren


sehr gut

Ich war sehr neugierig auf diese Geshccihte, habe ich doch andere Bücher der Autorin bereits mit Begeisterung gelesen. Das Buch hat zwei Erzählstränge – einen im Jahr 1989, als gerade die Mauer fällt und die Ostberlinerin Alexandra einem Mann in die Arme läuft, in den sie sich sofort verliebt. Der andere Erzählstrang beginnt vor dem ersten Weltkrieg, und man begleitet die junge Paula über mehrere Jahre, wie sie sich für die Frauen einsetzt und dem Charme des Studentenführers Clemens erliegt.
Der Schwerpunkt des ganzen Buches liegt eindeutig auf der Geschichte der Vergangenheit und der Erzählstrang der 80er Jahre ist nur eine Rahmenhandlung. Wie die beiden Handlungen zusammenhängen, weiß man zu Beginn noch nicht, auch wenn ich da schon früh so eine Idee hatte, aber am Ende laufen die Stränge zusammen und alle Fragen werden geklärt.
Die Geschichte der Vergangenheit um Paula und ihre Freunde hat mich sehr berührt. Dadurch, dass man sie schon als Kind kennenlernt du sie dann in den weiteren Jahren begleiten darf, wachsen einem nicht nur Paula, sondern auch ihre Freunde und Mitstreiter sehr ans Herz. Die Figuren sind sehr lebensnah gestaltet und wirken so authentisch, dass ich sie immer vor Augen hatte und mich schon fast als Mitglied dieser illustren Truppe gefühlt habe.
Die Zeit war für mich aus heutiger Sicht eine schreckliche, und trotzdem gab es Hoffnung und Lebensfreude und genau die hat man beim Lesen auch gespürt. Doch so wie die Stimmung in der ersten Hälfte des Buches noch zuversichtlich war, so hat sich die Atmosphäre in der zweiten Hälfte zunehmend gewandelt in eine bedrückte und manchmal sogar hasserfüllte. Damit hat die Autorin aber sehr gut eingefangen, wie Menschen damals empfunden und wie sie sich gefühlt haben, deshalb wirkt die Geschichte, die ein wunderbarer Spiegel unserer deutschen Geschichte ist, auch so glaubhaft und authentisch.
Die Rahmenhandlung im Jahr 1989 wirkt dagegen leider sehr fahl und hat mir nicht gefallen, dabei hätte eigentlich auch diese Geschichte Potential gehabt. Mich aber konnte Alexandra überhaupt nicht überzeugen – ich fand sie blass und leider auch ein wenig abständig, sehr uinglaubwürdig in ihrer zurückhaltenden und beschämten Art, so dass ich mich in sie überhaupt nicht reinversetzen konnte und ihre Handlungen leider auch nicht verstanden habe.
Was mir aber gut gefallen hat, ist die Verknüpfung beider Handlungsstränge, auch wenn ich das Ende zu abrupt fand, ich mir mehr Entwicklung und vor allem noch einige Seiten mehr gewünscht hätte.
Es ist ein tolles Buch über ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte, dass sich gut und flüssig lesen lässt, dabei aber vor allem durch die eindrucksvolle und immer zur Situation passenden Atmosphäre besticht. Es ist ein Buch über Liebe und Hass, über Hoffnung und Verzweiflung, über Mut und Feigheit – man kann lachen und weinen, aber vor allem mit den Figuren fühlen. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in der Geschichte, ziehe nur einen Stern ab wegen des abrupten Endes und wegen der für mich nicht ganz ausgefeilten Rahmenhandlung im Jahr 1989.

Mein Fazit
Ein tolles Buch, das eindringlich und authentisch die Zeit rund um den ersten Weltkrieg beschreibt und mich als Leserin Teil der Geschichte werden lässt. Ich habe tolle Einblicke bekommen in die damalige Studentenschaft, in das politische Geschehen und auch in die Frauenbewegung, dabei habe ich die sympathischen Charaktere gerne begleitet. Nicht so gefallen hat mir der Erzählstrang aus dem Jahr 1989, der zwar viel Potential hatte, mich aber leider nicht berühren konnte, dabei ist die Verknüpfung beider Handlungsstränge aber sehr gelungen. Geschichtlich Interessierten würde ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen – es berührt, bringt zum Lachen und zum Weinen und am Ende ist man traurig, weil man die liebgewonnen Charaktere wieder verlassen muss.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2015
Das Geheimnis jenes Tages
Dutton, Annette

Das Geheimnis jenes Tages


sehr gut

Schon auf den ersten Seiten wird es spannend – Nadine ist mit ihrer Schwester auf einer Wanderung in den Bergen unterwegs, als ein schrecklicher Schneesturm anfängt zu wüten und die beiden die Orientierung verlieren. Doch nach diesem wirklich packenden Prolog gibt es erst mal einen Zeitsprung ins Jahr 1842, nach Sachsen. Hier ist die Naturforscherin Amalie Dietrich die Protagonistin, eine historisch belegte Persönlichkeit, die es im Laufe ihres Lebens zu einem gewissen Ansehen schafft und einen Auftrag in Australien annimmt, der sie für viele Jahre von ihrer Tochter trennt. Dieser Erzählstrang nimmt sicherlich den Großteil des Buches ein, er ist interessant und man lernt eine Menge über die damaligen Lebensumstände – in Deutschland und in Australien -, über Flora und Fauna, aber auch über die schwierige Beziehung Amalies zu ihrer Tochter. Ich fand diesen Erzählstrang sehr interessant, auch wenn er zum Teil doch sehr ausführlich geraten ist und leider oft nur wenig passiert. Ganz anders ist da der Handlungsstrang in der Gegenwart, in dem man Nadine aus dem Prolog wiedertrifft, die jetzt Archäologin ist und mit ihrer Tochter Alina nach Australien reist. Spannend wird es, als Alina plötzlich im Outback verschwindet und Nadine sie auf eigene Faust zu suchen beginnt.
Beide Erzählstränge hatten ihren Reiz – so unterschiedlich sie auch waren und in beiden habe ich mich sehr wohl gefühlt. Natürlich habe ich die ganze Zeit gerätselt, wie die Fäden dann am Ende zusammenlaufen werden, hatte aber keine richtige Idee. Leider ist es der Autorin dann auch nicht gelungen, die Fäden am Ende geschickt zusammenzuführen, mir war die Verbindung beider Handlungsstränge einfach zu dünn, sie wirkte auf mich etwas konstruiert, so als wäre krampfhaft versucht worden, einen Bezug zwischen beiden herstellen.
Während die Schilderungen rund um die Pflanzenmalerin Amalie sehr ausführlich und detailreich waren, so dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte und auch ihre Geschichte sehr ausführlich beschrieben wurde, hat mir das im Handlungsstrang der Gegenwart gefehlt. Der wirkte einfach zu kurz abgehandelt, dabei hatte er so viel Potential – ich hätte mir gewünscht, dass man mehr von Nadine erfährt, ihrer Beziehung zu ihrer Tochter und ihrem Vater, dass sich die Geschichte einfach langsamer entwickelt und man sich als Leser dadurch besser in die hineindenken kann. So war es leider nur eine Aneinanderreihung von Geschehnissen, die zwar in einem spannenden Finale münden, den Charakteren aber war ich nicht wirklich nahe, weil ich sie zuvor nicht richtig kennenlernen durfte. Das fand ich sehr schade.
Dafür fand ich Amalie und auch ihre Tochter Charitas sehr gut gezeichnet. Gerade Amalies Zerrissenheit wegen ihrer Tochter und ihre Not, die sicherlich auch der damaligen Zeit geschuldet war, habe ich beim Lesen richtig spüren können. Beide habe ich sehr ins Herz geschlossen, mit ihnen gelitten und gefühlt, umso überraschter war ich am Ende, als ich von den dunklen Gerüchten, die sich um Amalie Dietrich ranken, gelesen habe. So ist es mir mit Nadine und Alina in der Gegenwart leider nicht gegangen. Beide sind mir sehr fremd geblieben, nicht unsympathisch, aber ich konnte zu ihnen einfach keine rechte Bindung aufbauen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, er entführt in die farbenfrohe Welt Australiens und hat bei mir viele Bilder im Kopf entstehen lassen. Dadurch, dass sich beide Erzählstränge immer abwechseln, kommt zudem Spannung auf und ich bin geradezu durch das Buch geflogen. Den Anhang fand ich dann sehr gelungen, denn hier erfährt man sehr Interessantes über verschiedene historische Persönlichkeiten, die im Buch eine mehr oder weniger große Rolle spielen. Mir hat das nochmal geholfen, das Gelesene einordnen zu können und war über manche Fakten auch wirklich erstaunt.
Ich gebe dem Buch 3,5/5 Sternen.