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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2019
Es ist nur eine Phase, Hase
Leo, Maxim;Gutsch, Jochen-Martin

Es ist nur eine Phase, Hase


ausgezeichnet

Es darf gelacht werden

„Das Alterspubertier ist ein angegrautes, bequemes, oft kurzsichtiges Wesen, das die Ruhe liebt, das Wandern das Wort früher und bestuhlte Pop-Konzerte.“

Während bei weiblichen Alterspubertieren Fragen wie „Kann ich das noch anziehen?“ „Wie sehe ich aus?“ „Findest du mich noch attraktiv?“ an der Tagesordnung stehen, schwingt sich der männliche Alterspubertierende voller Selbstbewusstsein in seinen Neoprenanzug um dem Kitesurfen zu frönen, beginnt mit dem Training für einen Marathon (natürlich im topmodischen, figurbetonten Outfit) oder beschäftigt sich zwangsläufig mit Prostata oder Haarausfall.

Die beiden Autoren und Journalisten Jochen Gutsch und Maxim Leo haben in diesem Buch viele Anekdoten zum Thema Älterwerden gesammelt – und garantiert erkennt man sich in so mancher Geschichte.

Viele Themen werden angesprochen und auf humorvolle Art und Weise – teils ziemlich überzeichnet – aufs Korn genommen. Und ich muss gestehen: Ich habe Tränen gelacht. Das Buch ist aus der Perspektive eines männlichen Protagonisten geschrieben, der auch seine Frau genauestens beobachtet und ihre Verhaltensmuster studiert. Ja ich gestehe, auch ich habe mich zum Teil erkannt…

Das Buch ist auch als nettes Geschenk für Alterspubertiere (oder solche, die es noch werden wollen) geeignet. Es darf auch mal so richtig gelacht werden. Für mich gibt es für dieses Gute-Laune-Buch auf jeden Fall 5 Sterne.

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Bewertung vom 20.02.2019
Älter werden mit Gelassenheit
Oswald, Susanne

Älter werden mit Gelassenheit


sehr gut

Älter werden ist nicht schlimm

„Jeder möchte alt werden, doch niemand gerne alt sein.“ Woran liegt es, dass das Altern so negativ behaftet ist? Wie kann man lernen, mit den Zeichen der Zeit umzugehen? Wie glücklich und gelassen bleiben?

Die Autorin Susanne Oswald durfte über Jahre in ihrer Naturheilpraxis viele Menschen beim Älterwerden begleiten. Ergänzend zu diesen Erfahrungen hat sie die Denkansätze von Wilhelm Schmid und Sven Kuntze in dieses Buch einfließen lassen. Bereits ab 40 plus soll man sich nach Ansicht der Autorin mit dem Älterwerden befassen und gleich mal die Gelassenheit üben, die es braucht um das Positive daran zu erkennen.

Susanne Oswald schreibt über die Zeichen des Alters, über Chancen, Schrullen, die Freude und den Genuss. Viel Positives liest man in den jeweiligen Kapiteln. Ich finde es sehr aufmunternd und musste so manches Mal schmunzeln, wenn ich wieder einen Spiegel vorgehalten bekommen habe. Besonders die Ausführungen über den Genuss habe ich sehr gut gefunden, denn es gibt viele Facetten des Genusses – man muss nur diese finden, die für einen selbst am besten passt. Bei den einzelnen Kapiteln finden sich immer praktische Übungen, die man ganz einfach in den Alltag einbauen kann.

Nicht in der Vergangenheit leben, nicht immer nur nach der Zukunft streben – ganz einfach das Hier und Jetzt genießen. Sich selbst zu akzeptieren, wie man ist. Nicht jedes graue Haar oder jede Falte auf die Waagschale legen, sondern die Dinge annehmen, die zum Leben gehören – hier spricht mir die Autorin aus der Seele.

„Wenn einem nicht gefällt, was man sieht, nutzt es nichts, den Spiegel zu polieren, denn das wird am Bild nichts verändern.“

Oder nach Wilhelm Schmid: „Der Sinn von Gewohnheiten liegt ja gerade darin, ohne Kraftaufwand in ihnen verweilen zu können: Ihre Pflege ist daher ein (…) Schritt auf dem Weg zur Gelassenheit.“

Doch da sollte wohl das rechte Maß genommen werden, Rituale sind zwar wichtig, nach allzu starren Regeln sollte das Leben im Alter nicht ablaufen. Begeisterung oder Neugier für Neues schadet weder dem Körper noch der Seele.

Der Schlusssatz der Autorin lautet „Carpe diem!“ – und ich denke, dem ist nichts hinzuzufügen. Gerne vergebe ich für dieses Büchlein 4 Sterne.

Bewertung vom 20.02.2019
Steirerrausch
Rossbacher, Claudia

Steirerrausch


ausgezeichnet

Düstere Atmosphäre

Sandra Mohr und Sascha Bergmann werden wieder zu einem Tatort gerufen. Dieses Mal in die Südsteiermark, nach Kitzeck im Sausal – schmale Straßen, Nebel und Dunkelheit machen für Sandra das Autofahren zu einer Herausforderung, während Sascha am Beifahrersitz sein Smartphone traktiert. Plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein Mädchen in einem weißen Kleid auf, das eine Verletzung am Hals aufweist. Ebenso blitzartig verschwindet es auch wieder. Dass Bergmann dieses Erlebnis nicht gesehen haben will, vereinfacht Sandras Situation nicht unbedingt.

Doch auch während der Ermittlungen rund um den Mord an dem Weinbauern Hermann Schneider kommen immer wieder mystische Geschehnisse vor und die Sage vom „Spuk von Trebian“ scheint allgegenwärtig. Als auch noch zwei Polizisten mit dem Auto in der Nähe des Tatortes verunglücken, wird die Geschichte noch verworrener. Für Bergmann, der mit beiden Beinen am Boden steht, scheinen übersinnliche Wahrnehmungen oder Geistererscheinungen nicht zulässig, während Sandra ein wenig schwankt – einerseits versucht sie logische Erklärungen für die Vorkommnisse zu finden, andererseits merkt sie eine gewisse Beklemmnis, sobald sie in der Nähe des Tatortes ist. Nichtsdestotrotz müssen die beiden nach einem Mörder suchen, doch die Waffe scheint aus grauer Vorzeit zu stammen. Wer könnte heute noch einen Vorderlader benutzen? Und wer hatte Grund genug, den unbeliebten Weinbauern zu erschießen? Und vor allem – wer spukt in der Gegend herum?

Auch wenn man nicht alle Vorgängerbände kennt, gibt es kein Problem, in die Geschichte rein zu finden. Besonders gefällt mir bei den Büchern dieser Reihe das Erkennungszeichen – das Steiermark-Herz, das immer so ausgearbeitet ist, dass es einen Bezug zur jeweiligen Geschichte herstellt. Dieses Mal wurde die Atmosphäre der Weinregion in der Südsteiermark gut getroffen. Besonders, wenn man die Region kennt, findet man sich in den wunderbaren Landschaftsbeschreibungen der Autorin.

Die Krimis von Claudia Rossbacher punkten auch (oder besonders) durch den Schlagabtausch der beiden Ermittler Sandra und Sascha. Wenngleich Saschas Machogehabe bereits etwas abgeschliffen ist, provoziert er Sandra nach wie vor. Doch mittlerweile bleiben sich die beiden nichts schuldig, Sandra kontert perfekt.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht. Durch den zwischendurch eingestreuten Dialekt, wirkt der Krimi sehr regional. Doch sämtliche Begrifflichkeiten, wie gschamig, Panscherl oder Tuscher werden für alle Nicht-Steirer im angehängten Glossar erklärt.

Wie immer schafft es die Autorin, die Spannung hochzuhalten, bis am Schluss wieder mit einer ungewöhnlichen Wendung der Leser überrascht wird.

Ein lesenswerter Krimi mit viel Lokalkolorit und einem liebenswerten Ermittlerduo (wenngleich man Saschas Gehabe nicht immer ganz ernst nehmen darf). Auf jeden Fall wieder 5 Sterne für die Steiermark.

Bewertung vom 16.02.2019
Das kleine Buch: Topfgärtner
Schubert, Veronika

Das kleine Buch: Topfgärtner


ausgezeichnet

Praktische Tipps für Gartenexperimente

Immer mehr steht wieder der Wunsch im Raum, dass man etwas Eigenes ernten möchte. Doch nicht alle sind mit einem eigenen Garten gesegnet, wobei ich (trotz Garten) auch vieles in Töpfen anpflanze. In diesem kleinen Büchlein aus der Servus-Reihe „Das kleine Buch“ findet man dafür viele brauchbare Tipps, damit die Gartenexperimente auch erfolgreich sind.

Tipps für die richtige Erde oder die passenden Töpfe findet man einige, beispielsweise auch etwas, wie man die unschönen Kalkränder auf Tontöpfen entfernen kann. Welche Blumen empfehlenswert sind, findet man ebenso, wie Vorschläge für Obst und Gemüse und die wunderbaren mediterranen Pflanzen, denen man dann aber einen Winterschutz gönnen muss.

Für Einstiegsgärtner finde ich dieses Büchlein bestens geeignet, damit diverse Fehler auch vermieden werden können. Immerhin will man ja für die viele Mühe etwas Erfolg und Freude haben.
Ein brauchbares Büchlein, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 15.02.2019
Schwarz wie Erde / Vanitas Bd.1
Poznanski, Ursula

Schwarz wie Erde / Vanitas Bd.1


sehr gut

Blumen sagen mehr als Worte

In einem Blumenladen am Wiener Zentralfriedhof arbeitet eine junge Frau unter dem Namen Carolin. Noch vor einem Jahr hatte sie einen anderen Namen, den sie vergessen muss, wenn sie am Leben bleiben will. Sie wurde immer wieder mal von der Polizei als Spitzel in diverse Banden eingeschleust, doch beim letzten Mal ging etwas schief und es musste ihr Tod vorgetäuscht werden. Immer lebt sie mit der Angst erkannt zu werden. Als die Polizei wieder auf sie zurückgreift, um sich in der Baubranche ein wenig umzuhören, muss Carolin über den Schatten der Angst springen und professionell agieren. Dass sie sich selbst in Lebensgefahr bringt, war ursprünglich nicht geplant. Doch immer wieder kreuzt die Sprache der Blumen ihren Weg …

Die Autorin Ursula Poznanski hat einen spannenden Thriller verfasst, der eine ungewöhnliche Protagonistin aufzeigt. Eine Blumenverkäuferin mit dunkler Vergangenheit und dem Wunsch sich unsichtbar zu machen. Sehr glaubwürdig werden die Gefühle Carolins geschildert, ihre Flucht, die Angst und Vorsicht vor Menschen und den Wunsch nach einem normalen Alltagsleben. Hier zeigt sich definitiv die Professionalität der Autorin – schreiben kann sie!

Das Buch ist als Einstiegsband für eine Reihe gedacht und als solcher werden natürlich viele Charaktere und Verflechtungen eingebaut. Es ist nicht immer leicht, dem Geschehen zu folgen und die Charaktere richtig zu verknüpfen. Bis zum Ende werden nicht alle Fragen beantwortet, sondern ein ordentlicher Cliffhanger macht natürlich Vorfreude auf Band 2.

Sehr gut gefallen hat mir die Sprache der Blumen. Ich wusste gar nicht, welche umfangreichen Botschaften Blumen zu sagen haben und was man da Falsches (oder Richtiges) vermitteln kann. In einem Interview hat die Autorin auch erläutert wie sie dazu kam und welches Wissen sie sich nun angeeignet hat – interessant.

Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut, die Geschichte legt aber gegen Ende hin noch einmal ordentlich an Nervenkitzel zu. Ich hoffe nun auf die weiteren Bände, damit alle noch offenen Fragen beantwortet werden.

Ein Buch, dass ich in einem Rutsch durchgelesen habe und dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 14.02.2019
Die Blumen des Himalaya
Kincaid, Jamaica

Die Blumen des Himalaya


weniger gut

Ein Abenteuer in Nepal

Die Autorin Jamaica Kincaid unternimmt eine Reise in das Himalayagebiet, um mit befreundeten Botanikern Pflanzensamen zu sammeln, um diese in ihrem heimischen Garten in Vermont gedeihen zu lassen. Sie will unbekannte Blumen, Sträucher, Bäume entdecken, wofür sie zehn Tage lang rund um den Himalaya marschiert und enorme Strapazen auf sich nimmt. Bereits Monate zuvor hatte sich die passionierte Gärtnerin darauf vorbereitet, bis es endlich losgeht und mit Hilfe von ortskundigen Führern die Tour gestartet wird.

Wer sich nun botanische Einblicke in die Flora rund um das Himalayagebiet erwartet (so wie ich), wird vermutlich enttäuscht sein. Man liest hauptsächlich über die Anstrengungen der Tour, genaueste Tagesabläufe, wer was wann wie gemacht hat, was es zu essen gibt, ob man sich die Zähne putzt oder nicht usw. Das war mir teilweise zu mühsam und ich habe einiges übersprungen. Eher so nebenbei liest man alle paar Seiten eine Auflistung der Pflanzensamen, die nun gefunden wurden – wenn man hier mit den botanischen Namen nicht bewandert ist (so wie ich), kann man sich genau gar nichts darunter vorstellen. Oder man recherchiert die Namen im Internet. Hier wären Fotos, oder zumindest Skizzen sehr von Vorteil gewesen.

Der Schreibstil ist irgendwie unzusammenhängend, mal werden Gedankengänge vermerkt, dann wieder Einkaufslisten oder die Beschreibungen der Landschaft – ich wurde damit nicht so recht warm.

Beeindruckt war ich von der akribischen Genauigkeit mit der die Botaniker ans Werk gehen, sie sammeln, sortieren, beschriften genauestens und nehmen viele Mühen auf sich… während die Autorin sich auch mal krank fühlt und im Zelt bleibt.

Leider war das Buch nichts für mich und somit vergebe ich auch nur 2 Sterne.

Bewertung vom 14.02.2019
Die finnische Socke
Anders, Marie

Die finnische Socke


sehr gut

Finnische Socken in Salzburg

Dr. Thomas Steinmetz wird am Rande eines Ärztekongresses in Salzburg tot aufgefunden. Die äußeren Anzeichen an der Leiche sind eine antike Hutnadel sowie eine finnische handgestrickte Socke. Doch was war wirklich die Todesursache? Das Ermittlungsteam tappt im Dunkeln, als bereits der zweite Mord passiert. Dieses Mal ist der Täter noch dreister und mordet während die Polizei ihre Vernehmungen durchführt. Wieder wird der Tote mit Socke und Hutnadel dekoriert. Was hat das alles zu bedeuten? Welchen versteckten Hinweis will der Täter damit bekanntgeben?

Inspektor Neuner und sein Team haben eine Menge Verdächtige, viele Spuren – doch alle verlaufen im Sand und anscheinend hat hier jeder ein Alibi. Als Leser folgt man Inspektor Neuner und darf bei der Ermittlungsarbeit genauestens über die Schulter schauen. Lange Zeit hat man ebenfalls keinen konkreten Verdacht, wenngleich sich die Ermittlungsarbeit für meine Begriffe etwas zu langwierig gestaltete. Hier hätte manches Mal etwas Straffung gut getan.

Obwohl ich den ersten Fall mit Inspektor Neuner (noch) nicht kenne, hatte ich keine Schwierigkeiten in die Gepflogenheiten rund um das Ermittlungsteam einzutauchen. Neuner und auch seine Assistentin Charlie sowie der Staatsanwalt sind ein gutes Team und haben einen freundlichen Umgang miteinander. Auch wenn Neuner manches Mal brummig wirkt, kann ihn Charlie mit Zimtschnecken wieder positiv stimmen – sie kennt ihn einfach schon zu gut.

Die Autorin Marie Anders hat hier einen spannenden Krimi geschrieben, bei dem man auch gleichzeitig noch einige Salzburger Sehenswürdigkeiten kennenlernt und im Café Niemetz vorbeischaut. Auch die Umgebung rund um Salzburg wird sehr gut in das Buch eingebunden.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig, das Buch liest sich leicht ohne ausufernde Schachtelsätze. Das Cover gibt eher einen Hinweis auf Finnland als auf Salzburg, somit hat man gleich die Neugier entsprechend geweckt.

Ich habe den Krimi sehr genossen und kann auf jeden Fall 4 Sterne vergeben.

Bewertung vom 11.02.2019
Die Welt des Dr. Hohenadl
Thuswaldner, Werner

Die Welt des Dr. Hohenadl


sehr gut

Anekdoten zwischen Müßiggang und Faulheit

Dr. Hohenadl ist der jüngere von drei Brüdern, lebt in Wien, ist finanziell unabhängig und trotzdem geplagt von Existenzängsten – obwohl er sich doch dem Müßiggang hingeben könnte. Einer Kunst, die sein Vater mit Bravour beherrschte, gab dieser sich doch tagtäglich seinen Gedanken auf der Chaiselongue hin ohne auch nur ansatzweise Faulheit in seinen Gedanken vorkommen zu lassen.

Um den lieben langen Tag vergehen zu lassen, lässt sich Dr. Hohenadl so manch kuriose Idee einfallen, die sich zum Großteil alle um seine Knausrigkeit drehen. So wird er ziemlich kreativ, wenn es darum geht, Ausgaben zu vermeiden und trotzdem seine Ideen zu vermarkten oder diverse Sachen zu erwerben (beispielsweise einen Zauberspiegel oder ein Bücherregal). Herrlich lachen musste ich bei der roten Wellenlinie im Word, die zumeist ignoriert wird – zum Glück hat hier Dr. Hohenadl eine glorreiche Idee. Oder auch als er versucht ein kostenloses WLAN zu nutzen, Taufpate zu werden und sich als Partnerschaftsvermittler zu betätigen.

Jedes Kapitel erzählt ein skurriles Erlebnis, manche mehr und manche weniger unterhaltsam. Einige Episoden sind zum Schreien komisch, andere hingegen konnten mich absolut nicht begeistern, obwohl der Schreibstil des Autors Dr. Werner Thuswaldner zeugt, dass er Profi ist und sprachlich hervorsticht.

Obwohl mich das Buch nicht restlos begeistern konnte, vergebe ich für Unterhaltung und Sprache gerne 4 Sterne.

Bewertung vom 10.02.2019
Die Russland-Expedition
Humboldt, Alexander von

Die Russland-Expedition


ausgezeichnet

Auf Erkundung quer durch Russland

Alexander von Humboldt (1769 – 1859) war ein bedeutender deutscher Naturforscher. Seine Forschungsreisen führten ihn nach Amerika, Asien und schließlich auch nach Russland. Mit dieser Russland-Expedition erfüllte sich ein Jugendtraum.

Eingeladen von Zar Nikolaus I. bereiste Humboldt 1829 den eurasischen Kontinent bis zur chinesischen Grenze – mehr als 18.000 Kilometer hatte die Karawane letztendlich zurückgelegt. Die Interessen der russischen Regierung waren hauptsächlich die Erforschung der Rohstoffvorkommen (besonders auch Diamanten) rund um den Ural und darüber hinaus. Hier sollte Humboldt Aufschlüsse über Bergbauminen liefern, im Gegenzug wurde ihm diese Expedition finanziert. Auch seinen 60. Geburtstag feierte er während dieser Reise. Um ein breites Forschungsspektrum abdecken zu können, reiste Humboldt mit einigen Kollegen, beispielsweise Gottfried Ehrenberg und Gustav Rose, die neben den geologischen und astronomischen sowie geographischen Beobachtungen Humboldts auch Forschungen in den Bereichen Biologie, Mineralogie, u. ä. durchführten.

Oliver Lubrich, Ordinarius für Neuere deutsche Literatur und Komparatistik an der Universität Bern hat nun eine Zusammenfassung von Briefen Humboldts und Reiseberichten Roses herausgegeben. Humboldt schrieb an den russischen Finanzminister Cancrin, dessen Frau sowie den preußischen Gesandten von Schöler. Ebenso findet man einige private Briefe an seinen Bruder Wilhelm sowie seinen Freund Francois Arago.

Doch auch die politischen Querelen gingen nicht spurlos an der Reisegesellschaft vorbei: „Auf diesem Wege sahen wir zum ersten Mal einen Transport von Verbannten, die nach Sibirien geschickt wurden. Er bestand aus Frauen und Mädchen, etwa 60 – 80 an der Zahl. Sie gingen frei, waren also nur leichtere Verbrecher; …“ Wobei Humboldt – trotz Regierungsauftrag – nicht davor zurückscheute, einzelnen Verbannten Hilfe zukommen zu lassen.

Von der Entdeckung diverser Rohstoffvorkommen (Zinn, Silber, …) berichtet er ebenso, wie auch beispiellose Landschaftsbeobachtungen vorkommen, die Beschreibung der Freundlichkeit der Menschen, die Gastfreundschaft und die Begegnung mit unterschiedlichen Kulturen. In der privaten Korrespondenz liest man immer wieder von der Anteilnahme am Geschehen zu Hause, merkt die Verbundenheit mit seinem Bruder und es zeigt sich die große Freundschaft zu Francois.

Die Briefe sind teilweise schwierig zu lesen, die Sprache ist ja noch etwas poetischer und ausgeschmückter als sie heute ist. Doch man erhält ein umfassendes Gesamtbild, wie sich diese Reise gestaltete. Im Inneren des Buchdeckels findet man noch eine Übersichtskarte, auf der die Reiseroute verzeichnet ist und man so die Entfernungen besser einschätzen kann.
Für mich war es eine aufschlussreiche Expedition, für die ich gerne 5 Sterne vergebe.