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Lisega

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Insgesamt 1384 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2012
Jugend ohne Gott
Horváth, Ödön von

Jugend ohne Gott


ausgezeichnet

„Auch die Neger sind doch Menschen“ – meint der Ich-Erzähler dieses Klassikers, ein junger Geographie-Lehrer, im Gegensatz zu manchem seiner Schüler beim Aufsatz-Thema „Warum müssen wir Kolonien haben?“. Im Jahr 1937 wird er für diese Aussage prompt von der Aufsichtsbehörde gerügt. Mit dieser Episode und vielen weiteren kleinen Erlebnissen des Lehrers mit seinen Schülern wird klar, welche Jugend da heranwächst: Eine harte und rohe Generation, die, wie der Direktor bemerkt, moralisch zum Krieg erzogen werden muss. Doch ein Verbrechen bei einem Klassenausflug führt zu einem Prozess, bei dem der Lehrer, eigentlich ein opportunistischer Mitläufer, seinen humanistischen Idealen treu bleibt und zur Aufklärung des Falls beiträgt. Und er entdeckt, dass er nicht alleine ist: Eine Gruppe seiner Schüler lässt sich das selbständige Denken nicht verbieten und hat einen Club „Für Wahrheit und Gerechtigkeit“ gegründet – ein Lichtblick.
Spannender Kriminalroman, Antikriegsroman, wichtiger Bestandteil des Kanons antifaschistischer Literatur – Ödön von Horvaths „Jugend ohne Gott“ ist vieles, aber vor allem mit seinem Plädoyer für Zivilcourage, Toleranz und geistige Unabhängigkeit immer noch aktuell und überaus lesenswert.

Bewertung vom 10.01.2012
Zimt Und Koriander

Zimt Und Koriander


ausgezeichnet

Was ist Heimat? Der Grieche Fanis und seine Familie sind fest in Konstantinopel verwurzelt. Doch als die Spannungen zwischen Griechen und Türken zunehmen, müssen sie in den 60er Jahren die Stadt verlassen, nur Opa Vassilis bleibt zurück. In Athen bleiben die Iakovides’ zunächst die türkischen Außenseiter, doch im Laufe der Jahre wird man heimisch. Die Sehnsucht nach "der Stadt", wie Konstantinopel von den Vertriebenen genannt wird, bleibt aber immer bestehen. Und Opa Vassilis kommt nie wie versprochen zu Besuch - bis er im Sterben liegt ... "Zimt und Koriander“ ist ein schöner Film, der mal charmant-witzig, mal bittersüß vom Leben zwischen zwei Kulturen erzählt. Vor allem die sinnlichen Lebenslektionen, die anhand von Gewürzen und dem Kochen erteilt werden, geben dem Film eine ganz eigene Note. Vom verwinkelten Krämerladen des Opas bis zu den weitschweifenden (allerdings computergenerierten) Kamerafahrten über die Dächer Konstantinopels und Athens ist "Zimt und Koriander“ auch in einer wundervollen Bildsprache erzählt. Empfehlenswert!

Bewertung vom 30.12.2011
Happy-Go-Lucky

Happy-Go-Lucky


ausgezeichnet

Zugegeben, wenn ich einen so unerschütterlich optimistischen und gutgelaunten Menschen wie Poppy, die Heldin in Mike Leighs Komödie "Happy-Go-Lucky“ treffen würde, er würde mir zunächst tierisch auf die Nerven gehen. Ihre zu schrillen Klamotten und ihre zu laute Fröhlichkeit und Begeisterungsfähigkeit wirken doch weltfremd. Aber der Film zeigt in vielen kleinen Episoden aus Poppys Alltag, die teilweise improvisiert wirken, dass die junge Frau durchaus klug und "geerdet“ ist. Sie geht das Leben nur positiver an als z. B. ihre spießige Schwester Helen oder ihr cholerischer, rassistischer Fahrlehrer Scott. Und auch wenn Poppys Neugier und unvoreingenommene Offenheit sie in brenzlige Situationen bringen, im Laufe des Films steckt ihre gute Laune einfach an – das ist nicht zuletzt der grandiosen Darstellerin Sally Hawkins zu verdanken. Also: Öfters mal lächeln und das Leben nicht immer so ernst nehmen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2011
Charlie und die Schokoladenfabrik
Johnny Depp,Freddie Highmore,David Kelly

Charlie und die Schokoladenfabrik


ausgezeichnet

Wenn das "Dream Team" Johnny Depp und Tim Burton zusammenarbeitet, kann eigentlich nur ein toller Film daraus werden (Edward mit den Scherenhänden, Sleepy Hollow, Alice im Wunderland). Und in der Tat: "Charlie und die Schokoladenfabrik" ist ein knallbunter, fantasievoller, wunderbarer Familienfilm. Die abenteuerliche Tour durch die Fabrik mit den zwergenhaften Umpa-Lumpas, Nüsse knackenden Eichhörnchen, Flüssen aus Schokolade etc. wird in überwältigenden Bildern dargestellt. Die Kids werden sich über das Schicksal der wirklich unsympathischen Konkurrenten Charlies amüsieren (ein bisschen Schadenfreude darf sein), und die Erwachsenen werden einmal mehr Johnny Depps Darbietungskunst bewundern - ich kann mir keinen anderen Schauspieler als Willy Wonka vorstellen, er ist einfach perfekt.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2011
Die Ritter der Kokosnuss

Die Ritter der Kokosnuss


ausgezeichnet

Über 35 Jahre und kein bisschen langweilig: „Die Ritter der Kokosnuss“, der erste Langfilm der Kult-Komiker Monty Python, bringt mich auch heute noch mit geistreicher Komik und herzerfrischendem Humor zum Lachen. Der Film, der die Sage um König Artus und seine Ritter aufs Korn nimmt, erzählt episodenhaft von der Gralssuche und sprüht nur so vor genialen Einfällen. Sei es der schwarze Ritter, der in Stücke zerlegt wird ("Ach, nur eine Fleischwunde"), die haarsträubende Hexenidentifizierung, das trojanische Kaninchen oder das blutrünstige Killer-Kaninchen - sämtliche Sketche treffen voll ins Schwarze. Auch die deutsche Synchronisation ist bei diesem Gagfeuerwerk wirklich gut gelungen. Ein zeitloser Spaß!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2011
Prinzessin Leia schlägt zurück
Fisher, Carrie

Prinzessin Leia schlägt zurück


weniger gut

Seit 2008 tourt Carrie Fisher mit der One-Woman-Show „Wishful Drinking“ durch die USA, einem Bühnenstück, in dem sie ihre Lebensgeschichte auf ganz besondere Weise verarbeitet. Die Show ist nun auch in Deutschland als Buch erschienen, unter dem nicht gerade originellen Titel „Prinzessin Leia schlägt zurück“. Dabei spielt Star Wars in dem kleinen Büchlein eine zwar wichtige, aber nicht überragende Rolle (z.B. erfährt man, dass Harrison Fords Marihuana nicht so gut war). Hauptsächlich erzählt die Schauspielerin und Autorin von ihrer Jugend als Celebrity-Kind in Hollywood, ihren gescheiterten Ehen, ihrer psychischen Erkrankung, ihrem Drogen- und Alkoholproblem und den entsprechenden Therapien inklusive Elektroschock. Carrie Fishers Leben ist sicher außergewöhnlich, und ich kann mir vorstellen, dass ihre erfrischend offenen Anekdoten auf der Bühne sehr witzig rüberkommen. Im Buchformat überzeugen die Erinnerungen allerdings wenig, dafür sind zu viele kurze Episoden sprunghaft aneinandergeordnet, es kommt kein richtiger Erzählfluss auf. Schade, aber vielleicht bringt Carrie Fisher mal eine „vollständige“ Biografie heraus, die zu lesen dann mehr lohnt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.