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Benutzername: 
KimVi
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Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1570 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2020
Die im Dunkeln sieht man nicht / Karl Wiener Bd.1
Götz, Andreas

Die im Dunkeln sieht man nicht / Karl Wiener Bd.1


gut

Fünf Jahre nach Kriegsende kehrt Karl Wieners von Berlin aus in seine Heimatstadt München zurück. Der ehemalige Schriftsteller erhält von einem früheren Freund, der gerade dabei ist, eine Zeitschrift zu gründen, das Angebot, für ihn zu arbeiten. Wenn Karl herausfinden könnte, was zum Kriegsende mit dem Kunstschatz, der aus dem Führerbunker verschwand, geschehen ist, dann wäre das eine echte Sensation. Und so begibt sich Karl, gemeinsam mit seiner Nichte Magda, auf Spurensuche....

Der Einstieg in den Kriminalroman gelingt mühelos, denn der Autor versteht es hervorragend, den damaligen Zeitgeist zu beschreiben und authentisch ins Geschehen einfließen zu lassen. Man hat beim Lesen stets das Gefühl, sich in den 50er Jahren zu befinden und kann sich dadurch mühelos auf die damalige Zeit einlassen.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dadurch bekommt man einen guten Überblick über die Gesamthandlung. Allerdings kann man sich nicht sicher sein, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört und das macht, neben dem authentischen Hintergrund, einen großen Reiz der Erzählung aus. Die Charaktere sind nur schwer einzuschätzen und es fällt deshalb nicht leicht, sich ganz auf sie einzulassen. Im Verlauf der Ereignisse gerät die Suche nach der Raubkunst etwas in den Hintergrund. Das geht leider zu Lasten der Spannung, da das Geschehen eher gemächlich dahinplätschert.

Die Kriminalhandlung ist zwar nur mäßig spannend, dafür kann man allerdings den damaligen Zeitgeist zwischen den Zeilen spüren.

Bewertung vom 24.03.2020
Gerecht ist nur der Tod
Bergmann, Judith

Gerecht ist nur der Tod


gut

Auf dem Weg zum Traualtar wird der prominente Unternehmer Hajo Reimer mit einem gezielten Schuss getötet. Hauptkommissar Schellenberg nimmt mit seinem Team die Ermittlungen auf. Dabei werden sie von der Journalistin Ina Reich, die früher als Psychologin gearbeitet hat, begleitet. Ina soll nicht über den Fall selber schreiben, sondern ist im Auftrag des Polizeipräsidenten dabei, um zu beobachten, welchen seelischen Belastungen die Teammitglieder während einer solch intensiven Ermittlungsarbeit ausgesetzt sind. Ina wird allerdings nicht vom gesamten Team mit offenen Armen empfangen. Hauptkommissar Schellenberg geht mit der Situation professionell und gelassen um, doch seine Partnerin Bulut zeigt Ina Reich vom ersten Moment an, dass sie nicht willkommen ist.....

Die Handlung wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht von Ina Reich geschildert. Doch Ina Reich macht es einem beim Lesen nicht leicht, in ihre Haut zu schlüpfen. Trotz der verwendeten Perspektive, betrachtet man das Geschehen distanziert und relativ emotionslos. Man hat außerdem den Eindruck, dass Ina nicht richtig gefestigt ist, denn sie nimmt ständig Tabletten und ist häufig ein wahres Nervenbündel. Die Gründe dafür erfährt man zunächst nicht und das macht es schwer, sich in der Haut der Protagonistin wohlzufühlen. Durch die Erzählperspektive hat man außerdem eine eingeschränkte Sicht auf die Gesamthandlung und muss mit dem auskommen, was Ina erfährt und preisgibt.

Der Schreibstil ist recht locker und lässt sich dadurch flüssig lesen. Die Beschreibungen von Handlungsorten und Protagonisten sind gelungen, sodass man sich alles mühelos vorstellen kann. Allerdings wirken die Charaktere, ausgenommen Hauptkommissar Schellenberg, nicht sonderlich sympathisch. Das trägt zusätzlich zu der Distanz, die man beim Lesen wahrt, bei. Der Fall selber gibt einige Rätsel auf. Durch Inas Beobachtungsposten ist man bei den Ermittlungen dabei. Dennoch baut sich keine große Spannung auf. Die Handlung plätschert eher gemächlich vor sich hin. Täter und Motiv sind nicht so leicht zu enttarnen, dennoch dürften erfahrene Krimileser schon früh eine Ahnung haben, wer hinter allem stecken könnte. Da die Autorin ihre Spuren aber geschickt auslegt, kann man sich nicht sicher sein. Zum Ende hin stellt sich dann auch endlich die bis dahin vermisste Spannung ein.

Ein solider Krimi, den man eher distanziert betrachtet und bei dem die Spannung eher auf Sparflamme kocht.

Bewertung vom 23.03.2020
Wie viele willst du töten / Ellery Hathaway Bd.1
Schaffhausen, Joanna

Wie viele willst du töten / Ellery Hathaway Bd.1


sehr gut

Ellery Hathaway ist Polizistin in Woodbury, einem kleinen Ort in Massachusetts. Jedes Jahr bekommt sie zu ihrem Geburtstag eine anonyme Grußkarte zugeschickt und jedes Mal verschwindet dann ein Mensch aus Woodbury. Niemand untersucht die Fälle näher und auch niemand will einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der unterschiedlichen Personen sehen. Das liegt sicher auch daran, dass Ellery allen verschweigt, dass sie als Teenagerin in der Gewalt eines berüchtigten Serienkillers war und als einziges Opfer gerettet werden konnte. Und nun nähert sich ihr Geburtstag erneut. Ellery ahnt, dass wieder ein Mensch verschwinden wird. Um das zu verhindern, wendet sie sich an den FBI-Agenten Reed Markham, der sie damals aufspürte und befreite. Doch Markham ist sich nicht sicher, ob er Ellery trauen kann.....

Der Einstieg in diesen Thriller verläuft zunächst eher gemächlich. Dennoch gelingt es der Autorin von Anfang an, eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, die glaubhaft zwischen den Zeilen schwebt. Man möchte unbedingt erfahren, was vor sich geht und ob man Ellerys Einschätzung, dass wieder ein Mensch verschwinden wird, trauen kann. Ellery betrachtet man dabei zunächst etwas distanziert. Sie gibt nur wenig von sich preis und ist auch recht zurückhaltend mit den Informationen, die sie an ihre Kollegen weitergibt. Es ist zwar im Ansatz nachvollziehbar, warum sie so handelt, dennoch fällt es einem zunächst nicht leicht, sie einzuschätzen. Auch Agent Markham weckt anfangs keine großen Sympathien. Doch im Verlauf der Handlung gewöhnt man sich an die Eigenarten der Hauptcharaktere und kann sich somit besser auf sie und den Verlauf der Ereignisse einlassen. Ein wahres Highlight unter den Charakteren ist übrigens der Basset "Bump", der das Geschehen auflockert und gelegentlich dafür sorgt, dass man unverhofft schmunzeln muss.

Die Autorin streut verschiedene Spuren aus, denen man allzu bereitwillig folgt. Dabei kann man sich allerdings nicht sicher sein, wem man vertrauen kann. Dadurch steigt die Spannung stetig. Denn man ist hin- und hergerissen und weiß nicht genau, was man nun glauben soll. Erfahrene Thriller-Leser dürften den wahren Drahtzieher bereits früh erahnen, doch sicher kann man sich nicht wirklich sein und das macht einen großen Reiz dieses Thrillers aus.

Ein durchaus spannendes Debüt, mit einer bedrohlichen Hintergrundatmosphäre.

Bewertung vom 22.03.2020
Das Gerücht
Kara, Lesley

Das Gerücht


ausgezeichnet

Joanna zieht mit ihrem kleinen Sohn Alfie von London zurück in ihren idyllischen Heimatort. Da ihre Mutter dort lebt, kann Alfie seine Großmutter oft sehen und Joanna braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie in dem kleinen Maklerbüro, in dem sie eine Halbtagsstelle ergattern konnte, mal etwas länger arbeiten muss. Als Joanna Alfie morgens zur Schule bringt, hört sie, dass Sally McGowan, die als Zehnjährige einen jüngeren Spielkameraden umbrachte, mittlerweile unter neuem Namen im Ort leben soll. Der Fall schlug vor Jahrzehnten hohe Wellen und erhitzt noch immer die Gemüter. In einem unbedachten Moment erzählt Joanna das Gehörte in ihrem Buchclub weiter. Sie ahnt nicht, welche Ausmaße das Gerücht annimmt und in welche Gefahr sie dadurch gerät....

Der überwiegende Teil dieses Romans wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der Hauptprotagonistin Joanna, geschildert. Dadurch erhält man einen guten Einblick in Joannas Leben und ihren Versuch, in ihrem ehemaligen Heimatort wieder Anschluss zu finden und Alfie so eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Die Charaktere wirken äußerst lebendig. Man kann ihre Handlungen, Gefühle und Gedanken glaubhaft nachvollziehen. Deshalb kann man sich ganz auf Joannas Schilderungen einlassen.

Zunächst erscheint alles ziemlich idyllisch und wenig spektakulär. Eine ganz normale Kleinstadt, in der man ruhig und unbesorgt leben kann. Doch leider ändern Klatsch und Tratsch daran schnell etwas, denn als Joanna in ihrem Buchclub weitergibt, was sie auf dem Schulhof aufgeschnappt hat, nimmt das Gerücht ungeahnte Ausmaße an. Es wird spekuliert, wer die damalige Kindermörderin sein könnte und schon bald kommt es nicht nur zu Verdächtigungen, sondern auch zu Übergriffen auf die mutmaßliche Sally McGowan. Joanna wird schnell klar, dass sie selbst nicht ganz unschuldig daran ist, dass das Gerücht sich verbreitet und ungeahnte Ausmaße annimmt. Und irgendjemand scheint genau zu wissen, dass Joanna etwas mit der Verbreitung des Gerüchts zu tun hat. Durch die verwendete Ich-Perspektive erlebt man hautnah mit, wie Joanna langsam in Panik verfällt. Genau wie sie selbst, weiß man schon bald nicht mehr, was man glauben soll und welche Konsequenzen das Gerücht nach sich ziehen wird. Dadurch schleicht sich eine angespannte Atmosphäre zwischen die Zeilen, die dafür sorgt, dass man in den Sog der Ereignisse gerät. Man folgt bereitwillig den Spuren, die die Autorin ausgelegt hat, um festzustellen, dass es doch anders sein könnte. Deshalb ist man hin- und hergerissen und wird durch einige Wendungen überrascht. Zum Ende hin spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu, sodass man das Buch erst aus der Hand legen kann, wenn man am Ende angekommen ist.

Ein spannungsgeladener Roman, der durch überraschende Wendungen punktet und zeigt, was ein unbedacht ausgesprochener Satz bewirken kann.

Bewertung vom 18.03.2020
Öffne die Augen / Lucie Henebelle Bd.3 (eBook, ePUB)
Thilliez, Franck

Öffne die Augen / Lucie Henebelle Bd.3 (eBook, ePUB)


weniger gut

" Ein mysteriöser Film, der den Betrachter erblinden lässt - oder ihn das Leben kostet... ", steht in roter Schrift auf der Buchrückseite. Dieser Satz lässt wohl ganz spontan das Herz eines Thrillerfans höher schlagen. Denn spannende Unterhaltung und eine Geschichte, die sich um einen Film rankt, der jeden Betrachter das Augenlicht kostet, scheinen garantiert. Genauso spannend wie erhofft startet dann auch die Thrillerhandlung. Doch leider kann die aufgebaute Spannung nicht durchgehend gehalten werden. Obwohl der Film im Zentrum der Ermittlungen steht, und nach und nach seine grausamen Geheimnisse preis gibt, ist das Phänomen der Erblindung recht schnell abgehakt. Es folgen recht langatmige Erklärungen zur Verwendung der alten Techniken, mit denen früher Filme gedreht wurden. Diese werden zwar in die Handlung eingeflochten, sorgen aber dafür, dass das Tempo der Erzählung stark gebremst wird.

Der Handlungsstrang mit den grausam verstümmelten Leichen hat auf den ersten Blick nichts mit der eigentlichen Erzählung zu tun. Nach und nach verknüpfen sich die verschiedenen Stränge allerdings schlüssig miteinander. Im Zuge der Ermittlungen müssen Lucie und Sharko unterschiedliche Handlungsorte aufsuchen. Auch hier hat man beim Lesen leider oft das Gefühl auf der Stelle zu treten. Denn durch die recht detaillierten Beschreibungen von Land und Leuten, verliert man fast den eigentlichen Fall aus den Augen. Dabei bleibt leider auch das Interesse an den Ermittlungen auf der Strecke.

Die Ermittlerin Lucie Henebelle wirkt sehr sympathisch. Man kann sich gut mit ihr identifizieren und ihre Handlungen nachvollziehen. Profiler Franck Sharko macht es einem da deutlich schwieriger. Denn in vorherigen Fällen scheint es das Schicksal nicht gerade gut mit ihm gemeint zu haben. Das ist für ihn sehr bedauerlich, doch trotzdem ist ein Ermittler, der an einer psychotischen Schizophrenie leidet und auch sonst die ein oder andere Macke hat, schon sehr gewöhnungsbedürftig.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen dieses Thrillers sehr schwer getan. Das mag daran liegen, dass ich mir eine ganz andere Erzählung erhofft hatte und vom eigentlichen Geschehen enttäuscht war. Die Zusammenhänge, die die beiden Ermittler schließlich aufdecken, sind erschütternd und regen zum Nachdenken an. Dennoch wirkte die Handlung auf mich sehr zäh, sodass ich das ein oder andere Mal versucht war, das Buch einfach abzubrechen. Ich vergebe deshalb auch nur zwei von fünf möglichen Sternen.

Bewertung vom 18.03.2020
Gray
Swann, Leonie

Gray


sehr gut

Dr. Augustus Huff ist Dozent an der Universität von Cambridge. Als einer seiner Studenten vom Dach der King's Chapel in den Tod stürzt, ändert sich Huffs Leben abrupt. Denn Huff kommen Zweifel, dass es sich bei dem Sturz wirklich um einen Unfall handelt. Der Graupapagei Gray des Verstorbenen ist nun sein ständiger Begleiter und nur mit List und Tücke von seiner Schulter zu locken. Gemeinsam versuchen die beiden das Rätsel um den verhängnisvollen Sturz aufzuklären. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der Fall eine ziemlich harte Nuss ist, der Huff nicht nur in ziemlich merkwürdige, sondern auch äußerst gefährliche Situationen bringt....

In diesem tierischen Krimi von Leonie Swan übernehmen keine Schafe die Ermittlungen, sondern ein äußerst sprachbegabter Graupapagei namens Gray, der seine Kommentare gerne lauthals herausschreit und sich nicht darum kümmert, in welch unangenehme Situationen er seinen neuen Partner Huff dadurch bringt. Graupapagei Gray gehört eigentlich dem zu Tode gestürzten Studenten, findet bei Dr. Augustus Huff jedoch eine neue Schulter, die ihn durch die Gegend trägt, und damit auch einen Menschen, der ihn mit Trauben, Bananen, Kernen, Keksen und allem was das Papageienherz begehrt, versorgt. Huff ist ziemlich verschroben und hat feste Grundsätze, von denen er sich allerdings nach dem Einzug des Papageien nach und nach verabschieden muss. Huff glaubt nicht daran, dass der Student freiwillig in den Tod gestürzt ist und einen Unfall hält er auch für ausgeschlossen. Gemeinsam mit Gray begibt er sich deshalb auf Spurensuche.

Gray und Huff sind ein kurioses, aber auch sehr sympathisches Ermittlerteam. Auch wenn der kriminalistische Teil der Handlung eher gemächlich verläuft, wird man durch ihren wunderbaren Umgang miteinander mehr als ausreichend dafür entschädigt. Denn es macht einfach Spaß, dieses einzigartige Team dabei zu beobachten, wie es unterschiedliche Indizien zusammenträgt und verzweifelt versucht daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Kritisch betrachtet könnte man anmerken, dass Kommissar Zufall ihnen dabei ein wenig zu oft unter die Arme greift, doch bei dem lockeren Erzählstil und diesem sympathischen Ermittlerteam, kann man darüber großzügig hinwegsehen und sich einfach beim Lesen zurücklehnen und die wunderbare Geschichte genießen.

Ich habe mich beim Lesen jedenfalls sehr gut unterhalten, auch wenn ich zugeben muss, dass mir ein paar Kleinigkeiten aufgefallen sind, dir mir nicht ganz logisch erschienen. Doch das hat mich eigentlich nicht gestört, da ich Gray und Huff einfach zu gern beobachtet und ihnen bei ihren Ermittlungen über die Schulter geschaut habe. Ich vergebe deshalb begeisterte vier von fünf Bewertungssternchen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.03.2020
Die Vergessenen
Sandberg, Ellen

Die Vergessenen


ausgezeichnet

Manolis Lefteris führt in München ein angesehenes Autohaus. Keiner weiß, dass er außerdem der Mann ist, der ganz besondere Aufträge erledigt. Dieses Mal soll er Unterlagen besorgen, die auf keinen Fall in die falschen Hände geraten dürfen. Manolis hält diesen Auftrag für reine Routine, doch dann entwickelt er sich anders als gedacht. Manolis kommt einem unglaublichen Verbrechen auf die Spur, das seit Jahrzehnten ungesühnt ist und muss eine Entscheidung treffen.

Ellen Sandberg, die Krimifans eher unter dem Namen Inge Löhnig kennen dürften, erzählt diesen interessanten und zum Nachdenken anregenden Roman, auf verschiedenen Zeitebenen. Im Jahr 1944 verfolgt man die erschütternden Beobachtungen, die die Krankenschwester Kathrin in einer sogenannten Heil- und Pflegeanstalt macht. Dieser Handlungsstrang wechselt sich mit dem aktuellen Geschehen, in dem sich Manolis Lefteris auf die Suche nach den geheimnisvollen Dokumenten macht und dabei auf die Journalistin Vera Mändler, eine Nichte Kathrins, trifft.

Der Einstieg in diesen Roman verläuft zunächst eher gemächlich, da man sich erstmal mit den unterschiedlichen Strängen und den jeweiligen Akteuren vertraut machen muss. Beide Perspektiven sind aber von Anfang an interessant, da man erfahren möchte, wie sich das alles verbinden wird. Im weiteren Verlauf nimmt die Handlung dann auch deutlich an Fahrt auf. Denn im aktuellen Strang spitzen sich die Ereignisse zu und in der Perspektive, die sich in der Vergangenheit zuträgt, mag man kaum glauben, was man dort erfährt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm lesbar. Es gelingt der Autorin hervorragend, Protagonisten und Handlungsorte so zu beschreiben, dass man sie vor Augen hat. Deshalb kann man mühelos in die Geschichte eintauchen. In beiden Handlungssträngen fiebert man mit den Protagonisten mit und macht sich Gedanken, wie das alles enden wird. Auch wenn man glaubt, das Ende vorherzusehen, wird man durch unvorhersehbare Wendungen überrascht, sodass man förmlich in den Sog der Ereignisse gerät.

Ich habe mich beim Lesen dieses Romans ausgesprochen gut unterhalten, da ich mühelos in die Geschichte eintauchen konnte und früh in den Sog der Handlung geriet. Dadurch mochte ich das Buch nur ungern aus der Hand legen und habe es deshalb beinahe in einem Rutsch gelesen. Ich habe dabei mit den Protagonisten mitgefiebert und mochte manchmal kaum glauben, was dort geschrieben stand. Vor allen Dingen deshalb, da ich mir immer vor Augen hielt, dass die Ereignisse in der fiktiven Heilanstalt, ja tatsächlich an anderer Stelle geschehen sind. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt das Buch alle fünf Bewertungssterne, da es mich berührt und zum Nachdenken angeregt hat.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2020
Das Beste, was wir tun können, ist nichts
Kern, Björn

Das Beste, was wir tun können, ist nichts


weniger gut

In "Das Beste, was wir tun können, ist nichts" beschreibt der Autor Björn Kern seine Erfahrungen im Nichtstun. Man erfährt, dass es gar nicht so einfach ist, nichts zu tun ohne sich dabei lächerlich zu machen. Es gehört einiges dazu die Kunst des Nichtstuns zu verinnerlichen. Rückschläge kann es dabei immer geben, denn das Sprichwort "Erst die Arbeit und dann das Vergnügen", hat man sich schließlich von Kindesbeinen an anhören müssen, sodass es wirklich schwer ist, alte Verhaltensmuster zu durchbrechen.

Einen Ratgeber, in dem der Autor Tipps gibt und beispielsweise die Möglichkeit zu kleinen Auszeiten im stressigen Berufs- oder Privatleben aufzeigt, darf man von diesem Büchlein allerdings nicht erwarten. Denn es handelt sich hier eher um die Aneinanderreihung von kleinen Episoden, die relativ zusammenhanglos erzählt werden. Dabei bekommt man übrigens in jedem Kapitel unzählige Male die Weisheit, dass Nichtstun wichtig und erstrebenswert ist, serviert, sodass sich, trotz des lockeren und humorvollen Schreibstils, schon bald ein wenig Langeweile einstellt. Es empfiehlt sich deshalb auch, nicht zu viele Kapitel hintereinander zu lesen, da sich sonst auch noch der lockere Schreibstil, der eigentlich den besonderen Charme dieses Buchs ausmacht, etwas abnutzt und man in Versuchung gerät, die Kapitel nur noch zu überfliegen.

In meiner Bewertung bin ich nun hin- und hergerissen. Denn eigentlich hat mir der lockere Stil sehr gut gefallen und einige der Kapitel haben mir sogar das ein oder andere unverhoffte Schmunzeln entlockt. Doch insgesamt gesehen bin ich mir nicht sicher, ob mir überhaupt eine der Episoden lange im Gedächtnis bleiben wird. Als Ratgeber ist das Buch also nicht zu empfehlen, als humorvolle Lektüre für zwischendurch schon eher. Aber da man über Geschmack ja bekanntlich streiten kann, werden die Meinungen da sicher auseinandergehen. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt das Buch von mir leider nur zwei Bewertungssternchen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2020
Aufgetaut
Safier, David

Aufgetaut


sehr gut

Der liebenswerte Visionär Felix Sommer hat bereits zwei Start-ups, mit denen er die Welt verbessern wollte, in Grund und Boden gemanagt. Nun hält er sich als Vortragsredner, zum Thema "Scheitern führt zum Erfolg", auf einem Kreuzfahrtschiff knapp über Wasser. Obwohl Felix sich im Innersten eingesteht, dass die Vorträge eigentlich in "Scheitern führt zum überzogenen Dispo" umbenannt werden müssten. Felix hat seinen Traum, die Welt fundamental mit seinen Ideen zu verändern, noch nicht aufgegeben. Auf der Kreuzfahrt kommt ihm der Gedanke, dass er die Menschen glücklich machen möchte. Eine App, die sie dazu anleitet, ist Felix neueste Idee, die er unbedingt entwickeln möchte. Als dann ein Eisblock gefunden wird, in dem die Steinzeitfrau Urga und ein Baby-Mammut namens Trö, dreiunddreißigtausend Jahre eingefroren waren, ergreift Felix die Chance, Urga bei der Suche, ihr ganz persönliches Glück, in dieser für sie höchst seltsamen Welt, zu finden, zu unterstützen. Eine kuriose Irrfahrt beginnt, denn das Geheimnis des Glücks lässt sich nicht nur für Urga schwer entschlüsseln...

Der Einstieg in David Safiers neuen Roman verläuft gewohnt humorvoll. Durch seinen spritzigen, aber zuweilen auch durchaus tiefsinnigen Schreibstil, fliegt man förmlich durch die Erzählung und kann sich dabei alles mühelos vorstellen. Die Charaktere sind facettenreich und geraten in skurrile Situationen, die man schmunzelnd beobachtet. Besonders Maya, die kleine Tochter von Felix, sorgt mit ihren Diskussionen und ihren ganz speziellen Druckmitteln, die zugegebenermaßen den Erwachsenen gegenüber nicht immer ganz fair sind, für einige Lacher. Doch auch die anderen Akteure wachsen einem nach und nach ans Herz oder wecken spontane Abneigungen. Es ist einfach herrlich, sich auf den ganz speziellen Humor und die besonderen Begebenheiten, zu denen es bei der Suche nach dem Glück kommt, einzulassen und die Geschichte mit einem Augenzwinkern zu genießen.

Kurzweilige Unterhaltung, die einem das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zaubert und ganz nebenbei zum Nachdenken anregt!

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2020
Libellenjahre
Jardin, Izabelle

Libellenjahre


ausgezeichnet

Constanze von Warthenberg ist 19 Jahre alt, als sie bei einer Segelregatta im Jahr 1930 den gutaussehenden Clemens Rosanowski aus Warschau kennenlernt. Aus dem Kennenlernen wird schließlich die große Liebe. Constanzes Eltern sind nicht gerade angetan von dem jungen Mann, doch mit der Unterstützung ihrer Großmutter Charlotte, ringt Constanze den Eltern die Einwilligung in die Ehe ab. Das junge Ehepaar lässt sich in Danzig nieder und erlebt leichte und harmonische Jahre. Doch als in der alten Hansestadt die neuen Machthaber das Ruder in die Hand nehmen, ziehen erste dunkle Wolken im Leben von Constanze und Clemens auf, die darin gipfeln, dass Clemens, ausgerechnet gegen sein Heimatland Polen, in den Krieg ziehen muss. Die innigst ersehnten Feldpostbriefe werden im Verlauf der Jahre seltener und schließlich erreicht Charlotte eine Nachricht, die sie dazu zwingt, ihre Heimat zu verlassen und Richtung Westen zu fliehen.....

"Libellenjahre" ist der erste Band der Saga um die ostpreußische Familie von Warthenberg. Im Zentrum der Ereignisse steht Constanze, die jüngste Tochter der Warthenbergs. Man beobachtet, wie sie die große Liebe findet und welchen Einfluss das dramatische Weltgeschehen darauf nimmt.

Der Einstieg in diesen Roman beginnt bereits erschütternd und aufwühlend, denn man beobachtet Constanzes eilige Flucht, die sie in den Westen führen soll. Danach wird man in Rückblicken durch Constanzes bisheriges Leben geführt und erfährt, wie sich die große Liebe zwischen ihr und Clemens entwickelt hat und welche Höhen und Tiefen sie dabei durchlebt haben. Dabei gelingt es der Autorin hervorragend, die Gefühle intensiv zu vermitteln, ohne dabei zu dick aufzutragen.

Der Schreibstil ist eindringlich. Protagonisten und Handlungsorte wirken äußerst authentisch. Dadurch hat man keine Schwierigkeiten, ganz in der Erzählung zu versinken und sie gespannt zu verfolgen. Der damalige Zeitgeist schwebt lebendig zwischen den Zeilen und wird durch die angepasste Ausdrucksweise untermauert. Dadurch fiebert man mit den Charakteren mit und verfolgt interessiert, welche Wendungen das Schicksal für sie vorgesehen hat und welche Entscheidungen sie treffen. Man gerät deshalb früh in den Sog der Ereignisse und mag das Buch kaum aus der Hand legen. Die politischen Hintergründe sind gut recherchiert und fließen glaubwürdig ins Geschehen ein. Sie nehmen nicht zu viel Raum ein, sorgen aber dennoch für eine authentische Hintergrundkulisse, die das Leben von Constanze und Clemens beeinflusst.

Ein intensiv und äußerst glaubwürdig erzählter Auftakt, der durch eine unerwartete Wendung am Ende dafür sorgt, dass man am liebsten sofort weiterlesen würde.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.