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Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 870 Bewertungen
Bewertung vom 27.12.2012
Biest
Saborowski, Jenk

Biest


sehr gut

Spannend, aber unterkühlt

Zum Inhalt: Ein russischer Milliardär versucht West-Europas Atompolitik mit Hilfe von Anschlägen in die sofortige Abschaltung zu treiben, um den zu erwartenden Gaspreis in astronomischen Höhen für sich auszunutzen. Dazu bedient er sich eines Computervirus, den er von nichtsahnenden Mitarbeitern der Kernkraftwerke in diese einschleusen lässt.

Zum Cover: Die erhabenen Buchstaben im rostigen Ton verkörpern prächtig die ganze moralische Verkommenheit einiger Personen des Buchs. Da dazu aber erst der Inhalt bekannt sein muss, wirken sie für den ersten Eindruck nicht ganz so passend - bei Titel und Typen könnte sich eher Fantasy für Erwachsene zwischen den Buchdeckeln befinden.

Mein Eindruck: Zwar ist die Truppe um Superagentin Solveigh Lang wie aus dem James-Bond-Bilderbuch entsprungen, - der distinguierte Brite in M-Manier, die Intelligenzbestie im Rollstuhl, alle Frauen superschön. Dafür entschädigt ein Plot, der gut und gerne echten Terroristenvisionen entsprungen sein könnte. Abgrundtief böse Subjekte, die aus ideologischen oder wirtschaftlichen Gründen eiskalt über Leichen gehen und sich dabei nicht um einmal geschlossene Allianzen kümmern, wenn diese nicht mehr nützlich erscheinen. Schwachstellen bot der Roman nur, wenn sie Saborowski versuchte, sich in die weibliche Gefühlswelt einzudenken. Als Frau kann ich mir nicht vorstellen, dass ein ungeborenes Kind in so kurzer Zeit erst ein Schock, dann hochwillkommen, dann als Totgeburt mit einem verdrückten Tränchen erledigt wird um schnellstmöglich einen neuen Versuch zu starten. Außerdem denke ich, dass gerade in diesem Zustand die Untreue des Partners mehr Ärger verursacht hätte. Bedeutend besser ist dagegen die Beschreibung des verletzten Kollegen und sein Weg zurück ins Leben gelungen.

Fazit: Im Harten großartig, im Zarten lernbedürftig. Für die hochspannende Geschichte 4 Sterne.

Bewertung vom 27.12.2012
Langenscheidt Diät-Deutsch / Deutsch-Diät
Fröhlich, Susanne; Kleis, Constanze

Langenscheidt Diät-Deutsch / Deutsch-Diät


schlecht

Mein Gott, was bist Du dünn....

... war mein erster Gedanke, als ich dieses Büchlein (Buch ist wirklich zuviel gesagt) aus dem Umschlag zog.

Zum Inhalt: Auf wenigen und zudem kleinformatigen Seiten geht Frau Fröhlich auf die Aspekte von Diäten und "Dicksein" ein und versucht in humorvoller Weise die Mythen dazu in deutsche, allgemeinverständliche Sprache zu übertragen.

Das Äußere: Es soll wie ein Lexikon aussehen, ein Nachschlagewerk ist dieses Heftchen jedoch auf gar keinen Fall.

Mein Eindruck: 9.90 Euro für so ein bisschen bedrucktes Papier, - dass der Schlankheitswahn, der teuer bezahlt wird, auch in dieser Hinsicht auf die Verlagsbranche überschwappt, bildet für mich noch einen der interessanteren Aspekte einer Zusammenfassung von Plattitüden eines in sämtlichen Frauenzeitschriften durchgewalzten Themas, welches inzwischen für mich jeden Nährwert verloren hat. Zwischendurch gibt es zwar ein paar schmackhafte Leckereien für die Mundwinkel (Beispiel, Dickerchen, die es trotz Leibesfülle zu etwas gebracht haben mit einer ausführlichen Beschreibung von Miss Piggy), diese muss man aber ebenso mit der Lupe suchen wie die Fettaugen auf der Kohlsuppe: Fast nicht existent und daher nicht geeignet, einem faden Gericht die nötige Würze zu verleihen. So verlor ich immer mehr den Appetit auf diese Aneinanderreihung von Nichtigkeiten und fragte mich zum Schluss: Für wen ist das Buch gedacht? Selbst kaufen? Denn Verschenken halte ich schlicht für unmöglich, - entweder ist derjenige nicht betroffen (und was soll er dann mit dem Buch?) oder er ist es und wird sich bestimmt nicht darüber freuen, dass man ihn mit der Nase auf sein möglicherweise ungeliebtes Äußeres stößt.

Fazit: Teuer, klein und ohne echte Nährstoffe - kurz: Fast Food

Bewertung vom 02.12.2012
Elsas Küche
Fitten, Marc

Elsas Küche


weniger gut

... und wenn sie nicht gestorben sind....

Zum Inhalt: "Elsas Küche" ist ein Buch über die Midlife-Crisis einer Restaurantchefin im ungarischen Delibab, die nicht mit dem Geschafften (eigenes Restaurant, schöne Wohnung, jugendlicher Liebhaber) zufrieden ist, sondern nach Höherem strebt - der silbernen Suppenkelle.

Zum Cover: Die allgegenwärtige Paprika. Das weist zwar eher und fälschlicherweise auf ein Kochbuch hin, macht aber Appetit auf den Inhalt.

Mein Eindruck: Ein Märchen, wie es im leider nicht allzu guten Buche steht, - inklusive klassischem Happyend (allerdings gemäßigt) für die wichtigsten Personen. Märchenhaft, weil absolut unglaubwürdig ist dabei die Entwicklung, die die Hauptfiguren innerhalb der Buchdeckel durchmachen. Zuallererst natürlich Elsa, die allzu sprunghaft und seltsam agiert, aber auch das Verhalten der anderen Protagonisten mutet gelinde gesagt befremdlich an: Ein Küchenchef eines gehobenen Lokals, der sich vor lauter pubertärem Verhalten im wahrsten Sinne des Wortes einen Dreck um seinen Arbeitsplatz kümmert, eine Dessertchefin, die als strebsam beschrieben wird, sich aber auf ihrer immerhin ersten Stelle dennoch erdreistet, der Chefin auf der Nase herumzutanzen. Auch das zuerst nur schmückende Beiwerk - die Romakinder - handelt nicht unbedingt stimmig: Einerseits wird beschrieben, dass sie Elsa mochten, andererseits treiben sie sie vollständig zur Verzweiflung. Das Märchenhafte setzte sich dann vor allem mit den "Onkels" der Romakinder fort - sie erinnerten in Aussehen und Gehabe stark an Fuchs und Kater aus Pinocchio. Zu allem Überfluss zeigte sich Elsa der Situation überhaupt nicht gewachsen - der Eindruck einer starken Geschäftsfrau der ersten Seiten wurde ad Absurdum geführt und sie plötzlich als dämliches und hilfloses Hascherl präsentiert, welches sich am Schluss durch die Hilfe aller ihrer Freunde wieder in die Herrscherin der Lage wandelt. Alles in allem zu viele Brüche im Handeln der Personen, als dass die zuweilen recht spaßige und farbenfroh geschilderte Geschichte das auffangen könnte.

Fazit: ..... dann leben sie noch heute.... 2 Sterne

Bewertung vom 03.11.2012
Der Himmel ist ein Fluss
Kaleri, Anna

Der Himmel ist ein Fluss


weniger gut

Viel zu distanziert

Zum Inhalt: In "Der Himmel ist ein Fluss" beschreibt Anna Kaleri das fiktive Leben ihrer im zweiten Weltkrieg erschossenen Großmutter.

Zum Cover: Zwei Personen in zärtlicher Umarmung. Das Bild mutet durch Gestaltung, Frisuren und Kleidung an wie aus den 40er Jahren entrissen.

Mein Eindruck: So ein wunderbarer Ansatz krankt an einer blutleeren Ausführung. Die Figuren erleben überaus dramatische Ereignisse wie Krieg, Gefängnis, Vergewaltigung und mehrere Tode im engsten Kreis, trotzdem berührte mich das Ganze nicht ein bisschen. Minna leidet praktisch ohne Unterlass, der Lesende bleibt kalt, es ist ihm gleich. Zum Ende der Tod, das kurze Leben eine Tragödie mit kleinen Einsprengseln von Glück, - der Lesende klappt das Buch zu und ist enttäuscht. Wie farbenfroh und berührend hätte das Ganze geschildert werden können, vor allem deshalb, weil die Autorin in kurzen Einführungen zu den Kapiteln immer wieder Teile ihrer Recherche erzählt und die Beweggründe dazu betont. Doch es fehlt an Sprachgewalt in der Ausführung dieser Beweggründe, - zu wenig Adjektive, zu wenig Ausführlichkeit. Ich würde in einem Zeugnis schreiben: Sie hat sich bemüht.

Fazit: Gut in der Idee, mangelhaft in der Ausführung. Leider nur 2 Sterne

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2012
Kings of Cool
Winslow, Don

Kings of Cool


ausgezeichnet

Wie wir wurden, was wir sind

Dieses Prequel zu "Tage des Zorns" beschreibt auf zwei aufeinander zulaufenden Zeitebenen die Menschen, die in den Drogenverkauf in Kalifornien involviert sind, - ihre Träume und Sehnsüchte, ihr Durchsetzungsvermögen und ihr Scheitern.

Zum Cover: Würde ich nicht schon die volle Punktzahl für den Text vergeben wollen, bekäme das Cover einen Extrapunkt für die Gestaltung: Vollkommen in schwarz (selbst der Buchschnitt) mit erhabenen weißen Buchstaben sieht es aus wie das Negativ einer Todesanzeige mit einer Marihuana-Pflanze an Stelle des Kreuzes. Einfach wie der King of Cool!

Mein Eindruck: Das gesamte Buch hat meine erst negativen Gefühle vollkommen auf den Kopf gestellt! Wirkt der Beginn (1. Kapitel: "Leck mich am Arsch") gewollt obszön, die Protagonisten unsympathisch und die Geschichte zusammenhanglos erzählt, ändert sich dieser Eindruck schnell. Zwar bleibt das Verhalten der Figuren weiterhin bizarr und für eine brave Mitteleuropäerin abstoßend, - Don Winslow versteht es jedoch, auch einem Spießer die Beweggründe glaubwürdig darzulegen und ein gewisses Verständnis zu wecken. Die Beziehungen zwischen den Personen aus früherer und der heutigen Zeit erschließen sich zwar nur langsam, bewirken aber dadurch einen nur noch größeren Aha-Effekt beim Lesenden. Zusätzlich werden die Begriffe Loyalität, Freundschaft, Familie und Pflichtbewusstsein neu definiert und diese Art der Definition führt zu einigen Überraschungen für die daran Teilhabenden in und außerhalb der Buchdeckel. Zum Ende überschlagen sich die Ereignisse und obwohl "Tage des Zorns" die Geschichte weiterspinnt, bleiben keinerlei Fragen offen.

Fazit: Wenn man sich an die unkonventionelle Weise des Satz- und Kapitelaufbaus gewöhnt und die gute Erziehung in den Schrank gesperrt hat, genießt man eine spannende Story um viel Sex, noch mehr Drugs und fast keinen Rock'n'Roll. 5 Sterne

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2012
Zurück auf Glück
Marx, Patricia

Zurück auf Glück


schlecht

Das war nichts!

Zum Inhalt: Patricia Marx beschreibt den Weg eines Pärchens vom ersten Kennenlernen bis zur Bahre.

Zum Cover: Interessante Collage aus Grafik, unterschiedlichen Schrifttypen und einem Foto. Das macht neugierig auf einen Inhalt....

Mein Eindruck: .... der an Belanglosigkeit und fehlender Tiefe kaum zu überbieten ist. Die von der Autorin angekündigten Kapitelchen unterbrechen dabei nicht nur den Lesefluss, sie blähen durch den entstehenden Abstand den Text unnötig auf. Das hingekritzelte Gekrakel der Zeichnungen tut sein Übriges - oftmals schlecht bis gar nicht lesbar, unnötig und zusammenhanglos. Des Weiteren ging - meines Erachtens - der Autorin zusehends die Lust an ihrer Geschichte aus. War der Anfang der (Liebes?-)Geschichte noch ausführlich beschrieben, ging es mit Zusammenziehen, Kinderkriegen, Midlife-Crisis und Tod nur noch Holterdiepolter voran. Außerdem hat mich gestört, dass zwar Wally, Imogene und ihre Familie alterten, sie sich aber quasi in einem Vakuum der Zeit bewegten. Kunstgriff oder Unvermögen? Gelegentliche Einsprengsel von Humor (Wallys unerschütterlich gute Laune und die Lust am Leben) können nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Buch eine Zeit- und Geldverschwendung ist.

Fazit: Ein kompletter Reinfall und bestimmt keine Leseempfehlung,

1 Stern für Wally

Bewertung vom 11.09.2012
Kater mit Karma  (Restauflage)
Brown, Helen

Kater mit Karma (Restauflage)


weniger gut

Zu viele Probleme, zu wenig "Miau"

Zum Inhalt: Helen Brown schreibt die mit dem autobiographischen Roman "Cleo" begonnene Familiengeschichte weiter.

Zum Cover: Herziges Kätzchen auf Bett vor Buddha-Statue. Wenigstens hier spiegelt sich der Inhalt des Buches teilweise wieder. Es geht mehr um die buddhistische Selbstfindung der Tochter Lydia als um den titelgebenden Kater Jonah.

Mein Eindruck: Frau mit Brustkrebs, Tochter in Meditation, Familienleben mit großen und kleinen Problemen - so hätten viele Titel lauten können, die meiner Meinung nach passender für den Text zwischen den Buchdeckeln gewesen wären, - und alle überhaupt kein Interesse bei mir geweckt hätten. So las ich eine Geschichte, bei der der Kater erst nach einem Drittel der Seiten auftaucht. Dann spielt er mit Bändchen, setzt überall Duftmarken, bis die Pharmaindustrie Einhalt gebietet und schmust ab und an mit kranken Familienmitgliedern. Jede mir bekannte Katze handelt (glücklicherweise abgesehen von der Reviermarkierung) ähnlich und mir ist ehrlich gesagt schleierhaft, warum um Frau Brown und ihre Familie ein dermaßener Hype entstanden ist. Ich für meinen Teil bin ent- und fühle mich von dem Klappentext getäuscht: Mit oder ohne Kater im Haus hätten die Konflikte stattgefunden und wäre der Krebs ausgebrochen. Auch den gepriesenen Humor musste man suchen, zum größten Teil herrschte Selbstmitleid und Unverständnis mit dem Lebensweg der Tochter vor. Obwohl ich das alles als glaubwürdig, authentisch und gut geschrieben empfand und das angesprochene Selbstmitleid und Unverständnis vollkommen nachvollziehen konnte, hat mir nur der Teil in Sri Lanka wirklich gut gefallen. Da war Humor, da waren Farben, da war Freude .... aber kein Kater!

Fazit: Zu wenig Spaß auf vier Pfoten, zu viele Probleme bei den Zweibeinern

2 Sterne

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2012
Später Frost / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Später Frost / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.1


sehr gut

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt

Dieser Spruch findet Beherzigung in "Später Frost".

Zum Inhalt: Kommissarin Nyström muss nach einem Unfall ihres Chefs die Leitung einer heterogenen Truppe übernehmen, zu der die Deutsch-Schwedin Stina Forss stößt. Der erste Fall des Teams ist der Mord an einem Engländer, der viel zu freundlich und sanft für sein furchtbares Ende schien.

Zum Cover: Das reinste Klischee - schneebedeckte Holzhäuser in Falunrot am See. Dazu ein Titel, der ein hübsches Wortspiel aus dem Namen des Opfers und der kalten Umgebung des schwedischen Winters ist.

Mein Eindruck: Man muss den Hut vor der Idee ziehen, endlich etwas für die Frauenquote auch im schwedischen Krimi zu tun. Fast schon politisch überkorrekt mit gleichgeschlechtlicher Liebe, Umgang mit Ausländerfeindlichkeit, gekonnter Integration, häuslicher Gewalt und einer guten Portion "liebe Deinen Nächsten und Deine Feinde" ausgestattet, bietet dieses Debüt über weite Strecken spannende Unterhaltung mit einer Schlusspointe, die nachdenklich stimmt. Die Entwicklung des Polizeiteams und diverse private Sorgen und Nöte desselben führen nicht alle zu einem Abschluss innerhalb des Romans, was einen gelungenen Übergang zum nächsten Buch erwarten lässt. Die Geschichte um den Tod Balthasar Frosts wird jedoch gänzlich geklärt, so dass sich der Leser nicht im Stich gelassen fühlt. Abzüge gibt es nur für die leider zu vielen seltsam anmutenden Alleingänge Stinas als Teil des Teams, die keinerlei Konsequenzen nach sich ziehen. Das mag vielleicht in amerikanischen Serien funktionieren, in einem europäischen Krimi ist es extrem unglaubwürdig.

Fazit: Eine überaus gekonnte Entwicklung der Geschichte um Balthasar Frost und seine Vergangenheit, sympathische Ermittler mit Ecken und Kanten, aber teilweise zu unrealistisch in der Ausführung.

4 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.