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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2019
Hitlers heimliche Helfer
Urbach, Karina

Hitlers heimliche Helfer


ausgezeichnet

Teilweise spannend wie ein Krimi

Karina Urbach zeigt mit ihrem Buch „Hitlers heimliche Helfer“ ein aufschlussreiches Bild des europäischen (Hoch)-Adels zur Zeit des Nationalsozialismus, aber auch bereits weit davor. Nicht ganz einfach waren die Recherchen – auch aufgrund der Tatsache, dass vieles an Material von den Erben noch unter Verschluss gehalten wird. Obwohl ziemlich sicher einige wichtige Dokumente nicht verwendet werden konnten, schaffte es die Autorin, ein gründlich recherchiertes Werk hervorzubringen.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert und gibt einen Überblick über die beiden Weltkriege und die Zwischenkriegszeit:
Teil 1: Heimliche Helfer in der Ära vor Hitler
Teil 2: Hitlers heimliche Helfer

Eingangs wird erwähnt was man unter sogenannten Go-Betweens versteht, wie sie sich von Geheimdiplomatie und Geheimdiensten abheben, welche Türen und Tore geöffnet wurden und welche Netzwerke durch mühevollste Kleinarbeit aufgebaut wurden.

Ein wichtiger Teil des Buches widmet sich der politischen Haltung der britischen Royals und deren Verzweigungen quer durch Europa. Eine große Rolle spielte beispielsweise Carl Eduard, den Herzog von Sachsen-Coburg und Gothe (ein Enkel Königin Victorias) – ursprünglich in England geboren, wurde er bereits als Jugendlicher zum Deutschen erzogen. Seine bestehenden Kontakte zu England wurden jedoch gerne genutzt und er war sich nicht zu schade, dieses zum Teil perfide Spiel mitzuspielen. Wobei Urbach es nicht verabsäumt, hier logische Hintergründe und Rückschlüsse zu erläutern, wie solche „Go-Between-Aktivitäten“ zustande kamen.

Doch nicht nur Sachsen-Coburg wird hier erwähnt, auch vielen weiteren Go-Betweens begegnen wir. Ziemlich dreist und nicht mal adelig geboren, hat auch Stephanie zu Hohenlohe verschiedenste Geheimaktivitäten absolviert, wobei sie mehrmals die Seiten wechselte und ihr einziges Ziel war, sich selbst in ein positives Licht zu rücken.

Urbach erläutert auch die Geschehnisse rund um die russische Revolution, die Ermordung der Zarenfamilie und der Aufstieg der Bolschewisten. Und genau solche Ereignisse waren es auch, die den Adel in Panik versetzten. Die Angst vor dem Bolschewismus ließ sie, den Faschismus bevorzugen – sie sahen darin eine Rettung vor der kommunistischen Gefahr aus dem Osten.

Sehr schön wird auch geschildert, wie mit den Go-Betweens verfahren wird, wenn für diese keine Verwendung mehr gefunden wurde. Vor allem nach 1945 wurden keine Adeligen mehr gebraucht, um geheime Missionen durchzuführen. Doch die Autorin weist auch darauf hin, dass diese Go-Betweens kein Überbleibsel aus der Vergangenheit sind, sondern uns diese auch weiterhin begleiten werden – in Zeiten, in denen Daten dermaßen lückenlos überwacht werden wie heute, sind Personen mit weit verzweigten guten Kontakten wieder wertvoll.

Ein gut recherchiertes Werk, das ich sehr gerne weiterempfehle und dem ich 5 Sterne gebe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2019
Tod in der Provence / Commissaire Leclerc Bd.1
Lagrange, Pierre

Tod in der Provence / Commissaire Leclerc Bd.1


sehr gut

Ein gruseliger Ausflug in die Provence

Nachdem ich Krimis immer so lese, wie sie mir in die Hände fallen, habe ich nun den ersten Band dieser spannenden Reihe erst jetzt in Angriff genommen – obwohl ich bereits die Nachfolgebände kenne.

Der Autor Pierre Lagrange versetzt uns wieder in die malerische Provence, in den kleinen Ort Carpentras, wo es nicht mit rechten Dingen zugeht. Glücklicherweise ist Ex-Commissaire Albin Leclerc mit seinem Mops Tyson immer zur Stelle, um die Ermittlungen mit seiner Kombinationsgabe und seinen präzisen Recherchen voranzutreiben.

Das Hamburger Ehepaar Hanna und Niklas erbt ein renovierungsbedürftiges Chateau, das nicht nur besondere Kunstschätze sondern auch die Forschungsarbeiten des verstorbenen Onkels beherbergt. Während Niklas versucht, den Nachlass seines Onkels zu regeln und Hanna für ein neues Kinderbuch illustriert, werden Frauenleichen gefunden, denen immer irgendwelche Körperteile fehlen. Die Frauen haben eines gemeinsam: Sie sind jung und rothaarig. So wie Hanna …

Leclerc wird an frühere Kriminalfälle erinnert und beginnt in der Vergangenheit zu kramen, bringt die ermittelnden Beamten mit seinen Hinweisen zur Verzweiflung – besonders Theroux kann den Namen Leclerc ohne „Augen verdrehen“ nicht mehr hören. Dabei hatten ihm seine Kollegen doch extra den Mops zur Pensionierung geschenkt, damit er ihnen nicht auf die Nerven geht. Doch Leclerc kanns nicht lassen, das Ermitteln liegt ihm im Blut und war über Jahrzehnte seine Lebensaufgabe. Da hilft auch seine neue Beziehung zu Véronique nichts.

Ist ein Serienmörder am Werk? Doch warum nimmt der Täter immer wieder Körperteile mit, sammelt diese über Jahre? Was bezweckt er mit dieser Sammelleidenschaft?

Der Autor schafft es, dass er auf über 400 Seiten Spannung aufbaut, zwischendurch einige Landschaftsbilder einstreut und den Charakteren noch ein Privatleben gönnt. Zwischendurch immer wieder ein wenig Humor schwächt die grausame Handlung immer wieder etwas ab. Besonders die Zwiegespräche, die Albin mit Tyson führt, sind einfach herrlich.

Die Beschreibung der Taten ist zwar sehr detailliert, doch schafft es der Autor, dass ich das Buch nicht angewidert zur Seite legen musste. Obwohl es das Ende schon in sich hat und einiges an Nervenkitzel geboten wird – trotzdem es vorhersehbar war, ging an der Spannung nichts verloren.

Nachdem ich die Nachfolgebände vorab gelesen habe, finde ich diesen ersten Band noch nicht so herausragend, vergebe aber gerne 4 Sterne.

Bewertung vom 07.02.2019
Das kleine Buch: Kräuter, die Frauen guttun
Schnetzer, Michaela

Das kleine Buch: Kräuter, die Frauen guttun


ausgezeichnet

Schöne Übersicht und brauchbare Tipps

Die Autorin Michaela Schnetzer ist bereits seit ihrer Kindheit von Kräutern fasziniert. Mittlerweile ist sie TEH-Praktikerin und bietet Kurse zu verschiedenen Themen an. Mit ihrem Buch „Kräuter, die Frauen guttun“ gibt sie einen kleinen Einblick in die Welt der Kräuter.

Gleich zu Beginn beschreibt sie kurz und knackig wie sich der weibliche Körper im Laufe des Lebens verändert, welche Phasen durchlaufen werden. Im Anschluss daran werden 24 verschiedene Kräuter vorgestellt und die Wirkung aufgezeigt. Man begegnet vielen bekannten Pflanzen und hat vielleicht auch schon so einiges darüber gelesen – hier wird dies wieder ins Gedächtnis gerufen.

Ich finde den Ansatz sehr schön, dass man jetzt nicht gleich eine Heilung durch Teetrinken o.ä. anstreben soll, sondern die Autorin beschreibt liebevoll, welche Unterstützung das jeweilige Kraut geben kann.

Viele Tipps sind ganz einfach umzusetzen und kann man gleich mal probieren. Ich habe für mich so einiges gefunden und werde das Büchlein als fixen Begleiter in meiner Nähe lassen. Ganz habe ich nicht verstanden, nach welcher Logik die Kräuter sortiert wurden, aber da das Buch so klein ist, findet man sich auch so zurecht.

Wieder ein tolles Buch aus der Servus-Reihe „Das kleine Buch“, das ich allen Frauen weiterempfehle. Gerne vergebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 07.02.2019
Das kleine Buch: Kräuterwanderung mit Kindern
Scheiblhofer, Ines

Das kleine Buch: Kräuterwanderung mit Kindern


ausgezeichnet

Wertvolles Wissen
Die Autorin Ines Scheiblhofer beschäftigt sich bereits viele Jahre mit Kräutern aller Art, bietet auch Kräuterworkshops und –wanderungen für Kinder an. Ihr Buch „Kräuterwanderungen mit Kindern“ gibt einen guten Überblick über die wichtigsten heimischen Pflanzen und deren Verwendung.
Früher war es selbstverständlich, dass Kinder am umfangreichen Wissen der Eltern oder Großeltern anteilhatten. Dieses Bewusstsein, die Natur ins Leben zu lassen und einheimische Pflanzen wertzuschätzen, wird leider immer weniger. Dieses kleine Büchlein ist ein nettes Geschenk für kleinere Kinder – vielleicht verbunden mit einem Gutschein, die Welt der Kräuter auf den Wiesen zu erkunden…
Die Autorin gibt einen guten Einblick, schreibt auch so, dass kleinere Kinder es verstehen können und bietet Anreize, beispielsweise ein Muttertagsgeschenk selbst herzustellen. Es werden außerdem Sammelregeln, der beste Erntezeitpunkt und eine Anleitung zum Trocknen aufgezeigt.
Jede der 26 Pflanzen wird zuerst kurz beschrieben, bevor man Verwendungstipps erhält – wie beispielsweise die Brennnessel-Mutprobe oder auch eine Wiesenlimonade bzw. den Blüten-Aufstrich. Die Haselnuss-Schoko-Creme begeistert sicherlich alle Kinder und der Klettenhut leistet bei Regen gute Dienste.
Dieses kleine Buch ist ein nettes Mitbringsel und verdient auf jeden Fall 5 Sterne.

Bewertung vom 06.02.2019
Das kleine Buch: Natürliche Deos aus Wald und Wiese
Nedoma, Gabriela

Das kleine Buch: Natürliche Deos aus Wald und Wiese


ausgezeichnet

Einfach nachmachen!

Wer die Serie der kleinen Bücher vom Servus-Verlag kennt, trifft immer wieder auf Gabriela Nedoma. Sie ist Naturpädagogin und Expertin für Grüne Kosmetik. Ihre einfach umzusetzenden Tipps schätze ich sehr und ich habe nun schon einiges ausprobiert. Dieses Mal war ich richtig überrascht – ich wusste nicht, mit welch einfachen Mitteln man sich selbst ein Deo kreieren kann.

Zu Beginn erfahren wir einiges über die Inhaltsstoffe herkömmlicher Deodorants, die Vorteile von Naturdeos und die Probleme, die sich hinter so mancher Substanz verbergen, die in der Werbung als große Errungenschaft angepriesen werden.

Ebenfalls gibt die Autorin kurze Einblicke in die Wirkung von Deos, was man beachten sollte, wenn man auf natürliche Mittel umsteigen möchte und auch aufschlussreiche Erläuterungen in die Welt der Inhaltsstoffe in Naturdeos. Sie zeigt auch die pflegenden und heilsamen Wirkstoffe direkt aus der Natur auf und gibt eine Auflistung, welches Zubehör für die Herstellung von Vorteil ist, bevor man sich in einer Vielfalt an Rezepten vertiefen kann. Und hier ist wirklich für jeden etwas dabei.

Man findet erst eine kurze Beschreibung über die Wirkung des Deos, einfache Zutaten, eine genaue Zubereitungsart sowie die Anwendung. Ebenso ist die Haltbarkeit angegeben und ein Foto veranschaulicht jedes Rezept. Man kann hier wirklich ganz einfach versuchen, sein ganz persönliches Deo herzustellen, dabei hat man die Qual der Wahl, ob man sich nun für das Apfelstrudel-Deo, die Deo-Pralinen mit Gänseblümchen oder doch den Hugo am Stiel entscheiden soll…

Es versteht sich von selbst, dass man hier nicht nur der Haut etwas Gutes tut, sondern dass wieder ein kleiner Schritt in Richtung Müllvermeidung gemacht wird. Ich freue mich jedenfalls, wenn endlich der Schnee weg ist und ich die ersten Experimente mit Gänseblümchen usw. probieren kann.

Natürlich gibt es für diese wertvollen Tipps 5 Sterne.

Bewertung vom 06.02.2019
Das kleine Buch: Meine besten Marillenrezepte
Wagner-Bacher, Lisl

Das kleine Buch: Meine besten Marillenrezepte


ausgezeichnet

Eine Wachauer Delikatesse

Die Autorin und Haubenköchin Lisl Wagner-Bacher ist eine begeisterte Wachauerin. Wer bereits mal das Glück hatte, in ihrem Landhaus Bacher in der Wachau zu Gast zu sein, der weiß auch, wie sorgfältig und liebevoll hier gekocht, Weine kredenzt und das Frühstück gezaubert wird.

Anfangs erzählt sie von der Besonderheit der Wachauer Marille, erinnert sich an die Wachau von früher, die Entwicklung der Vermarktung der Marillen und der Kampf gegen den Frost.

Natürlich dürfen viele erprobte Rezepte nicht fehlen und hier zeigt die Autorin auf, welche Vielfalt man mit dieser Delikatesse fabrizieren kann. Wer jetzt nur an Marillenknödel oder Marillenschnaps denkt, wird bald eines Besseren belehrt… Es finden sich Rezepte zu Torten, Kuchen, Rouladen ebenso wie zu Marillenröster, eingelegte Marillen oder auch ein Marillensüppchen mit Joghurtschaum. Natürlich gibt es auch Marmelade, Chutney, Likör und ein Marillenbrot, was sich sehr interessant anhört.

Die Rezepte sind verständlich erklärt, ein Foto ergänzt noch das Ganze und macht Lust, sofort etwas auszuprobieren. Leider gibt es die Marillenernte erst im Sommer, somit ist noch etwas Geduld angesagt.

Gerne gebe ich für diese einladenden Rezepte 5 leckere Sterne.

Bewertung vom 06.02.2019
Das kleine Buch: Räuchern mit Kräutern und Harzen
Haider, Barbara;Haider, Hans

Das kleine Buch: Räuchern mit Kräutern und Harzen


gut

Rauchnacht oder Raunacht?

Ich kann mich noch erinnern, dass es in meiner Kindheit Tradition war „rachn zu geh’n“. In den drei Rauchnächten mussten alle Familienmitglieder gemeinsam von Raum zu Raum mit der Pfanne marschieren und diverse Rituale abhalten. Irgendwie geht dieses Brauchtum verloren (auch bei uns wird es nicht mehr zelebriert) und ich finde es schön, wenn Menschen diese Tradition wieder aufnehmen.

Die Autoren Barbara und Hans Haider bewirtschaften und bewohnen mit ihren Kindern einen Bauernhof und beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Anbau und der Verarbeitung heimischer Kräuter. Mit diesem Buch aus der Servus-Reihe „Das kleine Buch“ geben sie uns einen Einblick in das Räuchern.

Anfangs wird die Geschichte des Räucherns vorgestellt, die Unterschiede zwischen früher und heute dargelegt. Gut gefällt mir „Räuchern heißt, sich erinnern“, dass man Gerüche mit einem Erlebnis oder einem Ort in Verbindung bringt. Auch kenne ich beispielsweise, dass man durch Räuchern ein angenehmes Raumklima erzeugt oder dem Zuhause eine Geborgenheit gibt.

Im Kapitel über das Räuchern mit Kräutern, Hölzern und Harzen erfährt man einiges über das Sammeln und Trocknen, den Kräuterbuschen, die Besonderheit der Harze und einiges mehr.

Ich hätte mir gewünscht, dass ich mehr über Räuchermischungen erfahre. Die angeführten Kräuter sind zwar sehr ausführlich beschrieben, jedoch fehlt mir hier die Verwendung im Detail – beispielsweise lese ich beim Wacholder, dass dieser ein beliebtes Mittel zur Vorbeugung und zum Schutz vor den Pestepidemien war. Warum ich heute nun mit Wacholder räuchern soll, erschließt sich mir nicht so ganz. So geht es mit den meisten Kräutern, bei denen viele Geschichten und Mythen aufgeführt werden, man liest nicht genau warum man es denn nun verwenden sollte. Ich hätte mich einfach eine Übersichtstabelle oder dergleichen gewünscht, wo man sich auch als Laie zurechtfindet.

Ein interessantes Thema, leider für meine Begriffe nicht ganz optimal umgesetzt. Dafür gibt es nur 3 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2019
Gruselwandern in Salzburg
Hutter, Clemens M.

Gruselwandern in Salzburg


ausgezeichnet

Düstere Wanderungen hautnah erleben

Der Autor Dr. phil. Clemens M. Hutter stellt uns mit seinem Buch „Gruselwandern in Salzburg“ 59 Routen quer durch die Stadt Salzburg und das Salzburger Land vor, welche die dunkelsten Kapitel der Salzburger Landesgeschichte aufleben lassen.

Er erläutert historische Begebenheiten, erklärt Hintergründe, wie es zu Mythen und Aberglaube kommen konnte und räumt damit auf – beispielsweise waren gerade in Salzburg nicht nur Frauen von der Hexenverfolgung betroffen, sondern zum Großteil Männer. Ebenso widerlegt er das Vorurteil, dass die Hexenjagd von der Obrigkeit angeordnet wurde.

Ein ziemlich grausames Beispiel zeigt die Geschichte rund um den Zauberer Jackl, bei der es letztendlich 138 Opfer gab und der Jackl selber untertauchen konnte.

Die Grausamkeiten der Folterungen, die Denunzianten und auch die zum Teil erfolgten Begnadigungen werden von Hutter auf diesen Rundwegen erläutert. Man meint selbst Teil dieses Gruselkabinetts zu werden und verfolgt mit Spannung die Hexentänze auf dem Untersberg oder begegnet der Weißen Frau auf der Festung während man Richtstätten, Keuchen, Folterplätze besucht. Welche – zum Teil – stupide, unlogische Begründungen herbeigezogen wurden, um den Tod des Delinquenten zu rechtfertigen, sind haarsträubend. Da dürfen wir uns glücklich schätzen, dass wir diese Grausamkeiten nicht mehr ertragen müssen.

Jede Wanderung ist genau mit Start- und Zielpunkt beschrieben, ergänzt mit den Höhenmetern, die es zu überwinden gilt sowie einer ungefähren Gehzeit. Zwischen den Routen werden diverse Begrifflichkeiten erklärt – hier findet man Interessantes über Hexenmacht, eine sadistische Justiz, Inquisition, Hostienfrevel, Teufelsbündisse und einiges mehr.

Ein Einblick in einen schrecklichen Teil der Geschichte, interessant und informativ. Gerne vergebe ich 5 Sterne.

Bewertung vom 02.02.2019
Queen Victoria
Baird, Julia

Queen Victoria


ausgezeichnet

„Die Großmutter Europas“

Die australische Historikerin Julia Baird promovierte mit einer Arbeit über Frauen in der Politik, heute arbeitet sie als Moderatorin und Journalistin. Mit ihrer Biographie über Queen Victoria (1819 – 1901) zeigt sie uns ein außergewöhnliches Bild einer beeindruckenden Persönlichkeit. Die Autorin hat eine Menge an Recherchematerial aufbereitet, wobei viele private Briefwechsel der Königin von den Erben vernichtet wurden.

Das Buch ist in fünf gut strukturierte Teile gegliedert und zeigt anfangs das Leben in ihrem Elternhaus nach dem Tod des Vaters, Kämpfe mit der Mutter und deren Vertrauten John Conroy, der Victoria massiv unter Druck setzte, um selber zu Macht und Ansehen zu gelangen. Das Verhalten der Mutter in diesem Konflikt war sehr enttäuschend und zeigt wenig Mitgefühl oder Verständnis für die junge Victoria. Verständlich, dass sie immer auf der Suche nach einem Menschen ist, dem sie blindlings vertrauen kann. Erst findet sie in Lord Melbourne einen verständnisvollen Freund und später dann in ihrem Ehemann Albert.

Interessant, dass sie sich als junge Königin an ihren Berater Melbourne klammert, der ihr Lehrmeister im Regieren ist, ohne zu merken, dass sie ihre Eigenständigkeit aufgibt. Als sie Prinz Albert von Sachsen-Gotha heiratet, zeigt sie anfangs noch die Monarchin – doch ihr Mann ist definitiv der bessere Stratege und nutzt die Gunst der Stunde, um sich in den Vordergrund zu drängen. Somit wurde Albert als „heimlicher König“ gehandelt. Nach seinem Tod versinkt sie in einem tiefen Loch und findet erst nach einer langen Trauerphase ihre Stärke und ihren eigenen Weg.

Wie sie ihr Witwendasein erlebt, mit welchen psychischen Problemen sie zu kämpfen hatte und wie sehr sie sich nach Zuneigung sehnte, zeigt die Autorin sehr ausführlich. Es wird auch ihre Freundschaft zu John Brown und Abdul Karim in den Fokus gerückt. Während sie um John Brown letztlich wieder aufgrund seines Todes trauern musste, enttäuschte sie der Hochstapler Abdul Karim.

Die neun Kinder Viktorias und Alberts wurden strategisch wichtig vermählt und mussten zum Teil ein unglückliches Leben fristen. So breitete sich auch die Bluterkrankheit im europäischen Hochadel aus.
Julia Baird hat hier eine Top-Biographie über eine sehr interessante historische Persönlichkeit verfasst, gibt einen Einblick in das viktorianische Zeitalter, die technische Entwicklung und die politische Veränderungen.
Ergänzend findet man einige Bilder, eine Stammtafel und einen sehr ausführlichen Anhang mit weiterführender Literatur.
Für diese informative, ausführliche Biographie vergebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.02.2019
Begeisterung
Kaltenstein, Micky

Begeisterung


ausgezeichnet

Porträts abseits des Mainstreams

Wenngleich die Tageszeitungen oder die Nachrichtensendungen überquellen vor lauter schrecklichen, dramatischen Geschehnissen, darf man sich auch mal zurücknehmen und die Welt vorüberziehen lassen. Daran denken, dass es Menschen gibt, die sich für ihr Tun dermaßen begeistern, dass deren Welt reicher wird.

Die Autorin Micky Kaltenstein stellt in ihrem Buch neun Porträts begeisterter Menschen vor. Dabei treffen wir auf Persönlichkeiten, die sich von der Masse abheben – nicht nur dadurch, WAS sie tun, sondern vor allem WIE, wieviel Engagement und Enthusiasmus ständige Begleiter sind.

Wir begegnen:
Dem Chansonnier, Schauspieler und Regisseur Georg Clementi;
der jüngsten Solo-Weltumseglerin Laura Dekker;
dem Keramikkünstler Gerald Tusch;
der Dirigentin und Orchester-Gründerin Elisabeth Fuchs;
der Maßschuhmacherin Gabriele Gmeiner;
dem TV-Moderator, Autor und Schauspieler Ralph Caspers;
der ehemaligen Opernsängerin, Gesangslehrerin und Boutique-Besitzerin Barbara Bonney;
der ehemaligen Gewandmeisterin und aktiven Musik-Liebhaberin Hildegard Neumann;
und dem Neurobiologen sowie Hirnforscher Gerald Hüther.

Diese Menschen geben einen Einblick in ihr Tun, erzählen über ihre Anfänge, ihren Weg dahin, über Umwege, ihre Intention. Wobei Gerald Hüther von der Begeisterung als kurzes Aufflackern spricht und die Freude über die Begeisterung stellt, weil diese intensiver und länger anhaltend ist. Gut gefiel mir der Vergleich zwischen der Begeisterung und dem Verliebtsein, während die Freude mit Liebe verwandt ist.

Die Porträts sind sehr unterschiedlich durch die breite Auswahl der Personen und doch findet sich der rote Faden, der alle auf einem gemeinsamen Nenner vereint.

Ich würde mir wünschen, dass in den Schulen und im Elternhaus den Kindern ein breiter Tisch an Möglichkeiten angeboten wird, aus denen sie wählen können. Jedes Kind hat ein besonderes Talent, muss es für sich finden und dies gilt es zu unterstützen. Nur diese Vielfalt ist ein wertvoller Motor unserer Gesellschaft.