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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2578 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2021
Zara und Zoë - Die Tochter des Paten / Die Profilerin und die Patin Bd.3
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Die Tochter des Paten / Die Profilerin und die Patin Bd.3


ausgezeichnet

Hochspannender und actionreicher Thriller
Die korsische Mafia-Patin Zoë hat nach dem Tod ihres Vaters den Kontakt zu ihrer Zwillingsschwester Zara abgebrochen, schliesslich ist die Europol-Profilerin für seinen Tod verantwortlich. Der Mafia-Boss braucht Zoë, um seine Tochter Chiara aus den Händen von Entführern zu befreien. Der arabische Clanchef Shokran Al-Hamsi will nicht nur die Tochter des Paten, er will seine Macht ausweiten und einen Goldtransport an sich bringen. Doch um Chiara zu befreien, braucht Zoë die Hilfe ihrer Schwester Zara, denn sie kann an Informationen über den Goldtransport gelangen. Es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod in der Provence.

Die ungleichen Zwillingsschwestern Zara und Zoë, die eine Profilerin, die andere Mafia-Patin, sind seit dem Tod ihres Vaters verfeindeter denn je. Doch ein neuer Auftrag macht die Zusammenarbeit der Schwestern erforderlich. Bei diesem Thriller geht es Schlag auf Schlag, ob die Entführung der Tochter des Paten, die brutalen Morde oder die ausgeklügelten Pläne des Goldtransportes der Goldreserven Frankreichs, es wird sehr actionreich und viele Figuren sind eiskalte und berechnende Kriminelle.

Die Geschichte spielt sich vor der wunderschönen Landschaft der Provence ab, doch viel Zeit für ein Genießen dieser Schönheit bekommt man als Leser nicht. Allerdings wird auch wieder gut gespeist, mit landestypischen Gerichten und gutem Wein, das macht schon ein gewisses Flair aus.

Für die Verfolgung ihres Ziele raufen sich Zara und Zoë wieder zusammen und ihr doppelter Einsatz sorgt für Erstaunen, weil einige Personen nicht damit gerechnet haben. Beide haben ihre Berechtigung und ihre Informationen auf ihrer Seite, das doppelte Spiel bringt ihnen einen entscheidenden Vorteil, den sie unter Aufbietung ihrer ganzen Energie auch nutzen können. Leider wird in einem Gefecht eine Schwester schwer verletzt. Mehr möchte ich hier nicht verraten.

Die gesamte Handlung, die actionreichen Verfolgungsjagden und Übergriffe sind hochspannend und auch nervenaufreibend zu lesen. Diese Kriminellen sind skrupellos und metzeln auch harmlose Polizisten nieder. Oetker zeigt die zunehmende Radikalisierung von Islamisten und die Situation in den armen Ghettos auf sehr realistische Weise.

Aufgrund der kurzen Kapitel, die jeweils aus der Sicht einer anderen Figur erzählt werden, ist man immer gut im Bilde, wie die Lage gerade aussieht und was die jeweilige Seite plant. Die häufigen Wechsel sorgen für einen rasanten Ablauf der Geschichte, man ist in der Story bis zum Ende gefangen und kann es fast in einem Rutsch auslesen.

Am Ende bringen beide Schwestern den Fall zu einen Abschluß, es gab auf beiden Seiten viele Opfer.

Ein packender und actiongeladener Thriller, der das ungleiche Zwillingspaar in einem lebensgefährlichen Einsatz zeigt.

Bewertung vom 19.04.2021
Komm knuddeln!
Adamson, Ged

Komm knuddeln!


ausgezeichnet

Ein farbenfrohes und schönes Mutmachbuch für Kinder

Oskar ist ein Vogel mit langen, wirklich sehr langen Flügeln. Alle seine Freunde lernen fliegen, doch so sehr sich Oskar auch bemüht, es will einfach nicht klappen. Nach und nach fliegen seine Vogelfreunde in die große weite Welt und Oskar bleibt traurig und allein zurück.

Der Vogel Oskar sieht nicht so aus wie die anderen Vögel. Denn seine Flügel sind unheimlich lang, so lang, dass er damit nicht fliegen kann. Alle seine Versuche scheitern und das macht ihn ganz traurig. Als er eines Tages einen traurigen Orang-Utan trifft, rührt ihn der Anblick so sehr, dass er den Affen ganz fest umarmt und tröstet. Anscheinend sind seine flugunfähigen Flügel ja zum Umarmen perfekt. Das spricht sich schnell herum und Oskar hat plötzlich alle möglichen Tiere zu knuddeln, einen Bären, einen Frosch, ein kitzeliges Krokodil und sogar einen Löwen und eine Fledermaus. So gewinnt Oskar immer mehr Freunde, die ihm ihre Sorgen anvertrauen und sich über seine tröstende Umarmung freuen. Das macht ihn sehr glücklich und er merkt, man muss nicht perfekt sein, aber Freunde sind das größte Geschenk, das man sich wünschen kann. Und diese Freunde helfen Oskar dabei, seinen eigenen größten Wunsch möglich zu machen.

Dieses Bilderbuch ab 3 Jahren zeigt Kindern, dass man Fehler haben kann und nicht alles perfekt können muss. Das einzige was aber wirklich zählt, sind echte Freunde, die uns verstehen, trösten und uns dann Hilfe anbieten, wenn wir sie brauchen. Denn der Zusammenhalt ist wichtig für uns Menschen.

Die Illustrationen sind schön farbenfroh, es macht Spaß, all die Tiere zu entdecken und den kleinen Oskar zu begleiten. Die Texte sind einfach und kindgerecht gehalten, sehr verständlich und mit Sprechblasen wie ein Comic gestaltet.

Hier wird die Botschaft vermittelt, dass man auch als Außenseiter Freunde gewinnen und glücklich sein kann. Ein mutmachendes Bilderbuch mit tollen Illustrationen zum immer wieder Ansehen.

Bewertung vom 18.04.2021
Der Möwenschiss-Mord / Ino Tjarks Bd.2
Kölpin, Regine

Der Möwenschiss-Mord / Ino Tjarks Bd.2


ausgezeichnet

Hier läuft der friesische Küsten-Krimi-Kompass auf Urlaubsmodus

Das kuriose Rentner-Trio hat einen Spionageauftrag erhalten, sie sollen für Falko von Walde herausfinden, ob seine Frau mit ihrem Campingnachbarn Traugott ein Verhältnis hat. Doch ehe sie sich für ihren Auftraggeber ins Zeug legen können, ist Falko tot, erschlagen mit Traugotts Markisenkurbel. Nun ermittelt das Trio undercover auf dem Campingplatz.

Regine Kölpin hat mit ihrem friesischen Rentnertrio in Horumersiel ein besonderes Ermittlerteam antreten lassen. Der Eigenbrödler Ino Tjarks, seine Haushälterin Gerda, die ein heimlicher Fan von Miss-Marple ist, und die Bäckerin Theda haben immer ein offenes Ohr für die Neuigkeiten ihrer Mitbewohner und nach ihrem letzten Ermittlungserfolg werden sie von Camping-Urlauber Falko von Walde zur Überwachung seiner Frau gebucht. Leider wird aus diesem Auftrag nichts, denn Falko wird kurze Zeit später tot aufgefunden. Doch damit ist der Fall für das Trio noch lange nicht zu Ende, zur Ermittlung müssen sie sich undercover an den Mordschauplatz begeben, den nahe gelegenen Campingplatz namens "Möwenschiss". Zunächst müssen sie aber Sturkopf Ino überzeugen, der weigert sich partout, seine gemütliche Kornmühle mit einem Wohnwagen zu tauschen. Aber das Trio findet einen Weg. Bei ihrer Spurensuche findet Gerda ein mögliches Beweisstück am Tatort, ein Bonbonpapier. Ob das ihnen im Fall weiterhilft, wird man sehen.

Das kuriose Trio sorgt mal wieder mit lustigen Sprüchen und speziellen Ermittlungsmethoden für kurzweilige und gute Unterhaltung. Der humorvolle Ton zieht sich durch die ganze Geschichte und die drei Friesen-Rentner wachsen mir immer mehr ans Herz und sich selbst auch. Da darf man gespannt sein.

Diese Krimihandlung stellt leichte Unterhaltung ohne Blutvergießen dar, die Spannungskurve ist moderat mit friesischem Küstenkompass auf Urlaubsmodus eingestellt. Da es recht viele Verdächtige gibt, kann man sich selbst als Ermittler betätigen und lustig mitraten. Für Nordsee

Ein vergnüglicher, leichter Krimi mit passendem Friesen-Flair für kurzweilige Wohlfühlstimmung. Meine Wertung von 4,5 Sternen runde ich gerne auf.

Bewertung vom 17.04.2021
Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


sehr gut

Die starke Frau hinter Winston Churchill

Die Französischlehrerin Clementine Hozier trifft 1906 auf Winston Churchill, zwei Jahre später heiratet sie den Abgeordneten des britischen Unterhauses. Sie gehen als "power couple" in die Geschichte ein und bekommen fünf Kinder. Als politisch interessierte Frau hält Clementine ihrem Ehemann nicht nur den Rücken frei, sie bespricht mit ihm seine Entscheidungen und liest seine Reden und hat damit maßgeblichen Einfluß auf seine politische Karriere. Außerdem engagiert sie sich für das Frauenwahlrecht und muss sich mit diesem Thema auch mit ihrem Mann auseinander setzen. Clementine Churchill war die treibende Kraft hinter dem späteren zweimaligen Premierminister Churchill.

Marie Benedict verbindet in ihrer Romanbiografie fiktive und biografische Fakten zu einer interessanten Geschichte, die uns hinter die Kulissen im Hause Churchill bis 1965 blicken lässt. Winston Churchill ist weithin bekannt, doch wie war die Frau an seiner Seite?

Die Autorin lässt das private Leben des Ehepaares vor den historischen Vorgängen ablaufen und man erlebt die Beziehung mit ihren schönen, wie schwierigen Phasen sehr detailliert mit.

Schon zu Beginn ihrer Ehe ist Clementine klar, dass sie einen ehrgeizigen und nicht ganz einfachen Mann heiratet. Doch sie weiß mit seiner Art umzugehen, möchte mit ihrer Kraft die Beziehung stützen und lässt sich auf eine Ehe mit politischer Entwicklung ein.

Aus Clementines Perspektive erleben wir eine kämpferische Frau, die ihre eigenen Interessen hinter die ihres Mannes stellt und dennoch die Kraft hat, sich als seine Beraterin seinem politischen Leben zu verschreiben. Durch die erzählte Sichtweise hat man den Eindruck, Clementine persönlich zu erleben und wird mitgenommen auf eine gut recherchierte Reise im Leben dieser beeindruckenden Frau. Geschickt beeinflusst sie Winston bei politischen Entscheidungen, glättet Unstimmigkeiten und hat so großen Einfluß auf die Außenwirkung ihres Mannes, was sicherlich zu mehr Besonnenheit und ausgewogenem Handeln sorgte. Auch setzt sie ihre Interessen und Vorstellungen gekonnt und diplomatisch durch, was mich sehr beeindruckt hat, eine Sympathieträgerin wurde sie für mich allerdings nicht. Es fehlte mir auch die Sichtweise von außen durch eine andere Person auf Clementine.

Der einnehmende und flüssige Schreibstil führt uns durch die Geschichte, lässt uns die Ehe, viele Entscheidungen und den Zweiten Weltkrieg miterleben und zeigt diese Zeit aus der Sicht der Briten.

Auf Dauer hat mich die ständige Wiederholung von Clementines Selbstreflektion etwas ermüdet. Sie war eine starke Frau und hatte großen Einfluß, doch das wird hier etwas zu häufig erwähnt. Ich kann mir eher vorstellen, dass Clementine ihr Licht unter den Scheffel gestellt hat, wie man so schön sagt. Es werden aber auch Zweifel an diesem Eheleben aufgezeigt, als Clementine sich fragt, ob sie den richtigen Platz an der Seite ihres Mannes eingenommen hat. Doch diese kurze Episode geht schnell wieder vorüber.

Das Buch liest sich interessant und wirkt mit den vielen eingebauten Vorgängen und geschichtlichen Hintergründen umfangreich und sehr gut recherchiert. Man bekommt einen Eindruck, welches Engagement diese Frau aufbringen musste, um sich ihrer Ehe mit der Politik zu verschreiben und spürt auch ihr Gewissen, sich nicht genügend um ihre Kinder gekümmert zu haben.

Ich empfehle diesen Roman allen, die sich für Geschichte aus dem Blickwinkel der Briten interessieren und mehr über diese außergewöhnliche Frau erfahren möchten.

Bewertung vom 16.04.2021
Der Tod setzt Segel / Ein Fall für Wells & Wong Bd.9
Stevens, Robin

Der Tod setzt Segel / Ein Fall für Wells & Wong Bd.9


sehr gut

Die Detektivinnen Daisy Wells und Hazel Wong werden von ihrer Freundin Amina nach Ägypten eingeladen und gehen gemeinsam mit Hazels Geschwistern und Vater Mr Wong und ihren Freunden George und Alexander auf eine Nil-Kreuzfahrt. Sie möchten die antiken Tempel bestaunen und hoffentlich sehen sie auch ein paar Mumien. Doch dann ereignet sich auf dieser Reise ein Mordfall an Bord, der den Detektivclub mit den Ermittlungen beschäftigt.

Ebenfalls an Bord befindet sich eine Reisegruppe mit mysteriösen Eng­ländern, die sich "Der Atem des Lebens" nennt. Völlig durchgeknallte Menschen, die sich für Reinkarnationen der alten Pharaonen halten. Als die Anführerin, die sich für die Pharaonin Hatschepsut hält, ermordet wird, wird ihre schlafwandelnde Tochter mit einem blutigen Messer in der Hand bei der Leiche angetroffen. Aber ist sie auch die Mörderin?

Diese Krimireihe aus dem Jugendbereich untersucht einen Fall von klassischem Kammerspiel, denn der Mörder kann nur jemand vom Schiff sein.

Auf dem Schiff geschieht ein Mord, ausgerechnet eine Frau aus der Gruppe, die sich "Hauch des Lebens" nennt.

Hazel ist als Erzählerin eingesetzt, sie berichtet alles was auf dem Schiff vor sich geht und fasst ihre Ermittlungsergebnisse immer zusammen, sodaß man als Leser immer auf dem Laufenden gehalten wird. Hier darf mitgerätselt werden, die Auflösung war für mich eine Überraschung und auch der angekündigte Tod von Daisy wird am Ende erklärt.

Vom flüssigen Erzählstil und den besonderen Mordumständen her hat dieses Buch alles was ein spannendes Buch ausmacht. Mir hat allerdings die Idee mit den Reinkarnationen dieser skurrilen englischen Reisegruppe nicht gefallen, solche mystischen Gedanken und Ideologien finde ich irreal und hätte mir für die Gruppe ein anderes "Hobby" gewünscht.

Sehr realistisch und unterhaltsam werden die Szenen dieser Reise um 1930 in Ägypten beschrieben, es wird erklärend auf die Kultur und auch auf die Geschichte eingegangen und so lernt man ein wenig Wissen dazu. Denn bis der Mord geschieht, dauert es etwas und so wird diese Zeit informativ gefüllt. Die zwei Detektivgruppen von Mädchen und Jungen müssen sich auch erst zusammenraufen, doch mit der Tat ergibt sich das fast von allein und alle ziehen an einem Strang. Auch die kleine May darf dieses Mal als kleiner Spion mitmachen, das hat mir sehr gefallen.

Es wird recht spannend, weil sich die Detektive sogar in fremde Kabinen schleichen, um Beweismaterial oder Erkenntnisse zu sichern. Das sorgt für reichlich Aufregung und lässt den Leser gespannt mitfiebern.


Ein spannender und interessanter letzter Fall für die Detektive, der auch Erwachsene in der Mordaufklärung mitraten lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2021
Wie man die Zeit anhält
Haig, Matt

Wie man die Zeit anhält


weniger gut

Einfach nicht mein Buch
In diesem Roman geht es um den Einzelgänger Tom Hazard, der aussieht wie Anfang 40, aber wegen einer besonderen Veranlagung, welche sich Anagerie nennt, nur sehr langsam altert. In Wahrheit ist er um die 400 Jahre alt. Alle acht Jahre ändert er seinen Aufenthaltsort, aktuell arbeitet er in London als Geschichtslehrer, dieser Job passt perfekt, schliesslich hat er viele Ereignisse selbst miterlebt. Tom gefällt es in London und mag auch seine Kollegin, die Französischlehrerin Camille sehr. Damit ändert sich sein Leben gewaltig.

"Die Menschen, die du liebst, sterben nie." Zitat Seite 331

Toms Leben ist kein Glücksfall, sondern eher ein Fluch, denn um ihn herum sterben alle geliebten Menschen, nur er überlebt und sein Leben verläuft recht einsam.

Dieser Roman ist anders als ich es erwartet habe. Rein vom Sprachstil her lässt er sich flüssig lesen und einige Botschaften sind schön formuliert. Echte angekündigte philosophische Sätze habe ich aber nicht entdecken können und auch die Handlung konnte mich nicht packen. Die Liebesgeschichte mit Rose war für mich der einzige Aspekt, den ich gern gelesen habe. Sie wagt den Schritt, gemeinsam mit Tom diese ungewöhnliche Beziehung zu gehen. Sie bekommen ein Kind und werden ständig von den Blicken anderer Menschen verfolgt. Als Rose stirbt, beschliesst Tom, nie wieder Gefühle für einen anderen Menschen zuzulassen. Doch dann taucht Camille auf.

Eigentlich hätte die Erzählung durch die Zeitwechsel recht spannend werden können, schliesslich springt Matt Haig ständig in eine andere zeitliche Epoche der letzten 450 Jahre und wir sehen von Kapitel zu Kapitel verschiedene historische Ereignisse und Persönlichkeiten wie William Shakespeare oder F. Scott Fitzgerald an uns vorbeiziehen. Doch so richtig tief wird leider nicht auf auf den Zeitgeist oder das Lebensgefühl eingegangen, die Eindrücke sind recht oberflächlich und hangeln sich an Toms Leben und seinem Selbstmitleid entlang. Das wirkt auf mich nicht überzeugend, es deprimiert und zieht sich leider von Szene zu Szene durch das ganze Buch.

Obwohl ich den Erzählstil und die Botschaft mit der sinnvoll zu nutzenden Zeit mochte, war das einfach nicht mein Buch.

Bewertung vom 14.04.2021
Träume von Freiheit - Ferner Horizont
Böschen, Silke

Träume von Freiheit - Ferner Horizont


ausgezeichnet

Interessantes Sittenbild dieser Zeit

Die hübsche Florence heiratet sehr jung den 11 Jahre älteren Henry, nach anfänglicher Zuneigung zu ihrem nicht gerade sympathischen Mann ist sie immer mehr in ihrer Ehe gefangen. Henry ist Privatier, finanziert von seiner reichen Mutter, die diesen Umstand ihrer Schwiegertochter auch ständig vorwirft und kein gutes Haar an ihr lässt. Und Henry lässt das zu, denn er steht auch als erwachsener Mann noch unter dem Pantoffel seiner Mutter. Seine zweite Abhängigkeit ist sein Alkohol-Problem, ohne berufliche Aufgaben lässt er sich gehen und wird gegenüber seinem Sohn handgreiflich. Das bringt Florence in eine ziemlich schwierige Lage. Als sie gegen ihren Willen in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird, ist sie abhängiger denn je von ihrem Mann. Doch ihre Lage ist hoffnungslos, eine Frau mit "Hysterie" wird nicht ernst genommen. Es bleibt ihr nur die Flucht und die führt Florence zu einer Bekannten nach Paris.

Dieser fiktiven Geschichte liegen reale Figuren zugrunde, Silke Böschen erzählt von einer spannenden Scheidungsschlacht, die zu dieser Zeit erstmalig von einer Frau ausgeht. Scheidungen waren in dieser Gesellschaftsschicht verpöhnt, es wurde sich arrangiert. Doch damit kann sich Florence nicht zufrieden geben, denn sie möchte ihre Freiheit zurück und ihre Kinder nicht bei Henry lassen. Deshalb flieht sie vor Henry und möchte zurück nach Amerika, um dort die Scheidung rechtskräftig werden zu lassen.

Rein sprachlich ist der Roman wunderbar zu lesen, schnell ist man eingenommen von Florence und erbost über das ihr angetane Unrecht mit der Einweisung in die Heilanstalt. Zeitlich kann man alle Vorgänge gut zuordnen, die Kapitel enthalten hilfreiche Zeit- und Ortsangaben. Mit einigen persönlichen Briefen wird die Handlung persönlicher und man bekommt die Gedanken der Figuren so hautnah mit. Einige Szenen gehen sehr ins Detail, sie sorgen damit für einen zeitbeschreibenden und unterhaltsamen Charakter der Geschichte und zeigen auch die Moralvorstellungen der damaligen Zeit.

Florence erscheint auf den ersten Blick hin mutig, ihr Handeln kann man gut verstehen, doch ihr blieb auch nicht viel anderes übrig. Sie hat großes Glück, dass sie einflussreiche Freundinnen hat, die ihr auf ihrer Flucht hilfreich zur Seite stehen. Allerdings bringt sie sich mit ihrer Reise nach Amerika in eine weitere Abhängigkeit, denn sie muss bei ihrem Onkel und ihrer Tante unterkommen. Sie finanzieren ihr ihren Unterhalt, den Streit vor Gericht und auch Fahrten nach Europa, damit sie ihre Kinder wiedersehen kann.

Mich haben besonders die drastischen Schilderungen in der Heilanstalt Prina Sonnenstein interessiert, dort waren Anwendungen mit Hydrotherapie ein probates Mittel, um die Patienten ruhig zu stellen. Anschließend kam Florence in das Sanatorium für Nervenkranke nach Bad Kreischa, wo ihr die Flucht gelang. Beide Kliniken gab es wirklich und auch die Behandlung wird in der beschriebenen Art und Weise stattgefunden haben, denn hilfreiche Medikamente waren damals noch nicht weit entwickelt.
Im dritten Teil lernen wir Florence Freundin Clara Jenkins kennen. Sie ist ein starker Charakter, über den ich gern mehr erfahren hätte.
Lobend erwähnen möchte ich noch das umfangreiche Personenregister, in dem die zahlreichen realen Figuren mit ihren wichtigsten Eckdaten und Lebensumständen aufgeführt werden. Der ganze Roman baut auf einer umfangreichen Recherche auf, der diese Zeit deutlich widerspiegelt.

Dieser interessante Roman zeichnet eine Epoche wieder, als Amerikaner zum Stadtbild Dresdens gehörten. Es entsteht ein lebendiges Bild über die Anfänge von weiblicher Emanzipation und zeigt eine Frau, die für ihre Freiheit zu kämpfen wagt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.04.2021
So viele liebe Lachgesichter
McNiff, Dawn

So viele liebe Lachgesichter


sehr gut

Überall tragen nun alle Menschen Masken und verdecken damit Mund und Nase, nur die Augen schauen noch heraus. Wie sehen sie wohl unter der Maske aus, sind sie fröhlich oder vielleicht eher grimmig? Bei manchen Augen sieht man das Lachen auch mit Maske, die Augen strahlen. Schau doch mal genau hin.

Dieses robuste Pappbilderbuch zeigt Gesichter und anstelle der Masken gibt es bunte Klappen. Diese sollen Kinder einladen, dahinter zu blicken. Wer versteckt sich hinter der Maske, zum Vorschein kommen ein dunkelhäutiger Arzt, eine Busfahrerin und eine Verkäuferin. Es sind alles fröhliche Lachgesichter und diese Erfahrung soll Kindern die Angst nehmen. Am Ende sorgt eine Spiegelfolie für den Überraschungseffekt, wenn das Kind sich selbst erkennt.

Es ist ein tolles Pappbilderbuch, das die soziale Entwicklung fördert und Kinder zum Mitmachen animiert. So lernen sie, mit der veränderten Situation im Alltag umzugehen und den Maskengesichtern ohne Angst zu begegnen. Alle Gesichter im Buch lächeln, was für eine schöne Erkenntnis.

Größeren Kindern kann man erklären, dass die Augen auch eine Sprache sprechen und man die Stimmung der Person auch ohne Mund und Nase zu sehen, einschätzen kann.

Es gibt nur wenig Text, der zum Teil gereimt ist und sich in einigen Sätzen wiederholt. Das ist für kleine Kinder genau richtig.

Gut gefallen hat mir auch die Diversität der abgebildeten Menschen, ein dunkelhäutiger Arzt und eine Busfahrerin sieht man ja auch im Alltag. So wird es für Kinder auch völlig selbstverständlich, sie hier zu sehen.

Dieses sehr robuste Buch ist hilfreich, um Kindern spielerisch unseren derzeitigen Alltag näherzubringen und ihnen Ängste zu nehmen.

Bewertung vom 10.04.2021
Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4
Fölck, Romy

Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4


sehr gut

Späte Rache für erlittenes Leid

Ein junges Paar entdeckt am Sandstrand der kleinen Insel Bargsand an der idyllischen Unterelbe den Schädel eines Skeletts. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn von der Mordkommission Itzehoe übernehmen den Fall. Es handelt sich um die Leiche eines männlichen Toten, der an Händen und Füßen gefesselt dort vor dreißig Jahren vergraben wurde. Als kurze Zeit später auf einer anderen Elbinsel erneut eine vor kurzem im Sand eingegrabene Leiche gefunden wird, nimmt die Ermittlung an Brisanz zu. Die Spur führt in die ehemalige DDR zu einem Jugendwerkhof. Wie hängen die Fälle zusammen?

Frida und Bjarne sind ein tolles Ermittlerteam, beide sind sympathische Protagonisten, über deren Privatleben man in diesem Krimi auch wieder einiges erfährt. Die Fälle werfen zu Beginn einige Rätsel auf, denn zwischen den Taten liegt eine Zeitspanne von 30 Jahren.

Richtig mitgenommen und emotional berührt haben mich die dramatischen Rückblenden, die in den 80er Jahre spielen und uns schreckliche Ereignisse von Jugendlichen in einem Jugendwerkhof in der ehemaligen DDR vor Augen führen. Dieses dunkle Kapitel der DDR zeigt die unbarmherzige Härte, mit der die jungen Bewohner malträtiert und gedrillt wurden, um ihnen sozialistischen Gehorsam einzubläuen. Auch das Gruppengefüge der Jugendlichen untereinander war keinesfalls sozial, denn sie wurden gegeneinander ausgespielt. Man kann sich gut vorstellen, dass alles so stattgefunden haben könnten. Schnell wird klar, diese Vorgänge müssen der Schlüssel zu den Leichenfunden an der Elbe sein, aber man tappt weiter im Dunkeln, denn die Polizeiarbeit zeigt keine heiße Spur. Erst ein Zufall bringt die Ermittlungen in die entscheidende Richtung.

Romy Fölcks Schreibstil liest sich absolut flüssig und ihre bildhaften Beschreibungen der Elblandschaft untermalen die Szenerie auf wunderbare Weise. Die Dialoge sind auf den Punkt, zeigen die Polizeiarbeit aus nächster Nähe und vermitteln einen authentischen Verlauf der Ermittlungen. Diese werden allerdings immer von einigen Vorkommnissen unterbrochen, was dem Krimi einen romanhaften Charakter verleiht. Gegen Ende sorgt ein fesselnder Showdown noch einmal für einen Anstieg der Spannungskurve.

Dieser Fall erinnert an das dunkle Kapitel von Jugendwerkhöfen der DDR und lässt den Leser nachdenklich werden. Dieses Leid sollte nicht in Vergessenheit geraten. Ein interessanter Kriminalfall mit lesenswerter Elbmarsch-Stimmung und sympathischen Charakteren.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2021
Crazy Horse
Hein, Till

Crazy Horse


ausgezeichnet

Was wir schon immer mal über Seepferdchen wissen wollten!

Seepferdchen gehören zu den Knochenfischen, sie schweben langsam und geradezu aufrecht durch das Wasser. Ihr pferdeähnlicher Kopf verleiht ihnen ein putziges Aussehen, vielleicht erfreuen sich diese Tiere deshalb so sehr menschlicher Beliebtheit.

»Als er das Seepferdchen erschuf, war Gott wahrscheinlich besoffen.« Meeresbiologe Jorge Gomezjurado

Seepferdchen sind ganz besondere Lebewesen, es gibt über 40 verschiedene Arten. Sie sind anmutige Tänzer, Meister der Tarnung und bei ihnen werden die Männchen schwanger. Man findet sie weltweit in tropischen und gemäßigten Meeren, dort leben sie u.a. in Seegraswiesen. Auch wenn sie nur wenige Freßfeinde haben, gehören sie doch zu den sehr gefährdeten Tiergattungen, ihr Feind ist der Mensch durch intensive Befischung der Weltmeere und massive Zerstörung ihrer Lebensräume und im asiatischen Raum gelten sie in der traditionellen Medizin als heilend und potenzsteigernd.

Was fasziniert die Menschen so an diesen kleinen, trägen Pferdchen? Sie schwimmen träge und aufrecht tänzerisch durch das Wasser und sind damit so ganz anders als Fische. Das Freßverhalten dieser kleinen Tiere ist enorm, sie sind effektive Jäger. Mit ihrer Wunderwaffe, dem "Saugschnappen" bringen sie in 9 von 10 Fällen ihr angepeiltes Beutetier, meistens Ruderfußkrebse, zur Strecke. Wie das genau vonstatten geht, wird im Buch detailgetreu beschrieben.

Besonders für Genderforscherinnen ist die Schwangerschaft der Männchen ein Grund, auch die Geschlechterrollenverteilung in der menschlichen Gesellschaft zu hinterfragen. Die biologischen Grundlagen, die das dem Tier ermöglichen, erfährt man auf unterhaltsame Weise, die das nötige biologische Wissen verständlich erklärt.

Für alle Buchfreunde unter uns: Auch Joachim Ringelnatz hatte ein Faible für diese Tiere, er fühlte sich mit ihnen seelenverwandt, widmete ihnen ein Gedicht und änderte sogar seinen eigentlichen Namen (Hans Gustav Bötticher).

Gehören diese Tiere in Aquarien? Kann man ihnen das antun und was ist dabei zu beachten. Hierzu gibt es einige Informationen und Erfahrungsberichte von Elena Theys, ihres Zeichens Seepferdchenflüsterin aus Visselhövede. Sie widmet ihr ganzes Interesse ihrer Meerestier-Zoohandlung und dort finden sich auch viele Seepferdchen. Die Haltung ist alles andere als einfach, doch wer sich dafür interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Die Robotik und Bionik verbindet Grundsätze aus der Biologie und setzt sie in Technik um. Hier sind der Greifschwanz der Seepferdchen und der Panzer der Tiere besonders interessant.

Die weltweite Bedrohung dieser Tiere schreitet weiter voran, Schuld ist vor allem der weltweite Handel als "Heilmittel" im asiatischen Raum. Leider sind die Zahlen erschütternd, sie kommen häufig auch als Beifang in den Schleppnetzen der Trawler ums Leben. Aber auch die Überdüngung der Meere nehmen den Tieren ihren gesunden Lebensraum. Wo Seepferdchen leben, ist das Wasser noch sauber, sie sind also eine Art Frühwarnsystem, auf das wir Menschen reagieren sollten.

Mir hat dieses Buch wieder die Augen geöffnet, dass der Mensch für die Tierwelt die größte Gefahr darstellt. Es ist bedauerlich, wie sehr Menschen dem Irrglauben der Heilwirkung hinterher rennen und damit diese Tiere dem Aussterben aussetzen.

Sehr informativ, unterhaltsam und auch für Laien geeignet, erzählt Till Hein von kuriosen Erkenntnissen der aktuellen Forschung, geht Mythen auf den Grund und lüftet einige Geheimnisse über die verrückten Pferde der See. Auch die Gefährdung dieser selten gewordenen Tierart erklärt er sehr umfassend.