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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1570 Bewertungen
Bewertung vom 15.03.2020
Tot bist du perfekt
Delaney, J. P.

Tot bist du perfekt


sehr gut

Als Abbie die Augen aufschlägt, merkt sie gleich, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Sie scheint in einem Krankenbett zu liegen. Doch zum Glück ist ihr Mann Tim an ihrer Seite. Er ist äußerst erleichtert, dass Abbie erwacht ist. Abbie geht davon aus, dass sie einen Unfall hatte, denn Tim erzählt ihr nicht, was wirklich passiert ist, da er Angst hat, sie zu überfordern. Und das, was nach und nach ans Tageslicht kommt, ist schier unglaublich. Denn Abbie ist kein Mensch, sondern ein Cobot. Ein Roboter mit künstlicher Intelligenz, der mit den Erinnerungen von Tims verstorbener Frau Abbie gespeist wurde. Doch schon bald wird Abbie klar, dass etwas Bedrohliches vor sich geht. Sie kann die Gefahr nicht genau ausmachen, weiß aber, dass sie wachsam sein muss und niemandem trauen kann. Der Grund dafür muss in der Vergangenheit liegen und mit dem Tod der verstorbenen Abbie verknüpft sein...

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und trägt sich sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit zu. In der Gegenwart wird man mit "Du" direkt angesprochen, sodass man quasi in die Rolle des Cobots Abbie gedrängt wird. Der Handlungsstrang, der in der Vergangenheit angesiedelt ist, schildert die damaligen Ereignisse in der "Wir-Form". Doch wer hier eigentlich erzählt, ist zunächst nicht klar. Das unterstützt das bedrohliche Gefühl, das sich beim Lesen bereits früh einschleicht.

Gemeinsam mit der wiederauferstandenen, künstlichen Abbie versucht man, Licht ins Dunkle zu bringen. Ihre Gedanken und Gefühle werden glaubhaft vermittelt und deshalb gerät man früh in den Sog der Ereignisse und möchte unbedingt erfahren, was sich wirklich zugetragen hat und wem man hier eigentlich vertrauen kann. Außerdem wird man dazu angeregt, über die Möglichkeiten, eine solche Intelligenz zu erschaffen und die Konsequenzen, die dieser Schritt nach sich ziehen würde, nachzudenken. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und im Verlauf der Handlung kommt es zu einigen spannenden Wendungen. Die schließlich in einem Finale gipfeln, das kaum vorhersehbar ist.

Ein spannender Thriller, der durch den ungewöhnlichen Plot und die bedrohliche Atmosphäre, die stets spürbar ist, überzeugen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2020
Die Ewigkeit in einem Glas (eBook, ePUB)
Kidd, Jess

Die Ewigkeit in einem Glas (eBook, ePUB)


sehr gut

London, 1863: Die Privatdetektivin Bridie Devine bekommt den Auftrag, die verschwundene Tochter des Adligen Sir Edmund aufzuspüren und wieder nach Hause zu bringen. Der Fall ist von Anfang an geheimnisvoll, denn der Vater gibt nur spärliche Informationen heraus und es gibt kaum jemanden, der das Mädchen je gesehen hat. Doch Bridie lässt sich davon nicht entmutigen und kommt bald hinter das Geheimnis, das das Mädchen umgibt. Dabei stellt sich schnell heraus, dass auch andere Personen auf der Suche nach dem Mädchen sind. Ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem Bridie von einem toten Boxer unterstützt wird, der sie auf Schritt und Tritt begleitet, beginnt....

Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass der Schreibstil von Jess Kidd ganz besonders ist. Sie beschreibt Handlungsorte und Protagonisten auf ungewöhnliche Art, konstruiert dabei eigentümliche Sätze, die zwar zunächst ungewohnt, aber dennoch poetisch und eindringlich wirken. Dabei gelingt es ihr, eine einzigartige Atmosphäre zu erschaffen, die sich durch die gesamte Handlung zieht.

Man trifft auf eigentümliche Gestalten, handfeste Schurken, geisterhafte Wesen und andere Kuriositäten. Zuweilen wirkt das Ganze geradezu skurril, übt aber gerade dadurch einen ganz besonderen Reiz aus. Trotz des eingeflochtenen Humors wirkt die Handlung nie überzogen. Allerdings muss man diese Art des Schreibens sicher mögen, um die Geschichte zu genießen. Dann wird man allerdings mit einer Erzählung belohnt, die von Seite zu Seite spannender wird.

Eine Geschichte, die zwar ein wenig skurril wirkt, aber durch einen unnachahmlichen Schreibstil besticht und von Seite zu Seite spannender wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2020
Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1


sehr gut

Der Soldatenpriester Tomas Piety kehrt mit seiner Stellvertreterin Bloody Anne und seinem Trupp aus dem Krieg zurück in seine Heimatstadt. Dort muss er allerdings feststellen, dass von seinen Geschäften, die er als Anführer einer Gang vor dem Krieg betrieben hat, nicht viel übrig geblieben ist. Andere Kriminelle haben die Kontrolle über sein Viertel, die Gasthäuser, Bordelle und das Spielcasino übernommen. Doch Tomas ist fest entschlossen, das Ruder wieder in die Hand zu nehmen und sich sein Imperium zurückzuholen....

"Priest of Bones - Der Kampf um den Rosenthron" ist der Auftakt zu einer Fantasy-Reihe, die in einer fiktiven Welt voller Soldaten und Gangster angesiedelt ist. Die Geschichte wird in der Ich-Form, aus der Sicht von Hauptakteur Tomas Piety, erzählt. Tomas berichtet das Geschehen so lebendig, dass man die düstere und gefährliche Stimmung, die in dieser Welt herrscht, authentisch nachvollziehen kann. Dennoch fällt es am Anfang schwer, Sympathien für den Erzähler zu entwickeln. Man ahnt zwar, dass er das Herz am rechten Fleck hat, doch richtig einschätzen kann man ihn nicht. Denn die Welt, in der Tomas lebt, ist gefährlich. Angst, Gewalt und Korruption bestimmen den Alltag. Die Maßnahmen, die Tomas ergreifen muss, um seinen alten Status zurückzuerlangen, sind gnadenlos und hart. Allzu zimperlich sollte man beim Lesen also nicht sein. Denn auch die Wortwahl ist gelegentlich sehr derb, was allerdings dazu führt, dass das harte Leben noch realistischer wirkt. Tomas verfügt außerdem über einen besonderen Humor, der stellenweise aufblitzt.

Die Handlung ist rasant und durchgehend spannend. Bei der Erzählung kommen keine Längen auf, denn durch die lebendigen Schilderungen kann man ganz in die fiktive Welt eintauchen. Deshalb gerät man bereits früh in den Sog der Ereignisse und fliegt förmlich durch das Buch, sodass man viel zu schnell am Ende der Erzählung ankommt und sich auf die Fortsetzung freut. Bei der man allerdings darauf hofft, dass der Fantasy-Anteil deutlich höher ist, als in diesem Auftaktband. Denn leider bekommt man nur eine winzige Prise Magie und Fantasy zu spüren. Deshalb wäre ein größerer magischer Anteil für den weiteren Verlauf wünschenswert.

Ein düsterer Auftakt, der spannend zu lesen ist, aber leider nur eine winzige Prise Magie enthält.

Bewertung vom 09.03.2020
Die Expedition
Bittl, Monika

Die Expedition


sehr gut

Bereits im Vorwort erfährt man, dass dieser Roman auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Handlung setzt einige Monate vor dem Start der Expedition ein und schildert die Hintergründe der unterschiedlichen Teilnehmerinnen. Aus den jeweiligen Perspektiven der Frauen betrachtet man die Entstehung der Idee, ihre Beweggründe zur Teilnahme, die Vorbereitungen und die Durchführung der abenteuerlichen Expedition. Der Roman ist in Kapitel unterteilt, die mit dem Jahr und dem Monat des Handlungsabschnitts überschrieben sind. Der Vorname der entsprechende Teilnehmerin gibt an, aus welcher Perspektive die Ereignisse gerade erzählt werden.

Die einzelnen Charaktere könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie alle werden jedoch detailliert und lebendig beschrieben. Man bekommt so einen genauen Eindruck von den Standesunterschieden in der Bevölkerung. Durch die Betrachtung aus den jeweiligen Perspektiven stellt man nicht nur fest, was die Frauen denken und erleben, sondern auch wie sie selbst, und ihre Handlungen, auf die anderen Teilnehmerinnen wirken. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam - sie sind schlicht und ergreifend nur "Weiber" und haben damit in der Männerwelt nicht viel zu melden. Selbst Bildungsgrad und Herkunft spielen bei dieser Einschätzung keine Rolle.

Besonders lebendig wirken die Kapitel aus der Sicht von Rosa. Sie werden in der Ich-Perspektive erzählt. Sie plappert was ihr gerade in den Sinn kommt und schweift dabei nicht selten vom Thema ab. Diese Schwäche gibt sie in der Erzählung allerdings auch ungeniert zu. Doch auch die anderen Frauen und ihre unterschiedlichen Schicksale wirken glaubhaft und authentisch. Der Schreibstil, oder eher die Erzählweise der einzelnen Kapitel, passt sich der entsprechenden Protagonistin an. Rosas Dialekt, Hennys provokative oder Adeles vornehme Ausdrucksweise füllen die Handlung genauso mit Leben, wie der eher nüchterne Erzählstil der Ärztin Emily oder der, der gutbürgerlichen Ludmilla. Man fühlt einfach mit den Teilnehmerinnen und kann sich in sie hineinversetzen.

Obwohl man zunächst einiges von den Teilnehmerinnen und den Vorbereitungen der Expedition erfährt, wirkt die Erzählung durchgehend interessant und keineswegs langatmig. Sobald die Expedition startet, nimmt die Handlung deutlich an Fahrt auf. Die Ereignisse spitzen sich während der abenteuerlichen Reise zu. Eine deutlich intensivere Erzählweise vermittelt die Eindrücke und Gefühle der Frauen. Es gelingt Monika Bittl nicht nur die Stimmung innerhalb des Teams weiterzugeben, sondern auch noch die Landschaften und die unterschiedlichen Wetter- und Streckenbedingungen einzufangen.


Buchtitel und Cover hätten mich in der Buchhandlung wahrscheinlich nicht dazu bewogen das Buch spontan in die Hand zu nehmen, da Expeditionen abseits meiner bevorzugten Leserichtung liegen. Selbst die Lektüre der Inhaltsbeschreibung konnte mich noch nicht überzeugen. Aufgrund der kurzen Zusammenfassung erwartete ich eine belanglose Expeditionsgeschichte. Die Erzählung der winterlichen Alpenüberquerung hat mich allerdings positiv überrascht und durch eine durchgehend interessante Handlung und lebendige Charaktere in ihren Bann gezogen. Ich vergebe vier von fünf Bewertungssternen und empfehle das Buch gerne weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2020
Leichenblässe / David Hunter Bd.3
Beckett, Simon

Leichenblässe / David Hunter Bd.3


sehr gut

Die beiden Vorgänger "Die Chemie des Todes" und "Kalte Asche" wurden von mir in Rekordzeit und mit Begeisterung verschlungen. Das spannende und relativ offene Ende von "Kalte Asche" machte diesen Band für mich zur Pflichtlektüre. Denn ich musste doch unbedingt erfahren, wie es weitergeht und ob die wahnsinnige Serienmörderin ihr Werk vollenden konnte. Außerdem war ich gespannt, ob die Beziehung zwischen David Hunter und seiner Freundin Jenny, der Belastung durch seinen Beruf standhalten konnte.

Der Schreibstil des Autors ist, wie bei den Vorgängerbänden, durchgehend flüssig und somit gut zu lesen. Doch leider konnte mich die Handlung bei diesem dritten Band nicht so fesseln, wie bei den vorhergehenden Bänden. Obwohl mit dem Ortswechsel auf die Body Farm alle Voraussetzungen dafür gegeben waren. Denn hier ist David Hunter nicht der allseits geachtete Experte, sondern muss sich die Anerkennung, der mit den Ermittlungen betrauten Beamten erst erwerben. Durch Unsicherheiten in seinem Auftreten fällt ihm das nicht ganz leicht und so muss Hunter bei diesem Fall auch mal Kritik einstecken und verarbeiten.

Nach und nach erfährt man in kleinen Bruchstücken, was sich im Leben David Hunters, zwischen dem plötzlichen Ende von "Kalte Asche" und dem Beginn von "Leichenblässe", ereignet hat und welche Auswirkungen das für sein privates und berufliches Leben hat. Denn der Angriff und die daraus folgende Verletzung durch die Serienmörderin, hat David Hunter doch mehr erschüttert, als alle bisherigen beruflichen Erlebnisse.

Bei der Jagd nach dem Serienmörder des aktuellen Falls kann man in einigen Abschnitten, die durch ein anderes Schriftbild vom restlichen Teil des Buchs abgegrenzt sind, einen Blick direkt in das kranke Gehirn und die Gedanken und Gefühle des Serienmörders werfen. Trotzdem bleibt es spannend, da zunächst nicht ganz klar ist, wer der geheimnisvolle Mörder ist. Schnell kann man sich vom Autor auf eine falsche Fährte lenken lassen.

Detailgetreu werden auch in diesem Band wieder die Leichenfunde und die Zustände, in denen sich die sterblichen Überreste der Opfer befinden, beschrieben. Auch die Arbeit und Vorgehensweise auf der Body Farm werden genau beschrieben. Denn Simon Beckett recherchierte für seinen Roman das nötige Hintergrundwissen an Ort und Stelle.

Ich bin ein großer Thriller-Fan und irgendwie auch süchtig nach sogenannten Bücherserien, da ich immer gerne verfolge, wie sich bekannte Charaktere im Laufe der Zeit verändern und weiterentwickeln. In beiden Aspekten wurde ich auch hier nicht enttäuscht, doch die Handlung empfand ich längst nicht so spannend, wie die der vorhergehenden Bände. Für mich war es ein sehr guter Forensik-Thriller, aber leider auch nicht viel mehr. Meine Neugier im Bezug auf das offene Ende des zweiten Bandes, wurde gestillt, doch der dann folgende Fall und die enthaltenen neuen, amerikanischen Protagonisten konnten mich nicht fesseln. Zwar habe ich auch diesen Band innerhalb kürzester Zeit gelesen, doch ich hatte keinerlei Schwierigkeiten ihn auch mal aus der Hand zu legen, da mich dieser Fall nicht so sehr interessiert und begeistert hat, wie das bei den vorangegangenen Bänden der Fall war.

Trotzdem vergebe ich vier Bewertungssterne für diesen Thriller und kann natürlich auch eine Leseempfehlung für alle David -Hunter - Fans aussprechen. Allen Thriller-Fans, die bisher noch keinen Fall des Forensikers Dr. Hunter gelesen haben, empfehle ich aber die Reihenfolge der Bücherserie einzuhalten. Zwar sind alle Fälle auch einzeln lesbar, doch die Spannung und Lesefreude könnte doch abgeschwächt werden, wenn man die Reihenfolge nicht einhält, da auch wichtige Informationen aus den vorherigen Bänden verraten werden.

Bewertung vom 08.03.2020
Der Schmetterling / Kommissar Johan Rokka Bd.1 (eBook, ePUB)
Ullberg Westin, Gabriella

Der Schmetterling / Kommissar Johan Rokka Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Kriminalinspektor Johan Rokka kehrt nach einer beachtlichen Karriere in Stockholm, in seinen Heimatort Hudiksvall zurück. Doch er ist nicht der Einzige aus seinem ehemaligen Bekanntenkreis, den es wieder in die alte Heimat zurückzieht. Der Fußballstar Mans Sandin kehrt mit seiner Frau Henna und den beiden Kindern ebenfalls zurück. Das Weihnachtsfest soll für die Familie ein besonderes Ereignis werden. Deshalb freuen sich die Kinder schon lange darauf. Als der Weihnachtsmann endlich an der Tür klingelt, wird er deshalb freudig hereingelassen. Doch der Weihnachtsmann ist nicht der verkleidete Mans Sandin, auf den die Kinder sehnsüchtig warten. Er hält keine Geschenke bereit, sondern bringt den Tod. Denn er erschießt Henna vor den Augen der Kinder und verschwindet unerkannt. Johan Rokka nimmt mit seinem neuen Team die Ermittlungen auf. Diese führen ihn in seinen ehemaligen Freundeskreis. Ist der Täter wirklich dort zu finden?

Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer Reihe um den Ermittler Johan Rokka. Johan Rokka macht es einem nicht leicht, ihn einzuschätzen. Er wirkt von sich überzeugt, scheint aber einige Geheimnisse zu haben, die er weiter im Verborgenen hält. Deshalb beobachtet man ihn zunächst eher distanziert. Dennoch gelingt es der Autorin, das Interesse an dem rästelhaften Fall und den agierenden Personen, sofort zu wecken. Sie beschreibt Handlungsorte und Protagonisten so lebendig, dass man alles mühelos vor Augen hat. Man kann sich deshalb ganz auf die Ermittlungen einlassen.

Die Spannung wird früh aufgebaut, denn der Fall wird, durch einen weiteren Mord, immer rätselhafter. Die Ereignisse werden aus wechselnden Perspektiven betrachtet. Man stellt sich beim Lesen die Frage, wo die Verbindung liegen könnte und versucht, gemeinsam mit den Ermittlern, Licht ins Dunkle zu bringen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn es ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Leider kann die früh augebaute Spannung nicht durchgehend gehalten werden, da sich im Verlauf der Ermittlungen einige Längen einschleichen. Zum Ende hin steigt die Spannungskurve dann allerdings wieder stark an. Die Auflösung ist zwar schlüssig, doch stellenweise hat man das Gefühl, dass es die ein oder andere Verwicklung nicht noch gebraucht hätte. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Ein solider Krimi, bei dem die früh aufgebaute Spannung leider nicht durchgehend gehalten werden kann. Dennoch interessant zu lesen, sodass die Lust auf weitere Fälle mit dem schwer einzuschätzenden Kriminalinspektor Johan Rokka geweckt wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2020
Das Haus der Frauen
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


ausgezeichnet

Die erfolgreiche Anwältin Solène lebt in Paris. Als einer ihrer Mandanten, nach einem harten Urteil, mit dem Solène und er nicht gerechnet hatten, eine folgenschwere Entscheidung trifft, erleidet Solène einen Zusammenbruch. Sie zieht sich nicht nur vollkommen zurück, sondern stellt ihr ganzes Leben in Frage. Dann besinnt sie sich auf ihr Talent, mit Worten umzugehen und beschließt, es ehrenamtlich als Schreiberin in einem Frauenhaus einzusetzen. Dort trifft sie auf unterschiedliche Schicksale. Sie hilft den Frauen, Briefe zu schreiben und lernt sie dadurch besser kennen. Solènes Sicht auf sich selbst und die Schicksale um sie herum, beginnt sich zu wandeln. Dabei setzt sie sich auch mit der Geschichte des Frauenhauses auseinander, das vor 100 Jahren, allen Widerständen zum Trotz, von Blanche Peyron und ihrem Mann Albin gegründet wurde....

Genau wie in ihrem Debütroman "Der Zopf", versteht es die Autorin Laetitia Colombani wieder hervorragend, unterschiedliche Schicksale eindringlich miteinander zu verknüpfen. In "Das Haus der Frauen" steht im aktuellen Handlungsstrang die erfolgreiche Anwältin Solène im Zentrum der Ereignisse. Sie wirkt sehr authentisch, wobei ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehbar vermittelt werden. Die unterschiedlichen Schicksale, die ihr im Frauenhaus begegnen, gehen nicht nur ihr nahe, denn wie werden so lebendig geschildert, dass man alles vor Augen hat, ganz in die Handlung eintauchen und die Gefühle nachvollziehen kann. Natürlich herrscht an dem Zufluchtsort der vielen Frauen nicht nur Sonnenschein. Es kommt auch immer wieder zu Konflikten. Doch es gibt auch kleine Erfolge, an denen man sich gemeinsam mit Solène erfreuen kann.

In einem weiteren Handlungsstrang wird man in die Vergangenheit geführt und lernt dort Blanche Peyron und ihren unermüdlichen Einsatz für die Armen kennen. Man erfährt mehr von ihr und ihrem Wirken. Dabei beobachtet man, wie es dazu kam, dass der Schutzort für die Frauen überhaupt entstehen konnte. Beide Erzählstränge sind durchgehend interessant. Laetitia Colombanis Schreibstil wirkt einfach, aber wunderbar zu lesen und überrascht stellenweise durch beinahe poetische Zeilen. Man kann sich dadurch nicht nur ganz auf die Handlung einlassen, sondern überdies jede Zeile genießen. Dabei wird man oft eindringlich zum Nachdenken angeregt. Denn es gelingt ihr hervorragend, historische Fakten aus dem Leben und Wirken von Blanche Peyron, mit der fiktiven Geschichte der Anwältin Solène zu verknüpfen.

Ein eindringlich geschilderter Roman, der berührt und zum Nachdenken anregt.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2020
Feuerland
Engman, Pascal

Feuerland


sehr gut

Vanessa Frank ist Kriminalleiterin der Sonderkommission Nova. Da sie mit Alkohol am Steuer erwischt wurde, ist sie momentan allerdings vom Dienst suspendiert. Auch im Privatleben läuft es für sie im Augenblick nicht gerade rund. Deshalb ist sie froh, dass ihr ein Kollege Einblicke in Vorgänge gewährt, die die Sonderkommission gerade beschäftigen. Reiche Geschäftsmänner, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, werden entführt und nach Zahlung der Lösegeldforderungen wieder freigelassen. Doch wer oder was steckt dahinter? Vanessa beginnt zu ermitteln. Sie ahnt nicht, in welches Wespennest sie dabei sticht.....

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, die zunächst nicht in Zusammenhang gebracht werden können. Da jeder Handlungsstrang für sich eindrucksvoll und äußerst lebendig geschildert wird, gerät man bereits früh in den Sog der Ereignisse. Relativ kurze Kapitel und rasche Szenenwechsel sorgen für einen gelungenen Einstieg. Zunächst ist es nicht ganz einfach, die vielen unterschiedlichen Protagonisten, die in den wechselnden Perspektiven agieren, zuzuordnen und ins richtige Verhältnis zu setzen. Doch das legt sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit recht schnell. Dann kann man sich zurücklehnen und die früh aufgebaute und durchgehend gehaltene Spannung genießen.

Manchmal mag man kaum glauben, was passiert und zu welchen Taten Menschen, die Geld und Macht haben, fähig sind. Der Autor beschreibt nicht nur Handlungsorte und Protagonisten so lebendig, dass man sie vor Augen hat, sondern vermittelt dabei außerdem eine bedrohliche Atmosphäre, die nicht nur zwischen den Zeilen schwebt, sondern direkt unter die Haut kriecht. Man kann mit den Charakteren mitfiebern und beobachten, wie die Spannung stetig steigt. Dabei stellt man sich nicht nur die Frage, wem Vanessa Frank eigentlich vertrauen kann, sondern muss außerdem überdenken, wer wirklich zu den Guten oder den Bösen gehört. Denn hier gibt es keine klaren Grenzen. Auch Vanessa bewegt sich nicht nur am Rande der Legalität, sondern wagt sich zuweilen einen Schritt weiter. Das ist zwar in den entsprechenden Szenen meist nachzuvollziehen und äußerst förderlich für die aufgebaute Spannung, wirkt aber dennoch zuweilen arg konstruiert und unglaubwürdig. Wenn man darüber hinwegsieht, dann wird man allerdings äußerst rasant unterhalten.

Ein äußerst spannender Thriller, den man bereits nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen mag!

Bewertung vom 03.03.2020
Der Luzifer-Killer
Haller, Elias

Der Luzifer-Killer


ausgezeichnet

In einem zugefrorenen Teich wird ein Kindersarg entdeckt. Zum Glück befindet sich keine Leiche darin. Der Inhalt gibt allerdings Rätsel auf, da sich ein geheimnisvoller Code und ein Foto darin befindet, auf dem Klara Frost und Erik Donner in ihren Studientagen zu sehen sind. Klara Frost versucht den Code zu entschlüsseln und außerdem Kontakt zu Donner aufzunehmen. Beides wird allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Als schließlich ein altes Video im Netz auftaucht, das nach und nach ein altes Verbrechen enthüllt und zeitgleich eine Mordserie startet, versucht Klara Frost erneut Donner zu erreichen. Doch von ihm fehlt jede Spur. Dafür mischt sich plötzlich Sokrates Vogel ein.....

Mittlerweile sind von Elias Haller in der Erik-Donner-Reihe sieben Bände erschienen und drei, in denen Klara Frost ermittelt. In "Der Luzifer-Killer", der unabhängig von diesen beiden Reihen ist, treffen die beiden eigenwilligen Hauptcharaktere, die sich offensichtlich aus Studienzeiten kennen, zum ersten Mal bei Ermittlungen aufeinander. Außerdem darf man sich auf ein Wiedersehen mit Sokrates Vogel, einem knurrigen, alten Ermittler, der fast noch schräger als Donner selbst ist, und den man bereits in "Tod und kein Erbarmen" kennenlernen durfte, freuen. Fans der beiden Reihen dürften dieses Aufeinandertreffen genießen. Doch auch Neueinsteiger werden keine Schwierigkeiten haben, den aktuellen Ermittlungen zu folgen.

Der Einstieg gelingt mühelos, da sich Elias Haller nicht mit langatmigem Vorgeplänkel aufhält, sondern gleich mitten ins Geschehen führt. Das Interesse an dem geheimnisvollen Sarg und dem Code ist sofort vorhanden. Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, da in diesem Band einige Ermittler mitmischen. Da alle ihre ganz besonderen Eigenarten haben und sich nicht unbedingt von den anderen in die Karten schauen lassen wollen, kann man sich entspannt zurücklehnen und das zeitweilige Kompetenzgerangel genießen. Dabei hält der eigenwillige Sokrates Vogel zunächst das Zepter fest in der Hand.

Auch wenn die Spurenlage erste Hinweise ergibt, kann man sich nicht wirklich sicher sein, wer der Täter ist und was genau hinter den Morden steckt. Dadurch bleibt die Handlung durchgehend spannend und nicht so leicht zu durchschauen. Man gerät früh in den Sog der Ereignisse und mag das Buch nur ungern aus der Hand legen. Das liegt sowohl an den durchgehend spannenden Ermittlungen, als auch an den eigenwilligen Charakteren, die diesen Thriller zu einem ganz besonderen Lesevergnügen machen. Dadurch fliegt man förmlich durch die Handlung. Elias Haller ist dafür bekannt, nicht gerade zimperlich mit seinen Charakteren umzugehen und so ist es auch dieses Mal. Allzu zartbesaitet sollte man beim Lesen also nicht sein, denn der Autor traut sich wirklich was und ist für einige Überraschungen gut.

Ein atemlos spannender Thriller, bei dem die eigenwilligen Hauptcharaktere aufeinandertreffen und endlich gemeinsam ermitteln. Absolute Leseempfehlung!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2020
Sieben Lügen
Kay, Elizabeth

Sieben Lügen


gut

Seit der Schulzeit sind Jane und Marnie beste Freundinnen. Sie kennen sich genau und sind immer füreinander da. Jane kann Marnies Lebensgefährten Charles nicht allzu viel abgewinnen. Das behält sie allerdings für sich und bestätigt, auf Marnies Nachfrage, dass die beiden gut zusammenpassen. Das ist die erste der sieben Lügen, mit der das Schicksal seinen Lauf nimmt. Denn eine Lüge zieht ja bekanntlich die nächste nach sich und schon bald ist in Marnies und Janes Leben nichts mehr so, wie es vorher war.....

Die Handlung wird aus Janes Perspektive geschildert. Zuweilen wird man beim Lesen direkt angesprochen, sodass man das Gefühl hat, ihr direkt gegenüber zu sitzen und ihrer Erzählung zu lauschen. Jane versteht es hervorragend, ihre Geschichte lebendig zu vermitteln und dabei eine bedrohliche Atmosphäre heraufzubeschwören. Denn sie streut immer wieder kleine Hinweise ein, die darauf hindeuten, dass sie sich nicht nur in ihren Lügen verstricken wird, sondern bereit ist, unglaubliche Dinge zu tun, um sich Marnies Freundschaft dauerhaft zu sichern. Der Unterton ist dabei so unheilschwanger, dass man nicht einschätzen kann, was passieren wird und ob Jane tatsächlich damit durchkommt.

Dadurch fällt der Einstieg in die Handlung leicht. Denn man befindet sich von Anfang an mitten im Geschehen. Zunächst gelingt es Jane auch, Sympathien zu wecken, doch je weiter ihre Erzählung voranschreitet, desto fragwürdiger erscheint die Hauptprotagonistin. Da man die Ereignisse nur aus ihrer Sicht präsentiert bekommt, kann man die Gesamtsituation schlecht einschätzen. Obwohl Janes Schilderung sehr lebendig sind, schleichen sich leider manchmal einige Längen ein, bei denen man in Versuchung gerät, einzelne Passagen lediglich zu überfliegen, damit man nicht mehr gehemmt auf der Stelle tritt. Geduld lohnt sich allerdings, da Jane diese Zeit braucht, um ihre Geschichte so zu schildern, wie es ihr richtig erscheint. Spannung, echter Thrill und Nervenkitzel wollen sich deshalb leider auch nicht einstellen. Dennoch vermittelt Jane ihre Sicht so eindringlich, dass man erfahren möchte, welche Konsequenzen die sieben Lügen haben werden.

In "Sieben Lügen" wird zwar keine Hochspannung geboten, doch die direkten und lebendigen Schilderungen der Hauptprotagonistin sorgen dafür, dass sich früh eine bedrohliche Atmosphäre entwickelt, der man sich nur schwer entziehen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.