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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2017
Miss Daisy und der Tote auf dem Eis / Miss Daisy Bd.1
Dunn, Carola

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis / Miss Daisy Bd.1


ausgezeichnet

Carola Dunn entführt die Leser mit „Miss Daisy und der Tote auf dem Eis“ ins England des Jahres 1923. Es sind die Goldenen Zwanziger, auch wenn viele Familien noch mit den Nachwirkungen des 1. Weltkriegs kämpfen, Erben sind gefallen, Vermögen sind geschmolzen und auch beim konservativen Landadel ändern sich die Zeiten. Daisy Dalrymple muss nach dem Tod des Vaters auf Luxus verzichten. Sie nimmt ihr Leben in die Hand und möchte als Journalistin arbeiten. Ein Artikel über ein malerisches Herrenhaus, Wentwater Court soll ihr den Einstieg ermöglichen. Dank ihrer Abstammung verfügt man über genügend gemeinsame Bekannte und Daisy wird wie ein Gast herzlich empfangen. Das Wochenende bleibt nicht ungetrübt, ein Hausgast liegt ermordet auf dem zugefrorenen Teich, die junge zweite Frau des Adligen scheint einiges zu verschweigen und der älteste Sohn des Grafen hat auch keine blütenreine Weste.
Dank Daisys unbestechlichem Blick und ihren Verbindungen kann sie dem netten Inspector Fletcher hilfreich zur Seite stehen.

Wer englisches Landleben mag und sich bei „Downton Abbey“ gut unterhielt, wird auch mit diesem Cosy Krimi seine Freunde haben. Unterhaltsam und stilsicher geschrieben, lässt er charmant eine untergegangene Ära aufleben. Die Figuren sind allesamt mit einem Augenzwinkern charakterisiert, ob zarte junge Damen oder flegelhafte Erben und Lebemänner. Die praktische Daisy, die schon ganz der Moderne des 20. Jahrhunderts angehört, selbst ihre Fotos entwickelt und keine Berührungsängste mit dem Inspector hat, obwohl er nicht ihrer Gesellschaftsschicht angehört, ist eine liebenswerte Hauptfigur. Die Leserinnen und Leser werden ihr sicher gern noch auf weiteren Abenteuern folgen.

Wenn man sich dann zur Lektüre noch einen schönen Earl Grey und ein feines Gurkensandwich gönnt, steht einem gelungenen Lesenachmittag nichts mehr im Weg.

Bewertung vom 30.08.2017
Finster ist die Nacht / Macy Greeley Bd.3
Salvalaggio, Karin

Finster ist die Nacht / Macy Greeley Bd.3


sehr gut

Philip Long, ein bekannter Radiomoderator wurde entführt. Es gelingt ihm, in einem unbewachten Augenblick einen Notruf abzusetzen. Bis die Polizei eintrifft, ist das Haus leer. Macy Greeley ist in dichtem Regen auf dem Weg zum Schauplatz als ihr plötzlich ein Fußgänger vors Auto läuft. Es ist Philip Long, sie gerät ins Schleudern, der Wagen überschlägt sich. Hilflos muss sie mit ansehen, wie ein Motorradfahrer bremst, sich ihrer Dienstwaffe bemächtigt und Long erschießt. Sie kann sich im überfluteten Straßengraben verbergen.
Kurz danach werden zwei Leichen gefunden, Junkies, die aber offensichtlich Philip Longs Entführer waren, denn ihre Fingerabdrücke wurden auch im Haus gefunden, in dem Long gefangen gehalten wurde. Aber wer hatte ein Interesse daran Philip zu töten und wer hat die Entführer getötet. Es gibt viele Fragen in diesem Fall, die Macy nicht beantworten kann. Die Spuren und Verdachtsmomente führen in viele Richtungen.
Macy, in diesem 3. Band nun Mutter eines Kindes, die Geschichte ihres Privatlebens wird in den Bänden kontinuierlich weitererzählt, wird durch den Fall auch privat gefordert. Sie hat ständig ein schlechtes Gefühl, wenn sie ihr Kind allein lassen muss und auch gegenüber Aiden, ihrer neuen Beziehung muss sie sich ständig rechtfertigen.
Als Emma, Philip Longs Tochter zur Beerdigung anreist, erfährt Macy auch von Philip Longs Tagebuch, in dem er akribisch notierte, was er an Verfehlungen und Geheimnissen von Mitmenschen wusste. Ist das der Grund für seinen Tod?
Der Fall hat unglaublich viele Aspekte, immer wieder ergeben sich neue Spuren für Macy und auch für den Leser. Das ist gut geschrieben und die Atmosphäre gefällt mir gut mit ihren düsteren Anklängen. Obwohl der Auftakt mit Entführung und Mord sehr fulminant ist, entwickelt sich die Spannung erst allmählich. Als Leser musste ich, genau wie Macy, die einzelnen Spuren erst langsam aufdröseln, manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte dabei etwas abdriftet. Aber immer wieder gelingt es der Autorin mit einem gekonnten Dreh und einer neuen Entwicklung mich festzunageln.
Mir hat besonders gut die Entwicklung von Macy Greeley im Verlauf der drei Bücher gefallen. Ich finde sie als Ermittlerin und Hauptfigur besonders gelungen. Ich weiß nicht, wie es Lesern geht, die neu einsteigen, ich denke aber, die Kenntnis eines Vorläufers ist von Vorteil.
Insgesamt finde ich „Finster ist die Nacht“ einen wirklich gelungenen Thriller, solide aufgebaut, mit einem spannenden Plot. Die kleinen Längen, die ich manchmal empfunden habe, tun dem keinen Abbruch.

Bewertung vom 30.08.2017
Totenkalt / Detective Sergeant Logan McRae Bd.10
MacBride, Stuart

Totenkalt / Detective Sergeant Logan McRae Bd.10


gut

Logan Macrea ist Sergeant bei der schottischen Polizei. Er ist das, was man einen „harten Hund“ nennt, der sich aber einen Blick für Gerechtigkeit bewahrt hat. Was seltsam anmutet, denn er hat eine verhängnisvolle Nähe zum Chef einer Bande, die den Drogenhandel und andere lukrative Unterweltgeschäfte in der schottischen Stadt fest in der Hand hält.
Sein Verhältnis zu Vorgesetzten ist gespalten, ganz besonders zu Roberta Steel, einer Frau, die auf wirkte wie ein Dobermann auf Drogen: angriffslustig, sexistisch und vulgär. Dass Logan per Samenspende Roberta und ihrer Frau zu Nachwuchs verholfen hat, ist ein aberwitziger Dreh in der Beziehung.
Ein Toter wird im Wald gefunden, sein Mord trägt die Handschrift eines Killers, doch Logans Bauchgefühl lässt ihn nicht an so eine einfache Lösung glauben. Vor allem, da der Tote Geschäftspartner des seit Tagen vermissten Martin Milnes war. Aber bei der Sonderermittlungstruppe steht er mit seinen Vermutungen allein, außerdem hat er an mehreren privaten Fronten zu kämpfen.
Meine Schwierigkeiten hatte ich mit dem Sprachstil. Vulgarität ist ein häufig eingesetztes Stilmittel. Die sexistischen Bemerkungen der Vorgesetzten zu ihren Mitarbeitern sind grundsätzlich im genitalen Bereich angesiedelt. Einzig, dass es sich um weibliche Chefs handelt, die ihre männlichen Kollegen so runterputzen, könnte man als Augenzwinkern ansehen. Der Autor liebt außerdem lautmalerische Einsprengsel, die mich durch die ständigen Wiederholungen nervten. Die „Aaaaarghs“ konnte ich bald nicht mehr zählen.
Die Handlung des backsteinschweren Thrillers rast geradezu durch die Geschichte. Wer die Vorgängerbände kennt, ist bei der Vielzahl von Personen und deren Verflechtungen klar von Vorteil. Nach dem ersten Drittel ist mir erst klar geworden, dass ich irgendwann auch mal einen Band gelesen hatte, der mir allerdings nicht sonderlich im Gedächtnis geblieben ist. Die Handlung nimmt im zweiten Teil der Geschichte noch einmal rasant an Tempo auf und die Handlungsstränge werden genial verbunden. Ein rabenschwarzer und böser Thriller, der mich trotz meinen Kritikpunkten bis zum Schluss in Bann gehalten hat.

Bewertung vom 29.08.2017
Dann schlaf auch du
Slimani, Leïla

Dann schlaf auch du


sehr gut

Myriam und Paul sind ein Elternpaar wie aus dem Bilderbuch. Die Kinder waren Wunschkinder, aber der Alltag holt die Familie ein. Myriam fühlt sich allein in der Mutterrolle unterfordert und als sie ein attraktives Angebot ihrer Kanzlei erhält, wird der Wunsch wieder als Anwältin zu arbeiten übermächtig. Auch Paul steht vor einem Karrieresprung. Sie entscheiden sich, eine Nanny ins Haus zu holen.
Die Entscheidung wird sorgfältig abgewogen, sie wählen mit Louise eine Frau aus, die sympathisch und verantwortungsvoll erscheint. Die Nounou, wie sie genannt wird, nimmt ganz allmählich die Fäden in die Hand.
Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag, die Kinder sind tot. Erst nach und nach wird in wechselnden Perspektiven von Myriam und Louise und in kleinen Rückblenden, das Ausmaß des Dramas sichtbar. War es vorhersehbar? Da ich als Leserin gleich zu Beginn mit dem Tod der Kinder konfrontiert werde, sind mir die feinen Risse in Louises Leben sichtbar. Wie sie allmählich in die Familie drängt und ihre Regeln festlegt. Wie Myriam und Paul ihr Missbehagen zwar wahrnehmen aber nicht aussprechen wollen, um die Versorgung der Kinder nicht zu gefährden – und vor allem auch ihre berufliche Situation nicht zu ändern. Wie weit sie auch Louise entgegenkommen, der Abstand bleibt. Louise selbst fühlt sich ausgeschlossen, eine Angestellte, die sich in ihre innere Einsamkeit zurückzieht, ihr Verhalten lässt sich nicht ignorieren, weist allmählich bedrohliche Züge auf, doch die Eltern schweigen. Zu bequem ist die Rundumversorgung, zu wichtig ihr berufliches Fortkommen. Die Frage nach der Vereinbarkeit von Elternschaft und Karriere, von Emanzipation und gesellschaftlichen Erwartungen stehen im Raum.
Die Atmosphäre, die dieses Buch durchzieht, lässt mich frösteln, ein Psychodrama, das mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt. So subtil, so fein beobachtet, wie die Autorin dieses Drama beschreibt, die Hauptfiguren entwickelt und die Unausweichlichkeit der Tat angekündigt, kann kein Thriller mithalten.
Die Autorin wurde in Frankreich mit dem berühmten Prix Goncourt ausgezeichnet. Eine sehr gute Entscheidung der Jury.

Bewertung vom 29.08.2017
Wildeule / Gesine Cordes Bd.3
Wieners, Annette

Wildeule / Gesine Cordes Bd.3


sehr gut

Gesine Cordes arbeitet seit 10 Jahren als Friedhofsgärtnerin. Nach einer schweren persönlichen Krise hat sie damals ihre Arbeit als Polizeikommissarin aufgegeben, ihre Instinkte als Ermittlerin sind ihr aber geblieben. Als ihr bei der Bestattung der hochbetagten Madelaine Jablin Unregelmäßigkeiten am Sarg auffallen, öffnet sie ihn trotz des Protests der Sargträger und des Pfarrers. Sie blicken nicht auf den Leichnam der alten Frau, sondern auf die des Bestatters Schellhorn.
Schellhorn hat sich in den letzten Jahren mit seinem Geschäftsgebaren viel Feine gemacht, vor allem die Berufskollegen sind über sein unethisches Vorgehen mehr als sauer. Ausgerechnet einer der wenigen Menschen die Gesine an sich heranlässt, Bestatter Hannes van Deest, ihr Freund und Vertrauter, gerät unter Mordverdacht. Sein Verhalten lässt selbst Gesine zweifeln….
Wildeule ist nun der dritte Fall um die ungewöhnliche, aber sympathische Gesine Cordes. Ich denke, es ist von Vorteil, wenn man die Vorläufer kennt, so kann man Gesines Handlungen und Gedanken besser einordnen. Mir fehlte in diesem Band etwas an Spannung, die Handlung war zwar gekonnt angelegt, aber trotz aller Nebengeschichten war mir schon sehr früh der Täter klar. Vielleicht hat das mein Lesevergnügen etwas geschmälert.
Dabei versteht es die Autorin einen Kreis von besonderen Mitwirkenden zu erschaffen, die allesamt gut und dicht charakterisiert sind. Ich mag auch ihren ganz besonderen Schreibstil und den Schauplatz ihrer Krimis. Der Friedhof, mit seinen herbstlichen Stimmungen wirkt immer ganz besonders passend zur melancholischen Grundstimmung der Protagonistin.
Auch wenn mir dieser Band nicht ganz so gut wie die Vorgängerbücher gefallen hat, freue ich mich auf neue Fälle mit Gesine und neue Ideen der Autorin.

Bewertung vom 21.08.2017
Ein Gentleman in Moskau
Towles, Amor

Ein Gentleman in Moskau


ausgezeichnet

Alexander Iljitsch Graf Rostov hat ein privilegiertes Leben in Müßiggang und Genussfreude gelebt. Allein das macht ihn im Rußland der Zwanziger Jahre zu einer unerwünschten Person. Von der Revolutionsregierung wird er unter lebenslangen Hausarrest gestellt. Das klingt nicht so übel, wenn man eine Suite im legendären Moskauer Hotel Metropol bewohnt. Allerdings haben die neuen Machthaber vorgesorgt, die Suite ist perdu, eine winzige Dachkammer ist nun sein Domizil. Aber Alexander hat sich eine Maxime zu eigen gemacht „wenn man nicht Herr der Umstände ist, wird man von den Umständen beherrscht“. So richtet er sein neues Leben ein, bis die Ankunft eines jungen Mädchens im Hotel in aus seiner Beschaulichkeit reißt. Nina ist mit ihrem Vater, einem der neuen Beamten der Regierung nach Moskau gekommen und leben ebenfalls im Hotel. Nina, still, klug und von bestechender kindlicher Logik krempelt sein Leben um. Er lernt die geheimen Treppen und Räume der Dienstboten (wie sie an einen Generalschlüssel gekommen ist, bleibt ihr Geheimnis), die Abläufe hinter den prächtigen Türen kennen.

Ein Vorteil, der sich auszahlt, als die Umstände Graf Rostov ins weiße Jackett eines Kellners zwingen.
Ein Leben im Hotel - ein Leben in einem kleinen, eng umgrenzten und definiertem Kosmos, aber so reich an Ideen, Thesen und Erlebnissen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich von der ersten Seite an, so angesprochen und berührt hat. Es sind nicht die großen Umwälzungen, die das Buch zum Thema hat, sondern ein Mensch, dessen Leben mit feinen Pinselstrichen gezeichnet wird. Der sich jeder Herausforderung stellt, aber dabei immer anständig und loyal bleibt und für Menschen, die ihm begegnen und wichtig sind, auch sein eigenes Wohl zurückstellt. Wenn nach langen Jahren der Verbannung ein zurückgekehrter Jugendfreund zu Alexander sagt „ du scheinst der glücklichste Mensch Rußlands zu sein“ hat er den Kern getroffen.

Ich hätte diesen Roman noch ewig weiterlesen können, hier ist eine untergegangene Welt, eine ferne Epoche auferstanden, so lebendig erzählt der Autor Rostovs Leben.

Ich habe ein Lieblingsbuch gefunden, das mich sicher immer wieder zum erneuten lesen und entdecken reizen wird. Ich möchte es jedem Leser ans Herz legen.

Bewertung vom 20.08.2017
Harte Landung / Patsy Logan Bd.1
Dunne, Ellen

Harte Landung / Patsy Logan Bd.1


ausgezeichnet

Patsy Logan ist Kommissarin bei der Münchner Polizei mit deutsch-irischem Familienhintergrund. Bei ihrem neuen Fall kann das von Vorteil sein. Die Eröffnungsparty des deutschen Büros der großen hippen Internetfirma Skiller ist für die Managerin Carolin Höller tödlich verlaufen, sie stürzte aus dem Fenster. War es ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord? Es gibt viele Spuren, vor allem scheint hinter der Fassade des ach so mitarbeiterfreundlichen Konzerns ein enormer Druck zu herrschen. So groß, dass Carolin ihre Doppelrolle als Familienmutter und Managerin nur noch mit Aufputschmitteln bewältigen konnte.

Die sympathische Ermittlerin Patsy Logan hat hier ihren ersten Auftritt und der ist wirklich gelungen. Ellen Dunne hat eine Figur geschaffen, die mitten im Leben steht. Sie kennt alle Vorbehalte gegen Frauen in Männerdomänen, sie weiß sich durchzusetzen, auch wenn es manchmal sehr schwer ist, Familienleben und Beruf unter einen Hut zu bringen. Diese Frau war mir schon nach wenigen Seiten richtig vertraut geworden. Auch der Blick hinter die Kulissen einer Onlinefirma war toll gezeichnet. Ob da eigene Erfahrungen eingeflossen sind? Die Autorin war einige Jahre in verschiedenen Positionen bei Google tätig. Der Fall scheint schwierig zu werden, wie immer wenn bilaterale Interessen berührt werden. Dublin hat kein besonderes Interesse einen großen Steuerzahler zu verärgern, so hat die Münchner Kommissarin bei Recherchen in Dublin keinen guten Stand. Sie zwar bekommt einen Beamten für einige Stunden am Tag zur Seite gestellt, kann aber nicht eigenständig ermitteln. Die Dubliner Spur ist schwierig und der Druck der Vorgesetzten aus München steigt täglich.

Nicht nur das der Kriminalfall sehr spannend ausgedacht war und mich mit vielen Spuren und Verdächtigen zum Miträtseln verführte, der Blick hinter die Kulissen eines erfolgreichen Start Up Unternehmens kurz vor dem Börsengang, war besonders interessant. Wenn kostenlose Müsliriegel und Edelwässer darüber weg täuschen sollen, dass Mitarbeiter subtil unter Druck und Beobachtung stehen und ausgenützt werden, wird die Verdächtigtenliste lang.

Ein klasse Krimi zwischen München und Dublin, der mir sehr gefallen hat. Ich hoffe, dass Patsy Logan bald wieder auf Spurensuche geschickt wird. Ich möchte jedenfalls sehr gern mehr von ihr lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2017
Friesenglück (eBook, ePUB)
Deckner, Anni

Friesenglück (eBook, ePUB)


gut

Franzi von Liebermann lebt auf Gut ihrer Großmutter, die sie nach dem frühen Tod der Eltern allein aufzog. Die Großmutter ist konservativ und bestimmend und wünscht sich für Franzi den Gutsnachbarn Jo von Berendes als Ehemann. Der ist Franzi aber mehr als unsympathisch, ein Tierquäler, der zu Franzi meint, dass „sie nur mal richtig eingeritten werden“ muss und androht ein Familiengeheimnis preiszugeben, wenn Franzi nicht nachgibt. Bei einem Ausritt mit ihrem Hengst Dakota trifft sie den anziehenden Luke, einen Weltenbummler mit trauriger Vergangenheit, der sofort ihr Herz in Aufruhr versetzt.
Franzi stellt die Großmutter zur Rede und eine ganze Reihe von dramatischen und tragischen Wendungen kommt ans Tageslicht. Doch Gräfin Liebermann denkt gar nicht daran, ihre Manipulationen zu entschuldigen oder gar aufzuhören.
Vorab, das Titelbild stimmt einfach fröhlich und auf eine heitere und sonnige Feriengeschichte ein. Den Klappentext würde ich nach der Lektüre nicht unbedingt so formulieren. Der Sprache der Autorin wirkt fast ein wenig aus der Zeit gefallen, der Schreibstil ist recht konservativ, die Dialoge sind nicht unbedingt lebensecht. Was mir aber auffiel, sind die oberflächlichen Beschreibungen der Charaktere. Da werden Kotzbrocken plötzlich liebenswert und frühere Vorwürfe fallen unter den Tisch. Franzi steckt dramatische Geschehnisse mit einem Achselzucken weg und ihre Gefühle ändern sich im Stundentakt.
Das ist ein Roman, der sich ganz nett liest, von dem ich mir aber deutlich mehr versprochen habe.

Bewertung vom 16.08.2017
Grado im Dunkeln / Kommissarin Degrassi Bd.2
Nagele, Andrea

Grado im Dunkeln / Kommissarin Degrassi Bd.2


sehr gut

Es ist der Alptraum jedes Autofahrers: eine Panne in der Nacht. Genau das passiert Violetta und Olivia, zwei Lehrerkolleginnen, bei der Heimfahrt von einem Konzert. Während sie auf den Abschleppwagen warten und Olivia sich kurz ins Auto beugt, findet der Alptraum noch eine Fortsetzung. In diesem kurzen Augenblick wird Violetta ins Gebüsch gezerrt und vergewaltigt.
Es bleibt nicht die einzige Vergewaltigung. Die Commissaria Maddalena Degrassi sieht eine Serie mit ähnlichem Verhaltensmuster. Bisher kamen die Frauen immer knapp mit dem Leben davon, da der Täter gestört wurde, aber dann verschwindet ein Teenager von einer Party und das Bangen beginnt.
Das bringt die Commissaria ganz schön unter Druck, ist doch ihr Vorgesetzter ein Chef, der gern mit schnellen Ermittlungserfolgen glänzt.
Grado im Dunkeln bringt ein Wiedersehen mit der sympathischen Maddalena Degrassi und ihrem Einsatzort Grado. Der Krimi ist sehr vielschichtig und wie immer bei der Autorin Andrea Nagele mit viel psychologischem Feingefühl erzählt. Vielleicht war das für mich dieses Mal ein Touch zuviel. Die Folgen der Vergewaltigung bei Violetta und dem zweiten Opfer nehmen sehr viel Raum ein und drängen die Ermittlungen fast an den Rand. Obwohl ich faszinierend finde wie die Autorin ihre Figuren entwickelt und mit ihrer Umgebung interagieren lässt, hätte der Roman mehr Spannung vertragen können.
Ein ganz geschickter Schachzug ist das Ende, der Fall ist gelöst aber für den Leser bleibt Interpretationsspielraum offen, damit beschäftigt mit das Buch über das Ende hinaus.

Bewertung vom 15.08.2017
Bodden-Tod
Kastner, Corinna

Bodden-Tod


ausgezeichnet

Greta Sievers ist Schriftstellerin, deren Taschenbuchverkäufe grade eine Flaute haben. Mit Heftchenromanen verdient sie ihre Brötchen. Da bekommt sie ein Jobangebot, das zwar sehr lukrativ, aber auch etwas seltsam ist. Sie soll eine Künstlerbiografie schreiben. Auftraggeber ist der Enkel des Künstlers, der auch den Rahmen vorgibt. Wohnung im Haus, sehr hohe Bezahlung, aber auch ständige Verfügbarkeit .

Es ist der Ort, der Greta reizt, Fischland und das Örtchen Wustrow direkt am Bodden ist ein Sehnsuchtsort von ihr. Doch bald nach der Ankunft stellt sie fest, dass ihre Arbeit nicht konfliktfrei über die Bühne gehen wird. Ihr Auftraggeber, Matthias Röwer, hat sehr genaue Vorstellungen und ist kein Mensch, den man leicht überzeugen kann, dennoch fühlt sie sich von ihm angezogen. Seine Blindheit trägt sicher noch zu seiner Verschlossenheit bei.

Greta ist fasziniert ist von dem, was sie nach einigen Tagen der Recherche findet. Ihre Vorgängerin ist spurlos verschwunden und ein Verdacht lastet bis heute auf Matthias Röwer. Sie merkt sehr bald, dass die Beschäftigung mit der Familie nicht ungefährlich ist.

Ein spannender Krimi, eine geheimnisvolle, dramatische Familiengeschichte und ein wunderbar beschriebenes Fischland. Das alles verbindet sich zu einem gelungenen Roman, der mir von der ersten Seite an gefallen hat. Die Schilderung der Halbinsel und der Künstlerorte Barnsdorf und Wustrow sind farbig und lebendig. Die Landschaft ersteht vor den Augen der Leser. Man spürt aus jedem Satz, dass die Autorin die Landschaft kennt und liebt.

Die Spannung zieht das Buch aus der Familie des Künstlers und dem Geheimnis um die verschwundene erste Biografin. Gerüchte wabern im Ort und Greta ist bald unsicher, wem sie vertrauen kann. Dieser Spannungsbogen ist toll komponiert, auch als Leserin war ich ganz nah bei Greta und ihren Ängsten und Vermutungen.
Ganz besonders gefiel mir die Beschreibung der Bilder, auch wenn ich wusste, dass sie nur in der Fantasie der Autorin gemalt wurden, hatte ich sie farbig und plastisch vor Augen. Ebenso gelungen war die Charakterisierung der Figuren. Vielschichtige Charaktere, von denen ich gern mehr lesen würde.

Es war mein erstes Buch der Autorin und sicher nicht mein letztes. Wieder einmal ein gelungener Krimi aus dem Emons Verlag. Übrigens, der stimmungsvolle Sonnenuntergang auf dem Cover ist ein Foto der Autorin und ist noch das Tüpfelchen auf dem i.

5 Sterne für diesen Küstenkrimi.