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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 870 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2012
Die Akte Vaterland / Kommissar Gereon Rath Bd.4
Kutscher, Volker

Die Akte Vaterland / Kommissar Gereon Rath Bd.4


ausgezeichnet

Zum Inhalt: Im vierten Teil seiner Krimi-Reihe schickt Kutscher Gereon Rath nach Masuren. Dort laufen die Fäden einer Mordserie an mehreren zuerst unbescholten scheinenden Bürgern zusammen, welche jedoch in ein früheres Verbrechen verwickelt waren.

Zum Cover: Eine Ansicht des "Hauses Vaterland", Schauplatz des Mordes, der zu Raths Ermittlungen führt. Stilecht in schwarz-weiß; - das wirkt nicht nur zeitgerecht, sondern hilft bei der optischen Eingliederung in die Krimiserie.

Mein Eindruck: Meisterhaft versteht es Kutscher auch im vierten Teil der Reihe zu Gereon Rath, die Vorgänge der Weimarer Republik am Schicksal der kleinen Leute darzustellen. Besonders der Ausflug in die entfernte und vom Reich abgeschnittene Provinz zeigt die unterschiedlichen Stadien der Unterwanderung durch die Nazis von arm und desillusioniert über Presse und Polizei bis hin zu Politik und Honoratioren. So entsteht die komplette Matrix des Verfalls der Demokratie, der schon bald nicht mehr aufzuhalten ist. Dass zusätzlich zeitgenössische Besonderheiten wie die Diskriminierung der Frauen oder der laxe Umgang mit Dienstvorschriften aufgegriffen werden, bildet das Sahnehäubchen auf diesem kriminologischen Geschichtsunterricht.

Fazit: Ein spannendes Stück Geschichte ohne die in diesem Zusammenhang sonst gern genommene moralische Keule.

5 Sterne

Bewertung vom 11.09.2012
Wenn die Nacht am stillsten ist
Weitholz, Arezu

Wenn die Nacht am stillsten ist


sehr gut

Schein und Sein

Zum Inhalt: Ludwig, der "Freund" der Hauptperson Anna, begeht einen Selbstmordversuch und wird an der Grenze zwischen Leben und Tod von ihr aufgefunden. Ihr daraufhin startender Monolog in Richtung Ludwigs als Ich-Erzählerin bildet den ersten Teil des Buches. Der zweite, längere Teil befasst sich mit Annas Tag davor und schildert ihren Lebensweg bis zum Zeitpunkt "wenn die Nacht am stillsten ist" in der dritten Person.

Zum Cover: Eine schemenhafte Umarmung. Das trifft zwar die Grundstimmung der Geschichte, in der Anna Ludwig auf eine unwirkliche Weise nah ist, obwohl sie eine dauerhafte Beziehung mit ihm hat, mich würde so ein Titel jedoch nie zum Kauf animieren.

Mein Eindruck: Der Kunstgriff, den Roman aus der Ich-Perspektive in der Gegenwart beginnen zu lassen, um dann die Vergangenheit der Erzählerin in der dritten Person aufzuzeigen, führt dazu, dass sich der Leser subjektiv und objektiv der Hauptperson annähern kann. Dadurch werden Handlungen oder auch Versäumnisse plausibel und verständlich. Zusätzlich verschieben sich Charakterzüge und angenommene Eigenschaften der beiden Hauptfiguren von Schein zu Sein, stark zu schwach, Kraft zu Zweifeln und Aktion zu Reaktion. Anna erkennt schließlich ebenfalls zum Zeitpunkt, als es "auf den Moment ankommt", was dem Leser klar wird: Wer Sieger und Verlierer im Spiel des Lebens ist.

Fazit: Eine interessante und berührende Selbstfindung

4 Sterne

Bewertung vom 25.08.2012
Der Heiler
Tuomainen, Antti

Der Heiler


gut

Gibt es Heilung für eine kaputte Welt?

Zum Inhalt: Die Welt ist im Ausnahmezustand, die Klimakatastrophe eingetroffen. Ein finnischer Lyriker sucht seine Frau, eine Journalistin, die eine Story über den Heiler recherchiert. Dieser ist ein Killer, welcher angeblich im Auftrag der Weltenrettung unterwegs ist und deshalb die vermeintlichen Urheber des Klimawandels mitsamt deren Familien mit dem Tod bestraft.

Zum Cover: Mich erinnert dieses an Munchs "Schrei", die Schrift bricht schräg durch einen Wald. Es wirkt bedrohlich und trotzdem nicht wirklich passend, da der Roman in Helsinki spielt.

Mein Eindruck: Bewundernswert ist vor Allem, wie Tuomainen den Pragmatismus, die stoische Ruhe und die Gleichgültigkeit der von der Katastrophe betroffenen Menschen auf den Leser überträgt. Man fühlt ebenso nichts, wenn wieder einmal ein Auto oder Häuser brennen, wie die teilnehmenden Figuren. Einzig die Verzweiflung der Hauptperson sticht hervor, alle anderen Protagonisten wirken mit den Gegebenheiten arrangiert, abgestumpft und kämpfen sich durch die Gefahren und Anforderungen der unwirtlichen Umgebung. Dieser Kampf wurde leider durch ein Ende entwertet, was nicht nur enttäuschte, sondern den Leser einigermaßen ratlos zurücklässt.

Fazit: Ein famos beschriebener Weg der Klimaapokalypse mit schwachem Abschluss.

3 Sterne

Bewertung vom 24.07.2012
Sülze hilft gegen alles außer Heimweh
Baumstieger, Moritz

Sülze hilft gegen alles außer Heimweh


sehr gut

Eine Handvoll Eis sorgt immer für einen schönen Glanz....

.. in der Wurst und - wenn einem beim Lesen die Lachtränen kommen - auch in den Augen.

Zum Inhalt: Der abgebrochene Student Moritz zieht der Liebe wegen nach München, fliegt aber wegen diverser Schwindeleien bei seiner Angebeteten heraus. Zum Glück nimmt ihn sein Metzger gegen geringes Entgelt auf und erklärt Moritz das Leben anhand seines Wurstsortiments, diverser Bekannter und einiger Rückgriffe auf die Geschichte.

Zum Cover: Passt! Genauso stellt man sich Metzger Karl beim Lesen vor. Das Comicartige weist auf den humorvollen Inhalt und die Umgebung Münchens hin.

Mein Eindruck: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei - und in eine Gedächtniswurst lässt sich ein Leben einpacken. Diese Art der Erinnerung ist nur eine philosophische Erkenntnis, die Metzger Karl Moritz und damit dem Leser schenkt. Überhaupt punktet das Buch vor allem damit, dass nicht der platte Humor vom Zusehen des Scheiterns eines Gestrandeten zum Tragen kommt, sondern die tiefsinnigen Betrachtungen des Metzgers für eine gewisse Ernsthaftigkeit sorgen. Kein reines Schenkelklopfen (gibt es auch...), eher ein spitzbübisches Augenzwinkern.

Dieses Buch ist ein amüsanter Zeitvertreib, der mir als Rheinländerin (ähnlich Moritz) die Lebensart und den Charakter der Münchner abseits von Oktoberfest und Bussi-Bussi-Szene nahe brachte, indem es genau diese Klischees auf die Schippe nimmt.

Fazit: Eine frisch gebrühte Wurst ohne faden Nachgeschmack.

4 Sterne

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2012
Schneemann / Harry Hole Bd.7
Nesbø, Jo

Schneemann / Harry Hole Bd.7


gut

Serienmörder und Erbkrankheiten

Zum Inhalt: Immer zum ersten Schnee verschwinden untreue Frauen spurlos und dafür taucht ein Schneemann am Ort des Verbrechens auf. Der Polizist Harry Hole, der den ersten norwegischen Serienmörder überführte, wird auf den Fall angesetzt. Nach einiger Zeit muss dieser feststellen, dass ihn mehr mit dem Mörder verbindet, als gut für Arbeit und das private Umfeld ist.

Zum Cover: Ein Stiefelabdruck - warum nicht ein Schneemann oder wenigstens eine Schneelandschaft gewählt wurde, wird wohl immer ein Rätsel bleiben, das nur der Verlag lösen kann.

Mein Eindruck: Davon abgesehen, dass Nesbo dem Leser ab etwa der Hälfte des Buches praktisch im 50-Seiten-Takt immer wieder neue Hoch-Tatverdächtige anbietet (und damit irgendwann anfängt zu nerven), ist der Schneemann eine gelungene Thriller-Unterhaltung mit einem tiefen Einblick in Erbkrankheiten, Gendiagnosen, Befindlichkeiten im Polizeiapparat und die Pressearbeit. Nesbo zeichnet selbst seine Nebenfiguren mit aller Charakterdeutlichkeit. Diese Intensität führt dazu, dass sich der Leser auf die vielen möglichen Täter einlassen kann; diese leben intensiv genug zwischen den Buchdeckeln, um in der Mörderrolle präsent zu sein. Leider fällt das Ende - bei aller Spannung - ein wenig ab. Möglicherweise ist das den zu vielen Verdächtigen geschuldet, die nur noch einen Schluss zulassen.

Fazit: Mörderhatz mit sehr guter Ausgangs- und Motivlage, die zum Schluss zu sehr ausgewalzt wird.

3 Sterne

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2012
Bretonische Verhältnisse / Kommissar Dupin Bd.1
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Verhältnisse / Kommissar Dupin Bd.1


sehr gut

Gelungene Mischung

Dieser Kriminalroman macht Appetit auf Urlaub in Franreichs Nordwesten.

Zum Inhalt: Dupin wurde aus Paris in die Bretagne versetzt, weil er als Polizist ein unglückliches Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Großkopferten an den Tag legte. Doch auch sein neuer Wirkungsplatz ist nicht mörderfrei und Dupin muss ein Verbrechen aufklären, welches sich schon bald in ungeahnten monetären Dimensionen abspielt.

Zum Cover: Durchwachsenes Wetter an der Küste - das passt sehr gut zur Stimmung des Romans.

Mein Eindruck: Selten habe ich einen so spannenden Reiseführer bzw. einen mit so interessanten Umgebungsbeschreibungen gespickten Krimi gelesen. Diese Mischung überzeugt denjenigen, der Morde nicht mit allem Blutdurst ausgeführt sehen und gleichzeitig von einem farbenfroh und stimmig beschriebenen Personal unterhalten werden möchte. Das Eigenbrötlertum der Bretonen erschließt sich dem Leser auf eine ähnliche Art und Weise wie dem zugezogenen Kommissar. Kollegen und Bekannte weisen genug Charakterzüge auf, dass für eine Fortsetzung der Abenteuer Dupins Platz ist, dessen Privatleben wird zwar angerissen, aber noch nicht ausgeweidet. Schön auch die Seitenhiebe auf andere Ermittler der Literatur und ihre vielen Fehler, - herrlich selbstironisch der Hinweis, dass sich Dupin anders verhält als diese "Kunstfiguren".

Fazit: Ein ausgewogenes Buch in jeder Beziehung. Das richtige Maß an Blut, Umgebung, Gefühl und Humor. 4 Sterne

7 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2012
Headhunter
Nesbø, Jo

Headhunter


ausgezeichnet

Ritt auf einer Rasierklinge

Zum Inhalt: Roger Brown ist nicht nur Headhunter, sondern auch ein ebenso begnadeter Kunstdieb. Bei dem Coup, der ihm ein sorgenfreies Restleben garantieren soll, geht jedoch alles schief, was schief gehen kann und Roger muss seinen brillanten Verstand einsetzen, um den folgenden Alptraum zu überleben.

Zum Cover: Businessmen im Nebel - leider zu nichtssagend, um den großartigen Inhalt zu spiegeln.

Mein Eindruck: Wie viel absurde, dramatische und atemberaubende Wendungen können einem Autor für ein Buch einfallen? Jo Nesbo versucht auf jeden Fall, den bestehenden Rekord zu brechen. Nach relativ gemächlichem Beginn hetzt er seinen Ich-Erzähler durch einen Thriller, der das Adrenalin nur so sprudeln lässt - bei Roger, wie auch beim Leser. Schilderungen von Menschen, Umgebungen und Situationen, die in ihrer Genauigkeit und Ausdrucksschärfe nichts zu wünschen übrig lassen (obwohl ich ehrlicherweise einige Szenen auch gerne diffuser ausformuliert gehabt hätte). Dazu unauffällige Einsprengsel im Text, die dem Leser ermöglichen, den "Fall" selber zu lösen. Es ist ein Genuss, wenn ein Ende nicht einfach vom Himmel fällt, sondern trotz aller überraschenden Aspekte einer Logik nachfolgt, die sich dem Leser mit Nachdenken oder wenigstens Zurückblättern erschließt. Durch das Element der Ich-Erzählung weiß er dasselbe, wie die Hauptperson und kann deren Schlüsse, Panik und Überheblichkeit hautnah und quasi am eigenen Leibe miterleben. Zudem schließt sich der Kreis der Geschichte am Ende in bravouröser Art - auch das nötigt einiges an Respekt ab.

Fazit: Zwar ein reichlich durchgedrehter Plot, aber immer spannend und mit einigem Augenzwinkern erzählt. 5 Sterne

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2012
Emma verduftet
Hennig, Tessa

Emma verduftet


gut

Zum Schluss geht der Story der Duft aus

Zum Inhalt: Als Emma mit 53 Jahren feststellen muss, dass ihr Mann sie nicht mehr schätzt, die gemeinsame Firma pleite ist und Tochter Lilly sich nicht mehr nach Mamas Rat richtet, bricht sie mit Hilfe einer alten Freundin und einem jugendlichen Bekannten aus ihrem Leben aus. Zur Freude des Lesers findet dieser Ausbruch in der schönen Umgebung Südfrankreichs statt.

Zum Cover: Auch wenn weder Paddelboot noch Urlaub mit dem Wohnmobil eine Rolle im Roman spielen, zeigt das Cover schön die Urlaubsstimmung, in die man als Leser verfällt. Gelungen sind dabei besonders der Ausschnitt und das daraus resultierende doppelte Titelbild.

Meine Meinung: Nach charmantem Beginn verliert die Geschichte etwa ab der Hälfte immer mehr an Schwung, um zum Ende hin nur noch zu kreisen und leider viel zu vorhersehbar ins Ziel zu taumeln. Was am Anfang lustig und amüsant zu lesen und mit einer sympathischen Hauptperson gesegnet war, geriet nach der xten Wiederholung erst langweilig und schließlich fast ärgerlich. Ich fragte mich schon, wie eine intelligente, fantastisch aussehende, kluge und liebevolle Frau 20 Jahre mit Scheuklappen durch ein Leben läuft und immer wieder Entschuldigungen für ihren Mann findet, um dann so aufzudrehen und heimzuzahlen, dass es auch wieder unglaubwürdig wird. Auch sonst waren die Handlungen Emmas nicht immer stringent: Einerseits sparsam und Angst vor der Pleite, andererseits wird mal eben ein Fummel im Wert eines alten Gebrauchtwagens gekauft - für einen Abend! Einerseits hausbacken, andererseits obszöne Wortwahl. Dennoch war "Emma verduftet" lange ein schöner Spaß, erst als das Gefühl aufkam, es wird nur noch eine Schippe mehr auf die "Mein Mann ist ein Schwein, und zwar ein komplettes"-Halde gelegt und dafür der "Emma hat für alles eine Lösung und tolle Männer stehen auf sie"-See immer tiefer gegraben, hatte ich irgendwann genug von der Schwarz-Weiß-Malerei der Figuren. Ein Aspekt von Emma hätte dafür gerne ausgebaut werden können: Die Kunst, ein Parfum zu kreieren und die perfekte Nase zu haben, - dieser Teil der Geschichte hätte länger dauern dürfen.

Fazit: 50 Seiten zu lang, zum Teil zu eindimensional gezeichnete Figuren, aber viel Wortwitz und ein schöner, landschaftlicher Hintergrund. 3 Sterne

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2012
Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4
Neuhaus, Nele

Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4


ausgezeichnet

Das Leben auf dem Lande kann so idyllisch sein....

.....muss aber nicht.

Zum Inhalt: Nach der Verbüßung einer Haftstrafe kehrt Tobias in das Dorf zurück, in dem er zwei Mädchen ermordet haben soll. Viele Bewohner begegnen ihm feindselig, nur seine alte Clique und die zugezogene Amelie behandeln ihn freundlich. Die Dorffremde unterstützt ihn zusätzlich bei seiner Suche nach der Wahrheit, die Tobias wegen seiner Amnesie selbst nicht sicher kennt.

Zum Cover: Wetterhahn mit Blutstropfen; - auch in einem hübschen Dörfchen können sich Abgründe auftun (und Verbrechen geschehen).

Mein Eindruck: Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Nicht nur, dass sich Nele Neuhaus sehr viel Mühe mit den Beschreibungen der Örtlichkeiten und dem Äußeren ihrer Figuren gibt. Sie verleiht den handelnden Personen (bis hin zu den Nebenfiguren) echten Charakter. Die Beweggründe jedes Einzelnen sind klar herausgearbeitet und stimmig und obwohl der Roman nur gute zwei Wochen Zeit umfasst, machen die Figuren eine glaubwürdige Entwicklung durch. Sehr gut gefiel mir die Ausgewogenheit an Augenmerk auf den Fall, die Geschichte der Tatverdächtigen und die der Polizisten. Jeder Teilbereich wurde ausreichend gewürdigt, keiner aber überstrapaziert und es entstand niemals die Gefahr der Langeweile des Lesers.

Fazit: Ein echter Pageturner mit einigen Überraschungen. Ganz klar eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.