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Kleeblatt
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Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2012
Kashgar oder Mit dem Fahrrad durch die Wüste
Joinson, Suzanne

Kashgar oder Mit dem Fahrrad durch die Wüste


sehr gut

Die Autorin Suzanne Joinson hat den Roman in zwei Zeitebenen geschrieben, 1923 zu Beginn der Unruhen in China und im England der Gegenwart.

Für Eva wird ein lang gehegter Traum wahr, als sie zusammen mit ihrer Schwester Lizzie und deren Freundin Millicent 1923 als Missionarsfrauen nach Ost-Turkestan, dem heutigen China, reisen kann. Eva hegt den großen Traum, mit dem Fahrrad durch die Wüste zu fahren und darüber einen Reiseführer schreiben zu können. Ihre Erlebnisse hält sie in einem Tagebuch fest.
Sie kommen bis Kashgar, da begegnet ihnen unterwegs ein junges Mädchen, das in den Wehen liegt. Millicent will dem Mädchen bei der Entbindung helfen, dieses verblutet jedoch unmittelbar nach der Geburt. Millicent wird des Mordes bezichtigt und die drei Frauen werden in Kashgar bis zum Prozess unter Hausarrest gestellt. Das neugeborene Mädchen wird in die Obhut von Eva gegeben, die ihr den Namen Ai-Lien gibt.
Durch die etwas ungewöhnliche Art von Millicent Missionsarbeit zu leisten, werden die 3 Frauen misstrauisch beobachtet und es schlägt ihnen Feindseligkeit entgegen.
Als die innere politische Situation eskaliert, Millicent verhaftet wurde und Lizzie stirbt, flieht Eva mit Ai-Lien ...

Als Frieda nach mehreren Auslandsaufenthalten wieder zu Hause ist, findet sie Post vom Amt vor, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass sie die letzte Angehörige von Irene Guy ist. Sie hat 1 Monat, um die Wohnung von ihr zu räumen. Ihr ist nicht ganz wohl dabei, denn eine Irene Guy ist ihr nicht bekannt, auch ihr Vater konnte ihr nicht weiterhelfen.
Beim Durchsuchen der Wohnung findet sie unter anderem auch 1 Foto ihrer schwangeren Mutter.
Obwohl sie seit ihrem 14. Lebensjahr keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter hat, da diese die Familie verlassen hat, sucht sie ihre Mutter, die nun in einer Kommune, oder besser gesagt Sekte lebt und kommt ihrer eigenen Vergangenheit dadurch ein wenig näher ...

Suzanne Joinson hat es geschafft, mich mit ihrem Buch in eine Welt einzuführen, die mir nicht geläufig ist. Sehr einfühlsam gibt sie die Stimmung in Ost-Turkestan und deren Bevölkerung wieder. Dank ihrer bildhaften Erzählung fühlte man sich als Leser dort nicht fremd. Es wirkte realistisch auf mich, als hätte sie es selbst genau so erlebt und wiedergegeben.
Sie erzählt, mit welchen Schwierigkeiten Eva zu kämpfen hatte, um die kleine Ai-Lien am Leben erhalten zu können, sei es von der Hygiene her oder von der Ernährung, da ja ihre Mutter bei der Geburt verstarb.
Einen sehr guten und realistischen Einblick erhält der Leser ebenfalls über das Leben in einem Harem.
Die Protagonistin Eva ist eine sehr symphatische junge Frau, die einen Traum hat, für den sie lebt. Als ihr das Baby anvertraut wird, zögert sie zunächst, da sie keinerlei Erfahrungen mit Babys hat, aber es dauert nicht lange und sie hat die kleine Ai-Lien ins Herz geschlossen.
Mit Millicent bin ich nicht so richtig warm geworden, sie war mir zu unstet und hat nur das gemacht, was sie wollte. Lizzie, die Millicent mehr oder weniger hörig zu sein schien, tat mir einfach nur leid, sie wirkte auf mich wie ein Blatt im Wind.

Anfangs schien es keine Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen zu geben. Die findet sich jedoch im Verlauf der Suche von Frieda.
Als Frieda ihre Mutter aufsucht, kann diese ihr die Verbindung zu Irena Guy vermitteln.
Die Autorin gönnt dem Leser mit Friedas Besuch bei der Mutter einen kleinen Einblick in das Leben einer Sekte. Kontrollzwänge werden offenbart und sogar vor Selbstverstümmelung wird nicht zurückgeschreckt. Für mich unvorstellbar, dass dem Sektenmitglieder freiwillig zustimmen. Wieder eine Welt, zu der ich keinen Bezug habe und das mir die Autorin sehr bildhaft vermittelt hat.

Ein Buch voller Faszination in einer fremden Welt, voller Widersprüche, voller Herzenswärme und voller Fragen.
All diesen Dingen ist die Autorin auf den Grund gegangen und lässt den Leser durch ihre bildhafte Erzählweise daran teilnehmen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2012
Das Amulett der Zauberin
Coughlin, Patricia

Das Amulett der Zauberin


ausgezeichnet

Eve Lockhart hat sich gegen die Magie und die Zauberei entschieden, nachdem ihr ein Liebeszauber in ihrer Jugend nicht gelang.
Sie ist Journalistin und lebt mit ihrer Nichte und ihrer Großmutter zusammen in einem Haus. Ihre Großmutter ist noch immer praktizierende Zauberin und kann nicht verstehen, dass ihre Enkelin nichts mehr damit zu tun haben will.
Im Rahmen ihrer Arbeit muss Eve öfter bei Auktionen mitarbeiten.
So ist sie vor Ort, als ein altes Amulett versteigert werden soll. Als Eve das Amulett sieht, wird ihr klar, dass sie es haben muss, koste es, was es wolle.
Ihr Mitbieter Gabriel Hazard erkennt während der Versteigerung, dass Magie mit im Spiel ist, denn anders kann er sich nicht erklären, warum er nicht mehr in der Lage war zu bieten.
Eve gewinnt die Auktion und ist auch im Anschluss nicht bereit, das Amulett an Gabriel für das zig-fache dessen, was es sie gekostet hat, weiter zu verkaufen.
Aber nicht nur Eve und Gabriel interessieren sich für das Amulett.
Als Eve von Gabriel erfährt, warum er das Amulett unbedingt für wenigstens kurze Zeit besitzen muss, will sie ihm helfen, nicht ahnend, was sie mit ihrer Zauberkraft in die Wege leitet ...

Patricia Coughlin, eine Autorin, die mir bis jetzt völlig unbekannt war, entführt mich in eine Welt voller Magie, voller Zauber und letztendlich voller Liebe.
Gleich zu Beginn wird man mit voller Kraft in die Geschichte hineinkatapultiert. Eine Flucht ist unmöglich, denn die Geschichte packt einen und lässt einen nicht mehr los.
Zusammen mit Eve habe ich mich auf Gabriel eingelassen. Eve, die ursprünglich auch der Liebe entsagt hat, fühlt sich auf rätselhafte Weise zu Gabriel hingezogen. Er, der vollendete Kavalier, scheint irgendwie nicht von dieser Welt zu sein, denn für sein sichtbares Alter scheint er zuviel erlebt zu haben.
Auf Gabriel liegt ein Fluch und mit Hilfe des Amuletts soll es ihm gelingen, diesen zu lösen. Das bringt noch andere zaubernde Wesen auf den Plan.

Der Roman wir abwechselnd aus der Sicht von Eve oder von Gabriel erzählt. Der Schreibstil ist locker und flüssig und es lässt sich sehr gut lesen.
Die Charaktere der Hauptprotagonisten wie auch der "Nebendarsteller" sind sehr gut ausgearbeitet und glaubwürdig dargestellt.
Eve und Gabriel sind zwei sympathische Einzelgänger, die schon einiges erlebt haben, aber trotzdem sich davon überzeugen lassen, dass es die wahre Liebe doch gibt.

Mit diesem Buch hält man einen bezaubernden, romantischen Liebesroman in den Händen mit magischen Einschlag.
Die Geschichte ist gut durchdacht und absolut glaubwürdig.
Da die Protagonistin Eve selbst schon 36 Jahre alt ist, ist es nicht unbedingt als Jugendbuch zu nenne, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass auch Jugendliche schon ihr Vergnügen mit dieser schönen Liebesgeschichte haben werden.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und es hätte ruhig noch ein paar Seiten mehr haben dürfen.
Ich empfehle es sehr gern weiter.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2012
Was haben Schmetterlinge im Bauch ... wenn sie verliebt sind?
Bechstein, Art; Grün, Julia

Was haben Schmetterlinge im Bauch ... wenn sie verliebt sind?


sehr gut

Es ist wirklich erstaunlich, auf was für Fragen die Leute so kommen. Mal ehrlich, wer fragt denn "Warum kann man sich nicht am Ellenbogen lecken" oder "Warum war Jesus nicht rechtsschutzversichert"?
So blöd, wie manche Fragen sind, so blöd kann man ehrlich gesagt, manchmal gar nicht denken.

Für dieses Buch haben sich Art Bechstein und Julia Grün die Arbeit gemacht und haben ein paar ganz ungewöhnliche und skurrile Fragen von Google, Bing o.a. herausgesucht.
Unterteilt ist das Buch in 11 Abschnitte

1. Frauen & Männer - Wie man seine Kleidung subtrahiert
2. Von Hoch- bis Subkultur - Wenn Vampire reimlos dichten
3. Mythen & Märchen - Wann genau ist Weltuntergang?
4. Zauber der Natur - Von nachtragenden Hunden und kiffenden Katzen
5. Die glückliche Hausfrau - Wenn Bezirksschornsteinfeger 007 zweimal klingelt
6. Schraube locker? - Alles zum Thema Technik
7. Sinn & Unsinn - Unterwegs im geistigen Niemandsland
8. Googleographie - Deutsche, die reisen, beißen nicht
9. Rätsel der Wissenschaft - Klug klingende Wörter und der böse Finger
10. Star & Sternchen - Von Merkelina bis Prinz Charles
11. Ohne Worte - Was war da los?

Bis auf Punkt 11 gibt es zu jeder Frage auch eine Antwort der Autoren. Nicht jede ist witzig oder originell, aber bei den meisten musste ich schon schmunzeln.
Die Antworten sind informativ oder einfach aus der Luft gegriffen, wie es gerade passte.

Ein Beispiel:
"Warum kann man sich nicht am Ellenbogen lecken"
Antwort: Weil es so viel schöner ist, wenn andere das für einen tun (S. 38)
Ich hatte meinen Spaß mit dem Buch, habe mich bei einigen Fragen amüsiert, bei einigen mit dem Kopf geschüttelt.
Es ist ein nettes Buch, das man zwischendurch lesen kann oder auch nur stippvisitenweise durchblättern, man findet immer eine Frage, bei der man verweilt und wo man unbedingt die Antwort wissen will.

Hier noch ein paar Fragen, die Antwort gibt es dann im Buch:
"Können Mücken pupsen?"
"Warum ist der Papst gegen Kondome?"
"Warum ist die Polizei jetzt blau?"

Bewertung vom 24.09.2012
Wiedersehen in Stormy Meadows
Harvey, Sarah

Wiedersehen in Stormy Meadows


ausgezeichnet

Natalie ist seit fast 2 Jahren Witwe. Ihren Mann Rob verlor sie durch einen Verkehrsunfall und auch nach der langen Zeit ist sie noch immer nicht in der Lage, den Verlust zu verkraften. Sie bekämpft ihren Kummer, ihr Leid und ihre Einsamkeit mit Arbeit.
Ihre Stieftochter Cassie befindet sich auf einem Internat und selbst in den Ferien vermeidet sie ein Treffen mit ihrer Stiefmutter und hält sich lieber bei Freunden auf.
Als Cassie jedoch einer Mitschülerin einen Streich spielt, wird Natalie dazu aufgefordert, ihre Stieftochter sofort von der Schule zu holen und sie für eine Weile zu Hause zu behalten. Ihr graut vor dem Zusammensein mit Cassie und so kommt ihr das Angebot ihrer Mutter Laura gerade recht, denn diese lädt Natalie und Cassie ein, für 5 Wochen zu ihr nach Cornwall zu kommen. Obwohl Natalie auch ein nicht allzu herzliches Verhältnis zu ihrer Mutter hat, nimmt sie das Angebot an.

Sarah Harvey kannte ich bislang nur von ihren humorigen Chick lit- Romanen und war umso gespannter, wie sie mit ernsteren Themen umgeht.

3 Frauen, 3 Generationen, die alle mit Verlusten zu kämpfen haben und Probleme mit der Kommunikation untereinander haben.
Natalies Vater starb, als sie selbst 6 Jahre alt war und ihr kam es so vor, als ob ihre Mutter mit gestorben ist. So verwunderte es nicht, dass sie, kaum 16 Jahre alt, die Beine in die Hand nahm und nach London ging, weit weg von ihrer Mutter, die sie in den darauffolgenden Jahren so gut wie nie wieder gesehen hat.
Cassies Mutter starb, als sie noch ein Kleinkind war und als ihr Vater später Natalie heiratete, fand sie zu ihr keinen Draht, sie beanspruchte ihren Vater für sich und grenzte Natalie bei gemeinsamen Unternehmungen aus. Als jetzt noch ihr Vater starb, blieb ihr nur die ungeliebte Stiefmutter, die sie nicht leiden kann.

Sehr einfühlsam beschreibt Sarah Harvey die Gefühlswelt von Natalie, die auch fast 2 Jahren nach dem Tod ihres Mannes ihn liebt und vermisst. Es fällt ihr schwer, etwas anderes zu tun als zu arbeiten. Sie tut sich schwer im Umgang mit Cassie, sie kommt nicht an sie heran, auch wenn sie es möchte.
Ganz langsam erfolgt in Stormy Meadows eine Annäherung der Frauen untereinander. Sie lernen sich kennen, sich zu achten und später auch zu lieben.

Großen Anteil daran haben auch die Protagonisten, die am Rande mitspielen. Liebenswerte Charaktere wie Petra, Connor, Orlaithe oder Hank, die wohl jeder gern zum Freund haben möchte.

Der Autorin ist es hervorragend gelungen, dem Leser Cornwall ein wenig näher zu bringen. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildlich, so dass ich mich förmlich hineinversetzt fühlte und den Wind spürte.

Ein absolut stimmiger Roman, der mich nachdenklich gemacht hat, bei dem ich auch mal schmunzeln konnte, der mich mitfühlen ließ und bei dem ich mit den Protagonisten mitgelitten und -gehofft habe.

Bewertung vom 21.09.2012
Cate / Töchter des Mondes Bd.1
Spotswood, Jessica

Cate / Töchter des Mondes Bd.1


sehr gut

Seit dem Tod ihrer Mutter fühlt sich Cate als Älteste für ihre beiden Schwestern Maura und Tess verantwortlich. Ihr Vater ist nicht oft zu Hause, so dass sie schon bald die Hausfrauenpflichten übernommen hat.
Sie leben in einer gefährlichen Zeit. Die Hexen, die es in New England gab, wurden durch die Bruderschaft fast ausgerottet. Es herrschen strenge Sitten, wer sich als Hexe verdächtig macht, wird verhaftet, inhaftiert, kommt ins Irrenhaus oder wird ermordet.
Niemand darf erfahren, dass die drei Mädchen Hexen sind.
Als Cate das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter findet und dort von einer Prophezeiung liest, in der es um drei Hexen geht, fragt sie sich, ob sie und ihre Schwestern die besagten Hexen sind.
Nicht nur Cate fragt sich das, auch die Bruderschaft und die Schwesternschaft sind auf der Suche nach den drei Schwestern aus der Prophezeiung, denn jeder will ihr Wissen und Können für sich nutzen...

Dieser Band ist der Auftakt einer Trilogie um die drei Cahill-Schwestern.
Der Leser erfährt über das Leben in New England, wie es sich kurz vor der Schwelle zum 20. Jh. abspielt. Die "Hexenschwemme" wurde drastisch durch regelrechte Hexenjagden eingedämmt, die Bruderschaft hat das Sagen. Mädchen müssen bis zum 17. Geburtstag verheiratet sein oder der Schwesternschaft beitreten. Jeder beobachtet jeden, so dass es schwierig ist, Geheimnisse zu bewahren.
Cate versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass irgend Jemand Kenntnis davon bekommt, dass sie und ihre Schwestern Hexen sind. Nicht mal ihr Vater oder ihr Personal dürfen das erfahren.

In diesem 1. Teil ist Cate, die älteste der Schwestern die Hauptprotagonistin. Der Leser erfährt ihre Beweggründe, warum sie ihre Schwestern beschützen und warum sie selbst der Magie nicht ernsthaft nachgehen will. Viel zu groß ist die Angst entdeckt zu werden. Immer hat sie im Hinterkopf, wer wohl ihre Schwestern beschützen wird, wenn sie nicht mehr da wäre.
Diese Bedenken bestimmen ihr ganzes Leben, selbst bei der Entscheidung, ob und welchen Mann sie heiraten möchte.
Cate ist ein starkes und symphatisches junges Mädchen mit sehr viel Verantwortungsbewusstsein.
Als Leser ist man in ihre Gedanken involviert und kann diese gut nachvollziehen, auch wenn man oft hofft, sie möge sich anders entscheiden.

Den Beginn des Buches empfand ich als ein wenig schleppend. Das Ende kam dann schnell, ein wenig zu schnell. Ich hatte mich so richtig gut eingelesen, da war die Geschichte plötzlich zu Ende.
Nach dem Ende will man bald wissen, wie die Geschichte weitergeht, leider wird es eine ganze Weile dauern, denn der 2. Teil ist im englischen erst für Juni 2013 angekündigt.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2012
Hypnose / Journalistin Inka Mayer Bd.1
Beerwald, Sina

Hypnose / Journalistin Inka Mayer Bd.1


ausgezeichnet

Ein halbes Jahr hat es gedauert, bis sich Inka Mayer nach einer Totgeburt wieder soweit im Griff hat, dass sie Freunde empfangen kann. Sie gibt zusammen mit ihrem Mann Peter, einem Kriminalbeamten, eine Party und lädt ihre engsten Freunde dazu ein.
Am nächsten Morgen erfährt sie, dass ihre Freundin Annabel, die am Abend mit ihrem Verlobten bei der Party war, diesen in der Nacht getötet hat und geständig ist. Für Inka bricht eine Welt zusammen, denn das kann nicht sein, kennt sie doch Annabel schon seit Kindertagen.
Sie betreibt Nachforschungen und gerät selbst in Gefahr, als sie durch einen mysteriösen Zettel zu einem Spiel aufgefordert wird, in dem es um ihr Leben geht.
Immer wieder stößt sie auf Dr. Brinkhus, der nicht nur der Schwager von Annabel ist, sondern auch unter Hypnose angeblich Experimente durchführt. Selbst Inka ist bei ihm in Behandlung, um den Verlust des Kindes zu verarbeiten.
Ist er an dem Mord beteiligt und ist er derjenige, der Inka bedroht? Wenn ja, warum? ...

Was für ein Thriller.
Sina Beerwald kannte ich bis dato nur von ihren historischen Romanen. Das Buch, das sie hier vorlegt, ist ein wunderbar ausgefeilter und durchdachter Thriller.
Dem Leser gelingt es nicht, den Atem anzuhalten, er wird aufgepeitscht und unter Adrenalin gesetzt und das von Beginn an.
Aus dem ursprünglichen Tatbestand, dass ihre Freundin Annabel ihren Verlobten umgebracht haben soll, entwickelt sich im Laufe der Erzählung ein unfassbares Netz von Lügen, von Misstrauen und von Verrat, der seinesgleichen sucht.
Inka wird mit dem Tode bedroht und weiß nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen kann. Wen von ihren Freunden hat sie noch auf ihrer Seite? Wieso verhält sich ihr Mann so seltsam, was hat der Hypnotiseur Dr. Brinkhus damit zu tun? Wird sie verrückt oder was sind das für Halluzinationen, die sie unkontrolliert überkommen?
Als Leser war ich mehr als hin- und hergerissen. Immer wenn ich dachte, dass ich mit meinen Vermutungen richtig lag, schmiss die Autorin alles wieder um und ich musste mich völlig neu orientieren. Nichts, was irgendwie klar vor Augen lag, war es noch im nächsten Moment.
Letztendlich geht man mit Inka durch einen tiefen schmutzigen Sumpf, den man anfangs nicht mal andeutungsweise vermutet.

Das Thema Hypnose wurde von der Autorin hervorragend recherchiert, dass mir das Thema nun nicht mehr so egal ist, hat sie auch zu verantworten.
Ihr ist es gelungen, mich von der ersten Seite an in das Geschehen hineinzuziehen und mich bis zum bitteren Ende bei der Stange zu halten. Das Buch aus der Hand legen, ging gar nicht, ich musste es in einem Rutsch durchlesen.

Das war der erste Band um die Journalistin Inka Mayer und sie hat sich selbst die Messlatte für künftige Bände sehr hoch gesetzt. Man kann also nur gespannt bleiben.
Sina Beerwald hat sich mit diesem Roman in die Garde der thrillerschreibenden deutschen Autoren eingeschrieben, ein Name, den man im Auge behalten sollte.

Bewertung vom 15.09.2012
Mutterliebst
Heugten, Antoinette van

Mutterliebst


ausgezeichnet

Wie reagiert eine Mutter, die ihren Sohn blutbefleckt mit einem Tatwerkzeug in der Hand neben einer grausam zugerichteten Leiche sitzen sieht?
Danielle, Rechtsanwältin und die Mutter vom autistischen Max versucht, ihren Sohn zu beschützen und mit ihm vom Tatort zu fliehen.
Seit sie ihren Sohn Max in die Maitland-Klinik bringen musste, muss sie zusehen, wie er sich vom Wesen her verändert hat. Hinweise an die Ärzte, dass das nicht ihr Sohn ist, den diese nach Untersuchungen und Beobachtungen beurteilen, werden nicht beachtet, bis er eines Tages neben der Leiche von Jonas gefunden wird und es klar ist, dass nur er den Mord begangen haben kann.
Danielle kämpft mit allen Mitteln und gegen die Zeit, denn sie will beweisen, dass nicht ihr Sohn der Täter war. Ihr ist jedes Mittel recht, auch wenn sie selbst dafür das Gesetz brechen muss und gegen Auflagen verstoßen muss.

Der Roman beginnt recht schleppend ... viele medizinische Erläuterungen, keine großartige Handlung... bis zum Mord an Jonas, einem weiteren Insassen der Maitland-Klinik, für den Max verantwortlich gemacht wird. Max jedoch hat keinerlei Erinnerungen an seine Tat.

Von diesem Augenblick an wird man von der Geschichte gepackt, förmlich in sie hineinkatapultiert, sie lässt den Leser nicht mehr los.
Man erlebt, wie aus einer Mutter, die ihr Kind liebt und um sein Wohl besorgt ist, eine Kämpferin wird, die nichts unversucht lässt, die Unschuld von Max zu beweisen. Da sie selbst nur gegen Kaution auf freiem Fuß ist, denn sie wollte mit Max vom Tatort fliehen, sind ihre Möglichkeiten ziemlich begrenzt, zumal sie mit einer Fußfessel belegt wurde und ihre Reichweite beschränkt ist.
Trotz dieser Widrigkeiten und dem Wissen, dass sie im Knast landen wird, wenn sie gegen die Auflagen verstößt, sucht sie Beweise, auch wenn die Mittel und Wege alles andere als legal sind. Es ist ihr egal, was aus ihr wird, Hauptsache es gelingt ihr, Max aus der Untersuchungshaft heraus zu bekommen.
Ihr Einfallsreichtum, die Auflagen zu umgehen, ist genial. Als Leser fiebert man mit Danielle mit, immer hoffend, dass sie es schaffen wird, den Mörder zu identifizieren. Es bleibt ihr nicht viel Zeit, denn die Anhörung vor Gericht ist sehr kurzfristig einberufen worden.

Was Danielle aber letztendlich ans Licht zerrt, ist hardcoremäßig. Auch wenn man sich als Leser so seine Gedanken gemacht hat und ahnt, wer der Mörder sein könnte, ist man dann doch entsetzt, man kann und will es eigentlich nicht wahrhaben.
Man blickt in Abgründe, die vom normalen Verstand nicht greifbar sind.

Die Protagonistin Danielle ist sehr sympathisch gezeichnet und ihre Handlungen lassen sich als Mutter sehr gut nachvollziehen. Auch ihr Anwalt Tony Sevillas und dessen Freund, der Privatdektiv Doaks, sind zwei Charaktere, die das Buch bereichern.

Auch wenn die Krankheit des Autismus hier ein wenig beschönigt wird, schmälert es nicht das Vergnügen, hier einen Thriller in der Hand zu haben, der einen packt und nicht mehr loslässt.

Bewertung vom 12.09.2012
Sehnsucht nach Sansibar
Jary, Micaela

Sehnsucht nach Sansibar


sehr gut

Während der Fahrt von Hamburg nach Sansibar, die die junge Reederstochter Victoria Wesermann aufgrund eines Skandals antreten musste, lernt sie die beiden Frauen Juliane von Braun und Antonia Geisenfelder kennen. Juliane begleitet ihren Vater, der aus Geschäftsgründen nach Sansibar reist, um mehr Zeit mit ihm verbringen zu können und Antonia, die gern Medizin studiert hätte, wenn Frauen zugelassen wären, ist die Sekretärin und Assistentin von Dr. Max Seiboldt, der auf den Spuren der Cholera forscht.
Die drei Frauen freunden sich an und vereinbaren, dass sie sich regelmäßig nach der Landung in Sansibar treffen wollen, um den Kontakt nicht zu verlieren.
Keine von ihnen ahnt, was sie auf Sansibar erwartet, aber das Schicksal der drei Frauen wartet dort auf sie ...

Micaela Jary hat ihren Roman im Jahr 1888 angesiedelt. Eine Zeit, in der Frauen nicht studieren durften, Töchter die Männer heirateten, den ihre Väter ihnen ausgesucht haben und wo Lehrerinnen nicht heiraten dürfen.
Sie lässt ihn in der zauberhaften Welt von Sansibar, einer ostafrikanischen Insel im Indischen Ozean spielen.
Mit Wortgewalt lässt die Autorin die Insel vor den Augen des Lesers entstehen. Mit ausgiebigen Beschreibungen und Wahrnehmungen fühlte auch ich mich bald heimisch auf dieser Insel. Die Gerüche der Insel mit seinen Düften von Gewürzen schien mir in der Nase zu liegen, das Ambiente der Insel erschien mir vertraut.
Immer wieder in die Handlung eingebaut wurden Landschaftsbeschreibungen, die nicht einmal im Ansatz ahnen ließen, dass die Autorin selbst noch nie vor Ort war.

Der Roman handelt von der Freundschaft dreier Frauen, die ihren Weg gehen wollen, jede auf ihre eigene Weise.
Sehr gut zeigt Micaela Jary auf, wie schwer es ist, diese Freundschaft zu halten trotz gesellschaftlicher Unterschiede der Frauen. Aus Gründen des "Guten Tons" oder des Anstandes wegen trauen sie sich oftmals nicht, über Dinge zu reden, die sich nicht gehören. In der heutigen Zeit nicht mehr nachzuvollziehen, welchen Zwängen die Frauen früher ausgesetzt waren.

Die Autorin gewährt dem Leser Einblick in das Leben der Frauen im späten 19. Jh. Er erhält Einblick in die Räumlichkeiten und Geflogenheiten im Sultanspalast, erlebt einen Teil der Geschichte um die blutigen Aufstände in Sansibar und er erfährt auch von den sozialen Missständen im Land.

Micaela Jary macht durch ihre Beschreibungen neugierig auf Sansibar, das heute mit zu den ärmsten Gegenden Afrikas zählt.
Ein Roman, der auch etwas über die Anfänge der Frauenbewegung erzählt und der betroffen macht.

Auch wenn es in dem Roman ein wenig um Liebe geht, sehe ich den Hauptaugenmerk auf eine wunderbare Freundschaft zwischen drei völlig unterschiedlichen Frauen, die sich einst auf einer Schiffsfahrt kennen gelernt haben.