Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anette1809 - katzemitbuch.de
Wohnort: 
Sulzheim
Über mich: 
Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2010
Pastworld
Beck, Ian

Pastworld


gut

Im Jahre 2048 besuchen die Londoner den Themenpark "Pastworld", um die Wirklichkeit des viktorianischen Lebens zu erleben, wie es früher einmal gewesen ist.
Auf schicksalhafte Weise treffen sich hier die Wege des jungen Caleb, der eigentlich nur als Tourist in Pastworld unterwegs ist und der hübschen Eve, die - im Gegensatz zu den meisten anderen Bewohnern von Pastworld - bislang keine Ahnung von der Existenz einer Außenwelt hatte.
Über allem schwebt die unheilvolle Präsens des Phantoms, der mit seinen grausamen Taten an die Machenschaften von Jack the Ripper erinnert...

Eigene Meinung:
Ian Becks "Pastworld" liegt eine interessante Idee zu Grunde, aus der man viel hätte machen können. Ein Themenpark, abgetrennt von der Außenwelt durch eine gigantische Kuppel. Sogar Touristen oder Gaffer, wie sie von den Pastworld-Bewohnern genannt werden, müssen sich zu 100% authentisch in das viktorianische Zeitalter integrieren, und dürfen keine Kleidung oder Geräte aus dem Jahre 2048 mit sich führen, wenn sie Pastworld besuchen wollen.
Leider führten in erster Linie stilistische Mittel des Autors dazu, dass mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen konnte.
Eigentlich lese ich sehr gerne Bücher, die zwischen verschiedenen Handlungssträngen oder Erzählperspektiven wechseln. Ian Beck bedient sich dieser Erzählweise: es laufen mehrere parallele Handlungsstränge in Pastworld ab: die Flucht Calebs, der in den Mordfall von Eves Ziehvater verwickelt wird, die Polizeiarbeit und die düsteren Machenschaften des Phantoms, das als Drahtzieher hinter den unheilvollen Vorkommnissen in Pastworld steckt. Das Ganze wird immer wieder unterbrochen von Fragmenten aus Eves Tagebuch in der Ich-Perspektive. Diese Tagebuchnotizen wirkten wohltuend strukturiert auf mich und glätteten die "Erzähl-Wogen" der anderen Handlungsstränge etwas, die auf mich leider oftmals zu abgehackt und wirr wirkten. Dass Ian Beck es leider nicht versteht Charaktere mit echter Tiefe zu erzeugen, trug sein Übriges dazu bei, dass mich diese Geschichte nicht fesseln konnte. Eve ist überhaupt der einzige Charakter in der ganzen Geschichte, der nicht völlig farblos herüberkommt. Dazu kam ein in meinen Augen sehr vorhersehbares Ende, das mich absolut nicht von den Socken gehauen hat. Man kann sich eigentlich von Anfang an zusammenreimen, worauf die Handlung herauslaufen wird. Neben den agierenden Personen bleibt auch die Stadt London durchgehend blass. Eigentlich bekommen Bücher, die in London spielen, bei mir meistens einen Bonuspunkt für das Setting, aber das London in Ian Becks Roman kann durch jede x-beliebige Stadt ersetzt werden, für mich war in diesem Buch nichts "typisch" für meine Lieblingsstadt und nur die Präsens einer Figur namens Phantom, die Erinnerungen an Jack the Ripper wachruft, macht aus einer Stadt des späten 19. Jahrhunderts noch lange kein pulsierendes und schillerndes London. "Pastworld" mag auf die Besucher aus dem Jahr 2048 authentisch wirken, auf mich leider nicht!
Die Idee eines viktorianischen Themenparks, Eves Tagebuchfragmente und die Gestaltung im Inneren des Buches lassen "Pastworld" noch zu einer netten Lektüre werden, aber mehr auch nicht.

Aufmachung des Buches:
Der Titel in Hologrammfolie ist auf jeden Fall ein Eyecatcher, der die Blicke im Buchladen auf sich zieht und unterstreicht die Gegenüberstellung Zukunft/viktorianisches London sehr gekonnt, da der Rest der Umschlaggestaltung mit dem Motiv aus Pastworld auf der Vorderseite und einem alten Plakat auf der Rückseite wunderbar altmodisch anmutet.

Fazit:
Ein Mix aus Fantasy und Science Fiction, der Leser auf der Suche nach düsteren Abenteuern vielleicht begeistern kann. Mir persönlich war der Schreibstil des Autors leider zu abgehackt und wirr und die Charaktere nicht tief genug ausgearbeitet.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2010
Worldshaker
Harland, Richard

Worldshaker


ausgezeichnet

"Worldshaker" spielt nicht im viktorianischen England, sondern in einer alternativen Gegenwart des Jahres 1995, die viktorianisch geprägt ist. Es ist ein Steampunk-Roman der ohne magische Elemente auskommt, sondern den Schwerpunkt vor allem auf den sozialkritischen Aspekt legt.
Der Worldshaker ist der Juggernaut des britischen Königreichs unter Queen Victoria II, ein Weltenschiff, das Kontinente und Ozeane im Wettstreit mit den Juggernauts der anderen Großmächte durchquert. Ein mobiler Staat, riesig wie ein Berg, angetrieben von der elementaren Kraft des Dampfes.
Die oberen Decks sind bevölkert mit Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsklassen, ganz unten im Bauch des Worldshakers aber hausen die Dreckigen, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass der Worldshaker nie stillsteht.
Richard Harland schreibt keine ausführliche Einleitung, sondern lässt seine Leser vielmehr gleich an Bord des Worldshakers gehen, um dort am Leben des 16jährigen Colbert Porpentine teil zu haben und hautnah eine schicksalhafte Begegnung mit zu erleben, die das Leben Cols und den ganzen Worldshaker in seinen Grundfesten erschüttern wird.
Colbert Porpentine ist der Enkel des Oberbefehlshabers des Worldshaker Sir Mormus und soll eines Tages dessen Nachfolge antreten. Col ist mit seinen 16 Jahren sehr naiv und besitzt nur ein eingeschränktes Blickfeld auf die Gesellschaft am Bord des Worldshakers. Über die Dreckigen spricht man nicht, und so weiß er über diese Wesen nur das, was ihm durch seine Familie oder die Schule vermittelt wird. Eines Tages bekommt Cols unbeschwertes Leben einen tiefen Riss, als die Dreckige Riff seinen Weg kreuzt. Riff ist wild, revolutionär und ausgesprochen hübsch! Kein Wunder also, dass sie Col nicht nur mit ihren Äußerungen durcheinander bringt. Natürlich glaubt er Riff nicht, die ihm erzählt, dass nicht alles richtig und gut ist, was an Bord des Worldshakers passiert. Warum sollte er die gesellschaftlichen Regeln der Elite in Frage stellen, die ihm ein Gefühl der Sicherheit vermitteln und die gesamte Welt verkörpern die er kennt?
Auch wenn Harlands Charaktere zunächst stereotyp die Gesellschaftsklassen zu verkörpern scheinen, so hält Col längst nicht die größte Überraschung in Sachen Charakterentwicklung parat.
Der Kulisse des Worldshakers kann man sich bereits nach wenigen Kapiteln nicht mehr entziehen, die Gegenüberstellung der pompösen Oberdecks, die sogar Schulen, Ausflugsdecks und Bibliotheken enthalten und der düster-realistischen Atmosphäre der unteren Decks, in deren Bauch die Dreckigen ihre gefährliche Arbeit verrichten, um den Worldshaker am Laufen zu Halten. Wenn man das Elend und die Gewalt vor Augen geführt bekommt, weiß man, dass das alles nur in einer Revolution enden kann.
Die oft nur kurz gehaltenen Kapitel treiben die Handlung voran wie die regelmäßig laufenden Motoren des Worldshakers, man kann sich der Handlung auf engsten Raum nur schwer entziehen, und gleichermaßen, wie Col immer mehr Wissen über die Vorgänge an Bord des Worldshakers gelangt, wächst das Verstehen auf Seiten des Lesers. Obwohl Col kein Ich-Erzähler ist, kann man sich mit ihm als Leser am besten identifizieren, da er zu Anfang ebenfalls nur über Cols eingeschränkte Sichtweise verfügt und nur nach und nach Einblick über das komplette Ausmaß der Kluft zwischen Elite und Dreckigen erhält.
Viel zu schnell hat man dieses Buch verschlungen, aber man verdaut noch tagelang an dem sozialkritischen Stoff. Vor allem, da der Autor Richard Harland den Leser nicht mit einem "Happily ever after" aus der Geschichte entlässt. Vielmehr gibt er dem Leser einen Ausblick auf die Fortsetzung "Liberator" mit auf dem Weg, die klar macht: Nach der Revolution ist vor der Revolution! Oder wie Harland selbst sagt: Worldshaker hatte den Vorteil eine Welt zu erschaffen, aber Liberator hat die größere Story.
Wenn es mir schon so schwer fiel den Worldshaker aus der Hand zu legen, bin ich nun mehr als gespannt auf den Liberator!

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2010
Schule der Gaukler
Sillig, Olivier

Schule der Gaukler


sehr gut

Olivier Sillig erzählt die Lebensgeschichte des Gauklers Hardouin, im Gepäck ein in Alkohol eingelegter Hermaphrodit. Es ist aber nicht nur seine Geschichte, sondern auch die Geschichte dieses namenslosen Hermaphroditen, seiner beiden Assistenten Tiécelin und Juan, und dem Grüppchen sonderbarer Menschen, die sich nach und nach dem Gaukler und Schauspieler auf seiner Reise durch Europa anschließen. Die Geschichte streift entführt den Leser auf den Karneval von Venedig, begleitet Kolumbus´ Fahrt nach Westen und zu guter letzt auf dem Galgenberg von Marseille.
Der Autor schreibt, als würde er nicht über das ausgehende Mittelalter schreiben, sondern als hätte er die Geschichten dieser Gaukler hautnah miterlebt. Es wirkt nichts erfunden, oder dazu gedichtet, die Sprache wirkt so echt und voller Magie, dass man sich tatsächlich ins Mittelalter versetzt fühlt. Zwischendurch hatte die Geschichte für mich einige Längen, als der Autor zu sehr auf die Sexualität der Protagonisten einging und der Erzählfluss unterbrochen wurde von einer Rückblende in Hardouins Leben vor dem Zusammentreffen mit Tiécelin und einem Ausblick in die Zukunft, bei dem es zu einem Aufeinandertreffen Tiécelins mit Hardouins erstem Assistenten Juan kommt. Die handelten Protagonisten sind nicht nur durch ihren erwählten Beruf Grenzgänger der Gesellschaft, sondern auch durch angeborene oder erlangte Behinderungen, Homosexualität oder einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte. Einige Handlungsstränge tragen derart märchenhafte Züge, dass Realität und Utopie auf wundersame Weise vermischt werden.
Insgesamt war der Roman "Schule der Gaukler" ein außergewöhnliches Leseerlebnis für mich, da er von der Sprache und der Geschichte so unheimlich authentisch wirkt.
Direkt ins Auge gestochen ist mir in diesem Fall die Aufmachung des Buches. Der Klappentext ist um 90 Grad verdreht zum Buchcover zu lesen und beginnt zusammen mit dem Titel des Buches bereits auf dem Buchrücken.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2010
Mord im Gurkenbeet / Flavia de Luce Bd.1
Bradley, Alan

Mord im Gurkenbeet / Flavia de Luce Bd.1


ausgezeichnet

Mit "Mord im Gurkenbeet" hat Alan Bradley den Auftakt einer Reihe vorgelegt, die die beiden Genres Krimi und Jugendliteratur auf vortreffliche Weise verbindet. Im Gegensatz zu den Endloskrimireihen, bei denen meist ein geschiedener skandinavischer alkoholkranker Kommissar ermittelt, ist es erfrischend auf eine Reihe zu stoßen, die von vorneherein "nur" auf 6 Bände ausgelegt ist und bei deren Hauptfigur es sich um ein 11jähriges Mädchen mit einem ausgeprägten Hang zur Chemie handelt.

In ihren ersten Mordfall wird die 11jährige Flavia rein zufällig verstrickt. Im Gurkenbeet des de Luceschen Anwesens haucht ein Fremder seinen letzten Atemzug in Gegenwart der jungen Hobbydetektivin aus. Noch am Abend zuvor wurde Flavia Zeuge eines Streits, der zwischen ihrem Vater und eben diesem Fremden ausgetragen wurde. Sollte ihr Vater etwa den Tod des Mannes auf dem Gewissen haben? Flavia ermittelt auf eigene Faust und ist der ortsansässigen Polizei meist um eine neugierige Nasenspitze voraus. Im Laufe ihrer Ermittlungen entdeckt sie tatsächlich einen dunklen Punkt in der Vergangenheit ihres Vaters und bringt damit ihr Leben in Gefahr...

Obwohl der Kriminalfall äußerst einfallsreich konzipiert ist und ich trotz einer frühen Ahnung, wer in dem Mordfall die Finger im Spiel hatte, über die ganze Tragweite dieses Falls lange gegrübelt habe und mehr als einmal überrascht wurde, ist das Verbrechen neben dem, was den eigentlichen Charme dieser skurril-komischen Geschichte ausmacht, nur nebensächlich.
Alan Bradley hat mit Flavia eine naseweise und altkluge Figur geschaffen, die sicherlich keiner früher als kleine Schwester hätte haben wollen ;o) Neben dem kriminalistischen Handlungsstrang spielt auch Flavias Familienleben und die Beschreibung der einzelnen Charaktere eine große Rolle. Die junge Halbwaise lebt zusammen mit ihrem zurückgezogen lebenden Vater, ihren zwei älteren Schwestern, einer Köchin und dem Bediensteten Dogger auf dem ländlichen Anwesen Buckshaw. Ihre Schwestern Daffy und Feely müssen des öfteren als Versuchskaninchen für Flavias chemische Versuche herhalten, umgekehrt versuchen die beiden Großen der kleinen Schwester ständig weis zu machen, dass sie adoptiert ist, hach... da kommen beim Lesen nostalgische Gefühle auf, welchen "Spaß" man früher mit den eigenen Geschwistern hatte ;o)
Die Geschichte spielt in England Mitte des 20. Jahrhunderts unter der Herrschaft von König George VI. Sowohl das Setting als auch das begehrte und äußerst seltene Kleinod, um das sich der Mordfall dreht, sind "very british". Alan Bradley schreibt sehr authentisch, gewitzt und mit viel Sinn für Situationskomik. Wer Miss Marple mochte, wird Flavia lieben!

Reihen-Info:
1. The Sweetness at the Bottom of the Pie (Mord im Gurkenbeet)
2. The Weed that Strings the Hangman's Bag (Mord ist kein Kinderspiel)
3. A Red Herring Without Mustard
4. Seeds of Antiquity
5. Death in Camera
6. The Nasty Light of Day

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2010
Die Rose von Arabien
Lehmann, Christine

Die Rose von Arabien


gut

Die 16jährige Finja trifft auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt den jungen Scheich Chalil. Kurze Zeit später stellt sich heraus, dass er ein Student ihres Vaters ist und so scheint ein näheres Kennenlernen nicht ausgeschlossen. Doch hat diese Liebe zwischen Moderne und Tradition, zwischen Christentum und Islam überhaupt eine Chance, oder ist sie von vorneherein zum Scheitern verurteilt? Finja will dies herausfinden in dem Urlaub, den sie gemeinsam mit ihrem Vater in Chalils Heimatland verbringt. Schon bald machen sich erste Zweifel bei ihr bemerkbar. Finja würde ihre Heimat und ihre Freiheit aufgeben, um mit Chalil glücklich zu werden, doch ist er immer ehrlich zu ihr? Was hat es mit dem geheimnisvollen Mädchen Abra auf sich, dem Chalil schon zweimal das Leben gerettet hat? Finja und Chalil lassen sich auf viele Gefahren ein, um herauszufinden, was sie einander wirklich bedeuten.

Eigene Meinung:
Christine Lehmanns Schreibstil ist sehr ausgeschmückt und detailliert. Bei den Landschaftsbeschreibungen von Chalils Heimat meint man förmlich die glühende Hitze der Wüste spüren zu können, genauso wie am Anfang des Buches das weihnachtliche Flair des Stuttgarter Weihnachtsmarktes authentisch geschildert wird. Durch diese genauen Beschreibungen extremer Gegensätze wird die Kluft zwischen Finja und Chalil von Anfang an greifbar.
Im Laufe der Geschichte lernt man vieles über die Religionen Christentum und Islam, Naturerscheinungen wie Fata Morganas und Treibsand, und als märchenhaft orientalischer Rahmen für Finjas und Chalils Liebesgeschichte werden die alten Erzählungen 1001 Nacht von Scheherazade eingebunden. Auch Chalil selbst und seine Schwester Funda entpuppen sich als hervorragende Erzähler, und manchmal weiß man als Leser nicht, ob ihre Schilderungen auf Tatsachen beruhen oder neue Märchen aus 1001 Nacht sind. Diese Passagen im Buch haben mir am besten gefallen und die erste Hälfte des Romans flog nur so an mir vorbei. Doch in der zweiten Hälfte wurde mir manches zu viel. Wahrscheinlich hat mir die romantische Ader gefehlt, um diese Geschichte in vollen Zügen genießen zu können.
Ein 16jähriges Mädchen verliebt sich auf den ersten Blick in einen jungen Scheich - so weit so gut... Aber ich nehme einer 16jährigen nicht ab, dass sie für die große Liebe relativ schnell bereit ist ihre Heimat und ihre Freiheit aufzugeben, zum Islam überzutreten, und vor allen Dingen: als Zweitfrau mit anderen Frauen zusammen zu leben, da Chalil als Erstgeborener dazu verpflichtet ist als Erstfrau eine Frau islamischen Glaubens zu heiraten und mit ihr mindestens einen Sohn zu zeugen. Mir persönlich war das zu dick aufgetragen. Zehn Jahre später vielleicht, aber einem Teenager nehme ich diese besonnenen und abwägenden Gedankengänge nicht ab. Ein bisschen realistischer wurde das Ganze glücklicherweise noch durch die wenigen eingestreuten Rückblenden 4 Jahre später von der 20jährigen Finja, die auf ihre damaligen Erlebnisse blickt und selbst eingesteht, wie naiv sie in mancher Hinsicht war. Durch die gewählte Ich-Perspektive kann man sich außerdem gut in sie hineinversetzen und erlebt ihre Probleme hautnah mit.
Lässt man die Komponente Liebesgeschichte außer acht - oder ist romantischer veranlagt als ich es beispielsweise bin - erwartet einen eine märchenhafte Geschichte, die direkt aus Scheherazades Erzählungen stammen könnte, mit wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, die beim Lesen das Fernweh wecken!

Fazit:
Ohne die, in meinen Augen etwas übertrieben dargestellte, Liebesgeschichte zwischen Finja und Chilal erwartet junge Leserinnen mit "Die Rose von Arabien" ein exotisches Abenteuer, dass gut die unterschiedlichen Kulturen von Abendland und Morgenland beschreibt und bei dem man sich während des Lesens ganz nebenbei Wissen über Land und Leute aneignet.

7 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.09.2010
Hexe Pollonia macht das Rennen, m. Plüschhund
Diem, Angelika; Szesny, Susanne

Hexe Pollonia macht das Rennen, m. Plüschhund


ausgezeichnet

Die Zugabe dieses Pollonia-Abenteuers besteht aus einem kleinen Hund, dem Hexentier von Hilda Haselnuss.

Mit ihrem uralten Hexenbesen rechnet sich Pollonia zwar keinerlei Chancen aus für den Sieg beim großen Hexenbesenrennen, aber ein anderes Fluggerät hat sie nicht, nachdem sie ihren Superturbohexenbesen zu Schrott geflogen hat. Mit geputztem und frisch gestrichenem Besen und vielen Flugübungen zur Vorbereitung geht sie am Tag des Rennens an den Start. Schnell holen alle anderen Hexen Pollonia auf ihrem alten Besen ein und sie ist die letzte der großen Schar. Mit Hexensprüchen versucht sich Pollonia Vorteile zu verschaffen, aber wie gewöhnlich geht dabei alles schief. Außerdem ist es doch nicht sehr fair, sich damit den Sieg holen zu wollen, oder? Als Pollonia die Hexe Hilda Haselnuss und ihren Hund im Schlamm stecken sieht, siegt ihre Hilfsbereitschaft über ihren Ehrgeiz und sie hält an, um die beiden aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Die Ziellinie erreicht sie nun zwar als Letzte, aber auf Grund ihrer Hilfsbereitschaft hält die Oberhexe eine andere Überraschung für Pollonia parat...

Bei einem Wettbewerb kann es nicht nur Sieger geben, dass lernen kleine Bücherwürmer in diesem Abenteuer der Hexe Pollonia auf verhexte Art und Weise. Auch wenn Pollonia das Rennen verloren hat, so hat ihr der Wettbewerb trotz allem Spaß gemacht und eine neue Freundin hat sie außerdem gewonnen! Ist das nicht ein viel größerer Gewinn?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2010
Drei Wünsche hast du frei
Pearce, Jackson

Drei Wünsche hast du frei


ausgezeichnet

Für Viola bricht eine Welt zusammen, als sie von ihrem Freund Lawrence verlassen wird. Seit Jahren hat sie mit dem Traum gelebt ihren Sandkastenfreund eines Tages zu heiraten, bis zur Gewissheit wird, was sie eigentlich schon immer geahnt hat: Lawrence ist schwul. Lawrence avanchiert nach seinem Outing zum coolsten Typ der Schule, wohingegen Viola sich ohne Lawrence unvollständig und unsichtbar fühlt. Jeder in ihrer Klasse gehört der einen oder anderen Clique an. Manchmal wünscht sich Viola irgendwo dazuzugehören, auch wenn es vielleicht besser ist unsichtbar zu sein, als einen bestimmten Typ zu spielen, damit man es in die entsprechende Clique schafft. Eines Tages ist Violas Wunsch nicht mehr unsichtbar zu sein so stark, dass sie versehentlich einen Dschinn beschwört.
Doch nun, da sich Viola die Gelegenheit bietet drei Wünsche erfüllt zu bekommen, weiß sie nicht, was sie sich wünschen soll. In diese Situation kann sich wahrscheinlich fast jeder hinein versetzen. Wer hat nicht schon einmal davon geträumt drei Wünsche erfüllt zu bekommen? Und damit in der Zwickmühle gesteckt, welche drei Wünsche einem am wichtigsten wären, welche einen wirklich glücklich machen würden? Viola möchte bei der Wünscherei nichts überstürzen und Dschinn möchte nichts lieber als nach Caliban zurückzukehren.
Dschinn ist furchtbar schlecht gelaunt, findet er Menschen doch langweilig und nervtötend, doch je länger er bei Viola bleiben muss, desto klarer wird, warum Dschinn und Menschen keine nähere Bindung eingehen sollen: aus "der Dschinn" wird ein Junge namens Dschinn und aus "meine Herrin" wird Viola, und Dschinn fängt an eine Regel nach der anderen des Dschinn-Protokolls für seine Viola zu übertreten. Viola und Dschinn verbringen gezwungenermaßen viel Zeit miteinander und die Beweggründe für Violas Nicht-Wünschen verändern sich. Wo sie zuvor ihre Wünsche einfach nicht für "Dummes" verschwenden wollte, so tritt nun der Wunsch Dschinn nicht zu verlieren in den Vordergrund. Denn der dritte Wunsch ist gleichzeitig der Abschied von Dschinn und das Verlieren jeder Erinnerung an ihn. Natürlich muss Viola sich irgendwann etwas wünschen, dafür sorgen schon gewisse Regeln des Dschinn-Protokolls, aber wie es zu ihren Wünschen kommt und was sie sich wünscht... Wünschst du dir das jetzt zu erfahren?

"Drei Wünsche hast du frei" wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Perspektive von Viola und Dschinn erzählt, doch auch Lawrence spielt eine große Rolle im Laufe der Handlung, nur die anderen Charaktere bleiben eher blass, wobei mich das nicht weiter gestört hat. Die verwendete Sprache ist einfach und jugendlich gehalten, das merkt man vor allem an der in meinen Augen zu häufigen Verwendung von "Yeah", dass fast allen Protagonisten in den Mund gelegt wird. Da hätte sich die Übersetzerin gegenüber dem Original eine andere Lösung einfallen lassen sollen.
Die Geschichte um Viola, Dschinn und Lawrence ist zugegebener Maßen recht einfach gestrickt und stellenweise vorhersehbar, aber trotzdem eine der schönsten Geschichten um echte Freundschaft und wahre Liebe, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Vielleicht gerade weil die Geschichte ohne Effekthascherei, verschlungene Handlungsstränge und die allseits gegenwärtigen Vampire und Engel daherkommt. Und sind wir mal ehrlich: das wunderschöne Ende, bei dem ich ein paar Tränchen verdrückt habe, wäre doch in jedem Fall einer unserer drei Wünsche an einen Dschinn gewesen...

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2010
Mit Felix auf großer Deutschlandreise
Langen, Annette;Droop, Constanza

Mit Felix auf großer Deutschlandreise


ausgezeichnet

Die große Entdeckungstour durch Deutschland geht bereits auf den Vorsatzseiten von Felix´ neuem Abenteuer "Mit Felix auf großer Deutschlandreise" los. So können die kleinen Leser schon hier die ersten Sehenswürdigkeiten deutscher Städte und Landstriche entdecken: den Brocken im Harz, die Dülmener Wildpferde, den Rattenfänger von Hameln oder das Holstentor in Lübeck, um nur einige Beispiele zu nennen. Ich bin mir sicher, nicht jeder hat schon von allen hier vorgestellten Schätzen Deutschlands gehört oder gelesen, und so lohnt es sich sogar für Eltern gemeinsam mit ihren Kindern in diesem Buch auf Entdeckungsreise zu gehen.

Felix verbringt die Sommerferien mit Sophie und ihrer Familie auf Sylt. Gemeinsam entdecken die beiden ein geheimnisvolles Strandgut, ein dickes Buch mit dem Titel "Die vergessenen Schätze Deutschlands". Gespannt schmökern sie in den Geschichten von der Himmelsscheibe von Nebra oder dem Wikinger-Goldschatz, der bei einer Sturmflut auf der Insel Hiddensee zum Vorschein kam. Doch plötzlich reisst eine wilde Windboe Felix mit sich in die Luft und so gerät der kleine Hase auf eine Reise quer durch Deutschland, von der aus er Sophie vier Briefe schreibt und von seinen Erlebnissen berichtet.

Auch das neue Abenteuer von Felix setzt wieder auf das altbewährte Konzept aus echten Briefen und einer Überraschung zum Schluss des Buches. Die Briefe verschickt er aus Bremen, Dresden, aus der Nähe der Grube Messel und von irgendwo im Ruhrgebiet. Außer Felix´ Briefen enthalten zwei Umschläge noch eine weitere Überraschung parat. Die durchgehend illustrierte Geschichte wird ergänzt durch zahlreiche Klappen zum Öffnen, Fotos von Sehenswürdigkeiten und zusätzlichen Informationen, die wie Post-It´s über die Seiten verstreut sind. Bei den Klappen, die über die komplette Breite des Buches zu öffnen sind, habe ich allerdings zu bemängeln, dass sie komplett bis zur Mitte des Buches gingen. Für kleine, unvorsichtige Kinderhände sind diese Klappen sehr schwer einsehbar, ohne Einrisse in die Buchseiten zu riskieren. Besser wäre es gewesen, die Klappen einen Zentimeter vor der Mitte aufhören zu lassen. Bis auf diesen kleinen Mangel in der Umsetzung hat mich das neue Abenteuer des kleinen Hasen aber wieder restlos begeistert. Wer nach Felix´ turbulenten Abenteuern Deutschland alleine weiterentdecken möchte, kann dies durch das beiliegende großformatige Deutschland-Puzzle tun, das die detailverliebten Vorsatzseiten des Buches wiedergibt.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2010
Gut so, Hexe Pollonia, m. kleinem Plüschaffen
Diem, Angelika;Szesny, Susanne

Gut so, Hexe Pollonia, m. kleinem Plüschaffen


ausgezeichnet

Einen kleinen Affen gibt es als Zugabe zu dem Buch "Gut gemacht, Hexe Pollonia", aber nicht irgendeinen, sondern das Haustier der Chefhexe höchstpersönlich!

Safranillo überbringt Pollonia und Camillo die Nachricht, dass das nächste große Hexentreffen in ihrem Häuschen stattfinden soll. Doch die anfängliche Freude verfliegt sehr schnell, als die neidische Hexe Hiberia Majoran behauptet Pollonias Häuschen sei viel zu klein und schäbig, um darin ein richtiges Hexenfest feiern zu können. Pollonia nimmt sich diese harschen Worte sehr zu Herzen und versucht mit einigen Hexensprüchen eine passendere Unterkunft herbei zu zaubern. Doch das Lebkuchenhaus wird von den Waldtieren angeknabbert, in der Eisburg ist es kalt und ungemütlich und im Märchenschloss zu feiern macht keinen Spaß, da die Dienerschaft ständig Regeln und Verbote ausspricht. Zu guter Letzt entscheidet sich Pollonia doch dafür, die Feier in ihrem alten Häuschen abzuhalten, und dank ihrer guten Laune haben alle Gäste großen Spaß!

Die Aufmachung dieses Bilderbuches mit den aufklappbaren Seiten, auf denen die herbeigehexten Gebäude in Großformat zu sehen sind, und mit den in besonderer Schrift gedruckten Hexensprüchen, ist wieder rundum gelungen. Die bunten Bilder bieten jede Menge Details zum Entdecken, so dass das Buch auch nach mehrmaligem Ansehen nicht langweilig wird. Die Geschichte selbst hat relativ lange Textpassagen in Großdruck, so dass auch Leseanfänger viel Spaß mit Hexe Pollonia und ihrem Kater Camillo haben werden.
Kinder lernen, dass man nicht immer das Größte und Schönste von Allem haben muss, um Spaß und gute Laune zu haben. Gute Freunde, die gemeinsam mit einem Feiern, sind viel wichtiger als das ganze Drumherum!