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Tara
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Ratingen

Bewertungen

Insgesamt 1319 Bewertungen
Bewertung vom 22.02.2021
Grüne Seelen. Über die Weisheit der Natur
Schöberl, Thomas Lambert

Grüne Seelen. Über die Weisheit der Natur


ausgezeichnet

Alles ist mit allem verbunden

In seinem Buch "Grüne Seelen. Über die Weisheit der Natur" gibt der in München lebende Heilpraktiker, Experte für Naturheilkunde sowie Musik- und Kunstlehrer Thomas Lambert Schöberl Einblicke in sein Leben und macht gleichzeitig auf die Bedeutung der Natur für jeden einzelnen aufmerksam.

Zunächst erfährt man zahlreiche Wissenswerte Fakten über die Naturheilkunde und deren Ursprünge, sowie über den Beruf des Heilpraktikers, der seinem Patienten – im Gegensatz zum Arzt, der akute Leiden lindern / beheben soll - zur dauerhaften Selbsthilfe verhelfen möchte. Durch seine eigenen Erfahrungen und einen sehr angenehmen und eingängigen Schreibstil habe ich mich direkt angesprochen gefühlt und das Buch mit wachsendem Interesse gelesen.

Es ist beeindruckend zu erfahren, wie alles mit allem zusammenhängt und damit sind nicht nur Körper, Geist und Seele gemeint. Hier denkt der Autor viel weiter, bezieht die Natur und sogar den gesamten Kosmos mit ein.

Jeder Abschnitt beginnt mit einem passendem und interessanten Zitat einer bekannten Persönlichkeit wie z.B. Hildegard von Bingen, Aristoteles, Friedrich Schiller oder einer indianischen Weisheit. Damit wird die Zeitlosigkeit seiner Aussagen deutlich.

Im letzten Teil befinden sich einfache Übungen, um selbst aktiv zu werden, um ein neues Bewusstsein für viele alltägliche Dinge zu erlangen, eine Anleitung zum siebentägigen Fasten sowie interessante Rezepte für die Hausapotheke.

Mit diesem Buch ist mir bewusst geworden, dass das Wissen der Naturheilkunde einen enormen Umfang hat und von ebenso enormer Wichtigkeit für unser physisches und psychisches Wohlbefinden ist. Dabei liest sich dieser Ratgeber stellenweise fast poetisch und ist alles andere als ein rein informatives Sachbuch.

Mein Fazit: Ich hätte gerne mehr als 5 Sterne vergeben - unbedingt lesen !

Bewertung vom 20.02.2021
Die Verlorenen
Halls, Stacey

Die Verlorenen


ausgezeichnet

Ergreifend, atmosphärisch, fesselnd

„Die Verlorenen“ ist der zweite Roman der Autorin Stacey Halls

Die Handlung beginnt im November 1747. Bess Bright bringt eine Tochter zur Welt, die sie aber nicht behalten kann, da ihr und ihrer Familie das Geld fehlt. Sie bringt ihre Tochter Clara schweren Herzens in das Foundling Hospital. Dort werden die Kinder bis etwa zu ihrem sechsten Lebensjahr betreut, damit ihre Eltern Geld verdienen können und sie, wenn sie ausreichend verdient haben, um eine entsprechende Zahlung an das Hospital zu leisten, abholen können. Als Bess Jahre später dorthin zurückkehrt, um ihre Tochter zu sich zu holen, wurde diese bereits abgeholt. Clara lebt inzwischen unter dem namen Charlotte in guten Verhältnissen bei einer wohlhabenden und psychisch instabilen Frau, die sich nicht mehr von ihr trennen möchte.

In einem lebendigen und bildhaften Schreibstil schildert die Autorin die Situation in London im 18. Jahrhundert. Die Armut, in der ein Teil der Bevölkerung lebt, ist erschütternd. Die Kontraste zu der wohlhabenden Gesellschaft werden sprachlich gekonnt dargestellt. Durch verschiedene Perspektiven kann man gut in die Geschichte abtauchen. Mich hat der Wille von Bess, die sich von Anfang an nach ihrer Tochter sehnt und so sehr dafür kämpft sie wieder zu sehen, sehr berührt.

Das Foundling Hospital beruht auf Fakten. Diese Stiftung wurde 1741 in London eröffnet und diente der Aufnahme von Kindern, deren Mütter nicht für ihren Lebensunterhalt aufkommen konnte.

Mein Fazit: „Die Verlorenen“ ist ein gut recherchierter, fesselnder historischer Roman, der mich berührt und mitgenommen hat und über den ich ein Stück Londoner Geschichte kennengelernt habe.

Bewertung vom 20.02.2021
Homefarming
Rakers, Judith

Homefarming


ausgezeichnet

Jeder kann zum Selbstversorger werden

In ihrem Buch „Homefarming: Selbstversorgung ohne grünen Daumen“ berichtet die sonst als Tagesschau-Sprecherin und Talkshow-Moderatorin bekannte Autorin Judith Rakers über ihre ganz persönlichen Erfahrungen aus dem Bereich Selbstversorgung.

Ihr Buch hat sie in drei Abschnitte eingeteilt: Gemüseanbau, Hühnerhaltung und die Verarbeitung der produzierten Lebensmittel.

Der Schreibstil der Autorin ist äußerst unterhaltsam. Neben Tipps und Ratschlägen erfährt man so einiges aus ihrem Leben. Amüsante Anekdoten und persönliche Erfahrungen, die zeigen, dass auch bei ihr nicht immer alles auf Anhieb geklappt hat, geben dem Buch eine sehr persönliche Note.

Während bei anderen Ratgebern oft ein wenig Vorwissen hilfreich ist, erklärt Frau Rakers alles von Grund auf. Selbst jemand der sich erstmalig mit dem Thema beschäftigt, wird ihre bodenständigen Tipps verstehen und umsetzen könne. Auch wenn einem nicht viel Platz zur Verfügung steht, dass Gemüseanbau überall möglich, wird hier mehr als deutlich. Dem eigenen Gärtnern steht nichts im Wege, wenn man es wirklich will.

Ein großer Teil des Buches ist der Hühnerhaltung gewidmet. Für mich war dies wenig relevant, trotzdem habe ich den Abschnitt komplett gelesen, da die Informationen interessant sind und unterhaltsam umgesetzt wurden.

Zahlreiche einfache, unkomplizierte Gartentipps, die hier gut verständlich erklärt und mit tollen Bildern unterlegt wurden, machen direkt Lust mit dem eigenen Homefarming zu beginnen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2021
Die Frau vom Strand (eBook, ePUB)
Johann, Petra

Die Frau vom Strand (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Folgenschwere Begegnung

„Die Frau vom Strand“ ist ein spannender Thriller der Autorin Petra Johann.

Rebecca wohnt mit ihrer Tochter und ihrer Frau Lucy in einem tollen Haus an der Ostsee. Eigentlich wäre alles perfekt, wenn Lucy nicht so häufig beruflich unterwegs wäre. Als Rebecca am Strand zufällig auf Julia trifft und dieser weiterhelfen kann, lädt sie diese im Anschluss ein. Es entsteht eine Freundschaft und die beiden treffen sich häufiger. Aber auf einmal verschwindet Julia und Rebecca steht vor einem Rätsel.

Das Buch ist in sechs Abschnitte unterteilt und beginnt mit einem Rückblick auf die vergangenen Ereignisse aus Rebeccas Sicht. Der Beginn erscheint recht harmlos, trotzdem hatte ich schnell die ersten Fragezeichen im Kopf. Wer ist Julia wirklich und warum ist sie wieder verschwunden ?

In dem folgendem Abschnitt beginnt Kommissarin Edda Timm mit ihren Ermittlungen zu einem Mord. Durch die Einblicke in ihre Arbeit wurden immer wieder neue Fragen aufgeworfen. Die Vorgehensweise der Kommissarin ist ebenso interessant wie fesselnd und immer, wenn ich gedacht habe, dass sie der Lösung näher kommt, kam es zu einer Wendung oder es gab einen neuen Hinweis und ich konnte meine Idee wieder verwerfen. Petra Johann versteht es zu fesseln.

Ihre Charaktere wirken authentisch und lebendig und sie fängt die Atmosphäre der Umgebung gekonnt ein.
Im Verlauf der Handlung werden zahlreiche Fragen aufgeworfen, die aber zum Ende alle beantwortet werden, so dass die gesamte Handlung in sich rund und stimmig ist.

Ein wirklich grandioser Thriller, der mich bestens unterhalten hat und gespannt auf weitere Werke der Autorin warten lässt.

Bewertung vom 16.02.2021
Zicke, zacke, tot
Werner, Ingrid

Zicke, zacke, tot


sehr gut

Humorvoller Krimi mit viel Lokalkolorit

„Zicke, zacke, tot“ ist der dritte Fall für die Heilpraktikerin Karin Schneider von der Autorin Ingrid Werner. Der Roman lässt sich unabhängig von den beiden vorherigen Bänden lesen, da die Fälle in sich abgeschlossen sind.

Eigentlich sollte Karin den untreuen Ehemann einer Bekannten im Auge behalten aber ziemlich unerwartet befindet sie sich dann mitten in einem Mordfall. Eine Patientin von ihr soll sich umgebracht haben, aber an Selbstmord glaubt Karin nicht und beginnt zu ermitteln. Ihre Verdächtigungen gehen in sämtliche Richtungen und sie dem Täter gefährlich nahe….

Der humorvolle Schreibstil der Autorin lässt sich leicht und locker lesen. Atmosphäre und Flair der Gegend kommen gut durch und der Dialekt in den Dialogen lässt die Handlung lebendig und authentisch werden.
Die Handlung erstreckt sich über fünf Tage und zu jedem gibt es ein Kapitel, in dem die Ereignisse detailliert geschildert werden.

Karin ist wirklich eine ungewöhnliche Hobbyermittlerin. Sie geht ein wenig kopflos vor, lässt sich von dem charmanten George den Kopf verdrehen und sorgt durch ihre chaotische Vorgehensweise leider auch für unnötige Kollateralschäden.

Mich hat das Buch gut unterhalten und wer Krimis mit viel Lokalkolorit und Humor mag, liegt hier richtig.

Bewertung vom 14.02.2021
Otmars Söhne
Buwalda, Peter

Otmars Söhne


sehr gut

Beeindruckend, aber nicht ganz einfach

„Otmars Söhne“ ist der erste Teil einer Trilogie des belgischen in Amsterdam lebenden Autors Peter Buwalda.

Dolf ist ohne seinen Vater aufgewachsen, da dieser seine Mutter schon vor seiner Geburt sitzen ließ. Er vermisst ihn auch nicht, da seine Mutter nur abwertend über ihn berichtet. Als Dolf zehn Jahre ist, lernt seine Mutter Otmar kennen, der für ihn zum Vater wird. Dolf wächst gemeinsam mit seinen beiden Stiefgeschwistern auf.

Es folgt eine ungewöhnliche Familiengeschichte. Eigentlich ist eine Patchworkfamilie heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr, aber in dieser Konstellation und mit diesen Hintergründen, ist sie es dann irgendwie doch.

Die Ereignisse des Romans werden nicht chronologisch erzählt. Der Autor wechselt die Schauplätze und Zeiten ohne Ankündigung. Als Kapitelüberschriften gibt es lediglich Ziffern, die interessanterweise rückwärts von 111 bis 75 gehen.

Die Charaktere sind jeder für sich interessant, aber auch ein wenig schräg. Trotzdem wirken sie authentisch, ihre Gedanken und Gefühle sind nachvollziehbar.
Peter Buwalda hat aus einer ganz normalen Familiengeschichte ein beeindruckendes Leseerlebnis gemacht, das aber nicht immer ganz einfach zu lesen ist. Neben der Familie, dem Zusammenfinden der neuen Familie und der Suche nach dem Erzeuger, der Reise in die eigene Vergangenheit und der Selbstfindung, geht es um Verantwortung und die eigene Identität. Damit wird hier auf ein umfassendes Spektrum zugegriffen, das nicht immer einfach zu erfassen ist.

Fazit: Ein Buch, für das man sich Zeit nehmen muss, ebenso tiefgründig wie beeindruckend.

Bewertung vom 14.02.2021
Was wir scheinen
Keller, Hildegard E.

Was wir scheinen


ausgezeichnet

Eine Lebensreise

„Was wir scheinen“ ist das Debüt der Schweizer Autorin, Literaturwissenschaftlerin und Literaturkritikerin Hildegard E. Keller.

Ich lese sehr gerne Biografien über starke Persönlichkeiten und das ist Hannah Arendt definitiv. Eine Frau, die als Querdenkerin wahrgenommen wurde, bekannt wurde mit ihrer Berichterstattung über den Eichmann-Prozeß und heute eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts ist.
In diesem Roman gibt die Autorin intensive und intime Einblicke in das Leben von Hannah Arendt. Sie berichtet nicht chronologisch, sondern springt zwischen den Zeiten und Orten hin und her. Die Handlung beginnt 1975 auf der Reise nach Tegna in einem Zug. Man durchlebt mit ihr die verschiedensten Stationen ihres Lebens, reist von Königsberg über Berlin und Paris nach New York und Jerusalem, Zürich, Basel und Rom wieder nach Tessin. Hannah Arendt wird in diesem Roman lebendig und ihr Drang unabhängig und frei zu sein ist spürbar. Dabei findet der Eichmann-Prozess natürlich auch Platz und man begegnet weiteren bekannten Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts.

Der Erzählstil ist lebendig, Dialoge, Zitate und kurze Gedichte sorgen für Abwechslung.

Genau wie das Buch begann, endet es auch: in einem Zug. Damit hat die Autorin einen wunderbaren Bogen gespannt und das Leben von Hannah Arendt geschickt eingerahmt.

Ich habe mit diesem Roman eine ganz neue Seite von der unbequemen Querdenkerin und Philosophin kennengelernt. Sie hatte auch eine verletzliche und sanfte Seite, die die Öffentlichkeit nicht zu sehen bekam.

Man merkt, dass Hildegard E. Keller für ihr Buch ausgiebig recherchiert hat und wer sich für interessante Persönlichkeiten des 20 Jahrhunderts interessiert, sollte dieses Buch lesen.

Bewertung vom 13.02.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


ausgezeichnet

Very british

„Das Windsor-Komplott: Die Queen ermittelt“ ist ein gelungener Auftakt der Cosy-Crime-Serie der in London lebenden Autorin S J Bennett mit einem äußerst charmanten Ermittlerduo – der Queen und ihrer Privatsekretärin Rozie.

Ausgerechnet während einer Feier auf Windsor Castle kommt ein russischer Pianist ums Leben. Der Security Service hat direkt die Russen in Verdacht, aber Queen Elisabeth traut ihrem Geheimdienst nicht allzu viel zu und beschließt die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen. Dies geschieht natürlich ganz heimlich und dezent. Gemeinsam mit ihrer nigerianischen Privatsekretärin Rozie beginnt sie die Situation zu analysieren.

Trotz ihres Alters ist die Queen noch äußerst aufmerksam, ihr entgeht nichts, sie registriert alles und hat ein Gedächtnis, das sich so manch einer wünschen würde. Mit Rozie hat sie einer äußerst loyale Mitarbeitern, die stets in den Momenten einspringt, in denen sich die Queen zurückhalten muss. Die Queen wird hier genau so dargestellt, wie ich sie mir vorgestellt habe - fair, pflichtbewusst, familiär, clever und angemessen zurückhaltend.

Die Anzahl der Charaktere ist in diesem Buch enorm und ich muss zugeben, dass es mir nicht gelungen ist den Überblick zu behalten. Trotzdem fand ich das Buch großartig. Der britische Humor, die royale Atmosphäre auf Windsor Castle und die Dialoge zwischen Elizabeth und Prinz Philipp sind einfach großartig. Ihr Gatte scheint der einzige zu sein, der ihr offen und direkt de Wahrheit sagt und dessen Ausdrucksweise nicht immer unbedingt royal ist. Mir hat das gesamte Drumherum total gut gefallen, auch wenn dabei die Ermittlungsarbeiten zeitweise ein wenig in den Hintergrund geraten sind.

Mein Fazit: Das Buch ist ein toller Reihenauftakt für Cosy Crime Fans und ich freue mich schon auf weitere Fälle mit der Queen und Rozie.

Bewertung vom 07.02.2021
Glückskinder
Simon, Teresa

Glückskinder


ausgezeichnet

Gut recherchierter historischer Roman mit berührenden Schicksalen

„Glückskinder“ ist ein historischer Roman der Autorin Teresa Simon, der unter die Haut geht und fesselt.
Zunächst lernt man die Holländerin Griet van Mook kennen, die im Widerstand verhaftet wurde, eine harte Zeit als Zwangsarbeiterin hinter sich hat und nach dem Krieg in München ein Zimmer zugewiesen bekommt. Aber nicht nur sie, auch Toni mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester sowie Tonis Cousin Benno und seine Mutter brauchen eine neue Unterkunft. Sie alle kommen bei Tonis Tante Vev unter. Es wird eng, aber das ist nicht das einzige Problem, auch die unterschiedliche Gesinnung – während Tante Vev und Toni und ihre Familie konsequente Gegner des Hitlerregimes sind, hält Benno auch nach Kriegsende diesem die Treue - sorgt für Spannungen.
Auch wenn der Krieg vorbei ist, das Leben ist anstrengend, der Schwarzmarkt boomt und die Menschen sind verunsichert. Nach der anfänglichen Abneigung bewegen sich Griet und Toni langsam aufeinander zu.
Der Schreibstil der Autorin ist einnehmend und fesselnd. Ihre Charaktere wirken authentisch, lebendig und ihr Handeln und ihre Ängste sind nachvollziehbar. Sie versteht es die Schauplätze und die Atmosphäre lebendig werden zu lassen. Während des Lesens hatte ich die Straßen von München vor Augen, ebenso die Armut und spürbar war auch der langsam wieder lebendig werdende Lebensmut.
Jedes einzelne Schicksal ist berührend, die durchgestanden Ängste und Schreckmomente spürbar, aber genauso gelungen werden auch die ersten Lichtblicke beschrieben und man merkt wie die Hoffnung zurückkehrt und das Leben neu beginnt. Grausamkeiten werden hier genauso detailliert geschildert wie der zurückkehrende Lebensmut und die Hoffnung, die die Menschen nach dieser entbehrungsreichen Zeit neu schöpfen.
Der Roman ist insgesamt stimmig und wird durch das Nachwort, zusätzliche Informationen und Rezepte, die zum Zeitgeschehen passen, abgerundet. Man spürt auf jeder Seite wie viel Recherchearbeit dahintersteckt. Mich hat das Buch von der ersten Seite an gefesselt und ich kann es Liebhabern von gut recherchierten historischen Romanen nur ans Herz legen.

Bewertung vom 07.02.2021
Die Erfindung der Sprache
Baumheier, Anja

Die Erfindung der Sprache


ausgezeichnet

Eine ganz besondere Familie

„Die Erfindung der Sprache“ ist der dritte Roman der in Berlin lebenden Autorin Anja Baumheier.


Adam ist kein gewöhnlicher Junge, er ist anders als andere Menschen, beginnt erst spät zu sprechen und menschliche Beziehungen stehen für ihn nicht im Vordergrund. Seine Familie akzeptiert ihn so wie er ist und er wächst in einer liebevollen Umgebung auf. Als er dreizehn Jahre ist, verlässt sein Vater Hubert die Familie, woraufhin sich seine Mutter Oda vollkommen in sich zurückzieht.


Jahre später findet Adam in einem Buch Hinweise auf seinen Vater und begibt sich auf die Suche nach ihm.


Der Sprachstil der Autorin ist einzigartig. Sie baut mit ihren Worten regelrechte Kunstwerke, die man auf sich wirken lassen muss. Es gibt düstere und humorvolle Stellen und obwohl die Charaktere teilweise ein wenig skurril wirken und jeder etwas Besonderes ist, sind sie dennoch authentisch und lebendig. Adams Sicherheitsbedürfnis und wie er sich dagegen stemmt, seine Komfortzone verlässt, sich den neuen Bedingungen anpasst, wird zum Greifen Nahe dargestellt. Adam lässt sich auf das ein, was das Leben ihm bietet und es ist einfach wunderbar seine Entwicklung zu verfolgen. Aber es geht nicht nur um Adam und sein Leben, sondern auch um andere Schicksale, die ebenso interessant nachzuverfolgen sind.


„Die Erfindung er Sprache“ ist kein Buch für zwischendurch, sondern eines das Raum und Zeit braucht und dessen Botschaft mich auch nach dem Lesen noch beschäftigt.