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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2010
Männertaxi
Koßmann, Andrea

Männertaxi


weniger gut

Isabel Schwärzenbach ist nun 35 Jahre alt und wurde nach 7 Jahren Beziehung von ihrem Freund Tom wegen einer Praktikantin verlassen. Sie schwört sich: Nie wieder Liebeskummer nur noch Spaß ohne Verpflichtungen. Das sieht ihre Freundin Pia genauso. So beschließen die beiden Freundinnen eines Abends alkoholisiertem Zustand eine Callboyagentur zu gründen und die Herren natürlich selber vorzutesten.

Die Autorin Andrea Koßmann im Internet keine Unbekannte. Kossis Welt und Kossis Videorezensionen sind durchaus bekannt. Die Autorin ist sympathisch und nett und daher fällt es mir schwer, diese Rezension zu schreiben, denn ich will keine Kossi Bonuspunkte verteilen und Bücher nur ehrlich bewerten, unabhängig ob mir der Autor sympathisch ist oder nicht. Das vorweg, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich für diese Bewertung vom Kossi Fanclub sicherlich mit vielen „Nicht hilfreich“ bewertet werden werde. Ich bin mit einer absolut positiven Einstellung an dieses Buch herangegangen. Wäre das Buch nicht von Kossi, hätte ich bei S. 200 wahrscheinlich abgebrochen und nicht noch einen wunderbar sonnigen Nachmittag an dieses Buch verschwendet.

Kossi hat sich den Traum erfüllt, den viele Bücherliebhaber hegen, sie hat ihr eigenes Buch geschrieben. Sie hat es getan weil sie dazu herausgefordert wurde (von wem? Das steht in den Danksagungen und in ihrem Blog). Die Hauptperson ist Kossi Fans bereits aus der Isa-Schwärzenbach-Kolumne von Kossis Welt bekannt. Soviel zur Vorgeschichte.

Ich kann jedoch leider mit Isa Schwärzenbach noch mit ihrer Freundin Pia etwas anfangen. Beide Frauen sind dumm wie Bohnenstroh. Isa arbeitet in einer Videothek und gibt sich gerne kindischen Tagträumen über heiße Romanzen mit George Clooney und Konsorten hin und treibt damit ihren Chef langsam in den Wahnsinn. Pia ist Nagelstylistin. Beide Frauen haben die Intelligenz nicht gerade mit Löffeln gefressen und haben eigentlich nur zwei Hobbys: Sich aufhübschen und Männer vernaschen. Dabei schwelgt besonders Isa immer wieder in Selbstmitleid was ihre Falten und ich leichtes Übergewicht angeht, das Leben ist ja so ungerecht und schiebt sich dann gleich mal Pralinen und ein Eis rein süßt den Kaffe und Tee aber mit Süßstoff um Kalorien zu sparen und ist der Meinung Sport ist Mord.

Das Buch kann man grob in zwei Teile aufteilen
Teil 1: Männertaxis Gründen und Kerle testen (bis ca. S. 200)
Teil 2: Das betreiben des Männertaxis und abarbeiten aller gängigen Klischees.

Man sieht es in diesem Land als lustig an, dass sich eine Frau wie ein Mann verhält. Entweder ist das mit der Gleichberechtigung ein Mythos oder es wird einfach mit zweierlei Maß gemessen. Man stelle sich vor nicht Isa sondern ein Mann hätte nachdem er verlassen worden wäre eine Callgirl Agentur gegründet, testet seine Angestellten selber, die nicht so hübschen schickt er seinem Kumpel rüber, damit er sie sich vornimmt. Und die wirklich hübschen, ja die behält er sich wie Isa, kostenlos zum persönlichen Vergnügen auf Abruf vor. Aber eine Frau darf sich wie eine Schlampe verhalten, denn weibliche Zuhälterinnen haben Seltenheitswert und nichts anderes ist Isa, eine Zuhälterin. Sie verlangt von ihren Männern 35% und sagt selber auf S. 194:" Ich beschäftige mich mit [...] Männern, die ich zunächst selbst vernasche, damit ich sie dann, wenn sie gut im Bett sind, an andere Damen vermittle, kostenpflichtig versteht sich."
Fazit: S. 237 steht „Die blöden Momente im Leben sind nur dafür da, die schonen noch besser zu machen.“ Dem stimme ich in abgewandelter Form zu. Die schlechten Bücher sind dazu da uns zu lehren, was ein gutes Buch ausmacht. Es kommt nicht darauf an, ob jemand lustig schreiben kann, es kommt auf die Geschichte, die Idee an, und die muss gut und durchdacht sein.
Zwei dumme Schnepfen, die einen illegalen Callboyring aufziehen und die Angestellten selber testen finde ich nicht lustig.

Mea Culpa, es gibt doch einen Kossi Bonus von einem zusätzlichen Stern.

7 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2010
Die fünfte Frau / Kurt Wallander Bd.7 (2 Audio-CDs)
Mankell, Henning

Die fünfte Frau / Kurt Wallander Bd.7 (2 Audio-CDs)


sehr gut

Im Herbst 1994 ereignen sich in Schonen drei grausame Morde. Ein alter Hobbyornithologe fällt in eine Grube und wird auf Bambusstangen aufgespießt. Ein zweiter Mann wird gefangen gehalten, fast nackt an einen Baum gebunden und erwürgt. Ein dritter Mann wird in einem Jutesack verschnürt mit Gewichten in einem See ertränkt. Die Opfer weisen keine Gemeinsamkeiten auf und Kommissar Wallander steht vor einem schier unlösbaren Rätsel.

Dieses Hörspiel wurde 1999 vom WDR in zwei Teilen produziert:
Teil 1: Die Sprache des Mörders
Teil 2: Die Vergeltung

Es handelt sich also wieder nicht um ein Hörspiel des Hörverlages, wie bei den ersten 3 Teilen, sondern um eine Radioproduktion. In diesem Fall jedoch eine sehr gelungene Produktion. Der WDR ist bekannt für seine hochwertigen Hörspiele und hat hier für die Hauptrolle Ulrich Pleitgen engagiert. Leider ist er zugleich auch Erzähler, was ich ein wenig ungeschickt finde. Allgemein ist Pleitgen ein wirklich hervorragender Hörspielesprecher, aber leider passt er für mich nicht wirklich auf die Rolle des Kurt Wallander.
Diese Produktion ist eine klassischer Hörspielkrimi. Leider fehlt ihm komplett die düstere Schwedenatmosphäre, man könnte fast glauben einen Tatort zu hören.
Der Fall an sich ist mir ein wenig zu abgedreht. Es gibt keine wirklichen Ermittlungen. Wallander und sein Team klappern Mordschauplätze ab, tappen im Dunkeln und lösen diesen Fall eigentlich nur durch einen Zufall. Ein fast perfekter Mord sozusagen mit abgehobenem Motiv.

Fazit: Solides Radiohörspiel des WDR aus dem Jahre 1999, mit sehr guten Sprechern, dem es leider jedoch an Atmosphäre fehlt. Das Fall an sich ist irgendwie zu unrealistisch und die Ermittlung ein Zufallsprodukt.

Dieses Hörspiel wurde bereits mehrfach aufgelegt und ist in unterschiedlichen Ausgaben erhältlich:
ISBN 3899401565 / 3867171165 / 3867175985 / 3895846791

Bitte nicht mit dem von Ulrich Pleitgen gelesenen Hörbuch verwechseln:
ISBN 3899037790

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2010
Hart aber Hilde
Haskamp, Bettina

Hart aber Hilde


gut

Pia, 42, Floristin in Bad Zwischenahn und allein erziehende Mutter eines schwer pubertierenden siebenzehnjährigen Jungen. Als wäre das nicht genug, ließ sie der Erzeuger ihres Sohnes auch noch mit einem großen Haufen Schulden sitzen und hat sich seit Jahren nicht mehr gemeldet. Pia kommt mit 3 Jobs mehr schlecht als Recht über die runden als sie eines Tages auch noch eine alte Frau überfährt. Wer hätte gedacht dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein sollte.

Alleinerziehende Mutter mit Schulden auf dem Weg zum Glück. Ja das beschreibt es wohl ganz gut. Natürlich muss sie erst einmal durch ein Tal der Tränen, das gehört sich so, aber zum Schluss wird alles gut. Das Buch liest sie wie einer der ZDF Familienfilme nach 20 Uhr. Man fängt an und weiß wie es weitergeht und aufhören wird, dabei sind einige Wendungen einfach nur unglaubwürdig und konstruiert, wie die ganze „Wer wird Millionär“ Episode.

Dieser Roman hat durchaus wundervolle Aspekte, vor allem die Freundschaft zwischen Hilde und Pia. Diese Freundschaft über die Generationengrenze hinweg ist äußerst erfrischend, vor allem weil Hilde oft jünger und energischer wirkt als die viel jüngere Pia. Hilde nimmt kein Blatt vor den Mund, und macht durchaus auch mal ein Witz über das näher rückende Ableben.
Pia hingegen geht mir teilweise einfach nur auf die Nerven. Sie ist nur mit sich und ihren Problemen beschäftigt und kümmert sich dabei wenig um ihren Sohn. Sie verschwindet einfach mal für eine Nacht bei ihrem Liebhaber und lässt ihren Sohn allein und ärgert sich dann ihn bekifft mit Freunden im verwüsteten Wohnzimmer vorzufinden. Sie vergisst, dass er auf Konzerte wegfährt, oft denkt sie gar nicht an ihn und er scheint häufig erwachsener als sie, besonders als sie nach ihrer Spontankündigung schmollend im Bett liegt.
Ja Pia ist in gewisser Weise eine patente Frau, sie hebt sich von anderen Chick-Lit Characteren durchaus ab, aber sie ist oft auch ein typisch dummes Weibchen wie eben in den anderen Romanen, nur nicht so lustig. Eine Mischung aus eine Frau geht ihren Weg und ach ich bin so eine hilflose allein erziehende Mutter gepaart mit einigen unglaubwürdigen, teils sehr gezwungenen Wendungen.
Ich kann nicht verstehen, warum Pia keine Privatinsolvenz angemeldet hat, da wäre sie schon längst schuldenfrei, des weiteren hätte ich die Adresse meines Ex den Schuldnern sofort verraten und ihn seine Schulden selber zahlen lassen. Überhaupt ist der ganze Schluss unglaubwürdig und irgendwie glatt gebügelt. Es wirkt, als währe Pias schweres Opfer nur eingebaut worden, damit die Geschichte nicht zu perfekt endet.

Des Weiteren sind die Personen dieses Romans unterschiedlich gut charakterisiert. Da ist zum einen Pia, die Hauptperson. Sie ist eine sehr klischeehafte allein erziehende, chaotische Mutter und durchaus soweit realistisch und lebendig dargestellt. Auch Hilde Liebig ist eine wunderbare Person, auch wenn sie nur eine Nebenrolle spielt, so scheint sie oft lebendiger und echter als Pia. Schlimm jedoch sind Felix, Pias Exchef und Wer wird Millionär Junkie und Hildes Sohn, die wirken wie Karikaturen ohne wirklich witzig zu sein.

S: 112 dann ein wirklich gruseliger Fehler. Womit atmen Bäume mit Baumspalten. Arrrrg, die atmen mit Stomata oder Spaltöffnungen nicht mit Baumspalten!

Fazit: Nett, mehr nicht. Ohne die Figur der Hilde, die mich stark an meine Großtante erinnert, währe der Roman gähnend langweilig gewesen.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2010
Die falsche Fährte / Kurt Wallander Bd.6 (3 Audio-CDs)
Mankell, Henning

Die falsche Fährte / Kurt Wallander Bd.6 (3 Audio-CDs)


gut

1994, Schweden um Mittsommer. Vor Kurt Wallanders Augen übergießt sich ein junges Mädchen mit Benzin und verbrennt sich mitten auf einem Rapsfeld. Kurz darauf beginnt Serienkiller seine Opfer zu skalpiert, darunter der pensionierter Justizminister Gustaf Wetterstedt, ein reicher Kunsthändler und sein Hehler.
Wallander fällt auf, dass im Umfeld der Opfer auffällig viele psychisch gestörte junge Frauen existieren. Worin besteht die Verbindung der Opfer?

Ein wirklich gelungener Kriminalfall aus der Feder Henning Mankells. Die Grenze zwischen Opfer und Täter verschwimmt und man wünscht sich fast, dass es dem Serienmörder gelingt seine Mission zu erfüllen. Böse sein kann man ihm jedenfalls nicht, denn das Hauptthema dieses fünften Wallaner Krimis sind Zwangsprostitution und Mädchenhandel.
Am Fall liegt es also nicht, dass dieses Hörspiel so schlecht ist.
Während die ersten 4 Folgen vom Hörverlag produziert wurden und wirklich mit sehr guten Sprechern und einer hervorragenden akustischen Kulisse versehen waren, sind dieses als Hörspiel angepriesenen drei CDs etwas vollkommen anderes, als auf der Hülle steht. Am besten beschreibt es wohl der Begriff inszenierte Lesung, den die meiste Zeit spricht der Erzähler Peter Matic die Geschichte, ab und an unterlegt von Trommeln. Zwischendurch werden steife Dialoge gestreut. Hermann Beyer spricht dabei Kurz Wallander und lispelt die ganze Zeit, auch die restlichen Sprecher klingen, als wenn sie gleich im stehen einschlafen würden.

Fazit:
Ich fühle mich nach den 4 hervorragenden ersten Episoden einfach nur betrogen. Hier hat man dem Hörer ein SFB-ORB/HörVerlag „Hörspiel“ aus dem Jahr 1999 von 218 Min Länge untergeschoben, das weder Fisch noch Fleisch, weder Hörspiel noch Lesung ist und das einfach nur unglaublich langweilig ist. Am Anfang als der Erzähler erst einmal Stundenlang spricht habe ich mich erst gefragt, ob es nicht doch nur die Lesung des Buches ist, aber dann kamen irgendwann die ersten Steifen, schlaftablettigen Dialoge.
5 Sterne für den Krimi und 1 Stern für die Hörspielbarbeitung machen in der Summe 3 Sterne

Das Hörspiel ist in drei verschiedenen Ausgaben erhältlich:
ISBN 3899402561
ISBN 3867171157
ISBN 3867175977

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2010
Der Mann, der lächelte, 2 Audio-CDs
Mankell, Henning

Der Mann, der lächelte, 2 Audio-CDs


sehr gut

Kommissar Kurt Wallander leidet schwer darunter dass er in seinem letzten Fall (die weiße Löwin) zum ersten Mal einen Menschen erschießen musste. Er ist bereits seit einem Jahr krank geschrieben und will seinen Dienst quittieren. Da bittet ihn Sten Torstensson, der Anwalt der seine Scheidung bearbeitete, ihn darum den Tod seines Vaters aufzuklären. Sten glaubt nicht an einen Autounfall und tippt auf Mord. Wallander lehnt zunächst ab.
Am Tag seiner Frühpensionierung erfährt Kurt vom Tod des jungen Sten Torstensson und entschließt sich weiterhin Polizist zu bleiben, nach langer Zeit endlich spürt er wieder das Jagdfieber, das sich mit einer Ermittlung einstellt und das will er nicht missen.
Schon Bald findet sich Wallander in einem gefährlichen Dickicht aus Wirtschaftskriminalität und anderen illegalen Machenschaften verwickelt, und auch er gerät ins Fadenkreuz der Täter.

Dies ist der vierte Fall aus Henning Mankells Wallander Reihe. Ein Jahr ist vergangen seit dem Roman „die weiße Löwin“. Wallander war gezwungen einen Mann zu erschießen und noch immer macht er sich deswegen schwere Vorwürfe. Er ist depressiv und will seinen Dienst quittieren. Kurt Wallander war schon immer ein schwermütiger Charakter, in dieser Folge jedoch ist es noch depressiver als sonst. Der Fall an sich jedoch ist nicht so düster wie gewohnt. Es geht hauptsächlich um Wirtschaftskriminalität und dass auch in Schweden die Behörden zögern den Reichen und Mächtigen nahe zu treten. Nur Wallander verfolgt verbissen diese Spur und lässt sich von Geld und Macht nicht einschüchtern. Selbst Anschläge auf sein Leben und erst Recht nicht Anschläge auf Bekannte lassen ihn zurückschrecken, ganz im Gegenteil.
Der Fall ist sauber ermittelt und umsichtig auf Hörspiellänge gekürzt worden. Das Hörspiel wurde 2002 vom Hörverlag produziert und mit denselben Sprechern wie die drei Hörspiele davor besetzt. Den wirtschaftlichen Verflechtungen der verschiedenen Firmen konnte ich nicht ganz folgen, diese sind letztendlich für den Fall eher nebensächlich.
Mittlerweile wurde das Hörspiel mehrfach neu aufgelegt und ist in vier verschiedenen Ausgaben zu haben:
ISBN 3895845108 / 3867170444 / 389940114X / 3867175950
Fazit: Gelungenes, atmosphärisches, schwedisch düsteres Krimihörspiel, mit guten und recht unverbrauchten Sprechern auf 2 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 107 Minuten.

Insgesamt ist mit der Fall jedoch ein wenig zu abgedreht, zu extrem, zu unglaubwürdig. Auch wenn er soweit sauber ermittelt ist, stößt mit ein wenig bitter auf, dass Wallander nach einem Jahr Depression gerade bei diesem Fall so spontan und ohne Nachwirkungen ins Leben zurückfindet und der spezielle Zweig in welchem der lächelnde Mann sein Geld verdiente ist einfach irgendwie unglaubwürdig.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.